Marjorie. Lathmere ruderte mechanisch draus los. Sein Weib saß vor ihm, die «ine Hand auf der Schulter ihres Hindes. Sie hatte es aufgegeben, durch erzwungene Heiterkeit diesen «September-Nachmittag erträglicher zu machen. Seit einigen Minuten hatte »einer gesprochen. „Und hat es gar keinen Zweck, ihn «och einmal zu bitten? Ich meine, wenn ich hingehen würde —" Lathmere richtete sich Plötzlich strass ich nicht immer wieder und Mieder g»schrieben? Habe ich ihm nicht vorgestellt, daß er uns ruinirt daß wir unmöglich bezahlen kön nen, wenn er uns nicht Zeit läßt? Aber Herbert Jardyne will unS nicht «rh'ören!" ..Au.) mich nicht. Jim? Er liebte mich einst." .Ja. das sagte er!" „Es ist auch so das ist über haupt an allem schuld." „Er war eifersüchtig ja. Eiser süchtig, weil ich nahm, was er haben wollte. Ich gewann Dich, Edith, und seine Pläne waren zerstört. Es war «iner von den seltenen Fällen, wo er «ein Glück hatte. Wenn Jardyne sonst etwas wünschte, bekam er eS in der Regel. DaS Mißlingen eine» Planes macht ihn rasend. Jetzt wird «r selbst Dich noch opfern, wo er schon die Genugthuung hat, zu wissen, daß ich meinen letzten Pfennig verloren habe." „Und können wir nicht das Geld irgendwo leihen, Jim? Ich meine" ihre Stimme zitterte „ich meine, gegen Abzahlung. Eine andere Wahl bleibt unS doch nicht." „Außer —" Er brach plötzlich ab. Sein Weib that, als hätte sie nicht gehört, obwohl «r deutlich genug gewesen war, was «r meinte. Ein Blick auf das endlose Meer vor ihnen, eine leichte Bewe gung mit der Hand: mehr war nicht nöthig, um zu zeigen, woran er dachte. „Wollen wir nicht lieber jetzt wen den, Jim?" fragte sie ruhig. „Wir find ein tüchtiges Stück vom Lande «ntfernt, und ich glaube, die Wolken ziehen-sich zusammen." „Wenn Du willst. Wir werden schnell wieder am Land sein. Sieh doch, wie leicht wir vorankommen." „Bedenke, daß Du mit der Strö mung fährst. Komm, laß uns um kehren. Es wäre nicht angenehm, wenn uns der Regen hier draußen überraschen würde. Unsere arme klei ne Marjorie könnte sich in nassen Aleidern bös erkälten." Gehorsam drehte Lathmere bei, mit «inem Blick auf das schlafende Kind. Plötzlich veränderte sich sein Gesicht. „Hm! Es geht doch schwerer, als ich gedacht habe." „Du hast auch sehr wenig Uebung, Liebling, trotzdem wir an der See wohnen." „Und ich wußte gar nicht, daß wir uns so weit vom Ufer entfernt hat ten. Wahrhaftig! Bis zum Pier ist Die See wurde immer bewegter. Er fing an zu schwitzen und wurde un ruhig. „Ich glaube, ich muß meinen Rock -ausziehen." Mrs. Lathmere antwortete eine Zeit 'ang nicht. «Rudere tüchtig, Liebling," sagte sie endlich. „Scheint der Steg nicht näher zu „O ja, etwas." Sie sah ihn nicht «in beim Sprechen. Eine Welle schlug ins Boot. Sie deckte das Kind mit LathmereS Rock zu und nahm ihren «igenen. hellfarbenen Mantel ab. „Willst Du winken?" Ihres Mannes Stimme zitterte, rrnd sein Atheiti ging schnell. „Ja; es kann nicht schaden. Wie ungebärdig die See ist!" Eine Sekunde lang trafen sich ihre Blicke. Er wußte, daß ihre Ruhe er künstelt war. Dann bückte sie sich, hob seinen Spazierstock auf und knüpfte den Mantel daran fest. Als sie ihn in die Höhe hob, flatterte er im Winde. merkt?" nächsten Augenblick legte eine uner wartete Welle das Boot auf die Sei te, das sich schnell mit Wasser füllte. Hut das Wc.sser ausschöpfte. das Kind noch fest in den Armen. Ein paar Meter weiter sah sie, wie ihr Mann sich an das gekenterte Boot Sie konnte nicht schwimmen, und er war auch kein großer Meister auf dem Wasser. Er hatte Mühe, ihr zu Hilfe zu kommen. Irgendwie gelang es ihr, den Kopf des Kindes über Wasser zu halten. Halb blind und halb betäubt, hin und her getrieben, kämpfte er um sein und ihr Leben. Er war bereits er schöpft, und alle Erfahrung in sol chen Fällen fehlte ihm. Allein wäre er längst verloren gewesen. Aber jetzt fand er übermenschliche Kräfte und Ausdauer: er kämpfte für Weib und Kind. Nicht ein einziges Mal kehrte seine frühere Verzweiflung wieder. Es wäre so einfach gewesen, den un gleichen Kampf aufzugeben, der See ihre Opfer zu überlassen und aller Sorg« und Noth auf einmal zu ent gehen. Aber er konnte es nicht thun. Unentwegt hielt er sein Weib fest am Arm. Wenn die Wellen über sein Gesicht schlugen und seine Lunge fast barst, hielt er sie doch mit zäher Kraft fest. Aber plötzlich fühlte er, wie ihr Körper schlapp wurde, und er sah, daß ihre Augen geschlossen waren. Mit einem erschreckten Auf schrei griff er nach dem Kind, aber eS war schon zu spät. Allmählich schwanden ihm die Sin ne. Sein Weib konnte er nicht los lassen beide konnte er nicht ret ten. „Gott helfe mir!" seufzte er, dann schrie er laut: „Edith! Edith!" Es schien, als ob irgendwoher die Antwort tam, die sie selbst nicht ge ben konnte. Mit wahnsinniger Krast anstrengung richtete er sich im Wasser auf und blickte um sich; aber er konnte im Dunkel nichts sehen. Die zwei waren jetzt allein. Er konnte das im Augenblick kaum begreifen. Er war empfindungslos für alles. Das Gefährlichste ihrer Lage erschreckte ihn nicht mehr. Er schwamm wie im Traume weiter. Die Wellen schlugen über seinem Kopfe zusammen; er hustete und japste; daS Salzwasser drang ihm in die Lun gen. „Noch hundert Meter," dachte er stumpf. „Nur noch hundert Meter." Er war wohl im Leben nicht weiter wie fünfzig geschwommen. Zehn Minuten später entdeckte ihn die Rettungskolonne, die ihre Noth signale längst gesehen hatte. Er schenkte ihren Zurufen keine Beach tung; als sie herankamen und die Hände nach ihm ausstreckten, mur melte e: etwas Unverständliches und ließ sich theilnahmsloS an Bord zie hen. Seine Frau mußren sie mit Ge walt aus seinem Arm zerren. „Noch Jemand?" murmelte der Bootsfiihrer. Nichts war weit und breit zu se hen? und mit jeder Minute wuchs der Sturm. Im nächsten Augenblick ru derten sie auf die Küste zu. Endlich waren sie an Land. MrS. Lathmere lag regungslos da, und ihr Mann machte von Zeit zu Zeit ha stige Bewegungen. „Nur noch eine kurze Strecke," flü sterte er. „Ja, gehen Sie zu ihr," sagte der Arzt freundlich. Er faßte Lathmere am Arm. „Und seien Sie tapfer um ihretwillen." Das bleiche Gesicht zu Boden ge richtet, ging er in das Schlafzimmer. Er konnte seiner Frau nicht ins Ge sicht sehen. Sie hatte unaufhörlich geweint,' aber jetzt, als sie ihn sah, trocknete sie die Thränen und starrte ihn an. „Marjorie!" stieß sie mit hohler Stimme hervor. „Marjorie!" Lathineres Schultern zuckten. Ein „Ach, Edith Edith, mein Lieb!" „Marjorie!" wiederholte sie. „Ist es ist es wahr?" Er hielt ihr seine Hand hin. „Ich that, was ich tonnte," stam melte er. „Es war Schicksal. Wir wir müssen versuchen, es zu tra gen, Edith. Ich ich „Wie kam es?" seil." Mein lleines Mädel meine Mar lich die Worte von seinen Lippen. „Du warst doch da, Lieb. Ich „Warum Besser als —" antworten: er schüttelte nur schwach den Kops. „Dachtest Du, ich könnte weiterleben, wenn ich wußte, mein Kind ist umgekommen? ES war ge mein grausam mich zu retten! O, Jim, Jim! Ich weiß kaum, was ich sage!" Ihre Lippen fanden sich. Sie hielt ihn umschlungen, still vor sich hin weinend. Keiner hörte das Läuten der Thür glocke. Eine gutmüthige Nachbarin, die ihnen ihre Dienste angeboten hat te, kam und klopfte an die Thür. „Mr. Lathmere, es wünscht Sie Jemand zu sprechen." Er stand ärgerlich auf. „Ich kann jetzt Niemand sehen. Wer ist es denn?" „Er nannte seinen Namen nicht. Jedenfalls ein Freund." „Nein", erwiderte Lathmere kurz. „Wir haben keine Freunde außer Ihnen. Ist er draußen? Wenn Sie solange bei meiner Frau bleiben wol len —" Er ging auf den Korridor hinaus. Dann, als er den Wartenden erkann te, richtete er sich straff auf und blieb mit geballten Fäusten stehen. „Sie!" schrie er auf. „Sie!" Der Besucher machte eine be dauernde Bewegung und trat einen Schritt vor; aber Lathmere hielt ihn zurück. „Sie kommen nach Geld, nicht wahr? Sie wollen mich mahnen? Und gerade jetzt, gerade jetzt!" Er schluchzte. „Mann, wissen Sie denn nicht? Haben Sie nichts gehört? Gott im Himmel! Wenn Sie noch eine Spur menschlichen Empfindens haben, lassen Sie uns heute allein." Herbert Jardyne sah zu Boden. „Sie irren sich, Lathmere. Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, daß ich die Schuld gestrichen habe sie ver gessen habe. Verstehen Sie? Ich dachte, es könnte Sie etwas erleich tern, wenn Sie wüßten, daß Sie sich darum darum keine Sorge mehr machen brauchen. Ich war Ihr Feind; ich bin es nicht mehr. Ich ne Hand aus. „Bergeben Sie mir." Lathmere kämpft mit sich selbst. Er war wie betäubt. Er wandte sich ab, als Jardyne weiter sprach. Aber etwas in dessen Stimme machte ihn stutzig und ließ schon, als ich heute Nachmittag hin ausschwamm, daß etwas passirt. Ich wurde zu weit abgetrieben, ich fühlte, Herbert Jardyne schien es nicht zu „Dann sah ich, wie es kippte. Ich Er hielt einen Augenblick inne. Sein blasses Gesicht rathete sich plötz- „Heute Nachmittag," erwiderte Jardyne. Lathmere wankte hin und her. Er gesehen, haben Sie —" „Ja," sagte Jardyne ruhig. „Neh men Sie sich zusammen, Mann. Sie Jardyne schlicht. „Gott sei Dank, Aufschrei, stürzte sein Weib, die er „Was ist los, Jim? Was hat er Er fing sie auf, als sie wankte und fiel. Jardyne half ihm, sie ins Zim mer zurücktragen. „Bei mir," sagte er, und Lathmere verstand. „Deine Frau muß sie bald konnte schwimmen bis ans Ufer." Lathmere nickte schweigend. Er zitterte vom Kopf bis zu den Füßen. „Sie sie ist ihrer Mutter sehr ähnlich." fügte Jardyne leise hinzu. Noch einmal hielt er Lathmere zö gernd seine Hand hin; und diesmal schlug er, mit einem feuchten Schim mer in seinen Augen, ein und drückte sie herzhaft. Eiligen Schrittes gingen die Bei den die Treppe hinunter. Empire, vor Lebhaftigkeit? Auf ihrem Fuß faß ein kleiner Seidenschuh, den ihr Kavalier verstohlen betrachtete. Er war aber auch ganz allerliebst: grau mit schwarzen Punkten, hohen spitzen Hacken und weiß gefüttert. Ach ja, und weiß gefüttert! Er war eben achtzehn Jahre ge worden, sie sechszehn; sie saßen in dem Tanzn aus. Bei Herrn Apo theker Eilschou in Ribe war heute Abend jugendliche Gesellschaft; es Heils 1759. Und daß es sich wirk zählt wird, das kennen viele noch heute lebende Menschen bezeugen, denn das junge Mädchen, das dort in der Fensternische saß, hat es selbst erzählt viele, viele Jahre später hat sie es ihren Kindern erzählt und er verliebt war. Die Kinder von Moltke. dem Stiftsamtmann, waren auch da und die von Rektor Hansen. „Mamsell Jette!" sagte endlich ihr duldig: „Monsieur Ussing?" Die beiden waren Spielgefährten von Kindheit „Lotte!" Mamsell Lotte kam und knickste: „Mama?" „Mamsell Naseweis!" sagte diese. „Wo ist Deine Schwester Jette?" Und in demselben Athem: „Diese Ussings, ist einer von ihnen heute Abend hier? Wo ist Rasmus?" „Ich weiß es nicht," sagte Lotte und sah nach der jener Fensternische entgegengesetzten Seite, in der, wie sie wußte, Jette und Rasmus saßen. Diese hatten sich inzwischen in die Tiefe der Nische zurückgezogen! er sagte traurig: „Nun darf ich heute Abend nicht mehr mit meiner Dame lichem Vorwurf, „wir duzen doch?" „Meine Jette!" rief er und ver rührte sacht ihre Hand. Dann blick ten sie beide zu Boden, errötheten und schwiegen. Peer kam wieder vor über: „Lnkiv, Mutter ist hineinge gangen und spielt Rambus." „Ah!" riefen die beiden zugleich aus und erhoben sich, um zu tanzen. Aber bei dieser Gelegenheit verlor Jette ihren Schuh, mit dem sie fort während auf und nieder gewippt hat nehmen, aber anstatt ihn ihr zu ge ben, steckte er ihn in seine Brusttasche. Sie sah ihn mit großen Augen an: „Willst Du nicht so gut sein?" Als er ihn ihr aber dennoch nicht gab, sagte sie: „Wie dumm Du bist, Rasmus, dem schuhlosen Fuß auf die Erde. „Willst Du nun wohl die Güte ha ben?" den Ich Dir als Tänzer gestatte. Gehst Du darauf ein? Sonst be kommst Du ihn gar nicht." Und bittend fügte er hinzu: „Es ist ja „Ich rufe die Mutter!" sagte Jette. Doch wie es nun so kam, sie spielten dieses Spiel den ganezn Abend. Und davon, und es war ein beständiges Lachen und Kichern rings um die Fensternische. Plötzlich kam Bruder Peer: „tiar ,!,> K v»u», Mutter hat aufgehört zu spielen!" Da zogen sie einen Schutz kordon um das Fenster. Dann er folgte ein allgemeines Abfchiedneh- Draußen lag Rauhreif, der Mond schien hell. Madame Fridsch über schritt mit ihrer ganzen Schaar die Straße, denn das Doktorhaus lag der Apotheke schräg gegenüber. Doch im Schatten eines Hauses stand Ras mus und gab Jette ein heimliches Zeichen, auf das sich all die Jungen verstanden: drei erhobene Finger, die in die Richtung der Badstuestraße und deS Baches winkten. Jette ant wortete mit dem gleichen Zeichen, Madame Fridsch blickte geradeaus. Am östlichen Ende der Badstue straße, unten am Bache, lag ein wei ßer Pavillon. Dieser gehörte vor hundert Jahren zu dem großen Gar ten des Sanitätsraths Fridsch und bot dessen zahlreichen Kindern den Vortheil, daß er weit entfernt lag von den wachsamen Augen der El . tern. Ein Bretterzaun trennte den Garten von der Badstuestraße. auf deren anderer Seite der Hospitalgar ten lag. Der Direktor des Hospi tals. Ussing, hatte sechszehn Kinder; Fridschs hatten zwei Söhne und „die sieben schönen Töchter", wie sie in Ribe genannt wurden. So ist es be greiflich, daß der Bretterzaun häufig kleiner Reparaturen bedurfte. Am Tage nach der Gesellschaft bei Eilfchous näherte sich Jette Punkt drei Uhr Nachmittags durch den Gar ten ihrer Eltern vorsichtig dem Pa villon. Ihre Galoschen klatschten auf dem feuchten Weg, alle Augenblicke sah sie sich scheu um. Nun hob sie die Klinke der Pavillonthür und sank entsetzt in die Knie . . . Denn dort drinnen saß auf einem Gartenstuhl, mitten im Raum in dem gedämpften Licht der Milchglasfen ster nicht der, den sie erwartet hatte, sondern ihr Vater. „Jette, Jette," sagte er. Und seine Stimme war so mild, sein gutes Ge sicht so liebevoll, daß sie mit einem leisen Aufschrei in seine Arme sank. „Meine kleine Jette, ich weiß al les." Sie antwortete nicht, sondern lag nur schluchzend an seiner Brust. „Du bist ja »och viel zu jung," sagte er, „Ihr seid beide zu jung." „Ja," antwortete Jette und schluchzte. „Mutter und ich," fuhr er fort und streichelte sie, „haben beschlossen, daß Du ein Weilchen fortkommen sollst. Wir haben gedacht, Du könntest zu Schwester Fikke nach Fuglevig ge- „Ja, Vater." „Damit Du Zeit hast, Dich zu be denken, und Rasmus auch. Ihr ver steht Euch ja noch nicht auf Euch selbst, ihr dürft Euch noch nicht ver loben. Nicht wahr, mein kleines Mädchen?" „Nein, Vater," antwortete sie, aber erst nach einer Pause. „Nun ist er da! Oh, Vater, was sollen wir thun? Oh, Vater, Du darfst nicht mit ihm schelten, er ist so gut! Ach, Vater, was sollen wir thun?" rief sie in fliegender Hast. Der Vater antwortete ruhig: „Mein liebes Kind, sage ihm selbst alles, was gesagt werden muß, das ist daS best«! ihr sprecht Euch mit einander auS, und ich ziehe mich zu- terzaun innen herab, und inzwischen entfernte sich der Bater; es war ein drolliger wie der würdige dern mehr geliebt worden ist. Rasmus trat eilig ein. Jette stand steif mitten im Raum. voll, „Du weißt nicht, wie sehr ich Dich lie . . wie sehr ich ... ich .. . Dich lie . . ." Das Wort blieb ihm °vir uns miteinander aussprechet Weshalb darfst Du nichts reden, son- Hrn mußt mich reden lasse«." Er richtete sich auf: „So! Du Sie Sie lieben mich also nicht mehr Mamsell Fridsch." I „Ja, doch, wirklich, bester Ras mus," nun streckte sie bittend beide Arme aus, und eine Thräne glitt still über ihre Wange. „Aber Du darfst nicht sagen .Mamsell Fridsch". das ertrage ich nicht." Er faßte ihre beiden Hände und klagte: „Geliebte Henriette, bestes al ler Mädchen, wenn wir uns lieben, warum sollten wir uns dann nicht verloben? Peer hat mir außerdem auch schon Geld geliehen, damit ich Sie schüttelte entschieden den Kopf: „Wir wollen uns nicht verloben, wir wollen uns bedenken. Ich habe be schlossen, Fikke und Konrad in Fug levig zu besuchen und eine Weile bei ihnen zu bleiben, ehe wir uns verlo ben." Dann senkte sie den Kops und hielt beide Hände vor die Augen. Ein wenig später fuhr sie fort: „Ja, nun haben wir uns also aus gesprochen. Es ist am besten, Du sagst mir Adieu. Aber wir wollen ewig Freunde bleiben." „Ewig Freunde bleiben;" wieder holte er und legte nun auch die Hände vor die Augen. „Adieu." „Adieu." Dann standen sie noch ein Weil chen, bis sie sagte: „Rasmus, Du darfst mich gern zum Abschied küssen, das kann doch keine Sünde sein." Und er that eS. Da kam Peer den Gartenweg heruntergelaufen: „ko L-ii-äe, Mutter kommt!" RasmuS eilte über den Garten zaun zurück, und wehmüthig blickte Jette dem Verschwindenden nach. Dann ging sie ihrer Mutter stolz entgegen und knickste ein wenig hoch miithig mit leuchtenden Augen: Viele Jahre später war einst bei einer Familie in Kopenhagen Ge burtstagsbesuch. Eine zierliche, feine alte Dame kam herein, begleitet von zwei Töchtern, auch diese waren be reits ältere Damen. Die alte Mut ter wurde als Frau Wittwe Winding vorgestellt, und da sie zu den Freun den gehörte und von lebhaftem Tem perament war, wurde sie bald der Mittelpunkt des Scherzens und Plau derns in dem kleinen Kreise. Plötzlich öffnete sich die Thür vor einem alten schönen Herrn mit völlig weißem Kopf. Er wurde vorgestellt: Herr Ussing, ein willkommener Gast des Hauses, der lange fortgewesen war. Als er sich der alten Dame näherte, erblaßt sie jäh. Auch des Herrn Mienen verändern sich merk würdig! während er sich verneigt, sagt er leise, und seine Stimme scheint zu zittern: „Frau Winding? Die Wittwe von Pastor Winding, der vor zehn Jah ren gestorben ist? Dem guten Pastor Winding? Aber dann müssen Sie ja eine geborene Fridsch sein? Mein Gott!" Die Dame nickt. „Aber dann sie Sie ja . . ." fährt der Herr fort, „mein Gott, mein Gott, dann ist ja Ihr Vorname Henriette?" Und zitternd bejaht die alte Dame. Dieses Gespräch hörten jedoch nicht alle Anwesenden. Die Töchter ga ben ihm rasch eine allgemeine Wen dung, nur die beiden Alten blieben still. Als die Töchter nach ein« Weile aufbrechen wollten, vermißten sie ihre Mutter. Auch der Herr war nicht zu sehen. Man ging Ins Ne benzimmer, und hier fand man das alte Paar allein auf dem Sopha sitzend innig umschlungen! „Mutter," fragte die schalkhaftere der beiden Töchter dann unten auf der Straße, „wie alt bist Du eigent lich? Wir glaubten, Du wärest sech zig?" Und ein Weilchen später: „Aber Mutter, wie seid ihr denn nur in das be, Jahre des Heils 1864. Eine draußen!" Seine Antwort. Bater: „Du mußt aber doch selbst einsehen, Er kennt ihn. Der Herr Landesgerichtsdirektor, der eine Jagd gepachtet hat, mußte zum Pürschgang aus Höflichkeitsrück sichten auch den Herrn Domänenrath kommt? Halt, ich hab's. Ich schick' ihm die Einladung in einem Bureaukouvert, welches die Aufschrist „Dienstsache" trägt." Gesagt, ge- Sträfling: Fasttag? Da hebt's wohl ooch Fische? Philosophische Betrachtungen. Es ist doch eigenthümlich, wie die selbe Sache auf Mann und Frau mirkt: Wenn ein Mann sich für -in Genie hält, läßt er fein Haar lang meinen Hut gelassen?" sondern viel mehr stets: „Wo hast du eigentlich meinen Hut hingelegt?" In der Schule. Lehrer: „Jetzt soll ein Satz mit werden. Wer kann das? Du, Man delbaum?" Moses Mandelbaum (d