Ein puritanischer Heide. (17. Fortsetzung.) Die Herzogin empfing Frau Nor wood sehr freundlich und stillte ihr verschiedene Herren und Damen vor Bis man zu Tisch ging, waren die Kinder im Salon; der Abbe saß in seinem Priesterkleid mit den Knaben unier einer mächtigen Palme, wäh rend die Erzieherin die Mädchen unter ihren Fittichen hatte Als man sich aufstellte, um in den Binkett saa! zu gehen, blieb nur der junge Herzog. Er flüsterte «inen Augen blick mit seiner Mama und kam zu Paulas Ueberrasckung auf sie zu und Hot ihr den Arm. Er saß seiner Mutter am Tisch gegenüber, und Paula entdeckte, daß sie somit den Ehrenplatz inne hatte. Zu ihrer Rechten saß Herr von Freysne, der ihr sofort mitteilte, daß er eine Ame rikca«rin zur Frau habe, und ihrem Scharfblick die Aufgabe stellte, sie von den andern Damen zu unter scheiden. Paula tat es ohn: Zö gern; der Typus war nicht zu ver kennen, aber Frau von Freysne be saß die berühmte Anmut und Leb haftigkeit der Amerikanerinnen durch aus nickt. Sie schien geistesabwesend und einsilbig zu sein, ihr Mann aber ! redete für zwei, Frau Heathcote hcitte Paula erzählt, die Frau stamme aus den: Westen und sei ungeheuer reich. Sie selbst habe sie noch nie getroffen, aber von Franzosen gehört, daß sie unb-deutend und langweilig sei Man vermutete, daß ihre Ehe nickt be sonders glücklich sei, da der Gatte wohl ihr Vermögen genieße, sie selbst aber einigermaßen vernachlässigt. Wie sehr Paula sich auch in die Vorstellung hineingearbeitet hatte, daß sie einer unsreundlicken Beuneilunq preisgegeben sein werde, sie fühlte stch sofort von einer solchen Atmosphäre gesellschaftlicher Bildung, seiner Sitte und Ritterlichkeit umgeben, daß ihre Befangenheit wie weggeblasen war Der junge Herzog, ein artiger, auf merksamer Junge, sprach fließend englisch und war wirklich em an ziehendes Menschenkind, und Herr vo-, Freysne mochte ja als Lebens gefährte einiges zu wünschen übrig lassen, aber die Natur hatte ihn reichlich mit den Gaben bedacht, die einen angenehmen Tischnachba-' und Kol'.llontänzer ausmachen. Paula fand die Unterhaltung, die häufig zu einer allgemeinen wurde, hervorra gend fesselnd und geistvoll, sie mußte sich gestehen, daß sie dergleichen nie zu hören bekommen hatte. Die Herren übtrließen die Leitung des Gesprächs in der Hauptsache den Damen und warben nur gelegentlich, wenn es zu sam und achtungsvoll dem leichten Fluß der weiblichen Beredsamkeit, und Paula machte die Beobachtung, daß sie sich den einzelnen Frauen we der mit zu ausschließender oder zu anmaßender Aufmerksamkeit widme ten noch sich verpflichtet hielten, 'ine unhöfliche Gleichgültigkeit zur Schau zu tragen, ja dieser Eindruck ver- Untei solchen Vorbedingungen wird die Geselligkeit zur Kunst. So belebt ja mitunter erregt das Wortgefecht Gegenstand: ein »euer würd: aus gespielt, der Ball slog ein paar Au genblicke hin und her und wtirde sie daran dachte, wie ost sie be- ame rikanischen Diners das Giihn'n ,:n -terrrückt batte, so mußte sie sick la- Unter anderm war man auch aus das Maß von Freiheit zu sprechen gekommen, das Männer und Frauen sie sich geschmeichelt fühlte. „Ach, unsere Wirtin ist von Eis," bemerkte ein schnurrbärtiger, mit Or den behängen» Herr. „Sie setzten sich mit der Prophezeiung, daß Sit die Schicklichkeit verletzen würden, keiner groscn Gefahr aus." „Ja, ja. die Herzogin ist ein G'et ,Sie sieht aber nicht kalt aus," wagte Paula einzuwenden. ,Hört! Hört!" rief die Herzogin mit schriller Stimme. „Diese hüb sche Frau kommt mir zu Hilfe! B'tt«, Frai. Norwood, sagen Sie den Ver kält halten." „Ihr Gesicht ist nicht kalt." ver letzt Paula. „Ich möchte behaupten, Der breite Mund der Herzogin der in der Tat nichts ireniger als kalt war, verzog sich zu einem ver gnüglichen Schmunzeln: sie sah Pau la durch ihre Lorgnette an und nickte nen stehende Schale mit Rosen zu „Sie haben recht. Sie haben nnck verstanden und vom Blatt gelesen, während diese allen Freund? mich nicht kennen. Es leben die Amerika nerinnen!" sagte sie lachend, „Sie Der Abbe, der sich bis jetzt ganz rubig verhalten hatte, vertraute der leeren Luft eine Bemerkung <>n, die aber von der Hausfrau im Flug auf „Der Herr Abbe bewundert Ih ren Fächer, Frau Norwood! Dllvfen wir ihn nicht ansehen?" i Ter Fächer machte die Runde am Tisch, und Paula freute sich, sagen zu können, daß er in New Jork ver- sei. lich.' Pfaffe meinen Tiffannfäck«r witurn würde, hätte ich mir auch nich: träumen lassen!" dachte sie da bei „Es ist köstlich! Der würde sicher auch das Barthaar eines Mär tyrers gegen einen amerikanischen Schaukelstuhl umtauschen, wie es kürzlich in Floren, ein dunkler Ehren mann vom geistlichen Stand getan hat" „Ich habe gar nicht gewußt, daß in New Dork so hübsche Sachen ge macht >v«rden," bemerkte die Herzo „New Dork wird in kürzester Zeit der Mittelpunkt der Welt sein," ver sicherte Herr von Freysne. „Ja, möglich ist alles," stimmte di« Herzogin ohne Begeisterung für dies? Aussicht bei. Als man sich wieder in den Salon begeben hatte, suchte Paula unwill kürlich in die Nähe der jungen Ame rikanerin zu kommen und bat, ihr vorgestellt zu werden. Frau von Frcysne, die deutlich merken ließ, wie sehr sie sich langweilte, begrüßte sie mit kameradschaftlicher Herzlichieit. „Ich bin wahrhaftig froh, wieder einmal ein amerikanisches Gesicht zu sehen." „Ich hätt« gedacht, das würde Ih nen öfter begegnen, als vielleicht wünschenswert ist," bemerkte Paula lächelnd. „Nein, gar nicht: >ck verkehre ja fast nur in diesem Kreise Mein M.lnn und seine Mutter wollen «s jo haben, und etwas Einsaitigeres kann man sich gar nicht denken. Au ßer Frau Heathcote sind Sie die erste Amerikanerin, die ich in der Gesell schaft treffe." „Eine Gesellschaft, die mir ent zückend vorkommt." wenn Sie hinein geheiratet hätten!" Paula konnte sich des Lachen! nicht enthalten: langweilig fand „Lieben Sie denn Paris nickt?" „Ick hasse es und," setzte die verpflanzte Tochter einer hnßcren Zone hinzu, „ich hasse alle Menschen. d>e darin sind!" , daran, keine Freude habe. „Nicht im geringsten," versetzte sie, „ick habe mir gleich nach meiner hoch-eit den Magen damit überladen Meii Mann hat mich übera!l liin gelch!eppt, und er geht so langsam wählend ich gern durch solche Aus stellungen husche. Ich sehe nickt ein, weshalb man überall stehen bleiben Na'> an jeder allen Kleckserei platt zudrücken. Diese dummen H'iligen. die nichts als Stirne und Füße sind, Paula hörte schweigend zu, und die jung.' Frau suhr sort: „Ich I?be hier wi» eine Gefangene. Meine Schwie germutter ist eine richtige Megäre die mit Argilsaugen über meine .Hal tung', wie sie zu sagen pflegt, wacht Sie täte besser, ihren eigenen Töch tern auf die Finger zu d-nn die lügen, wie unsereins iß: und trinlt Sie schwimmen sörmiick in Lügen; Lügen ist ihr höchster Ge nuß und ich glaube si« könnten die Wahrheit nicht sagen, und wenn sie sich dadurch vom Strick retten jollten. Von morgens bis abends mackt sie Landsleute schlecht ich werde noch ganz °krank davon." „Das finde ich unfreundlich von ihr " bemerkte Paula mitfühlend. > „Unfreundlich! Das ist eine sehr ! milte Bezeichnung. Ich bin eine !Gans gewesen! Als ich hierher kam, war ich mit einem sehr netten jun ' niei.r bei der G. G. P. L. und D. R. R, Linie die kennen Si: dcch? und ich könnte dort die erstc Violine spie-en. Aber n:in... ich habe ihn fahren lassen ... es war nieder gestvaft dafür. habe mir's so „Wirklich?" fragte Paula. „Gewiß nickt. Sie halten mich fiir dumm, weil ich den Mund nicht auf tue. aber wenn ich einmal zu reden anfange, werden sie ihr blaues Wun der erleben. Ick will ihnen einhei zen! Ich werde die große Glocke läu ten. daß es eine Art hat! Das Schlimmste ist, daß sie mich gezwun gen haben, mein? Religion zu wech seln sie haben mich umtauken lassen. Ach, ich bin so verrückt ge wesen, und es wurde ihnen n^ht mein lebenlang auf dem Leib haben! mich; st« ist schlimmer als die Ma laria. aber ich warte nur meine Zeit ab! Mein Plan ist fix und fertig. Paula emvfand einiges Unbehagen bei der Aussicht, in diesen Plan ein geweiht zu werden, und versuchte da? Gespräch abzulenken, aber Frau von Freysne ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Sie sind so schlecht, so verdorben, als ein Mensch nur sein kann,' sna^e Brühe keinen Groschen merkte Paula. ! „Freiheit! Da muß ich lachen I dies Ding kennen sie nicht einmal dem Namen nach! Ihr Gesichtskreis ist so weit* sie besckrieb auf dem Nagel ihres kleinen Fingers einen winzigen Kreis „den ganzen T^ag „Wo ist denn Ihr Mann?" fragte di« Rebellin plötzlich. „In Amerika," erwiderte Paula kurz? sie hatte nicht den Sinn, sichaus eine Erörterung einzulassen. „Ist er jung?" „J°." noch einmal so alt als ich." „Herr von Freysne sieht nicht alt aus," wandte Paula ein. „Weil er geschminkt ist." „Ich habe gesehen, wie er's macht," versetzte die pflichtgetreue Gattin, „und ich er trinkt mehr als chen in Europa für ungebildet gel ten, und doch nahm sie wider Willen einen gewissen Anteil an diesem un „Si« müssen sehr unglücklich sein!" „Ach! Es wird die längste Zeit derhand halte ichs noch aus, um ei nem kleinen Spielchen zuzusehen sie bilden sich ein, ich merke nichts davon! Aber ich sehe gut und merke . . . alles." stin, aber eine vortreffliche Katho likin. Danken SieJhrem Schöpfer auf den Knien, daß Sie einen Ame die einzigen fittenreineu Männer dir Welt. Glauben Sie das nicht auch?" Paula zuckte zusammen. ! „Ich sagte eben zu Frau Norwood " 'erwiderte Frau von Freysne und sah mit einem leisen Schnauben ihrer kriegslustig zitternden Nasenflügel zu ihr auf, „daß die amerikanischen Statt aller Antwort starrte die Herzogin ihr verblüfft ins Gesicht und wandte sich dann Paula zu. eine neue Base zeigen, die ich gestern gekauft habe," sagte sie. „Sie bringt einen zur Verzweiflung ihren Bende Ziemer führte. ,D«r arme Freysne! Sie ist so beschränkt und nicht einmal hübsch. Aber was will und es mußte sein. Sie habe ich jetzt erlöst, aber für den Aermsten gibt „Ich habe sie in Bon Marche ge kauft," erklärte sie. „Das wird Ih chen, und da fuhr ich hin. Sie war sehr billig. Die amerikanischen Da men haben eine solche Leidenschaft, das Geld zum Fenster hinauszuwer fen. daß Sie sich wohl gar nicht vor i stellen können, welch ein Genuß solch «in Handel sür uns ist." Sie kehrten in den Salon zurück: die Abendgäste hatten angefangen zu erscheinen. „Der Fürst von Montreuil!" mel dete der Diener. Paula blickte aus. Ihre Augen ZweiiindzwanzigsteS Kapitel. Nachdem er der Herzogin eine tiefe Verbeugung gemacht hatte, wurde er in der Nähe der Türe durch eine klei ne Gruppe von Bekannten festgehal ten, machte sich aber mit einer raschen Bewegung los und kam, Paula zu begrüßen. Für die Dauer eines Augenblicks verklärte echte Herzens freude seine finsteren Züge und machte > sie nahezu schön. I »Ich finde Sie wieder! Ist es ! „Ja," erwiderte Paula, „das Meer, das wir in East Bronipton mit ein ander im Abtndschimmer betrachtet haben, hat mich in Ihre herrliche „Ich habe Ihnen von Japan aus geschrieben," sagte Montreuil. „Da ich leine Antwort erhielt, nahm ich > an, Sie wünschen nicht, daß ich das Wagnis wiederhole." „Außer einigen Abschiedszeilen vom Tag Ihrer Abreise, habe ich nie einen Brief von Ihnen erhalten." ! „Ach! Hätte ichs nur gewußt! Aber wie schön Sie geworden sind! Das kleine klassische Köpfchen und die wunderbaren Augen sind sich ja gleich geblieben, aber etwas anderes > imm«r so zauberisch fesselnd erschie nen, wie die von Ihnen geliebte See I und manchmal, wenn ich an Sie dachte, habe ich mich gefragt, ob Si« l wohl ebenso trügerisch sein könnten." ! „Lug und Trug hat mir mein > schlimmster Feind noch nie zugetraut," versetzte Paula lächelnd. „Mein Feh ler ist, daß ich zu ehrlich, zu gerade aus bin." l „Ich will es Ihnen glauben." er widerte Montreuil mit dem Blick ei nes Mannes, der bereit ist, für Liebe in den Tod zu gehen. „Ach! Was habe ich nicht seither gelitten! Ich habe so oft an Sie gedacht! Haben Sie sich meiner auch nur je erinnert?" Sie stand schon wieder unter dem Bann jenes Zaubers, dem seine Per sönlichleit einst drei Tage lang auf sie ausgeübt hatte, und es wäre schwierig gewesen, ihm zu sagen, daß räumte sie denn leider, wenn auch etwas zaghast, ein, daß sie sich seiner manchmal erinnert habe. ich so müde und verlebt," fuhr er fort. „Es ist mir, als ob ick kein Recht hätte, mich von neuem in Ihre reine Nähe zu drängen." „Weshalb sagen Sie mir das? Was sür schrecklich« Dinge haben Sie denn aus dem Gewissen?" schreckliche D.nge begangen hatte? .Dann ist es nicht geschehen." „Ach! Das ist alles, was Sie vor bringen können?" „Ja. Ich könnte noch sagen, daß ich schlecht erzogen worden bin, daß ich kein Glück gehabt habe, daß ich, wenn ich Frauen wie Sie begegnet hätte, ein« besserer Mensch geblieben wäre, aber daß ich versucht habe, ein anständiger Mensch zu werden, und zwar . . . seit ich Sie kenne . . . einer Erinnerung zu liebe." Paula war es zu Mut, als ob sie in Tränen ausbrechen müßte, und sie entsann sich, daß Montreuil schon einmal diese seltsam« Wirkung auf sie aus geübt hatte. Sie war gleich zeitig schmerzhaft und wohltuend, je denfalls aber eigenartig. Di«fer Mann sehr unterhaltend gefunden, aber sie fand den Abend bei der Herzogin ungliich interessanter. Er hatte ihre Phantasie angeregt. „Also Montreuil schmachtet in den alten Fesseln?" sagte Frau Heathcote am Tag darauf zu ihr. „Nehmen Sie sich sehr in Acht." „Weshalb warnen Sie mich immer vor diesem Mann?" fragte Paula „Weil er nicht zu den ,nttten Men schen' gehört, die keiner Frau etwas zuleide tun. Montreuil kann Frauen gefährlich werden, und Ihnen ins besondere. Ich habe es lieber, wenn Tad Ihnen den Hof macht." „Sehr verbunden! Aber wissen Sie itwas Ernstliches gegen ihn zu sagen? Ich glaube, Sie sind ungerecht." „Ach nein, ich habe eigentlich nichts gegen ihn," erwiderte die Prinzessin ausweichend. Sie kamen jetzt auf Frau von Freysne zu sprechen. „Wie sollte ein kleines wildes Ding sen haben? Die Heirat war eine Ge schmacksverirrung! Was Si« mir er zählen macht mir die ganze Sachlage klar. Ich habe auch gehört, seine Mutter sei ein gehöriger Drache, der das Kind eingefangen habe, um den zerrütteten Vermögensverhältnissen der Freysneschen Familie auszuhelfen Sie sollten nur einmal Reginald raten' predigen hören! Da wird er ordentlich feurig; wie alle Männer die der Wissenschaft der Liebe nich! viel Zeit gewidmet haben, ist er voll a nti^s che?lnschauun^e n: sinde^ weichere, biegsamere. Da es mein Beruf im Leben zu sein scheint, Wracke zu retten und wieder zusam men zu leimen, so möchte ich wirklich wissen, ob ich sür diese Ehe nicht auch den Flickschneider abgeben könnte." „Ich weiß nicht offenbar traut die jung« Frau der Herzogin das „Das ist sehr einfältig. Die^Her ist di« liebe Eitelkeit. Freysne schmei chelt ihr. und deshalb hat sie ihn gern, aber ich bin überzeugt, daß weiter nichts dabei ist. Natürlich entsetzt die junge Frau sich llb«r ihre Verwandtschaft, und die Verwandt schaft über sie. Die Leute reden hier zulande so, daß man sich anfangs einbildet, sie seien alle verderbt und lebt«n in einem Sündenpsuhl, ober ihre Handlungen sind besser als ihre Worte, das lernt man nach und nach einsehen. Ich glaube, daß dieses arme Kind noch etwas auS ihrem Leben machen könnte. Freysne ist kei neswegs ein schlechter Mensch, und ich bin überzeugt, daß er nie roh oder unfreundlich gegen sie ist, er vernach lässigt sie nur ein wenig und denkt nicht viel an sie." „Ist das nicht unfreundlich?" „Man kann schlimmere Dinge aus halten müssen." „Zum Beispiel?" „Unberechtigte Ansprüche auf un sere Zärtlichkeit," erwiderte Frau Heathcote lachend, setzte aber dann ernster hinzu: „Ich will sie kennen lernen und ihr ein wenig raten/' „Ach. daran werde ich mich nicht stoßen, ich habe itwas Reibung mit Leuten aller Art nicht ungern. Ei gentlich bin ich wie geschossen sür meine hiesige Aufgabe, wenn ich auch mitunter einen Widerwillen dagegen fühle und rebellisch werde. Ihre Rei segefährtinnen aus Connecticut zum Beispiel, die alle Gemeinheit besitzen ohne die malerische Beigabe eines West lichen Ursprungs und einer Unglück lichen Ehe, können derartige Stim „Haben Sie «inen Besuch gemacht?" „Versteht sich, und der Doktor eben falls. Ich habe unseren Sekretär mit Sonnabendsjahrmarkt werden sie ohne Zweifel nicht fehlen." „Ich bin überzeugt, herzli«be Frau. Diener iibrig«ns ein altes Erbstück, vor dem man keine Geheimnisse hat. Französische Dienstboten werden aber Jahre in Amerika gewesen sind, was auf alle Welt eine aufblähende Wir kung zu baben scheint." „Gefällt sich der Oberst Heathcote hier?" „Ja. Sein Amt ist sür ihn ein gewisses Ausruhen, und di« politische sckaftlich und politisch daS Gescheitere wäre, oder zu den Waffen greisen." „Würde der Posten in England seinem Wesen nicht mehr entsprochen haben?" „Nein: mein Mann hat ein ties wurzelndes Vorurteil gegen die Bri- Gesinnungen kür dieses Land ins Gegenteil verkehrt." „Und was für ein Erlebnis war das?" „Als junger Menfck fuhr er wäh rend unsers Bürgerkriegs nach Lon don, um dort einen kurzen Urlaub zuzubringen. Er war verwundet ge wesen, und sein Arzt verordnete ihm diese Reise er hat ja, wie Sie wissen, den Krieg als Freiwilliger noch fast im Knabenalter mitgemacht Kunde von Lincolns Ermordung er hielt. Er las sie in einem mit Reiß nägeln an di« Türe gehefteten Ertra blatt. Natürlich war er furchtbar erschüttert: sein Empfinden war stark und jung, und er brach voll ständig zusammen. Irgend ein un glaublicher Mensch hatte unter die Todesnachricht geschrieben: ,Ja, tot und zur Hölle gefahren, wo er hinge hört!' Es sollte wohl Humor in die ser Bemerkung stecken, aber Reginald war nicht in der Stimmung dafür: Schrift mit Blut auswischen, aber der Missetäter war nicht zu entdecken obwohl dieses schöne Zeugnis sei nes feinen Sinnes mehrere Tage an der Wand hängen blieb. Die Worte brannten in seinem Soldatenherzen aber er wurde von den andern nur ausgelacht, und das hatte er nie ver geben können." deutende Begebenheit?" „Ach, was will die Niederträch tigkeit eines einzelnen besagen?" „Ich glaube, sie haben alle über Lincolns Tod frohlockt," sagte Pau la mit vor Erregung glühenden Wan gen. „Alle doch nicht, liebe Paula." „Ach, Sie mit Ihrer Ruhe sind manchmal." „Solche Weisheit, wie ich sie besitze, Paula, ist teuer erworben," erwiderte ihr schönes Gesicht. Glauben Sie mir, auszähle, so halte ich oft plötzlich inne, um meiner Niederlagen zu ge denken. Es sind ihrer nicht wenige und recht ernstliche, aber ich spreche nie . davon." necticut Paris um seiner Läden wil len liebten, so war Paulas Kauflust sehr vorübergehend und kurzlebig; nachdem sie sich anfangs durch di triigerische fremde Münze zu Aus gaben hatte verleiten lassen, die ihre Tante als Berschwendungsorgien be zeichnete, fand sie jetzt vollauf Muße zu anderer Unterhaltung. Wie all« Frauen, die viel allein gelebt haben, hatte sie das Bedürfnis nach Ein samkeit und entschlüpfte gern Frau Sorchans zärtlicher Wachsamleit, um in den entlegeneren Stadtteilen von de daran, manchmal unter den alten Bäumen des Tuileriengartens zu ver weilen und dem Orchester zuzuhören, das seine Weisen einer im Schatten gab. Sie ergötzt« sich an den schrillen Stimmen der ihre Waren ausru fenden Verkäufer, an den sich im dem nie sehlenden Soldaten und dem Kindermädchen, die sich an der Ecke trafen. Auch den Priester beobachtete sie gern, wenn er, seine Gebete vor sich hinmurmelnd, eilig an ihr vorüber- PsNcht zu genügen, und den Schul jungen in Bluse und Kappe, der von einer Kinderfrau sorgsam durch das hende Sehnsucht, dieser Aussicht z« entwischen, aus den Augen leuchtete D«r freigeborene Amerikaner seines Alters würde die Flucht ohne viel Federlesen bewerkstelligt haben. Das Straßenleben ermüdet uns nicht, weis Paula bildete dieses Treiben einen erwünschten Gegensatz zu den glän zenden Festen im Haus ihres Ge lchäftsträgers und den Fahrten auf spann der Herzogin von Portes, die Paula sofort ins Herz geschlossen und in ihren engercn Kreis ausge — Kaserne nweishelt. Fetd- Was Ihr dabei lernt, könnt Ibr ein mal in der Ehe gut verwerten!" Mißverständnis. Back fisch: „Heute suhr vor unserm Hause ein Radfahrer in eine Ganseherde hin. Herr: Wa.vn Sie auch dabei?" Aür die Küche. Legierte Suppe mit Nu deln. Bon gut gewaschenen Kno feines Sieb gegossen wird, damit kein Knochensplitter mit in die Suppe kommt. 2 Löffel Mehl läßt man in zerlassener Butter gelb dünsten, ver kocht diese Elnbren»« mit der Kno chenbrühe und gibt eine kleine Por tton für sich allein in schwachgrsalze nem Wasser gekochte feine Fadennu noch einmal in der Suppe auskochen müssen. Dann schmeckt man nach Salz ab und gießt di« Suppe in die Geflilgelfrikadellen mtt flügelrest (es kann gekochtes oder ge bratenes Geflügel fein) wird alles Fleisch zierlich abgelöst, von Haut und Sehnen befreit und fein gehackt. Dann mischt man ein Ei, Pfeffer, Salz und geriebene Semmel, sowie ein paar Löfs«! gute steife Tomaten marmelade dazu, kann auch, wenn die Masse noch nicht recht steif genug er scheint, ein paar Blätter aufgelöste Gelatin« dazufllgen, beliebig auch noch '/> Teelöffel Würze. Die Maffr flache, mit geriebener Semmel be streute Schüssel: sie muß vollständig erkalten und erstarren, ehe man an das Formen der Frikadellen geht, weil sie, sobald sie noch warm sind, nicht hallen und auseinandersallen. Man formt mit Hilfe von recht fein-- gesiebter geriebener Semmel flache Frikandellen, wendet sie in Ei und in geriebener Semmel um und bäckt aus oder brät sie auf der Pfanne in zerlassener Butter auf beiden Seiten goldgelb. Treffliches SPinatge richt. Der Spinat wird sauber ge putzt und mit einer kleinen Zugabe von Wasser gar gekocht. Unterdessen kocht man auch 6 Kartoffeln ganz weich und zerstampft si«, nachdem sie abgegossen wurden, ganz fein. Ist ser Spinat fertig, wird er gehackt, und der Menge des Gerichts auf 2 Tassen Spinal 1 großen Eßlöffel But'er oder Abfüllfeit leicht zum es darf aber nicht zu dunkel werden? gibt ebenso viel Mehl dazu, läßt eS gelb werden, gießt das Spinatwasser und etwas Fleischbrühe daran, gibt di« gestampften Kartoffeln hinzu., rührt alles gut mit Salz, Pfeffer und einer Prif« Muskatblüte Mace —durch und serviert das Gericht heiß. Wenn man den Spinat und die Kar- SNsoNo. In 1 Eßlöffel Bu^t si« zu bräunen, gebe drei Tassen ko chendes Wasser und dreiviertel Tee löffel Fleischextrakt dazu, sowie eine Tasse Reis, Salz und Paprika. Man deckt das Gesäß fest zu und läßt deir Reis gar dünsten. Er darf nicht stark kochen, sondern nur simmerw benen Parmesankäse und einen Tee löffel Butter hinzu. Die Reiskörne? Nudeln. In einem Pint Milch ein Viertel Pfund Zuck«r und 2 Un einige Händ« voll fein geschnittene? Nudeln aus schwimmendem Fett ge backen und sie zum Abtropfen auf ein Fruchtfauce aufgetragen. Kartoffelsuppe mit Ei ern und Farceresten, .^n Fleischpudding, Bouiet nen Kartoffeln kocht man in Wasser nebst Salz, einem Löffel Butter, zer schnittenem Porree, etwas zersckniite ner Sellerieknolle und einer geputzt-n. in Stifte oder Scheiben geschnittenen Mohrrübe eine gute dickflüssige Sup pe, die man nach Gefallen durch einc Sieb rühren, aber auch undurchge rührt lassen kann. Sie wird abge-- Pseffer und gehackter Petersilie ge würzt und kochend heiß über die E>r und Farcestücke gegossen. T'se Suppe gibt ein gutes, sättigendes Gc» richt für den Familientisch.