Schiffblllch im gase«. (17. Fortsetzung.) 20. Kapitel. Es war am anderen Tage. Hans wäre gern schon gestern in die Stadt gefahren, aber Annette hatte so sehr gebeten, es doch für heute zu lassen, daß er nachgegeben, um sie nicht zu reizen. Nun stand er vor der Garage, neben dem Chauffeur, der an der Maschine herumbastelte. „Na, hören Sie, alle heilige Zeit will ich einmal ausfahren und dann geht der Kasten nicht! Da kann ich wohl einspannen lassen?" „Verzeihen Sie, Herr Baron, eben weil die Herrschaft so selten siibrt, kann ich nicht so leicht einen Fehler wahrnehmen. Der Mechaniker sollt« übrigens schon gestern kommen, d:e Leute lassen sich immer Zeit!" „Gut. gut, ich werde mit dem Wa gen zur Bahn fahren!" „Der Mechaniker kann jeden Au genblick da sein, ich habe schon in der Frühe telegraphirt!" „Das dauert mir zu lang, ich fahre mit dem nächsten Zug!" „Es ist wirklich nicht meine Schuld, Herr Baron —" „Ja, ja, es macht auch weiter nichts!" Hans trat in das Stallgebäude, um dem Kutschet seinen Auftrag zu geben, dann schritt er langsam gegen den Park zu. Vor dem breiten Buschwerk, das den Pavillon ver deckte, blieb er stehen und sah nach Annettes Fenster hinauf. Sie schlief wohl noch. Er stieg die Treppe zur Terrasse hinauf, durchschritt den gro ßen Speisesaal, trat auf den Korri dor hinuus und ging hinüber'zur Treppe, die ins Vestibül führte. Da blieb er stehen und lehnte sich über das Geländer. Eine ganze W«i>e. Endlich ging er die Treppe hinunter, langsam und immer spähend. Jetzt konnte er die Thür sehen, die in El ses Zimm-r führte. Wieder blieb er stehen. Warum öffnete sich die Thür nicht! Er nagte an der Unterlivve, unschlüssig, was er jetzt beginnen sollte. Die Ungeduld, deren er nicht Herr werden konnte, drückte sich in feinen Mienen nur zu deutlich aus. Er tonnte doch nicht ba Ehren. Herr Baron und denken Schlüssel. Ich hab' ihn auch gleich zu mir zeslcctt. um ihn Ihnen schritten auf den Pavillon zu. „Da will ich mich heute Abend hier umkleiden und komme durch die kleine Thür in zehn Minuten zu Ih nen! Ich werde gleich alles zurecht machen, auch mein Gewehr!" Si« traten in den Pavillon, in dem nun rings an den Wänden Woffenschränke standen. In der Mitte befand sich ein großer vierecki ger Eichentisch, aus dem ein großer schmiedeeiserner Leuchter stand. Schwere Eichenstühle waren rings herumg«stellt. „Fein sieht's da aus, Herr Baron! Und sehen Sie, die Hirschgeweihe an den Wänden machen sich ganz gut!" Penzler nickte wohlgesällig mit dem grauen Kopfe. „Wär' doch nicht recht gewesen, die alten Burschen von da w«gzuthun!" ! Hans war an einen der Kästen ge treten. Jetzt wandte er sich gegen Penzler. Ohne auf dessen letzte Worte zu achten, sagte er: „An der Doppelflinte muß was nicht in Ordnung fein, H«rr Penz " dch ' lsh Herr Baron Sie haben aber heute k«ine ruhige Hand, Herr Baron fapperment, Sie zittern ja?" ' „Das Alter, lieber Penzler!" Ab und zu sah Hans unruhig nach dem Fenster, ihm war, als müs se Else einmal sichtbar werden. Penzler untersuchte inzwischen die Doppelflinte. „Ich will die Posten herausneh men, Herr Baron!" „Ach, lassen Sie doch brauche ich sie heute Abend nicht zu laden! Ich nehm' sie doch noch einmal mit! Ein letzter Versuch!" „Ich kann auch nichts finden, Herr Baron funktioniert ja alles —" „Na, um so besser!" Penzler lehnt« die Flinte gegen das Holzgetäf«l. Hans trat in den kleinen Neben raum, der ihm als Ankleideraum vor seinen Pirschgängen diente. „Also um neun Uhr, Herr Baron —" rief Penzler ihm nach. Lch gehe jetzt! Wenn Sie später kommen, finden Sie mich auf dem Posten. Sie wissen ja, an der Rothtann« vor bei und dann links bis zu dem großen Ameisenhaufen. Von da km bei, Sie kaum noch zweihundert Schritt!" ° „Ach Gott, ich weiß doch. H«rr Penzler!" rief Hans durch die offen stehende Thür heraus. 'Penzler war es. als klängen die Worte recht un geduldig. Er stand noch «ine Weile, mit vorgeneigtem Kopfe nach der iThiir horchend, dann sagte er: „Gu ten Morgen, Herr Baron!" und ver ließ den Pavillon. „Der arm« junge Herr!" dachte er, während er tiekc in den Part hineinschritt und un willkürlich den Kopf schüttelte. Ihm war ja auch schon manches zu Oh ren gekommen von dem, was die woran ja leider doch immer ein Körnchen Wabrheit ist. Der arm«, junge Herr! Wie heiter und fröh lich der gewesen war! Und jetzt? Von Tag zu Tag wurde es ärger mit ihm! Bald nach dem alten Penzler ver ließ auch Hans den Pavillon. Vor der Thür blieb er einen Augenblick stehen und reckte sich, den Kops ein wenig ins Genick werfend. „Ah!" War wirklich zum erstenmal in sei nem Leben das rechte Sehnen über ihn gekommen oder tobte es nur so in ihm, weil er an der goldenen Kette zerrt«, die ihn hielt? Er muß'e sie zersprengen, mußte! Der Ge danke an die Selbstquälereien, mit der sich Else sicher peinigte, erregte ihn maßlos. Hastig lies er dem Hause zu. Wieder schritt er spä hend durch die Korridore. Vielleicht war sie j«tzt schon bei Anne! Lang sam, zögernd näherte sich Hans dem Zimmer seiner Frau. An der Thür verweilte er noch einen Augenblick, bevor er leise öffnete. Und hier vor der Thür erfaßte ihn plötzlich hefti ge« Mitleid mit der Frau, die chn geben hatte. Und jetzt sein Dank Hans sträubte sich gegen> diesen Ge danken! Nein, er war nicht undank rissen? Und doch und doch das Mit leid! Er würde nie den Muth ha ben, vor sie hinzutreten und ihr die Kr athmete erleichtert auf und öff nete die Thür. schvnes, reiches Haar bürsten. Sie sah frischer aus als seit langer Zeit. Der mißtrauische, gräuliche Zug schwunden zu sein. „Na reisefertig?" rief sie dem der ihren und sah ihn forschend an. „Du siehst blaß und müde aus, Hans!" „Ach, bewahre!" „Doch! Nicht wahr Käthe, cr sieht schlecht aus!" wandte sie sich unruhig an das Mädchen. „Wenn Sie sich unterstehen, „ja" zu sagen!" rief Hans mit gewaltsa mer Munterkeit. „Adieu, Annett«, verbringe den Tag angenehm!" „Du willst also wirklich in die Stadt?" „Ich denke, das ist abgemachte Sache?" Hans zupfte merklich ner vös an seinem Schnurrbart. „Ja. ja, gewiß aber ich meine „Quäle Dich nicht unnöthig, An nette, ich fühle mich vollkommen wohl! Wenn Du noch weitere Ver sicherungen willst, versäume ich den Zug!" Hans sah aus die Uhr. „Fährst Du denn nicht mit dem Auto?" ' l k put!" „Wann kommst Du denn zu rück?" „Ich weiß nicht, Ann« keines falls warte mit dem Abendessen vielleicht wird's spät, dann störe ich Dich nicht, sondern schlafe im Pavil lon! Adieu!" Er hatte hastig gesprochen, rasch ihre Hand an die Lippen gezogen und war dann hinausgeeilt, wie um ihr.gar keine Zeit zur Entgegnung zu lassen. Käthe, die jetzt einen Zornes ausbruch ihrer Herrin erwartete, war höchlichst erstaunt, als Annette lä chelnd den Handspiegel näher an ihr Gesicht zog und gar nicht irritiit schien. „Käthe, wissen Sie noch, wie ich vor drei lahren das Haar trug?" fragte si« dann leichthin. „Glauben Sie, daß mir die Fri sur heute noch stände?" Bei nahe angstvoll klang die zögernde blüsft, aber zugl«!ch so froh über die daß sie eifrig sagte: „Wie komisch die Frau Baronin Freude üb«r ihr Gesicht. „Also rasch, Käthe wir wollen's versuchen genau so, wie vor drei Jahren." Gesicht umgab, forschte Annettes Blick lust der alten Annette Lublinska! ausschließlich von einetn Gefühl be herrschen lassen! Der Mann dankte es ihr nicht und sie ging daran blieben! Und jetzt dieses tolle Bet klar sieht! Auf Stramitz soll's wie- Nein, nein, sie ist nicht alt! Nein! Toll ist sie gewesen, verrückt! Aber nun ist'S vorbei, nun hat sie ihre Vernunft wieder! Lydia wollte ihr Gott sei Dank! „Warte nur, Hans >ann freudiger lieben, mein Hans, mein Geliebter!" In frohester Laune ließ sich An «in mattlila Wollkleid gewählt, daS, sen Teint einen warmen Schimmer verlieh. Es umfloß weich ihre Ge stalt und verhüllte diskret die Fülle, ilber die sich Annette so sehr grämte, «nd die doch nicht hintanzuhalten ge wesen war in der Zeit der Rekonva keszens. Das glänzende Haar, das sich so dicht über die kleinen Ohren legte, ließ sie wirklich jünger erscheinen, und der bewegte Glanz der Augen verlieh dem Gesicht einen frischen Ausdruck. Ganz glücklich stand Annette vor dem Spiegel. Aber dann begann sie nachzudenken. Wie sollt« sie es ma chen! Die geheime Zusammenkunft mit Wessel erschien ihr auf einmal als etwas Ungeheuerliches. Sie wurde plötzlich von Angst erfaßt. Wenn trotz aller Vorsicht Wessel gesehen wurde! Pendler und auch Käthe kannten ihn doch, auch der Gärtner würde sich seiner erinnern! Aber vor allem Else! Si« kannte Wessel wohl nicht, aber sie war doch im Hause, es mußte ihr auffallen, wenn si« sie absichtlich fernhielt! Und einweihen konnte sie das Mädchen doch nicht! Wenn Hans davoj, ersuhr! Annette dachte angestrengt nach verzichten wollte sie nicht darauf. Wessel zu sehen nein jetzt wollte sie was? Sie gab sich darauf keine Antwort, beruhigte sich aber damit, daß es jetzt ja auch zu spät war, zu telegraphiren und wen hätte sie mit der Depesche schicken sollen! Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. Sie klingelte nach Käthe. Als das Mädchen eintrat, befahl Annette: „Rufen Sie Fräulein Else!" Wenige Minuten später stand Else vor ihr. „Frau Baronin wünschen?" „Ja, Else, was ist Ihnen denn, sind Sie krank?" rief Annette ehrlich erschrocken und starrte Else betroffen an. Das sonst so starke Mädchen hatte jeden Halt verloren dadurch, daß ihr ihr angstvoll gehütetes Geheimniß entschlüpft war. Ihre gerade Naiur wehrte sich gegen die Rolle, die sie jetzt zu spielen gezwungen war. Hun dertmal in der schlaflos verbrachten Nckcht hatte sie sich vorgenommen, das zu thun, was sie allein für das Rich tige hielt: Annette die Wahrheit zu gestehen und dann das Haus zu ver lassen. Den Kampf zu Ende führen mußte Hans, ihr aber fiel es zu, die Ent scheidung herbeizuführen. Aber dann war doch wieder die Angst über sie gekommen. War es denn möglich? Sie sollte vor An nette hintreten, die sie freundschaft lich und voll Vertrauen in ihr Haus genommen, und ihr sagen: ich liebe Ihren Mann und er liebt mich geben Sie ihn frei, damit wir glück lich werden! Das wollt- sie doch! War das nicht Wahnsinn? Und durfte sie überhaupt Hans zu einer Entscheidung drängen? Ihr nüchter ner Verstand zeigte ihr auch jetzt voll brutaler Grausamkeit alle Möglich keiten, die sich «rgeben konnten, ohne daß es ihr gelang, sich zu einem Ent schlüsse durchzuringen. Einfach heim kehren und hier Alles Hans überlas sen so natürlich der Ausweg schien, ihr dünkte er unmöglich. Sie konnte nicht fort von ihm, jetzt noch nicht. Sie mußte abwarten, wie er sich zu der neuen Situation stellen würde. Und die Seelenqual hatte ihrer Physis den Stempel aufgedrückt, sie sah elend aus. Die Wangen blut leer, grünlich-blaß, die Augen flackernd und von schweren Ringen umgeben, die ganze Haltung müde und krastlos. Das Herz schlug ihr bis zum Halse hinauf, als sie vor Annette stand, de ren erschrockene Frage sie kaum ver „Elfe, Kind was ist Ihnen denn?" wiederholte Annette gutmü thig. In ihrer frohen Stimmung that ihr das blasse Mädel leid. Sie trat an Elfe heran und ergriff ihren Arm. Durch die Berührung kam Else zu sich und richtete sich gewalt sam auf. Sie strich sich mit der Hand über die Augen und sagte dann ruhig: „Verzeihen Frau Baronin, ich fühle mich allerdings sehr angegriffen Der Kopfschmerz will nicht aufhören!" „Immer noch Kopfschmerzen? Wie schade!" Else hörte es genau heraus. „Wünschen Sie etwas, Frau Baro nin?" „Nein, nein wenn Sie sich nicht wohlsühlen —" Annette sah Else zwei felnd an. „Bitte, sagen Sie doch, was Sie wünschen?" entgegnete Else hastig. „Ja, eigentlich wollte ich Sie zur Stadt schicken, Else!" „Selbstverständlich fahre ich sofort, Frau Baronin!" sagt« sie ruhig. „Wird Sie's auch nicht zu sehr konnte, weil sie ihn selbst betrifft. In wäre ja gern selbst gefahren, aber da zu fühle ich mich doch nicht träftig genug!" „Selbstverständlich fahre ich, Frau Baronin!" wiederholte Elfe eindring lich. „Oh, es hat Zeit nach dem Mittagessen, Elfe Sie müssen eilen, wenn Sie es anstrengt —" „Ich werde schon trachten, nicht zu spät zu kommen aber Sie blei „Das thut nichts, Else! Ich fühle mich heute so wohl und kräftig. Für alle Fälle habe ich ja Käthe! Sagen Sie doch, bitte, dem Chauffeur, daß das Auto um vier Uhr sertig sein soll, der Monteur wird wohl schon da sein!" Else entfernte sich eilig. Gott sei Dank, sie durfte fort! Diesen Tag, der sie noch so ganz fassungslos fand, den wenigstens durfte sie mit sich al lein verbringen, fern von Stramitz, dessen Luft sie erdrückte . Sie verbrachte den Rest des Bor mittags auf ihrem Zimmer und kam erst wieder zum Vorschein, als der Schall des Gongs zum Mittagessen rief. Annette war lebhaft und auf geräumt. Else fragte sich immer nur, wie es denn möglich sei, daß diese Frau, die sonst so argwöhnisch war, deren beleidigende Art in der letzten Zeit den Gedanken in ihr wachgeru fen hatte, daß sie sie durchschaue, ge rade heute, wo sie ihr als Schuldige sein, diese Annette! Sie konnte-nicht mit den Fasern ihres Herzens in der Liebe zu dem Manne wurzeln, sonst hätte sie fühlen müssen, daß er ihr entglitten war, daß sie kein Recht Während des Mittagessens war Else einsilbig und brachte säst keinen Bissen über die Lippen. aus Ihnen gewor en in das blasse Gesicht des Mädchens, fröhlicher Mensch!" lebhaft. . „Das war doch früher Ihr oberster Grundsatz, Elschen! Sehen Sie, ich eine Zeitlang jetzt ganz anders ganz anders!" Sie brannte sich eine Cigarette an und sog hastig den Rauch ein. nicht rauchen!" bemerlte Else zögernd. „Ach was damit ist's auch Rest! Ihr macht mich ja alt mit Euren ich bin jung, jung, jung ah!" Si« lehnte sich in den Stuhl zurück und schloß die Augen. Ein genuß süchtiger. sehnender Ausdruck lag da bei auf ihrem Gesicht. „Ah!" Sie sprang auf und trat hinter Else. „Da. gucken Sie ein- ganze Liste habe ich Ihnen auf gesetzt. Vorerst gehen Sie zu Hacken schmidt Sie wissen, der große Ju welier in der Bahnhofstraße er soll in den nächsten Tagen heraus kommen und mir Manschettentnöps» und Ringe zur Ansicht mitbringen. Dann lassen Sie sich bitte von der Köchin sagen, was man schicken soll, nächste Woche Sonntag gebe ich mein „Genesungsfest", und ja, zu Beb rens müssen Sie, die Behrens soll morgen herauskommen und mir Mu- und Goldstickereien mitbringen und die neuesten Pariser Modejournale sie muß in acht Tagen ein Meister stück liefern, laß' ich ihr sagen! Aber nun machen Sie sich fertig, Else, sonst wird's zu spät!" Annette schwieg ganz athemlos. Sie hatte das Alles in ihrer alten, leb hasten Art hervorgesprudelt, so daß Else ihr kaum folgen tonnte. Sie hatte den hastigen Redestrom über sich hinbrausen lassen, ohne zu ant worten. Annette war ihr unheimlich. Wußte sie etwas? Oder ahnte sie doch die Gefahr und wollte die Macht Mann festzuhalten? Die widerstreitendsten Gefühle be wegten Elfe, als sie nach kurzem Gruße zur Thür ging. Aus dem Chaos tönte ihr immer nur das Eine deutlich heraus: „Ich liebe ihn liebe ihn liebe ihn!" Und gleich Annette stand an den Tisch gelehnt und sah auf die Thür, die sich hinter dem Mädchen schloß. Sie war jung, diese Els«, ja, und in der letzten Zeit, da hatt« sie gezittert vor dieser Zu sah! Heute, Plötzlich, war das an ders geworden! So frei, so leicht fiihii« si« sich! Nun kam die Ver sie Felix Wessel danken, daß er sich Alles bist, der Dich liebt, dessen Schicksal in Deiner Hand liegt! Wie das wirkt, auch wenn sie selbst lein Annette sah auf die Uhr. Schon sein, Fatal, daß es jetzt noch so lange hell bleibt, dachte sie, beruhigte sich aber gleich wieder. Ah bah wer sollte ihn denn sehen? Annette drückte auf die Klingel, und gleich darauf öffnete Käthe die Thür. „Gnädige Frau befehlen?" „Käthe, trennen Sie von meinem weißen TUllkleid die Volants ab, plätten Sie sie gut und dann garni ren Sie den Rock wieder damit, aber viel weniger reich. Sie können ein fach wegschneiden, was zu viel ist. Aber flink, Käthe, morgen möchte ich das Kleid anziehen!" Käth« verschwand lautlos mit ei nem sehr langen Gesicht. Annette athmete tief auf. Nun hatte sie auch Käthe festgelegt! Dann nahm sie einen hellen Spitzenschirm, der in der Fensterecke lehnte, spannte ihn auf und ging langsam über die Terrasse hinab in den sonnendurch glühten Park. Es war todtenstill. Die schwüle Hitze des Sommertages brütete erschlaffend über dem stillen Park. Nicht ein Windhauch bewegte die Blätter Alles schien zu schla fen. Eine Zeitlang tauchte noch An nettes Helles Kleid zwischen den Stäm men auf, dann war sie in der Tiefe des Parkes verschwunden, wie von weither drang das Knirschen des Kie ses unter ihren Schritten. Kein Laut unterbrach die Stille des Sommer -21. Kapitel. Felir Wessel stand an dem offenen Fenster seines Hotelzimmers im „Habsburger Hos" in Salzburg und sah hinab auf die Straße. Wer ihn im Laufe der letzten zwei Jahre nicht gesehen, würde ihn schwerlich wieder erkannt haben. Der rassige, elegant« Offizier von damals, der mit seiner Uniform verwachsen schien, sah in dem hellen Civilanzuge weder stattlich noch vornehm aus. Das Gesicht grünlich blau mit eingefallenen Wangen und stark hervortretenden Backenknochen, umsproht von einem harten, start angegrauten Vollbart, die Stirn fal tig, wie verwüstet von den heißen Ge danken, die dahinter glommen. Der Ausdruck von Wildheit in den Augen hatte sich verstärkt durch das Unru hige, Flackernde des Blickes, der auch nicht eine Sekunde lang auf einer Stelle haften konnte. Und wie der so drückte sein ganzes Gehaben eine fortgesetzte Unruh« aus. > Er hielt ihn nicht an einer Stelle. Jetzt trat er von dem Fenster zurück und schritt zur Thür, horchte einen Augenblick und ging wieder zum Fen ' ster. Und wieder zur Thür. Jm i mersort. Wie ein wildes Thier im ! Käfig. Alle fünf Minuten sah er nach der Uhr. Er erschrak, so ost er ! draußen auf dem Korridor Schritte hörte, die sich scheinbar seiner Thür näherten. Dabei rauchte er unaus gesetzt, eine Cigarette an der anderen anbrennend. Der große Aschenbecher, der auf dem Mitteltisch stand, ver mochte die Stümpfe kaum mehr zu sassen. Ab und zu griff er nervös Hofe, «inmal zog er sogar ein kleines blitzendes Ding hervor, einen Ta schenrevolver, steckte ihn aber dann hastig wieder ein. Danach segelten immer die mageren Hände mit den stark hervortretenden Adern heftig an den Beinen vorbei und er blieb einen Augenblick stehen. „Ob es nicht das Klügste wäre? Ein leiser Druck des Fingers, ein Knall fertig, Schluß! Das Leben? Pfui! Hol's der Teufel! Wer ist er? keii an das Weib, dem er sich selbst ren, dem er, nur er, den Weg freige macht hatte. Er fuhr sich hastig durch das stark ergraute, dünn gewordene Haar und knirschte mit den starken, breiten Raubthier,ähnen. Die Augen flackerten unheimlicher, die Hände ballten sich zu Fäusten. In diesen Augenblicken, die den Anfällen von ihm auf, gegen ein Ende, «he er sein Ziel erreicht hatte. (Fort letzung folgt.) Boshaft. „So ein „Orden" trägt nesig zur Gesundheit bei!" Für die Küche. , Kartoffel ni" Hl-Flamme» c l. In «in Quart siedend« Milch, dir man nach Bedarf gesüßt hat, quirlt mau Pfund in kalter Milch glatt gerührtes Kartoffelmehl ein und locht unter b«ständigem Rühr«n einen glat ten, ziemlich steifen Brei, den man vom F«uer nimmt und schnell mit dem st«isgeschlagencn Schne« von Z —4 Eiweiß vermischt. dann in eine mit kaltem Wasser gespült« Form schüttet und einige Stunden kalt stellt. Man kann auch, sobald d«r Br«i vom Feuer genommen ist. «inen Lösftl Maraschi no n«bst dem Eiweißschnee damir ver rühren. Gefüllter Kranz. Von 2 Pfund Mehl und I'/> Unzen in Schale einer Citrone und etwas Salz, sich von der Schüssel löst, läßt ihn hinzugefügt. P l Z Gebackene Kalbsfüße. Ei nige Füße von frischgeschlachteter» Kälbern werden sauber geputzt und auf locht man sie beinahe weich m Salzwasser, etwas Essig, Wurzelwert, einer Zwiebel, Citronenschale, Lor beerblätter, Pfeffer und Gewürzt iir von den Knochen, theilt es in größer« oder kleinere Stücke, je nach Belieben, panirt dieselben in Ei und geriebener Lammfleisch mit Erbsen^ röst«! ein« Zwi«bel in dem Fett, hebt daS Fleisch heraus und gibt 2 Eh löffel Mehl in das Fett, rührt es. bis es hellgelb ist, gibt dann 1 Tasse Fleischbrühe und 1 Tasse Wasser oder sonst nur Wasser mit 1 Eßlöffel But ter vermischt zum Fett und Mehl in die Pfanne, würzt mit Pfeffer und Salz und läßt das Fleisch in dieser Sauce fest zugedeckt langsam gar > simmern. Etwa 10 Minuten vor dem Anrichten gibt man 1 große Taffe grün«, eing«macht« Erbs«n, sonst 1 Stunde früher, 2 Tassen frisch« Erb sen, zum Fleisch! wenn sie gar sind,, hebt man das Fleisch aus der Brüh«, die man, w«nn nöthig, noch etwas verdickt und üb«r d«m geschnittenen Fleisch zu Tisch gibt. Schottische Spiegel«i«r Man läßt in einer flachen, feuerfest«» Schüssel Butter zergehen und heiß werden, nimmt sie dann vom F«uer und läßt si« abltihlen. Nun schlägt man so vi«l Ei«r hinein, wi« bequem nebeneinander hineingehen, bestreut si« mit Salz und ein klein wenig weißem Ps«sser, gi«ßt in einer Kasse rolle heiß gemachte braune Butte?' darüber, stellt die Schüssel auf gelin des F«u«r so lang«, bis das Weiß« fest g«word«n ist, und tröpkelt etwas seinen milden Essig über die fertigen Eier. Beefa lamode. Das Fleisch wird gut geklopft, mit kleinen einfin gerlangen, singerdicken Speckstreisen, welche man in einer Mischung von Salz, gestoßenem Gewürz, Majoran, geriebenen Zwiebeln und etwas Ei tronenschale anwendete, durchzogen. In eine Kassnolle legt man dünne Speckseiten, daraus das Fleisch, be gießt es mit brauner Butter, fügt Salz, zwei Lorbeerblätter, Citronen scheiben, etwas Sellerie, zwei Möh ren, eine Petersilienwurzel. eine Po»>- reezwiebel hinzu, gießt 1 Pint Weiß wein oder 1 Quart süßes' Bier und Fleischbrühe dazu, schließt die Kasse rolle fest, verklebt den Deckelverschluh mit Papierstreifen, welche man mit Mehl und Wasser bestrich, und läßt so das Fleisch 4—S Stunden dün sten. Ist das Fleisch weich und von allen Seiten braun, so nimmt man es auS der Sauce, seiht diese durch, gibt sie nebst dem Fleische nochmals in die Kasserolle, gibt auf etwa 5—6 Pfund Fleisch 24 kleine geschälte Zwiebel» dazu und läßt sie gar schmoren. Dt« Sauce wird beim Anrichten entfet tet. mit braunem Mehl und Fleisch brühe sämig gemacht, etwas davon über das Fleisch gegossen, die an dere Sauce in einer Sauceschüssel «igens beigegeben. Gebackenes Kalbsgekrö s«. Das gut g«wasch«ne und geret nigt«, sodann blanchirt« Kalbsgekröfe wird in Fl«!schbrühe kurz weich ge kocht, sodcinn in kleine Stückchen ge schnitten. Aus einem Stückchen But- Löfs«! Mehl, sechs gekehrt und letzteres gut angedrückt. Brot gewendet und in heißem Fett gebacken.