Ttr Luftschiffer. Erzählung von Fritz Rentier. „Nur Dich will ich haben! Nur Dich! Dich allein und sonst Niemand! Dich will ich!" Heute noch sehe ich fein dunkles Gesicht mit den blitzenden Augen, wie er diese Worte durch die zusammengebissenen Zähne hervor stieß. „Was kümmern mich die An deren! Mögen sie zum Teufel gehen aber Du sollst mein sein. Ob Du mich liebst oder hassest, ob Du weinst oder Dich wehrst mein sollst Du sein, mein allein!" Ich hatte Robert Dahlen von Kind heit an gekannt, und im Munde der Leute galten wir als ein zusammen gehörendes Paar, als Schätze; und Dahlen war auch so zuversichtlich und ausdauernd in seinen Bewerbungen, daß ich ihn wenigstens halbwegs, als meine Mutter starb und ich einsam und verlassen ohne Verwandte in die ser Welt dastand, versprach, eines Ta ges sein« Frau zu werden. Kaum war dieses Versprechen fast wider meinen Willen mir über die Lippen gekommen, so erschien auch schon Paul Burkhard in meinem Leben und er tvar meine erste Liebe. Ich hatte von Robert Dahlen unter der Gartenthür Abschied genommen, und er war hochbeglückten Muthes nach Hause gegangen, weil es ihm ge lungen war, mir das Jawort zu ent reißen. Bei uns zu Hause war es seit d«r Mutter Tod sehr einsam geworden. Der Hof hatte immer Noth gelitten, seitdem der Vater gestorben war. Alle meine Freunde sprachen mir zu, Dahlen zu Heirathen, und im Dorf galt das für abgemacht. Da draußen schnob der kalte Winterwind, und ich fror und sehnte mich nach der warmen Stube und und so kam es, daß ich mein Jawort gab. Kummervollen Herzens ging ich dem Haus« zu; hocherhobenen Haup tes schritt Dahlen dem Dorfe zu. Ich kam mir selbst verabscheuungswürdig vor, und im Augenblick haßte ich Ro bert Dahlen, da ich ihn nie und nim mer lieben würde. Ich trat in's Zim mer und warf die Thür heftig hinter mir in's Schloß, so daß di« alte Hanne, unsere Magd, die, an Rheu matismus leidend, am Ofen saß, er schrocken auffuhr und fragte, was es gebe. „Jetzt sind wir endlich im Reinen," antwortete ich unwillig und warf mei nen Schal beiseite; „bald werde ich Frau Dahlen sein. Bist Du dann zufrieden, Hanne?" „Jedenfalls wird's am besten sein am besten, ja," erwidert« die alte Frau. „Aber sind Sie nicht froh?" Ich gab keine Antwort. Was half's auch, mit ihr über solche Dinge zu reden? Was wußte sie davon, wenn das Herz eines jungen Mädchens nach wahrer Liebe hungert und sie dem un geliebten Mann in die Arme läuft? Hann« versuchte mich durch ein gu tes Abendessen und durch reichliche Trostworte zu beruhigen; aber das al- Jm Licht der Lampe erblickte ich Pau> Burkhard. blick des Schreckens nicht als ein Ein sen Mangel an Anstand vergaß ich sofort, als er das «rste Wort an mich richtete: „Ich bitte tausend Mal um Verzei hatte seit einigen Monaten so viel von Luftballonen gelesen und geredet, daß ich nicht umhin konnte, einen Blick nach dem zerschmetterten Fenster zu werfen und hinaus zu blicken. „Im Ballon? Kamen Sie in Ih rem Ballon hierher? Und wo ist er?" „Da draußen, in Sicherheit," ant wortete der Aeronaut. „Und der Ab stieg ist trotz dieses verflu— verflixten Nebels noch glatt abgelaufen. Mei nem Dafürhalten nach befand ich mich sieben- oder achthundert Meter hoch in der Luft, ich öffnete das Ventil ein ivenig, um unter die Wolken hernie- Hcrzusteigen und zu sehen, wo ich mich befinde. Da fiel ich auf Ihr Haus und verankerte mich in Ihrem Apfel baum. Haben Sie vielleicht Knechte hier, di« mir bei der Entleerung des Ballons behilflich sein könnten?" Wir riefen unsere Knechte und Ar beiter zusammen, und gegen Mitter nacht lag das schwerfällige Ding von einem Luftballon trotz der Dunkelheit vollständig leer auf dem Boden. An statt den Ballon so liegen zu lassen und den Korb nicht vom Apfelbaum vor Tagesanbruch herunterzuholen, wollt- der Luftschiffer auch noch diese Arbeit vollenden, stieg auf den Baum, und während er in der Gondel stand, brach plötzlich ein Ast und er stürzte zu Boden und verletzte sich so sehr, daß wir ihn bewußtlos vom Boden auf hoben. Wir trugen ihn nach dem Wohn zimmer, und als der Arzt kam, er klärte er, daß er vorderhand nicht transportirt werden dürfe. Konnten wir ihm da ein Obdach verweigern? So behielten wir ihn über die Nacht und thaten, was in unseren Kräften stand; ,ja, und wir behielten ihn noch wochenlang nachher. Und ich wünsche nur. daß ihn mir der Himmel noch mein ganzes Leben lasse. Das war der unerwartete Besuch von Paul Burkhard. Während ich ihn pflegte und er sich langsam er holte, wuchs das gegenseitige Gefühl der Zuneigung und wurde zur Liebe, so daß ich eines Tages Robert Dah len, der immer widerwärtiger wurde, und den ich immer seltener sehen mochte, schüchtern erklärte, am liebsten möchte er mir mein Jawort zurückge ben. Seine Wuth kannte keine Grenze mehr. Wahrscheinlich wußte er, an wen ich mein Herz verloren. Er wei gerte sich aber, mich frei zu geben, und stieß so wilde Drohungen gegen Paul, den er noch gar nicht gesehen halte, aus, daß es mich seinem Rivalen nur um so mehr in die Arme trieb. Paul hatte nämlich noch kein Wort der Liebe mir gegenüber verlauten lassen. Aber eines der beleidigenden Worte, die Robert Dahlen im Zorne ausgesto ßen, hatte mich so tief verletzt, daß ich es Paul Burkhard sofort mittheilte und ihn in tiefster Betrübniß fragt«, seinen Aufenthalt in unserem Hause so falsch verstehe und ihm so bösartige Motive unterlegen könn«. Als ich Robert Dahlen das nächste Mal begegnete, war es, als ich am Arm meines Gatten das Standesamt verließ. Robert wußte nicht, was sich ereigne! hatte, als er mich aber so vor aller Welt am Arm eines Anderen da herkommen sah, lag auf seinem Ant litz so rachsüchtige Bosheit, daß es mich um Pauls willen ganz kalt be schlich; und als wir wieder allein wa ren unter d«m Dach, das uns künftig hin beschützen sollte, kannte ich nur noch einen Gedanken, ein«n einzigen Wunsch es auf immer in aller Stille mit dem geliebten Mann zu verlassen, damit dem rachesinnenden Feind auch keine Spur von uns zu finden bleibe. Und jetzt erst erfuhr ich von Paul, daß er reich genug war, sein Leben zu gestalten, wie er wünschte, und daß e? die Luftschiffen! seit Jahren mehr zum Sport und Vergnügen als der Wissenschaft wegen betreibe. „Gewiß habe ich hier die schönsten Stunden meines Lebens zugebracht," sprach mein Gatte; „reine, heilige Stunden des Glücks in Deiner Eltern Haus! Wenn Du es aber wünschest, so will ich Dir auch die Welt zeigen, ob sich vielleicht irgendwo ein anderes Paradies für uns findet." Meinem Manne gegenüber hatte ich Robert Dahlens Namen nie genannt, und deshalb erschien es ihm vielleicht als Laune einer glücklichen, jungen Frau, als ich sagt«: ohne daß wir selbst wissen, wohin! und Leitstern. Wir verlassen das Dorf, und wir werden vergessen wer d«n!" „Ja, Paul, ja!" rief ich begeistert. „In Deinem Ballon, heute Nacht noch in Deinem Ballon!" In der Nacht lag der Ballon wohl gefüllt auf dem Felde neben dem Kes sel der Gaswerke von Nesselbronnen. und die Gondel war für unsere Fahrt „Haltet den Ballon ruhig, Män ner!" rief er. „Ich muß noch rasch nach Hause gehen, werde aber sofort ' aus der Gondel und verschwand in der Finsterniß der Nacht. I Es kam mir unheimlich vor. dieser nächtliche Aufenthalt in der Gondel ganz allein, wie der schwere Ballon mir zu Häupten hin- und herschau del werfen, so daß ich mich mit allen Kräften an den Seilen und dem kra- chenden Holzwerk halten mußte, wäh rend das Seidennctz um die Riesenku- ängstlich aus die Rückkehr meines Mannes wartete? Ich ermahnt« die Männer, die den Ballon hielten, vor teile und ihnen mit heiserer Stimm« befahl, loszulassen. Sie gehorchten dem Befehl, und die Erde verschwand Ballon in die Lüste emporstieg. „Hast Du die Teppiche nicht?" rief ich meinem Begleiter zu. Er wandt« sich um und schloß mich in die Arm«, und ich vernahm Robert Dahlens Stimme, die mir in's Ohr flüsterte: „Ich habe Dich! Ich habe es ge- Endlich hab' ich Dich!" Im Augenblick verstand ich. was geschehen dem Manne, dem ich ent fliehen wollte, war ich in die Arme gerannt ich packte das Schlepplau tigen Ruck, der dem Fluge des Bal lons Einhalt gebot, erkannte ich so fort, daß der Anker einen Anhalts punkt gefunden und daß ich also auf Hilfe rechnen durfte. Der schwerbe ladene Ballon trieb in geringer Höhe über den Erdboden hin und riß sein Schlepptau durch Hecken und Zäune und Bäume iveiter. gerade auf unse ren Hof zu. Es war mein sehnlichster Wunsch, dort aufgehalten zu werden, damit mir Paul zu Hilfe kommen möchte. Sobald der Anker irgendwo hängen blieb, warf mich der Stoß fast aus der Gondel, und jedesmal mußte ich mich an den Seilen festhalten, wo rauf sich der Ballon wieder von Neuem wie ein "iesiger Vogel in die Lust schwang. Es war in einem die ser Augenblicke, als wir, durch das Schlepptau angehalten, ganz in der Nähe des Erdbodens dahinschwebten, daß ich meinen Gatten auf der Wiese unter mir erblickte. Er rief mir zu, als sich die Gondel langsam senile: „Muth, mein Lieb! Halte Dich fest! Der Ballon ist jetzt verankert!" Stark nach der Seite geneigt, fiel der Ballon, und die Gond«l schlug heftig gegen die Erde, so daß sie fast zerschmettert wurde. Wie das Fahr zeug wieder emporstieg, hing er sich an den Rand der Gondel, um sie nie der zu zwingen, und rief um Hilfe. Ich wagte es nicht, meine Seile los zulassen. da der Ballon wie wüthend emporriß, aber ich rief Paul zu, daß es Robert Dahlen versucht hätte, mich zu entführen, und flehte ihn an. mich von diesem bösen Menschen zu retten. Aber ehe ich mich noch recht verständ lich machen konnte, hatte sich Dahlen, der sich bisher krampfhaft an den Tauen angeklammert hatte, plötzlich über Paul hergeworfen und ihn mit einem Hagel von Faustschlägen vom Gondelrand zurückgestoßen. Ein heftiger Windstoß erfaßte den Ballon, und die Gondel erhob sich, so daß Paul sie nicht mehr erreichen konnte; nur der Anker hielt uns noch am Erdboden fest. Unter meinen Au gen entschwand die Erde, und mein lastfäcke, Lebensmittel, Wasserfässer, Kochapparate, alles flog über Bord. Im ersten Augenblick hatte diese plötz liche Entlastung des Ballons nicht ganz wohl, daß wir ungehindert wei hin also di« Fahrt? Mein Gatte war nicht hier, um uns zu beschützen, ich Worte verhaßter Liebe in's Ohr flüsterte: „Elsa! Meine Elsa! Warum suchst gerettet!" b ch ch liebte. „Du bist nicht bei Sinnen, Elsa," antwortete er und drückte mich hefti geliebt." zur Erde nieder saufe und uns alle zerschmettere!" Ich war so wüthend über sein Ber kas Handgelenk und riß daran, so daß wir im ungleichen Ringen fast die Gondel zum Umkippen brachten. Was kümmerte mich das! Dahlen zog ein großes Messer aus der Tasche und öffnete es langsam. Ich lachte laut auf, denn ich glaubte, er wolle mich damit einschüchtern. Bald aber erkannte ich sein« Absicht. Er stieg auf den Korbrand empor und schnitt die Ventilleine ab. „Bist Du jetzt zufrieden?" fragte er. „Jetzt. Elsa, können wir an's Ende der Welt zusammen reisen." Ich war die ganze Zeit über am Gondelboden gelegen und hatte bloß meinen Begleiter voll Verzweiflung angestarrt; und als er diese triumphi renden Worte mir entgegenrief, neigte sich die Gond«l bedenklich nach der Seite, wo ich lag und wo das Schlepptau mit dem Anker immer noch hing und ich sah Männerhiinde am Rande des Korbes, bald wurden Arme, dann ein Kopf und dann die Schultern eines Mannes sichtbar, und im nächsten Augenblick stand Paul Burkhard, meine einzig« Liebe, mein Gatte in der Gondel und drückte mich in sein« Arme. Dann schien mir plötzlich, als falle der Ballon und als ob wir in sausender Hast zur Erde stürzten immer tiefer und tiefer und tiefer! Wie lange ich bewußtlos dalag, weiß ich nicht mehr; es war Heller Tag, als ich die Augen wieder auf schlug. Dabei war es bitterlich kalt es schneite, und obgleich ich in Pauls Armen ruhte und sein Rock mich bedeckte, fror mich empfindlich. In Hemdärmeln lag er neben mir auf den Knieen. Auf der anderen Seite des Korbes stand Robert Dahlen. Auch er war in Hemdärmeln; denn auch sein Rock hatte dazu dienen müs sen, mich vor der grimmigen Kälte zu schützen. Also froren diese Männer meinetwegen, und ich war undankbar Aber ich ließ ihnen keine Ruhe, bis sie sich ihre Röcke wieder angezogen hat ten. kauerten wir alle an Bord ein gutes Herz, meinetwegen diese Kälte zu erdulden. Noch mehr er staunte mich sein ruhiges Berhallen, als Paul den Arm um mich schlang, und als auch Paul gar nichts dagegen zu haben schien, daß Robert etwas „Herr Burkhard hat mir vorhin mitgetheilt, daß Sie, Elsa, schon seine Frau sind. Ist das richtig?" Ich bestätigte es und bat ihn um Verzeihung, wenn mein Herz anders gewählt habe, als er gehofft. „Wenn dem so ist," erwiderte er, Liebe zu Ihnen sicherlich Ihr Glück Rachsucht auf's Spiel gesetzt." „Aber alle Gefahr ist doch jetzt vor- wollen wir dem Hotelier zeigen, wel chen Appetit man sich in diesen Regio nen holen kann." abstiegen. Nun zeigte es sich von Neuem, daß Robert Dahlen auch die dem Aeronauten nothwendigen In strumente zur Bestimmung seiner Lage und der Richtung seines Fluges über Bord geworfen hatte. Lange vertrö stete mich Paul, meiner Bitte, hinab zusteigen, Gehör zu schenken; schließ lich aber kam es an den Tag, daß die Ventilleine abgeschnitten war, wir also nicht absteigen konnten, daß im Gegentheil der Ballon immer weiter fliegen. immer höher und höher steigen höchsten Luftschichten platzen müsse. „Und dann " schloß Paul mit grim mem Lachen, „dann werden wir bald auf der Erde zurück sein." Damit war ab«r auch j«de Freude, jedes Vergnügen an der Fahrt auf einmal ertödtet. Auch das Gespräch stockte. Langsam verstrichen die Stunden, und unsere Leiden und Qualen nahmen zu. Zuletzt entschloß sich Paul, ein verzweifeltes Mittel zu versuchen. Um was es sich eigentlich handelte, wollte er mir nicht sagen; er küßte mich nur zärtlich wie zum Ab schied und befahl mir, mich auf den Gond«lbogen niederzulegen und mir das Gesicht mit seinem Rock warm Er zog die Schuhe aus. und die Gondel krachte und schwankte hin und her, und plötzlich fühlte ich, daß er sie verlassen. Wohl hatte er mir gesagt, nicht unter seinem Rock hervorzusehen; aber wie konnte ich ihm hierin gehor chen? Ich schaute mich nach ihm um und sah, wie er, einer Katze gleich, an der gewölbten, harten Seite des Ballons emporkletterte und sich mit Händen und Füßen an dem den Bal lon bedeckenden Netz festhielt. Während er so emporkletterte, neigte sich der Ballon nach der Seite, wo er hing, so daß er sich nur mit aller Mühe und Anstrengung mit Fin gern und Zehen noch am Netze halten konnte. Dennoch kroch er weiter, und der Ballon legte sich immer mehr nach der Seit«, als wolle er den Waghalsi gen von sich abschütteln. Einmal ver lor er auch den Halt mit den Füßen, so daß die dünnen Scidensäd«n ihm tief in's Fleisch der Finger schnitten. Ich dachte schon, «r wäre verloren; es schien unmöglich, daß er sich noch län ger halten konnte, od«r daß das schwache Netz zerreißen müßte. Da, wo er es angefaßt hatte, hatte es sich gelockert und sich von der Ballonhülle entfernt, so daß er es mit den Füßen trotz aller Anstrengungen nicht mehr Aber während ich in ohnmächtiger Todesangst jeder seiner Bewegungen folgte, nahm der Ballon ganz all mählich seine senkrechte Lage wieder an, und als Paul dem Anschein nach vollauf erschöpft war, erwischten seine Füße das Netz wieder, und rasch schob er die Arm« durch die Maschen und biß mit seinen starken Zähnen in das Seil, so daß er jedenfalls für den Augenblick d«r allergrößten Gefahr entronnen war. 801 l Erleichlerung athin«te ich auf. und mein Auge suchte Robert Dahlen; aber er war nicht im Korb« nur seine Schuhe standen am Boden. Er hatte die Gefahr, in der Paul schwebte, erkannt und war auf der anderen Seite des Ballons emporgeklettert, um ihn wieder in's Gleichgewicht zu bringen. Aber der Ballon schien wie verhext und spielte den Männern einen neuen Streich; langsam neigte sich die große Kugel auf die Seite unter dem Ge wicht der Männer, die jetzt wie zwei Körbe an den äußersten Rändern hin gen. Für beide war jetzt di« Lage gleich gefährlich; aber immerhin ge stattete sie ihnen, sich etwas auszu ruhen, während Paul dem anderen Instruktionen zurief und ihn er mahnte, langsam nach d«r Gondel zu rückzukehren. Er selbst hatte im Sinne, nach der obersten Spitze em porzuklettern. um nach dem Ventil zu sehen. Mir fi«l nun die Aufgabe zu, das Gleichgewicht herzustellen, indem ich, den Schwankungen des Ballons folgend, bald nach rechts, bald nach dies nothwendig war und es mir Paul Dahlen zu: „Klettern Sie jetzt vorsich tig in die Gondel hinab." „Ich bin bereit," versetzte Robert. „So gehen Sie!" befahl Paul. „Langsam! Vorsichtig! Ruhig! Keine Eile! In di« Mitte der Gondel! Ihr beide! Und verhaltet Euch stille jetzt!" Wir befolgten sein« Befehl« auf's Wort, und als Robert neben mich ~Sehen Sie, Elsa, sehen Sie!" rief Dahlen mir zu; und aus einer „Gieb Acht! Gieb ja r«cht Acht!" so-F h M t^ lon nach der Seite, und Paul hing wieder an dem riesigen Gassack. D«r Ballon drehte und wendete sich, als wolle er sich Pauls Griffen entziehen; aber dieser ließ nich» los. Nur war di« Rückkehr in die Gondel nun um so mit Schaudern und Entsetzen daran. Jeden Augenblick schien mir, als ob beide Männer ihr Leben verlieren und ich die schreckliche Reise allein fortsetzen müsse. Aber schließlich durfte ich die Arme doch noch einmal um Pauls Hals schlingen und Got' dafür dan ken, daß er mir meinen Gatten wie der zurückgegeben. Ob ich Robert Dahlen so gedankt, wie ich es hätte sollen, weiß ich nicht mehr. Heute nur wünsche ich, mit meinen Dankes woxten nicht gekargt zu haben. Aber die Liebe zu Paul macht: mich damall blind für jedes andere Gefühl. Paul war ganz erschöpft und über dies mit dem Resultat seiner Ansiren» gungen nur halbwegs zufrieden. „Hast Du das Ventil nicht in Ord nung gebracht?" fragte ich ihn be „Jch hatte keine Zeit dazu. Dah len und ich müssen es noch einmal Probiren." „Aber wir fallen ja!" „Wirluch?" „Wir fallen rasch. Sieh, wie rasch wir uns der Wolkenschicht unter uns „Du hast recht! Wir fallen. Was kann das nur bedeuten?" Im nächsten Augenblick schon tauch ten wir in einen dichten, weißen Ne bel. der uns so durchnäßte, als ob wir aus dem Wasser kämen. Plötz lich füllte sich der Korb mit wirbeln den Schneeflocken, so daß wir einan der nicht mehr erblicken konnten und fast erstickten. Und ach, die Kälte! Sie schien uns den letzten Lebens athem zu benehmen. Bor Schrecken blieben wir stumm. Sprachlos hin gen wir aneinander und erwarteten das Ende. Es war klar, daß die Seide einen Riß bekommen hatte, vielleicht durch das Hinaufklettern der beiden Männer. Ein Riß, der sich mit jedem Augenblick erweitern konnte. In wilder Flucht ging es durch Wind und Schneewehen mit unheimlicher Geschwindigkeit dahin. Wo würden wir abstürzen? Die Erde konnte nicht fern sein, aber durch den wirbelnden Schnee konnten wir nick>ts unterschei den. Wir sanken liefer und tiefer, bis unsere Augen uns plötzlich Eines mit erschreckender Gewißheit meldeten: „Wir fallen in's Meer!" Unter uns brauste und wogte und tobte das Wasser, als erwarte es fein Opfer. Also ertrinken! Nirgends In schräger Richtung näherten wir uns dem Meer. Der Wellenschaum spritzte durch die Taue des Korbes, und der Sturm trieb uns weiter. Wir erblickten die Küste, hohe, weiße Felsen! Schrecklich! Da war's noch besser, in's Wasser zu fallen und zu ertrinken, als an ihnen zu zerschel len. Der Ballon flog über große Felsblöcke hin, Schaum und Schnee Plötzlich stößt Robert Dahlen keine der Ballon schießt kerzengerade in die spitze empor. Aber der Korb bleibt spielen? unförmlichen Leichnam. Man hatte den zerschmetterten Körper nach einem benachbarten Hof ein Segel bedeckte. Mein Gatte stand flüsterte: „Eifa, ich glaube, daß Robert Dah len uns gerettet hat. Hast Du jenen daran waren, gegen die Felswand ge schleudert zu werden?" „Doch, Paul," antwortete ich schluchzend; „und ich vermißte ihn so fort, als der Ballon wieder stieg." „Dann hast Du wohl auch die Abschied zurief?" „O ja! Rief er nicht: Ein Hoch zeitsgeschenk für Elsa? Ein HochzeitS geschenk!" „Und dann?" „Dann verließ er uns und rettete uns das Leben!" Chinesische Höflichkeit. Ein chinesischer Redakteur kam in die unangenehme Lage, einem Schrift steller etwas zurückzusenden, und schrieb dazu folgenden Begleitbrief: „Wir haben Dein Manuskript mit unendlichem Vergnügen gelesen. Bei der heiligen Asche unserer Borsahrenl wir haben nie ein so großartige! Werk zu Gesicht bekommen. Aber wenn wir es druckten, so würde Seine Majestät, unser erhabenster und mäch tigster Herrscher, Befehl geben, dieZ Werk als Muster zu nehmen und nichts Geringeres mehr zu drucken. Da dies im Laufe des nächsten Jahr tausends zu den Unmöglichkeiten ge hören dürfte, so müssen wir zu un serem größten Leidwesen das göttliche Opus zurücksenden und bitten tau sendmal um Verzeihung." Das gute Weib. Am Stammtische. Der Doktor, kaum zwei Wochen ver mählt. Indem er sich entschuldigen läßt, Er hätt' eine Neuralgie. Alles drückt sein Bedauern aus Der Förster nur meint g'rad': „Merkwürdig, was das Weibervoll Heute für Namen hat!" Doppelsinnig. Was, 100.(XX> Mark Schulden ha- Oh — spielend! Gut geeignet: A.: Wenn ich nur wüßt', was ich meinen Aelte sten lern' lass', der Bengel zeichnet sehr gut. aber er ist farbenblind. B: Farbenblind? FamoS! Da Erfaßte Gelegenheit. Witterung wird jetzt anhalten." „Da nehmen Sie sich ein Beispiel Beim Wort genommen. Gnädige: Ach, Herr Doktor, ich bin so nervös, schlafe schlecht, habe kei nen Appetit. Was thue ich am be sten dagegen? Arzt: Mehr ab- Zeit für mich sei, dorthin abzurei-