Das grüne Auto. Spionage-Roma» von August Aeißl. (3. Fortsetzung.) ES war eine kleine Spange, wie sie Frauen zum Festhalten der Haare an den Seitentheilen der Frisur be- Dvktor Martens trug di« kleine Spange zum Fenster und drehte sie im Licht nach allen Seiten. An dem Klemmer der Spange hin gen bestaubt und ineinander verwiaelt rothblonde Härchen. „Seit wann steht die Wohnung leer?" „Seit dem ersten Januar." ' „Und wer hat als letzte Partei hier „Ein alter Schustermeister. Er hat in der Kuchel g'schlasen, die Lehrbu ben da drin in !«r Werkstatt; und da im Kabinett hat er zwa Bettgeher g'habt." „Frauenspersonen waren keme im Haus?" „Ja, die alte Masterin." „Wie hat sie denn ausgesehen?" »Na, schön war s' net. Kan« Haar', dö s' no g'habt s' wiar a Striez«! hint' z'sammg'flochten tragen." „Wer hat di« Wohnung ang«schaut, seit die Partei ausgezogen ist?" „Zwamal war'n Leut' da. Arm« Leut' aus'n Bezirk. Und amal aner von der Polizei. Sonst neamd." „Frauen haben die Wohnung nicht angesehen?" ja sreili. A Stücker dreie . diere waren 's." „So? Was für Frauen? Noble?" „Ah beilei'! Im Kopftuchel san s' „Was hat denn Ihre Frau für „Töchter haben Sie keine?" „Na, Kinder ham ma nie net g'habt." td ' d Nähe ein Kammacher?" „I bin selber aner. Dös iS ja mei G'schäst." hellblond. Muß a sechs Gulden kost' Spur aus und stellte mit Stearin-. Pulver ein deutliches Ebenbild her. Inzwischen war der Schlosser ge kommen. Er entfernte auf Wunsch des Kom missärs das Schloß von der Ein gangsthür und öffnete es. Eine Schicht verdickten Oels und Staubes lag über dem Mechanismus. An einzelnen Stellen waren glänzende, frische Kratzer und Risse bemertbar, «in Beweis, daß nicht nur mit dem hantirt worden war. Auch der Schlosser bestätigte diese Ansicht. Doltor Martens ließ dai Schloß öffnet haben, ehe er den Schutz auf sein Opfer abgab. Bei der Kälte Warfes höchst unwahrscheinlich, daß teren Rande der oberen Jnnenscheibe sand er fünf Punkte, die Abdrücke von Fingern einer Hand. Die fei nen Ritzer oberhalb der Flecken deu teten aus längliche, Zdai zugeschnit tene Nägel. Also war es eine sorg sältig gepflegte Hand, die sich hier «ine Sjütze gesucht. Vermuthlich die« maß die Fingerabdrücke. Zweifellos ein und dieselbe Hand. Die photo araphischen Vergrößerungen tonnten Also ein Weib —? mantischen Beigeschmack z» gewinnen. Ein rothblondes Weib, das theure Schildpattspangen trug und wohlge pflegte, kleine Hände hatte. Auch die Scheibe ließ dek Kom missar ausschneiden und sorgfältig Zufrieden mit den bisherigen Er gebnissen verließ er die Wohnung. Er ließ sie versiegeln und fuhr sofort zu Professor Doltor Hartlieb, dem bekannten ärztlichen Mikroskopiker. Der Professor befand sich gerade im Laboratorium. Doktor Martens übergab ihm die wohlverpackten Fun de und erbat sich ein baldiges Gut achten. „Da ich die Haarspange zu wei teren Untersuchungen bringend benö thige, bitte ich Sie, vorerst an die Untersuchung der Haare zu schreiten. Wie lange kann die Prüfung dauern?" „Wenn es sehr dringend ist, bin ich bald damit fertig. Sagen wir in einer Stunde." „Wenn Sie gestatten, so warte ich gleich darauf." Doktor Hartlieb mochte die Haare ungefähr eine halbe Stunde unter dem Mikroskop untersucht und mit Säuren behandelt haben, als er lä chelnd aufstand und das Zimmer ver ließ. Nach wenigen Minuten kam er mit einem Kamm zurück und setzte seine Untersuchungen sort. Endlich wandte er sich an den Doktor. „Ein günstiger Zufall setzt mich in die Lage, Ihnen recht genaue Aus künfte geben zu können, di« vielleicht für Ihre Nachforschungen von großem Werthe werden können. Die Haare sind sehr gut gepflegte Kopfhaare «iner Frau, die im Alter von dreißig bis siinfupddreißig Jahren steht und nur die theuersten Schönheitsmittel ge braucht. Die Haare waren ursprüng lich schwarz, sind, wie gesagt, ganz auffallend gut gepflegt und mit Fleur d'or, die Flasche zu vierzig Kronen, gefärbt." Doltor Martens staunte über die Auskunft und fragte etwas ungläu big: „Verzeihen Sie, Herr Professor, meine Neugierde, aber wie kommen Sie zu diesen Schlüssen?" „Sehr einfach, Herr Kommissar. Die Marksubstanz der Haare zeigt > zahlreiche dunkle Farbstellen, und die ! Haare sind an den Wurzeln schwarz. Daraus folgt erstens, daß die Frau noch nicht alt sein kann, zweitens, daß ihre Haare früher schwarz gewe> sein müssen. Die mittlere Dau j er, die zur Lösung der Haarwurzeln in Aetzkalilauge nöthig war, stimmt genau mit jener iiberein, die bei den Haaren meiner Frau nothwendig erscheint; daher meine Angabe über das vermuthliche Alter. Di« Analyse des Haarfärbemittels weist genau die Zusammensetzung d«s mir bekannten Fleur d'or auf. Sie sehen also, ! Doktor Martens fragte noch: ! „Können Sie mir vielleicht sagen, wo das Fleur d'or erzeugt wird?" „G«wiß. Bei Seifert Comp, auf dem Graben. Von dieser Fir ma ist es mir erst kürzlich zur amt lichen Analyse zugeschickt worden, da mit ich die Unschädlichkeit bestätige. Doktor Martens begab sich in die Parfümerie auf dem Graben. Das Färbemittel wurde erst seit zwei Monaten aus dem Wiener Platze nur wenige Damen. Einige konnte der Verkäufer angeben, da sie Kun den des Geschäftes waren. Doktor Martens notirte sich die Namen. > Doktor Martens überlegte: Wenn eine fremde Frau sich in die leere Wohnung eingeschlichen hatte, so muß te sie die Oertlichkeiten doch vorher ausgekundschaftet haben. Sie war auf. Nach langem Fragen stellte der fest, das sich das am 9. der Schmalhoftrstraß st d ES meldete sich auch einer, der am v. Januar abends gegen neun Uhr zum Hause Alserstraße M, 64. Dort „I hab' glaubt, fuhr der Kutscher fort, sie wohnt dort. Aber wie ich um die Eck' bieg, weil ich über die Mariahilferstraße heim nach Penzing hab' fahren wollen, sieg i, wie di« Frau grad in den Wagen vom Bock franzl einsteigt. Er is a Spezi von mir und stellt a in Penzing ein. Doktor Martens notirte sich die Nummer des Einspänners und suhr zum Hause Alserstraße Nr. 6». ein Durchhaus, das in die Schön burggasse mündete. Dort hatten Fialer ihren Standplatz. Der Bock franzl war bald erfragt. Er erin nerte sich des Fahrgastes und gab an, daß ihm als Ziel die Paniglgasse auf der Wieden angegeben wurde. Di« Fremde sei aber nicht so weit gefahren. Hinter der Elisabethbrücke habe sie anhalten lassen und sei aus gestiegen. Mehr wisse er nicht. Und mehr tonnte Doktor Martens auch nicht in Erfahrung bringen. Bon der Elifabethbrllcke verlor sich die Spur im Gewühl der Großstadt. Die ganze Woche über war Doltor Martens rastlos an der Arbeit. Sämmtliche Personen, die er bei seinen Besuchen in der Grillhoferstra ße gesprochen, wurden vorgeladen, um die Angaben protokollarisch festlegen zu können. Die Sachverständigen hatten die ihnen vorgelegten Gegenstände unter sucht. Ihr Gutachten bestätigte die Vermuthungen des Kommissars. Das Handbild und die Fingerab drucke waren photographirt und ver größert worden. Sie stammten nach Ansicht der Experten von einer rech ten Frauenhand, deren Fingernägel länglich und spitz zugeschnitten wa ren. Es mußte eine kleine und ge pflegte Hand sein, der die Abdrücke entsprachen. Viel klüger war also Doktor Mar tens durch die Gutachten der Sach verständigen nicht geworden. DaS Ergebniß aller Bemühungen war bis her, daß sich eine sehr gepflegte, roth bwnde Frau, die wahrscheinlich wohl habend war, in der Nähe des That ortes in verdächtiger Weise bemerkbar gemacht hatte. Daß die That selbst von ihr begangen worden sei, dafür sprach eigentlich nur der Umstand, daß sie in jenem Raume, von dem aus geschossen worden sein mußte, sich aufgehalten hatte. Genügte das, um in ihr schon die Mörderin zu sehen? Wenn man wenigstens von jenem Manne imPelz und mit MonokelNähe res hätte in Erfahrung bringen kön nen. Aber die Kellnerin des Kas feefchankes an der Eck« der Silbing gasse konnte nicht mehr angeben, als daß der elegante Gast in der letzten Woche dreimal in das Lokal gekom- Domino zu forschen. Von seinem Kollegen Specht hatte er die Briefe erhalten, die jene Frau geschrieben, doch der Sachverständige im Schreib sach konnte außer einer allgemeinen Charakteristik nichts finden, was für den Gang der Untersuchung von Be amt. stellt« fest, daß die Briefe Ecke das hatte keinen Erfolg. Unterdessen war Adolf Strebinger obduzirt worden. Di« Gerichtsärzte stellten fest, daß der Tod infolge des Schusses einge le bei dieser Gelegen cken. die all« im Marke S/ ter Wille lag. ich keine Verwandten habe." Das Schriftstück war vom 6. Ja nuar datirt, also einen Tag, nachdem der unvollendete Brief de» Mechani kers, der folgenden Wortlaut hatte: „Lieber Freund! Das Unabwendbare ist eingetrof fen. Was ich so lange gefürchtet, ist geschehen. Bor drei Tagen bin ich ihr begegnet. Ganz zufällig, auf der Straße. Sie erkannte mich sofort und folgte mir. Und seither finde ich keine Ruhe. Drei schrieb sie mir. Was, kannst Du Dir ja denken: Sie verlangte di« Brief«! Mein erstes war, ihr zu entkom men. Ich habe sofort mein Quar tier geändert. Weiß Gott, ob es nützt. Ich werde das bange Ge fühl nicht los, daß diesmal al les umsonst sein wird. Wenn ich mich nur nicht in ei ner so eigenthümlichen Situation befände. Aber Du weißt ja, an die Behörden kann ich mich nicht wenden, Aussehen darf ich keines verursachen. Uebrigens hoffe ich, in drei bis vier Tagen abreisen zu können. Alles ist wider Erwar ten glatt abgelaufen. DaS Ge schäft ist schon so gut wie per fekt. Hoffentlich täuschen mich mein« bangen . . Damit brach der Brief ab. Er trug das Datum vom 6. Januar, entsprang also derselben Stimmung, di« Strebinger zur Abfassung eines letzten Willens veranlaßt hatte. So dunkel di« Worte des Briefes auch waren, eines ging daraus un zweifelhaft hervor: ein« Frau hatte drohend in Strebingers Leben ge- Si« nicht. Herr Polizei rath, daß die ganze Sache in «in gewöhnliches Liebesdrama auslaufen wird?" „Nein, lieber Doktor, ganz im Ge gentheil. Der Brief dieses Stre binger gibt mir sehr zu denken. Sie dürfen sich ja nicht verwirren lassen. Sie müssen immer das «ine s«sthalten: daß Doktor Specht von jener Frau auf der Redoute der Hinweis auf die Grillhoferstrahe mit Rücksicht aus die Spionageafsäre gemacht wurde. Stellt man den Brief unter diesen Gesichtswinkel, so liegt die Vermu thung nahe, daß der Strebing«r mit dem glatten Ablauf der Sache den gelungenen Diebstahl der militärischen Dokumente gemeint haben kann, und daß der „Abschluß des Geschästes" mit jenem in Verbindung steht, den der Wachmann Stolzengruber in er regtem Gespräch mit Strebinger knapp vor dessen Tod gesehen hat. Daraus folgt, lieber Doktor, daß man es eher mit ein« politisch-di plomatischen Angelegenheit zu thun hat, bei der eine Frau als Mittel zum Zweck diente." Auch die Kugel, die im Bilder rahmen gefunden worden war, wur de von Chemikern analysirt und un tersucht. Sie konnten nur die Art der Legirung bekanntgeben, erklären ganz bestimmt, daß bei der Waffe Pulver nicht verwendet wurde, und sprachen die Vermuthung aus, daß die Kugel aus einem amerikanischen Lustdruckpräzisionsgewehr neuesten Modells geschossen worden sei. Alle diese Gutachten der Sach verständigen und' Details waren ge wiß nicht geeignet, di« Situation zu klären. Sie verwirrten vielmehr binationen Raum. De/ einzige, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und di- gerade Gedankenlinie fest hielt, war Polizeirath Würz. k. Kapitel. „Recht schön alles, was sie sagen. Herr Polizeirath," sagte Baron Sphor zum Ches des Sicherheits bureaus, „aber ich weiß nicht recht, wie ich die Sache anpacken soll! Ich habe in solchen Dingen gar leine Erfah rung und möchte mich nicht blamiren." Der Polizeirath lächelte: „Lieber Baron, Glück und Zufall sind größere Herren als wir. Sehen Sie. da liegt eine Namensliste von Damen, die sich ihr Haar mit Fleur d'or färben. Schauen Sie sie sich einmal an. Kennen Sie eine davon?" Baron Sphor überflog die Reihe und antwortete: - Strum. die mit ihren gelben Haaren greulich aussieht. Direkt zum Fürch ten! Dann die wunderschöne Frau eS soll da eine Geschichte gespielt ha ben Eifersucht, gefährliche Drohung, was weiß ich alles! Dann daß sie jetzt rotblond ist: ich hätte sie in der Theaterloge fast nicht er kannt." „Natürlich, die kennen Sie auch," neckte d«r Polizeirath. „Also sehen nicht schwer fallen wird, und halten Sie Augen und Ohre« offen. Mehr Ich selbst wüßte an Ihrer Stelle, so vorliegen, nichts anderes anzufangen." Mit diesen Worten übergab der Polizeirath Baron Sphor ein« Liste der in Wien ansässigen italienischen „Wenn ich Sie recht verstehe, soll ich, um einen militärischen Ausdruck noszieren." „Sehr richtig, lieber Baron. Also, viel Glück!" Damit verabschiedete der Polizei rath Baron Sphor. Zu Hause angelangt, traf Sphor feine Vorbereitungen, um in jene Fa der Polizeirath bezeichnet hatte. Er schrieb ein paar Briefe an mehrere feiner in Wien stationirten Kamera den, die, wie junge Offiziere es so häufig thun, in allen möglichen Kreisen verkehrten. In einige der genannten Häuser war er bereits ein geführt, da seine Familie, seit lan gem in Wien ansässig, reichliche ge sellschaftliche Beziehungen unterhielt. Es war ihm daher ein leichtes, über all Zutritt zu finden, wo sein Vor gesetzter es wünschte. Sphor machte noch am selben Nach mittage bei der Marchesa Salvoni «inen Besuch, sand eine größereGesell schast. war sehr artig gegen die äl teren Damen, flirtete ein bißchen mit den jungen Mädchen und gab am nächsten Tage bei allen Familien, die er angetroffen hatte, Karten ab. Gute Maniren hatte er ja, einen vor nehmen Namen auch, überdies hatte man ihn im Hause der Marchesa ge troffen., also Gründe genug, ihn zu einem Besuche aufzufordern. So flatterte Sphor «ine Woche lang zwischen fünf und acht von einem Jour zum andern, trank ungezählte dünne Thees und verschlang belegte Sandwiches, spielte Whist mit halb tauben Exzellenzen und durchwalzte im Schweiße seines Angesichtes die Nächte. Genau genommen, amüsirte sich der junge Baron aus Kosten des Staates, und was ihn nur kränkte, war, daß alle seine Mühe erfolglos blieb. Wohl zehn Frauen hatte er bereits getroffen, die rothblond waren. Aber das waren lauter brave, ehrbare Da men, denen ein Mord absolut nicht konnte mit Leichtigkeit festgestellt wer den, wo sie am kritischen Abend ge- Auch der intimere Tratsch brachte Sphor um keinen Schritt weiter DaS einzige, das ihm auffiel, war, daß bei mehreren Gelegenheiten einer Ba ronin Sternburg erwähnt wurde, wo bei er stets das Bedauern aussprechen hörte, daß sie plötzlich nirgends zu sehen wäre. Sie, die doch srüher soviel in die Welt gegangen war. Ei nige Damen wollten wissen, daß sie an Influenza erkrankt fei, andere glaubten, sie sei verreist. Ganz In time tuschelten etwas von «iner heim lichen Verlobung. Alle aber bedauer ten es lebhaft, daß der für den zwanzigsten ausgestellt« Empfang bei der Baronin abgesagt worden: denn die Dame führte ein Haus, in dem man sich vorzüglich unterhielt, und wo viel junge Offiziere verkehrten, was die Mütter mit Rücksicht aus ihre Töchter sehr hoch einschätzten. Nach «iner Woche meldete sich Ba ron Sphor wieder beim Polizeirath und klagte, daß er sich vergebens durch achtundzwanzig Häuser durch xegessen habe. Er sei bloß um sei nen gesunden Magen gekommen. „Sehen Sie, so ist das," meinte der Polizeirath gutmüthig; uns trocknet das Gehirn ein und Sie verderben sich den Magen. Machen Sie sich nichts draus. Solche Dinge kann man nicht über das Knie brechen. Wenn die Sache einfach wäre, könn te sie ja der nächstbeste Agent durch führen. Es handelt sich ja nicht um einen der zweitausend ungarischen Taschendiebe, die wir in Evidenz füh ren. Also Geduld, lieber Baron! Was machen Sie heute abend?" „Ich bin zu einer Soiree der Grä „Da werden Sie ja recht interessan te Menschen finden! Campobello ist ein intimer Freund des italienischen Botschafters und war, glaube ich, in jüngeren Jahren selbst in diplomati schen Diensten. Also passen Sie nur recht gut auf heute abend!" große Gesellschaft. Ungefähr hun dertsünszig Personen vettheilten sich in den vier großen SalonS. Die Gräfin stand in der Nähe de» den Gäste zu begrüßen. Sie war eine hohe schöne Frau von tadellosem Wuchs und herrlichen, lei denschastlichen Augen. Augen, vor de nen man erschrak, wenn sie wild Mund spielte ein Zug von Willens trast und Härte. Ausfallend war die Blässe ihres Gesichtes, die selbst durch da» aufgelegte Roth schimmerte. Ein« langbeschleppte. tief dekolletirte Robe umschloß in weichen Fallen di« und Titel mochten sie bewogen ha ben, die Gattin eines Mannes, der ihr Vater hätte sein können, zu wer den. Violetta Contessa di Campobell» war eine Frau von großem sozialen rem Salon vereint zu sehen, war ihr größter Stolz. Heute feierte sie wieder einen ihrer schönsten Triumphe. Nur Mitglieder der besten Gesellschaft füllten die Räume. Ihr müder Blick flog stolz über die glänzenden Erscheinungen, s Zwei neue Gäste erschienen aus der ! Schwelle. Beide noch jung, von jener stram men Weichheit gesellschaftlicher For men noch den Soldaten verräth. In dem Antlitz des «inen spiegelte sich die Verlebtheit vergeudeter Jahre. Der Hausherr begrüßte ihn mit Reserve, j „Abend, Graf Heinen." ! „Gestatten Sie," erwiderte der Be grüßte, daß ich Ihnen meinen Freund Baron Sphor vorstelle." „Sehr erfreut. Ich will Sie gleich Violetta, erlaube Baron Sphor." Die Hausfrau begrüßte den Gra fen kühl. Aber gegen Sphor war sie um so liebenswürdiger, i „Ich glaube, wir kennen uns schon." „Ich hatte bereits das Glück." ver beugte sich Sphor. „Unlängst bei der Baronin Spillern." „Ach ja, ich erinnere mich." Einige nichtssagende Phrasen wur den gewechselt, dann mengten sich die Neuangekommenen unter die Gesell ! schast. Gras Heinen stellte seinen Freund verschiedenen Bekannten vor, trat zu einem Kartentisch und begann eine Whistpartie, während Baron Sphor mit den Nächststehenden ein gleich gültiges Gespräch anknüpfte. „Servus, Sphor!" hörte er plötzlich hinter sich rufen. Ein Generalstabshauptmann streck te ihm herzlich die Hand entgegen. „Grüß Dich. Franz!" „Bist auf Urlaub?" fragt« der Offizier. , „Nein ich bin schon weg. A. D. seit dem ersten." „So das hab' ich gar nicht g'wußt. Was machst denn immer?" „Na, halt so leben. Und wi« geht's Dir?" „Danke. Wie Du siehst, ganz gvt. Dabei deutet« er auf seine Uni- — ja. Gratulire. Also hat sich die Kriegsschule gelohnt. Bist ständig in Wi«n?" Die Hausfrau rauschte vorüber. „Pardon, einen Augenblick," ent schuldigte sich der Hauptmann. „Grä fin. bitt«," hielt er „ha nichts Näheres gehört?" „Nein sie ist schon seit einer Woche unsichtbar. Sie soll verreist sein. Vielleicht kann Ihnen Graf Heinen nähere Auskunft geben. Er sitzt dort am Whisttisch." „Danke bestens." Damit trat er zurück. „Wenn Du den Heinen kennen ler nen willst, so kann ich die Bekannt schaft vermitteln." bot sich Sphor an. ,O, den kenn' ich," antwortete der Hauptmann gedehnt. „Aber ich weich' ihm lieber aus." „Warum denn?" „Na, halt so. Der Mensch ist mir unsympathisch. Ein Spieler, ein Trinker man weiß nicht recht, wovon er lebt. Paßt mir nicht! Und dann: Er hat vor zwei Jahren dies« «ch"au?geklärt ist." Weißt— lieber nicht!" „Du meinst die G'schicht' bei den Kaisermanövern?" .J°." „Ich glaub', da thut man ihm un recht. Gewiß vom militärischen Standpunkt war'S eine grobe Pflicht« Verletzung. -Aber vom menschlichen mein Gott, er hat halt ein bißl zu viel getrunken da« kann doch jedem Passiren!" „Gar so einsach ist das nicht, lieber Max," erwiderte der Hauptmann ernst. „Man betrinkt sich als Offi fchläft nicht, wenn man eine so wich« hat sich halt auf den Zugfüh rer «rlassen." „Das war gegen seine Instruk tionen. Ueberhaupt besser, wi, lassen die Sache. Er kann froh sein, dann g'schieht." (Fortsetzung folgt.) Für dir Äuchr. Feine Fleischsülze. Drei -der vier gut gereinigte Kalbsfüße »erden in Stücke gehauen und nebst dreiviertel Pfund magerem guten Schweinefleisch und ebensoviel Kalb fleisch mit dreiviertel Pint Wasser luf gelindes Feuer gestellt. Dazir I —2 Nelken, 6 —6 Pfefferkörner, Y Löffel guten milden Essig, eine kleine Obertasse Weißwein und den Sast oon 2 Citrone». Das Fleisch wird sehr weich gekocht, wobei man den sich Kartoffeln. Man kocht die Kar toffeln und zerstampft sie so sein wie man aus 2 Tassen Kartoffeln 2 Eß löffel Butter, l/<> Tasse Weißbrottru men, trocken, 2 Eigelb, in 4 Eßlöffel Rahm, Salz und Pfeffer nach Ge schmack. Man entfernt die Gräten oon dem Inhalt einer kleinen Kanne Schweinefleisch - P a st et e. mit einer Lage Äepfel belegt. So wird abgewechselt, bis die Kasserolle gefüllt ist. Dann kommt ein Teig» decket darüber und das Ganze wir!» 21/>> Stunden gebacken. Ehe der Teig deckel darauf kommt, muß gut ge- Schöne reife Tomate» werden mit etwas Salz und Pfeffer weichgekocht, durch ein Sieb getrieben und in brei» letzten Augenblick mit etwas frischer der Oeffnung vorsteht. Der Rest des Breies wird, mit etwas Fleischbrühe oder Wasser verdünnt, um die Ome» lelt; gegossen. Gedämpft« Birnen. Man nimmt gute Birnen, schält sie ab, flicht Stückchen ganzen Zimmt in einen Topf, gießt zwei Theile Wein und ei nen Theil Wasser dazu, und läßt di«- Birnen so lange kochen, bis sie weich sind. Nun nimmt man sie heraus; trägt sie kalt oder warm auf. Billiger „Sponge Cate". 1 Tasse Zucker, l»/, Tasse Mehl (mit 1 Theelöffel Backpulver zusammen ge» siebt), 3 Eier s«parirt, >/> Tasse kal tes Wasser. Di« Hälfte diefesWas fers wird über den Zucker geschüttet und dies mit den Eidottern gut zer-- klepp«rt, dann di« andere Hälste Was ser und daS Mehl abwechselnd iir kleinen Mengen, dann der Eiweitz-- schnee. Leicht rühren. 40 Minute» backen. Hascheeschnitten mit To matensauce. Man hackt ein gut gewässertes, geputztes, in kochendem Salzwasser abgewelltes und abgetropf tes KalbShirn und ungefähr 1 Psun> kaltes gelochtes oder gebratenes Rind fleisch sehr fein, vermischt dies mit Pfund geschmolzener 3 bis 4 Eidottern. Pfeffer. Salz, etwas gestoßenen Nelken und Muskat« blüthe. formt gleichmäßig große, flache- davon, wendet sie in gerie-