Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 24, 1913, Image 3

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    AicNcise »llchZkllckli.
2. Fortsetzung.
Ernst erwiderte er: „Wenigstens
aus dem sicheren Wege dazu. Ave»
Bild auf, das sich ihm bot:
Unten die schlafenden Gaffen, die
alten Giebelhäuser von silbernem
Wie oft hatte er dies Bild schon ge
mantel um die zitternde Erde schlug,
das Mondlicht aus silberner Schale
rann und flimmerte. Und nie konnte
tesk die Formen der Schatten. Er
seufzte tief, tief auf und sagte zu
seiner Nachbarin:
das herrliche Nachtbild! Diese Früh
ihrem Wesen enttäuscht. Aber sonst...
Der Maler machte plötzlich ein
Verschlossenes Gesicht und sagte kühl:
„Ich habe wenig Zeit für derartige
heit, alles fliegt wesenlos vorüber."
„Sind Sie immer so kritisch
und
Velten sah Martina voll ins Ge
sicht und sagte niit schlichtem Ernst:
„Nicht wahr, Sie stellten sich einen
Künstler anders vor. Immer bin ich
„Am Nachmittags Born Kvebs
„Nein, durch das Waldtal fuhr ich
Tantchen?"
.In, was willst du damit?"
sehen/' Ich b^
„Dann hole ich mir's gleich. Ich
muß nachschlagen."
Sie lies eilig zu den Büchern und
schlug das Wörterbuch auf. Onkel
Fritz war ihr neugierig nachgeschli
chen. Jetzt Höne er, wie Martin»
halblaut las:
sicht belennen, die Cabet in seiner
„Reise nach Jkarien" entwickelte und
von demselben zur Auswanderung
nach Amerika bewogen wurden. Sie
Wachs"
„Was liest du da, Kind?" fragte
der alte Mann. „Das ist ja eine
alte Schulweisheit!"
Martina klappte errötend das Buch
zu. „Nun ja, ich weiß. Ich dachte
Oder Martina mußte es wenigstens
Das Wetter schlug indes um. Es
vor. Irgendwo stahl sich aus dem
Grase der Duft von Veilchen zu Mar
tina her. Ihre Gedanken weilten bei
ters. Gleich beim ersten Sehen war
er ihr aufgefallen Daß der gestrige
Abend sie enttäuscht hatte, vergaß sie
wollte. Velten schien ihr ganz geeig
net, ihr die Zeit ein wenig verkürzen
schön sein.
Plötzlich sah Martina einen Mann
den Weg drüben jenseits des Fichten
wäldchens auf und ab gehen. Auch
puze verhüllte ihr sein Gesicht. Und
doch wußte sie es genau: es war Vel
ten und kein anderer.
Langsam ging sie hinüber zu ihm.
Mf Ä!mw<g;n,, wie. zufällig.. Beim
Geräusch der Schritte sah er auf,
erkannte Martina und zog höflich
grüßend die Mütze, die er unter der
regennaffen Kapuze hervorzog.
Aber fein Gesicht blieb fremd und
ihr gestern von seinen Kämpfen, fei
nen Wünschen erzählt hatte. Er kam
auch nicht zu ihr herüber, sondern bog
in einen Seitengang ein und war
bald ihren Blicken entschwunden.
Finster sah ihm Martina nach.
Wie? Er sucht? sie nicht auf? Das
wäre ihr in Wien nie und nimmer
passiert. Da rissen sich die Herren
um die Gunst, ihr Begleiter sein zu
dürfen. Wußte er nicht, wer sie war?
Und sollte sie ihn darob verachten,
daß er dem Goldfisch nicht nachlief
wie die anderen? Oder war das ge
rade achtenswert?
Verstimmt ging sie nach Hause. Es
gefiel ihr nicht mehr im regenfeuch
ten Parke.
Ein paar Tage noch regnete es.
Dann kam wieder der blaue Früh
lingshimmel, die Sonn«, die weißen,
schimmernden Wölkchen. Beim Früh
stück sagte Tante Ernestine:
„Heute kommt der Direktor Heide,
Martina. Er will sich die Fabrik,
die Wohnung, überhaupt alles anse
hen, den Kontrakt unterzeichnen und
übersiedelt Ende dieser Woche hier
her. Mir wäre es lieb, wenn du
heute ein wenig hier bleiben wolltest,
Martina schlug lachend die Hände
zusammen: „Ich mich ihm widmen?
Aber, Tantchen, das ist ja zum Tot
lachen! Ich werde mich doch nicht
einem fremden Direktor widmen!
den Kontrakt unterzeichnet, die Woh
nung und Fabrik besichtigt das
verlangt er ja auch nicht."
Die Tante machte ihre kühlen, bö
sen Augen. „Von Verlangen ist auch
keine Rede. Er dich ja nicht.
„Warum nur' Du bekommst doch
sicher Beamte so viel du willst und
wen du willst. Ich fahre heute aus.
Mit dem Auto. Es ist der erste
schöne Tag seit einer Woche. Ich
komme auch nicht so bald zurück. Da
ist wahrscheinlich dein Direktor über
Macht über ihre Nichte. Nicht die
Arbeit"
scheit mit der Hand. „Du? Wie
du noch Licht hattest! Um ein Uhr
nachts! Glaubst du, elektrisches Licht
kostet kein Geld?"
fort! Am liebsten hätte sie den On
ihr?"
„Die Zinsen? O nein! Dafür lebe
ich ja wie ein Graf! Hie und da
zart. Damit er nicht die Härte des
Almosens spürte. Leichthin sagte sie:
„Ich möchte so gern ein altmodi
chen?"
Ich habe es erst später entdeckt. Sieh
1609 mit dem Wahlspruch: „Bei
Gott ist Raht und Thadt"."
sen! Das wird wahrscheinlich schreck
lich viel Geld sein. Aber wie du
willst! Der Georgstaler ist ein gu
tes Amulett!"
Herrn Velten, den Onkel des Malers.
Martina lächelte. Sie kannte die
Aengstlichkeit des braven Kutschers.
~Ja, jetzt kann'! langsamer gehen.
der fährt! Aber das ist schön, daß
behalten Sie um. Sie müssen sich
Martina trat vor das Bild, dai
er begonnen. Ihr gefiel die feine,
Die lichtgrünen Baume rahmten die
Aussicht auf das Städtchen ein, das
sich unendlich poesievoll an den
tige Fernen verschwindend. „Das ist
schon Preußen! Dort liegt Neiße. Da
Breslau. An klaren Tagen sieht man
schön?"
„Eben wie jede Großstadt."
„Nein, ich meine das Bild hier.
Die Landschaft. Das müssen Sie
doch empfinden."
Seite?
trat neben Belten. „Also, was ist
aus?"
Sie nahm ihm das Blatt aus der
Hand. Merkwürdig. Nur das Ge
sicht war ein wenig mehr ausgeführt.
Alles andere nur verschwimmende
Umrisse. Nur das Muster des
„Ich darf es behalten?"
Doch zornig fast riß Velten ihr
das Blatt aus der Hand.
„Nein, es ist eine Pfuscherei. Ich
Alles!""'^
Er schlug die Hände vors Gesicht.
Martina empfand es peinlich. Was
sollte sie dazu sagen? Sie waren sich
„Aber Herr Belten! Wie können
vom Flug. Aber Sie haben recht.
Genießen wir den Frühling, die Ju
ge°S'!" l' ß d M l "t ' Gst
Hause zurück und stiegen dann einen
ziemlich steilen Weg hinan. Oben
war es aber wirklich wunderschön.
Waldtäler. Waldi nichts als Wald.
Ferne. Lange standen ste an eine
Mauer gelehnt. Leise sagte der Ma
ler:
„Hier soll Eichendorff sein „O Tä
ler weit, 0 Höhen" gedichtet haben.
Ich glaube es gern. Hier muß man
malen, dichten oder weinen vor s»
Leben."
sah. Und Velten erzählte in fchlich
„Wir waren eine ganz eigene Fa
milie. Nicht glücklich. Der Vater
war Musiker, Komponist, alles mög
liche. Nichts befriedigte ihn. Rast
glücklich ich bin nicht? Onkel Vel
sicherer Charakter. Ich sollte Mu-
nicht?"
„Weil ich Maler werden wollte.
„Und wie?" lächelte Martina.
ha! die besonders viel Geld? Mir
Velten hieb mit seinem Stock eine
vordrängende Blutendolde ab und
Bergleicht ziehen, lernte beobachten.
Es reizte ihren Widerspruch, seine
ganze leicht spöttische Art empörte
über: sie verstand ja doch nichts von
Naturschönheit. Es war zwecklos, sie
ein wenig umbilden zu wollen.
Ben? herrlichen Waldes. Dort stand
eine schlichte Kapelle, die Antonie-
tiefe. dunkle Waldesschalten, dort
„Was ist dos da drüben? Die
„Das sind die Sandgruben, auch
völkert. Doch hier ist es kühl. Sie
werden sich sicher erkälten."
sie sie sehen könnten: mit einem etwas
phantastischen Maler durch Wald und
Feld streifend. Sie gingen unter
blieb von Zeit zu Zeit stehen. Mar
ob aus Rücksicht auf ihre Müdigkeit,
ein anderes Schweigen als das im
Walde. Es war beredter, als hun
dert Worte zu sein vermögen.
Tadel.^"
„Es ist alles sehr verbesserungsbe
ein schönes Gehalt zahlen mußle.
Ihre einzige Hoffnung war Mar
tina. Wenn sie die an die Fabrik
fesselte, dann war alles gut.
So willigte sie blind in alles, was
Heide ihr vorschlug. Sie fühlte ein
unbegrenztes Vertrauen zu dem
Manne. Nun war der Rundgang
beendet, sie traten ins Kontor, um
den Kontrakt gültig zu machen. Auf
dem Schreibtische lagen die eingelau
fenen Postsachen. Flüchtig streifte sie
die geschäftliche Korrespondenz und
steckte den einzigen Privatbrief vom
Better Hans in die Tasche.
Nach Erledigung der Formalitäten
sagte der Direktor:
„Nun, gnädige Frau, ich hoffe, wir
werde mir die allergrößte Mühe ge
ben. Sie in jeder Weife zu befriedi
gen."
„In jeder Weise?" fragte Ernestine
Wo werde ich wohnen? In rer
Stadt oder —"
einmal ansehen, wenn Sie wollen!
Sie ist ganz hübsch. Wahrscheinlich
viel zu geräumig für Sie."
„Ach. Platz ist niemals zu viel.
(Fortsetzung folgt).
Für die Küche.
Schinkenbeessteaks. Die
Reste eines rohen Schinkens, oder die
sich zum Ausschnitt nicht gut eignen
den Stücke werden, nachdem man oie
Schwarte und bärtlichen Ränder ab
geschnitten hat, einen Tag in Milch
geweicht, dann gut abgewaschen, feil»
gehackt und mit Pfeffer gewürzt.
Schnell berei t e t e r Sa u »
erbraten. Man nimmt 4 bis 6
Pfund Rindfleisch vom sogenannten
Kluftstück Rump und durch
zieht das Fleisch mit Fädchen von
Salz- oder Rauchspeck. Im Kochtopf
läßt man ein Stück Talg, von dem
Fleisch genommen, ausbraten, aber
nicht bräunen, gibt etwas Abfüllfett
oder Schmalz, aber keine Butter, hin.
zu, und wenn es siedet, legt man !-a»
Stuck Fleisch hinein, bräunt es rasch
aus allen Seiten bei starker Hitze,
zieht den Kochtopf zurück und !.ißt
das Fleisch zugedeckt zH Stande
schmoren. Dann kommen folgende
Zutaten in den Kessel: 1 große oder
2 kleine Zwiebeln. 6 bis 8 Pfeffer
körner 4 Körner Nelkenpfeffer. 2
Lorbeerblätter (Bay Leaves), 1 große
Gelbwurzel, 1 Stange Sellerie oder
l/2 Teelöffel Selleriesalz, Teelöf
fel Paprika, 1 Tasse Essig. Man
muß dem Schmorbraten reichlich Zeit
lassen, denn derselbe darf nicht zu
stark braten, sondern sollte etwa 4
bis S Stunden auf mäßigem Feuer
festzugedeckt schmoren. Etwa eine
Stunde vor dem Anrichten gibt man
das nötige Salz und 1 Tasse Was
ser, sowie später bis zu V 2 Tasse
sauren Rahm zur Sauce, die man
durchseiht und über dem Fleisch zu
Tischs gibt. Sollte zuviel Fett auf
ab. ehe man den Rahm zum Brüten
gibt. Hierzu einfache Mehlklöße oder
solche von trockenem Brot.
sein. 4—5 Pfund Süßkartoffeln
werden in Scheiben zerschnitten, flach
in eine Kasserolle gelegt, darüber 1
Tasse Zucker, ein Eßlöffel Mehl, -t
-was in Wasser angerührt, Butler
und 1 Tasse Wasser. So wird das
Ganze gar geschmort, die Pfanne
manchmal geschüttelt. Dieses Ge
richt wird vielleicht ebenso verwendet
wie Kompott, das man zu Wild-
oder Schweinebraten ißt.
Fettkuchen (D 0 u g h n u i ?).
Man schlage ein ganzes Ei recht
leicht und gebe dann 1 Tasse Zucker
daran, man rühre tüchtig, füge I
Eßlöffel geschmolzenes Fett aber
Vs Teelöffel, schlicht gemessen Back
soda gießt man 1 Eßlöffel heiße»
Wasser, gebe die Milch, siebe vier
Tassen Mehl mit 1 schlichtem Tee
gebe das Mehl und der Milch ab
wechselnd zu dem Teig, den man
tüchtig schlägt. Man rollt den Teig
auf dem Backbrett aus, sticht Ringe
davon, die man in kochendem Fe«! 4
Minuten backt. Man schäle eine
kleine Kartoffel und lege dieselbe ganz
in das Fett während man bäckt, h'b«
sie erst heraus, wenn man fertig ist;
die Kartoffel verhütet, daß das ;>ett
wird, auch bleibt es heüer
Weißkohl mit Reis. Ei»
bis zwei mittlere Weißkohlköpfe wer
den von den Außenblättern und dein
Strunk befreit, in vier Teile ge
schnitten, mit siedendem Salzwa>>er
blanchiert, in kaltem Wasser gekühlt
und gut ausgedrückt. Nun belegt
man den Boden einer Kasserolle mit
Butterstücken, gibt siinf Unzen in sie
dendem Wasser blanchierten, abge
tropften Reis hinein, tut den K-HI
darauf, würzt mit Pfeffer und Silz,
fügt leichte Brühe (Knochenbrühe), im
Notfall nur Wasser und Butter da
zu, und dämpft Reis und Kohl weich.
Kaltes Huhn mit Be
chamelfauce. Ein Suppenhuhw
wird zurecht gemacht und mit Bind
faden zu guter Form dressiert, dann
nen Zitrone ab und bindet eine
Speckplatte über die Brust. Es wird
darauf m einen Suppentopf getan,
das Huhn in der Brühe erkalten
Hälfte der Brühe zur Suppe, dir
andere zur Sauce. Hierzu schwitz!
man 2 Löffel Mehl in 2 Lösfeln
Butter, mischt dazu nach und nach
die Brühe und läßt die Mischung
auskochen, fügt etwas Salz, ein we
nig Zitronensaft und 2 Blatt aufge
löste. weiße Gelatine hinzu. Zuletz!
wird eine Tasse gute, süße Sahne
darunter gegossen; man läßt die
Sauce «alt. aber nicht steif werden,
tranchiert das Huhn, ordnet die
Stücke auf einer Schüssel, füllt löfftl^
deckt ist. streut feingewiegie-
Zunge oder Schinken und Petersilie
darüber. Man garniert die Schüssel
mit grünem Salat, roten Rüben ode?
kleinen in Viertel geschnittenen Toma
ten.