Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 21, 1913, Image 3

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    DieNeiseuachlkarieu.
(6. Fortsetzung).
Gerta war zum Klavier getreten.
Ihr Gesicht war blaß, und ihre Bugen
leuchteten. Sie sagte neidlos:
„Einen höheren Genuß hatte ich
schon langt nicht. Fräulein Martina,
ich beneide Sie. Sie sind eine Künst
lerin. Ich wußte nicht, daß Sie so
spielen können. Jeder Künstler ist
beneidenswert. Besonders denke ich
aber der Tonkünstler. Alle Qual des
Lebens, alle Sehnsucht kann man in
sein Werl hineinlegen. Es wird ihm
zu Seelenschwingen, die ihn über alle
Erdenpein in klare Höhe emportra
gen."
Frau Langenscheit trat hinzu:
„Das können aber auch Dichter, meine
liebe Frau Heide. Nicht nur Ton
künstler. Ich denke mir, je mehr ein
Mensch, ein Dichter, erfahren in fei
nem Leben, sei es Leid oder Glück,
desto schöner, packender kann er schrei
ben. Kommen Sie, Frau Heide, stö
ren wir die beiden nicht. Ich erzähle
Ihnen unterdessen etwas."
Sie zog di« leise widerstrebende
Frau ins Nebenzimmer und sagte:
„Sie müssen Ihr Talent ausnützen.
Es wäre direkt eine Sünde, es brach
liegen'zu lassen. Schreiben Sie das
Märchen nieder, und ich sende es mei
nem Vetter nach Wien. Ich weiß, er
ist mit mehreren Redaiteuren sehr gut
befreundet. Er kann es begutachten
lassen, und «s wird sicher angenom
men. Denken Sie nur, wie schön das
wäre, wenn Sie größere Sachen
schrieben, sie treten an die Oesfentlich
keit mit einem Roman oder Drama."
Gerta erhob lachend abwehrend die
Hände. „Ich einen Roman schreiben?
Oder ein Drama? Meine liebe Frau
Langenscheit, dazu muß man Ruhe
haben. Ruhe und viel Zeit. Wo
hätte ich das alles bei meinem Haus
halt? Die Kinder nehmen mich so
i» Anspruch, das Kochen, Flicken" ...
„Es gibt doch viele Schriftstellerin
nen, die einen Haushalt haben. Und
schreiben Vieles und Gutes."
„Das möchte und könnte ich nicht.
Will man etwas wirklich Gutes schaf
fen, muß man doch mit ganzer Seele
dabei sein. Die Kunst verträgt nichts
Halbes. Ja, wenn ich wirklich die
„Was würden Sie da tun? Was?"
Und als hilflose
kochen und flicken. Und Ihr Talent
Mutter fein."
Beide schwiegen. Gerta wunderte
sich, daß sie so offen zu der Frau
sie sich überhaupt so eingehend mit ihr
beschäftigte. Gerta schloß ein wenig
die Augen. Die beiden drin spielten
ren es, die mit Klingen und Klagen
zu ihr hinzogen. Draußen zitterte
schwüle Nachmittagsluft. Auf den
großen Rasenflächen lag blendend die
Sonne. Und da kamen mit einem
male wieder die schemenhaften Feld
geister, die Gestalten schienen zu fle
hen: „Mach uns lebendig."
Da erhob sich Gerta und stammelte:
»Sie entschuldigen nich wohl für ei
nen Augenblick, liebe Frau Langen
scheit. Ich muß ich möchte einmal
heruntersehen. Die Spielenden wer
den mich vermissen. Ich komme spä
ter wieder."
Frau Langenscheit nickte leise lä
chelnd. Ein Zug ihres Schachspie
les war geglückt. Nun kam es nur
auf die kluge Ausstellung der weite
ren Figuren an. Die Frau fühlte
eine Herrschergewalt in sich. Und sie
würde das Schicksal doch zwingen.
ES würde und müßte ihr Untertan
sein. Die Sache verzögerte sich ein
wenig, aber es war doch überhaust
Hoffnung da. Sie hatte eine leise
sieghafte Ahnung, daß sie doch Sie
gerin bleiben würde. Leise schritt st«
die Augen. Frau Langenscheit streif
te sie mit wohlgefälligem Blick. Wii
gut sie zusammenpaßten. Leise klapp»
die von und nach Breslau gingen.
Strahlend begrüßte er di- „Schwä-
da so herrliche Musik? Von hier auS
grausame Enttäuschung bei Direktor
Heide. Ich will es übrigens jetzt
Gefühl hatte sie ersaßt, eine starke,
reine Freude: Die Schaffenslust, M
die verschlossene Tür pochte. Hastig
versteckte sie das Heft und lief zur
Tür.
Ich denke, du liebst die Musik so
sehr?"
Dabei flüsterte sie:
„Und du wärest nicht ein klein
wenig stolz auf mich, hättest so gar
de? DaS erreichen doch gar nicht so
viele."
„O, heutigen Tages schon. Heut:
schriststellert alles mögliche. Und eS
Heim, leinen Mann und keine Kin
der Haben. Aber du hast für un 4
zu sorgen."
„Ich kann doch in meiner freien
Zeit tun, wozu ich Lust habe."
„Nun, ja, in deiner freien Zeit.
Aber ich kenne das ja. Das wird
zur Leidenschaft, zum Parasiten. Ich
war so ähnlich, als ich zu be
wegen. Aber Gerta, höre, eS ist ein
ernstes Wort, das ich dir sage: sollte
jemals deine Schriststellerei Anlaß
Böse rief Georg: „Wie kannst du
„Das ist lm lm Hause
genug deS Philosophieren?. Ich spei
sc heute nicht zu Hause, Gerta. Ich
Gerta fühlte fast eine Erleichte
rung, daß ihr Mann ausgehen woll
te. Da konnte sie ihre „Heidehexe"
es ihr gelungen war? Sie selb?«
wußte es nicht.
VII.
„Wieso ist das geschäftlich?"
ken. Vielleicht fahren Sie mit?"
Hand. Da war ein Privatbrief ih
res Vetters aus Wien. Hastig zer
brach sie ihn und las:
„Liebste Ernestine!
Es freut mich. Dir diesmal rest
los gefällig sein zu können. Ich eilte
kann. Bis auf weiteres
Dein Vetter Hans."
Befriedigt nickte Frau Ernestine
Rad des Schicksals lief. Wieder ein
meine Fabrik verspricht."
„Darf ich nicht wissen?"
„Nein, noch nicht. Erst wenn «S
hier?"
Aus dem Dunst kam jetzt daS
schmale Köpfchen Gertas hervor. „Ja,
bitte, Frau Langenscheit ich mache
Schnitzel und das Fett spritz:
und qualmt sö."
„Man spürt es", lachte Frau Lan
genscheit, „nun, trösten Sie sich. Ich
Vetter schrieb mir, er habe Ihr Mär
sein?" g g
eine Stunde Arbeit? Sie stotterte:
„Ich bitte Sie, Frau Langenscheit
zu wenig! Ich hätte überhaupt
„O, Sie Bescheidene! Er schrieb
lent,"
Gerta zitterte. Sie hatte Talent.
noch war es nicht zu spät. Sie wollte
alles nachholen. Jede freie Stunde
wollte sie von nun an benutzen, um
wohnlicher Blaustrumpf sei, daß sie
Höheres zu leisten imstande wäre.
Und dieser Frau hier hatte sie es
eigentlich zu verdanken, die sich
Aufgeholfen, gestärkt mit Rat und
„Wie danke ich Ihnen, liebste Frau
selbstlos gut!"
Ein leises höhnisches Lächeln zuck
te wie ein Blitz über das kalte Ge
sicht der Frau. Doch es ver-
Medaille."
tende Stimme des Direktors. Keiner
als sie achtete darauf. Nur als das
wehe Aufschluchzen einer Frauenstim
vornehm und ideal aus.."
„Mein Kind, jeder Mann wirb
brutal, wenn ihn die Frau ode:
„Wieso, liebe Tante? Sieh', Frau
ler Unschuld natürlich. Die Frau
steht es, vielleicht blutet ihr Herz, viel
leicht vergeht sie voll Bitterkeit. Ich
„Das wird bei dir auch ander?
sein! Du hast viel Geld, wirst die
Alles sollte in Ruhe und Gerechtiz
kein Gegenmittel. Und wenn ja, so
hat doch die Treue keinen Wert mehr.
Aber das Liebäugeln, das ewige
hübschen Lärvchen--das möchte mich
rasend machen. ES paßt so gar nt-m
für einen echten, starken, guten
Mann."
de zusammen:
„Aber, Martinchen, um Gotte»
willen, wie kommst du denn nur auf
solche Gedanken? Die passen gae
nicht für ein neunzehnjähriges Mäd
chen!"
„die passen nicht. Wir Mädchen sol
len mit gesenkten Augen durchs Leben
gehen. Wir sollen blind in die Ehe
treten und womöglich blind bleiben.
Wir sollen keine Schwäche vom an
dern Geschlecht bemerken. Und ist
dies unausbleiblich, sollen wir sie in
die Welt. Gottlob! Ein frischer,
für Gerta? Hätte sie Onkel Fritz an-
Und ihre Seele lebte auch noch halb
in jener Welt des Genusses. Sie
sehnte sich nach ihr zurück und konnte
Am besten wäre es, du nähmest mir
die Pflicht ab. Du kannst ja mit
dem Auto hinfahren und dir jemand
zu. Tanz auf der Tenne, Musik im
Garten der Frau Born, Preis-Kegel
schieben u. s. w. Willst du?"
„Was hörtest du wieder, Tante?
Fritzens Stimme vernehmen:
„Das glaub' ich nicht. Velten ist
ein guter Mensch. Ein so hochstre
frcien Kunst. Martina, das wär' ein
Mann für dich! Da möchtest du ster
ben vor Mißtrauen und Eifersucht,
wenn du all' die schönen Modelle
sehen lönntest. Und du, Fritz, mische
dich nicht ewig in meine Sachen.
und sagte Martina:
„Kind, du bist wohl so gut und
schreibst Frau Born einige daniende
Zeilen für die Einladung. Komm'
mit in mein Zimmer. Ich gebe dir
die Adresse."
Martina hätte gern mit Onkel
Fritz über Velten gesprochen. Doch
mußte sie den Willen der Tante tun.
Und als sie aus dem Zimmer trat,
war der alte Mann schon fort. Am
nächsten Morgen schon reiste er für
einige Tage nach Breslau ab, und
Martina sah ihn nicht mehr.
Sonntag war ein wunderschöner,
warmer Sommertag. Der Himmel
Gerta war mit einem unsäglichen
Frohgesühl erwacht. Draußen vom
Garten her tönten die leisen Vogel
stimmen in das stille Gemach hinein.
Georg schlief noch fest. Da erhob sie
sich leise und öffnete weit die Fen
ster dem strömenden Morgengolde. j
ganzen Vormittag an. Um 10 Uhr
kam der Postbote und brachte Gerta
in die Küche ein kleines Paketchen in
Kreuzband. Gleichgültig öffnete sie
es und hielt dann starr den Blick
darauf gesenkt. Und sie laS' Die
Heidehexe von Gerta Heide. Da
stand ihr Name. Gedruckt. Zum
erstenmal gedruckt. Sie machte buch
stäblich ein paar Freudensprünge und
jauchzte laut. Ihr Herz klopfte
rasend vor Glück. Eine ähnliche, be
rauschende, stolze Freude hatte sie
stand jedes Wort; sie las die Ge
schichte mit fliegenden Pulsen.
Manche Sätze freilich hätte sie am
übte. Beethoven
„Georg sieh' her! Was sagst
Phantasie, Gerti. Aber, nicht wahr,
Pflichten. Deine Kinder. Und dei
nen Mann."
ginge doch gar nicht. Du bist doch
fast nie zu Hause. Und bist du es,
dann brauchst du mich niemals. Du
du fort bist."
„Ja, aber deine Pflichten!
„Du, Georg, das ist eigentlich
auch eine Pflicht: sein Talent venver
tan!"
„Ist alles recht schön, Gerta. Aber
haben."
Eine Weile stand Gerta schwan
kend vor ihm. Ihr Blut begann zu
und vergrämen. Uebermiitig rief sie:
„Ich will mir Mühe geben, Gogerl,
und dir nicht am Ende einmal eine
dakteur senden. Der würde nicht
schlecht lachen, was?"
Stimme über den stillen Fabrikshof.
Um zwei Uhr sollte nach Friede
berg aufgebrochen werden. Gerta
drängte eS, dem jungen Maler ihr
Geisteskind zu zeigen. So zog sie
ein duftiges Sommerkleid an, nahm
den Paletot über den Arm und saa:e
„Ich gehe jetzt einstweilen zu Vel
tens. Ihr holt ja ohnehin Fräulein
Rost ab. Also seid pünktlich. Ich
(Fortsetzung folgt).
(zum Nachtwächter, der Feuer mel
det): „Dös is a Gemeinheit, a elen
dige! Grad' is die Feuerwehr amal
is so gemütlich, grad' is frisch ange
steckt, da brennt's beim Teichwastl, und
grad' dem versicherten Lump tönn'
Für die Küche.
Warme einfache Geflü
gelpastete. Aus einem yalven
Pfund gebratenem, gehacktem Hüh
ner- oder Taubenfleisch mit einem
Pfund Butter, zwei Löffeln Kapern,
vier Eidottern, dem Schnee von zwei
Eiweiß, gehackten Sardellen, etwas
Salz, ein wenig Bratensauce und
zwei in Brühe eingeweichten und aus
gedrückten Semmeln macht man eine
Farce und bäckt diese in Blätterteig
rund auf der Schüssel.
Kirschen - Dessert. Zwei
Pfund Sauerkirschen werden mit
Pfund Johannisbeeren zerdrückt und
der Saft filtriert. Inzwischen klärt
man U Pfund Zucker und vermischt
ihn nach dem Erkalten mit einzehn
tel Pfund Gelatine, eiyem Glase
Weißwein und etwas Rum, füllt das
Ganze in eine Stnrzform, in der
man es erkalten läßt und dann zum
Erstarren in Eis eingräbt.
Pfirsiche in Gläser ein
zumachen. Um 4 Quartgläfer zu
füllen, nimmt man 40 große, schöne,
reife Pfirsiche, schneidet sie in Hälften,
entfernt den Stein, schält sie dünn ad
und legt sie in kaltes Wasser. Dann
setzt man einen Kessel mit 1 Quart
Wasser und 4 Pfund Zucker über das
Feuer und läßt einige Minuten ko
chen, entfernt allen schwarzen
Schaum, gibt die Pfirsiche in den Sy
rup und läßt sie weich kochen, wober
man acht geben muß. daß sie nicht zu
lange kochen. Ein großes Handtuch
tai/cht man in kaltes Wasser, stellt die
trockenen Gläser auf das Tuch und
füllt sie mit der heißen Frucht zum
Ueberlaufen, schraubt sie rasch zu und
stellt sie kalt.
Hafergrütze mit Sirup.
Hierzu verwendet man am besten die
bekannten Quaker Oats, von denen
man ein Pfund in halb Wasser,
halb Milch unter Beigabe von etwas
Salz, 1 Stunde kochen läßt. Zuletzt
wird etwas Butter untergerührt und
nachdem man die Grütze aus die Tel
ler gegeben hat, gießt man noch et
was Milch oder Sirup darüber. Die
ses nahrhafte Gericht ist besonders
beliebt bei Kindern, denen man es
statt des Morgenkaffees oder als
Abendbrot geben kann.
Ungekochtes Johann is
beeren - Gelee. Möglichst reife
Johannisbeeren, zur Hälfte rote,
Hälfte weiße, werden von den Stie
len gepflückt, durch ein Tuch gepreß»
und der Saft mehrere Stunden ruhig
hingestellt, worauf man ihn klar vom
Bodensatz abgießt und auf jedes
Pfund Saft I>/t Pfund feingestoße
nen und gesiebten Zucker rechnet, den
man löffelweise nach und nach zu dem
Saft rührt, welcher auf diese Art in
einer Porzellanschüssel mit einem
Holz- oder Porzellanlöffel zwei
Stunden ununterbrochen nach einer
Seite hin umgerührt werden muß;
dann füllt man ihn in Büchsen, wo
er nach einigen Tagen zu Gelee er
starrt. Das auf diese Weise be
reitete Gelee zeichnet sich durch be
sonders feinen Fruchtgeschmack aus.
hält sich aber bei weitem nicht so
lange, wie das gekochte und nmA
deshalb bald verbraucht werden.
Hammelrücken mit To
maten. Kochdauer: zwei Stunden.
Für Personen. Einen altge»
gründlich von Haut und Fettheilen.
klopft ihn tüchtig und legt ihn in
eine Marinade von schwachem Bier
essig, Zwiebeln, Nelken, Lorbeerblatt
und Wacholderbeeren. Nach drei bis
viir Tagen nimmt man das Fleisch
heraus, salzt es, spickt es reichlich
mit feinen Speckstreifen und brät eS
mit 3 Unzen brauner Butter begossen
in einer Bratpfanne bei fleißigem Be
gießen gar. In der letzten Stunde
gibt man einen Suppenteller voll
kleiner, fester Tomaten neben dem
Braten in die Pfanne und läßt sie
mit gar werden, während man nach
gerichtet. Die Sauce kocht man mit
etwas Mehl und Wasser sämig, treibt
sie durch ein Haarsieb und reicht sie
60 reife Pfirsiche, entfernt den Stein
Gläser, läßt 3 Pfund Zucker mit Z
Pint Wasser zum Kochen kommen,
gießt den Syrup über die Frucht in
die Gläser, macht sie fest zu, stellt sie
mit Tüchern umwickelt in einen Kes
sel mit lauwarmem Wasser und läßt
dicht sind, und stellt sie lalt.
Quart Himbeeren, 3 Quart Johan-
Kirschen, 3 Pfund Zucker. Die
Masse steif ist. Wenn Früchte unt»