tzannchen's Ferienreise. »Tja" ... sagte der alte Abtei lungsvorsteher Bendix und schaute rastlosein Arbeitsfieber erfüllten seit zehn Monaten. Sie hät ten viel, viel lieber Ihr Examen als Lehrerin gemacht, nicht wahr?" „Ach ja. ... Aber es ging doch Tod kam so plötzlich .. und Ulli ist doch «in Junge und muß etwas Tüch tiges lernen". Der alte Mann nickte. Er hatte plötzlich einen bitteren Zug, der diesem bartlosem Mund. „Die Melodie kenn' ich. In mei nem Elternhause erklang sie nur just für mich nicht zum Studium. Und später, als die Mittel sich ganz uner wartet fanden ... nun ... da war geworden." Eine schüchterne Frage wurde laut.' „Herr Vorsteher, glauben Sie wirklich, daß ich dies alles hier so gut und sicher lerne wie die anderen Mädchens?" „Na, warum sollen Sie denn nicht! Natürlich werden Sie das. Daß es Ihnen schwer wird, ist schließlich kein Wunder. Dies trockene Rechnen ist nicht jedermanns Sache. Sie sind «us, als ich Sie vorher bat, noch die Arbeit zu Ende zu bringen. Die an deren sollten es doch nicht hören. ... Fräulein Hannchen, Ostern konnte ich Ihnen leider diese kleine Freude noch nicht machen. Aber jetzt, nach Pfing sten, wird's gehen. Sie sollen, ob gleich das sonst erst nach einem Jahr passiert, ganz ausnahmsweise drei Tage Urlaub für eine kleine Reise haben. Nun ... was sagen Sie jetzt?" Der blonde Mädchenkopf neigte sich noch tiefer auf die Zahlen und Punkte. Aber der erwartete Jubel ist. Sie fahren in die Mark. Vier zig Mark genügen bei Ihrer Veschei denbeit völlig." Er begriff sie nicht. „Ja, ja, damit reichen Sie wirt lich! Viel Leckerbissen können Sie sich freilich nicht leisten. Aber ein mich ein bißchen." Ihre schmalen Hände zitierten Plötzlich über dem sauberen, weißen Bogen. „So viel Geld ist nicht für mich da, Herr Vorsteher. Was würde wohl die Mutter sagen und Ulli. Nein, es geht nicht." „Aber Sie verdienen doch schon achtzig Mark, Mädel", wunderte sich der alte Mann. jg weg. Machen Sie meinetwegen da mit, was Sie wollen. Schlafen Sie ... essen Sie ... sitzen Sie auf dem denn einen Baikon hiben Sie doch?" „Auf ihm sieht Ullis Liegestuhl, ihm viel frische Luft verordnet." .Und Ihnen ... he ... was hat „Mir?" fragte sie erstaunt. „Ja, lassen. Er hatte ja selbst vier Jun- Sie voch manchmal in Ihren Frei stunden noch spazieren gehen müssen. Ich seh' sie immer in mächtig kostbarem Zeug rumhumpeln. Mein Gott, was wär' denn schon dabei". Nun mußte Hannchen Lauk doch lächeln. Das alte Fräulein Pleßner und ... jemand eine unverdiente Freude machen? Eher hätte Bruder Ulli ihr wissen Sie". ..Sie sind sehr stolz, Fräulein Hannchen. Es könnte mir wohl ge fallen, aber es bekommt sehr schlecht. Klappen Sie mir bloß nicht zusam men ... Na, na, ängstlich brauchen Sie deswegen noch nicht zu sein Ich mein' es bloß herzlich gut mit Ihnen. Sehen Sie, sonst würde ich mich ja wohl gar nicht so viel mit Ihnen be schäftigen. Aber wir wohne» nun doch mal so viel in demselben Fräulein oder sonst irgend etwas, da packt mich allemal eine Wut, daß ich nicht Millionär bin". „Was täten Sie dann?" fragte sie fest an. ist erst 26 Jahre und soll schon in der hiesigen Großbanken hat ihn seit einer Woche probeweise eingestellt! 50 Mark Gehalt! Na, was sagen wie vorher die vierzig, die ihre Ferienreise gekostet hätte. ... Ihr blieb vor Staunen und Andacht ein wenig der Mund offen stehen. Fast ängstlich verabschiedete sie sich von dem gütigen alten Mann. „Na, gucken Sie mal zu, ob der Ulli vielleicht noch ein Schäfchen !m Verborgenen weidet. Oder die Frau Mama. Wenn Sie irgend können, machen Sie die paar Tage ins Freie. Glauben Sie mir, es erfrischt Sie so sehr, daß Sie nachher alles viel leichter schassen und ... daß ich viel leicht schon in Bälde eine kleine Ge haltsaufbesserung befürworten kann". Nun durchlief Hannchen Lauk plötz lich die kommenden Stunden mit Hast und Sehnsucht. Ja. wenn sie doch hinaus ins Freie dürfte. In der en gen, kleinen Wohnung erholte sie sich Alle Augenblicke hieß es: „Ach, Pen fast blutig. Aber es half alles nichts. Sie war todunglücklich und zum erstenmal verbittert und trotzig. Als das alte, reiche Fräulein die dem Rufe folgen. Aber die Mutter Als sie längst alles begriffen h.itte, soll^hierfür^W? Es ging alles viel schneller und ge dies große Geschäft vorgestellt hatte. Ein schlanker, blonder Mensch zähl te ihr die Scheine hin, sie mußte en, wäre es heute nicht das letztem«! gewesen, daß sie ihn zu Gesicht be kommen hätte. Jetzt stand sie draußen, fühlte das ängstlich in einem sorgsamen mitge brachten Umschlag zwischen Daumen und Zeigefinger festhielt, und ward mit Schrecken inne, daß sie drinnen ja vergessen habe, diese Scheine selbst nachzuzählen. ... Es stimmte ja doch nicht ! Als sie dessen ganz sicher war, kehr te sie um. nicht". Aber es half nichts. der: Die Mutter sah ihre stille, blasse wenig Geld. ... Ich laufe viel^... Willen gehabt? Wenn die sich Was wollte sie tun? —' Es war hatte Derartiges schon einmal gehört. ... Vergnügte sie sich dann nicht mit fremdem Geld? Sie begann zu fiebern. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und Grün ging in einer anderen, viel stärkeren und reineren unter. Sie ... mußte suchen ... den jungen Mann allein zu sprechen. Er war noch in der Bank ... heute ausnahmsweise. Schüchtern tat sie eine Frage vor dem Halbfensterchen. er nervös und aufgeregt. „Ich schlie ße sogleich. Wenn Sie mich draußen erwarten könnten". zum erstenmal an der Seite eines fremden Mannes durch den Frühling ging. Sie war auch plötzlich ganz sicher und gar nicht mehr verwirrt. Da hob ein tiefer, befreiender Atemzug die Brust dessen, der neben ihr dahinfchritt. Er preßte ihrc Hand, daß sie vor Schmerzen am „Es ist ja nicht bloß um das Geld der Probezeit dies Versehen unter lausen." sagte er leise. .Es ist viel mehr um das andere." Sie erfuhr vorläufig dies „an dere" nicht. Sie sagte endlich verschämt und ein ganz wenig traurig: „Bitte, ich will jetzt Adieu sagen ... hier bin ich nämlich zu Hause." Da strich er über die Augen, lach te ganz hell und fragte: „Hier woh nen Sie, in diesem Hause? Ach. dann sind Sie Hannchen Lauk, nicht wahr?" Ihr wurde förmlich ängstlich. „Woher wissen Sie das nur? ... Sie haben ja meinen Namen auf dem weißen Streifen gar nicht gelesen. Sie schoben ihn ja sofort dem an deren Herrn entgegen." „Das stimmt", bejahte er. „Es war heute entsetzlich zu tun. Und bei der einfachen Umsetzung von Papie ren tut der Name ja nichts zur Sa che. ... Aber ich kenne Sie doch schon lange. Aus den Briefen mei nes Vaters sogar, denken Sie nur. ...Ich bin nämlich der Aelteste des Borsteher Bendix und habe ebenfalls die Ehre, seit zehn Tagen in diesem Von der einsamen Ferienreise wur de nun zwar nichts. Aber ins Freie hinaus kam das Hannchen doch. Der nächste Tag war ein Sonntag, und Max Bendix zeigte ihr an diesem Tage den Frühling aus der Nähe, diesen wundervollen, - seligen Früh ling. der sich ordnungsgemäß zu emem Sommer auswuchs und als wohlgeratene Frucht einer soralich ge hüteten Ernte für Hannchen Lauk einen schmalen, goldenen Berlobungs reisen mitbrachte. S«»vel «n» Aus dem Jahr 1857 berichtet Her mann Josef Landau von einer merk würdigen Szene, die sich in Hamburg am Wirtshaustisch abspielt«, wo der bekannte humoristische Schriftsteller Julius Stettenheim die Bekanntschast Hebbels machte. „Hebbel und ich", er zählt Landau, „saßen um 11 Uhr vormittags in der „Tonhalle", einem damals besuchten Lokal, wo man sehr gutes Bier trank, und sprachen ge mütlich. Hebbel freilich mit seiner philosophischen Ruhe, aber immer voll Humor, der aber einen Anstrich von Bitterkeit annahm, sobald man auf das Thema von Ausführungen, oder besser Nicht-Aufführungen seiner Dra mich sah wir waren befreundet trat er an mich grüßend heran, ergriff den leeren Sessel mit den Worten: Sie erlauben doch? Störe ich die Herren nicht? Letzteres wurde ver neint. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Beiden einander vorzustellen, mit den üblichen Worten: Herr Fried rich Hebbel! Herr Julius Stetten- Heim, Schriftsteller. Stettenheim hocherfreut und angenehm überrascht, sich vom Sitze erhebend, schrie fast: „Das freut mich ungemein!" Hebbel erhob sich ebenfalls, jedoch-sehr gelas- Hebbels mildes Antlitz, er erhob sich mich meine Herren!" und war ent schwunden. Lieber Freund Julius! Wenn ich jetzt zurückdenke, wie Sie da daß ich die indirekte Veranlassung des für ihn nicht erfreulichen Borfalles war. Da sprach Hebbel: ..Bergessen! Lassen wir das, der gute Mann kann ja nicht dafür. Sie noch weniger, erinnert werde: und was sollte ich ihm auch sagen? Es war besser, ich ging." Darum. Ede (der billig e:nen alten asthmatischen Leierkaste» gekauft, dessen vierter Ton nichts als Wind ist): Teufel, damit werde ich taum Geld verdienen. Lude: Was? Im Gegenteil, man du wieder machst, daß du mit dem Ding fortkommst. Die Reise nach Rom. .Das erlaube ich nicht, das kann niemals gut enden!" sagte Onkel Leo, als zuerst davon die Rede war, aber es zeigte sich, daß diesmal Tante Ludmillas Entschluß sehr fest stand und durch keinerlei Warnungen zu erschüttern war. Sie wollte nach Rom reisen, und sie blieb dabei!— Dort hatte sie im ersten Schrecken den Kopf durch die Scheibe ihres Coups fensters gesteckt, war blutend in ein Hospital und beinahe in «in Irren haus gebracht worden. Die Arme kann nichts dafür, daß man beständig um sie in Sorge sein muß, daran ist ihre Erziehung schuld. Bis zu ihrem dreißigsten Jahre ha ben ihre Eltern sie als Kind behan delt, von da ab bis zum vierzigsten durfte sie Backfisch sein, endlich wurde sie für erwachsen erklärt, aber noch lange nicht für mündig. Sie war ein langaufgeschossenes Ding von fiinsundvierzig Lenzen, als die Eltern kurz hintereinander starben und sie nun als schutzloses Waislein in der bösen Welt zurückließen. Jetzt schien die ungewohnte Frei heit ihr plötzlich zu Kopf gestiegen zu sein, sie begann ihre Flügel zu regen, sie wollte reisen. Seit Monaten schon sprach sie von nichts anderem nach Rom und traf alle Vorbereitun gen dazu. Sie las nur noch Bücher, die von Rom handelten, studierte die italienische Sprache und überraschte uns im Gespräch oft durch seltsam klingende Worte, die kein Mensch zu beuten wußte. Sie sang sogar ita lienische Lieder es war furchtbar! Bierzehn Tage »or dem Tage der Abreise wurde sie vom Reisefieber be- Minuten sollte Tante Ludmillas Ziig gesehen!" Sie schlief und schlief bis Plötz- er freundlich. Empört protestierte Tante Lud milla gegen einen solchem beleidigen den Verdacht. „Ritte sehr! Was fällt Ihnen denn ein? Ich bin die Baro nesse Ludmilla Stark von Strackwitz, mein Bater war der Oberst Stark gen." Bette liege, wie sich das um die Mit« „Mitternacht?!" schrie Tante Lud „Halt! Wohin?" wenn Se das nicht können, kommen Se mit uff die Wache." Da wurde Tante Ludmilla ernst kaltblütig wegen Beamtenbeleidigung und Widerstandes gegen die Staats gewalt für verhaftet erklärte. Nun wollte Tante Ludmilla sich legitimieren, faßte nach ihrem Reife täschchen, aber wer beschreibt ihr Ent setzen, als sie entdeckte, daß man sie beraubt, während sie schlief, Reise geld, Fahrscheinheft nach Rom, Legi timationspapiere, nebst Täschchen, alles war weg. Weinend und stam melnd suchte sie ihr Unglück dem Manne des Gesetzes klar zu machen, ihn zu veranlassen, sogleich nach dem „Vorwärts, zur Wache! Dort wird sich schon herausstellen, was für eine Prinzessin Se sind!" sagte er grimmig. Alles Flehen und Sträuben half der armen Tante Ludmilla nun nichts mehr, sie mußte mit und be kam als eine bei verbotenem Niichti- Nachtquartier im polizeilichen Hast Tante Ludmilla im Wer hatte ihr das an der Mtge ge sungen?! gen: „Was wie wo? In Po komme sofort. Das ist 'a ein fürch terliches Mißverständnis!" Tante Tea, seine Frau, kam als lebendig, mußte gleich zu Bett hysterischen Anfall. D?r Hausarzt cher Erregung befunden habe. Tante Ludmilla ließ die Flügel hängen, fragte man sie, wann sie zu Rom. Boshaft. Reisender: ,WaS Reisender: „Na, die werden diese Aacht eine reiche Beute in ihren Zim mern gemacht haben!" Sie verrottn nichts. Bon einer kleinen reifenden Thea tergesellschast wird „Maria Stuart" aufgeführt. Da das Personal nicht ausreicht, engagiert der Direktor für den Abend einige junge Männer aus dem Ort, welche als Statisten ge braucht werden. In der Szene zwi schen Elifabet und Leicester werden die Statisten irrtümlicherweise mit hinausgeschickt auf die Szene. Der Direktor ruft ihnen immer zu, sie sollen abgehen, doch es wird von den Statisten überhört. Als der Vor hang fällt, stürzt der Direktor wütend auf die jungen Leute mit den Worten zu: „Ihr Schafsköpfe, Ihr solltet doch rausgehen, Ihr dürst doch das gar nicht hören, was Elisabet mit dem Leicester verhandelt." Eine kleine Weile stehen die beiden ganz verdutzt, doch endlich öffnet sich der Mund des einen: „Sei'n Se ganz ruhig, Herr Direk tor, mer verraten nischt." Der Heuchler. „Aber, Alte, schimpf doch nicht! Kracht?" „ Nein, in das Krankenhaus."' Ta»^ Student Ä.: Sieh mal, die junge Dame dort, welch' auffallend schmales und kleines Gesichtchen. Student B.: Schau sie nicht so unverwandt an, sonst wird sie rot. Student A.: Ach bewahre! Die hat ja gar keinen Platz dazu übrig! Benutzte Gelegenheit. Gattin (in der Zeitung lesend): Diese grauenhaften Kriege! Kann man die denn gar nicht verhindern? Pantoffelheld: Bielleicht durch gute Beispiele, Luise! Auch eine Spekulation. Die kleine Ellh: Du, heirate Herr (geschmeichelt): Deine Schwester hat mich wohl sehr lieb, oder willst du mich nur gern als Schwager haben? Die kleine Elly: Ach, da» beides nicht, aber wenn meine Schwester Hochzeit macht, kriege ich einen Tag schulesrei. Frauen untereinan der. „Biel Geschmack scheint Lies beth nicht zu besitzen, wenn sie sich ein neues Kleid machen läßt, ahmt sie immer eines von mir nach!"