Michelangelos Traum. mit Holzgerüsten vollen Raum, aber der Alte tastete noch immer am Ge sichte marmornen Engels und nem Menschen "angehören. Michel angelo lehnte Kopf und Schulter an die marmorne Gestalt und ruhte ein paar Minuten regungslos und in naher und geheimnisvoller Verbin dung mit dem Steinwesen. Bald kam wieder Leben in seinen Kör per. er trat an den Tisch beim rüst, suchte nach dem Feuerzeug, be sann sich aber, als die ersten Funken sprangen, und ging zu dem fahl im Dunlel stehende» Bildw«rk zurück, um ihm die große Decke iiberzuwer fen. Nun entzündete er einen Kien span, beugte sich, daß der graue, ganz von Marmorstaub bedeckte Bart übers Holz strich, und tastete mit schlaffen Händen, ohne hinzusehen, das Wandbrett entlang. Ein Stück Brot, auf dem Spuren von verspritz ter roter Oelsarbe sichtbar waren, und ein Weinkrug kamen zum Vor schein. Michelangelo ließ sich auf du Bettstatt hinter dem Tisch niedersin ken, suchte nach dem Brotmesser, fand es nicht und schnitt nun mit dem stumpfen und schmutzigen, das di> lag und zum Kneten des Tones diente, ins Brot hinein. Den Beche: zu holen, war er zu müde, er fetzte d«n Zinntrug an und trank lang«, denn seine Kehl« brannte vom Staud der Arbeit. Er sah aus wi« einer, der getan hat, was zu tun war, und der nun an nichts mehr Teil hat. Plötzlich kam«n viele Schritte übe, den Hof. man hörte junge Stim men. die Tür ging auf und mit Fak keln kam eine Gesellschaft von Män nern. „Habt Ihr Feierabend ge macht. Meister?" fragte Luigi bei Riccio, der etwas Schweres in dei hängenden Rechten trug und ein wenig geneigt ging. „Wollt Ihr uns heute abend dulden? Wir bringen Nektor und Ambrosia, genug süi uns alle!" Michelangelo sah auf und winkte ihnen zu. erspähte aber so gleich den langen Marcello Venusti. der neugierig witternd wie ein Jagdhund um de» nur halb ver hüllten Marmorengel kreiste. „Fahl zur Hölle!" brummte der Alte, sprang auf, packte eine andere Decke vom Boden, die nah und schwer war. und legte sie beim Schein der Fackeln sorgfältig um den Marmor. Nur die Füße blieben frei. „Wann wird man ihn denn end lich sehen dürfen?" fragte Giorgir Vasori. Morgen mittag mögt Ihr kom wen. Ihr und alle andern! Abel vorher will ich noch einmal jede Fe der der Flügel prüfen, ob sie auch hinaufträgt bis zum höchsten Him mel." „Die Heiligen oben müssen nie derknien, wenn sie ihn schauen!' sagte der junae und Wunderda, schöne Eeckino Bracci mit feine, Flötenstimme und seine Augen hin gen schwärmerisch an dem angebete ten Meister. In Michelangelo? Miene kam jetzt ein Lächeln: er leg te seine Hand aus die Locken de- Jiinalings und nickte freundlich. Indes hatten Luigi und Vasari das Gerät, das über den Tisck verstreut lag. herabgeworsen. ein. große Schüssel und ein paar Tel ler gesunden und die beiden mii gebrachten Hammelkeulen daraus gelegt. Der schwere Weintrug fand keinen Platz mehr, er wurde aus >.md baumelt da bis zum Gericht!' Unwillkürlich blickten alle hin auf und hoben die Fackeln: Riesiai Mensck'enleiber flogen über Deck in all seiner Erschrecklichteil: Gott sich auf die schlechten Stühle unt auf das Bett. Hinter den Schat ten der Männer warteten die Dä seht, Meister! Ein guter Hammel! Er hat fröhlich geblökt, als er für Euch sterben durste!" Und Luigi sei als alle Wunder, die Ihr bis Statue. „Ei wie?" lauerte Marcello. „Ce chino hat ihn schon sehen dürfen?" machen? Was? Und dann zu be haupten, es sei Dein Werk?" warf Vasari spitz zurück. brüllte Marcello. „Glaubst du etwa, bannt war und durch die Hüllen schaute: „Morgen beim Tageslicht sollt Ihr ihn sehen. Eechino hat halb hervor und sank gleich wieder in die Brust zurück. Aber Cechino, der neben ihm saß , beugte sich und küßte seine Rechte. Diese Hand schien nicht eines Menschen Hand: sie war wie grauer Basalt, jahrtau sendelang in den Tiefen des Berges gewachsen, von innen her mit Seh nt» und mächtig vorquellenden Sldersträngen durchsetzt und doch be seelt wie ein lebendiges Wesen. Des Meisters Augen kamen wieder nah, er streichelte dem Knaben die Wan ge und schob ihm den Becher zu, den man sür ihn hingestellt hatte. Der Alte schien gnädig gestimmt, vielleicht würde er Rede stehen, wenn sie ihre gewöhnlichen prahle rischen Gespräche führten. „Hätte Rafsaelo Santi dies sehen können, er wäre vor Neid noch einmal ge storben," versuchte Marcello und wartete unsicher die Wirkung dieser Worte ab. Aber sogleich verkündete Donato Gianotti, der gelehrte Hu manist: „Der Tag des Jüngsten Gerichts wird sich mühen, diesem Bild nahe zu kommen! Ja, wahr hastig, Ihr habt dem Weltenrich ter seine Arbeit erleichtert!" Man merkte, daß sich's Gianotti schon früher ausgedacht hatte, all- mur. melten beifällig, nur Vasari wurde rot vor Aerger, weil ihm dies nicht selbst «ingrfallen war. Und er fand schnell etwas anderes: „Nach Euerm Bild werden die Engel deS Himmels ihre Gestalt Verändern!" Und nun war es an Gianotti, sich benachteiligt zu fühlen. Auf all dies achtete Michelangelo nicht. Sie waren es gewohnt und sie wußten, daß man ihn nicht aus feiner Schweigsamkeit reißen konn- Lust hatte. Aber sie sorgten, daß sein Becher nicht leer bleibe, und sie gaben die Hoffnung nicht auf, ihn doch noch guter Laune zu sehen. gen schlugen zwei andere Flamme» aus seinen Augen; bald auslohend, bald versiegend, brannten sie in dem dtirchrunzelten, staubigen, häßlichen Gesicht... Nun kehrte er in den Kreis der Köpfe zurück. Alle sahen auf ihn und schwiegen sie erkannten, dah er innerlich lebendig war, denn kei »e» andern Menschen gab es, in dessen Augen Welten aufglühen konnten .wie in diesen. Sein Blick war jetzt bläulich verschleiert, nicht mehr wild und ruhelos, sondern „Nichts! Was ich gemacht Habe Sie erschraken. Denn sie alle fllrch teten solche Worte, unverständlich feindlich und fremd. Wenn dieser ihr Leben, ihr Werk? Vasari wußte, daß der Meister zu Zeiten Malerei und Bildnerei nicht leiden mochte, sonderlich wenn „Und das Denkmal sür de» Papst!" fügte Gianotti hinzu. „Wür- Geistes!" „Des kinderreichsten Vaters!" äff te Marcello, und einige lachten. Michelangelo hörte nicht auf a? dies und sprach weite:: „Niemand de!" Er reckte den Oberleib, und sein Blick war streng. Die flache Nase hob sich, sog Lust ein und wurde steinern. Ein Wesen aus Erz und Feuer! dachte Marcello ganz kurz; aber er schwieg, denn der Meister fuhr fort: „Bauen eine Stadt ersinnen eine Stadt mit hundert Palästen, Türme über st« hin, jede Straße keiner andern gleich, Mauern und Bogen rings um. Eine Stadt? Nein! Er reckte sich höber und sah jetzt aus wie ein Riese. „Ein Land, «ine Stadt, Dörfer, Straßen dazwi schen. Triumphpforten. Bogen, Aquädukte ein Reich jede Stadt! Der Natur Trotz bieten, sie vernich ten, die Alpen und Apennin ge türmt, roh und ohne Maß, häßlich und kunstlos! Zunichte machen al les Hemmende, Schwere, und herr lich das Werk des Menschen auf richten offenbaren, was der Geist vermag! Neu aufbauen die Welt, Tat des Menfchengeistes, Tat der Kunst!" Alle schwiegen. Donato Gionatti kratzte sich den Kops. Hätte er recht gehört, eine Stadt bauen, ganze Länder bauen? Stand das im Bitruv? Hatte man dergleichen je mals vernommen? Unsicher schaute er aus den Alten. In seinem ge bildeten Geist entstand eine trauri ge Verwirrung. Mußte man all das wirklich ernst nehmen? Wollte der Alte vielleicht sehen, wie weit sich die Gläubigen von ihm narren ließen? Oder war dieser Mann wirklich mehr als die Meister der Vorzeit? Hilflos tasteten Gia sammengelunken und schaute starr in sein Glas. Vasari füllte das Glas von neuem, und als Marcello, etwas eina.'schllckt'rs, meinte: „Eine ganze Stadt? Von ienem Menscken allein?" da begann das Für und Wider, und sie vergaßen, daß der Meister unter ihnen war. Nur der Knabe saß wortlos und wie ten. Vasari pries jetzt in lauten Worten den Meister auch Gia notti hatte sich schon zum Lobred ner der neuen Städte aufgeworfen und schmückte sie mit prächtigen Re den. Die andern schienen zu zwei feln aber im Grunde glaubte doch jeder, daß Michelangelo alles vermochte, was sich erdenken ließ. Er stand wieder beim Tisch, und sein Gesicht war trüb und alt. „Was ist alle Schönheit der Erde vor der göttlichen, die wir erschaut haben! Von oben ist sie uns gekommen, und sie ist wieder heimgekehrt!" Er wandte sich fort die Freunde aber wußten, daß er der Marchefa selhast bezaubert hatte. Mit glii die Decke vom Bett und schob oen kleinen Polster zurecht. Riesige Schatten flogen ül,er die Gerüst«. Wort gehofft, aber der Alte sah t«. —- des Gerüstes. Sie hatte sich gungslos und aelb in ihrem blau en Kreis. Endlich warf der Alte heit im Bilde! Und die Glieder er dn schon das Alter sich neigte! sein nem Leben alles Werk der Mensch heit ihm war aufgegeben, das Bild des Menschen zu formen. Der Kopf nahte heran, und die Fäuste Händen lief Blut aber da« Ant laq rohe, dunkle Ungestalt vor ihm, Wildnis von Berq und Fels kein Menschenhaupt. Das Haupt schwand durchschnitten, als hingen Eisenstücke in den Gelenken. Wie totes Holz flinken die Hände— vor ihm ragte zu gestalten... Ein Nachtvogel flatterte im Mor gendämmer um die Wände und Strähne des eisengrauen Barles hat trafen die verhüll« Gestalt. Nach ei ner W«ile erhob er sich, ging hin und lisch« Herrlichkeit Dies« Gestalt Kunst je bervorgebracht hatte, ein Wesen, näher d«m Gott«sreich als dem andern, das dem Fluch der sein Merk. Nach der Arbeit des Ta- Wirt (brummenv): .Auch wieder so eine Geldheirat!" Er sah ste alle! Gicht gelähmt ist, darf er da- Glück warfen dann ihren Schatten über daS Strohdach auf die rote Backstein mauer fein«s Fachwerlhäuschens und Liet« hatte ihm schon zugeplinkt. Li«te war seine zweite Tochter. Jetzt hieß sie Frau Tischlermeister Schulz, Reihe; sie sind bald wieder gut zu Weg«!" Ja, wenn man die K!nd«r so nahe hat, ein Segen! Sohn August, dem Maurermeister. August hatte die Bauwerlschule be dacht« der Alte. Er liebte August Politik und Klugheit! Schon längst wieder ausgeglichenen Gemüts wollte der Alte seine hell«n Aug«» weiter herumwandern lassen. alles! „Hest du s« hüt all all sehn?" „Ja; Liete. August un Korl. De Dampfwolke aus dem Mund s«geln lassend. „Will Korl morgen in See?" „Ja. Breit und blank glänzten dafür, dort, wo d«r Marktplatz -.'«S Hafen örtch«nS begann, die Ladenscheiben l h t l"ßt's l h" meinte Mutter Steves vorwurjsroll. „Js se 001. Mudoer, aber wat l? fürn Blomenhoot h«!t, dor is uns' was das bedeuten sollte, Das bedeu tete: „O über diese Deerns! Aber töf man, Greten!" Gretche», das „Ick freu' mi, dat se schn hess!^ nie etwas auszus«tze» gewesen. Sie hatte stets die Roll« des Sonnen scheins für die Eltern gespielt. Auch Mann besaß seinen eigenen Motorkut ter. Da er die Nacht über zum Fischen in den See gewesen, schnarchte Ick schick di de Kinner naher. Erst Blaubeersaft beschmiert hatten. „Was 'n Stück Ark«!t, nich?" fügte si« zur Mutter gewendet hinzu. Mittag?" fragte diese zurück. „Ja, und gebraten' Aal ... Was HM ihr heut zu Mittag?" „Ich wollt Großvater 'n klein' klagte die Mutier. der Alte strahlt.' sie an. Da scherz!« braten, Mutter ... und' cot« B«et! Kleinen besuchssähig heizurich e». „Na " erklärt« Mutter Sievers, hen Hand über die Wange. „Mußt denn ook düchti >rat eet«n, mien ohl Jung', nich?" sich hin: „Nu Hess ick se all' sehn ... all"."""«'!""' „Ja, dat hest du, Fritz/ sagte Frau r u n g k. Herr Schmitz erzeehlt den Wärt in ' Schwan: Denn „idaljän'sch", schreibt «r an Un „dobbelt" soll die sein." „Hm," spricht der Schwan - Wärt, „sonderbar," „Ich hab' se an der Diere hier Mir spielend beigebracht; StattS Zweee schreibt mer einfach Vier. Un statts der Vier 'ne Acht." Sonderbare Frage. > Herr des Hauses (zum Be such): Nun, Frau Dickerle, wie ge j fällt Ihnen das Gemälde auf der ! Decke? I Fra u D. (sehr beleibt, blickt mii zum Vater, der gern ins Wirtshaus gebt): Du, Papa, hilf mir bei meiner Rechenaufgabe, dann sag' ich dir was. Vater: Hm, was willst du mir denn sagen? Karlchen: Dann sag' ich dir auch, wohin Mama deine Stiefel ver steckt hat. —lm Eifer. Der Sonntags jäger, von seine» Heldentaten erzah lend: „Also, ich l«g« an: Buin! Ein Rebhuhn, zw«i Rebhühner, drei Reb hühner . . .Ja, wie konntest „Das ging so blitzschmll, ich hatt« zum Laden gar keine Zeit!" Eigene Wertnicssung. Maler: Ja richtig, das habe ich vor einiger Zeit für 1000 Mark ver lauft. Bauer: Nun schneiden sie aber mal nicht aus, soviel krieg« ich ja für die Lebenden nicht und die legen Eier. Unverfroren. Mieter: Sehe» Si« 'mal die Pilze, die da Haush«rr: Da könn«» Sie sehen, was für «in« fiuchtbar« Gegend wir haben! Nette Aussichte». Neuer Klavierspiel hier nebenan nie auf?" Hausherr: „O ja, hin und wieder spielt diese Familie auch Ziehhamo-