Gerettet. Toni, der einzige Sohn de« Müh lrnbesttzers und Bürgermeisters ton M. lehnte am Gartenzaun und schaute aufmerksam hinüber in d«n Nachbar garten. Er stand hier seit einiger Z«it oft, während er sich früher doch gar nicht viel um die Nachbarn ge tiimmert hatte. Aber freilich, feit die Grethel den Haushalt des Lehrers versorgte, sah es da drüben auch viel freundlicher aus als vorher. Di« Grethel war eine entfernte Verwandte der Lehrerfrau; ihre Eltern waren ziemlich schnell auseinander gestorben und hatten dem armen Ding nichts hinterlassen, und da die L«hrerfrau, Mutter dreier unerzogener Kinder, immer kränklich war und keine Magd länger als vier Woche?, hatte, hatte sie kurz entschlossen die Waise zu sich genommen. Grethe war ein neltes, anstelliges Mädchen, da« schnell Ordnung in den vernachlässigten Haushalt brachte. Die Kinder liefen nicht mehr mit zer rissenen, schmutzigen Kleidchen umher, die Lehrerfrau mußte sich nicht mehr halb tot ärgern über die dumme, eigensinnige Magd, und der Garten glich nicht mehr einer Wüstenei. Man tonnte es dem Toni also gar nicht verdenken, daß er jetzt fast >eden Abe:>d an dem Gartenzaun stand U7.S nalür'.'.ch auch mit der. blonden Nach barin plauderte. Si« war wirl'il» lü'.sch, wie sie da um die Ecke dcS Hauses kam; In jeder Hand eine Gießkanne, auf den rotblonden „Guten Abend. Fräulein Grethe." Toni halblaut „wollen Sie wieder gießen? Es gedeiht ja pmch tig bei Ihnen; natürlich, was solche Gärtnerin pflanzt!" Das frische Rot auf ihren Wangen vertiefte sich noch, als sie ihm lächelnd zvnickte. „O, Herr Hübner, auf d'e Gärtnerin kommt« wohl niiht an, sondern aufs G'eßen." Er lachte. „Darf ich Ihnen bel? fen, Grethel? Dann springe ich über ten Zaun." „Um Himmelswillen! Was läl' denn da die Base sagen und erst Ihre Frau Mutter?" wehrte Gretye schrocken ab. „Ueberhaupt können Sie ja gar nicht so hoch springen," neckte s" „Warten Si« nur, ich wecse eS Jl'ien einmal zeigen," entgegne'- e>v D"nn plauderten sie, während «Krcthe ihre jungen Pslänzchen begoß, heiler jiber alles Mögliche, bis das Mävche.i mit der Behauptung, nun aiisolui ie>n- Zeit mehr zu haben, ins Haus ei":. _ Eari-nzaun waren die-einzige Freu> »er einzige Trost Ver armen Grethe, den,: im Hause gab es wenig genug Erfreuliches; nur Plage. Arbeit un» '/.erger den ganzen Tag. Der Lehrer war ein mürrischer, strenger Mann, du Base hat« jene krittelige, grundlose llekellaunigkelt kränklicher Me'ijch-n und i'ie Kinder war!» kleine P.'agk geiliir, die an Grethe all 'ihrer-, durch den Vater gewaltsam unterdrückte» l,ebermut ausließen. Man ver'angt: von ihr, daß sie arbeitete, das Haus in Ordnung hielt, aber nach ihrer Liebe verlangte kein Mensch: man eol' ihr für die Arbeit die Ko i !>nd, i, zahlte sie, aber man gab ihr leine Liebe, nach t«r sich das arme verwai st« Mädchen so sehnte. Kein Wunder also, daß sich ihr ganzes unbefriedig tes Liebesbediirfnis, ihr ganzer unver langter Liebesreichtum dem hübschen, schen naht. Grethe hatte viel Arbeit gehabt, erst spät am Abend, nachdem olle schon zur Ruhe gegangen waren, icnnte sie ein wenig in den Gane:> Garten zu ixm murmelnden Vach le-», welches Ihn begrenzte. Sie schlang die Arme um einen der dort lich auf das eilende, schimmernde Wässerchen zu ihren Füßen. Sie war traurig heute. Sie dachte tie zarte, kränkliche Zwitter und an den schönen, leichtsinnigen Jungen, di'k Sorgenlind der Familie, den alle der Tages verschwunden war, binterlassend als Schulden, zu deren Bezahlung da« kleine Vcrn' ig-n deZ cllen Försters kaum ausrtlchi:. ?cr Vater hatte gewetttrt, daß Sa» Häuschen gezittert hatte, die Mutter legte sich hin und starb. ur>? der Vale- in dessen rauhem Gemii: tie Sor>und der Schmerz um il- der- Zor-'i' Gefährtin größer« Verwüsten de» ana«r > >ei hatten, als er s>ch .:«! ien !it';, folgte ihr bald naiy. '.znd sie. d!« c>me Grethel, war hierher ge lammen und war nichts Besseie- ukid nichl imhr geachtet als «ine Magd, dos l'eßen sie alle merken, nur der Tcn> nicht. Aber war es recht, ihn zu lieben. Verden seine geldstolzen Eltern er huben. daß er das arm« Mädch-n Hei- Heiraten? Ja, wollte er sie den« überhaupt heiraten, halt« er denn das je gefragt? Und so, durfte sie ihn denn so lieben? Heiße Tränen stiegen in ihre Augen. „Mut'«rle, Mutterle, hilf mir," flüsterte sie leise, Nie in flehendem Gebet. Le.se Schritt« ertönten hinter ihr rückwärts ihren schlanken Körper. Mit einem Ton, der halb Schluchzen, halb unterdrücktes Jauchzen war, warf sie die Arme um feinen Hals und er preßte sie an sich und erstickte sie fast mit seinen Küssen. Plötzlich ließ er sie ein wenig los und strich mit der Hand prüfend über ihre glühenden Wangen. „Warum hast du geweint, Grethel? Hat dir jemand was zu leid getan?" fragte er. „New, niemand; es ist nichts," ant wortete sie unsicher. Aber er gab nicht nach, bis sie ihm sagte, warum sie geweint habe. „Du Närrchen, du gut's, dumm's," glaubst, dich hab' ich lieb und heiraten tu' ich eine andere? Nein, Schatzl, so was tut der Hübner Toni nicht. Aber du hast Recht, die Heimlichkeit führt nichts Gutem und ich war' ein Schuft, wenn ich noch länger wartete. Du bist mein, mit Leib und Seele, und ich lass' dich nicht, kann's kommen wie's mag. Gleich morgen red' ich mit der Mutter, denn der Vater ist krank, das weißt ja." i Grethel schmiegte sich voll inniger Hingebung an ihn, aber sie zitterte „Ich fürcht' mich, Toni," flüsterte sie, „ich fürcht' mich vor deinen Elt«rn." „Ach geh', Schatzl, das mußt' nicht sagen, meine Eltern sind gut mit mir und sie werden es auch mit dir sein. Sie kennen dich doch und wissen, was für ein tüchtiges Mädel du bist, und mir scheint, eine Frau, die nichts hat, dafür aber ihren Mann liebt und spinefam und fleißig wirtschaftet, ist besser wie eine, di« einen Sack voll Geld mitbringt und dann alles wieder selber braucht und noch »bendrein den Mann ärzert.. Aber jetzt ist's Zeit, daß du schlafen gehst, damit du mor gen helle Augen hast." Er küßte sie noch einige Male herz lich auf die brennenden Lippen, dann schob er sie sanft von sich und sah ihr «lach, bis sie im Haus verschwunden war, ehe er auf dem Wege über den Zaun sein Heim aufsuchte. Am anderen Morgen begann der Kampf. Die Frau Bürgermeisterin starrte ihren Sohn an, als habe er den Verstand verloren, als er ihr er klärte. daß er die Grethel liebe und sie heiraten wolle. Also hatte die schlaue Person es wirklich verstanden, ihn einzufangen, und er kroch auf d«n Leim, ohne es zu merken. Er solle lich nur nicht unterstehen, am Ende vem kranken Bater mit solchem Ge schwätz zu kommen. Die Lehrers magd heiraten wollen, jetzt, wo der Vater mit dem Löwenwirt einig ge worden sei, daß ihre Kinder sich hei raten sollen. Ob die Löwenwirts- Fanny vielleicht nicht hundertmal Jiigerstochter. „Wenn du den Wert des Menschen kaum, daß die Fanny so arbeiten würde wie die Grethel ..." „Hat sie auch nicht nötig." schrie die alte Frau zornig, „die lann sich sechs solche Mägde halten wie diese Grethel!" „Die Grethel ist achtbarer Leute Kind, aber auch wenn sie ein Bettler seine Frau geworden." „Damals! Damals hatte der Vater auch noch nicht so viel Geld; jetzt tränkt das Zimmer und wich den gan Bei dem Vater stellte Toni trotz des mütterlichen Verbot«s einige vorsichtige daß «In Mann mit einem ven Mädchen, das Ihn liebe und das er wiiderllibe, besser daran sei als mit einer reichen, ungeliebten Frau, hatte der Alte ihn erst mißtrauisch, forschend angeblickt und dann kühl er widert: „Unsinn! Geld, viel Geld ist heut zutage die Hauptsache; arme Mädchen sind nicht dazu da, geheiratet zu wer ben. Deine Mutt«r hat zwar auch nicht viel gehabt, aber damals lagen die Verhältnisse noch ander«; dir würde ich nie erlauben, ein armes Mädchen zu heiraten, und weil wir gerade davon sprechen, will ich dir gleich sayen, daß ich mit dem Löwen wtrt einig bin. du wirst die Fanny heiraten." Toni wollte erwidern, daß er dies nie tun werde, aber er hörte di« Mut ter im Nebenzimmer und er wollte auch dem kranken Vater keinen Aer zer bereiten. So verließ er schwei gend das Zimmer. Am Abend sagte er seiner Liebsten, sie müsse noch ein bischen Geduld haben, bis der Vater wohler sei, daß man solche Dinge mit ihm besprechen könne, „Und deine Mutter?" fragte Gre the. „Du sagtest gestern, du würdest erst mit deiner Mutter sprechen. Gelt, sie will nichts von mir wissen?" „Ach, was du alles denkst, Grethel.' antwortete er ausweichend. „Die Mutter weiß, daß du ein braves Mädchen bist. Sie hat dich selbst oft gelobt, aber jetzt hat sie den Kopf so voll. Wir müssen warten, bis der Vater wieder gesund ist." Grethe drang we ter in ihn, aber sie ahnte wohl, daß sich die Sache so verhielt, daß die Mutier sie vielleicht früher gelobt hatte als Magd, sie ab«r nie als Schwiegertochter willkommen harten Kampf mit den Eltern zu be stehen halte. Sie erfuhr, daß die Bürgermeisterin Ne Lehrerfrau zu kennung ihres Verlöbnisses nicht zu denken sei. Seine Eltern seien zu sehr dagegen und er könne auch Grethe verbrachte eine schlaflose Nacht, aber als si« früh am Morgen ihr Lager verließ, hatte sie ihren Entschluß gefaßt. In M. konnte sie nicht länger bleiben, das stand fest. Toni litt unter dem Zwist mit den Elt«rn und sie selbst litt noch mehr. Es widerstrebte ihr. die unschuldige Ursache einer Entfremdung zwischen Eltern und Sohn zu sein und Stoff fähig ist wie die Weibes. Er heiraten, weil er dies, wie die Dinge lagen, für seine Pflicht hielt, aber cr würde es nie vergessen können, daß Weib sich opfert, ist ja so selbstver- Frleden, sein Glück zu erhalten. Als sie gegen Abend an den Bach kam, um Wasser zu holen, stand Ton! gehen." „Nein, nein, laß nur; es ist besser so, leb' wohl." „Na, ich g«h' doch nicht auf Reifen, Toni blickte ihr kopfschüttelnd nach, gestempelten Brief, in welchem Grethe mit wenigen, schlichten Worten von 2 ini war wie verzweife't. Er rannte zur Lehrerfrau, um sich zu schauen, wann er wiederkäme, und fuhr im Galopp zur Bahnstation. Dort sagte man ihm auf sein Befra gen, daß mit dem ersten Zuge ein Mädchen, auf welches seine Beschrei bung Paßte, ein Billet nach der Stadt genommen hab«. Toni gab einem Burschen den Auftrag, den Wagen nach Haufe zu bringen und fuhr mit kommende Person gemeldet werden muß und hoff!« auch, Grethe vielleicht zufällig zu sehen. Er wußte, daß sie leine Verwandten und Bekannten dort hatte, daß sie sich also jedenfalls eine Stellung suche, und er ging deshalb zu allen Stellenvermittlerinnen, er fragte in allen einfachen Gasthöfen nach und lief jeden Tag auf das Meldeamt, aber alles umsonst, er fand keine Spur von Grethe. Da sein Geld bald zu End« war, hatte er sich von einem Geschäftskunde des Baters eine größere Summe lehen lassen und nun besuchte er am Abend, um sich zu zerstreuen, all« möglichen Vergnügungen, während er tagsüber nach Grethe suchte. Als auch das ge liehene Geld verbraucht war, mußte er sich doch «ndlich zur Heimkehr ent schließen. Aber lange hielt er's nicht mehr zu Hause aus. Der früher so fleißige, nüchterne Mensch war ganz verwan delt. Um die Mühle kümmerte er sich nicht mehr und allen Vorwürfen des kranken Vaters zum Trotz fuhr er entweder mit dem Wagcn bei allen Kundschaften in der Gegend herum, trank und spielte in den Wirtschaften, oder er fuhr in die Stadt und blieb dort, bis er sein letztes Geldstück aus gegeben hatte. Auch der unerwartet schnell erfolgte Tod des Vaters brachte nur eine vorübergehende Aenderung in seinem Lebenswandel, nachher trieb er's nur um so toller. Die Mutter sah mit Entsetzen das zügellose Leben d«s Sohnes, dem sie vollständig machtlos gegenüberstand. Sie sah den Zeitpunkt immer näher kommen, da er sich ruiniert habe, denn seit dem Tod« des Vaters ging auch das Geschäft, nur fremden Leuten an. vertraut, immer mehr zurück. Si« wußte nur ein Mittel, durch w«lches sie ihn vielleicht wieder zum Guten ändern könnte, aber sie zögert« noch immer. Endlich entschloß sie sich, den harten Gang anzutreten und die Lehrerfrau nach Grethes Adresse zu frng«n. Diese, die dem Sohne nie Auskunft gegeben hatte, sah keinen Grund, ge gen die Mutt«r auch so zurückhaltend zu sein, und sagte ihr, Grethe habe sich damals nach ihrem Heimatsdorse gewandt, wo sie wohl noch sei. Nun einmal der erste, schwerste Schritt getan war, entschloß sich die Müllerein leicht zu den weiteren. Sie bat den Sohn, der gerade von einem Ausflug in die Stadt zurückkam, ein paar Tage aus das Haus zu achten, sie habe «ine wichtige Reise zu mach n. Grethens Heimatsdorf lag inmitten ausgedehnter Wälder und hatte weder Bahn- noch Postverbindung. Als di« Müllerin an der Endstation der Bahn nach dem W«ge fragte, rbot sich ein Bauer, mit ihr zu gehen, er fei von E. Sie fragte, wie weit es sei. „Zwei Stündle, Frau, immer durch'n Wald," erwiderte der Bau«r. Der Weg führte wirklich durch den herrlichsten Buchenwald leicht bergan. Es war ein unangenehmes Gehen in dem grünen Waldesdamm und die Müllerin hatte dabei Zeit, den Bauer auszufragen. Ja, er kannte die Gre the. .Ein braves, liebes Mädel, so brav wie die Eltern. So «in Förster kommt nicht mehr, Frau", versicherte er, „und sie, die Mutter, ein so brav«s Frauerl. Gar so zart war sie halt, nur so ein Pupperl, und drum hat >ie's auch net aushalten können, da- Weh, das ihr der Sohn an'tan hat", und er erzählte die Geschichte von Grethes Bruder. .Aber jetzt ist er auch tot, neulich ist ein Brief kommen von ihm aus Ame- Krnnkenhau«, wo er g'storben ist." „Und die Tochter, die Grethe, wo ist die jetzt?" „Ja. in E., beim neuen Förster. Wie di« Eltern tot waren, ist s' zu ei ner Basen, da draußen, ich weiß nim mer, wie der Ort heißt. Aber dort mußt's ihr schlicht 'gangen sein, und die Leute müssen ihr 'was an'tan haben, denn ganz Naß und krank hat s' ausg'fchaut, wie s' kommen ist, und an ihre Augen sieht man's auch, daß i sie viel weint im Stillen. So ein lieb's, lustig's Dingl war's, und jetzl! Den, wenn ich unter die Finger krie get. der dadran schuld ist, gleich durch prügln tät ich den," brummte der > ehrliche Bauer. Die Müllerin tat unwillkürlich kaum mehr, was der Bauer in seiner weitschweifigen Weise weiter erzählte, daß eines Tages^wiedergelom anders seien als die Allen, sie arg still. „Sind Sie mlld', Frau?" unier- Schweigend gingen die beiden nun ihres Weges, der sie an einer festen Wand riesiger, düsterer Tannen ent einlge bescheiden«, ins Grün der Öbst- Wiesen huschendes Büchlein trieb di« einzeln stehende Mühle; zu beiden „Es ist schön hier, sagte die Mül lerin. net so viel, wie die draußen in der Ebene." „Schau'n S', da in dem Häusl hat Hof und großem Oekonomi«gebäude. Am gewaltigen Steintrog des Brun nens stand ein Mädchen und beschäf tigte sich, ohne aufzusehen, mit der Wäsche. Das mußte sie sein. „Grethel!" rief die Müllerin halb laut. trübe die ehemals leuchtenden Augen! „Um Gottes willen, die Frau Hiib n«r!" stieß Grethe endlich hervor. „Ist etwas passiert? Der Toni?" Stockend kam das letzte Wort über ihre Lippen. „Ja, Grethel, dem Toni ist was passiert, er ist krank geworden, seit dacht hab', du weißt doch, eine Mut ter will immer das Glück des Kindes. Gehst mit heim, Grethel?" fragte die alte Frau fast bittend. Grethe denn?" fragte sie angstvoll. „Ist's „Nein, Grethel, es ist keine K'ank b«n, aber du w'.rst ihn retten. Doch w«ißt, Grethel, ich bin müde, der Herr Förster wird wohl nichts da^e- Gr«thes Gesichtchen färbte sich pur purn bei diesen Worten: sie beeilte sich, die alte Frau ins Haus zu füh ren, wo sie von der jungen Förster!« freundlich empfangen wurde. sprachen; die F'irsterin bedauerte zwar sehr, daß sie die fleißige Gr«!he, die ihr eine liebe Freundin geworden war, verlieren müsse, ab«r GretheS Glück ging natürlich vor. Ja dem freundlichen Giebelzimmer des Forsthauses schlief die Müllerm zum erstenmal s«it langem ruhig und tief, in der Ueberzeugung, ihren Sohn gerettet zu haben. Am andern Mor gen verließ sie auf einem holperigen linden Grethe das stille Dorf. Je mehr sie sich M. näherten, desto schweigsamer wurden die beiden Frauen. Die Müllerin hatte das Fuhrwerk an die Station bestellt und der Kn«cht hatte auf die Frage nach dem Herrn geantwortet, derselb» sei erst gegen Morgen nach Hause gekom- Dies bedrückte die beiden, sie fürch teten sich vor dem Empfana. Kretbe > g»b auch «ndlich dieser Furcht AuS d.uck. „O, Mutter, wenn er aber nichts mehr von mir wissen will?" Die Alte schüttelte nur stumm den Kops und drückte fest Grethe« Hand. Der Wagen hielt; die beiden Frauen traten in das Wohnzimmer. Toni saß, ihnen den Rücken kehrend, um Tisch und wandte sich auch bei ihrem Eintritt nicht um. Die Mut ter machte Grethe ein Zeichen. „Toni!" rief diese mit zitternder Stimme. Er fuhr auf und stieß einen Schrei aus. .Du, du!" rief er. Laut aufschluchzend warf sich Gre the an seine Brust. „Verzeih' mir, Toni, daß ich sort ier ist «s recht." Er schaute lange stumm auf die Weinende; «ndlich strich er zagend über ihren Scheitel. „Aber ich bin nicht mehr der alte Toni, weißt du das?" fragt« er. Sie weinte noch heft ger. „Ich weiß alles, die Mutte: hat m'r alles erzählt; aber du wirst wieder der alte werden, nicht xleich, aber so langsam, nach und nach, gelt. Ich will dir helfen dazu." „Ja, Grethel, wir wollen's ver suchen, ab«r Geduld mußt du haben, vielleicht geyts dann." Und es ging wirklich. Nicht plötz lich, o nein; er ließ noch oft sein jun ges Frauchen zwei, drei Tage vergeb lich warten, wenn er zu den Kund schaften fuhr. Al>cr Grethe hatte nie ein herbes Wort für ihn, sie einpsilig ihn nach solchen Touren ebenso lie'«- voll wie immer, und sie verstand ihm sein Heim so angenehm zu machen, daß diese Ausflug« immer seltener und kürzer wurden. Das Geschäft ging durch Tonis Tüchtigkeit und Grethes Fleiß i nd Sparsamkeit im mer mehr in die Höhe und Toni war bald ebenso anges. »n wie sein Vater. Er war gerettet. «„» »er Mappe «ine» «»chtir». Ein Wiener Rechtsanwalt erzählt ein paar spaßhafte Geschichten aus der Gerichtspraxis. Wir geben da raus die folgenden wieder: Ein Möbelpacker war zur Auszieh zeit als Zeuge vorgeladen. Nach Be endigung de« Verhörs verlangt er ei ne Zeugengebühr von 24 Kronen. „Ja, verdienen Sie denn 24 Kro nen täglich?" fragte ihn der Unter suchungsrichter. «Das ist ja kaum glaublich, da haben Sie ja mehr als ich per Tag!" Daraus antwortete der Zeuge: .I muaß mi aber a mehr plagen als wia Sö, kaiserlicher Herr Rat." Bei der Hauptverhandlung wird dem Angeklagten vorgeholten, daß er alljährlich nach Karlsbad ging und den Rest de« Sommer« bei seiner Familie in Aufsee zubrachte. „Da« Gesundheit schuldig," antwortete er. Worauf ihm der Vorsitzende erwider te: „Sehen Sie, und jetzt sind Sie es Ihren Gläubigern schuldig." Eine Diebstahlsaffäre steht zur Verhandlung. Der Angeklagte leug net, sich an dem Diebstahl beteiligt reden." Angeklagter: „Nein. Herr Rat, ich kann ihn ganz genau beschreiben!" Vorsitzender: „Na. also, da krm men wir ja vielleicht darauf, wer es es ist. Wie hat erden» ausgeschaut?" Der Angeklagte zögert mit der Antwort. Borsitzender: „Na, fürchten Sie vielleicht vor ihm? Sagen Sie '« iti. Wie hat er denn ausqeschaut?" Angeklagter: „Entschuldigen S'. Herr Vorsitzender, sind S' nicht bös', er hat grad so ausgeschaut wia Sö!" Ein Zeuge erzählt in einer anderen Sache: „Der Angeklagte schlief am Tische ein; da ich das in meinem Lo kale nicht dulde, versuchte ich ihn zweimal zu wecken, er aber schlief in der frechsten Weise weiter." r«r «xper»«. Ein Arzt war zu einem Kranken „lhr Gatte liegi in den letzten ist gekommen; Ihr Gatte ist tot." „Pst flüsterte die Frau reg' muß das doch besser wissen." Gco b. Gatte (zu feiner Gattin): „Mir ging es wie dem Sohn des Kis, der auszog, seines Katers Eselin zu suchen. Nur daß ich nicht wie dieser eine Krone, son v»u seinem „Staudpunkt". ! !! den! S ii fs e l die Ferien beim Onk«I auf dem Lande verlebt und jede Nacht bezecht vom Wirtshaus heimkehrt): „Keine La ternenpfähle hier das sind ja ganz unhaltbare Zustände!" Au« Schlesien. Sommer frischler zu einem Knirps von etwa vier Jahren: „Du, Kleiner, wie heißt Du denn?" „Karl." „Was ist Dein Vater?" „Briefträger!" .Wo ist er denn jetzt?" ,Ei Landeck." (10 Stunden später.) „Nu. Karle, ist Dein Bater jetzt „Jnu^" „Jnu!" „A Stückla Wurscht." „Hast Du sie schon gegessen?" (Vergnügt:) „Die Wurscht ar, ich'« Lader!" Verkehrte Welt. »Wie viel Glas Bier trinken Sie Die Eisenbahn (Schü lirauffatz). Bei uns ist eine Eisen dahn. Man kennt sie an den Schie ren. Auf den Schienen sMI >ste. W«r nicht heruntergeht, wird über fahren. Wenn die Eisenbahn kommt, dann läutet es. Sie pfeift immer. Sie ist lang, schwarz und schnell. Es gehen viele Menschen darauf. Wenn man mit der Eisen hinein. Die Eisenbahn Hai »iele Fenster. Vorne ist Dampf, hinten ein Schaffner. Die Kinder, die mit Sommerfrische dick werden. Moder». Mein Fräulein, darf ich hoffen, in Ihrem Herzen als erste Hypothek Ka se rnen ho fbliite. Unteroffizier (zu einem Einjähri gen. welchen er in der Jnstruktion«- stunde dabei überrascht, wie er ein Gedicht macht): „Einjähriger Kän necke, daS müssen wir uns hier ernst lich verbitten. Man kann nicht in der einen Hand den Säbel und in der anderen den Pegasus halten . . Oder denken Sie vielleicht, daß Ihr Homer als Einjähriger seine Achillesverse gedichtet hat?" Variante. Zwei Kehlen und kein Gedanke, Zwei Märzbock und ein Durst!