„Protektion". Der Diener öffnete die Schiebetüre zum Zimmer des Bantdirektors, u. die junge Dame trat ein. Den ganzen Vormittag war ihr bei dem Gedanken an diesen Besuch ganz elend zu Mute gewesen, und jetzt zitterten ihr die Knie, während sie über den weichen persischen Teppich lsutloS aus den mächtigen Mann zuging, der ihr den Rücken zukehrte und sie erst zu bemer ken sch'en, als sie ganz nahe an ihn herangekommen war. Sein viereckiges Gesicht mit dem borstigen grauen Schnurrbart war barsch, und er musterte sie mit «in«m forschenden scharfen Blick, der zu fra gen schien, wie sie «s wagen konnte, ihn zu stören. Ja, wie tonnte sie es nur wagen? Sie wußte es selbst nicht. Nur indem sie ihrer scheuen Natur ganz verzwei felt Gewalt antat, hatte sie es ver mocht, hierher zu kommen. Aber jetzt war auch ihr ganzer Mut erschöpft, und sie stand da und stammelte, wäh rend sie versuchte, ihr Anliegen vorzu bringen und von ihrer Vorbildung zu sprechen. Der Direltor fand sie linkisch und unbedeutend. „Eine Anstellung in der Bank". bung Hoffnungen gemacht hat? Ein- Jch hab« sie notiert. Und dabei dauert es noch eine ganze Weil«, ehe sie die „Ja, dann hat es wohl keinen wei teren Zweck," sagte das junge Mäd chen und zog die Hand zurück, die die Kurszeugnisse hielt, welche sie eben aus der Tasche gezogen hatte. „Ich dachte nur, ich könnte es versuchen. Wir würden es so nötig brauchen. Mama und ich. Die Pension von Papa ist so knapp, und das Leben wird immer das Mitleids dachte der Direktor. Aber die Lipven des Mädchens zitterten und gaben ihren Worten ein Gepräge der Aufrichtigkeit und des wirtlichen Lei dens. „Was war Ihr Vater?" fragte er, «he er noch bedacht hatte, ob diese Frage nicht schon «in zu großes In teresse verriet. „Hauptmann bei der Göta-Artille rie." Und als wäre diese Frage ein Strohhalm, an den sie sich klammern müßte, schlug sie ein paar feuchte, schöne Augen mit einem flehenden Blick auf. „Es ist solcher Unterschied gegen früher. Mama hat sogar Schul den machen müssen." Er streckte die Hand nach den Zeug nissen aus und durchflog sie. „Nun, ich kann ja immerhin Ihren Namen aufschreiben. Wie war er doch?" „Christine Falk." Ein paar Augenblicke beugte er sich iiber ein Notizbuch. Und dc stand nun ihr Nam«7 mit einer kurzen Anmer kung. „Aber das berechtigt Sie noch zu keinen Hoffnungen," sagte er. „Abso lut nicht." Der Ton war noch kühler und bar scher als zuvor, wie um ihr alle Illu sionen zu benehmen. Sie sollte wissen, daß Sie nur Nummer 133 war, nichts weiter. Er stand auf. Das war das Zei chen, daß sie zu gehen hatte. Und als die Tür sich hinter ihr schloß, war sie auch schon von ihm vergessen. Aber Christine Falk hatte nichts vergessen. Sie wog jedes Wort ab, das gefallen war, und immer heißer brannte sie das Schamgefühl. Sie hatte sich dumm und ungeschickt be nommen. Aber das war noch nicht das schlimmste. Das war, daß sie sich vor diesem talten berechnenden Geldmen schen, der sicherlich kein 'warmes Ge fühl in der Brust hatte und für den sie nicht die mindeste Sympathie emp fand. bloßgestellt hatte. Warum hatte sie diesem fremden harten Mann ihren und der Mutter Kampf, ihr stumm getragenes Leid enthüllt? Ihr war zu mute wie einem Bettler, der seine zu errege». Ja, es geschah ihr ganz recht, daß sie so abgefertigt worden ivar. Als sie heimkam, saß ihre Mutter Aber sie war nicht allein. Amelie, rasch. können. Und wenn Du suchst, bis Du achtzig Jahr« alt wirst. Du findest kein«» Platz ohn« Protektion uiU> Empfehlungen." ES sah wirklich so aus. als hätte sie Recht. Fast ein Jahr suchte Chri stine jetzt vergeblich eine Anstellung. Auf die bloßen Kurszeugnisse hii .vollte sie niemand engagieren, und von den Bekannten, die sie hatte, konnte Ihr nltmand bei dem von ihr gtwählten Berufe behilflich fein. Plötzlich nabm Amelies Gesicht einen Ausdruck an, als hätt« si« «ine Offenbarung. Mals noch zu klein, um mit dabei zu sein. Aber auf jeden Fa11..." „Aus jeden Fall?" „Er ist doch in der Bleckingebank angestellt." Die Bleckingebank war eben die Bank, aus der Christine kam, und sie! verstand sofort die Niedergeschlagen-! heit, di« nun den entzückten Ausdruck in Amelies Gesicht ablöst«. Warum hatt«» sie nicht früher an Sekretär Grönberger gedacht? „Fatal", sagt« Amelie. „Daß Du auch gerade heute hinlaufen mußtest. Du bist immer so selbständig. Wenn Du mit mir gesprochen hättest, wäre «r mir ganz bestimmt eingefallen. Er ist der liebenswürdigste Mensch der Welt und hätt« Dich schon irgendwo untergebracht. Aber jetzt ist es zu spät", schloß sie betrübt. In der nächsten Stunde strahlt« sie „Weißt Du, wir gehen doch hin. Du und ich," sagte si«. „Er weiß vielleicht einen Ausweg." Und es half nichts, daß Christine sich sträubte und sagt«, dies habe doch nur richtig anpackte, und dafür wolle sie jetzt sorgen. , Damit «ilt« sie fort. Christine wirklich wieder in die Bleckingebant, diesmal in Gesellschaft ihrer Schnxster und mit -großer Sorg falt gekleidet, denn jetzt galt es, zu imponieren. Amelie war nämlich über bereitet. Amelie leuchtete ebenfalls auf wie eine angezündete Kerze, drückte ihm Z«it«n zu sprechen. „Wenn ich Sie so sehe, ist es mir, als wäre es erst gestern, daß Sie bei I scheid«/und " «intreten, Fräulein Falk?" Aber Christine war der Antwort überhoben. Amelie sprach für si«. Und «mpfohlen war. Aber wenn nun Christine auch eine Empfehlung hatt«? Wenn Herr Sekretär Grönberger ... nttt demHerrnDirettor gesprochen hat." Amelie warf ihm «inen schmachten den Blick zu. „Ach, für sie, Herr Sekretär, ist Und sie begann ihn zu instruieren, wie er zu Werte gehen sollt«. Er mußt« ja nicht erwähnen. daß sie hi«r Empfehlung gebeten hatten. Er konnte ,'a sagen, daß er sich ganz von selbst für Christine interessierte. Denn das traf doch zu? Der Sekretär lächelte. Ja, gewiß mteressiertc er sich für Fräulein Christine. Ganz außerordentlich, ganz besonders, aber... Er dachte an seine Verabredung. Jetzt blieben ihm nur mehr drei Vier telstunden. „Kein sagte Amelie mit iinem verführerischen Lächeln. „Sie können ja sagen, daß Sie sie von Kindheit auf kennen und für ihren ! zuten Charakter bürgen? Nicht wahr?" I Der Sekretär verbeugte sich im Sitzen. > „Ja, natürlich" ! „Und daß Sie sich freuen würden, wenn sie die Stelle bekäme. Denn das Der Sekretär verbeugte sich aber mals. „Ich wäre entzückt." Wie um Himmels willen sollte er sie nur los werden? „Also," rief Amelie, „Sie verspre chen zu tun, was in Ihren Kräften steht?" „Was in meinen Kräften steht. Es wird mir «in großes Vergnügen sein, Ihnen ein günstiges Resultat mittei len zu können." Das half. Nachdem Amelie ihm bei nahe um den Hals gefallen war, um schied. Sie wollte ihn nicht länger in seiner Arbeit stören. Und nachdem auch Christine sich in etwas stillerer, aber ebenso warmer Weise bedankt ltch wieder allein. > Er setzte sich am Schreibtisch zu recht und versank sofort wieder inen. Und die kleine Christine Falk löscht. angepackt werden, wenn man sie durch setzen will," sagte Amelie. hast Du den Platz so sicher wie aus einem Präsentierbrett. Eine Woche verstrich. Aber es kam nichts. Vierzehn Tage. Aber kein Prä sentierbrett. Der Monat ging zu En tor bedanken, und nachdem diese Höf lichkeitsvisite erledigt war, sollte sie sich zu Sekretär Grönberger begeben, , dem sie ja nächst Amelie die größte , Dankbarkeit schuldig war. Und Chri > stine gehorchte mit tausend Freuden, j Das heißt, die Visite beim Bank direktor war ja nur eine Formalität, l die sie sebr artig und korrekt erfüllte. > Aber als das vorüber war und sie auf der Schwelle zu Sekretär Grönbergers j Zimmer stand, tlopste ihr Herz vor Eis«r und Rührung. Sie hatt« nur den Wunsch, ihre Gefühle so klar und warm ausdrücken zu können, daß er begriff, welchen unermeßlichen Dienst er ihr und ihrer Mutler erwiesen und wie sie ihn'in Gedanken dafür segne ten. Als die wirklich keini Gelegenheit hatte, mit dem Direktor zu sprechen. Ich habe es ein paar Mal versucht. Aber er hat sich gar nicht die Zeit genommen, mich .Aber ich habe doch die Stelle be- Verblüffung an. und es wurde Chri stin« endlich klar, daß der liebenswür dige Herr Grönberger um ihretw'llen keinen Finger gerührt hatte. Er erhob auch leinen Anspruch, als Wohltäter zu gelten. Er bedauerte nur lebhaft, daß nicht «r so glücklich sein tonnt«, ihr diesen leinen Dienst erwiesen zu haben. Aber er gratulierte ihr aufs herzlichste und drückte beredt sein Ent zücken darüber auS, daß sie jetzt Kolle gen waren. » » » Als Christine die Treppe hinunter ging, war ihr ganz wirr im Kopfe, so mußte. Alles schien ihr auf den Kopf gestellt. Der Mann, dessen Liebens würdigkeit und Freundlichkeit sie zwang sie umzukehren. Sie hatte keine Ruhe. Sie mußte mit dem sprechen, dem sie offen und in Gedanken Un ten. er. „Ja, auf Sie, Herr Direktor. Ich glaub«, als ich vorhin oben war, habe Mt«"^"'^ ches-Lach-li, die barschen Zug« „Was für ein Kindskopf Sie sind," sagte er. barkeit eigentlich nicht verdiente. Wäre nicht Kassier Elissen gewesen, sie hätte die Stelle bestimmt nicht be beglücken sollte. Er nahm die Liste zur sein Blick zuerst fiel. Bielleicht gab die dunlle Vorstellung, daß er einer wirk- Posten schon verfügt hat«. ! Auf diese Weise war die Besetzung der Stelle vor sich gegangen. Kassier hob sie für ein paar Ai genblicke über das Alltagssein hinaus und ließ sie die Menschen und das Leben in Hellem Aber wer sich nicht gehoben fühlte, als sie die Geschichte der Anstellung in neuer veränderter Auflage erfuhr, das war Amelie, denn dies erschütterte ihre Ansichten über die Wichtigkeit der Protettion sowie ihren Glauben an die Ueber den manqelnden Tchöu flnn »er Amerikaner. Na, da sticht einer mal in «in schö nes Wespennest! Mangel an Schön heitssinn dem Amerikaner vorzuwer- Welt, die schönsten Pullman-Cars, die sten Wolkenkratzer u. s. w. u. s. w zu besitzen?! Der mit seinen unge zählten Millionen der untergehend-» Alten Welt ihre schönsten Schätze an ! wertvollrn Bildern, Büchern und Kunstgegenständen raubt, »m sie sei einzuverleiben?! ! Nur gemach! Was wir behaupten, wollen wir auch beweisen. Es man sinn, wie er uns zum Beispiel im al ten Vaterlande auf Schritt und Tritt begegnet; das sagen nicht blos wir die wir drüben geboren und ausge wachsen, beide Länder aus eigener Anschauung kennen: das sagen auch blind sind gegen die vielen Mängel und Gebrechen ihres Landks und Vol kes und vorurteilslos genug, um das der auszuweisen haben, gebührend an zuerseimen und zu Nutz und From men ihrer Landsleute zu schildern sensten Magazine unlängst «ine aanze Reihe hochinteressanter deutscher Städtebilder veröffentlicht hat und sei nen Landsleuten darin die derbsten Keulenschläge versetzt ob ihres Man gels an Schönheitssinn, an weiser Voraussicht, an systematischer Arbeit in Bund, Staat und Einzelgemeinde. Wer dies« Schilderung«n liest, der wird nicht me.hr den Kopf schütteln ob der Ueberfchrist dieser Plauderei sondern uns beivslichten in unserer Behauptung, daß den Amerikanern wirklicher Schönheitssinn noch immer aufzuweis«n; dieses Gebäude hat zebn Millionen, diese Kirche drei Millio nen, dieser Part zwanzig Millionen Schönste und Beste aus d:r Welt be- Zehn- oder gar Hunderttausende dabei in Taschen geflossen sind, für die sie nie bestimmt waren. diese Rubrit fallen. Er betrifft d!« sehen der nächsten Umgebung seiner Bahnhös«. Der Verfasser war erst vor kurzem nach einem Zwischenraum Laufe von nahezu zehn Wochen die verschiedensten Gebiete Deutschlands, voi allem des südlichen, besucht. Was zweckentsprechend«, praktische Bauten. Jedes Fenster d«r oberen, meist zu Be amtenwohnungen eingericht«ten Stock turpart umgewandelt; Blumenbeet«, Rc-senslächen, Gesträuch«rgrupp«n sind ollerwärts angelegt und von sauberen di. überall vorzufindenden Bedürini! Anstalten sind in d«r Form '.übsche? Kioske oder Pavillons gebaut un'. mit dichtem blühenden Strauchwerk umgeben. Kun, alles was man bci>n V«rlass«n des Bahnzuzes und Betre ten der Ortschaft zunächst sieht, atmet Sauberkeit, Schönheitssinn und Be quemlichkeit. Dazu kommen längs der Bahn strecke die schmucken, niedlichen Häus chen der Bahnwärter? meist aus Back steinen in zwei Stockwerken gebaut. len? Mit nichten! Zwar besitzt un ser Land in einz«lnen seiner Groß städte wirklich palastartige Riesen bahnhö?e, die Millionen aeloslet ha alltn Schutt und Abfall der Stadt. Die zunächst liegenden Gebäude meist Spelunken der schlimmsten Art: Knei den Publikums längs d-n Bahn !>nstandhalluna des Bahnbetts, der nen noch recht herzlich schlecht b«st« t »ie runftverstän»,«« «Snigt«. Der berühmte Komponist MaScng ni erzählt eine hübsche Geschichte von Die Königin Bittoria btsahl ihn ein«Z Tages zu Hofe. Mascagni spielte auf ihren Wunsch einzelne Teile aus Königin schien auf eine ihrer Lieb lingsstillen zu warten, und schließlich sagte sie dem Italiener auch, gerade Santuzzas Gebet, noch daZ allbekann te Intermezzo, noch sonst irgend eine Stelle, die Mascagni zu spielen be gann, worauf die Königin wartete Vlötzlich si«l ihr die Melodie ein, !ie Auch ein Grund. Richter: Wie tonnten Sie Ihrem Vorgesetzten ja eben Schafskopf geheißen! Richtige Folgerung. Schauspielerin: Woher wissen Sie das so Bestimmtheit, Herr Dok- Arzt: Weil Ihre Kolleginnen alle verschnupft sind! Scharfe Polizei. „Hier st 'ne riesig scharfe Polizei! D eist kcgar neulich bei 'nein Bollsauslauf Via kleiner Schlaukopf. Das vierjährige Söhnchei. einer Opernfängerin kommt eines Tages mit heißen Bällchen zur Mutier ge lausen: „Mutti, mein Freund Hans Mutter: „Nun, da freut er sich wohl?" Der Kleine: „Es geht; aber das sage ich Dir, Mutti, wir kriegen keins mehr." Mutter: „Wirf Warum denn nicht. Fritzchen?" Fritz: „So ein Storch beißt ja." Mutter: „Aber, Jung«, doch höch- und wenn Du dann zufällig in der Probe bist, und ich stehe am Fenster, dann werde ich doch gebissen!" O Einsalt! „Hör'n Sie, Frau Müller, ich habe „Was, Sie haben die Residenz noch wenn a auben's denn, daß sie am besten Zeit hab'n, drin in der Stadt?" Vorspiegelung falscher Tatsachen.