Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 06, 1911, Image 6

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    Nänberlirbt.
Die Leute umstanden pochenden
Herzens einen dicken Menschen, der
-mit altaeiibter Fertigkeit die Trom
mel rührte. Das war d«r Komi
jatspandur Tschika Pero.
Er las den Aufruf des hohen I. k.
HeneralatskommandoS. der tausend
dulden Konventionsmiinze versprach
jedem, welcher den k. k. Komman
den über den abgemeldeten Maxim
Sojanitsch, auf die Kriegsartikel eid
lich verpflichteten Geineinen des Ba
ual-Grenzregimentes No. 2. eine solche
Auskunft zu geben vermöchte, daß in
folge derselben die Ergreifung des
flüchtigen Deserteurs thatsächlich er
folge; ingleichcn Jedermann, der ob-
H«meldeten Maxim Bojanitsch todt
oder lebendig in die Hände eines t. k.
Kommand'os einliefern würde.
Tschika Pero ließ seine Blicke über
die Meng« schweifen, als warte er,
daß einer vortrete, die tausend Gul
den zu verdienen. Da es Niemand
that, versorgte er die Schlägel und
fchulterte sein Instrument, um in der
nächsten Gasse wiede' zur Einlieferung
des obgemeldeten Maxim Bojanitsch
Tschika Pero hat heute alle Hände
voll zu thun. An die dreihundert
Leute muß er aus der Komitatskanz
llei hinauswerfen. Alle sind „nx
jZen der tausend Gulden" melden ge
kommen. daß sich Maxim im Papuk
bei Wotschin aushalte. Als ob man
das nicht schon lange wüßte!
Räuber sein war damals in Sla
vonien nicht schwer. Ein Wald von
<Zichenriesen bedeckte das Land. Bon
Esseg bis Agram brauchte man nicht
ous seinem Schatten zu treten. Ein
Eichhörnchen tonnte von der Drau
zur Sawe kommen, ohne den Boden
zu berühren, immer von Ast zu Ast.
Nur die Reichsstraße zog eine zwan
zig Klafter breite Schneise durch. Die
Dörfer, die Pußten, die Felder, Wein
berg« und Obstgärten, die Wiesen
und Städte, die Mühlen, Schlösser
und Kapellen das waren alles nur
Inseln in dem großen, finsteren Meer.
Wenn es auf die k. t. Kommanden
angekommen wäre Maxim lebte
noch heute oder er wäre in frischer
Waldesluft an Altersschwäche gestor
ben. Seine edle Seel« aber hätte im
Jenseits wahrlich keine Langeweile
empfunden im Jenseits, wo sie von
ollen jen«n erwartet wurde, die
Maxim dahin vorausgeschickt hatte,
6?s da sind: der Kaufmann Athana
sius Roditsch aus Mitrowitza, der ei
ner Base Maxims das Haus über
dem Kopfe gepfändet. Maxim er
»vürgt« ihn dafür. Doktor Abra
ham Grün aus Daruwar, d«n Ma
xim, als Mönch verkleidet, abholte
und knapp vor dem Orte niederschoß,
Hveil der Doktor einen verwundeten
Genossen Maxims nicht hatte kuriren
können. Graf Ante Djakowitsch, der
Maxims Geliebte Maritza bereden
wollte, den Räuber zu verlassen und
zu ihm auf's Kastell Jwangrad zu
kommen. Ein« Woche später weilte
Graf Ante nicht m«hr unter den Le
denden.
Räuber sein ist auch schwer. Von
Luft, Wild, Liebe und Rache kann
man nicht leben. Man braucht auch
Geld und Brot. So setzte Maxim
die Straß« nach Poschega in
Kontribution, und der Oberge
span von Poschega schickte um
H-lfe nach der Festung Alt-Gradiska
an die Grenze. Es kamen nicht zehn
«der Soldaten, wie früher so
oft, sondern gleich zwei Bataillone
-vuf Räuberkommando. Oberst Wuko
tvitsch, ein wahrer Wolfssohn, war
ihr Führer.
Maxim hatte schlechte Zeiten. Der
Di« Dämmerung hielt ihre schwar
zen Arme zum Abendsegen übers
Thal gebreitet. In weitem Halbkreis
vm Maxims Schlupfwinkel brannten
die Feuer einer dichten Postenkette.
Maxims Rücken deckte der zerklüftete
Fels, den morgen sechshundert Mann
besteigen werden, um das Tausend
.Was Iknin wir jetzt?" fragt sie
.Schweig und bleib!"
Sie wickelt das Kind in ihren Pelz
und weint von Neuem.
Maxim Bojanitsch aber horcht und
späht in die Nacht. Zu dem Werke,
das er vollbringen will, ist's noch
nicht Zeit.
Das Kind beginnt sich zu regen.
„Stopf ihm doch das Maul!"
„Ich weiß, Du bringst es heut«
noch um!" jammert si«.
„Dummes Ding!"
Ein leichter Schimmer der
Mond will ausgehen. Es ist Mitter
nacht.
'„Gieb mir das Kind, Maritza!"
„Du thust ihm was!"
„Ja, wenn Du's mir nicht willig
giebst!"
Er nimmt es und bettet es auf
ein Lager von Laub. „Sei ruhig.
So lang ich lebe, darf Niemand das
Kind berühren. Du gehst jetzt ge
radenwegs nach Jwangrad und be
schaffst dort Munition um jeden
Preis. Noch in dieser Nacht mutzt
Du dort sein. Dann versteckst Du
Dich beim Schweinehirten und bist
morgen am Abend eine Viertelstunde
lawina. Hörst Du? Morgen am
Abend. Ich komm Dich holen. Aber
halt reinen Mund auch gegen die
besten Freunde."
„Und das Kind?"
„Sorg nicht. Ich nehm es mit!"
„Nein, laß michs nehmen."
„Du kannst das Kind nicht schlep
pen. Ich schwöre Dir, ich nehm es
mit mir."
Sie zögert. Er hat wohl recht.
Si« muß zu Fuß gehen, und er
das weiß sie er wird reiten. Und
doch und doch sie geht nicht
„Gut," sagt er, „dann bring ich
das Kind gleich hier um!"
„Und ich Dich!"
„Ueberlaß das denen dort unten.
Es nützt ihr kein Parlamentiren.
Er geleitet sie an den andern Aus
gang der Höhle, und sie verschwindet
leise in der tückischen Nacht. Noch
einmal kehrte sie um, um seinen Eid
zu hören. Er schwört ihn.
Als er Maritza in Sicherheit weiß,
rollt er ein paar Steinblöcke an den
Höhlenrand und läßt sie in die Tiefe
poltern. Im Lager unten entsteht
Bewegung und Lärm. Di« müden
Wachtfeuer lodern auf.
Das Kind! Das verdammte Kind!
Aber er nimmt's doch auf den Arm
und entschlüpft durch den andern Höh
lenausgang, von dem auch Oberst
Wukowitsch nichts weiß.
Zu Tode ermüdet, zerrissen, ver
wundet hält Maritza an der Thür
eines bewährten Freundes, des Schmie
des von Mikleusch. Lang uyd leise,
leise, leise muß sie pochen, ehe es ihr
gelingt, den Mann zu wecken. Denn
Niemand Anderer, als er. darf er
wachen. Er fragt nicht viel und läßt
sie ein. Entkräftet fällt sie auf eine
Bank. Sie muß ausruhen, ehe sie
sprechen kann.
„Pathe, gieb mir Pulver und Blei
für Maxim! Zwei Schüsse hat er noch
und so viel« Soldaten sind gegen
ihn!"
„Pulver und Blei? Gut! Gern!
Wo ist denn Maxim?"
„Halt rein«n Mund und gegen
die besten Freunde!" hat ihr Maxim
befohlen. „Ich darf's nicht sagen!"
hauchte sie.
„Gut auch gut! Allein Du bist
schlaf. E°s ist"drei"u'h/." Ich wecke
Dich dann gegen Mittag . . . ."
„Nein, nein, ich muß sort!"
„Wie willst Du ihm's jetzt gleich
bringen? Da ist wohl Maxim nicht
weit?"
Nacht!"
„Dann folg mir und schlaf
Pulver und Blei findest Du auf dem
Boden unter dem Brett."
schlafend, schlafend ...
Nicht umsonst hat Tschika Pero den
Rauchwolke seines Hauses zu erblicken.
Doch nein, Maritza schläft noch im
mer.
Man weckt sie mit Fußtritten. Als
und zittert. Sie will nichts gestehen.
Als man sie quält, beißt sie die Zähne
aufeinander. Di« Panduren foltern
schweigt.
„Und wenn Ihr mich blendet, sag
ich nichts." Ah für eine Tige
rin, die ihr Junges vertheidigt, sind
di« Panduren doch nicht raffinirt ge-
Sch 'dstht d b ' d d'ck
sammelt. Vorüberfahrende Bauern
bleib«n stehen. Jeder weiß etwas zu
erzählen. Der und jener will den
Maxim gesehen haben. Mit einem
Male haben ihn alle gesehen. Schon
will der Bicegespan streifen lassen, da
meldet ein Mann, auf der Mala-
Pußta sei ein Pferd gestohlen wor
den. Ein anderer hat gegen zwei Uhr
Nachts einen Mann durch Ternowi
traben g«hört
Da blitzt dem Schmied ein Gedanke
auf.
„Er ist in Maslawina," schreit er.
„Ich weiß es, er ist früher auch im
mer hingegangen. B«im Viehhirten
von Moslawina ist er, nirgends an
ders! Ich will gleich meinen Kopf
Doch schnell, schnell Vice
gespan, um Gottes und Christi wil
len, so lang es noch Zeit ist denn
Abends geht er über die Drau nach
Ungarn, so wahr ich athme!"
Sie bestiegen die Wagen. Der
Vicegespan hat angeordnet, daß Ma
ritza mitgenommen werde. Man trägt
die Arme hinaus und wirft sie auf
ein Fuhrwerk. Dann geht die wilde
Jagd wieder an.
Man kommt um zehn Uhr am Vor
mittag in Moslawina an. Fünf
undzwanzig Gewehr« verstärken hier
die Jäger.
Sie werden sich der Koliba des
Hirten auf verschiedenen Wegen nä
zu werden. Am Ende was hat
man davon, wenn der Kerl einem
ein« heiße Kugel durch die Rippen
jagt? Es will jetzt plötzlich die Hälfte
nicht mit. Der Vicegespan be
stimmt sie mit vielen Bitten, doch zu
helfen. Sie mögen außer Schußweite
bleiben, sie mögen sich gut decken,
bloß in die Luft schießen. Es komme
umzingelt, ebenso tief, wie Maritza
geschlafen hat. Auch er ist abgespannt
an jedem Nerv. Er schläft wie
ein Gestorbener, und wirklich in der
vermuthet hat. Und da sich in der
Koliba nichts rührt, stehen die Pan
duren und wissen nicht, was thun.
Näher heran wagen sie sich nicht. Sie
berathen. Am besten wäre es wohl,
den Fuchs aus dem Bau zu locken.
Aber wie? Nun, durch einen Schuß!
Bum!
Die Jäger hinten knatterten drauf
los, wie am Weihnachtsabend.
Maxim Bojanitsch springt auf und
erschrickt.
Mit einem Blick durch die Thür
spalte hat er die Lage erkannt. Sie
kommen von rechts und links. Er
ist allein in der Hütte, d«r Hirt auf
der Weide. Schnell rafft er das
Kind, das Gewehr, die Weidtafche
des Hirten zusammen und setzt über
die Hecke in das Maisfeld. Dann,
wie ein Wiesel, ungesehen ans Drau
user, um den Kahn zu erreichen, der
im Rohr versteckt ist.
Kein Kahn zu sehen! Die Ver
folger haben ihn forttreiben lassen'
Er watet nun in das Schilf hinein.
Seine Verfolger zaghast hinter
drein. Sie schießen. Di« Kug«ln
klatschen ins Wasser. Maxim spart
mit seiner letzten Ladung.
„He! Tragt doch das Weib mit
Euch, dann kann er Euch nichts an
haben!" brüllt einer.
Sie ziehen sich zurück. Er legt
das weinende Kind auf einen Weiden
strunk ihr Kind und die Pi
stole aus der Weidtasche des Gast-
Jndes haben die Panduren das
ohnmächtige Weib herbeigezerrt.
Da sieh! Maritza! Also sie! Sie
hat ihn verrathen! Sie hat die
Meute aus feine Spur geführt!
Er schlägt an und schießt. Vom
Lärm erweckt, öffnet sie eben die Li
der, als er toller Wuth den Säug
ling ins Wasser schleudert.
Es blitzt in ihren Augen. Sie
röchelt noch schwach: „Tödtet ihn!"
Dann sinkt sie um. Für immer.
Er aber schwimmt mit der Kraft.
das ander« Ufer erreichen. Bald ist
er im Röhricht ven Verfolgern ent
schwunden. Er hört Schüsse, ober
Militärs! e cr im Ftuer.
Sin ZulunslSbild.
Der Krieg wa: erklärt, in voller
Einigkeit, wie in den großen siebziger
Jahren des vergangenen Säkulums,
stand das deutsche Volk wie ein Mann
in Waffen, dem Feinde, der Deutsch
land an allen Ecken bedrohte, entge
genzutreten. In den Zeiten der allge
meinen Begeisterung wollten natürlich
die Luftsportleute nicht zurückstehen.
Alle Besitzer von Luftfahrzeugen und
alle Fabriken, die solche herstellten,
hatten ihren ganzen Bestand zur Ver
fügung gestellt. Das Ergebniß war
überraschend. Die Gegner hatten mit
der Thatsache gerechnet, daß die Deut
schen auf dem Gebiete des Lenkbal
lons allen anderen voran sind, und
verwunderten sich nicht darüber, daß
jedem Armeekorps zwei Luftkreuz«r
beigegeben werden konnten; aber über
rascht und erstaunt waren sie über das
beinahe hundertköpfige Fliegerkorps.
Man hatte gedacht, gerade hier ein
Uebergewicht zu haben, aber man hat
te sich getäuscht. W:e aus dem Boden
gestampft' standen die Luftz«uge da,
alle, nur möglichen Konstruktionen,
mit guten Motoren ausgerüstet und
mit richtigen Piloten bemannt...
In dem Rathhause zu F. hatte
den Waldgelände aufzuklären. Aber
die Arbeit ging nur sehr langsam
von statten. Ueberall, wo die lecken
Osfizierspatrouillen einzudringen
suchten, beiamen sie Feuer, an allen
Ecken und Enden wurden den Reitern
mußte vorwärts, koste es, was es
wolle.
„Was meinen Sie, Heiden, >o«nn
Waldgebirge steckt".
ches, „ab«r wollen wir jetzt schon einen
der Lenkballons auf's Spiel setzen?
Ich glaube, wir versuchen es einmal
Befehl, Heiden. Ein Aeroplan klärt
Nothfalle drahtlose Depeschen geben
schast gesetzt. Neben dem Pilotensitz
war die Zeit noch nicht gekommen.
Langsam senkte sich die Nacht her
nieder. blutigroth färbten die letzten
zu seinem Mitfahrer, einem jungen
Generalstabsoffizier. Dieser gab kein«
Antwort, schweigend ordnete er seine
der vom Rotationsmotor herrührt, ist
„Flugzeug No. 6 startet," befiehlt
der Offizier. Holzmann und fein
fluge von den staunenden Leuten be
wundern lasse. Die Gefahr ist nicht
viel größer. Seine geübten Ohren
liches Zischen, dem ein metallischer
Klang folgt. Merkwürdig, der Mo
tor arbeitet unregelmäßig, er scheint
Wie auf Kommando sehen sich die bei
den Männer im Flugzeug an; es ist
ein vielsagender Blick, den sie wechseln,
wie ein gehorsames Roß setzt
der Apparat an. Di« Menschen auf
dem Aeroplan fühlen förmlich, daß es
hörbar wird, es ist etwas Schreckli
ches, so im Ungewissen z» s«in. Was
werden vie nächsten Momente brin
gen? Unwillkürlich schaut sich d«r Pt
iot nach seinem Mitfahrer um, aber
der hat scheinbar die Gefahr schon
längst vergessen. Aufmerksam schaut
er nach unten. Dazwischen sucht er
auf der Karte und zeichnet dort
Die kurzen F«uerscheine werden sel
tener, ein breiter Fluß schlängelt sich
durch ziemlich flaches Land, die Wald-
Hügelkette ist passirt. Der Geueral
stabsoffizier stößt den Piloten an, mit
einem Lächeln, wie Holzmann es noch
den sollte. Rasch ist das Seitensteuer
gestellt, die Kurve erfordert die voll«
Aufmerksamkeit des Fliegers. Schon
wieder macht sich der Offizier bemerk-
lem Halse, reib! sich die Hände und
giebt ?as Zeichen, zu landen.
Holtmann will ihm begreiflich ma
chen. daß er sich mit dem 'Flugzeug
>ioch ganz gut halten könn«, der Mo
?a. außerdem befinden sie sich erst drei
Stunden in der Luft, also eine Lei
stung, die im Frieden nicht angestaunt
Der Offizier schreibt auf eine
Meldekarte: „Landen Sie! Aufgab«
Alw landen! Die Aufgabe ist erlt
lvirklich nicht gefährlich!
Langsam im Gleitfluge geht der
Aeroplan zur Erde, ein freier Platz
zum Landen ist gefunden, noch eine
Minute, der Apparat schießt über die
Erd« hin und st«ht dann still.
„Wo sind wir?" fragt Holzmann
nun den Offizier. Es ist das erste
Wort, das sie wieder seit ihrem Start
wechseln, denn eine Unterhaltung
während der Fahrt ist durch das Mo
„Bei den Unfrig«»! J«denfalls so
hlen Nähe des Armeekorps!"
Kaum ist die Auskunft gegeben,
I wird es in der ganzen Umgebung
lebendig. „Wer da!" ruft die kräf
tige Stimme eines strammen Grena
diers. Der Generalstäbler antwortet
kurz. Offiziere aller Wasfengattun-
und Gratuliren.
Selbst der Kommandirende läßt es
sich nicht nehmen, die kühnen Luftfah
rer zu beglückwünschen.
„Ich glaubte schon, Sie nicht mehr
zu sehen," sagt er, „das war ja die
reine Schlacht, die gegen Sie geschla
. gen wurde. Der andere Apparat ist
in unserer Borpostenlini« niedergegan
gen, und zur selben Zeit, als ich die
Meldung von seiner Landung bekam,
ging dort der Hexensabbath los. Un
aufhörlich rollte der Kanonendonner,
und die Kavallerie meldete, daß Sie
auch von Infanterie beschossen wor
den sind."
„Gemerkt haben wir wenig, nur
zweimal schien es so," antwortete
Holzmann. „Der Flug war nicht
leichter und nicht viel schwerer wie ein
Friedensflug. Jedenfalls gab es in
meinem Fliegerleben schon schwierigere
Momente als heut«. Daß wir be
schossen wurden, merkten wir kaum,
denn der Knall der Schüsse und das
Pfeifen der Geschosse würd« von dem
' Motorgeräusch und dem Surren des
Propellers übertönt.''
»Und die Ausbeute ist gut," bemerkt
der Offizier jetzt. „Exzellenz werden
zufrieden sein."
Dem ersten Kundschafterfluge folg
ten noch viele im Laufe des Krieges.
Der Zugrevisor Fritz Beimler, ein
sehr fideler und auf allen Stationen
seiner Strecke wohlbekannter Herr, ist
eben am Frühmorgen mit dem ersten
Zug in Neuselhen eingetroffen, wo er
sich schleunigst in das Bahnhofsrestau
rant begibt und an das Buffett tre
tend, dem verschlafenen Kellner zu
ruft:
„Franz, schnell etwas Genießba
res !"
„Belieben der Herr Revisor Kaf
fee?" fragt der dienende Geist.
„Nee, nee, keinen Kaffee," erwidert
der Revisor. „Etwas Saures, mein
Sohn. War 'ne etwas schwere
Sitzung gestern abend und habe hölli
,Verstehe," entgegnet verständniß
nißinnig schmunzelnd der Kellner, auf
einen deutend, auf dem eine
den kenne ich. Ganz alter Bursche!"
„Aber bitte, Herr Revisor," erwi
dert mit erheuchelter Gekränktheit der
u"d "Jh dl G y
Und dabei deutet er auf die große
Schwanzflosse des Thieres, die felt
„Nicht wahr, komisch?" fähr! Fritz
Beimler fort, sich sichtlich an dem Er
staunen des Kellners weidend, der
„Was bedeuiet denn das?"
„Das bedeutet," antwortet der Re
wirklich aus dem Faß keinen Ge
knipsten!"
Tie Seele.
Zum Michel, der im Sterben lag,
Kam der Herr Pfarrer jüngst und
sprach:
»Ihr müßt verlassen diese Welt;
Habt Ihr auch Euer Haus bestellt?"
„Herr Pfarrer," dieser replizirt,
.'S ist alles bestens regelirt:
Der Weezen und das Korn sein rein,
Kardosseln, Hafer schdehen sein,
'S herrscht beste Ordnung überall '
In Hof und Scheine, Haus und
Schdall.
Das Gut und, was so d'rum und
d'ran,
Und noch ä hibsches Simmchen dann
Laß ich zurick dem S°bn und Erben.
Herr Pfarrer, ich kann ruhig sterben,"
..Mein lieber Michel," dadrauf spricht
Der Pfarrer, „nein, so mein'
nicht!
Eins ist es. was mir Sorge macht:
Habt Ihr der Seele auch gedacht?"
'Drauf Michel spricht in schwachem
Ton:
„Herr Pfarrer. Seele*) hab' ich schon;
So sechzig Schock hat ich 'r liegen.
Ich denke doch, das wärd geniegeti.
*) Seile zum Garbenbinden.
Zu viel zugemuthet.
Rechtsanwalt: „Ich habe
Dienstmädchen halten!"
Klientin: „Der Mann spricht
wie der Blinde von den Farben.
Ohn« Dienstmädchen müßte ich ja
Rechtsanwalt: „Wieso?"
Klientin: „Na, soll ich, w^S
MilchhLndler zusammenborgen?"
Sein Wunsch.
Du, Moritz, wenn ich erst mache
bei der Losung d«n Haupttreffer, ich
glob', mich möchte treffen vor FreiSe
der Schlag.
Ich soll so leben, als ich dir'S
möchte vom Herzen vergönnen.
Variante.
So mancher kam rasch an sein Ziel,
Er dachte nichts und wurde viel;
Und mancher, der stets viel gedacht.
Hat's ewiglich zu nichts gebracht.
Ein Heller Junge.
Mutter: Miixchen zeig' doch mal
dem Onkel Doktor, was du alles
schon kannst! Wie heißen denn die
kehrt hersagen?
Max (sich umkehrend): Ja, Onkel
Doktor, Januar, Februar, März,
gesetzt?^