»«»«. Villa Frohsinn. Mit umwölker Stirn hatte der Ge heime Rath Konrad von Hesterfeld gefrühstückt, und sein Antlitz verdü sterte sich noch mehr, als er die ziem lich große Zahl der eingegangenen Brief« durchlas. „Immer dasselbe, es ist zum Davonlaufen weiter nichts, als Danksagungen für die Wohlthätigkeitsfeste als erste Comite- und Anziehungskraft geleistet hat, oder Aufforderungen unternehmungs viel!" Er griff zu «inem Stoß Zeitungen und üb«rslog die Festbericht«. „Auch! das wird zu vkl". murmelte er. j Gesellschaft. Ein« Gesellschaft der „oberen Zehntausend", die Ballfeste von besonders angesebenen Korpora tionen. Wohlthätigkeitssest« aller Art: Kops"? lind welche R»lle spielte er pläschiert im Flusse der Geselligkeit, über ihn! Das war doch eigentlich alles nichts! Da liesen sie olle mit vielen liebenswürdigen Wor schließlich waren sie doch einander alle so gleichgültig. Aber das ging noch für'die, die ein Daheim, eine Familie Kotten. Ein Daheim, ein sehi schö ries, hatte er auch! Ab«r kein« Fa milie! Keine Frau! Niemand, d«r für ihn sorgt«, d«ss«n Leb«n und Lie ben ihm etwas galt, ni«mand. d«m «r nöthig war! Und Hesterfeld war ochtundvierzig Jahre alt! Also war bei ihm, dem Manne, doch keine Rede' fein. Er griff zu dem letzten Brief, der noch dalag, und feine Züge hellten sich auf, als er die Aufschrift sah: „Endlich was Andres!" Ein Brief auf der Universität kennen gelernt hatte. Trotz ihr.r Verschiedenheit hatten sich die beiden aneinander ge schloffen, und bis heut hatte «in zwar nicht eifriger, aber treulich«! und in ter«ssirter Briefivechsel das Band fest gehalten. Irgendwo an der Wasser kante war der schweigsame Thornssen Dorspfarrer geworden, denn in die Stadt mochte er nicht, weil sein« L«i denschaft der Garten und die Bienen und die Beschäftigung im Garten und mit den Bienenstöcken war. Wi« H«' sterseld die Gesellschaft liebte, so liebte Thcrnssen di« Einsamkeit, und es mußt« wohl mit daran liegen, daß die beiden sich so gut verstanden. Auch Thornssen war unverheirathet geblie ben. aber ihm fehlte «ine warm um sorgt« Häuslichkeit nicht, eine treue, liebenswürdige, jung Wittwe gewor dene kinderlos« Schw«ster l«bte bei ihm. Der Brief enthielt eine Neuig keit. Thornssen hatte «inen reichen Oh-im beerbt, hatte sein Pfarramt aufgegeben, war in das ihm hinter lassene hübsche Landhaus übersiedelt, dessen Garten ihm Bethätigung seiner Lieblingsbeschäftigungen bot, und schrieb nun entzückt und beglückt über sein neues Heim. Es lag un sern eines großen Acker- und Fischer dorfs nahe am Walde, «in« Viertel stunde vom Ostftestrande in frucht bar«! Gegend, und der Brief enthielt eine herzliche Einladung >on H«st«r feld, nun endlich das lange geg«b«ne ! Versprechen eines Besuches wahrzu- Das war wie Balsam auf die Wunde der Ernüchterung! Zwar Ansang März in Norddeutschland auf dem Lande! Wenn Hesterfeld um diese Zeit überhaupt gereist war, dann ging's in den Süden, dem Frühling entgegen, nicht in den Nor den. Aber sei's drum! Noch an demselben Tage meldet« Hesterfeld fei nen Besuch Malte Thornssen an, und Schnellzug nordwärts, dann noch «in kurzes Stundchen mit der Kleinbahn, bis ihn vom Bahnhof eines kleinen freundlichen Fleckens ein leichter Wa gen, den Thornssen geschickt hatte, ans Ziel bracht«! Auf glatter Chaus see fuhr Hesterfeld wie im Traum durch die schlveigende Landschaft. Der Schnee war geschmolzen, hier und da erinnerten kl«ine übcrsror«ne Wasser furchen an des Winters Noth, aber die Baumstämme waren schon ganz Zweigen. Dazwischen im Walde am Boden das dunkelgrüne Moos und, sich da und dort um Mauern schlin ewig grünen Wacholdersträucher. Auf den Feldern hier frisch gepflügte Schläge, dort aus anderen das sas blauer Himmel mit grauweißem Gewölk. Ein Bild des Friedens und zugleich der «wig schassenden Natur; denn ein Hauch des Wehdens, der N«ubelebu»g, der Jug«nd lag wi« ein holdes, noch ungelöstes Räths«l darüber. Mit Wonn« athmete Hesterfeld die innerung versanken die bunten, glanz vollen Säle. Der Wagen hatte eine klein« Steigung des Weges überwun den, der Kutscher fuhr langsamer. Dann Mndete er sich um, zeigte mit der Peitsch« vor sich und sagt«! „Da schonn das M«er!" Und Meer. Alt? Nein, alt war Malte «i -n«knmp, Malte Thornssens Schwester, und es ging zu Tisch. Hesterfeld, der im Speisewagen gefrühstückt und scststellen, daß M?lt« Thornssen, der sie w-ihl ihrem Gast gefiele, sie sprach welch,, aber wenn sie sprach, kurz, ge wandt, sachlich. Weder der „elegant« K>wali«r", noch der „Geheime Rath" machten besondern Eindruck aus sie. Hesterfeld wollt« wisf«n, ob die Ge schwister nun hier ganz «infam lebten, od«r ob sie Verkehr hätten ohne Verkehr seine Tage zu verbringen, das schien ihm unmöglich! Verkehr nein den hatten sie nicht such ten ihn auch nicht, aber der würde sich schließlich finden. Der Pastor, der Arzt, der Erbpächter, vielleicht der Maler, der im Walde sein Sommer- Heim in einem modernen Holzhaus« hatte, di« Dame aus Villa Frohsinn könnten in Frage kommen. „Ein« Dam«, die h«r ein« Villa hat?" fragte Hesterfeld erstaunt. „Ja, und noch dazu ein« Dame aus B«rlin! Sie wohnt seit vier Jahren hier ihr Name ist mir entfallen, obgleich ich ihn gewußt ha be." „Villa Frohsinn!" Ein merkwürdi ger Name! dachte Hesterfeld, Wald gebettete schlicht« Landhaus sah, das. im nordischen Stil gebaut, recht an seinen Platz zu passen schien. Vor den Fenstern breiteten sich, vom Garten noch durch einen Streifen Wald getrennt, Strand und Meer vor der Villa aus. Der das Haus umgebend« Garten schien sorglich ge halten. In leuchtenden Goldbuchsta ben stand „Frohsinn" auf der Stirn seite. Hesterfeld las das kleine Thür schild an der hohen, verschlossenen Gitterpforte: „Frau Theres« von Les kow". Er stutzte! Leskow der Name war ihm nicht unbekannt. Und jetzt stand die Trägerin auch greifbar deut lich in seiner Erinnerung, ein« von den „stillen" Frauen, von denen man kaum spricht, eine, die ohne besonder« Talent« und ohn« Ruhm durch die Welt ging, damals eine jugendlich« Wittwe, ziemlich wohlhhab«nd, auch ziemlich hübsch, in ihr«r Toilette ein fach-elegant ohn« jedwede Extrava ganz. «in« von denen, di« nicht „geist sprühend" waren, jedenfalls also eine von jenen, die er „nachsichtig-liebens würdig" behandelt hatte. Darum hatte man sie auch in dem gewohnten Kreise nicht vermißt, als sie mit einem Male sern blieb es waren ja gleich so viel neue und so viel „berühmte" Er scheinungen da. Da rauscht« ein Frauenkleid über den Weg. eine hochg«wachsene, schlan ke, dunkelgetleidete Dame, die aus dem Walde kam, öffnete die Psorte, und neben ihr ging eim große Dogge, die schnuppernd Hesterfeld umkreist« Die Dame, di« anstatt eines Hutes, den ihr doch d«r Wind entführt haben würde, einen blauen, dichten Schleier über den Kopf gewunden trug, rief den Hund an: „Fides, hierher sofort!" Hesterfeld zog den Hut, und die Dame neigt« grüßend d«n Kopf, dann sagte «r schnell, ehe sie eintrat: „Gnädige Frau hier müssen wir uns nach Jahren in dieser Einsam keit treffen —" und als er sah, daß/ sie ihn anscheinend nicht erkannte, nannte er seinen Namen: Geheimrath von Hesterfeld „wir sind uns vor gegnet, in Gesellschaften, auf Thees, diese Gesellschaften, die das „Ick/ besuche einen Studienfreund, Herrn Malt« Thornss«n, unten am Dorf liegt sein „Und Sie sind gern hier?" Frau." d F g« zu rückgeben. gnädige Frau, sind Sie glücklich hier?" Die Lust und die Ge wohnheit d«s g«istrtich«n Plauderers überkam ihn inmitten dieser hehren Einsamkeit. Ein Windstoß fuhr grollend durch die Fichtenkronen, am Strande rauschte das Meer. Aus dunklen Wolk«n, die sich am bisher blauen Himmel geballt hatten, pras selte ein mit Hagel gemischter Regen „Ich bitte Sie, Herr Geheimrath, bei diesem Unwetter den Schutz des Hauses „Frohsinn" anzunehmen. In dem gemüthlichen Wohnzimmer der Hausfrau, dessen hohe Fenster Ausblicke auf den Strand und das Meer boten, saßen sich die beiden ge genüber. Es flog ihm durch den Sinn, daß es ihm in Berlin damals nie eingefallen fein würde, Therese von Leskow seinen Besuch zu machen, sie galt ja nicht für geistreich und be- heimelnd machte, war die Fülle duf tender Frühlingsbliithen, die überall herumstanden, nicht in Gläsern zum mich damit es war ja auch seinet wegen, daß ich Herzog." Frau?" „Und beide sind hier?" Er sah sie und damit auch im Leid den Gleich muth der Seele erhält, der ist glück- Mund zu hören; Wasser da unbewußt vermißt hatte, die Seele sie sah ihn aus den spre chenden, reinen Augen dieser stillen Frau an. hätten diesen glücklich-machen den Gleichmuth d«r Seele in derGroß nicht finden können." Therese entgegnet« nicht unmittelbar darauf, dann aber sagte sie l«is«: „Ich hab« ihn eben damals wohl nicht ge sucht und wenn ich ihn sucht«, so ge schah es am falschen Platze; unter oen Menschen, in dieser fluthenden bunten Geselligkeit hätte ich ihn doch nich finden können." Frau." „Gewiß und es ist, gut so nicht allen bietet di» Einsamkeit, bietet die Natur jenes Glück wie uns." „Thun sie das die Einsamkeit und die Natur?" „Gewiß man muß nur beide „Das ist, v«rz«ih«n Sie, gnädig« Frau für einen gerekften Menschen gewiß verständlich; nur mir kommt wi«der der Zweifel zwei junge, le bensvolle Menschen in der Blüthe des Lebens, die vergraben sich wohl nicht gern in Einsamkeit." von Leskow faltete die beiveglichen, sprechenden Züge: „Man soll durstenden Pflanzen Messer, und Menschen, di« im Schatten stehen, Kakao und Biskuits. „Das Wetter res« sagte erklärend: „Henning ist Waldes ein kleines Gut gepachtet, das haben ein Ponygespann für diesen Weg", setzt« sie hinzu: „Henning ist von Beruf Landwirth." „Ah" sagte Hesterstld überrascht Sie sah den Geheimrath f«st an: „Weil kein« ander« Wahl blieb für sagt. Mit feinem Verständniß fühlt« The nahm, als ich sah, daß es hier und dort fehlte, theure Lehrer zur Nach hilfe- Henning von Leskow. dessen Als es auf dem Gymnasium nicht mehr ging, ging's auf die Realschule, von der Realschule aus die Presse er wenigstens das Ein „Meine Elfriede ist seit fünf Jah ses Schicksal traf. Gerade als ihre „Und nun?" wiederholte d«r Ge heimrath und blickte fast mit Ehr furcht auf die schlank« Frau mit gen. „Und ich konnte mich nicht um Karrieren vorhersagt wurden, und de ren Töchter von Ball zu Ball eil ten, getragen von Jugendlust und Fröhlichkeit. „Arme Th«r«se!" stand der Geselligkeit ist, und fühlt«, daß «ig«nes Glück bauen mußt«. s«rn d«r Meng«, ein Glück d«s Gleichmuths, der Gelassenheit, der Seelenruhe und ld b ch s Ich ß Gastfreunden sein, das Wetter ist e ch t e Glück betrogen hatte. Rüge. Chef: „Gar keine Be stellungen heute... wie ist das?" Reisender (freudestrahlend): „Ich chen verlobt!" Chef: ..Ja, Herr Sie sich für die Zukunft!" Gemüthlich. Gast (im Dorfwirthshaus): „Aber, Frau Wir lhin, das ist ja nicht zum Aushalten fällt mir eine in's GlaS!" Wirthin: „Na. fchau'n S'. mit der Zeit wer- Gerichtsverfahren d«r Köln bis an das End« des 16. Jahrhunderts des ihr vorgeworfenen Vergehens schuldig. Die Strafe, die sie zu ge wärtigen hatte, war nach den in ähn zum mindesten die, an den Kex (d. h. den Pranger) gestellt und mit Ruthen gepeitscht zu werden. In manchen Hallen wurden di« Verbrecher sogar nnt der ><>l<>Mitiu gestraft und aus der Stadt „ausgestaupft". Diesem Schicksal entging die Gefangene durch ein ganz eigenartiges Verfahren. Wenige Tag« nach ihrer Einlieferung , erschien nämlich ein junger Mensch, "wahrscheinlich der Bräutigam des Mädchens, vor dem Rathe der Stadt, um die Verhaftet« unter d«m aus drücklichen Versprechen, die Ehe mit ihr eingehen zu wollen, loszubiiten. Wie die Stadtväter diesem Gesuche entsprachen, läßt sich aus dem Urtheil ersehen, das nach dem noch vorhan tet: „Uff Mittwoch, den 28. Novem bis anno 98 ist die .. Gertrudt von ausf vorpitt Petern von Newkirchen, welcher irer ihn ehren begert, von einem Erbaren Rath begnadet und dero behafftung durch di« Hern Thurnmeister erlediget, diser gestalt, daß sie angelobt, sich mitt gemeltem Newkirch«n ehelig bevehl«n zu laßen und hinfurter allerdings unverweiß lich zu verhalten, mitt dero außdruck wofern solches nitt geschehe oder sunst einige clagt irenhalben vorkommen würde, daß alsdan diß jetzige ihr rectum unvergeßen sein und pleiben und das erste mit! dem letzten sonder gnadt gestrafft werden solle. Dar nach sie sich gentzlich zu verhalten." Schulzuch» in frühere« J«hre„. Die Fürsorge und das Interesse, das man heutzutage den Kindern, namentlich den Schulkindern, entge genbringt, erscheint vielen Menschen der früheren Generationen geradezu als übertrieben. Wir vermeiden es thunlichst, das Kind der heutigen Zeit deres wie ein Zuchtmeister, ja fast wie Ein historisches Werk, dvs uns er ? 911,527 ihenhiebe, 20,909 Psötcheh mit Klops« mit dem Lineal, 136,715 Hand schmisse, 10,230 Notabenes (d. h. Stöße) mit Bibel, Katechismus, Ge gesammt 2,392,286 Prügel. Ferner mußten 777 Knaben auf Erbsen, 613 auf einem dreieckigen Holz knieen, ZO.OOl den Esel tragen und 1,707 die mals in den Schulen her. Heute ist es allgemein Prinzip, körperliche Züch tigung so »venig als nur möglich an- Der Bakel oder Baiulus, zu deutsch der Stock, wurde eben in der Klasse mehr gehandhabt, als die Wissenschaft. Trotzdem waren die Schüler in gewis las «Isen vor Aahren. Vor vier Jahrhunderten beschränkte sich in Europa das Essen praktisch auf zwei tägliche Mahlzeiten, vielfach dehnte sich aber di« zweite, die Abend ordnungen dagegen einzuschreiten. So war es z. B. in Bern von d«r Be hörd« verboten, länger als fünf Stun- Mahlzeit aufzutragen. Splitter. Die heutige Ge sellschaft verzeiht eher schiefe Anfich. ten, als schiefe Absätze. Indirekt. Apotheker (der spät abends heraus geklingelt wird): «Eis wollen Sie? Das wird aber zu dieser Zeit nur für Krankenzwicke abgegeben." > Dienstmädchen: „Soll's auch sein; die gnädige Frau ist krank." „Na ein paar große Stücke für den Weinkühler." „Da hört aber doch alles auf! Ich Nacht bei ihr, und da will er sich ein paar Flaschen kalt stellen." - Du, Hiesel, durch'n Wald e w sd . A el? inuaß ja die Kuh fiihr'n. O mein! Die kunnt'st halt leicht Im Bad«. Ich bin über die TalentlosiKkeit bißchen Klavier beibringen? Klavier spiele ich selber nicht. Oder singen? Bedaure, ich bin überhaupt schon verlobt! Eine gute Gesellschaft. sagt, Gott hat die Welt erschaffen baut." , Ter Bierpantscher. Gast: „Mensch, Dein« Budike je» Budiker: „Wieso denn?" in Ihrem Gesicht?" „Ach, ich habe die Flitterwochen bis auf die Nagel probe ausgekostet!" tagS, Fritze?" „Icke? Ick jeh' mit