Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 20, 1913, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die erste uu) leyte Zsah t.
i.
Wie ein Bräutigam des Siidlan
des geschmückt, auf erster, stolzer Fahr!
hatte der schmucke, weißgestrichene.
Dampftr „Milano" den Heimatshasen
Triest verlassen. Freude erfüllte die
Herzen der Offiziere und Mannschaft,
die Freude des Seemannes über das
neue, elegante Schiss. Und Stolz er
füllte die Brust, da der „Milano"
seine Taufpatin auf der Brautfahrt
hinunter nach Spalato tragen durfte.
Der Braut zu Ehren war der Damp
fer für die Erstlingssahrt besonders
geschmückt worden. Der „Milano"
trug Flaggengala mit unzähligen
bunten Wimpeln »nd Bandieren.
Bosketts von Immergrün, Lorbeer
iind Oleanderbäumchen zierten das
Deck, das einem Garten glich. In
den besten Uniformen zeigte sich die
Mannschaft, die Offiziere trugen
Gala, der Patin und Braut zu Eh
ren. Und auch der Wettergott er
wies sich der strahlend schönen Braut
huldvoll und gnädig, schenkte lachen
den Sonnenschein, blaues Firmament
und ruhige See sur die Fahrt der
holden Braut und Schiffspatin.
Still ließ sich die Nacht an, und
ruhig blieb die Fahrt. Einsam war
es auf Deck im schwimmenden Gar
ten. Den Dienst hatte der erste Te
nente übernommen. W!-, ein Schwan
glitt das Schiff durch den breiten
Meereskanal zwischen dem Festlande
und der langgestreckten Insel Pazmnn.
ruhig und sicher in dieser geschätzten
Seestraße, die sanft vom orangefar
ligen Licht der Mondsichel beleuchtet
Der „Milano" nahm Kurs nach
West gegen die offene See, hindurch
zwischen den bleichen Felseninseln von
Morter, Jncoronata und Zur!. Und
wie der Dampfer an der Südspitze
der Insel Jncoronata vorüber steuer
te. begann der „Milano" unter dem
Einflüsse eines stark blasendcn Greco
(Nordostwindes) auf der mächtig be
genbergen wieder hochzuklettern. Der
„Milano" tanzte nächtlicherweile den
Hochzeitsreigen mit jugendlichem Ei
fer, so ungestüm, daß sich die Zier
bäumchen des Gartens aus Deck rasch
den mußte.
Immer stärker blies mit vollen
Backen der Greco, heftiger wurde der
Tanz auf der erregten See. Was
auf Deck nicht festgebunden werden
konnte, mußte im Schisfsinnern ver
staut und geborgen werden.
Wohl hielt sich der junge „Milano"
Die Rücksicht aus die Schiffspatin,
stäubte.
z'" See'nigeheuer». deren dunll«
Rücken sich in dem Maße, wie da?
Weltlicht stieg, in goldschtinmernd«
Meer in drei Farben: ganz nahe dem
Schisse blau, auf lurze Entfernung
Purpur» und in der Ferne glas
Wallen. Schäumen und Rollen zwi
schen Festland, grauen Inseln und
gelben Scoglien. Und über all die-
Firmament und eitel Sonnenglanz.
Bis in die breite Bucht von Spalato,
der Stadt Diokletians, drang der
heftige Atem des Greco. Die hier
gen ungestüm an die gelben Abstürze
der von Oliveten bedeckten Insel Buo.
Dem „Milano" grüßte der Berg
gipfel Mosor, der Beherrscher des
Wunderlandes, der Riviera der „sie
ben Kastelle", freundlich entgegen.
Um so grimmiger fauchte und blies
der Greco. offensichtlich entschlossen,
dem schmucken Brautschisfe die Lan
dung. wenn nicht zu vereiteln, so
Im Nu rasselten drei Matrosen im
Boot die Taue.
ders großen Stoß quittierte der zor
nige Wind diese brave Matrosenlei
ßen.
Auf Befehl des Kapitäns wurde
aller Kraft. Mit Volldampf fuhr
halte. . .
zen, auf ein Abflauen des Sturm
„Biö zum Abend!" tröstete der Ka
schäft.
Und ehe die Patin das Schiss ver
ließ, wünschte sie dem schmucken „Mi
lans" ein glückliches Gelingen feiner
ersten Ausreise, glückliche Fahrt und
Heimkehr nach Triest.
hoch die Patin!)
mußte die Kohlenergänzung beschleu
nigt. der Aufenthalt abgekürzt wer
den.
schen den Inseln Solta und Brazza,
Seile. Die Durchführung des Ab-
Befehle des Offiziers hatten die Fac
chini von den vier Seilen drei Taue
gelöst. Der Anführer dieser Arbeiter,
Beppo, harrte des vierten Befehles,
erwartete das Kommando: „»»w <!a
Sei N)'
Wellen tanzte der „Milano", festge
tinein Tau noch festgehalten war. !
Das Seil wurde strassgespannt. In
dieser Situation war em
Wucht. Das zurückschlagende Tau
ende traf Beppos Kopf.
Wie vom Blitz getroffen, blulüber
11.
biete ausgestattet wurden. Aber die
solide Bauart des alten „Kastens"
ermöglichte immer noch die Verwen
gann der Morgen des !Zl. Dezember
1889. Die Lagunenstadt trug weiße
Zipfelmützen, sah wie eine Hasenstadt
dicke Mäntel oder Pelze gehüllt, haf-
Unfichtig das Wasser, dichter
Schneesall und Nebel dazu. Kaum
waren die letzten Taue eingezogen,
Mit Halbdamps verließ der „Milano"
den Hasen von Venedig. In das
Gebrüll der Dampfsirene mischten sich
die Flüche dec bocchesiichen Matrosen
über dieses Schandwetter. Und heil
los schimpften jene Matrosen, die be
auftragt waren, das Deck vom mas
senhaft angewehten Schnee zu be
freien. Mit Besen versuchten die
Jungen diesen zudringlichen, weißen
Schiffsgast zu beseitigen. Doch der
überaus heftige Schneesturm vereitelte
dieses Bemühen. Bis über die Knö
chel reichte der Schnee aus Deck. Und
immer toller wurde das Flockenge
wirbel.
Der Kapitän stand im Steuerhäus
chen, dessen Fenster fortwährend ab
gewischt, vom Wehfchnee befreit wer
den mußten. Das verbleiben vor
Schneesturm unmöglich gemacht. Wie
Mäuse hatten sich die Passagiere ver
lrochen. Kein Reisender ließ sich
sehen.
Grau war die hochgehende See mit
schaumgekrönten Wogen. Zischend
versanken die Schneemassen im Mee
re. Aechzend, stöhnend lämpste der
„Milano" sich durch den Wintersturm.
Ein langsames Kriechen, ähnlich ei
ner Schildkröte, die sich mühsam vor
wärts schiebt. Die Schaufelräder
drehten sich fleißig, unermüdlich,
manchmal in der Luft, wenn der alte
„Kasten" Sprünge machten. Fiel das
Schiff in eine Wogentiefe zurück, so
griffen die Schaufeln rauschend in
wärts.
Dennoch schien es, als llebe der
Dampfer auf einer Eisscholle. Un
die Zeit und Langeweile mit Leltüre,
Essen und Trinlen. Auf Deck lam
niemand.
nicht!)
Küche und Keller leisteten das
Beste. Dennoch verlief das Diner
trostlos. Die Versicherung des Ka
pitäns, daß bei solchem Schneesturm
sich, ob Gefahr für das Schiss be
stände; der „Milano" sei ein alter
„Kasten"
Trocken erwiderte der Komman
sere Pflicht erfüllen!" Der Kapi
tung: lints Rotlicht, rechts Grün-
Signallichter nicht, denn dichte
die Glasscheiben. Auf Deck lag
der Kasten viel Kurs verloren habe.
„Einholen den Kurs!" Den Be
fehl auf Erhöhung der Fahrgeschwin
digkeit wollte der vorsichtige Kapi
tän der Klippennähe wegen nicht er^
SchisseS
das Rohr, heiser, schreck
Sofort schickte der Kommandant
den Tenente hinunter, den Maschi-
Der Kapitän blieb ruhig und ge
faßt; die Gefahr für das Schiff ver
hehlte er sich nicht. Hilflos wird
der „Kasten" mit gebrochener Ma
schine auf sturmgepeitschter See in
klippenreicher Küstennahe sein, vom
Kurs abgetrieben. . . .
Sollte diese Fahrt die letzte deS
alten „Milano" fein? Die Maschine
versagte. Wohl hielt der Steuermann
mert, doch das Schiff wurde immer
mehr abgetrieben, tanzte hilflos aus
schwer erregter See.
Das Brüllen der Kllstenbrandung
wurde immer deutlicher hörbar.
Der Tenente iam zurück und mel
dete irreparablen Maschinenbruch.
Unbrauchbar geworden die alte Ma
schine.
Plötzlich ein Knirschen und Rut
schen ... der „Milano" war im
Treiben auf eine Felsbanl aufgefah
ren .. . saß fest. An ein Loskom
men ohne Dampfkraft nicht mehr zu
denken
Matrosen kamen gesprungen.
Schreiende Passagiere erschienen auf
dem verschneiten Deck.
Scharf und bestimmt klangen die
Befehle: iiouti! >l»i»u vnirlii!"
(Aus die Posten alle Mann! Herun
ter die Boote!") Die Matrosen stürz
ten aus die wohlbekunnlen Posten,
die zur Streichung der Notboote be
stimmte Mannschaft griff sofort ein.
Der Tenente eilte zu den zeternden
Passagieren, verständigte sie vom
Sachverhalt, suchte zu beruhigen mit
der Versicherung, daß alle Reisenden
in Booten an Land gebracht werden,
daß jedoch unbedingt den Anord
geleistet werden müsse. Gehorsam
ohne Widerspruch!
Bis auf Handbreite waren die
Boote zur See hinabgelassen wor
den; in ihnen saßen mit eingehäng
ten Rudern fahrtbereit die Matro
sen. Das erste Rettungsboot er
schien tanzend an der Schifssstieg«
und wurde an ihr kraftvoll festge
halten.
„Die Damen zuerst! Borsichtig ein
steigen! lautete der Befehl in italie
nischer Sprache.
Nur zwei Frauen wagten im
i Schneegestöber die Stieg? hinabzu
- trippeln, die von den Matrosen ent
gegengereichten Hände zu ergreifen
fen. Z h p
Andere Damen standen am Bord
rand. schrien verzweifelt, wollten ihr
Gepäck nicht zurücklassen, das Boot
nicht betreten.
„Sofort einsteigen! Oder zurück
bleiben auf Wrack, das wahrschein
lich verloren ist!
(Schnell, die Frauen!)
Vergeblich blieb diese Aufforde
rung. Die vor Angst sinnlos ge
wordenen Frauen wollten sich von
ihren Effekten nicht trennen, die
Fahrt im Boot durch die Brandung
zur Küste nicht wagen.
„Die Herren vor! Drei Herren
einsteigen in das erste Boot!"
Gehorsam, freilich sehr ungehal
ten darüber, nur das nackte Leben
ren hinab ins Boot.
„Stoßt ab! .Xvuiiti!"
Nochmals bemühte sich der Kapi
„Die Herren einsteigen!" Hurtig
wurde der Befehl befolgt.
Im Schneesturm brüllte der Boot
sührer: „Stoßt ab! Riemen platt!
gen der braven Matrosen, die alle
Kraft aufboten. Und der Boots
mann suchte unablässig die schreien-
Matrosen.
Das schärfste Auftreten des Kom-
Ossiziere zum Verlassen des Schiffes
Erste Maschinist. Alles übrige Per-
Bon der Brücke aus verfolgten bei
de die schwierige Fahrt des letzten
Bootes, bis es außer Sicht kam.
„Herr Kumniandant. ich bitte, mei
„Glai'b' ich willig! Alt der Ka
sten, alt die Maschine! Ich auch! Wir
wollen sehen, was vi<m „Milano"
gereuet werden tann, wenn vc>
Dampfer fest genug fitzt und der
l>'nri»ii»l (Stnrm) abflaut!" Der
Kapitän hatte brüllen müssen, um
sich dem Maschinisten verständlich zu
Bordgeländer und hielten sich fest.
Das Schiff machte eine Bewegung,
stieg vorn auf und gleichzeitig sank
die Poppa in die gurgelnden Wogen.
„Wrack! i>,>i',l»tto!" (Alles
verloren!) rief der alle Kapitän. Es
war nichts mehr zu wollen, der „Mi
lano" auf letzter Fahrt verunglückt,
verloren.
Und nun trat an die an Bord
deß zum Wrack gewordene» Schiffes
verbliebenen Seemänner die Frage,
ob sie versuchten sollten, schwimmend
die Küste zu erreichen, oder an Bord
zu bleiben, mit dem verlorenen „Mi
lano" unterzugehen. Lange konnte
sich das Wrack nicht mehr auf der
Oberfläche halten; die Poppa fanl
immer tiefer.
„Können Sie schwimmen?"
fragte brüllend der Kapitän.
„Ja, aber Kälte, Brandung, fin
stere Nacht!" schrie der Maschinist.
„Alles eins! Es muß sein!
Der Kapitän warf Man
tel und Rock ab, entledigte sich der
Schuhe, bekreuzte sich und rief dem
Maschinisten zu: „Mir nach!
t!nn I>io!" Ein Sprung über das
Bordgeländer hinunter in die brül
lende, schwere See
Der folgte dem Bei
len in See, Nacht und Schneesturm
war auch dieser Mann. . . .
Ein harter Kampf ums Leben be
gann. . . .
Aus dem Gischt der Brandung
tauchte ein Arm, noch einer, die srost
starren Hände klammerten sich an
einer Klippe. Ein lurzes Verschnau
! fen. Ein Ausguck in finsterer Nacht
bei wütendem Schneetreiben
Schwarze Gebilde zur Rechten, viel
leicht I'>>tti»i (Klippenzähne), viel
leicht die Küste, Land?
Die fürchterliche Kälte machte ein
Verbleiben an der Klippe unmöglich.
Der Kapitän ließ los, sanl in die
j Brandung zurück, versuchte stoßweise
zu schwimmen, zäh, mit letzter Kraft.
An der von ihm verlassenen Klippe
j tauchte der Maschinist auf. „(jm, ö
Im brausenden Schnee
sturm erstickte dieser Ruf, die Frage,
wo Land zu suchen sei. Die letzte
Kraft versagte. Der Kapitän ver
! mochte die erstarrten Arme nicht mehr
zu bewegen. Die Füße sanken. Sie
berührten Grund, festes Land, in
halber Manneshöhe von der Bran
dung bespült. Gerettet!
Augenblicklich drehte siH der Ka
! pitän um «nd schrie, brüllte, um
dem Maschinisten phonetisch die Rich
tung zu signalisieren, in der das
Schrei bittersten Wehs ent<
das Schiss. ...
Alsbald stand der Maschinist auf
kalten Gischt vom Leibe, tastete sich
sen durch meterhohen Schnee landein
wärts. Gehen, Waten, Tasten im
merzu. Retten das nackte Leben. . ..
Preis!"
sehen!
Steifen Punsch erhielten der Ka
lb9o an.
Des Kapitäns erster Blick galt der
Stelle, wo sich der alte „Milano" in
den Klippen befinden sollte.
Nichts zu sehen. . . . Gesunken
der Dampfer auf letzter Fahrt....
Zweideutig. Arzt (zu
einem früheren Patienten): „Wir
haben uns ja schon ewig lange nichi
mehr gesehen! Wie ist es Ihnen
denn seitdem gegangen?"
Faloler Msign'f
oder
der falsche Schwanz.
>
Der Wahrheit die Ehre.
In einem Landblättchen wor zu
lesen:
„Ich fühle mich dankbar gedrungen,
das werte Publikum daraus auf-
merlsam zu machen, daß bei dem
i Schuhmachermeister Sohlmann die be>
I sten und haltbarsten Sti«fel zu ha
,ben sind. Vor zwei Jahren laufte
ich dort für meinen Knaben Karl
ein Paar lalblederne Stiefel, und
noch heute trägt er dieselben, ohne
daß sie ihn drücken; auch haben in
den zwei Jahren weder Absätze noch
Sohlen gelitten.
Sch. Liiulich,
Eigentümer, Gatte und Voler."
Wie der Knabe Karl die Kalblc»
derne,! „trßgt"!
Einandermal! In einem
Caf6 will ein Blumenmädchen einem
Herrn, der in Begleitung einer Da
me erschienen ist, durchaus eine Rcse
verlausen.
I „Aber Mädel", sagt der Herr end
lich zu der zudringlichen Kleinen,
! „das ist doch meine Frau!"
Seine Ansicht. A.: Die
ser kleine Schmöckwitz mit seinem
drolligen Benehmen scheint wirklich
der Löwe der Gesellschaft zu fein.
B.: So hm eher für n
Affen derselben gehalten.
Höflichkeiten.
Einbrecher (als er bereits ei
nen „Kollegen" bei der „Arbeit" fin
det): „O I>!ll>I<>», Herr Kollege!"
—„Bitte, bitte, treten Sie nur ru- -
hig näher!"
„Danle verbindlichst, Herr Kollege
nur nach Ihnen!"
Erklärung.
„Gläubiger"?"
„A Gleibiger woaßt: dös !s
oana. der wo oiwe! glaubt, daß er