Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 13, 1912, Image 3

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    M IMlljm uo!t Tskjilii.
Von Pniil Hehse.
der Hohe des nördlichen Apen-
Fahrstraße das Gebirge. Trep
die mit den Hirten zu han
deln haben, selten ein Maler oder
landslraßensch«uer Fußwanderer.
Es war erst gegen die Mitte Oktobers
1851, eiie Zeit, wo die Nächte in die
ser Höhe noch von großer Klarheit zu
Hochlandes. Es mochte gegen neun
Uhr Abends sein. In den zerstreuten
niedrigen Steinhütten, die über Tag
nur von den ältesten Weibern und
jüngsten Kindern bewacht werden,
glommen nur noch schwache Feuer
scheine. Um die Herde, über denen
schliefen! die Hunde hatten sich in die
Asche gestreckt? eine schlaflose Groß
mutter saß wohl noch auf einem Hau
fen Felle und bewegte mechanisch die
Spindel hin und her, Gebete mur
melnd, oder ein unruhig schlafendes
Kind im Korbe schaukelnd. Die Nackt
lust zog feucht und herbstlich durch
die handgroßen Lücken in der Mauer,
und der Rauch der ruhig ausbrennen
den Herdslammc. der jetzt >.'om Nebel
gedrängt wurde, schlug schwerfällig
zurück und floß an der Decke der Hütte
hin, ohne daß es der Alten beschwer
lich ward. Hernach schlief auch sie
mit offenen Augen, so viel sie tonnte.
Nur in einem Hause war noch Be
wegung. Es hatte auch nur ein
Steine waren besser gefügt, die Tür
breiter und höher, und an das weite
Viereck, das die eigentliche Wohnung
ausmachte, lehnten sich mancherlei
Schuppen, angebaute Kammern,
Ställe und ein gut gemauerter Backo
fen. Bor der Haustür stand «in
Trupp beladener Pferde, denen ein
Bursch eben die geleerten Krippen
wegriß, während sechs bis sieben be
waffnete Männer aus dem Hause tra
ten, in den Nebel hinaus, und eilig
ihre Tiere rüsteten. Ein uralter Hund,
der neben der Tür lag, bewegte nur
leicht den Schweif, als sie aufbrachen.
Dann erhob er sich müde von der Er
de und ging langsam in das Innere
der Hütte, wo das Feuer noch hell
brannte. Am Herde stand seine Her
rin. dem Feuer zugewandt, die statt
lich« Gestalt regungslos, di« A'me
an den Hüsten herabhangend. Als der
Hund mit der Schnauze sanft gegen
ihre Hand rührte, wandte sie sich, als
schrecke sie aus Träumen auf. Fuoco,
sagte sie. mein armes Tier, geh schla
fen, du bist krank! Der Hund win
selte und bewegte den Schweif dank
bar. Dann kroch er auf ein altes
Fell neben dem Herd und streckte sich
hustend und winselnd nieder.
Indessen waren auch einige Knechte
hereingekommen und hatten sich um
den großen Tisch an die Schüssel ge
setzt, welche die abziehenden Schmugg
ler so eben verlassen hatten. Eine
alte Magd füllte sie aus dem großen
Kessel von Neuem mit Polenta und
setzte sich nun ebenfalls mit ihrem
Löffel zu den Andern. Während sie
aßen, wurde kein Wort laut? die
Flamme knisterte, der Hund stöhnte
heiser ous dem Schlaf, das ernsthafte
Mädchen saß auf den Steinplatten des
Herdes ließ das Schüsselchen mit der
Prlenta. das ihr die Magd besonders
hingestellt hatte, unberührt und sah
in der Halle umher, ohne Gedanken
in sich versunken. Vor der Tür stand
der Nebel jetzt schon wie eine weiße
Wand. Aber zugleich ging der halbe
Mond eben hinter dem Rand des Fel
sens in die Höhe.
Da kam es wie Hufschlag und
Menschentritte die Straße herauf.
Pietro! rief die junge Hausherrin mit
ruhig erinnerndem Ton. Ein langer
Bursch stand augenblicklich vom Tische
auf und verschwand im Nebel.
Man hörte jetzt die Schritte und
Stimmen näher, endlich hielt das
Pferd am Hause. Noch eine Weile,
so erschienen drei Männer unter der
Tür und tralen mit kurzem Gruß
ein. Pietro näherte sich d-m Mädchen,.
das teilnahmlos in die Flamme sah.
Es sind Zwei von Porretta, sagte er
Pässe nicht in Ordnung hat.
Nina! rief da?. Mädchen. Die alte
Magd stand auf und kam an den
Herd.
Das ist's nicht allein, daß sie essen
wollen, Padrona, fuhr der Bursch
fort. Ob der Herr ein Lager haben
kann für di« Nacht. Er will nicht wei
ter vor Tagesbruch.
der an den Tisch.
D e Drei hatten Platz genommen,
ohne daß die Knechte sie einer besonde
ren Aufmerksamkeit würdigten. Zwei
davon waren Kontrabbandieri, ivohl-
bewaffnet, die Jacken leicht überge
worfen. die Hüte tief über die Stirn
wie guten Bekannten, und nachdem
sie ihrem Begleiter einen breiten Platz
eingeräumt hatten, schlugen sie das
Hand durchs Haar und ließ die Au
gen über den Ort und die Gesellschas'
schweifen. An den Wänden las er die
mit Kohle gemalten frommen Sprü
che, sah im Winkel das Madonnen
bild mit dem Lämpchen. daneben die
dann die Maiskolben, die auf Schnüre
gereiht an der Decke hingen, ein Brett
mit Krügen und Korbflaschen, über
«inandergeschichtete Felle Körbe.
Das Mädchen am Herd fesselte end
lich seine unruhigen Augen. Das
dunkle Profil zeichnete sich streng und
schön gegen das flackernde Rot des
Herdfeuers, ein großes Nest schwar
zer Flechten lag tief auf dem Nacken,
die Hände hatte sie in einander ver
während der andere Fuß auf dem
Felsbaden des Gemachs ruhte. Wie
alt sie sein mochte, kannte er nicht er
raten. Doch sah er an ihrem Gebah-
ren. daß sie die Wirtin des Hauses
Habt Ihr Wein im Hause. Padro
na? fragte er endlich. Er hatte diese
Worte kaum gesagt, als das Mädchen
wie vom Blitz gestreift emporfuhr und
aufrecht neben dem Herde stand, mit
beiden Armen sich auf die Platten
stützend. In demselben Augenblick
fuhr der Hund aus dem Schlafe auf.
Ein wildes Murren brach aus seiner
keuchenden Brust hervor. Der Fremde
sah plötzlich vier funkelnd« Aug«n auf
sich gerichtet.
Wein im Hause habt, Padrona? wie
derholte er jetzt. Noch aber hatte er
das letzte Wort nicht geredet, als der
Hund in unerklärlicher Wut laut heu
hätte. H .
Zurück, Fuoco, zurück! Friede.
Friede! Der Hund stand mitten
im Zimmer, heftig mit dem Schweife
im Auge. Schließ ihn in den
Stall, Pietro! sagte das Mädchen
halblaut. Si« stand noch immer wie
erstarrt am Herde und wiederholte
den Bes«hl, als Pi«tro zauderte.
Denn seit langen Jahren war der
Indessen hatte die Magd auf einen
Wink der Wirtin Wein gebracht. Der
ter Zeit in Pisloja zu fein. Es ist
und schlaft!
Auf alle Fälle erwidert de Frein
Strich -schlafe. Gute Nacht. Car
lone. gute Nacht, Meister Baccio!
Die Magd stand auf. Ich wollte
und Beide verließen mit d«/ Magd
: das Gemach. Gute Nacht, Nina! rief
das Mädchen. Die Alte wandte sich
noch auf der Schwelle und machte ein
. fragendes Zeichen, zog dann aber
j rasch und gehorsam die Türe hinter
sich zu.
Sie waren kaum allein, als Fenice
l eine Messinglampe, die seitwärts am
lOerde stand, «rgriff und hastig anziin-
oete. Das H«rdfeuer erlosch mehr
und mehr, die drei roten FlämmckKN
schien, als habe die Dunkelheit den
Fremden schläfrig gemacht, denn «r
saß am Tische, den Kops auf die Ar
me gelegt, den Mantel dicht um sich
gezogen, als gedenle er so die Nach!
zuzubringen. Da hörte er seinen Na
men rufen und sah empor. Die
Lampe brannte vor ihm auf den
Tisch, ihm gegenüber stand die junge
Wirtin, die ihn gerufen hatte. Ihr
Blick traf den seinen mit großer Ge
walt.
Filippo, sagte sie, tennt Ihr mich
Er sah eine Zeit lang forschend in
das schöne Gesicht, das vom Schein
der Lampe glühte, und mehr noch von
der Angst, welche Antwort ihrer Fra
ge werden würde. Das Gesicht war
wohl des Wiedererinnerns wert. Di«
weichen, langen Augenwimpern säns
tigten, wi« sie langsam auf und ni«der
gingen, die Streng« der Stirn und
der schmalgeformten Nase. Ter Mund
blühte in der rötesten Jugend; nur
hatte er, wenn «r schwieg, einen Zug
von Entsagung, Schmerz und Wild
heit, dem die schwarzen Augen nicht
widersprachen. Jetzt erst, als sie am
Tische stand, zeigte sich auch der herbe
Reiz der Gestalt, besonders die
Schönheit des Nackens und Halses.
Und dennoch sprach Filippo nach ei-
Jch kenne Euch wahrlich nicht, Pa-
Es ist nicht möglich, sagt« sie mit
einem wunderbar tiefen Ton d«r Ge
wißheit. Ihr habt ja sieben Jahr-
Zeit gehabt, mich im Sinn zu behal
ten. Das ist lang; da kann ein
Bild sich schon einprägen.
Das seltsam« Wort schien ihn jetzt
erst völlig aus seinem besondern Ge
danken loszumachen. Ja, Mädchen,
sagte er, wer sieben Jahre zu nichts
anderm anwendet, als einem schönen
Mädcheiitops nachzudenten, der muß
ihn wohl zuletzt auswendig wissen.
Ja, sagte sie nachdenklich, so ist es.
so sagtet Ihr auch damals, daß Ihr
Vor sieben Jahren? So war ich
noch ein scherzhafter Mensch vor sie
ben Jahren. Und du hast das im
Ernst geglaubt?
Sie nickte dreimal sehr ernsthaft.
Warum sollte ich nicht? Ich hab«
es ja an mir selbst erfahren, daß Ihr
Recht hattet.
Kind, sagte er mit einer gutmütigen
Miene, die seinen entschiedenen Zügen
Wohlstand, das tut mir leid. Vor
sieben Jahren dacht' ich wohl noch,
es wüßten es alle Weiber, daß zärt
lich« Männerworte nicht viel mehr
wert sind als Spielmarten, die man
freilich gelegentlich gegen »ingendes
Gold umwechselt, wenn es ausdrück
lich ausgemacht ist. Was dacht' ich
nicht Alles vor sieben Jahren von «uch
Weibern! Jetzt denk' ich, ehrlich ge
sagt, selten an euch. Liebes Kind,
man hat so viel Wichtigeres zu den
ken.
Sie schwieg, als ob sie das Alles
nicht verstünde und ruhig abwarten
wollte, bis er etwas sagte, was sie
wirtlich anging.
Es dämmert jetzt freilich in mir
auf, sagte er nach einigem Sinnen,
daß ich diesen Teil des Gebirges schon
einmal durchgewandert habe. Ich
hätte auch vielleicht das Dorf und die
ses Haus wieder erkannt, ohne den
Nebel. Ja. ja, es war allerdings
vor sieben Jahren, wo mich der Arzt
stürmte.
Ich wußt« es wohl, sagte sie, und
ein rührender Glanz der Freude er
schien auf ihren Lippen, ich wußte
es wohl. Ihr könntet es nicht verges
be.
Das sagte sie mit so großer Festig
keit und Heiterkeit, daß er immer er
staunter zu ihr aufsah. Ich besinne
mich nun auch auf ein Mädchen sag-
Apennin traf, und das mich zu sei
nen Eltern nach Hause brachte. Ich
hätte sonst die Nacht auf den Klip
pen zubringen müssen. Ich weiß
Ich hatte ein langes Gespräch mit ihr,
zu dem sie nicht viel über zehn Worte
btisteuerte. Als ich ihr endlich daS
schlafende Mündchcn mit einem
»es Mädchen bist, wie kannst du von
Ich war fünfzekn Jahr. Filippo,
und schämte muh sehr. Ich war Kal
anders geworden. Nur, daß «r nicht
mehr hier schaltet und schilt seine
Seele sei im Paradiese! Und vor der
Fleck saßet Ihr damals, Ihr lobte!
halten. Mehr hörte ich nicht, di« Mut«
d!« den Hnnd so ausbrachte vor Ei
fersucht. armes Tier! Bisher hatte ich
ihn allein geliebt. Er merkte wohl,
daß ich Euch mehr liebt«, er m«rkt«
es besser als Ihr selbst.
Richtig, sagte er, er war in jener
Nacht wie unsinnig. Eine wunderli
che Nacht! Du hattest mir's doch seh:
angetan, Fenice. Ich w«iß, daß ich
lein« Ruhe hatte, als du gar nichl
wieder ins Haus zurückkommen woll
test, daß ich ausstand und dich drau
ßen suchte. Dein weißes Kopftuch
sah ich, und dann nichts mehr von
dir, denn du sprangst in die Kammer
Das war meine Schlafkammer, Fi
lippo. Da durftet Ihr doch nicht hin
" Aber ich wollt' es. Ich weih noch,
wie lange ich stand und pocht' und
bettelte, der fchl«chte Gesell, der ich
war, und m«int«, der Kopf müsse mir
springen, wenn ich dich nicht noch
einmal sähe.
Der Kopf? Nein, das Herz, sagtet
Ihr. Ich weiß sie noch all« wohl,
di« Worte, alle!
Und wolltest doch damals nichts
Mir war zu Mut wie zum Ser
ben. Ich stand im hintersten Win
kel und dachte, wenn ich mir nur
das Herz fassen könnte, an die Türe
zu schleichen, den Mund an di« Spal
te zu legen, durch di« Ihr spracht,
daß ich den Hauch empfunden hätt«.
Törichte verliebte Jugend! Wäre
deine Mutter nicht gekommen, ich
ftiind« Wohl noch da; du hätt«st denn
inzwischen aufgemacht. Ich schäm«
mich jetzt beinahe, wie ich im hellen
Aerger und Grimm davonging und
die Nacht hindurch einen langen
Traum von dir hatte.
Ich habe im Finstern gesessen und
gewacht, sagte sie. Gegen Morgen
überfiel mich ein Schlaf, und als ich
ausfuhr und in die Sonn« sah
wo wart Ihr? Es mir^s
liches Gesicht zu sehen, als hätten sie
nicht mehr sähe. Ich li«f fort, wie
ich ging uns stand, die Berge auf
und ab, zuweilen schrie ich nach Euch,
Menschen mehr lieben. Am Ende
kam ich unten in der Ebene an, da
erschrak ich und kehrte wieder um.
Zw«i Tag« war ich weg gewesen. D«r
Vater schlug mich, als ich wiederkam,
und die Mutter sprach nicht mit mir.
Sie wußten wohl, warum ich weg
gelaufen war. Nur der Hund war
mit mir gewesen, der Fuoco; aber
wenn ich Euern Nam«n ri«f in der
Es entstand eine Pause in der die
Blicke der b«id«n Menschen auf ein
ander ruhten. Dann sagte Filippo:
Wie lange sind deine Eltern nun tot?
Drei Jahr. Sie starben beide
in derselben Woche ihre Seelen >ei
en im Paradi«se! Dann bin ich nach
Nach Florenz?
Ja. Ihr sagtet ja, Ihr wäret aus
Florenz. Die Frau des Cassetiere
draußen bei San Miniato, an die
"lbends ging ich selbst hinunter und
suchte Euch. Am End« hörten wir
daß Ihr länast sortaezogen, keiner
wollte recht wissen, wohin.
Alles, la Poveretta?
Ich habe sieben Jahre Kit gehabt,
mir einen Mut dazu zu fassen. Ach.
w«nn ich Euch es damals gestanden
hatte, «s hätte mich nicht so unglück
lich gemacht, dieses feige Herz. Aber
ich wußte, daß Ihr wiederkommen
niert mich, was nun vorüber ist?
Filippo, da seid Ihr, und hier bin
ich und bin Euer, ewig, ewig!
Liebes Kind! sagte «r leis« und
v«rschwi«g dann wieder, was er aus
ich immer war. Es ist, als ob sie
All« wüßten, daß du nun bald kom
men würdest. Dann wieder:
Wo willst du mich nun hinkühren?
Willst du hier oben bleiben? Nein,
es taugt nicht für dich. Seit ich in
Florenz war. weiß ich, daß es traurig
auf dem Gebirge ist. Wir wollen
das Haus und di« Heerden verkaufen^
wilde Wesen mit d«n Leuten hier satt.
In Florenz mußten sie mich Alles
lehren, was ein« Städterin braucht,
und si« rerwunderten sich, wie raich
ich Jedes beariff. Freilich, ick hatte
nicht viel Zeit, und alle Träume sag
ten mir, daß es hier oben sein
Jch habe auch ein« Zauberin aekraat.
und auch das ist AllrS einaetroksen
Und wenn ich nun schon eine Frau
hätte?
Sie sah ihn groß an. Du willst
mich versuchen. Filippo! Du hast kei
ne. Auch das hat mir die Strega
gesagt. Aber wo du wohnest, das
Sie hat Recht gehabt. Fenic«, ich
bab« kein Weib. Aber woher weiß
si« oder du, daß ich je eins haben
will?
Wie könntest du mich nicht wollen?
saate sie mit unerschütterlichem Ver
trauen.
Setz dich hier zu mir her, Fenice!
Ich hab« dir viel zu sagen. Gieb
mir deine Hand: versprich mir, daß
mich verständig anhören wi'lst
bis zu Ende, meine arme Freundin!
Als sie nichts von dem Allen tat.
fuhr er mit klopsenden Herzen fort,
vor ihr stehend bleibend und das Au
g« traurig auf sie aehestet. während
»as ihrige wie in Ahnungen, die ihr
ans Leben ginaen. bald geschlossen
war. bald am Boden hin irrte.
Ich habe schon vor Jahren aus
Florenz fliehen müssen, erzählte er.
Du weißt, da waren jene politischen
Tumulte, die so lange hin und her
schwankten. Ich bin Advokat und
kenn« eine Menge Menschen, und
schreibe und empfange einen aroßen
kaufen Briefe dos Jahr hindurch.
Zudem war ich unabhängig, sagte
meine Meinung, wo es not tat. und
würd« verhaßt, obwohl ich di« Hän
de bei ihrem heimlichen Spiel nie ha
ben mochte. Am Ende mußte ich aus
wandern, wenn ich nicht in endloses
Verhör und Gefängnis gehen wollte
ohne Nutz und Zweck. Ich bin nach
Bologna gezogen und habe für mich
gelebt, meine Prozesse geführt und
wenig Menschen gesehen, am wenig
sten Weiber; denn von dem tollen
Burschen, dem du vor sieben Jahren
das Herz schwer machtest, ist nichts
mehr an mir geblieben, als daß mir
noch immer der Kopf, oder, wenn du
lieber willst, da« Herz springen will,
wenn ich irgend was nicht bezwingen
kann. Du hast vielleicht
gehört, daß es auch in Bo
logna in der letzten Zeit unruhig g«-
word«n ist. Man hat angesehen«
i Männer verhaftet, darunter einen,
dessen Weg« und ver
schicktet den Wolf in den Stall.
Aber was soll das hier? Genug, mein
Freund bat mich, sein Advokat zu
sein, und ich «rhalf ihm zur Frei
worden, als mich eines Tages ein
elender Mensch auf der Straße an
rannte und mich mit Beleidigungen
überhäuft«. Ich tonnt« mich nichl
antxrs von ihm losmachen, als durck
schienen wäre.
Di« El«nd«n! die Gottlosen! unter
irach ihn das Mädchen und ballte
sie Faust.
wie sie mir saaen. noch früh P!sto:c>
erreichen. Nachmittags ist das Duell
verabredet, in einem Garten vor der
Stadt.
Sie ergriff plötzlich heftig feine
Hand mit ihren beiden. Geh nicht
hinunter. Filippo. sagt« si«. Sie
wollen dich morden.
Gewiß, das wollen sie, Kind, nichts
Geringeres. Woher weißt du das
aber?
Ich seh« es hier und hier! Und
sie deutet« mit d«m Finger aus Stirn
und Herz.
Du bist auch eine Zauberin, eine
Strega, fuhr er mit Lächeln fort. Ja
wohl. Kind, sie wollen mich morden.
Mein Gegner ist der best« Schütze in
ToScana. Sie haben mir die Ehr'
mich zu stellen. Nun, ich werde mir
auch kein« Schande machen. Wer
weiß aber, ok Alles mit rechten Din
gen zuaebt! Wer weiß! Oder hast du
auch Zauberkünste, das vorauszuse
hen? Was hüls' es. Kind! damit wä
re nichts aeänd«rt.
Du mußt es dir also schon aus dem
Sinn schlagen, fuhr er nach einiaem
Schweiaen fort, deiner törichten alten
Liebe ihren Millen zu tun. Viel
leicht hat Alles so kommen mülien
damit ich nickt aus der Welt ginae,
ohne dich frei zu machen, frei von dir
selbst und deiner imleliaen Treue, ar
mes K>nd Siebst du, wir hätten
auch vielleicht schlecht für «inand«r ae
taugt. Du warst einem andern fi
lippo treu, einem jungen Fant mit
leichtsinnigen Wünschen und außer
Liebessorgen soraenlos. Was bättest
du mit dem Grübler, dem Einsiedler
Nun trat er auf sie zu, da er daZ
Letzte halb vor sich bin, auf und ab
gehend. gesprochen hatte, und wollt«
eben ibr« ,?>and fassen, als er vor dem
Ausdruck ibres Gesichts sich entsetzte.
Alle Weichbeit war aus den Zügen
gewichen, alle Röte von den Lipven.
Tu liebst mich nicht! sagt« sie langsam
und tonlos, als spräche ein Andrer
ous ihr und sie horchte hin, um zu
erfahren, was eigentlich gemeint sei.
Tain stieß sie fein« Hand mit einem
Schrei zurück, daß di« Fläminnen der
Lampe zu erlöschen drohten und von
draußen auf einmal ein wütendes
Wimmern und Toben des Hünxes
laut wurde. Du liebst mich nicht,
nein, nein! rief sie wie außer sich.
Kannst du lieber in den Tod wollen,
als in meine Arme? Kannst du nach
sieb«n Jahren kommen, um Abschied
zu nehmen? Kannst du so ruhig von
deinem Tod« sprechen, als wäre er
nicht auch meiner? So wäre mir bes
ser, diese Augen wären erblindet, eh
sie dich wiedersahen, und diese Obren
lebe und sterbe. Warum hat d«r
Hund dich nicht z«rrissen. ehe ich wuß
te, daß du gekommen bist mein H'rz
zu zerreißen? Warum ist dein Fuß
nicht an den Abgründen ausgeglitten?
Wehe, wehe! Sieh« meinen Jammer,
Madonna!
Sie stürzt« nieder vor dem Bilde,
lag mit d«r Stirn gegen den Boden,
die Hände weit von sich gestreckt, und
schien zu beten. Der Mann hörte
den Lärm des Hundes, dazwischen
das Murmeln und Stöhnen d«s un
glücklichen Mädch«ns. während der
Mond nun schon Macht gewann und
das Gemach durchleuchtete. Ehe «r
aber noch sich fassen und ein Wort
aussprechen konnte, fühlte er schon
wieder ihre Arme an seinem Nacken,
ihren Mund an seinem Halse und h«i
ße Tränen über sein Gesicht fließen.
Geh nicht in den Tod. Filippo.'
schluchzt« die Arme. Wenn du bei
mir bleibst, wer will dich sinden? Laß
sie reden, was sie wollen, das Mör
dergesindel, die heimtückisch«» Elen
d«n, schlimmer als die Wölf« de»
Apennin. Ja, sagt« sie und sah
die Li«be vergessen und dir Treu« zer-
Willst du ein neues Haus haben? Wir
bauen eins. Ander« Leute? Wir
schicken Alle fort, auch die Nina, auch
dig. wohin du willst.
Halt! sagte er streng«. Es ist ge
nug der Torheit. Du kannst mein
Er zog sanft, aber entschlossen^feinen
Hyperbel. .Tos neue
Schauspiel soll ju furchtbar langwei
lig fein." ch d« Akt tz
ken."
Z?ür die
Rahmwaffeln. Auf 1 Vfund
feinstes Mehl ein Drittel Quart
Milch, ein Drittel Quart faureir
Rahm, etwas Salz, 8 It> Eigelb,
etwas Hirschhornsalz; dies wird gut
Eisen die Waffeln bei guter Glut ge-
Jn einer Pfanne bringt man 1 kleinen
Eßlöffel reines Olivenöl aufs Feuer,
zibt 2 Scheiben Zwiebeln, feingehackt,
malen und 1 Tasse Pilze (Mush
lichft heil, also ungeschlagen, in k>ie
lockende Masse, legt den Deckel auf
und, sowie die Eier ein wenig fest,
aber noch nicht hart sind, gibt man
das Gericht zu Tisch, ohne die Eier
>u zerbrechen.
Hammelfleisch mit Rü
ben. Man schneidet oder hackt ein
Stück Hammelfleisch (dicke Rippe) in
Stücke, wällt sie in schwach gesalze
nem. siedendem Wasser ab. kühlt sie
mit frischem Wasser, läßt sie abtrop
fen, bestäubt sie mit Mehl und legt
sie in eine Kasserolle mit siedender
Butter, in der man sie etwas andün
sten und gelblich werden läßt. Dann
gießt man kochendes Wasser dazu und
läßt das Fleisch langsam weich dämp
fen. Die geputzten, mit warmem Was
ser gewaschenen weißen oder Teltower
Rüben hat man in wenig Wasser nebst
Butter oder Fett langsam halbweich
gekocht gibt sie zu dem Fleisch, aber
so. daß die Brühe nicht zu lang wird,
läßt alles zusammen vollends gar
werden, schmeckt ab und verkocht die
Sauce mit etwas in Butter braun ge
röstetem Mehl.
Paprila - Geflügel. Eine
kräftige, fehi wohlschmeckende Vor
speise gibt folgendes Gericht: Tauben,
Enten oder Hühner, gleichviel ob jung
oder alt nur die Kochzeit ist zu
berücksichtigen werden sauber vor
bereitet und in Portionsstückchen zer
legt. Dann mischt man auf einem
Teller das nötige Salz mit einer
Messerspitze Paprikapulver und reib«
jedes Stück damit ein. Ein Gesäß. daS
groß genug ist, um das Fleisch mit
überstehender Brüh: auszunehmen,
wird mit Butter Pfd. für jedes
ausgewachsene Huhn auf den Herd
»ebracht. drei große Zwiebeln, zehn
Pfefferkörner und ein Lorbeerblatt
und - sobald die Zwiebeln ein wenig
gebräunt sind die Fleischstücke hin
zugefügt. Nachdem alles etwas Farbe
angenommen hat, fülle kochendes
Wasser auf und koche das Gericht
weich. Brotstücke machen die Brühe, die
beim Anrichten durch ein Sieb getrie
ben wird, sämig.
Madriderßeefsteais. Borr
einem Filet schneidet man die nötigen
BeefsteakSscheibe». klopft sie und gibt
den Saft einer großen zerschnittenen,
spanischen Zwiebel auf jed:, legt sie
aufeinander und läßt sie bis zum
Gebrauch stehen. Dann bestreut man
sie mit Pfeffer und Salz, wälzt sie
in Mehl und brät sie in gebräunter
Butter schnell aus beiden Seiten
doch so, daß das Fleisch immer saftig
bleib!. Der Bratensaft wird mit
einem Spitzglas Madeira verkocht
und über die Beefsteaks gegossen.
Reisgericht. Einige schöne
Wirsmgköpse werden in Viertel ge
schnitten und in Salzwasser abge
wellt. In eine fest und dicht ver
schlteßbare Form legt man schichtweise
diesen Wirsing und mit
Pfeffer, Salz und wenig Zwiebel be
streute Hammelsteaks. Die oberste
Lage muß Wirsing bilden. Auf jede
Wirsinglage legt man einige Butter
stiicke. Ueber das Ganze gießt man
einige Löffel kräftige Fleischbrühe
und locht eS im Wasserbad zwei
Stunden. Inzwischen hat man drei
viertel Pfund besten Reis in kräfti
ger Fleischbrühe ausgewcllt und legt
diesen dann kranzförmig um den auf
eine Schüssel gestürzten Wirsing.
Geyir»sch»itten. Das gut
geputzte Kalbshirn wird mit kochen
dem Wasser gebrüht, 10 Minuten
darin gelassen, fein geschnitten oder
gehackt und in Butter gar gedünstet.
Altbackenes Weißbrot wird iu Schei
den geschnitten, zum Durchziehe» in
etwas Milch gelegt, die Schnitten
dürfen aber nicht durchweichen; dann
läßt man sie abtropfen. Diese
Schnitten bestreicht man vorsichtig mit
dem Kalbshirn und deckt über jede
bestrichene Schnitte eine unbestrichen,.
so daß die Kalbshirnmasse in der
Mitte liegt, wendet die Schnitten in
Ei. dann in trockenen Brotkrumen
und bäckt sie in Butter gelbbraun.
Hasche« von Suppen
fleisch. Das Fleisch wird mit ei
ner Zwiebel fein gewiegt; dann b«.
reitet man eine hell« Einbrenne, loscht
sie mit kräftiger Brühe ab und gibt
Salz und Pfeffer daran; das Ha
schee muß dickflüssig sein.
. Bratheringe. Salzheringe
werden sehr oft abgewaschen und S 4
Stunden gewässert, wobei das Waffer
öfters erneuert oder durch Milch er
setzt wird.