Die Sühne. Das kleine Cafö drunten am Ha fen war strahlend hell erleuchtet, und rauhe Männerstimmen übertönten fast die Weisen der kleinen Musikka pelle, die in der Nische unter ein paar Palmen spielte. Ein kleiner fetter Philippine, die Brust entblößt und glitzernd« Schweißtropfen auf seinem braunen Nacken, strich den Bogen mit einer Vehemenz, als ob sein Leben von den Bewegungen ab hing«. Von draußen, kam über das Wasser der schwach« Widerhall spani scher Lieder, w«nn irgendein Vergnii gungsboot mit dunkeläugigen Frauen «nd jungen Männern an Bord den Hasen von Manila kreuzte. Doch die vier Männer, die in der «Ecke des CaM beim Kartenspiel sa- Hen, waren taub und blind für alle diese Ding«. Der dick« Tabaks qualm, der sie einhüllte, schien st« für olles ander« unempfindlich zu ma chen, außer dem Aufklatschen d«r Karten beim Bertheilen und dem scharfen, forschenden Blick des Part ners. Der eine war ein großer, plum per Amerikaner mit glattrasirtem Ge sicht und einer dicken Cigarre in dem «inen Mundwinkel. Ihm gegenüber saß ein Philippine mit dunkeln, Haar und glänzenden schwarzen Augen. Die anderen beiden waren Engländer von der Sorte, wie sie der Osten an lockt und am Ende zu ruinirten Män- Nicht als ob Beverley irgendwie «in „ruinirter Mann" wäre. Bollbrü stig und breitschulterig, hatte er das Aussehen eines Mannes, der es mit jdim aufnimmt, der ihm in die Quere kommt. Aber der Jüngling ihm gegenüber hatte schlaffe Züge und wässerige blaue Augen vielleicht eine aufrichtig«, ehrliche Haut, aber krank durch und durch. Gerad« j«tzt siel das Licht auf sein zartes, bleich«s Gesicht und zeigte di« Spuren der Auszehrung. „Mein Trick", brummte B«v«rley, «ach den Karten greifend. Der Jüngling erwiderte etwas, und sein« Augen bekamen ein wildes Feuer. „Was ist das?" schrie Beverley zind sprang auf. Di« Musik brach mit «in«m wilden Akkord ab, und zwei oder drei Vor übergehende blieb«» stehen und sah«n nach der Grupp« hinüber. Irgend jemand hinter der Schutzwand lacht«, und der Schall durchschnitt unheim lich die Todten still«. Es lag etwas llnh«imliches, duitips Brütendes in der Luft. Heiser kam es von des Mannes Lippen: „Du hast betrogen! Laß mich Dei ne Karten sehen!" Die beiden Männer standen sich gegenüber, die zwei Augenpaare brannten ineinander. Es war, als ob si« nichts kannt«n, als den wü thenden Haß, der seit ewigen Z«it«n zwischen ihnen bestanden hatte. Dann kam ein stichelndes Wort von des Jünglings Lippen, das Bever leys Leidenschaft hell aufflammen ließ und einen Nebel vor seine Au gen legte. Er hob seine Hand, und dann gab es einen kurzen, scharfen Krach, der di« D«cke zu zersplittern schien. «in Mädchen auf. Eine unheimliche Stille folgte, in d«r die Leute st«if und erstarrt wie traumbefangen ste hen blieben. Dann, als sich der Rauch verzog, fiel des Jünglings Kopf auf den Tisch: sein Arm warf ein Glas Wein um, dessen Inhalt langsam auf die Erde floß und dort ein« blutroth« Lache bildete. Beverley war ernüchtert, nur in seiner Kehle saß ein dicker Knoten der ihn zu er „Mein Gott", schrie «r auf, „was Ab«r !>?r Amerikaner drängte ihn durch die Menge und redete mit ruhi ger Kaltblütigkeit auf ihn ein: „Was konntest Du anders thun? Wahrscheinlich bist Du solche Szenen noch nicht gewöhnt. Ich würde weiter kein Wort verlieren über solch einen Menschen, der die Welt mit seiner Anwesenheit belästigt." anderen Räumen herbei und umstand den Tisch. Der zurückgebliebene Spieler setzte unterdessen mit lebhaf ten Gestikulationen die Angelegen strich d«r dicke Musikant seinen Vio uichts interessirte. als das Wieder einsetzen der Musik. Von hinten zwiinate sich ein Schutzmann durch ist los?" schrie er. „Platz da!" , s , S' th" rner des versucht« mit be stürztem Gesicht, die Meng« zu be ruhigen. und überall rief man nach dem Mann, der den Schuß abgegeben hatt:. Aber unten durch die dunkeln Gas sen irrt« Beverley. verfolgt von der wüsten Szene. und k«in«n and«ren Gedanken im Kopf, als eine möglichst große Seestrecke zwischen sich und je- Ort zu legen, wo des JüngkingS KllSf so dumpf auf den Tisch gefallen Bei Cherritons. Ulster Square, war Ball. Seit einer ganzen Stund« schon fuhr Wagen auf Wagen vvr man das Knirschen der Räder auf l>em Kiesweg. Di« Bälle im Cherri- Hause versäumte niemand dig geworden. Sie stand mit leuchtenden Augen in einer Ecke des Empfangszimmers, etwa die Frauen im Frühjahr vor dem Fenster eines Modegeschästes an sammeln, Aber sie schien siir leinen einzigen einen Blick zu haben. „Es ist zwecklos", sagte einer, in dem er sich abwandte und zum Tanz saal schritt. „Ihre Tanzlarte ist voll." Sein Begleiter stierte nach dem breit schulterigen, glattrasirten Mann, der sich mühsam seinen Weg durch die Menge bahnte. „Niemand hat einen Blick bekom men, seitdem der Bursche hier ist," , brummte er. Beide drehten sich um, um den! Eindringling genau zu beobachten. In seinem Gang lag etwas Selbstbe wußtes, Herrisches, und die blendende Weiße seines Frackhemdes betonte noch die frischbraune Farbe seines Gesichtes. Sonst war nichts Bemer kenswerthes an ihm außer den leb haften grauen Augen und dem stark ausgeprägten Kinn. „Wer ist das?" fragte der erste. „Ach ich weiß es nicht. Irgend solch ein Kerl aus dem Osten. Hat da irgendwo in Siam oder so durch Gott weiß was einen Haufen Geld zusammengescharrt. Er ist eigent lich nicht werth, daß sie sich für ihn „Hm! Wie heißt er?" „Ich glaube Beverley. Erst drei oder vier Monate hier. In Cromer trafen sie sich, und seitdem —" Ihr Gespräch verstummte, als die ersten Töne eines Walzers aus dem Ballsaal herübertlangen, und ebenso plötzlich löste sich der dichte Knäuel von jungen Männern um Alixe. Schöner denn je erschien sie Beverley heute Abend, als sie ihm mit leuch tenden Augen entgegensah. Das Leben hatte ihn rauh angefaßt und nie hatte er das sanfte Streicheln einer Frauen hand kennen gelernt! so trieb ihn jetzt AlixeS Lächeln das Blut heißer durch „Ich dachte. Du würdest heut« gar nicht mehr kommen", flüsterte sie. Niemand hätte Alixe bisher nach sagen können, daß sie empfindsam ge wesen wär«! aber bei seiner Berüh rung fühlte sie, wie sie zitterte. „Nichts in der Welt hätte mich ab halten können, heute Abend zu kom men," sagte er leidenschaftlich. „Ich hatte Angst, Du könntest schon all« Tänze vergeben haben." Sie zeigte ihm ihr« Tanzkarte und lächelte. „Sieh h«r, vier habe ich res«rvirt. War das nicht aufmerksam von mir? Dieses ist einer davon." Er sagt« schnell: „Ich möcht« jetzt nicht tanzen. Kön nen wir uns nicht draußen ir gendwo hinsetzen? Seit einer Woche habe ich Dich nicht gesehen, und ich habe so vi«l mit Dir zu bespre chen." Sie führte ihn zu einer Nische, wo unter Palmen eine kleine Bank ver borgen war. Leise klang vom Ball saal die Musik herüber, und die Blätter der Palmen stichelten Küh lung in das erhitzte Gesicht des Mäd chens. Die Hände lässig im Schoß, saß sie mit niederg«schlagen«n Augen da. Während Beverley sie heimlich betrachtete, schien es ihm, als setz« seine Vergangenheit eine Schranke zwischen ihn und das süße, un schuldige Geschöpf an feiner Seite. Er wollte ihr sagen: „Kleines Mädchen, ich liebe Dich hängen. „Wessen Portrait ist das?" fragte er hastig. „Mir als wäre mir das Ge sicht bekannt. Er muh Dir Wohl sehr ähnlich sehen." „Ja, sehr", antwortete sie. „Wir waren die besten Kameraden als klei ne Kinder. Später ging er dann nach dem Osten." Seltsam hart klang Beverleys Stimme, als er fragte: „Und und in des Mädchens Gesicht. „Ich weiß es nicht, ' sag!« sie leise. MiUel"' schreckt« ln ihrem Tanz; ich wollte, ich könnt« ihn über gehen.. Dann sah si« Beverl«ys Gesicht. „O, was hast Du?" schri« si« auf. Aber er riß sich mit Gewalt zusam „Nichts", sagte er; „nur das Ste chen einer alten Wunde. Sieh doch^ ihn herbeiholen." Und, sich entschuldigend, sprang er auf und eilte dem jungen Manne nach. Das Mädchen blickte nach der entschwindenden Gestalt, und ihre Augen schimmerten während „Er liebt mich doch nicht", sagte sie zu sich. „Was für eine Thörin war ich, mir einzubilden, daß er mich liebe." Nach Erfüllung seiner Mission hatt« Beverley sich bei dem Gastge ber entschuldigt unV das Haus ver lassen. Er wanderte eine Zeitlang ziellos durch die Straßen, nur mit dem «inen Gedanken beschäftigt, daß jetzt alles aus sei. Ein «nts«tzlicher Schrecken fraß an seinem Inneren; noch nie hatte ihm sein Verbrechen so lebhaft vor Augen gestanden wie heute. Er hatte ihren Bruder getödtet Alixes Brud«r. Halb unbewußt winkt« er einen Wagen heran und gab dem Kut scher seine Adresse. Das eine stand fest, er mußte England so bald wie möglich verlassen, mußt« die Liebe aus seinem Herzen reißen und jede Erinnerung daran abtödten. Er fühlt«, daß es di« Hand d«r Vergel tung war, di« ihn j«tzt würgte. Bis her war er ihrem Griff entschlüpft; er war in ein anderes Land entwi ch««, wo ihm das Glück hold war und ihn vorankommen li«ß. Aber sie hatt« im Dunkeln auf ihm gelauert, und jetzt, wo er mit allen Fasern am Leben hing, hatte sie ihm mit eiser nem Griff gepackt. Der Wagen rollt« fchn«ll durch die nächtlichen Straßen, und die Lichter der Straß«nlaternen huschten über Bev«rleys bleiches Gesicht. Plötz lich hielt er mit einem Ruck an, und eine kleine Anzahl Leute umstanden ihn. Beverley klopste mit dem Stock an das vordere Glasfenster, denn er hatte kein« Lust, sich aufhalten zu lassen. „Was ist los?" ri«s er. „Nicht vi«l, Herr; ein Mann liegt auf der Straße. Er scheint aber nicht schwer verletzt zu sein." „Bringen Sie ihn hier in den Wa gen", sagte Beverley kurz. „Neben mir wohnt ein Arzt, der kann ihn verbinden." Ein magerer, schäbig gekleideter Mann mit einem blonden, struppigen Bart wurde hineingeschoben, und di« angelangt, gab er seinem Diener Auf trag, für den Mann zu sorgen und ging nach oben, um zu packen. Sein bleiches, verzerrtes Gesicht, trug den Ausdruck eines Mannes, bei dem es zum Aeußersten gekommen ist: eines Mannes, für den alles Licht erlo schen. dem nur das dunkle Nichts ge mer aufgenommen hatte. Sie trug ein leichtes, weißes Sportkleid, die Aermel waren zurückgeschoben, und in unter und traf seinen Diener aus der Treppe. „Der junge Mann ist besorgt, .'s 7!>,me entfallen ist. Aber jener Schuß tödtetc mich nicht. Manchmal, V'.iß Gott, habe ich es seitdem schon gewünscht!" Sein« Lipp«» umspi«lt« ein bitte res Lächeln. Dann betrachtete er mit zynischem Blick die reiche Ein richtung, die kostbaren Bilder, das glänzende Silber und die hundert linderen Zeugen einer üppigen Wohl habenheit. „Sie haben anscheinend Glück ge habt. Ich bin unter die Räder gekommen. In einem schwachen Au genblick, vor ungefähr einem Monat, sucht« ich meine Heimath wieder auf, aber ich war nichts in der^Versas treten zu können. Jetzt warte ich auf ein« Gelegenheit, um wi«d«r zu oerschwinden." Aber Beverley packte ihn bei der Schulter. Irgend etwas würgte ihm im Halse, und es währte lang«, «he er Work« fand: „Machen Sie keine Dummheiten, Mensch! Ich dachte, ich wäre Ihr Mörder und ich bin jetzt verantwort lich sllr Sie. Sie sind noch jung, und ich kann Ihnen wieder auf die Beine helfen ich biki der Mann, der das erste Anrecht darauf hat.' Er sprach abgebrochen, ruckweise, denn «in G«danke bewegte ihn über mächtig: daß ihm das Leben jetzt schenkn würde, was es ihm bisher vorenthalten hatte Sühne, Seelen fried«n und Mix«. Olga. Hauptmann von Giebler heirathet. Die Kaution ist ein Aktienunterneh men im beiderseitigen Verwandten kreis. Das Mobiliar wird auf Ra tenzahlung gekauft. Und so oft es nur angeht, wird irgend ein Fond unter irgend einem Vorwand ange bohrt. Das Geld verwaltet der Haupt mann. Am Ersten jeden Monats theilt er das Budget in verschiedene Zweige, legt sie nach ihrer Größe in Cigaretten- und Ziindholzschachteln an und erwägt in behaglicher Stim mung die Möglichkeit etwaiger Er sparnisse. Am zwanzigsten machen die Schachteln untereinander Anlei hen. Dann bricht ein Run aus. Der Haushalt ist bescheiden. Wein, Dessert und was es noch sonst an überflüssigen Genüssen des täglichen Lebens gibt, sieht man auf Gieblers Tisch selten. Das Fleisch wird homöopathisch verabreicht. Milch und Hülsenfrüchte preist man als Lebensverlängerer. Außer dem Burschen dem Fak totum aller primitiven Ossiziershäus lichkeiten hält sich Frau von Gieb ler. geborene Baronin X. ein Dienst mädchen, bügelt und fegt selbst, näht di'e Kleider für sich und die Kinder, wobei ein rührendes Vererbungs system von Groß und Klein eingehal ten wird. Nach außen hin spielt sie jedoch die rührt,'auf dem Sofa sitzt, Romane liest, Bonbons knuspert, den Gatten und die Kinder zum Handkuß be fiehlt. Nichts merken lassen, das ist die Devise im Hause Giebler. Nach vielen Jahren des mühevollen Emporklimmens, der bangen, ruhe losen Befürchtung: „Wird's nicht?" und der zitternden, beseligenden Erwartung: „Wird's?" sonnt man sich endlich im Glänze der Ober stenwürde und knüpft an die neue Lage tausend kühne Hoffnungen aus ein neues angenehmes Leben. „Jetzt müssen wir repräsentiren ... es geht wohl nicht anders!" meint die Frau Oberst. Dabei sinnt sie, wie man das Schwarzseidene, darin sie als Neuvermählte ihre Antrittsbesuche gemacht hat, modernisiren könnte. Mit Grazie vollführt sie ein« groß artige Salongebärde, als stände sie bereits im Kreise ihrer Gäste und sieht sich im Geiste von diesen ver ehrt und beneidet. Und der frischge backene Oberst, in dessen Gesicht die Sorge ihr Tagebuch geschrieben hat, lächelt wehmüthig und nickt, halb zu stimmend, halb gedrückt. Die Repräsentation besteht in die sem Falle zwar nur aus einigen Fünf-Uhr-Thees, Picnics.aus Land partien, dem Besuch der ärarischen Feste. Immerhin tostet es viel Geld, und Giebler sitzt voll Kummer über seinen Cigaretten- und Zündholz schachteln. Viel Hoffnung für die ganze Fa milie setzen die Eltern in Olga, die Aelteste. Sie ist zu einer Schönheit herangeblüht. ist liebenswürdig, hei ter, geistreich vielleicht zu geistreich und wird unter d«n besten Par tien wohl nur zu wählen haben. Als Olga das Lyceum absolvirt bat. rathen die Lehrer dem begabten ter .?. ich bitte!" Ballsaal gesühnt. Auf einem Kränzchen ist's. Olga tanzt als Bonbon. Sie hat das Ko stüm selbst ersonnen und es aus rosa Tüll, geschnitzeltem Seidenpapier und Goldfäden billig verfertigt. Die an deren gehen in Sammt und Seide. Dennoch ist sie die Königin des Festes. Nach der Polonaise wird ihr Ober leutnant Ballen vorgestellt. , „Nicht tanzen ... lieber plaudern!" bittet der junge Offizier und faltet die behandschuhten Hände, als die Musik den Walzer intonirt. Und Olga nickt, läßt sich in den kleinen Hain führen, darin die Kaiserbüste steht und durchplaudert mit ihm eine Quadrille und zwei Rundtänze. Ballen besitzt die Gewandtheit des Weltmanns. Er hat viel gelernt, fremde Länder bereist, versteht ange nehm zu plaudern, und sein Wesen ist voll Güte. Aus seinen Worten tönt eine tiefe Bewunderung für das schöne Mädchen und die Freude dieser Begegnung. Die Redepausen durch zittert eine köstliche Glllcksstiminung, eine unbestimmte Sehnsucht. Und dann ist es mit einemmal, als fluthe eine kühle Welle über fein Gemüth. Alles, was das Leben an Festigkeit und Ernst in ihn hineingetragen hat, wird weggespült. Leichtlebigkeit und Leichtsinn schäumen empor, und ihre öde Oberfläche ist voll spielerischer Gedanken und armseliger Gesühle. Und im nächsten Augenblick ist der warme Herzenston wieder da, schleicht und schmeichelt sich allmählich in Olgas Seele .... Als der Fasching zu Ende ist, ist Olga Ballens Braut. „Das ist doch keine Partie!" jam mert die Oberstin. „Kein General stäbler ... nicht einmal „von" ... Papa Giebler spricht über die Kau tion. Mit größter Delikatesse geht man an's Wert, entschuldigt sich ge genseitig, daß man ein Geldthema be rührt, schleicht um den Kern der Sache, macht Andeutungen, versteht sich nur halb und weiß endlich doch, daß der Oberst nur einen Nothpfen nig besitzt, und Ballen einen alten Onkel zur Verwandtschaft zählt, der ihn in's Herz geschlossen, ihn zweimal auf Reisen geschickt hat und dessen Erbe er mit aller Berechtigung er ! hofft- Nach achtmonatelangem Brautstand stirb« der Erbonkel. Universalerbe ist der Sohn seiner Wirthschaften!,. steht in einer Schlüsseluhr mit un«ch tem Mantel, einer altmodischen Civil garderobe und zehn Bänden Kriegs geschichte aus der theresianischen Zeit. Die Verlobung wird gelöst. Ballen nimmt rührenden Abschied von Olga, versichert ihr, daß er sich des Lebens nie mehr freuen werde ohne sie, schmäht das Schicksal und läßt sich transseriren. Olga ist zu Tode getroffen. Ein klaffender Riß geht durch ihre Seele. „Stark sein... mit Gewalt . sich an etwas anklammern ..." sagt , sich das tapfere Mädchen und ver , sucht, einen neuen Weg durch das Leid zu bahnen. Sie kramt ihre Bücher hervor und vergräbt ihre Ge danken in die Wissenschaft. Jede Minute, die der Haushalt ihr läßt, wendet sie auf selbstauferlegte Aus- gaben. Und gar oft sinkt ihr Kopf ! kraftlos auf die Folianten, und der ! zurückgekämmte Schmerz bricht in Seufzern und Thränen los. Ihr ftst. Sie ist ginnen. „Wird sie mit dieser verrückten Idee nie aufhören!" winselt die Oberstin und gebärdet sich wie eine Schwerkranke. Und der Oberst schüttelt sein ergrautes Haupt. So böse stände es noch lange nicht, meint beste Partie machen. So sitzt denn Olga noch weiter zu Hause, arbeitet oft wie eine Magd, Dennoch erscheint eines Tages das unverhoffte Glück bei Olga: Herr Landesgerichtsrath Baron Seidel. , sen. Baron Seidel ist achtundsünfzig Jahre alt, Wittwer mit drei Kindern, vermögenlos und seine rothe Nase gibt Anlaß zu allerlei Vermuthungen. Olga weigert sich, weint, fleht. sie denn von Sinnen! Und ab- Geld. Olga habe daher die Pflicht, die Eltern zu entlasten und endlich einmal selbständig zu werden. Devise steht: „Nichts merken lassen." Sie ist die Gattin eines verkappten Trinkers, die Mutter von Kindern, an denen sie keinen Theil hat, eigent lich die Magd fremder Leute. Vor der Welt aber ist sie die Baronin, die beneidenswerthe Frau Rath, eine der ersten Damen der Gesellschaft. Baron Seidel hat eine heikle Schuld zu tilgen. Wechsel Er will das Geld borgen, aber die Gläubiger haben schon genug gelie hen. Sie geben nichts mehr her. Und die Freunde aus der Gesellschaft behaupten steif und fest, nichts zu be sitzen und werden dabei merkwürdig Der Tag der Schuldentilgung ist da. Eine nervöse Hast und Unruhe bemächtigt sich des Barons. Die Gläubiger kommen. Seidel läßt sie Platz nehmen. Er ist sehr höflich mit ihnen. Dann zieht er die Uhr. entschuldigt sich wichtiger Amts geschäfte wegen, verspricht, das Geld bis zum Abend zur Stelle zu schaf fen und geht. Athemlos rennt er von Haus zu HauS. Sein Kopf brennt, seine Füße wanken. Verzweifelt jagt er durch die Parkanlagen in den Wald, stößt sinnlos an die Baumstämme, schürst sich an den Zweigen die Haut ab und fällt auf den schlüpfrigen Moosboden sie näher und näher kommen. In ihren schmutzigen Wucherklauen hal tet, sie seine Ehre und die geifernden Mäuler grinsen auf sein kostbares Gut. Von Angst gehetzt, taumelt er wei ter. Plötzlich hört er Stimmen in unmittelbarer Nähe. Er stutzt. Es durchzuckt ihn. Eine furchtbare Schwäche kommt über ihn. Seine Arme umklammern einen Baum. Das Gesicht steht voll Schweißperlen. Im nächsten Augenblick fährt seine Hand in die Rocktasche und ein Schuß kurz und scharf knallt durch die Luft ... Man bringt Olga die Todesnach richt langathmig. umschweifend, ohne ihr eine Einzelheit zu ersparen. Olga ist wie gelähmt. Und seine Kinder weinen, legen die Köpfe in den Schooß der fremden Mutter. Der Oberst bringt sein warmes Empfinden. An seiner Brust beklagt die junge Frau ihr verunglücktes Leben. Mit zitternder Hand fährt er über ihr Haar. „Mein Kind mein armes Kind ...!" sagt er voll quälender Selbstanklagen. Auch die Mutter kommt entsetzt, „Nichts merken lassen, liebe Olga, und als Beweis für die brillanten finanziellen Verhältnisse etwas opfern. Persianerjacke kaufen ... den Vereinen beitreten ... später Achtel- Loge im Theater. Der arme Franz war hochgradig leidend ... wußte nicht, was er that, sonst hätte er sein sorgenloses Leb«n nicht beendet ... versteht Du? Im übrigen ... Trag die Wittwenhaube mit Würde und vergiß nicht Deine Position als Ba ronin ... das sichert Dir am ehesten eine Partie ..." Olga hört kein Wort. Sie neigt sich zu den armen verlassenen Km wenden, sie zu gesunden, freien Men schen zu erziehen. Ta» Reimlerikon. Das Pariser Earnavalet-Museum Heim in der Rue Ouoinot besuchte sah er auf dem Arbeitstische CoppS's das Reimlexiton von Landais liegen. das ganze Geheimniß meines Beru fes." Und lachend fügte er hinzu: „Verrathen Sie nur den Lesern mei- Der grosse Kampf. , Zwei fromme und gerechte Männer beschlossen eines Tages, gegen die Ungerechten und Heuchler einen Feld zug zu eröffnen. Zu diesem Zwecke verbreiteten sie zunächst in allen Ländern der Erde eine Flugschrift, in der si« jeden Gleichgesinnten aufforderten, mit ihnen vereint den großen Kampf aus zufechten. Die Parole lautete: Nie der mit den Ungerechten, Tod und Verderben den Heuchlern! « Die Wirkung der Flugschrift über traf alle Erwartungen. Täglich lie fen ungezählte Unterschriften ein, und als die Listen endlich geschlossen wur den, da zeigte e« sich, daß die ganze Menschheit der Aufforderung der bei den Männer nachgekommen war. Er hat Recht. Friseur: Recht kahl, kolossal 'ß h- s s „Bei Durchsicht Ihrer Order sin- Motten bestellt haben. ES liegt un töurniren. Hochachtungsvoll usw." Junger Gärtner: Du Fritz, wenn mich mein Vater bätte studiren Gärtner: Nu fragt sich's blos Andere Auffassung. „„Saukerl", hat der Huaberbauer zu mir g'sagt. Z'erscht hab' war!" In der Hitze. Bei einem „Jour" wird die Fra« kussion theilgenommen, auf und er klärt lebhaft: „O, mein Fräulein, ich versichere Sie wenn ich Si« bloß zw«i Minut«n anschaut, hab' ich ge nug!"