Die beide» Pappenheimer. In Pappenheims Regimentern rit ten zwei Hauptleut« Otto von Stei nau und Bernhard Hammer getreu lich nebeneinander und führten ihre Hähnlein tapfer in die Schlacht bei Lützen. Die Schweden jedoch, durch die Tödtung des Heldenkönigs aufs höchste erbittert, hieben unter der Füh rung des Herzogs Bernhard von Wei mar wie die Löwen drein und war fen Pappenheims Reitergeschwader «ach hartem Ringen in die Flucht. Otto von Steinau wurde von seinem Fähnlein gerissen und wäre unfehl bar in die Gewalt der schwedischen Freund und Blutsbruder Berthold Hammer nicht mit seinen Kiirassiren Die Schweden behaupteten das Schlachtfeld, und Wallenstein konnte erst hinter Leipzigs Mauern seine zer sprengten Schaaken sammeln. Hier fanden auch die beiden Pappenheim schen Hauptleute ihre Fähnlein wieder, ließen ihr« Wunden verbin den und setzt«n sich hinter den Wein trug. „Du hast mir das Leben geret tet", sprach Otto von Steinau ernst. «Das will ich Dir ewig gedenk«»." „Was ist da groß zu gedenken?" sachte Berthold Hammer, der ein of fenes Gemüth und ein leichtes Herz besaß. „Als Kam«rad habe ich gethan, was meine Schuldigkeit ist. Hättest Dich auch nicht lange besonnen, wenn ich in der Klemm« gesessen hätte. Sind wir nicht Milch- und Blutsbrii „Milch- und Blutsbrüd«r!" wi«d«r holte Otto von St«inau, der ver fchlossenerer Gemüthsart und kälteren Herzens war. „Mein Leben gehört von nun an Dir!" „Und mein Leben gehört Dir!" schwur Berthold Hammer. „Also soll es bleiben!" bekräftigte Und sie tranken darauf. Wall«nstein, der sich nicht lang« in Leipzig halten konnt«, bezog seine al ten Winterquartiere in Böhmen. Er Hab sich hier mit allerhand Plänen und Anschlägen ab, die des Kaisers Argwohn erregten, brach mehrmals auf und f«tzi« sich wieder fest. Die ganze Kriegführung wurde zögernd und schwankend. Im zeitigen Früh jahr schob er seine Truppen in die ders die Grafschaft Glatz mit Ein- Palmarum des Jahres 1632 die bei den Pappenhiimschen Hauptleute Otto von Steinau und Berthold Hammer Städtchen Neurode einrüpten,das, hin ter Bergen und dichten Wäldern ver steckt, noch nicht so schwer unt«r dem die schlesische Ebene. Auf dem Markte wurden die Pap penheimer vom Bürgermeister und den als des Rathes Gäste Wohnung im alten Stadthaus«, einem düstern, go thischen Bau hinter der Pfarrkirch«. Die Soldaten dagegen wurden unter die Bürger vertheilt und mußten wohl oder übel aufgenommen und gut verpflegt werden. Zum Willkomm sandte der Bür germeister sechs Krüge feurigen Un- Quarti«r der Hauptleute. „Sieh da!" lacht« B«rthold Ham mer gutgelaunt. „Scheint «in mun teres Oertchen zu sein und ein freundliches Völkchen drinnen. Hier wollen wir uns brav restauriren!" „Ein herzhafter Tropf«»!" meint« Qtto von Steinau befriedigt, nach sen. „Ueb«r die Maßen!" rief Berthold und klopfte ihm freundlich aus die Schulter. „Fahret nur so fort, und n«n und der Stadt geziemenden Dank sage!" erwidert« d«r Bürg«.- rneister froh. „Denn wir wissen di« Ehre zu schätzen, des Kaisers Elite truppe in unserer» Mauern zu haben. Anno 1628 hatten wir hier die Liech tenst«inschen Dragoner, die haben uns gar sehr bedrückt und ge quält!" sprach Otto von Steinau finster. ~Ab«r seid ohne Sorge. Die Pap penheimer haben die rechte Soldaten ehre im Leibe. Ist auch unser An führer gefallen, es lebt sein hoher Quartier liegt. Gibt er doch in der Feldlchlacht freudig sein Blut dahin, wohnen könnet. Gefällt ihm etwas, >o schenkt es ihm. Und wenn «in« dirne das Sprödesein ablegt, so er hebt darüber nicht gleich «in großes Zetermordio. Drückt vi«lmehr «in Aug« zu." „So aber ein G«walt anwendet", schloß Otto von Steinau und saßte »n sein Schwert, „dann bringt uns anverzllglich di« Meldung. Denn un sere Kriegsartikel sind nicht nur ein Fetzen Papier." Mit diesem tröstlichen Bescheid zog der Bürgermeister davon. Bevor es zu dunkeln begann, gin gen die beiden Freunde durch die Stadt, trennten sich auf dem Markte, um hier und da nach den Quartie ren zu sehen und trafen sich vor der Stadtmauer, da sie sich noch «in we nig im Frei«n erg«h«n wollten. Da tauchte plötzlich aus d«r Däm merung «in«s umbuschten Hohl weges ein sonderbarer Mann auf, der das graue Haupt vor ihnen „Gott zum Gruße, ihr edlen Kriegsknechte!" sprach er beinahe fröh lich. „Also lebet der große Krieg noch „Wills hoffen!" erwidert« Berthold lächelnd und besah sich den wunder derlichen Alten genauer; die rechte Schulter stand ihm spitz nach hinten, ein grauer Bartzwickel hing ihm am Kinn, und sein rechtes Bein ruhte auf -inem Klumpfuß. „Ei, er," spottete er, „Ihr haltet mich wohl sllr den leibhaftigen Gott seibeiuns, wi« es die alten Weib lein von Neurode thun? Bin ab«r ein ehrlicher Christenmensch und so gar selber einmal «in Kriegsknecht ge wesen." „Ihr, «in Soldat?" lacht« Berthold „Unter dem Grafen Thurn hab ich zu Glatz als StUckmeister gestanden", bestätigte der Alt« kopfnickend, „ist mir da eine Kug«l ins B«in gefah ren, und d«r Feldscher hat mir strackS daraus einen Hinkesuß zurechtge schnitten. Nun taug« ich nur noch zum Leichenbitter und Todtengräber. Ist «in ehrliches Handwerk wie jedes Kriegshandwerk!" wies ihn Otto von „Darin mögt Ihr recht haben!" lä chelte der Alt«. „Es ist um den Krieg gar «igen b«stellt. All die jun gen Leute, di« darin todtgeschossen werden! Sie dauern mich. Wärs doch vi«l besser, sie stürben alt und hochbetagt auf ihrem Lager. Hätten doch wenigstens di« Leichenbitter «inen Gewinn davon." „Laß den Narren!" sprach Otto von Steinau und wandt? sich zum Geh«n. „Ei, ei", lacht« der Alt« höhnisch, „ein Narr macht vi«le!" Und war plötzlich verschwunden, als hätt« ihn die Erde verschluckt. „Ein kurioser Kauz!" meinte Ber thold leichthin. „Wir sollt«« ihn ein mal zum Wein «inladen." Bevor der Freund eine Antwort geben konnt«, fuhr plötzlich ein star ker Wind daher und stieß durch das Gebüsch des Hohlweges, daß es sich «in wenig aus«inanderthat. Durch die Lücke schauten sie den Friedhof, auf dessen Kreuzen und Grabmälern das Mondlicht glänzte. Dann legte sich der Wind ebenso schnell, wie er gekommen war, und die Büsche tha ien sich wieder zusammen. „Ein unheimlicher Ort!" sprach Otto schaudernd und eilt«, nach der Stadt zu komm«». Berthold folgt« ihm und schwieg von sich abgeschüttelt. Otto von Steinau jedoch blieb in sich gekehrt, obschon er scharf trank. „Hättest Du mich bei Lützen nicht herausgehauen", sprach er dumps, „so läge ich jetzt auch in der kühlen Erde." „Bläst Du schon wieder Trübsal?" lachte ihn Berthold aus. „Und bist doch über zehn Schlachtfelder ge ritten!" d ch ' ich nicht sehen, ohne daß mir das Herz schwach wird." „Ich aber will morgen wieder durch suchen", rief Berthold wohlgemuth. „Ist ein schnurriger Gesell, d«r mit uns zechen soll und uns brav di« Zc?i laden!" schlug Berthold vor. „Ist die beste Arznei für Deinen Trüb sinn." lachte ihn Berthold aus und trank ihm zu. Darüber beruhigt« sich Otto von Steinau Als sie den zweiten Auch kamen sie die Runde abwechselnd zu gehen. Während Otto am nächsten Abend beim Weine sitzen blieb, hob sich Ber- und kam durch den Hohlweg am Friedhof vorüber. Wi« er so unschlüssig dastand, tha .'«n sich wieder die Büsche auseinan der, und ein schwarzhaariges, wun derschönnes Mädchen schaute mit ste Jungfrau!" rief Berthold, der lich«n Anblick schnell überwunden hatte. Und das Mädchen nickte ihm freundlich zu. „Wollt Ihr mit mir ein wenig lustwandeln durch den Abend?" fragte er höflich und trat näher an di« H«ck«. Doch sie schüttelte neckisch den Kopf, daß ihre schwarzen Locken flogen, wich zurück und ließ die Büsche wieder zu sammenschlagen. Berthold Hammer besann sich nicht lange, brach durch die Hecke und suchte die Fliehende zu haschen. Allein sie war schneller als er, und schließ lich mußte er den Wettlauf aufgeben. Hochathmend stand er da und stützt« sich auf «in verwittertes Brett, das aus «inem kleinen Erdhügel ragt«. Und als er sich umschaute, sah er sich mitten auf dem nächtlichen Fried hof. „Ei, ei", rief da plötzlich hinter ihm eine wohlbekannt« Stimm«, und der alte Leichenbitt«r hinkt« mit dem Spat«n auf d«r schiefen Schulter her bei. „Junger Herr Hauptmann, ist wohl noch «in wenig zu zeitig für Euch?" „Was wollt Ihr?" herrschte ihn B«rthold an. „Ist hi«r nicht Sitte", lächelte der Alte, „daß die, so hier wohnen wol len, von selbst herkommen. Ich muß sie vielmehr holen und mühsam her anfahren." „Werdet an mir keine Arbeit ha ben!" spottet« Berthold trocknen To nes. „War hier eben eine schön« Dirne auf dem Gottesacker." „Wird wohl «in G«ist gewesen sein!" flüstert« d«r Alt« furchtsam. „War ein Dirnl«in von Fleisch und Blut!" erwiderte Berthold. „Dort an der Hecke ist xs gestanden, und dahi«r ist «s mir entwischt, w«iß nicht wohin." „Ei", meinte der Alte schmunzelnd, „so hättet Ihr besser acht geben müs sen." „Es hat schwarze Locken und ein Gesicht wie Milch und Blut", fuhr Berthold fort und malt« sich mit ge schlossenen Augen das entschwundene Bild vor die Seele. „Kennt Ihr die Dirne?" „Bin ein alter Mann und l«b« vom Tod«!" wich der Alte vorsich tig aus. „Wi« sollt ich mich um das blühende Leb«n kümmern? Streift manches Mädchen aus der Stadt in der Dämmerung um di« Gräber. So Ihr es aber begehrt, will ich von nun an mein« Augen of fen halten." „Nun wohl!" sprach Berthold be friedigt. „Ich werde sie mir schon fang«n!" „Scheint nicht eben leicht zu f«in", gab ihm der Alt« zu bed«nk«n. „Scheint ein hurtig Ding zu sein, das seine Schlupflöcher hat." „Die Dirne hat mich brav in Hitz« gebracht!" gab Berthold zu. „Ist „Ja, ja!" lächelt« der Alte gut müthig. „Die Todten haben «s gar leicht, einem ein Bein zu stellen." „So Ihr mir zu der Dirn« ver helft," sprach Berthold leiser, „so will ich Euch reichlich belohn««." „Ist «ben nicht nöthig", lehnt« der Alte ab, „hab mein Handwerk, das melden." „Ihr seid ein Mann, der lebt und leben läßt!" rief Berthold fröhlich, und schlug ihm herzhaft aus die schief« Schulter. „Wenn Ihr «inen Berthold lustig. „Nächstens will ich „Was thatest Du «s nicht gleich?" Berthold. „Ich habe keine Lust. Räthsel zu wie ander« Leute oder schweig." „Eine Dirne!" rief Berthold und „Eine Dirne?" erwidert« Otto ver ächtlich. „Nur eine Dirne? Es gibt deren gar viele auf der Welt." „Wo ist sie?" rief er und sprang „Das grade ist der Kernpunkt der Frage!" «rwiderte Berthod achsel zuckend. „Jnd«ß, sie muß mein wer den, und wenn der Satan selber ihr Großvater ist. Morgen schon in der Frühe durchsuche ich die ganze Stadt." Hast morgen Zeit genug", ent gegnet« Otto und setzte sich, obschon unter seiner wiedergefundenen Ruhe das Feuer weiterglomm. „Die Runde gehe ich. , Viel Glück auf die „Und sollt« ich die ganz« Stadt umk«hr«n müssen!" rief Berthold. „Die Dirne muß mein werden!" „Vielleicht gelingt es mir, sie zu greifen", sprach Otto obenhin. „Dann bringst Du sie mir!" macht« sich Berthold aus. „Di«s n«nnst Du Blutsbruder schaft?" schäumte Berthold auf. „Hätte ich Dir nur nichts von der Dirne erzählt!" Zum ersten Male kamen sie mit einander in Streit. Der starke Ungar wein trieb si« auftinander. Aber als sie sich erhoben, um sich mit gezückten Degen anzufallen, schwankten sie so stark, daß sie einander in die Arme fielen. Und di« V«rsöhnung ließ nicht Am nächsten Morgen brach Bern hard in der FrUhe auf. strich durch die zahlreichen Hecken des Gräberfel des und fand endlich ein verstecktes Häuschen, das hinten an der hohen Mauer lehnte. Herrisch pochte er an, und nach einer kleinen Weile streckt« der Todtengräber seinen grauen Kopf durch das Fenster. „Ei, ei", lächelte er freundlich, „Ihr habt es eilig. „Wäret Ihr nur ein wenig frLher gekommen. Bor ein«r Stunde strich das Mädch«» über den Friedhof der Stadt zu. So Ihr eilet, erwischt Ihr «s noch vor Sofort machte Berthold kehrt und stob zum Stadtthor hinauf. Aber wi« er auch forschte, keiner seiner Soldaten hatte die Dir?« gesehen. Auch di« Bürger schienen nichts von ihr zu wissen. Da er ab«r f«st davon überzeugt war, daß sie in der Stadt sein müsse, ließ er nicht ab zu for schen und zu suchen, bis der Abend dämmerte. Dann erst kam ihm der Gedanke, daß ihn der alte Todten gräber mit Absicht in die Irre gewie sen haben könnte. Und er ging wie der mit starken Schritten auf den Friedhof zu. Ebendahin war gegen Abend auch Otto von Steinau gegangen, hatte den Schauder überwunden und schritt nun an den Gräbern entlang. Plötz lich stand der Alte vor ihm. „Ei, ei", lächelt« er verschmitzt, „habt wohl einen alt«» Bekannten gesunden? Liegt sich gut da un ten in der Kühl«. Oder wollt Ihr Euch «twa selbst ein Plätzchen aus „Laßt Eure Späße, Mann!" brau st« Otto auf. „Nichts für ungut, «dler H«rr!" bat der Alte unterwürfig. „Ich wollte Euch die gute Laun« nicht ver derben. Ihr scheint mir aus anderm Holz« geschnitzt, als Euer Fr«und. So Ihr Euch den Gart«n besehen wollt, so laßt Euch in Gottes Namen „Wohlan, so gehen wir!" sprach Otto von Steinau kurz. Der Alte schritt voran, wies mit dem dürren Finger bald da, bald dorthin und sprach: „Hier liegen die 48, die anno 1606 an der Pest dahin starben. Hi«r die 96. die anno 1624 das Zeitliche s«gneten. War «in schlimm Jahr, weit schlimmer als das Pestjahr, als der Graf Dohna di« Festung Glatz b«zwang und die ganze Grasschaft katholisch machte. Gar manchem ist darüber das H«rz gebrochen. Nun gehet hi«r daher, «dler Herr, durch diese Heck«. Da stehet ein feines, wohlgebautes Häus chen, darin zwei Edelleute lagen, di« von den Liechtensteinern anno 1628 in ihrer Ruhe gestört wurden. Da diese wackern Krieger bei den Leben digen nichts mehr fanden, pochten sie bescheidentlich bei den Todten an. Tretet nur «in, «s mag noch imm«r ein« gute Wohnstätte sein für alle, die ihre G«fchm«ide und goldn«n Ringe draußen lassen. Stehen zwei feste,' dauerhafte Eichenfärge darin mit zierlichen Wappenschildern geschmückt. Weiß Gott, wo die Gebein« g«blieben sind." Als Otto aus der beraubten Gruft wieder ins Freie trat, athmete er auf. „Der Krieg, der große Krieg!" sprach der Alt« nachdenklich, als er di« schwere Eisenpsort« schloß. „Es ist kein« Freude, ihm zu dienen." „Aber eine Ehre!" rief Otto von „Da ist ja die schöne Dirne!" rief Otto u. wies auf die Zweige, die sich noch ein wenig benagten, obschon kein „Wo. edler Herr?" fragte der Alte, und seine Stimme zitierte plötzlich. „Ihr träumtet wohl?" Aber Otto von Steinau sprang Thür des kleinen Häusch«nS an der Mauer verschwand. Nun entkommst Du mir nicht!" frohlockte er und drang durch die Thür. Am Anfang d«r Treppe, di« aus den Hausboden führte, erhaschte er sie und hielt sie trotz ihres Sträu bens f«st. Als sie sah, daß sie ihm nicht mehr entrinnen konnte, stieß sie einen laut«n Schrei aus. der durch das kleine Häuschen und weit über den Friedhof gellte. Darüber ward Otto von Steinau so verdutzt, daß er sie wieder fahren ließ. Schnell huschte si« die Treppe hinauf. Allein er folgte ihr und griff si« aus dem Boden zum zweiten Male, zwang si« in die Arme und wollte ihr einen In diesem Augenblick« schrie sie Da bebt« die schmale Treppe un ter polternden Tritten, und Berthold, von dem Schrei angelockt, stürmte herauf. „Laß die Dirne los!" keucht« «r zornig. „Thor, der Du bist", wies ihn Otto rauh zurück, „ich fing sie „Laß sie los, oder ich schlage Dich nieder!" brüllte Berthold, der wie von Sinnen war, und zog d«n D«g«n. Otto mußt« das Mädchen fahren lassen, und ehe sie sich versahen, war es entschlüpft. Nun beschuldigten sie sich wech selseitig an dem Entspringen d«r schönen Beul« und kamen scheltend mit gezogenem Degen die Treppe hin unter. „Nennst Du dies Blutsbruder schaft!" rief Otto wild und wollt« auf „Verschieben wirs!" sprach der ru higer, weil ihm das Mädchen aus den Augen war. „Erst müssen wir die Also schlössen sie einen Waffenstill stand und gingen zusammen auf die Suche, aber sie fanden iveder das Mädchen noch den Alt«n. Es war, als s«i«n sie spurlos in die Erde ver sunken. Voll Ingrimm und übelster Laune setzten sich di« beiden feindlichen Freunde daheim hinter den Krug, hitzten sich am Wein und an bitteren Borwürfen und waren drauf und dran, sich wüthend anzufall«n, als sich die Thür aufthat und der Alte erschien. „Edle Herren!" sprach er mit gu tem Anstand. „Ihr habt mich zu Gaste gebeten. Da bin ich nun und harr« eurer Bewirthung." „Setzt Euch!" sprach B«rth°ld fin ster. „Und trinkt!" fügt« Otto hinzu. Der Alte li«ß sich den guten Wem geber, die sich w«der Blick noch Wort „Ei, «i", begann er klug lächelnd und wollt« sich erheb««, „mich dünkt, ich bin zu ein«r unrechten Stund« ge ,. Bleibt!" befahl Otto kurz. „Wo wart Ihr, als mir die Dirn« ent sprang?" „Als Ihr so durch die Büsche da hinstürmtet und nicht wiederkamt", versetzte der Alt« ruhig, „bin ich heim gegangen. Also habt Ihr die Dirne „In meinen Händen hielt ich sie", rief Otto, .als si« in das kl«ine Häuschen flüchtete hinten an der Mauer." „Ei, ei, dies höre ich mit Verwun derung!" meinte der Alte. „So ist sie also in mein Häuschen geflüch tet?" „Und Ihr wäret in jenem Häus chen!" rief Berthold schnell. „Darum müßt Ihr es wissen, wo sich die Dir ne hingewandt hat." „Nicht übel bemerkt", gab der Alt« schmunzelnd zu, „nur wollet Ihr da bei bedenken, daß ich noch ein ander Häuschen in der Stadt habe. Eben dorthin bin ich heimgegangen. " Damit mußt« sich Berthold zufrie den geben. „Wie aber kam'S", wandte sich der Alte an Otto, „daß Euch das Mäd chen entschlüpfen konnte?" „Da fraget b«i di«s«m an", rief Otto ingrimmig und wi«s mit d«m Finger auf Berthold, der aber keine Miene macht« zu sprechen. „Wie mich dünket", nahm d«r Alt« „Es ist, wie Ihr saget!" gab Berthold bereitwilligst zu. „Und so Ihr ohn« Ansehen d«r Part«i den Streit schlichten wollt, so mögt Ihr unser Schiedsrichter sein." „Nicht übel!" meinte der Alte und wandte sich an Otto. „Seid Ihr da mit einverstanden, so will ich das schwere und undankbare Amt wohl !,Es sei!" erwiderte Otto und nickte dazu. Nun saget mir eure Streitsache langsam daher", sprach der Alte, „denn mein Geist ist nicht mehr so rege wie früher, dieweil man bei den Todten das Streiten verlernt." „Mir gehört die Dirne", rief Otto rasch, „denn ich griff sie." „Ick aber sah sie zuerst," beeilte sich Bertholt! hinzusetzen, „und er zählt« ihm, wo sie zu finde» sei." Darauf sann d«r Alte ein wenig die Scheid« gesteckt. Also thut «s hitzig? „Und der Streit hebt von neuem an!" ergänzte Otto und legte die Faust auf den langen Raufdegen. „Dann also Muth, ihr edlen Her ren!" sprach der Alte lächelnd. . Mich dünkt, ihr liegt schon zu lange unthätig im Quartier. Da es der Wallenstein nicht thut, so müßt ihr euch «ben selber zur Ad«r lass«n. Ein wenig schröpfen ist gesund. Wer ei nen D«gen trägt, braucht keinen Ba der. Nur nicht gezaudert und frisch ans Werk, hernach schmeckt der Wein um so besser." „Vorwärts!" schrie Otto und riß den Degen heraus. „Ihr mögt unser Zeuge sein!" rief Berthold dem Alten zu und stellte sich in Positur. ! „Geduld, Ihr Herren!" mahnte der l Alte und trat zwischen sie. „Der Raum ist ein wenig enge. Gehet hinaus auf das freie Feld. Auch leuchtet der Mond besser als diese t thränende Kerze. Oder kommt mit mir auf den Acker Gottes, da ist Raum in Hülle und niemand stört Sieger willig solgt."^, Das gab den Ausschlag. Otto So traten d,e drei auf den Fried „Frisch ans Werk!" spornte sie der Alt« an, d«n der Eifer des Kampfes packte, und klatschte in di« Hämmer, die beiden Blutsbrüder, ent banden ihre Klingen, stellten sich, avancirten gegeneinander und kreuz ten ihre Schläge wie zwei Erzfeind«. Der Alt«, der abf«its stand, feuerte floß auf beid«n Seiten Blut. Aber gen und Stechen. Da traf Otto von Steinau Ber tholds linke Schulter. „Ei, der saß!" rief der Alte. fewen^Stelle. „Nur weiter!" drängte der Alte. „Bald muß es sich entscheiden." Aber es entschied sich nicht so bald, Fechten. Schwerter. Einen Augenblick hielten die Käm pfer inne, um sodann nnt erhöhter ander vorbei. Otto von Steinau sank mit durchbohrter Brust, Berthold Hammer mit durchschnittener Kehl« Stelle? Der Alte stand «in« Weil« mit ge fatleten Händen. Dann holte er seine Radbahre und legt« die beiden Tod ten darauf. Friedlich ruhten si« ne beneinander, die blutige Waffe in der Jaust. „Nun kommt ihr tapfern Kriegs knechte!" sprach er und fuhr sie lang sam durch die Büsche. „Kommt, ihr sollt «in gar fürstliche Begräb niß haben." Knirschend wand sich di« eisern« Pforte der ausgeraubten Gruft in den rostigen Angeln. Das Mädchen, das den Schrei ausgestoßen hatte, sah verstohlen und furchtsam durch die Zweige. !» l ckt si de Alk können Dir nun kein Leides mehr thun. Psliicke Blumen und winde Kränz«, wir wollen sie zur letzten Ruhe betten." Darauf trug er sie in die Gruft und legte sie in di« b«iden leeren Särge. Das Mädchen aber kam und füllt« schweigend die Särge bis obenhin mit gelben Primeln, blauen Veilchen und hellgrünen Birkenblät zog mit ihnen und zertrat die blühen den Städte Reichenbach, NimptiH und Goldberg. Hinter ihm aber schlich Frechdachs. Herr Rentier Bliemchen aus Per ne lommt zuüi ersten Mal« nach Ber lin und geht bummelnd durch die Straßen. Da bleibt ein Schuster junge vor ihm stehen und lacht ihn an. Herr Bliemchen fragt den Jun gen nach der Ursach« seines Lachens, ohne jedoch einer Antwort gewürdigt zu werden. Der Junge lacht wei ter. Herr Bliemchen, der neugierix ist, den Grund der Heiterkeit zu er fahren, bietet dem Jungen für diese Auskunft drei Mark. Der Schu sterjunge steckt dankend die Münze in die Tasche und sagt: „Worüber ick lache, wollen Sie jerne wissen, Herr Baron?! Janz eenfach, ick la che iebert janze Jesicht!" Sein Malheur. Frau, man muß mich bloß zu nehmen wissen! Er: Ach, warum habe ich das gc- Mutti, anwortet der Kleine ganz vergnügt, ich will doch mal sehen, ob's wahr ist, was wir in der Schu le gelernt haben, daß der Mensch aus Staub gemacht sei." Sohn: Bist du dessen sicher Papa? Vater: Absolut sicher, ohne den geringsten Zweifel. .Findest Du nicht, liebe Paula, daß sich mein Zukünftiger in der letz -Radikalkur. Patient (der Herr Doktor. Was für Art Spritze soll ich mir dazu anschaffen? Arzt: Am besten wohl eine Feuer spritze.