TurckGer»«Nt>. Nobile von Max Biltrich. Im vorigen Jahrhundert wohnt« am Bodens« eine Fischerfamilie, de ren bestes Besitztum in einem Stück chen erbärmlichen Landes bestand, auf dem farbenfrohe Blumen, beson ders die roten FeuerMinen, besser emporkamen als stattliches Getreide mit vollen Aehren. So auch ''tdie- Heu in der Familie nicht die starten, sehnigen Arme: die Söhne, deren Hilfe einst Brot hätte herbeischaffen scllen, starben im sriihen Alter. Da gegen blühten die beiden Töchter ohne Not heran, trotzdem sie nicht lange eine Mutter besaßen. Eines der Mädchen ging frühzeitig mit ei ner französischen Familie von dan ne», die mit Napoleon am Bodensee aufgetaucht war, und ward nie mehr daheim gesehcn; das andere aber blieb in der Hütte und war vom Scheitel bis zur Sohle die Feuer blume im Geireideseld: ein leuchten de.-, feiner, schn.ieg- und biegsamer Schmuck. Ringsumher derbe Kraft und emsiges Bemühen um das täg liche Brot; das Mädchen lauter Zart heit und Weichheit. In ihren Auaen freilich war ein Leuchten, das den Wanderer wie ein Licht in der Nacht Vielleicht wäre ein rechter Teufels braten, eine Hexe, aus Anya Maria geworden, sofern sie das Liebesgirieo eines aus weitverzweigte- Familie stammenden Monyes erhört und so seine ganze Sippschaft gegen sich ein genommen hätte. Da jsie jedoch wie im Schlaf blieb und weil der selber w!e vor einem Rätsel der Natur sie bende Vater ohne Murren feine« Tcchter den Unterhalt gewährte, so ließ man das Mädchen in Ruhe und nannte sie nur noch die Feuerblume, Endlich lam aber doch einer, dem die nach Gildeswert zu schätzend« Habe anderer Mädchen nicht so in die Augen stach und das Verlangen nicht so aufstachelte, wie der Reich tum ihrer Erscheinung. Einer, der nicht allein eine nährende Aebre aus dem Getreidefeld für sich zur Lebens xenossin pflücken wollt», sondern du berückenden Blume Opfer zu bringen gedachte. Außerdem glaubte er ir dem Mädchen auch mehr zu erlernen, als die bloße Schale flüchtigen Trugs. Er prüfte ihr Herz. Und schon daß Anna mit diesem Manne, dem lediglich auf die Kraf! seiner Arme angewiesenen Schisse: Wolter, öfter redete und ging, wäh »end Leute im sicheren Hafen verge bens auf diese Bevorzugung gewartel hatten, zeigte ihren klaren Blick süi die Welt, wie sie ist. Anna Maris war überzeugt, ein Mensch in glei -6 Verhältnisse», wtrde ihr ein we Niger blinkendes,wdoch beständige?; Glück bringen, als ein schnell ent fammter und wohl ebenso rasch er iiiltender Anbeter. Doch während in ihrem Herzer die Zufriedenheit erblühte, Much! rings umher der Neid empor. Und so wurde, ehe sie davon er derungsagenten abgeschlossen: Uebei das große Wasser zu bringen sin! der Schiffer Walter und die Ann« Maria Herold, beide mittellos unk willens, miteinander zu leben, un! dabei ohne Aussicht, Kindern Nah rung zu schaffen und sich selber im Alter zu unterhalten. Ein Agent führte das Paar fori und nahm auf t:r Tour nach Ham dem zum Meer wallende» Ströme, dem sich von Zeit zu Zeit ein Bach' lein vermählt. Am Hasenplatz ging an den Tager vor dem Abschied Herr Grotjohan« auf und ab und betrachtete die Leu» und ersah aus den Papieren, welche» Herlunst und welchen Berufes du waren, deren Zukunft jenseits dei Wassers liegen sollte. Er blickt« wohlgefällig auf den sehnigen unt gebräunten Schiffer Walter uni forschte nach seinen Plänen. „Geld verdienen, Herr, und schaf fen, wüs einen freut!" .Und was wird dich erfreuen?" .Auf dem Wasser fahren zu dür fen. wie auf dem Bodensee, und dazp «in bißchen Herr zu sein oder dock einmal dahin zu gelangen." .Die Hoffnung kannst du mitneh- New Z):rk hat sein Geschäft auf dem Wasser wie ich und kann zuverlässig! Menschen brauchen. Willst du z» Nim gehen, so wird dir mein Schiffs- Herr!" Auf Grund solcher Weisung betrai der Schiffer Walter vom Bodensei ?:n, ehe er selber ausfahren dürf» als Verwalter fremden Gutes! Das wolle er, erklärte Walter. Nur müsse ihn die Arbeit von C-tund NN den Unterhalt für zwei Menscben eintragen. Grotjohann betrachtet« den Bewer ber genau. .Für zwei? Gut! Es hängt von dir ab, ob du später auch für drei verdienst. Ich brauche mehr Men schen, die Lohn für drei heimtragen, als für einen oder zwei. Aus mei nen Leuten wird, was sie aus sich machen. Du wirst zuerst ein paar mal mit dem Küstenfahrer gehen. Was man dir später allein anver trauen kann, muh sich erst zeigen." Da fuhr Malier einige Jahre lang an der Küste der neuen Welt, uner schrocken in Not und Sturm und hjng treu an seinem Herrn und an seinem Weibe, das sich in der gro ßen Stadt verlassener dünkte als frü her in dem einsamen Oertchen am Bodensee und allemal mit Freuden tränen die Heimkehr dessen begrübt«, der mit ihr bis an das Ende des L«b«ns wandern wollt«. Sie hörte von seinen Abenteuern, und beide schmiedeten Pläne für die Zunn! Ja, hätten sie nur mit dem Sturm zr tun gehabt! Aber di« Versündi gung gegen die Majestät des Meeres! In Todesangst stießen die Leute ihren Führer zur Seite und rissen in wahnsinniger Hast Kisten und Kästen und Ballen auS dem Laderaum und schrieen dem unglücklichen Mann ihre Verwünschungen ins Gesicht: „Deine UnWahrhaftigkeit ist es, die hat das Unglück über uns gebracht! Heimlich hast du dein Weib zu uns zurückbringen lassen. Dein Schwei gen verrät dich und deine Mienen sind beredt genug. Durch die du uns aber dem Tod ausgeliefert hast, sie soll uns nun zur Flucht aus seiner Gewalt helfen!' Und dabei wOfen sie die Güter sns Meer, sprangen ihnen nach und klam merten sich daran. Die Flut hofften sie, würde sie an die Küste -iner der nahen Inseln spülen; denn sie hatten die großen Antillen vor dem Ange sicht- Walter war einen Augenblick ent schlossen, seinem Liebsten nachzu springen zum gemeinsamen Unter gang; er hätte die flüchtenden Kame raden von den schwimmenden Lasten reißen mögen, so feig schienen ihm die Matrosen. Und die Erkenntnis ihrer Treulosigkeit flößte ihm selber wieder Kraft und Mut «in, auf der „Nixe" weiter auszuharren. „Du und das Schiff," so sagte «r sich. „jttzt gehören noch wir beide zusam men, und wenn wir das Grab im Wasser finden, so sind wir bei ihr und haben uns dies Recht verdient!" Die Wogen hatten inzwisch«n leich tes Spiel mit den ihnen zugeworfenen Gütern und fegten sie dem Strand Jamaikas entgegen, an dem schon scharfe Augen nach d«n Schiffbrüchi gen lugten, ehe noch Walter das letzte gewaltige Bersten des Schiffskörpers unter sich fühlte und zwischen der Trümmersaat am Riss ging und doch noch auszuschauen suchte nach dem einen Stück allen Verlustes, das ihm entrissen war, als wärs ein Stück von ihm. So blickte er umher und war ein Träumer im Strudel tosender Zerstö rung. Er überließ sich d«n Wellen und wurde mehrfach an den felsigen Halt zurückgefchleudert, ehe sich ihm ein Boot näherte. Ein Tau flog ihm zu; er sollt? das Ende packen. Doch willen- und kraft los wurde er umhergeschleudert, und die Retter kamen mit Gefährdung des eigenen Lebens näher zu ihm. „Greif zu! Deine Leute sind ge rettet, und auch, die das Unglück über euch gebracht hat, liegt am Strand!" „Bei euch?" „Das Holz ist zertrümmert und die metallene Hülse lag geborgen vor uns!" Da packte Walter das Ende des Strickes, und sie zogen ihn ins Boot. Am Strand, so wi«derholten sie. er warte ihn jemand, und ruderten mit ihm zurück und trafen alsbald mit seinen Unglücksgenossen Anstalten, der Crde zu geben, was der Erde war. Die Gruft auf dem kleinen Strand friedhof entstand vor 'hren Augen und lald erhob sich der Hügel nassen Sundes darauf. „Und jetzt?" schien Walter alles Da wuchs der Mann der Treue und der Tat aufs neu« vor den an »Wann segelt das nächste Schiff nach New Aorl?" fragte er. »Sobald die Gewalt des Sturmes gebrochen ist!" »Kameraden, ich habe mit der hier, Mc«res aussetzte!" ! »Also steht der Schuldige vor euch, und wer schuldig ist, soll büßen und ren! Ich habe lein Recht zur Schuld gestehen, damit er nicht meine, ! ihr seiet schuldbeladen. Nicht will ich vor ihm treulos in den Tod fluchten, Die Br«ut iu Trauer. Skizze von M, Roda Roda. Um zwölf siel der Sonnenstrahl auf die Feuermauer. Dann gli'! er sacht das Eisengitter des Ganges entlang, und um halb zwei erreichte er Fräulein Richters Fenster. Dort blieb er stundenlang sanft losend auf den Nellenbüschen. Was waren auch Fräulein Richters Nellen schön! Es ist eine bucklige Welt: einer läßt sein Werk unvollendet und geht; hoffen. Eine bucklig« Welt. Zuerst ein Schritt und kein Mensch dazu als eilte der Schritt seinem Herrn voraus. hörte sein Zimmer sogar zu Wohnung. Der Hausherr hatte tes Eine einfache Tür NM zurückstieß, hörte sie hörte das Wasser glucksend aus der Flasche lau fen und wenn er pfiff und auf und men? Ich sitz' doch täglich hier." mand Adieu zu sagen als Ihnen." Richter faß betäubt im Lehnstuhl. ! Hatte eil. keuchender Atemzug sie ge- strilst des Ungeheuers, das man Le- > ben nennt? Sie horchte. HanS Brady ging in seiner Stube ab un) zu. Er öffnete die Schränte, riß Pa pier entzwei. Rieb ein Zündholz an und blieb eine Stunde stumm. Dann ab schritt. Nun stand er. Es war eine tick tickende Stille. Erwartungsvoll. Würgend. Je>us, Maria, Josef! Da drinnen bei Hans Brady war ein Schuß ge fallen. Wer hatte die Menschen die Frauen die Männer aufge schreckt, daß sie alle Herbeiliesen? De» dumpfe Schuß? Mariechens grausiger Schrei? Alle drängten ins Zimmer da lag er mit durchschossener Brust. ! Die Frauen jaulten, die Dienstbo ' ten bargen das Gesicht in den Hän den und wimmerten vor Entlegen. Hans Brady schlug die Augen auf, groß und voll. Sah er? Sah er nicht? Sah er Mariechens Gesicht? Eben war's noch arm und leer gewesen, m dieser Minute hatte das Leven es nut seinem ganzen Inhalt gefüllt, Schmerz und Liebe. Hans lächelte reich und süß. wie einer, dem eine große Sehnsucht ge stillt wird. „Maria." sagte er, „Maria!" Und seufzte tief, die Ll oer sanken über die Augenspalten. Mariechen siel ins Knie und schluchzte. Ein Besonnener halte um die Retter telephoniert. Der Arzt beugte sich über den Verwundeten. .Steht er Ihnen nahe?" fragte er teilnehmend, i Mariechen nickte. »Er wird kaum den Morgen erle- — der Schuß geht durch die Lunge." ! Man legte ihn auf die Tragbahre und trug ihn fort. ! Vier, sechs, acht Weiber umringten Mariechen. So gewalttätig, so plötz lich war's gekommen, daß man sich zu wundern vergaß, daß man's frag los hinnahm: er hat ihr nahe ge standen. hübsche, lustige Herr Brady. Ma riechen gab ihre Ersparnisse hin, um ! Sie haltte ihm nah- gestand'n. ! Das ganze Haus begriff sie auk ein- mal. Und das welke, komische A!t jungserchen galt den Frauen jetzt sür l voll, für ebenbürtig. ! In der schwarzen Friedhofskapelle stand ein Sarg zwischen WachsUch- Deckel Kranz, krank bleiche Rosen, und ließ schöne Da mastbänder auf die anderen armen Blumen fallen. Gestern war der Mann noch fremd im Haus gewesen, fachte ihm jeder Blumen dar. Die Einsegnung war vorüber. Vier pomphafte Schmierfinken schleppten den Sarg hinaus. Sie schoben ihn in den Leichenwa gen und suhren ihn der fernen Reihe zu, auf der man eben begrub. Die leeren Wagen krochen hinterdrein, nur in, ersten faß der Pfarrer. Mariechen folgte dem Sarge. Ein xaar Frauen aus der Nachbarschaft machten sich wichtig und stützten sie. Es regnete ein wenig, die Wolken am Himmel schoben sich durcheinander, eine mißgönnte der anderen den Platz. Der Wind hob Mariechens Kreppschleier und schwenkte ihn wie eine Trauerfahne. Die Leute hatten graue Gesichter und rote Nasen spitzen. , Der Pfarrer beeilte sich, so sehr er konnte. Er fürchtete sich, nasse Füße zu kriegen. Die Trauergesellschas! fuhr zurück. Mariechen lehnte matt im Fond, ne ben ihr Frau Witwe Rohrnagel, die spielte sich als mütterliche Freundin Die anderen in den nachfolgenden Wagen guckten links und rechts vor nehm aus die Fußgänger und woll ten bemerkt werden, j Zu Haus küßten sie Mariechen und hätten sich am liebsten auch bedankt. Zerstreuten sich in ihre Stuben und redeten noch Wochen, Jahre, ein Le ben von Hans Brady und Mariechen Richter. j Mariechen schloß die Tür hinter sich. Machte Ordnung. Brachte den Nelken Wasser. Legte den^Schleier gebunden. Es hatte auf dem Schränkchen neben Bradys Bett ge legen. Und las in dieser ersten Feierstunde: von Hans Bradys Lie besleid um jene »Maria ach. Ma ria!", die er in seiner Todesstunde so schmerzlich gerusen halte. Um die er gestorben war. j Und Mariechen, das arme, ein same Mädchen, bückte sich und hob demütig eine Liebe aus, die eine hof nichts gegeben hätte. Im Tode schenkt- er ihr alles, dessen sie se lräumen ein Grab, das sie > schmücken durfte. Frisch gestrigen. (Drei Bilder ohne Worte.) Gedinkensvlitter. Wohltun trägt Zinsen, und doch brauchen diese Kapitalsanlage so det, sann sprachlos dastehen. Rü«is,cht^lsS. Mutter (die das Kind geküßt hat): Gott, ist das Kind im Gesicht — P>>l> YI, xich» Junger Ner- I-idiger «befangen): „Ich hoffe, n-ine Sie werden meinem K'i>nlen De/ Angeklagte wurde freizespri chen. Untrügliches Zeichen. WaS, die gnädige Frau ist nicht zu Hause? Da ist doch ihr Zopf! Fatale Begegnung. Student A.: Mensch, was ist dir auf einmal? Du schwitzt ja förmlich! Student B.: Ach, Freund, mein Schneider, dem ich noch einen Anzug schulde, folgt uns aus den Fersen! Student A. (sich umsehend): Auf den Fersen? Aber er kann doch der „Elektrischen" nicht nachrennen! Student B,: Mensch, schaue dich doch nur nicht so um, er steht ja auf dem Hinterperron! Stoßseufzer eine« Pl>nt,sfelhtkden. »Na, mir soll noch einmatje mand sagen, daß in meinem »use nicht alles nach meinem