lieNtisr »achMrirn. (13. Fortsetzung.) Gerta schrak aus ihr«n Sinn«n. Es hatte an die Tür gellopft. und Frau Möllner trat herein. Sie brach te einen Brief und sagte: „Entschuldigen Sie nur doch der Mann wartet auf Antwort." Welf«n nahm den Brief und sah, daß er an Frida Groner gerichtet aus ihrem Schlaf stören lonnte, keine Freude, kein Leid. Er sah G«rta an „Sollen wir ihm öffnen? Er ist vom Direktor des SommertheaterS." „Natürlich, lieber Freund öff nen Sie rasch." Welsen las, dann zuckt« er die Ach seln. „Der Direktor bietet Frida «ine Abfindungssumme, «ine Entschä digungssumme an. Ich denke, wir lassen alles beim alten und wühlen nichts an die Öffentlichkeit." „Ja, ich bin auch dieser Meinung. Schreiben Sie dem Direktor einige Antwortzeilen." Welsen warf flüchtig ein paar Zei len auf seine Visitenkarte und über gab sie der Möllner. Die nahm sie und sagte ein wenig stockend: „Was ich noch sagen wollte wie ist es, wir müssen doch anmelden?" Welsen griff sich an die Stirn. Daß da auch noch andere Sachen zu tun waren nüchterne, häßlich«, wie der ganze Begräbnisakt daß der Mensch nicht einfach hinausge tragen werden kann unter irgend einen grünen Ras«n, über den sich ein Waldbaum neigt. Daß da alles Mögliche in Szene gesetzt werden muß, um einem müde gewordenen Menschenkinde das letzte Plätzchen zu sichern. Aber diese nüchternen, prak tischen Sorgen rissen aus dem See- Wirklichkeit zurück. Welsen sagte nach kurzem Nach denken: „Ich habe einen guten Freund, der Arzt ist. Der wird Herzschlag konstatieren. Für Sarg, Anzeige und Telegramm werde ich sorgen. Al liebste Frau Gerta? Unter Beihil fe von Frau Möllner. Und jetzt gehe ich. Leider muß ich auch noch meinen Beruf ausüben. Und vi«l leicht ist das ein Segen, den man indirekt spürt. Denn wenn ich nachzudenken beginne" Er brach ab und wandte sich ha stig um. Eine Weil« verharrte et runden, weichen Hut und reicht« Gerta wortlos die Hand. Gerta horchte dann auf seine leisen, sich me« zu der Toten hinein, hat te »vohl schon Abschied genommen. nach Heiligenblut verkehrt, kroch lang sam die Höhe am Berge Jsel hinan. Gerta hatte einen günstigen Platz. Serfälle stürzten donnernd zu Tale. Die Straße wand sich in vielen Krümmungen, und hinter jeder Bie ung sah man ein anderes, reizvol les Landschaftsbild auftauchen. Die junge Frau lehnte müde den Kopf zurück. Wie freute sie sich auf die stillen Arbeitswochen. Die letz bald können. Gleich nach der Beerdigung Fridas hatt« sie ihre Sachen gepackt, die Möbel In einer Fachzeitschrift las sie dann eine Annonze, die anlündigte, daß Schriftsteller «in ruhiges Heim zum ungestörten Arbeiten finden können. So hatte sie sich auf den Weg gemacht, ohne lange zu forschen und zu zweifeln. Nur fort aus Berlin in «ine ganz neue schöne Gegend. Sie kannte Heiligenblut noch nickt. Sie wußte nur, daß es am Groß glockner lag. Der Weg bis dahin war schön und interessant. Sie war über Salzburg, Gastein gereist, die neue Tauernbahn hatte ihr alle ihre Schönheiten mit den schroffen Fels wänden, den schier unendlichen Tunnels gezeigt. Und leise fühlte es Gerta, wie beim Anblick der Na tur all das Trübe der letzten Zeit von ihr wich, wie ihre Seele licht gebirge blaute. Der Postwagen passierte Winklern und Döllach und traf gegen Abend Nxitem sah Gerta mit stummem Ent zücken den Niesen des Tauerngebietes, den Großglockner, in königlich schim tcrschein warf einen schimmernden, in allen Skalen von Rot leuchtenden Glanz zurück. Und in diesem spie lenden, roten Glanz stand das schnee ige Haupl reglos, stolz, wie ein Kö nig bei priner Krönung. Gerta Aaerte oem fernen, fast trans- alles, wenn man eben Talent hat. Ader das herrliche Schauspiel mit ei ner kleinen Feder so schildern, wie man die gleiche Abendstimmung abwarten, das letzte Grüßen des Tages, aus dieser Stimmung heraus mußte und würde sie einer Arbeit das Leben geben, die sie zu einem Erfolg füh ren würde. Das fühlte sie. Im Hotel Post erhielt sie ein llei^ mit einem Ballon vor dem Fenster. Sie hatte gerade die Aussicht auf den Glöckner, der seinen roten Klö- und ungestört war, kam sie nicht recht vorwärts. Die Gestalten ihres Ro mans verschoben sich hier in der völ- an, damit kein Brief aus d«r Heimat sie in ihrem Schaffen störe. Eines Tages spürte sie das Bedürf nis, eine weitere Fußtur zu ma chen. Sie schloß sich einer Gesell schaft an, und stieg mit ihr zum Sonnenblick empor. Früh um fünf Uhr, als die Son ne noch hinter den Bergen schlief, brach die Gesellschaft auf und Gerta mitten darunter. Sie war te stieg. wollte. erzählte die Kellnerin von dem Absturz eines Malers. Ger ta blieb nun doch interessiert sitzen fragte sie! „Jst er tot?" erkundigte sich Gerta teilnahmvoll. „Na, viel wird nicht fehlen. Der Transport hinunter wird eben nicht ja dem Zug begegnet sein." Ein Herr der Gesellschaft meinte: „Ich sah so was wie eine Tragbahre Wie hieß denn der Maler?" Die Kellnerin rieb sich verlegen die Hände. „Gott mein, das hab' ich ganz ver halb zerstreut die vielen Namen und stieß plötzlich einen leisen Schrei aus. Hier, nur wenige Zeilen vor dem „War es der?" Lebenden! Er hatte vielleicht frei willig den Tod gesucht, war waghalsig Lber die gefährlichsten Stellen geschrit ten. Sie mußte augenblicklich hinun ter. Die Reisegesellschaft schlief wohl noch. Sie allein war fertig. Sie hinuntergehen? Ich muß fort muß" „Allein können Sie nicht gehen. Man weiß ja nicht, was einem zusto ßen kann. Sie treffen vielleicht auch ten Sie, der Mann, der uns gestern Proviant brachte, ist noch da. Der geht gleich weg. Mit dem könnten Sie gehen." Eine Viertelstunde später war Ger ta auf dem Weg talab. Der Führer ihm Schritt. Als es vom schmucken Kirchlein Heiligenbluts Mittag läu tete, trat Gerta in den Gasthof ein, »Ich bitte Sie, Frau Wirtin, ist „Ist er tot?" „Tot? Na, jetzt noch nicht. Aber vielleicht erholt er sich wieder. Wie rühmte Maler Velten abgestürzt und tet, wie die Nacht verläuft. Und sol che Leut', sagt man, leben dann recht lang." „Wer Pflegt ihn? Und kann man ihn sehen?" „Wer ihn pflegt? Na, wir schauen halt immer ein bißl zu ihm hinein. Biel Pfleg braucht der nicht. Der können? Sind Sie denn verwandt?" Gerta begriff, daß sie jetzt lügen mußte. Als Nichtverwandte hätte sie nicht so ohne weiteres bei ihm aus und ein gehen dürfen. So sagte sie tapfer: „Ja, eine sehr nahe Verwandte. Und ich will ihn pflegen. In wel chem Zimmer liegt er?" „Grad dem Ihrigen gegenüber. Gehn Sie nur hinauf. Der Doktor wird gleich kommen." Gerte stieg die Treppen empor. Bor dem Zimmer machte sie halt. Sie spürte jetzt die Wirkung ihres Mar sches, ihrer Todesangst. Die Knie zitierten ihr, und das Haar klebte an der Stirn. Leise öffnete sie die Tür. Das Zimmer war hell, und ein: schlechte, abgestandene, nach allen mög lichen Arzneien duftende Luft stand in dem kleinen Raume. Sie öffnete weit das Fenster und zog dann d>e Borhängt ein wenig zu. Dann beug te sie sich tieferschüttert über des Kranken Gesicht. Ja, das war er, Ginnord Velten, wächsernen Flügeln, wie er sich in der Abschiedsstunde genannt. Sie sank am nieder. Wie lebhaft bald jährte, ereignet! Sie strich dem Schlafenden leise das lange Haar aus der Stirne. Und als er dur stig die Lippen bewegte, brachte si« ihm frisches Wasser. Er schlug die ta sah. „Hm," machte er, „wohl Braut oder Schwester?" Gerta erglühte tief. Leise antwor tete sie: „O nein, nur eine sehr nahe Ver wandte. Herr Doktor, ist es gefähr lich?" „Wollen erst den Patienten anse- Arzt: „Nein, ich denke, ich bringe ihn über den Berg. Hat eine Roßnatur, der junge Mann. Sehen Sie, der Puls ist schon voller, die Respiration tiefer Bewußtsein kommen. Nur gut, daß er jetzt ordentliche Pflege hat. Sie werden ihn doch pflegen?" „Ja, sicher. Sagen Sie mir nur, was ich zu tun habe." dem Raume, lassen Sie ihn öfters an den Riechstoffen die Nasenschleimhäute erfrischen und dann werde ich Ih nen zweimal des Tages «ine Hilfe senden, eine gelernte Krankenschwester, die ick für derartige Fälle in Bereit- schaft habe. Sollte eine Veränderung eintreten, so bitte, mich gleich zu ru- hatte. Rosi wußte schon von dem Absturz Ginnords. Sie schrieb: „Heute muß ich Ihnen eine sehr traurige Nachricht mitteilen, liebste Frau Gerta. Wir saßen gestern ganz gemütlich in unserem Garten, Herr erschrocken und fragten, was es gäbe. Da las er vor: „Heute stürzt« am Sonnblick, an einer sehr abschüssigen Mal«r auf der Stelle tot." Wie sehr lönnen Sie sich denken. Mein Vater wollte sich noch am gleichen Abend aufmachen, um wenigstens Ginnord ist er ja selbst so leidend, daß wir ihn nicht fortließen. Vater zog gleich Erkundigungen ein. die bis jetzt er- Ahnung, wo Ginnord begraben liegt. Wir waren alle so tief erschüttert, und doch überraschte uns die Art und Weise, wie Martina die Nachricht aufgenommen. Sie sprang in die Höhe und schrie: „Nein, das darf nicht sein das ist nicht möglich!" Weinkrampf. Mutter und ich führ ten sie in unser Zimmer hinauf, und dort erzählte uns Martina, daß sie Ginnord sehr geliebt habe. Alles er bracht, indem sie Mißtrauen aussäte zwischen ihnen. Wir ließen sie dann allein und gingen wieder zu den Her sehr blaß und still. Und als er fort ging, zog er s«ine Jungen zu sich heran und sagte: „Ihr seid jetzt das einzige, was mir bleibt. Alles andere men. Meist liest Fraulein Martina vor, schöne, ernst«, aWegene Sachen, von Storni, Jensen und anderen. Ihr Mann findet großes Gefallen am Le sen. Und daS muß lhnen auch Ihre Rosi/ Gerta las den letzten Teil des Brie fes oft hintereinander. Ihr Mann in teressierte sich für Bücher er las und hielt eine Zeitschrift ihr zuliebe. jkehren. > Gerade wollte sie sich Briefpapier Wege der Besserung sei, als sie «ine Bewegung des Kranken ans Bett zog. Eine Veränderung war mit ihm Vor st»/-: „Ginnord Herr Velten" Da sah er sie an, und «in leiser me, und wie Sie Herkommen?" Und als er müde den Kopf schüt- I telte, nahm sie liebreich seine Hand und erzählte ihm mit leiser, gleichsam tastender Stimme, erzählte von Jo ! HanneSberg, von dem schönen Land schaftSbilde, das sie so oft zusammen bewundert hätten, von dem schimmern ! den Schlosse hoch über den blühenden Landen. Wie eine schlichte Volksweise klang eS aus Gertns Munde Leise, mit verträumten Augen sprach sie, sah den Patienten dabei nicht an, um ihm Zeit zu lassen, heimzukehren. Sie blickte in die grüne, frische Alpen welt hinaus, die im Sonnengolde noch grüner und frischer denn sonst aus sah. Als sie nach einer Weile auf Ginnord sah, bemerkte sie, daß er eingeschlafen >var. Ruhig hob und senile sich seine Brust, ein leises, glückliches Lächeln umspielte seinen Mund. war ein milder, schöner Sommer abend. Des Mondes Licht umzitterte mit blauem Schein die Spitzen der Glockner magisch hervorleuchten. Die Gäste des Hotels saßen unten auf der Terrasse. Ihr heiteres Geplauder stieg wie gleichmäßige MeereSbraw mir im reinen. Ich kehre nicht mehr zur Malerei zurück. Ich habe eS ein sehen gelernt, hoch oben in schneeiger. Flug zu hoch war, daß ich in die Irr: ging. Da wollte ich mein Leben von mir werfen." »Nur deshalb, Ginnord?" „Nein, nicht nur deshalb. Sie wissen eS ja, Gerta." „Ja, und es wäre doppeltes Un recht gewesen, denn Martina liebt Sie." «Sie täuschen sich, so wie auch ich mich einige Zeitlang täuschte." „Aber nun weiß ich es genau. Le sen Sie diesen Brief. Ich beantwor tete ihn bis heute noch nicht. DaS ist eigentlich eine Unverzeihlichkeit von mir doch" schien so hell, daß Ginnord ganz gut lesen konnte. Er saß lange regungs los. Dann sagte er resigniert: „Nun ist es zu spät. Hätte ich damals ge sprochen aber heute, wo ich weiß, daß ich kein Künstler bin, nie einer „Wenn Sie Martina liebt, wird ihr das gleichgültig sein." „Sie überraschte vielleicht nur mein Tod. Wenn ich wieder vor sie hin träte, müßig, mit leeren Händen, das Spiel begänne vielleicht wieder von neuem. Und ich hätte ein zweites Mal nicht mehr die Kraft, mich los zureißen und zu überwinden." Sie schwiegen beide und starrten zum einsamen Gipfel des Glöckners hinauf. Ihrer beider Gedanken jedoch flogen auf den Mondesstrahlen über weite Lande zur Heimat. Sie such ten das gleiche Haus, die gleiche Stadt. Und Gerta fühlte, daß ein lieber, tröstlicher Gedanke in ihr da hinschwand. Wenn Ginnord Martina niemals wieder aufsuchte, dann vergaß und suchte Ersatz, der so nahe war. Und für sie selbst gäbe es dann nie mehr eine Rückkehr nie mehr. Sie mußte Ginnord von diesem Gedanken abbringen. Sie fragte: nen?" „Ich gehe mit Ihnen nach Berlin zurück, Gerta, und werde Mu- Messer an der Kehle saß. Und heute Auskommen finden werde." „Das ist sehr schön und gut, Sin nord, es beruhigt mich unendlich, daß „Und Sie, liebe Gerta?" „Ich? Wieso? Ich schreibe wei ter. Mein Roman ist jast fertig. So „Nein, ich meinte, ob Sie nicht auch auf Ihren ursprünglichen Weg zurück kehren wollen. Sie sind nicht glücklich —ich sehe es doch!" „Nein!" rief Gerta leidenschaftlich. „Ich lehre nicht zurück. Nie, nie. Und ich bin sehr glücklich, Sie sehen e« doch! War ich es denn zu Hause? Sahen Sie mich je glücklich?" „Nein, wirklich nicht. Doch ich lernte Sie erst kennen, als die Se«le in Ihnen zum Scheideweg kam, als der Zwiespalt entstand. Vielleicht wa ren Sie früher sehr glücklich sehr — st Z nen anders gewesen sein als der Ruf ins Leben hinaus?" „Und ist dieser Ruf jetzt still in so wert, so teuer ich will Vertrauen zu Ihnen haben, will Ihnen sagen, daß ich nicht glücklich bin daß es ein falscher Ruf war der mich auf Irrwege lockte. Ich sehne mich wie einst, und jetzt weiß ich, wonach: ich sehne mich nach meinen Kindern." „Nach allen, Gerta, nach allen auch nach Ihrem Manne, nach Ihrer Häuslichkeit. Und früher sehnten Sie sich nach mehr Verständnis, nach mehr Liebe, nach Aussprache. Ihr Mann lebte ja nur für seine Fabrik." „Ja und für alles mögliche, nur nicht für mich. Vielleicht war ich schuld daran. Ich ging auch nicht auf seine Eigenarten ein zog mich stolz in mich zurück, statt um sein Verständnis zu ringen, zu kämpfen. Es wäre eine schöne Ausgabe gewesen. Sie hätte mein ganze« Leben ausge füllt. In den vielen schlummerlosen Nächten gestand ich es mir ein. Das war das einzig Wertvolle meiner Emanzipation." Man kann Erkenntnis nie zu teuer er kaufen. Und wenn Sie sie verwerten, praktisch verwerten, so werden Sie de» Frieden Ihres Lebens sinden." „Wie kann ich sie verwerten, Gin nord? Mein Mann ruft mich nicht zurück nie. Er schrieb es mir. als ich Gert zurücksandte. Und soll ich mich demütigen ihn bitten wo er sich vielleicht schon Ersatz gesucht hat ein neues Lebensglilck?" „Wie? Sie glauben?" „Ja, ich weiß es aus sicherer Quelle, daß Frau Langenscheit Interesse daran hat, meinen Mann mit Mar tina" „Nein so schlecht kann eine Frau nicht sein ich glaube es nicht." „Ich weiß es jetzt. Sie drängte mich stets zum Schreiben. Sie redete mir förmlich ein, ich sei zur Schrift stellerin geboren. Sie suggerierte mir das alles. Das ist natürlich keine nicht so schwach sein dürfen, dem nach' zugeben. Aber ich glaubte und ver traute eben zu sehr. Ich ahnte nicht den richtigen Beweggrund. Ihr glückt alles. Und wir zwei sitzen hier und können uns gegenseitig trösten." „Sie schrieben meinen Anverwand ten nicht, daß die Zeitungsnachricht falsch war daß ich noch lebe?" „Nein, ich schrieb ihnen noch nichts. Sie wissen auch gar nicht, daß ich mich hier aushalte. Aber heute will ich es nachholen, will alles und aus führlich schreiben." „Nein, tun Sie eS noch nicht. Ein Gedanke, eine Idee reift in meinem Kopse. Nur so wäre mich ldee? Ich bitte Sie, sa gen Sie mir!" „Es ist noch ziemlich unklar in mir ich weiß noch nicht alles so genau. Doch hören Sie. Sie wis sen doch, daß ich in Amerika einen Bruder besitze. Wie wäre «S, wenn ich eine Zeit lang diesen Bruder vor stellte? Der Gedanke kommt einem anfangs abenteuerlich vor. Doch leiten zerlegt, wenn man sich alles klar vorstellt, da scheint er nicht allzu unausführbar. Meinen Onkel würde ich natürlich einweihen, auch seine Familie. Martina soll glauben, ich sei mein Bruder. Und die anderen Leute nehmen ja kein Interesse an mir. Ich würde als Musterzeichner in die Fabrik eintreten, könnte Mar tina beobachten, könnte mit ihr zu sammenkommen. Gerta und viel leicht läge es in meiner Macht, auch für Sie den Rückslug leichter zu ma chen." „Martina würde Sie erkennen auf den ersten Blick." „Aber sehen Sie diesen Urwald von Haaren an! Ich trug früher keinen Bart. Ich rasiere mir den Schnurrbart, sowie den Spitzbart nicht mehr weg. Ich lasse mein Haar länger wachsen, trage eine an dere Frisur, einen Kneifer daS verändert alles riesig." „Und dann? Wenn Martina Sie nicht erkennt und achtlos an Ihnen vorübergeht?" „Dann schnüre ich wieder mein Bündel und ziehe in die Welt. Und wenn auch Sie nicht mehr zurück lön nen, dann Gerta bleiben wir zusammen immer unzertrenn lich. Ich habe Sie so lieb, Gerta. n?in, erschrecken Sie nicht! Ent ziehen Sie mir Ihre liebe, gute Hand nicht. ES ist keine heiße, begehrliche Liebe, es ist die reine, schöne Ge schwisterliebe, die ich für Sie empfin de, die in der Gleichheit der Charak tere, der Ähnlichkeit der Schicksale ihren Ursprung hat. Ich habe Sie in diesen Kranlheitswochen kennen gelernt, so wie Sie wirllich sind: eine gute, aufopfernde, selbstlose Frau!" „Ginnord, Sie beschämen mich. Ich tat nur meine Pflicht. Und die wur de mir nicht schwer, weil auch ich Sie sehr lieb habe. Wir lassen den Ge danken nicht fallen, den Sie vorhin angedeutet. Wir sprechen noch darü ber. Und jetzt müssen Sie schlafen gehen. Es ist die höchste Zeit." Gerta erhob sich und trat zu Gin nord, um ihn in sein Zimmer zu sühren. Da nahm er ihre Hand und lehnte sein bärtiges Gesicht hin ein. Und leise flüsterte er: (Fortsetzung folgt.) Gerechte Entrüstung. Frau: „Ich glaube gar, Du hast schon die achte Maß, und ich bin Für die Kkche. Mehl. Ferner werden ein GlnS Rot wein. Brühe, Salz und Pfeffer, ei» Lorbeerblatt gut miteinander ver» lenen Bohnen. Hellgelbe rundt Man wasche >/» Pint Bohnen abend» beinahe weich lochen. Dann schält man 4 bis S Kartoffeln, schiieidet sie in Stücke und läßt sie in der auflochen. Grü n e Klöße. Etwas verle» fener Spinat, Petersilie und Schnitt» Wasser gär kocht. sie recht dicht mit feinen Speckschnit« ten, legt das Fleisch in die deren Boden gleichfalls mit Sprck schnitten belegt ist, gießt etwas leicht« Brühe oder Wasser darüber und läßt backen. > Vorzüglicher Himbeer» Essig. Die zerdrückten Beeren werden zum Göhren hingestellt. Ncnh ab, gibt zu drei Tassen Saft drei Tassen Zucker und eine Tasse gutn» Weinessig, mischt alles gut und kocht es fünf Minuten unter fleißigem Ab schäumen. Der Himbeeressig wird in luftdicht verschlossenen Flaschen auf bewahrt und ist vorzüglich, milde unw sehr erfrischend. Auf ein Glas Was ser nimmt man drei Eßlöffel voll^ diesem Rezepte erquickenden Frucht essig bereiten. Er ist ebenso wohl schmeckend als Himbeeressig. Sago mit Zitrone. In bis 2 Quart Wasser kocht man 7 zen besten Sago (Palmsago) nebfl 6 Unzen Zucker, an dem man dse- Schale einer Zitrone abgeriiben hat» über kleinem Feuer (oder in der Kochkiste) langsam dick und gar. rührt zuletzt drei bis vier Löffel recht gute, süß« Sahne mit durch, schmeckt nach Zucker ab und stellt die Mischung, Englische Reineclauden- Pastete. Man bereitet einen gu ten Mürbteig aus Mehl. Butter. I bis 2 Eiern, Zucker und etwas Hirschhornsalz. In England und auch inSchottland wird der Pasteten teig oft ganz ohne Eier zusammenge setzt, was der deutschen Haussra» meist nicht zusagt. Der Teig wird gut ausgearbeitet und muß dun» etwas rasten. Dann rollt man ihr» aus und belegt damit eine mit But ter ausgestrichene Pastetensorm. Die gut abgewischten, in Hälften geschnit tenen, vom Kern befreiten Reineclau den hat man mit viel feinem Zucker bestreut, legt sie in den Teig, bedeckt sie mit einem starken Teigdeckel, des sen Ränder mit Ei bestrichen und an der Pastetenmasse befestigt werden, überstreicht die Oberfläche mit ver quirltem Ei und läßt die Pastete, die in der Form aufgetragen wird, eine Stunde im Ofen bei mäßiger Hitze Gerührter Gugelhopf. 7 Unzen frische Butter werden flaumig abgetrieben, 6—B Dottern nach und nach hineingerührt, dann gibt inaa Unzen feingestoßenen Zucker, von einer halben Zitrone die feingehackte Schale, 18 Unzen Mehl, knapp 1 Un ze Hefe und soviel Milch dazu, als ner bei Holzfeuer gut erwärmter» Röhre eine Stunde vorsichtig gebal ken.