DieHrokburgs. <2. Fortsetzung.) Eins bedrückte ihn: Trissie. Er war gerade zwei Jahre Leutnant, eine Familiengründung gewesen sei: Ein Dutzend Guttmann hatten ihre Sparkassenbücher zusammengelegt, damit er die kleine Fabrik überneh men tonnte. Vorher sei er Werkfüh rer bei Giesecke Cohn gewesen. Es war gar nicht zu verstehen, wie die eigenwillige, >o sehr auf Fami lienehre verpichte Trissie diesen Bür ger zum Manne nehmen konnte. Sie schrieb oft mit ihren großen, steifen Buchstaben lange Briefe an Bern hard; Herr Julius Guttmann fügte mit seiner dicken Handwerkerhand schrift jedesmal einen Gruß hinzu. Die Briefe waren immer froh und herzlich: ob Bernhard nicht den näch sten Urlaub bei ihnen verbringen, ob «r nicht zu Weihnachten kommen wolle, ob man ihn nicht zu einer Fußtour durch den Harz einladen dllrf«. Bernhard antwortete kurz und abweisend: er habe über seinen Urlaub bereits disponiert, es ginge ihm gut, und er danke sür die Zigar ren. Doch nach zwei Jahren be gann er sich in die Tatsachen zu fü gen: er kam für Sonnabend und Sonntag gelegentlich zum Besuch nach Berlin herüber. Trissie fand ec verändert. Sie war durchaus nicht so schmiegsam und zärtlich wie in ih ren Briefen; sie nannte sein Beneh men einfach albern, setzte durch, dag er mit Julius Brüderschaft trank, sagte, er sei ein aufgeblasener Ben gel, und drückte ihm jedesmal zum Abschied ein Zwar.gzigmarkstück in di« Hand. Her- Guttmann war «nt zückt, einen Leutnant zum Schwager zu haben, er führte ihn in Wein stuben, hielt ihn frei, und jeder Kell ner bekam zu hören, daß der Herr Leutnant ein Baron sei. Wenn Tris sie dabei war, war er kleinlaut. Sie schulmeisterte ihn: „Lieber Julius, man stützt nicht beim Essen die Ellbo gen aus den Tisch". „Lieber Julius, es ist unpassend, mit vollem Munde zu sprechen. Wie oft soll ich dir das sageii/ alles gesallen. Maus, sei wieder gut." Von dem kleinen Halbbruder Botho war immer seltener die Rede: Trissie hatte sich in den ersten Jahren bei Herrn und Frau Hebenstreit häusiger nach seinem Befinden erkundigt; die Antworten waren >urz und immer gleich: „Dem jungen Baron ergeht es ausgezeichnet." „Der junge Ba ron sieht unserer geliebten Tochter immer ähnlicher." Uebrigens war Herr Hebenslreit Kommenzienrat ge worden. Julius es in einer Zeitung gelesen. Bernhard hatte einen Freund, den er vcrgöttkrt«. Leutnant von Krams dors war der einzige in der ganzen Division, der das Examen aus An hieb geinacht hatte. Von Kramsdors war aber auch ein Genie: gegen ihn war der Klügste immer noch ein Dummkopf zu nennen. Natürlich hatte er auch Glück: er gerade mußte es sein, der auf der großen Lan dungsbrücke in Binz auf Rügen dane ben stand, als ein Kind ins Wasser fiel. Er holte das Kind heraus und bekam die Rettungsmedaille und von dem Vater des Kindes obendrein einen schweren, silbernen Taselaussatz, für den der Goldhändler Aron in Den zin unbesehen tausend Mark bot. Er mußte es sein, der mit auf die Chi- Walderseeschen Stabe altachiert wur de und mit drei Orven heimkam. Ihm war der Große Generalstab sicher. Bernhard schloß sich ihm rückhallslos an; von ihm ließ er sich schlecht be handeln, von ihm ließ er sich aufrüt teln, ihm vertraute cr seine geheun sahrungen an. Alle Briese an Trissie handelte» von dem Freunde Kroms dorf, Trissie sandt« Grüße an ihn, Kramsdors «rwidrrt« artig diese Grüße; Kramsdorf machte gelegent lich seines Ausenthalts in Berlin bei Guttmanns Besuch. Trissie und ihr Man» waren begeistert, und Krams dors stand bei der zweiten Guttmann schcn Tochter Pate. Bernhard war selig, wenn cr abends auf das Zim- Bortrag über militärische Fragen hielt. Bernhard saß stolz und geehrt in seinem Sessel, bemühte sich jedes- daS ist Ihr bestes Talent", sagte der Vergötterte, „deshalb sind Sie mir so we-tvoll! Wer, wie ich, sich viel mit ernsten großen Dingen beschäftigt, dierekt Bernhard strahlte. Der lange Osterloh, der so viel Geld hatte, dir dicke Schmittgen, Platz gestellt, der Bernhard, als d'in des Alleinseins zu sehr mit dem Charalter Kramsdorfs beschäftigt. Jetzt glaubte er auch Fehler an dem vergötterten Freunde entdeckt zu ha ben. Als er das nächstemal in Ber lin war, vertraute er diese Fehler Trissie flüsternd als tiefes Geheimnis lich. " "" „Nun, mit Damen versieht er doch nicht umzugehen", sagte Bernhard ganz entrüstet. „Er ist doch vor Ber legenheit steif wie ein Stock, wenn er Trifft Wurst, für fünf Pfennig Brot, für Major der Landwehr von Hahn- Retzow, Majoratsherr auf Retzow, dick, großartig in seinem Austreten, Whistspieler; die Gattin, schlank, eng litz ein trauriges Lächeln/eine Gebo rene von Ochlitz, ebenfalls alter Pro vi»zcidel. Elly war von vier Töch ein Wort dcr E/lärung zwischen bei den gefallen, tinnoch glaubte cr zu wissen, daß es kaum ciner solchen Erklärung bedurfte. Sie grüßte ihn mit dem traurigen Lächeln, das sie von der Mutter geerbt hatte, wenn sie in den Ballsaal trat, sie wandte spät in der Nacht, wenn der Sall zu Ende war, noch einmal rasch den Kops und warf ihm, immer nur gerade ihm. wieder denselben traurig lächelnden Blick zu. Erst Kramsdorf belehrte holten Art des Grußes das sichere öigung einen gut bürgerlichen Aus weg zu geben: „Was wollen Sie, Trostburg? Sie sind verliebt in das Mädel, und das Mädel macht Ihnen Augen wie Mühlräder. Daß der Vater Geld hat, ist bombensicher. Die Kaution wird er Ihnen mit lcich ich höre, daß er ein Knicker ist. Wenn d«r Vater erst mal über dem Sofa hängt, ist «r seine blanke Million wert. Außerdem gute Familie. Also setzten Sie den Helm auf, gürten Sie fahren Sie nach Retzow und machen Sie Ernst: Ich bin sicher, die Schwie germutter steht mit gezücktem Ge rung zu mache». Kromsdorf dräng te: Er dürfe das Mädel nicht ins Gerede bringen; überall, wo er hin- Zagb aus Retzow mit traurigem Be scheid zurück: „Die Sache ist wider Erwarten schief gegangen, Trostburg. Ich brauchte natürlich Nicht viel zu sagen. Der Alte war vollständig vor bereitet. Er wurde sehr offiziell, klopfte sich auf den Bauch und grunzte, daß er keimn Offizier in der Familie brauchen könne. Kein dis ponibles Vermögen, die Herren Söh ne brauchten alles. Ich drängte na türlich auf etwas präzisere Angaben: mehr als die Hälfte des Kominmiß vermögens könne er nicht flüssig ma chen. Ich meinte natürlich sorsch und gottesfürchtig, daß er denn doch seine Verhältnisse sehr Da Wierde der Alte elegisch, sagt«, daß kundigung«n über Sie durchaus gün st gewesen seien, -ia, kurz und gut, ich solle ihnen aber entschieden ab ra'en. Was ich hiermit tue, Trost burg. Nehmen Sie an, der alte Herr kaun Ihnen sünszig Tausend geben Nihmen Sie an, Ihr Schwager Ju lius zieht sein dickes Portemonnaie uid gibt Ihnen den Rest von sechs uni,dreißig Tauseno. Damit ist Ih nen noch nicht vir! geholfen. Sie iverden ein unfreier Mensch. Sie kommen mit den Zinscn nur im al lci!ctzten Notfall aus. So «ine junge Frau, und wenn sie noch so verniins ! ist, braucht allerhand, wovon Sie Ahnung haben. Ist sie noch nel'nbei verwöhnt, elegant, will sie dra»' Da gibt es nur daS eine, di: zusammemnzubeiß«n und sich aus dein Sinn zu Trostburg schüttelte trübselig den Kopj: „Und was yat denn eigentlich Kräuliin Elly von Hahn gesagt?" Kramsdorf zuckte die Achseln. „Sie wurde nicht weiter in die Debatte gezogen, Essen kam sie nicht Trostburg starrte verzweifelt vor sich hin. Das war alles. Er wollt? sich versetzen lassen. Er wollt« den Abschied nehmen und Landwirt wer den. Er wollte sein«n Schwager Ju lius bitten, ihn in die Fabrik auf zunehmen. Er hatte hundert wirr» Ideen im Kopf. Kramsdorf wollte ihm Mut zu reden: Es gäbe noch tausend ander« aus der Welt. Er solle hier blei den, das sei das verständigste. Den Kopf halten und tun, als ob nichts gewesen sei. Und jetzt soll« er so fort mit ins Kasino kommen und mit ihm eine kalte Ente trinken. Bern hard wehrte mit leidender Miene ab. Er sei nicht fähig unter Menschen zu gehen. Er wolle allein sei». Kramsdorf schlich sich davon. Ein paar Tage später begegnete ihm Elly von Hahn auf der Haupt straße der Stadt. Er gewahrte sie erst, als si« dicht vor ihm stand. Si« trug ihr schwarzes, enganliegendes Reitkleid und den seidenen Hut, sie hielt in der Hand, welche das lange Kl«id raffte, die silberbeschlagene Peitsche. „Guten Tag, Herr von Trostburg." Sie gab ihm die Hand und sah ihn voll an. Bernhard war dunkelrol geworden. „Ich muß zur Reitbahn, wir reiten heut zum ersten Mal- Quadrille. Mein Gott, so stehn Sie doch nicht auf einem Fleck. Be gleiten Sie mich. So sagen Sie doch ein Wort." Bernhard hatte ihre Hand fahren lassen, sah zu Boden und stotterte: „Meine All-rgnädigste, ich muß un tertänigst um Verzeihung bitten, daß ich gewagt habe, meinen Freund zu Ihrem Herrn Vater zu schicken" . . . Sie sah ihn wieder voll an, und er merkte, daß ihre Augen feucht wurden. „Ich wußte, daß es so kommen würde. Ich konnte es nicht ändern. Wir haben beide kein Glück, Herr von Trostburg." Er geleitete sie bis zur Reitbahn, sie trafen unterwegs Bekannte, sie bemühten sich, von gleichgültigenDin gen zu sprechen. Er verabschiedete sich mit tiefer Verbeugung. Als er nach Hause gekommen war, schloß er sich in sein Zimmer ein und lief eine stunde lang auf und ab. Ihn packte ein wütender Schmerz. Alles war verloren. Es gab nur einen Ausweg: sich schleu nigst v«rs«tzen zu lassen. Doch Wochen vergingen, und Bern hard kam zu keinem festen Ent schluß. Er steckte gerade jetzt mehr denn je in kleinen, lästigen Schulden, er quälte sich in dem Gedanken, nun vielleicht in eine neue Garnison zu kommen, wo er mit seiner kleinen Zu lage nicht auskam, er besorgte die Kosten des Umzuges, die Kosten der verschieden«» notwendigen Abschiess feiern. Und dabei blieb es. Er ver änderte sein Wesen nicht. Nur wenn er Elly von Hahn gelegentlich wie dersah, war er sür ein paar Tage verzweifelt. Darüber verging ein halbes Jahr. Eines Tages wurde Kramsdors Oberleutnant. Bernhard war der erste, dem er es mitteilte. Er war ganz berauscht von seinem Glück. „Jetzt nur »och «in paar Monate, und Sie sollen sehen, ich lomme in de» Generalstab." „Ich werde Sie sehr vermissen", sagte Bernhard. Sie gingen ins Kasino und tran ken Sekt. Die Kameraden kamen, einer nach dem andern, und gratu lierten. Kramsdorf bewirtete alle, eine laute Fröhlichkeit begann, und Als Kramsdors schweren Schrittes faßte Bernhard an einem Rockknopf und lächelte betrunken: »Sie sind mein Freund, Trostburg, Sie sind weiß Gott mein einziger Freund, die andern sind alle Neider. Keiner sreut sich über m«in Glück, bloß Sie, Trostburg; also Sie sind mein Freund, Trostburg ... Ich werde es Ihnen sagen, Trostburg ... es ist noch ein Geheimnis .... Ich komme erst mal auf ein halbes Jahr in die Lustschiffer-Abteilung . . . Nein, das ist es nicht, was ich Ihnen sagen wollte . . . Wir wollen zuHou s« noch einen Schnaps trinken . . . men, Trostburg, Ihnen kann ich «s ja sagen. Ich reise nach Westfalen, dort steht irgendwo ein Mädel . . . zu der will ich jetzt Hinsahren . . . Sie wartet schon lange aus mich... Was sagen Sie, sie heißt Leonore schöner Name ... der Alte hat eine Dampfmühl« . . . in drei Monaten Hundeleben auf . . . Sie sind mein Freund, Trostburg, mein einziger Freund, Sie müssen noch einen Schnaps mit mir trinken." . . . Am andern Tage kam Kramsdorf sehr blaß und ernüchtert zu Bernhard und bat um Diskretion über d«n In halt des Gesprächs. Doch versprach er sofort zu telegraphieren, wenn er sich verlobt haben würde. Er reiste auch tatsächlich nach Westfalen und kam nach zwei Wochen zurück. „Was sagen Sie. Trostburg wir können uns die Hände reichen. die Verlobung meiner Göttin mit ei nem Hauptmann der Artillerie zu seiern. Es ging alles ganz glatt. Ich habe tüchtig gefeiert. Es ist nichts mit den Weibern." Die Freunde schlössen sich wieder fest aneinander an. In dem neunten Jahre seiner Leutnantszeit traf Bernhard ein glück liches Ereignis: die Großtante Ma thilde in Alten - Wussow, die jün gere Schwester von Tante Klementine. war eines seligen Todes an Alters schwäche gestorben und hatte ihrem „treuen und inniggeliebten Neffen, d«m Königlichen Leutnant Herrn Bernhard Ottokar Chlodcwig Frei herrn von Trostburg, Edlem Herrn zu Remminghos, zu Totlach und Ammendingen" bare 2400 Mark hin terlassen, „mit dem Wunsche, der in niggeliebte Herr Nesse möge die se Summe nach Gutdünken zu sei nem besten Wohle verwenden, mit dem Anraten jedoch, den Betrag zur Aufnahme in den hohen Ritterorden der Johanniter zu benutzen, sobald der Herr Neffe den Rang eines Kö niglichen Hauptmanns ereicht haben Bernhard fand sich zu dem Lei chenbegängnis d«r alten Tante in Al ten-Wussow ein, wurde bei dem Ka mmerherrn Generalmajor Grafen Reith-Diegenow einquartiert und ge noß zwei Tage lang die Ehre, als Träger des altadligen Namens derer von Trostburg hofiert zu werden; dies besonders von der Reithschen Familie, die vier heiratsfähige Töch ter besaß. Die Stiftsdamen des Klosters von Alten-Wussow lebten in kleinen, von die im Halbkreis um «ine uralte go tische Kirche gebaut waren. Vor jedem Häuschen lag ein kleiner Gar verschlossener blauer Livree mit silbernen Knöpfen besorgten die Auf wartung; das Innere der Häuser Wirtschaft. Die verstorbene Tante Mathilde war in der Stiftskirche aufgebahrt. vor dem Altar, in hohen silbernen Kand«labern brannten Kerzen, und uni den Sarg waren di« großen. die die adligen Familien der Nach barschaft gesandt hatten. Der Dorf pttdiger pries mit näselnder Stim ßen die alten Konventualinnen in ihrer Ordenstracht, jede ein großes, silbernes Kreuz auf ixr Brust. Dann wurde der Sarg zur Kapelle getra gen. Bernhard schritt als Erster hinter dem Sarge, den Helm in der rungspriisident. In der Kapelle sprach noch einmal der Klosterpropst Generalmajor Graf Reith und legte das Trostburgsch« Wappen auf den Sarg. Dame mit weißem Haar und goldener Brille, sie saß zwischen ihren alten Mahagonimöbeln, unter den Fami lienbildern und Porzellansiguien, hatte «ine Tasse Kaffee vor sich stehn und wies Bernhard einen Platz auf dem schwarzen Roßhnarsosa an; sie redete vom lieben Gott, der alles zum Besten führen würde, und vom Kam merherrn Grasen Reith, der der vor nehmste Kavalier in der ganzen Mark sei; sie wickelte die silberne nervös um die dürren, gelben Finger, sah Bernhard, der steif, mit zusam mengepreßten Knien vor ihr saß, zu wiederholten Malen scharf über ihre Brille hinweg an, redete immer wei ter von Exzellenzen, Baronen und Grafen, entsann sich auch gelegentlich, daß Bernhard noch zwei Geschwister habe, und unterbrach ihre Reden im mer wieder mit den Fragen: „Bern hardchen, du spielst doch auch nicht etwa? Bernhardchen, du gibst dich doch auch nicht etwa mit leichtfertigen Personen ab? Ich könnte dich nicht lieben, Bcrnhardchen, wenn ich so et was erführe . . . Dein seliger Va ter, der in zweiter Ehe eine Mes alliance schloß, hatte so eigene An sichten von der Moral . . . Sie wur den sein Verderb ... ich habe ihm so oft gesagt: Eberhardchen, sie müs sen dich zugrunde richten ... die An sichten. Bernhardchen, meine ich na türlich." Bernhardchen faßte sich ein Herz, preßte seinen Helm auf den Ober- heuchlerischen Augenaufschlag. Es sei ja so ungeheuer schwer, als Leut nant mit fünfzig Mark Zuschuß aus in Anbetracht seiner guten Lebens führung ... er meine, weil er sich doch nie etwas habe zuschulden kom- Klementine und schien gleichfalls ge rührt. Dann sah sie den Neffen wieder scharf über die Brillengläser noch einmal befohlen. Tante Kle mentine kam jetzt auf das „kleine Vermögen" zu sprechen, das die Ent schlafen« Bcrhard vermacht hatte. Ue ber den Wunsch der Tante, Bernhard möge sich für das Geld den Johan niterorden kaufen, ging sie schnell hinweg. Di« gute Mathilde sei im mer «twas unpraktisch gewesen Es sei doch wohl das beste, wenn sie das kleine Vermögen für Bernhard ver walte: sie wolle es mit fünf Prozent verzinsen. Das müsse doch auch Bernhard recht sein, da er so solide Ansichten über seine sparsame Le bensführung geäußert habe. Bernhard trat der Angstschweiß auf die Stirn. Er machte über schwengliche, dunkle Andeutungen, daß er sich so gefreut hab«, jetzt über «in eigenes Vermögen disponieren zu können. Die Tante hatte Augen wie ein alter Hahn. Sie schob ihre Brille weit aus die Nase und sah Bernhard mißbilligend an: „Bernhardchen, du machst mir doch auch nichts vor? Bcrnhardchen, du willst doch deine alte Tante auch nicht belügen? Dein seliger Vater, der tonnte auch immer solche Reden halten... ich habe noch alle seine Briefe. Wenn der um Geld bat, so hieß es auch immer: „Dein stets getreuer Neffe", und wenn er das Geld hatte, dann war es im Handumdrehen dahin ... Bern hardchen, ich halte es doch für das beste, wenn ich dir das schöne Geld Bernhardchen entwickelte eine stau nenswerte Beredsamkeit. Er wisse ein linternehmen, wo er das Geld mit mindestens acht Prozent anlegen könne, die Großtante müsse doch überzeugt sein, daß er kein Verschwe nder sei. Nein, er ließ nicht locker. Er müsse das Geld ganz notwendig haben. Er habe sich das nun einmal in den Kopf gesetzt, und die Tante könne mit ihm machen, was sie wol haben. Nun ging die Großtante Klemen tine zum zweiten Mal« an den Schreibsekretär, holte vor den hun grigen Augen des Neffen ein großes Paket Banknoten heraus und zählte davon vierundzwanzig Hundermark scheine ab. Sie zählte sie dreimal durch, bevor sie sie ihm gab. Er be kam sogar noch seine fünfzig Mark für den kommenden Monat, der Portoersparnis halber, hinzu. Dann redete Tante Klementine noch mehr fach vom lieben Gott und vom Kam merherrn Grafen Reith, reichte di« Hand zum Handkuß, erwähnte noch nicht unterlassen, ihrem Kammerdie ner Christoph ein kleines Trinkgeld zu geben. „Nur fünfzig Pfennig, geS Zivil" in Auftrag gab: stchtn, und der Kellner hatte gerade vor ihm sechs Kisten importierte Zi garren aufgestapelt. Da kamen Arm Christian von Lengenfeld, der Ulan, und der dicke Westensee, der Garde- Husar. „Hallo, Trostburg! AlteZ Land, was treibt dich hierher?" Der kleine dicke Westens«« zog prüfend di« Champagnerflasche aus ry?" (Forrsetzung folgt.) Bekanntmachung. Heute such wird der Darsteller der Titel rolle als Zugabe nach Schluß der Sau aus der Wolfsschlucht auffüh ren. Die Direktion. Für die Küche. Kalbszunge mit Blumen» ?ohl. Man kocht drei bis vier Kalbszungen in Salzwasser beinahe weich, häutet sie, schneidet sie zierlich zu und dünstet sie dann in 3 Unzen Butter vollends gar. Inzwischen setzt man Blumenkohl mit Wasser und« und löst das Fleisch von den Knochen. 3 Unzen Butter, Mehl und einer Zwicbcl uni» bestreut, wird das Fleisch zu Tisch Gebackener Hecht. Der Hecht wird gut gereinigt, gespalten und in Stücke geschnitten. Dann macht man Schnitt an Schnitt d«r Breite nach, doch nur durch die obere Haut, uni» salzt sie ein. Nach V 2 Stunde trocknet man sie ab, wendet sie in Ei uni» Weißbrodkruinmen, für einen gewöhn lichen Tisch in Mehl um und läßt sw in einer offenen Pfanne, worin reich lich Butter oder Backfett gekocht unt» still geworden, kroß und hellbraun werden. Damit der Fisch nicht wieder weich werde, darf man ihn nicht früher backen, bis es Zeit ist, ihn zur Tafel zu geben. Rührei mit Gemüse. Eiir gutes Rührei kann mit in Butter ge schmorten Erbsen oder mit kleinen» in Salzwasser abgekochten und iir. Butter geschwenkten Spargelstllckcn garniert werden. Ebenso paßt hierzu jede Art von in Butter geschmorten Pilzen. Gemüse sowohl als Pilze »önnen mit feingehackter Petersilie be streut sein. Kümmel - Plinsen. Man verquirlt ein halb Pint Milch mit Z Eidottern, 4 Unzen geriebener, gesieb ter Semmel, oder gestoßenem Zwie back, einem Eßlössel Mehl, zwei Tee löffel gestoßenem Kochkümmel. etwaK Salz und dem zu steifem Schaum geschlagenen Weiß der drei Eier. In zerlassenem Speckfett, aus dem ina» die Grieben entfernt hat, damit sie nicht zu dunkel werden (nach Beliebe» kann man später die fertigen Eierku chen mit den warmgehaltenen Grieben lestreuen), bäckt man von der Masse nicht zu dicke Kuchen. Fischgu lasch. 3 —4 Pfunk» Fische, die von zweierlei Art sein kön nen, also z. B. Aal und Hecht, wer den gut gereinigt. g«häut«t, in kleine! Stücke zerlegt, gesalzen und A Stun den fortgestellt. S bis 6 Zwiebeln schneidet man feinwürfelig, dünstet sie in Pfund Butter gelb, fügt eine Messerspitze Paprika dazu, gibt die Fischstücke hinein und läßt sie darin, aus sehr gelindem Feuer weich diiiv- Obertasse saure Sahne, die man mit einem halben Teelöffel Mehl ver quirlt hat, dazu, läßt alles aufkochen, macht die Sauce mit einigen Tropfen Zitronensaft pikant, schmeckt ab und richtet an. Beim Einquirlen der Sahne muß man vorsichtig sein, da mit die Fischstücke nicht zerbröckeln. Dazu Makarroni und Salzkartoffeln. Fett befreit, gut geklopft und für 24 Stunden in saure Milch gelegt, dann wäscht man sie ab, reibt sie mit SalK' ein und dünstet sie im Bratosen mit wenig Wasser, einigen zerschnittenen Zwiebeln, Wurzelwerk, Zitronenschei ben und einigen Pilzen gut zugedeckt. kocht. Inzwischen hat man ein reich liches Stück fetten oder nach Belieben