M KM vom UMIiU. Roman von H. v. Erlio. >"4. Fortsetzung.) .„Verzeihung, Baroneß, ich selber ansprach, mag Ihnen die ungewöhn liche Art erklären, in der es geschah." Er fühlte, wie ihre Augen voll räthselhaften Ausdrucks auf ihm ruhten, doch er blickte si« nicht noch einmal an, sondern schritt weiter sei nes Weges. Sein Fuß sank ein in den zähen Schmutz der aufgeweichten Landstraße, über der die grauen Wetterwolken hingen, aus denen der Regen hernie derfiel. Und plötzlich war's ihm, als sei in dem Triefen und Klatschen ein Stimmenklang, draus seinem Ohr vernehmbar sich die Worte formten die sich in seine Erinnerung gesenkt „Siehe, Du bist mein. In Dein Dunkel schreite ich hinein und halte Dir Deines Weges Leucht«." Wie zurückgerissen hatte sein Haupt sich gewandt. Im Rahmen der Thür stand noch immer Madeleine und ihre Augen schauten ihm nach. , 6. Kapitel. Gräfin Klementine von Hölfenstein war trotz ihrer fünfundsiinfzig Jahre noch immer eine interessante Erschei nung und jetzt, im fahlen Zwielicht des regenschweren Tages sah sie so gar so auffallend gut aus, daß die Augen des jungen Mädchens, das über eine Handarbeit gebeugt saß, immer wieder bewundernd zu ihr hin huschten. War sie doch nun einmal eine Aesthetilerin allerersten Ranges, die kleine große Achtzehnjährige, mit ihrem, ach gar so wenig ästhetischen Körpergewichte von hundertdreißig Pfund, mit ihrem vollen, runden Grübchengesicht und Augen, die schon viele blau und groß, doch die noch keiner, keiner räthselhaft gefunden Und hatte sich infolgedessen Ulla auch schon lange selber von der Liste ihre-) guten Geschmackes gestrichen, andere schrieb sie um so bereitwilliger hinein, so jetzt Tante Klementine, schrieb sie dicht neben Vetter Egon, der zu oberst stand in ihrer Schönheitsgale rie, Nicht als ob Mutter und Sohn sich im A«uß«ren besonders geähnelt hätten. Die Gräfin war tief brünett mit nervös beweglichen Zügen, derGrns dagegen war blond, sein geradliniges Gesicht von absoluter Ruhe des Aus drucks; er war der Typ des blasirten eleganten Gardeossiziers a. D. Aber die aristokratisch vornehme Art der beiden stimmte so vollkommen zuein ander, wie jetzt ihr Mißvergnügen an der Langeweile dieses Herbsttages zu sammenklang „Scheußliche Oede —" „Fürchterlich, dies« Einsamkeit. Wie soll man so dtn Winter ertragen, ohne Abwechslung, ohne Gäste —" »„Ich denke. Madeleine bleibt bei uns den Winter über." Graf Egon hatte sich aus seiner faulen Stellung etwas aufgerichtet und klemmte daS Monokel ein. Die Gräfin kräuselte die schmalen Lippen. „Wer kann bei ihr voraussagen, was sie thun oder nicht thun wird. Sie ist souverän in ihren Entschlüs sen, wie kaum sonst eine junge Da ine." , zd ck ckt cken!" die Höhe und machte eine Gebärde der Geringschätzung. „Es gilt in unseren Kreisen als eines Stammes die unbemittelten un terstützt. Uebrigens" ein rasches Vorneigen vis Kopfes „suche Ma. Deleine Deine Anerkennung zu be weisen, indem Du sie zu Dtiner Gat- t!n machst, und ich will mich Deinen Sympathien von ganzem Herzen an schließen." Keine Antwort erfolgte. Nach die ülxrschlcnke und doch kraftvolle Gestalt; den feinen, schmalen Kopf mit jener Haarpracht, deren Farbe einmal der Vergleich mit einer wun derbar weichen, hellen Bronze aufqe drängt; weich das tief über der Stirn gescheitelte Haar, weich, müde fast nie dunkel und langbewimperten klugen Augen, und kein Zug von Wahrheil in dem blassen, vergeist«rten, markan ten Gesicht mit dem knabenhaft festen Kinn. Kein Zug weibischer Unent schlossenheit in diesem Antlitz, lein Zaudern und Träumen, alles zielbe wußt und groß. Und so ihre Art zu sprechen, zu handeln, von vielen mißverstanden, hochmüthig, selbstherr lich genannt, von einigen geliebt und dann grenzenlos geliebt. Ge liebt Mit einem Ruck richtete er sich höhe, auf und strich nervös ein paarmal über seinen tadellos gepflegten Schnurrbart. Dann sagte er leicht hin: „Wo steckt denn übrigens unser ho her Gast? Mir dünkt, ich sah Ma deleine seit gestern nicht." „Auf irgend einer Wandertour ver muthlich. Ich frage sie nicht danach denn mir ist ihre plebejische Art des Herumstreifens unerträglich." „Madeleine plebejisch!" Mit über legenem Lächeln blickte der Gras sei ne Mutter an. „Mir erscheint sie vielmehr als die Verkörperung aller rassig verfeinerten Aristokratie." Der Gräfin Mundwinkel zogen sich herab. „Ich sagte Dir bereits, lie ber Egon, unter welchem Gesichts punkt ich Deine Anschauungen gern zu den meinen machen werde. Bis dahin werde ich mir indes gestatten, meine bisherige Meinung über Ma deleine noch beizubehalten. Jeden falls habe ich schon Gelegenheit ge habt, zu beobachten, daß, wo es da rauf ankommt, sogar Ulla im Grun de ihres Wesens mehr Dame ist als sie." „Das Elesantenlüken?" Graf Egon lachte hell auf und schnitt eine amll sirte Grimasse. ctiSis ser ebenso respektlosen als zutreffen den Benennung für „Dame" Ulla noch weiter bediene." Noch in seine Rede hinein wurde stürmisch die Jimmerthür ausgerissen und blitzenden Auges, blutrothen Ge sichts stand Komtesse Ulla vor dem ei ne Armesündermiene aufsteckenden Kousin. „Aber bitte, lieber Vetter, geniere Dich nicht im mindesten. Elesanten lüken haben ja ein dickes Fell." „Aber feine Ohren, wie mir scheint Doch schon zu Polonius' Zeiten war's gefährlich, Ullachen, allzunahe hinter Tapeten zu —" Er kam nicht weiter, das Ullachen macht« allen Ernstes Miene, ihm die Augen auszukratzen, so fuhr sie auf ihn ein. „Glaubst Du etwa, ich hätte mir Deinetwegen auch noch die Mühe ge nommen, zu horchen! Ich kam nur so angehetzt, weil ich Euch so schnell wie möglich erzählen wollte, was ich eben in der Küche erfahren. Denkt Euch nur aber zuerst, Madeleine ist zurück." Ein gleichzeitiges „Ach" von Mutter und Sohn. „Ja. gesehen hab ich sie noch nicht aber die Jungfer sagte klei^ alle Welt spricht davon aus dem Ulmenhofe hat es ein schreck liches Unglück gegeben, und d«r An stifter davon, der älteste Sohn, ist heut über alle Berge vom Vater aus dem Hause gejagt." Eine Stimm« vom geöffneten Mit telcingang her, der in mit dicken auf Ulla blickten. Und diese, stolz des Interesses, als dessen Mittelpunkt sie sich fühlte, gab fort: ' „Und aus Eifersucht ist alle» ge schehen. Beide Brüder haben «>n« Zcs vor sich hinausschauend, sprach leisen Tones, als rede sie zu sich sel ber, iii daS Schweigen aller hinein: „Um ein« Angelika Gredighausen l — um solch ein knospendes Ranlen blümchen nein, daS glaube ich nicht. Um sie nein!" „Kennst Du diesen Menschen, die sen Vravand, Madeleine?" Egon sagte es ein wenig befremdet, Kühle Verschlossenheit breitete sich über ihre Zug«. „Ich sah ihn." „Nun und —?" Di« Gräfin, ganz Neugierde, bog sich Madeleine zu, die einen ihrer undeutsamsten Bli cke üb-r sie hinwegschweifen ließ, als schaue sie in eine weite, fremde Fer ne. bis ihre Wimpern abermals Schatten auf die w«ißen Wangen ihn. sonst nichts, Tante Dabei hatte sie sich von ihrem Sitze wieder erhoben. „Entschuldigt, w«nn ich mich zurückziehe. mich h«n." Mit allen Zeichen zärtlichster Be sorgniß blickte di« Gräfin sie an. dem gräßlichen Wetter, in das Du gerathen bis«. Ich bin jedesmal in Todesangst, wenn ich Dich so allein draußen herum weiß. Kennst Du denn gar kein« Furcht?" > „Nein, liebste Tante, jeden sucht und findet sein Schicksal an seinem Platze." Und dann schritt sie hinaus und be gab sich zu den Räumen, die ihr ei gen waren, sobald sie Aufenthalt auf Hölfenstein nahm. Ihre Zimmer wa> ren wohl di« schönsten des Schlosses, sie waren im dunklen, schweren Re naissancestil eingerichtet nach ihrem eigenen Geschmack und von ihrem eigenen Gelde. Ueberall befehlend, Überall herr schend mit ihrem goldnen „Sesam öffne dich" Überall. Ihre Stirn senkte sich in ihre Hand "Siehe Du bist mein. In D-,i Dunkel schreite ich hinein und halte Über Dir Deines Weges Leuchte." Daß sie nichts anderes in sich hör te. als jenen Spruch vom Dunkel, in ihrem lichten, schatzersllllten Sesam. Und gerade heute heute Sie an seines Daseins Scheidegrenze Und eine andere noch war es, de ren Gedanken dem Ausgewiesenen, Heimathlosen nachfolgten in irgend v«hrte er mit beiden Händen den Konsul zurück, als dieser sprechen wollte. „Aber soll ich danach fra gen? Seit Wochen sehe ich meinen Sohn sterben und seit Tagen seh« ich, wie sein fliehendes Leben mit einem letzten Wunsche ringt, an eine Sehn sucht sich klammert, und wie sein stummer Blick mir entgegen^schrcit^Va- des Konsuls Stirn sich gesenkt. Des alten Mannes Stim me. die dumpf klang wie eine zer sprungene Glocke, ging ihm ans Herz. Langsam und leis sagte er: „Sterbend nennen Sie Ihren Sohn. Oft ist solch ein erster An schein b«i ähnlichtn Fällen nur eine Täuschung gewtsen." „Oft bei ähnlichen Fällen ein mattes Lächeln zuckte um d-S Rittmeisters Lippen und erlosch. „Sie dürfen v«rsich-rt sein, daß in diesem Falle keine Täuschung vor liegt. Und Sie dürfen versichert sein daß ich Ihrer Tochter junges blühendes Leben nicht dasür verlan ge. daß sie es in der Krankengruft eines elenden Krüppels vertrauert." „Herr Rittmeister!" D«r Kon sul war aufgezuckt. Die letzten furchtbaren Worte hatten ihn wie ein beschämender Schlag getroffen. Der Rittmeister schüttelte langsam „Nicht doch, Herr Konsul Sie sind in Ihrem Rechte. Aber auch ich bin in mewem Vaterrecht, daß ich so vor Ihnen stehe, und kraft dies«! Rechtes siehe ich Sie noch einmal an: erbarmen Sie sich! Und kraft die ses Rechtes frage ich Si«: haben Sie den Muth, meine Bitte eines Sterbenden letzte Bitte, mir abzu- Thür hatt« sich geöffnet, von beiden Männern unbemerkt. Ange lika war in das Zimmer getreten und wollte, völlig außer sich, auf oen Rittmeister zustürzen. 112 Ss d hielt sie zurück. „Laß mein Kind. Geh jetzt wie der." Seine Stimme klang bewegt, wie kaum je zuvor. Und zu dem Rittmeister gewandt: „Ich werd« Sie nach Ulmenhof begleiten. " Zurückgekehrt zurück von der Besprechung mit den Aerzten, zurück vom Lag«r d«ss«n. dem er die To hier zugesagt. Tiefernst hatte der Konsul (Fortsetzung folgt.) Wohl möglich. A.: „Sind Sie abergläubisch?" B.: „Ja, sehr!" zehn Kartosselklöße, sonst bleibt der dreizehnte im Hals« Für die Küche. -—' Ein sparsames und schmack haftes Fischgericht zum Abendbrot be reitet man nach folgendem Rezept: Man weiche 1 Tasse altes Weizenbrot in Wasser ein und presse es fest aus. drücke 1 Tasse gelochte, kalte Kartof feln durch ein feines Sieb oder stam pfe sie fein; man rühre Brot und Kar toffeln mit 1 Eßlöffel Butter, Theelöffel Salz, einer Prise Paprika und 1 Ei zu einer glatten Masse unt» gebe 1 Tasse Lachs oder gelochten oder gebratenen Fisch, den man von den Gräten befreit hat. zur Masse und reibt den Fisch mit derselben sein. Eine klein« Büchse eingemachter Lachs ist genügend, um diese Fischbälle, die man in etwas gutem Abfüllfett hell braun brät, zu bereiten. Gulaschsuppe. Man mahlt I'/-- Pfund Beefsteak mit einer Fleisch inllhle recht fein, schält zwei mittel große Zwiebeln und vier Kartoffeln und kocht alles zusammen auf langsa mem Feuer zw«i Stunden. Dann fügt man noch vier weitere, in Würfel geschnittene Kartoffeln hinzu und ei nen abgerundeten Eßlöffel Butter. Wenn di« Kartoffeln gar sind, thut man zwei Tassen Tomaten zu dem Gericht, sowie Salz und Pfeffer nach Geschmack. Man gebe die Tomaten nicht eher hinzu, als bis di« Kartos seln weich sind, da sie in d«m Gericht sonst schlvtr weich kochen. Mehl - Sterz. Man giebt i» eine Kasserolle 1-k Pfund schwarze» Mehl und V 2 Theelöffel Salz, laßt e» unter Umrühren heiß wertxn, macht in di« Mitte eine Grube und gießt nach und nach ungefähr 1 Pint sieden-- des Wasser hinzu, rührt gut durch und läßt es einige Minuten lang auslo chen. Es mag nöthig sein, noch etwas mehr Wasser zuzugießen, doch muß es ein ziemlich trockener Mehlteig wer den. Dann wird dieser mit dem Koch löffel in kleine Stücke zertheilt, ober in einzelne Theile abgestochen, mit» über diese werden 4 Unzen heißes Fett gegossen, zugedeckt, einig« Minut«n iösten lassen und heiß servirt. Gebackenes Hasche«. Man hackt beliebige gekochte oder gebratene Fleischrest«, mischt -inen gewässerten, gehäuteten, entgräteten, feingehackten Heringsrücken, eine gehackte Zwiebel» einen tiefen Teller voll geriebener, Tags zuvor gekochter Kartoffeln, Salz. Pfeffer, geriebene Semmel, ein Ei und ein paar Löffel saure Sahn« mit dem Fleisch, daß di« Masse breiig erscheint (man lann auch etwas Mehl oder zerlassene Butter hinzugeben), füllt sie in eine mit Butter bestrichen« Form und läßt das Gericht in maß»- ger Ofenhitze eine Stunde backen. Selleriefuppe mit Re,z. Eine große schöne Sellerieknolle wird geschält, in Stücke geschnitten, in zer lassener Butter ein Weilchen durchge dünstet und in 2 bis Pint leichter Knochenbrühe (aus Bratenknochen oder zerstampftem Geflügelgerippe) I—2 Stunden über gelindem Feuer ganz weich g«kocht. Inzwischen hat man eine Obertass« guten Reis gespült, g«- briiht, abgegossen und in etwas Was ser mit Butter iveich, aber noch körnig gedünstet. Die Suppe wird durch «m Sieb gestrichen, wenn sie zu dick ist., mit etwas Brühe oder Wasser ver» dünnt, mit dem Reis gemischt und gut nach Salz abgeschmeckt. Man kann die Supp« nun so auftragen, oder auch mit I—2 verquirlten Eidottern ab- u m - Pudding. Man reibt altbackene, von der Rinde befreit« Semmeln oder Milchbrote, so daß e? ungefähr ein Drittel Pfund ergieb,, befeuchtet sie in einer Schüssel mit fei nem Rum und verrührt diese Masse mit 1/. Pfund Zucker, etwas abgeri«- bener Citronenschale, 6 —7 Eidottern, zuletzt mit dem festgeschlag-nen Schaum der Eiweiß und giebt alles in die mit Butter ausgestrichene, mit ge riebener Semmel bestreut« Pudding form. .Dann läßt man den Pudding «ine gute Stunde im Wasserbade ko chen, stürzt ihn auf eine erwärmte Schüssel, gitßt ein Weinglas besten Rum darüber, zündet diesen mit ei nem Papierfidibus (nicht mit Streich holz) an und servirt den Pudding brennend. Lendenbraten mit Kar toffeln. Eine gehäutete und ge klopfte Rindslende wird gespickt, ii, eine Pfanne in reichlich aufsteigend« Butter gelegt und sofort mit letzterer begossen. Nun läßt man den Braten in verschlossener Bratröhre eine Stun de unter fleißigem Begießen gar wer den. Eine Viertelstunde vor denr Garsein bestreut man ihn mit feinem Salz und richtet ihn dann in halber Rundung auf «iner Schüssel an. Die leere Mitte füllt man mit gebratenen Kartöffelchen. Di- Tunke bereitet man mit etwa? Mehl, Wasser unt» einer Messerspitze Fleischertrakt. Gedünstete Mohrrüben. Geputzte, unzerschniitene Mohrrüben werden mit kochendem Wasser Über gossen und eben damit aufgekocht» dann läßt man sie abtropfen und schneidet sie In diinne Scheiben. Nmr legt man die Mohrrüben in einen passenden Kochtopf, übergießt sie mit heißer Fleischbrühe, fügt Pfeffer» Salz und nach Geschmack Zucker hin zu und läßt das Gemüse auf schwa chem Feuer weichdünsten. Dann über stäubt ma» eS mit etwas Mehl, gibt den Saft einer Citrone dazu, schwenkt das Gemüse über dem Feuergut durch und richtet eS an.