Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 04, 1911, Image 2

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    r 0 z
Geistesgegenwart.
D«r Tenorist: Ja, meine Herren
man muß sich nur zu helfen wissen.
Als ich einmal im afrikanischen Ur-
Ivalde spazieren ging, sah ich einen
Dattelbaum voll der herrlichsten
Früchte, die ich sehr gern versucht hät
t« Leider hingen die Datteln so
hoch über meinem Haupte, daß ich
«ine herunterschlagen konnte, denn sie
waren wenigstens AX> Fuß hoch in
der Luft. Wiss«n Sie, was ich da
that? Schnell sang ich bis zum «in
malgestrichenen C die Tonleiter, leg-
Der Prosaist.
Bräutigam (zum ersten Mal
mit seiner Braut allein): „Nun, liebe
Emma, Du kannst doch hoffentlich
kochen!?"
Braut (entrüstet): „Aber, Max,
ich bitte Dich, wie kannst Du jetzt
schon an's Essen denken!"
Guter Rath.
1 i c!> ierling: „Die Verse flie-
— D ieSeltenheit. Arzt (der
A : „Gestern da»
Vergnügen, Ihre Frau kennen zu lei
nen." B. (für sich): »Dos nennt t«
ein Vergnügen"
Günstige Gelegenheit.
Zimmerherr (der zufällig in
die Küche kommt, als die Hauswir
thin sich von einer Zigeunerin wahr
sagen lassen will):
„Lassen Sie das alte Zigeunerweib
doch laufen, Frau Müller!"
Haus Wirth in: „Ach wo, die
soll mir mal prophezeien, wann ich
Ländlich sittlich.
'lm vollbesetzten Garten eines
Dorfwirthshauses bestellte ich an ei
nem schönen Sommertage Kaffee mit
Butter und Brod. Zu meiner größ
ten Verwunderung bringt mir die
Wirthin eine Scheere mit.
„Ja, wozu soll das?" frag« ich die
biedere Frau.
„Müssen schon entschuldigen," ent
gegnet sie: „Bei dem Rummel habe
ich kein einziges Messer mehr, und
da müssen's halt die Butter mit der
Scheer' aufstreichen!"
Aus der Kleinstadt.
B.: „Na, der denkt eben: Böttcher,
Der boshafte Gatte.
Fremder: „Ich möchte gern
eine Brille kaufen, schöne Frau!"
Optiker (leise): „Schöne Frau!
hat er gesagt! Alte, dem kannst Du
Praktisch.
Kämm' Dir doch die Haar«
runter!
Sprach«.
Acrllart und dciiicm heizen doppelt
Ter Schnellzug Ii) Uhr 50.
„Wie, Sie verlassen uns!" sagte der
Krüppel zu mir.
Montag früh in Marseille sein. Ich
nehme heute Abend den Schnellzug
10 Uhr 60 auf dem Lyoner Bahnhof.
Das ist ein guter Zug. Aber Sie
ich nicht irre, vor Ihrer Krankheit
Beamter auf dieser Linie waren?"
Er schloß die Augen und murmelte,
während eine fahle Blässe sein Ge
sicht überzog:
„Ja... ich kenne ihn...o ja!..."
Große Thränen liefen über seine
Wangen. Er schwieg einen Augenblik
und begann dann von neuem: „Nie
mand kennt ihn besser als ich!..."
Da ich glaubte, daß nur die Erinne
rung an seinen alten Beruf ihn be
wegt habe, sagte ich: „Ja, das ist ein
schöner Stand, einer, zu dem man
Vernunft braucht."
Er begann zu zittern, sein gelähm
ter Körper richtete sich mit einer hef»
tigen Anstrengung auf, während seine
Augen qualvolle Angst widerspiegele
ten.
„Oh, mein Herr, sagen Sie das
nicht! Ein schöner Beruf?... Sie
wollen sagen: ein Beruf des Schre
ckens und des Todes... Ein Berus
des Schauderns und Entsetzens...
Sehen Sie... Ich stehe Ihnen nicht
nahe, aber ich bitte Sie um ihretwil
len... Nehmen Sie jeden beliebigen
Zug, aber nicht den 10 Uhr SO abge
„Weshalb?" sagte ich lächelnd.
.Sind Sie abergläubisch?"
„Ich bin nicht abergläubisch ... Ich
bin nur der Zugführer, der den
Schnellzug No. 17 am Tage der Ka
tastrophe des 24. Juli 1894 führte.
löschen können.
„Wir waren zur festgesetzten Zeit
vom Lyoner Bahnhof abgefahren und
rollten seit etwa zwei Stunden dahin
...Der Tag war erstickend heiß ge-
Wesen. Trotz der großen Schnelligkeit,
mit der wir weitersnusten. schlug uns
auf der Plattform der Maschine eine
dumpfe, schwüle Luft ins Gesicht.
Das richtige Wetter für ein Gewitter.
Plötzlich erlosch alles am Himmel
so unvermittelt, als ob man den
Schalter einer elektrischen Lampe um
gedreht hätte. Nicht ein Stern mehr,
lein Mondschein. Nur große Blitze
durchzuckten die Nacht mit so mäch
tiger, weißer Helle, daß die auf sie
folgende Dunkelheit so schwarz wie
Tinte wirkte.
Ich sagte meinem Heizer: „Da
haben wirs! Es wird regnen!"
„Es ist auch Zeit. Man kann es
ja nicht mehr in diesem Backofen aus
halten. Wir werden scharf aus die
Signale achten müssen."
„Ohne Furcht, ich halt« die Augen
offen!"
Es donnerte so stark, daß ich weder
das Getöse der Räder noch das Keu
chen der Lokomotive hörte.
Dicht vor uns, nicht einmal hundert
Meter entsernt, schlug der Blitz gera
de in den Erdboden hinein. Er
sank.
ob ich aus weiter Ferne zurückkehrte
Ich versuchte mich zu erHelen. Un
möglich. Meine Beine waren ganz be
wegungslos, ohnmächtig unter mir.
Ich glaubte erst, mir bei dem Falle
etwas zerbrochen zu haben. Doch °ch
Ich wollte mich, auf die Hände ge
stützt, emporrichten ... Meine Arme
hingen leblos an den Seiten herab!
mir einfach den Gehorsam verweiger
ten ... daß sie ebenso leblose Ding«
geworden waren wie meine Kleider,
die der Wind aufblähte... Ich we.ß
nicht, welches Gefühl oder welche
Macht mich daran hinderte, die Augen
zu öffnen.
Wir rollten mit voller Geschwin
digkeit weiter. Das Gewitter grollte
noch, doch weniger stark, entfernter
Regen strömte nieder. Ich hörte ihn
aus das Eisen prasseln und fühlte
warme Tropfen auf meinem Gesichi.
Ein« große Ruhe war über mich
gekommen. Ich fühlte mich wirklich
wohl, nur ein wenig ermattet. Die
Erinnerung an meinen Beruf, an
meine Arbeit entriß mich jedoch mei
ner Schlaftrunkenheit, und da es mir
noch ganz unverständlich war, durch
welche seltsame Naturerscheinung ich
mich wie gelähmt fühlte, lies ich mei- !
Ausstehen behilflich sei.
Keine Antwort!
Der Lärrm auf einer in vollster
Geschwindigkeit fahrenden Lokomotive
ist ohrenbetäubend. Ich rief lamcr
nach ihm: „Francis! He, Francis!
Reich' mir ein wenig Deine Hand!" j
Nichts! Da erfaßte mich Grauen.
Ich fürchtete mich. Vor wem? Wovor?
...Ich wußte es nicht... Ich öffnete
die Augen und heulte auf; ja, ich
heulte vor Entsetzen. Die Plattform
war leer. Mein Heizer war ver
schwunden.
In dieser Sekunde wurde mir
alles, was sich seit dem Donnerschlag
ereignet hatte, mit überraschender
Schnelligkeit und Klarheit verständ
lich.
Der Blitz hatte bei uns eingeschla
gen, hatte meinen Heizer, der auf den
Schienenstrang hinabgerollt war, ge
tödtet. Und ich war gelähmt!...
Hinter mir schliefen oder plauder
ten zweihundert Reisende friedlich in
ihren Wagen, zweihundert mensch
liche Wesen, die in einem schwindel
erregenden Laufe entführt wurden,
zweihundert Menschen, die dem Tode
entgegenrasten, denn sie wurden von
einer leblosen, ohnmächtigen Sache
geführt, die unfähig war, auch nur
einen Arm auszustrecken von
einem Gelähmten... einem Krüppel
Und je unfähiger, bewegungsloser
mein Körper war, um so lebhafter
warf mein Hirn die Bilder, die Er- >
innerungen durcheinander.
Zuerst tauchte der Anblick der
Strecke vor mir auf. Ich sah die
Schienen im Widerschein des Mondes
vor mir aufleuchten. Wir rasten! Wir
rasten! Ach, ich sühlte sie von
neuem, jene Erregung bei der Schnei-
ligkeit, die die Gewohnheit einem »er- '
gissen macht! Der Zug fuhr wie ein
Blitz an einem kleinen Bahnhof vor- I
über. So schwindelhaft rasch sein
Lauf auch war, hatte ich dennoch Zeit
gehabt, in einem Bureau ans dem
Bahndamm einen Beamten zu bemer
ken, der neben dem Telegraphenappa
rat eingeschlummert war. Eine oder
zwei Erschütterungen auf der Dreh-!
Scheibe, das Klappern der Signale,
der von dem durcheinanderlaufenden
Schienen bestrahlte Weg, plötzlich
breiter, dann wieder enger...ein rie
fer Einschnitt, und von neuem die
Fahrt in die finstere Nacht hinein.
Dann schössen wir im
lauf in den Tunnel hinein... Noch !
eine freie Strecke. Jetzt wußte ich, wo
Diesmal entgleisen wir. In zwei
Minuten sind wir an einer so schar
fen Kurve, daß unsere Rädernd« die.
springen werden...
Ohne Zweifel wollte unser guter
Gott nicht, daß es schon da geschähe
...Die Maschine, der ganze Zug
neigte sich zur Seite... Die Schienen
kreischten unter den abspringenden
Rädern... und wir fuhren weiter!
... Aber meine Ruhe währte nicht
lange! Wir waren soeben an einem
Bahnhof vorübergerast, als ich etwas
erblickte, was mir die Haare zu Berge
stehen ließ: Die Signalscheibe war
geschlossen. Der Weg, aus dem wir
weiterfuhren, war nicht frei...
Daß ich von diesem Augenblicke an
nicht wahnsinnig geworden bin, be
greife nicht. Haben Sie
eines Mannes vorgehen kann, der auf
eine IlX) Kilometer die Stunde fah
rende Lokomotive gebannt ist und der
davon in Kenntniß gesetzt wird, daß
ihm ein Hinderniß den Weg ver
sperrt? ...
Wenn Du nicht den
Zug anhältst, wirst Du mit allen, die
darin sind, zerschmettert werden! Es
ist nur eine einzige Bewegung nöthig,
' die einfache Bewegung, die Hebel zu
ergreifen, die sich fünfzig Centimeter
von Dir entfernt befinden ... Aber
diese Bewegung wirst Du nicht aus
-5 führen. Du kannst sie nicht machen ..
und Du wirst alles sehen ... Du
wirst dem Drama beiwohnen... Du
wirst diese Todespein erleben, die
hundertmal schrecklicher ist als alle
Todesarten: den Gegenstand, auf
welchem Du zermalmt werden wirst.
zu sehen ... ihm entgegenzulaufen!
Ich wollte die Augen schließen...
Ich konnte es nicht. Es war stärker
als alle». Ich mußte Hinblicken ..
Und ich habe gesehen, ja mein Herr, >
ich habe gesehen! Ich errieth das Hin
derniß, bevor es erschien. Bald war
kein Zweifel mehr übrig...Es war
ein verunglückter Zug, der den Weg
versperrte.
Ich unterschied seinen Schatten
und seine Hinteren Lichter! Es nayte
... Es nahte... Weiß ich, weshalb
ich brüllte: „Zu Hilse! haltet auf!"
herte sich...
Alles, außer dem Kopfe, war todt
in mir. Und der lebte durch das
schreckliche Leben meiner Augen, die
in die Nacht hinaussahen, meiner
Ohren, die alle Geräusche durch das
Schnaufen der Räder hindurch wahr
nahmen, meines Willens, der mir
thörichte Befehle zuschrie, wie ein Be
fehlshaber, der seine Soldaten vor
einer gänzlichen Niederlage bewahren
will.
Es nahte! Nur noch fünfhundert
Meter... nur noch dreihundert ....
Schatten liefe» über den Weg ... nur
noch hundert Meter, wie ein Blitz ...
Es war das Ende.. der Zusammen
stoß ... das Schlachthaus ... die Ber
haufen zu mir gekommen.
Schreckensrufe durchdrangen die
Nacht. In den Feldern unterschied ich
Leute, die mit Laternen herbeiliefen,
andere, die Verwundete aufhoben...
Und Schreie..und Thränen...
Ich sah und hörte alles. Ich litt
nicht. Ich dachte nicht...lch rief
Zwischen zwei Ballen hindurch, die
sich über meinem Kopfe kreuzten, so
nah, daß ich ein Stückchen des sehr
ruhigen, wolkenlosen Himmels sehen
konnte, an dem ein ganz kleiner, kla
rer, schöner Stern zitterte..."
Heranwachst»»? Söhne und
Töchter.
Die Mutter hat heut- der jungen
Generation gegenüber einen schwere
ren Stand als sonst. Leicht ist es
nie gewesen, gegen die Flegeljahre
der Knaben und gegen die Sturm-
und Drangperiode der Jugend über
haupt anzukämpfen. Allzu große
Schroffheit richtet nur Schaden an,
mehr als ein scheinbares Gehenlas
sen der Dinge. Es ist nur nöthig,
daß Mutter und Vater eines Sin
nes sind, und zwar nicht mit dem
Mantel der Liebe alle jugendlichen
Streiche bedecken, sondern in liebe
voller Strenge immer wieder die
Richtschnur vorzeichnen, nach der ein
Mensch zu leben hat, wenn er ei
nen geachteten Platz einnehmen will.
Die Autorität der Eltern steht heute
nicht mehr so unantastbar da, weil
in vielen Fällen die Kinder „mehr
gelernt haben."
Wer von den Jungen aber nun
etwa glaubt, daß Wissen allein
glücklich mache und zum Fortkommen
nöthig sei, ist in einem großen Irr
thum befangen. Der wahre Er
folg knüpft sich gerechterweise nur
an ein Wissen, das mit einem gu
ten Charakter vereint ist. Alle an
deren Erfolge sind von kurzer Dauer.
Kluge Kinder, die ihren Eltern in
Bildung und Wissen voraus sind,
setzen an Stelle der Autorität die
Pietät. Schon durch größere Le
benserfahrungen haben die Alten ei
' nen Vorsprung gegen die Jungen.
Geduld kann hier beiden Theilen
gepredigt werden. Geduld und
sieht! Bedächten Söhne und Töchter,
wie schwer es ist, die ersten Lebens-
T»,lllgc Papageie,,.
In Danzig besaß vor Jahren ein
Kornhändler einen Amazonen-Papa-
Käfig hatte und mit anhörte, wie die 5
Arbeitsleute sich Abends beim Fort
rückfliegen. Da diese mit brennenden
Lichtern besetzt war, sah das Thier,
in diesem Falle vernünftiger als die
Menschen, daß «s mit seinem gewalti
gen Flügelschlag leicht Unheil anrich
ten lönne. und verweigerte daher an
fänglich den Flug. Aus wiederholten
Befehl entschloß der Kakadu sich end
lich dazu und flog sicher und elegant
auf seinen Ständer. Dort angelangt,
sckiüttelte er sich und sagte mit be
dächtig'.! Miene ganz deutlich: „Uff,
das war 'ne Leistung!" Eine volltom
lvenig zur Erheiterung der Tischge
j s-llschast beitrug.
Tie zärtliche Gattin.
Begreifliche Verwun
derung. Ed« (auf einen start an-
Ei» gutes Geschäft.
hat!"
Ihr« Hilfe in Anspruch genommen
zu haben." Junger Arzt! „O
doch neulich bekamen Sie am
klopft
Sommergast: Aber, Frau Wirthin, Sie bringen ja ein ganzes
gebratenes Huhn? Ich habe doch nur ein halbes bestellt!
Wirthin: Ja, sehn's halbe stechen wir net ab.
Naiv. Schriftstellersgaltin
er mir ein neues Kleid kaufen müs
sen! „Das Mädchen haben Si«
natürlich sofort herausgeworfen?"
! hältst du das für Wahrheit? Ru
! b« bei der Löwenjagd in Afrika im-
menses Glück gehabt! „„DaS
stimmt! Auf der ganzen Reis« ikt ihm