Fräulein Frydensant. Fräulein Frydensant ist unter- Klein und zierlich, lebhaft und lächelnd, mit kleinen, überall hervor flatternden. seidigen Locken, kommt sie oninuthig die Straße hinab geschwebt. Sie geht auf dem holprigen Pflaster, als tanze sie zwischen Eiern. Ihre Schnürstiefel sind aus lachsfarbner Seide, der allerälteste Schuster fertigt sie für sie allein an. Fräulein Fry densant geht nur aus. wenn daS Wet ter lachssarbigen Seidenstiefeln gün stig ist. Leicht und graziös schwebt sie die Straße hinab, nach allen Fenstern grüßend, mit allen Kindern plaudernd «nd voll Entsetzen vor jeder noch so kleinen Katze fliehend. Sie selbst sieht einer so recht verzogenen, kleinen Katze am meisten ähnlich. In der rechten Hand hält sie den Pompadour. Sie umklammert ihn schwarz ledern«» Tiefe verborgen. Für den, der Fräulein Frydensant nicht kennt, ist gar nichts Besonderes hen. Und ihre dünn« Hand preßt sich um die Oeffnung des Beutels, wie ein > Kind einen schleimigen Aal umklam mert. Fräulein Frydensant sieht sich mit einem reinen und milden Blick in der Stube um, ehe sie nach dem Korridor geht. Jetzt ist es, leer, vor dem Schlüsselloch: „Ja, ich glaube doch, ich gehe wieder weg!" sagt sie und streichelt die Hand des Mädchens. „Dann bitte ich vielmals zu grüßen! Und danke für die Marmelade. Sie war gut. Ja, wahrhaftig, das war sie!" ! Das Mädchen hilft ihr die Pelerine umlegen und bindet ihr die Kinn schleife. Fräulein Frydensant sieht sie freundlich an: „Sagen Sie nun Ihren Namen, Sie Kleine, daß ich ihn an einer guten Stelle notiren kann!" Das Mädchen sagt ihren Vorna men, aber Fräulein Frydensant will den ganzen. Denn man ist ja bejahrt, und da ist es am besten, Ordnung in seinen Sachen zu haben. Besonders wenn man keine nahen Verwandten hat. Das Mädche.i muß ihren vollen l Namen nebst Jahr und Tag der Ge burt auf einen Streifen Papier schrei ben, den Fräulein Frydensant dann um den Finger wickelt und später in dem Pompadour verschwinden läßt. „Viel kann es für jeden ja nun nicht werden, wenn itian viele Freunde hat und sie alle bedenken möchte, aber wenig ist heutzutage mehr als gar nichts. Und was für den einen wenig ist, kann für den anderen eine ganze Herrlichkeit sein ... Sie haben vielleicht einen Bräutigam, ja?" Das Mädchen hat einen Bräuti gam. „Sieh! Sieh! Etwas für die Aussteuer ist immerzu zu gebrauchen. Ja, ja, solche junge Leute! ..." Fräulein Frydensant geht die Trep pen hinunter, und das Mädchen starrt ihr ganz verloren nach. Fräulein Frydensant soll reich sein. Die Hausfrau stellt den Verlust fest. Einen silbernen Theelöffel. Einen Silberfisch aus dem siebzehnten Jahrhundert. Einen Flakonstöpsel. Der wenigstens hätte gerettet wer den können. Frau Kämmerer Nielsen hat den guten Einfall gehabt, in dem Geschäft für Wirthschaftssachen ver schiedene Glasstöpsel zu kaufen und die minderwerthigen sowohl in Karaf fen wie in Flakons zu setzen, wenn das Wetter nach seidenen Stiefeln aussah. Aber man war heute ver geßlich gewesen. Aber wie bei dem Justizrath unechte Löffel für Fräulein Frydensant hin zulegen, das war so ein« eigene Sache, man konnte nie wissen, ob es nicht be merkt wird Die Dame des Hauses öffnet den verschlossenen Raum in ihrem Sekre tär. wo sie ihre Lotterieloose und die falschen Zöpfe aufbewahrt, die sie für größere Festlichkeiten gebraucht sonst klatschen die Mädchen auch dar über herum und nimmt ein sest zusammengefaltetes. mit seidenen Schnüren umwickeltes und mit violet tem Lack versiegeltes Dokument her- Jhr voller Name steht darauf in sonderbarer Schrift geschrieben. Jeder Buchstabe ist wie eine Vignette siir sich. Eine Rosenkitte oder ein srucht besäter Zweig. Und zwischen diesen Buchstaben schwirrt ein großer Schwärm von Bienen, Käsern, Schmetterlingen und Libellen, zart wie Flocken, und mit derselben Zier lichtest gezeichnet wie die Kurven in des Fräuleins eigenen feinen Seiden löckchen. Dies Papier ist Tausend« werth. Auf sein Konto geht schon hin und wieder ein Löffel, wie auch ein geerb ter Silberfisch oder eine Spange.... nur genau aufpaßt, leicht zurückbe kommen kann, wenn Fräulein Fry densant erst todt ist. Ewig kann sie ja nicht leben. Niemand weiß die Größe der Summe, aber man weiß den Wort laut des versiegelten, mit Zeugen unterschriften versehenen Schentungs brieses. Ein zehntel Theil von allem, was ich hinterlasse! Es läßt sich fast genau feststellen, wer die anderen Zehntel haben soll; wenn man auf seinen Spion achtet nicht viel verborgen bleiben. Es sind nämlich ungefähr zehn Familien, zwischen denen Fräulein Frydensant und ihr Pompadour ihre Besuche theilen. Aber diese Familien sind nicht im mer dieselben. Das Gerücht erzählt von solchen, >so das Fräulein mir nichts Dir nichts ihr Dokument zu rückgefordert hat: „Da ich beabsich tige, etwas an meinem letzten Willen zu ändern." Und dann hilft es ja nichts, daß man die Papiere in Ordnung hat. Ein noch lebender Testator lann sei nen letzten Willen ebenso oft ändern, wie er niest. Dies war geschehen sagte das Gerücht, ob es nun wahr ist oder nicht sowohl bei dem Ober sten wie bei dem Amtsrichter. Auch die Ursache wußte die allwissende Fama. Bei dem Obersten war nach einem Besuch vog Fräulein Frydensant die silberne Bonboniere verschwunden, welche die Frau Oberst von Seiner Königlichen Hoheit erhalten, die ihre Militärzeit gerade in dieser Stadt abgedient hatte. Die Dose war nicht zu entbehren selbst nicht für das Dokument. Sie hatte ihren Platz auf dem Salontisch, so daß sie jedem Be sucher auffallen mußte, wenn das Ge spräch nicht fließen wollte. Dadurch war Herrn oder Frau Oberst die Ge legenheit gegeben, leicht hinzuwerfen: „Sie sehen nach der silbernen Dose dort! Das ist ein Geschenk Seiner Königlichen Hoheit an unser Haus. Wir haben viele gemüthliche Stunden zusammen verbracht! Seine König liche Hoheit war wirklich ein prächti ger Mensch. Sie befand sich so wohl in unserem Heim. Denken Sie sich, sie kam unangemeldet einmal nach dem anderen! Und dann spielten wir Whist mit ihm etc..." Nein, die Dose war unentbehrlich. Der Oberst sprach von Polizei. Aber die Frau Oberst sagte Nein. Sie hatte einen Sohn, dessen Fehler es war, viel Geld zu verbrauchen, und er sollte nicht gehindert werden, eines von Fräulein Frydenfants Zehntel zu erben. Der Oberst wurde böse und wetterte los. Der Schluß war. daß die Frau Oberst ihren Hut aufsetzte, die Mantille umlegte und sich auf den Weg begab, um im guten oder bösen die silberne Hoheit zurückzubekommen. Draußen vor der Stadt wohnte das Fräulein in einer alten, ruhigen Villa, wo st« von einem älteren Ehepaar zwei Mansardenzimmer gemiethet hatte. Fräulein Frydensant empfing nie mals. Keiner konnte sich rühmen, sie besucht zu haben: „Wenn man erst in meinem Alter ist. nieine liebe Kleine, hat man nicht die Kraft und Lust mehr, immer umherzugehen und auf zuräumen. und es wächst einem über den Kopf." Frau Oberst klopfte an. Niemand sagte Herein. Da faßte sie auf die Thürklinke, und die Thür sprang auf. Fräulein Frydensant hatte vergessen, sie abzuschließen. Das alte Fräulein wurde ein wenig blaß, dann nahm sie sich zusammen und legte ihr süßestes, herzgewinnen des Lächeln an. führte ihren Gast hinein und nöthigte ihn auf einen der blanken Mahagonistiihle. welche da standen und noch so artig mit ihren gestärkten Kretonbezügen aussahen. Frau Oberst hatte sich alles zurecht gelegt. Und sie slüsterle von einem schrecklichen Unfall, der sie soeben be troffen: gerade beim Gehen merkt sie. daß ihr etwas heruntergleitet. und es ist ihr wollener Unterrock! Der Kopf muß abgerissen fein ... Fräulein Frydensant holte eifrig von der Konsole ihren Nähkasten nebst Zubehör. Der Pompadour lag aus dem Tisch. Das Fräulein war offenbar soeben nach Hause gekommen. Die Dose mußte'noch darin sein. Und sie konnte sie nicht entfernen, ohne Ver dacht zu erregen. Da fiel der Frau Oberst etwas ein, was sie oft in den Romanen gelesen, die bei den Honoratioren circulirten, ein Buch in der Woche oder vier im Monat, um auf diese Weise den Geist weiter zu bilden und zugleich die Dichtkunst zu unterstützen. Sie gab vor, ohnmächtig zu werden. Fräu lein Frydensant wurde so alterirt, daß sie hinauseilte, Wasser zu holen... und inzwischen stahl die Frau Oberst, rothglühend vor Scham, ihre eigene ! königliche Dose aus des Fräuleins Beutel. ! So weit war nun alles in .Ord- nung, aber zwei Tage daraus kam di« alte Dame wieder auf Besuch ohne ' Beutel. Sie lächelle wie immer, und ! doch merkten sowohl Herr wie Frau i Oberst an der Art, wie sie fragte, ob j sie das Dokument noch einmal zurück i haben könnie, um einige kleine Aende rungen vorzunehmen, daß das eine Es half nichts, daß sie allerlei sil lassen, auch nichts, daß die Frau Oberst ihre allerfeinste Kristalllarasfe den sollte. Rassel. Aber diese silberne Rassel verbeult, daß es ein Wunder war, daß Fräulein Frydensant sie für würdig hielt, gestohlen zu werden. Möglicherweise kam es daher, daß bei dem Amtsrichter alles, was Werth hatte, hinter Schloß und Riegel lag. liehen, sondern auch diebischen Leuten. Diese Kristallstöpsel standen Fräu leiä Frydenfants Herz und Beutel Fräulein Frydenfants Hinterlassen schaft erhalten. Das Fräulein konnte ja nicht wif- Amtsrichters Geld alte Glasstöpsel Frau: „Dies ist zu toll! Nächstens Es thut ihr gut, mal eingeschüchtert zu werden! Wir drohen ihr mit der Polizei." Und als Fräulein Frydensant das nächste Mal die Treppen des Amts richters hinaufschwebte, ahnte sie nichts Böses, denn die Gnädige küßte sie zärtlich und sagte, sie hätten sich so thun, brach es los. Ob sie das Schreckliche schon gehört hätte? Sie hätten und nun sollte^die Estland hohe Strafe auf einen Diebstahl bei einem Amtsrichter, das wußte Fräulein Frydensant wohl! Fräulein Frydensant wurde roth und blaß. Sie benahm sich fast wie andere Mädchen, wenn um sie ange halten wird. Sie vergaß, als sie fer tig war, den Löffel in das Wasser glas zu stellen. Sie hatte es aus ein mal sehr eilig. Am nächsten Morgen schnüren umwickelt, und auf dem Packet stand mit Fräulein Fryden fants Blumenbuchstaben der Name des Amtsrichters. Die Rassel lag darin. Aber eine Woche darnach tänzelte Fräulein Frydensant hinein und wünschte die gnädige Frau zu spre chen. Sie wurde freundlich empfan wollte bitten, ihr das Dokument zu leihen, sie möchte etwas hinzufügen. Es klang so nett und Fräulein Frydensant bekam das Dokument mit nach Hauke. Sie sahen es nie wieder, und Fräulein Frydensant sah nicht einmal mehr nach dem Spion des Nein, man muß mit Fräulein Fry densant vorsichtig sein. Fräulein lebte weiter leben kann starb auch sie aus den Tag, der ihr letzter war. Sie starb an einem Herzschlag, da durch verursacht daß eine Maus ihr in's Gesicht sprang, als sie etwas auf ein Bord setzen wollte. Alle Famili«» welleiferten, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Es wurden lange Guirlanden gebunden und Aber den Tag danach ... Fräulein Frydensant hatte sich still und friedlich von einer kleinen Jahres rente ernährt, die ihr ein vor langem verstorbener Verlobter hinterlassen. Ihr ganzes Vermögen bestand aus ei nem ganz überwältigend großen Lager Diebesszchen. Aber diese waren auch mit einer Fürsorge und Delikatesse behandelt, die aller Achtung werth war. Ihr Schlafzimmer, das außer ihr selbst Niemand in den letzten dreißig Jahren, die sie in der Stadt gewohnt, betreten hatte, war sozusa gen mit Kristallstöpseln gepflastert worden. Sie lagen Seite an Seite, in langen, graden Reihen, die eine Reihe dicht bei der anderen. Nach Form und Qualität geordnet. Kein Sachverständiger hätte sie mit grö ßerem Verständniß, sowohl nach Schönheit wie nach Werth, ordnen können. Es waren so viele da, daß nur ein schmaler Steg nach dem Bett übrig geblieben war. Nicht ein Stäubchen war auf die sen Glasstöpseln zu sehen, und in der Ecke am Ofen fand man eine Schachtel mit Lappen und eine Fla sche mit Spiritus, welcher deutlich zeigte, wsdurch sie ihre Stöpsel so blank erhalten hatte. Aber das Silberzeug? wird man fragen. Ja, es ist nicht angenehm, etwa? Schlechtes von den Todten zu sagen, und Fräulein Frydensant war ein so liebes, kleines Menschenkind, das al lem das Beste gönnte... Aber das Silberzeug packte sie in Watte und Seidenpapier und schickte es nach Ko penhagen. wo es von einem Schurken von Antiquitätenhändler gekauft wur de, der wohl seinen Mund hielt, so lange sie lebte, aber hinterher mit den guten Geschäften prahlte, die er mit der alten Närrin gemacht hatt«. Uebrig bleibt nur zu erzählen, wie alle Leute in der Stadt nach Fräu lein Frydenfants Wohnung mit stöpsellosen Karaffen wettrannt-n, um doch wenigstens das von ihrer Dumm heit zu haben. . Und Niemand schmückt Fraulein Frydenfants Grab. Kahnfahrt. Skizze «on Carl Ellens. Ein Sonnabend wars! Ein Son nenuntergang in voller Frühlings wonn«. Ueberall sluthete Sonnen gold nieder, woglen Glockenklänge. Ein kräftiger Schlag mit den Rudern und mein Boot trieb in die Wasser hinaus. Bliithenschnee lag auf dem See. Zahllose Kähne schauk«lten auf den Wogen. Ein lauer Abendwind strich seine mißgestimmte Geige, und kleine Wellen führten Reigen auf. An mir vorbei schoß ein langes, schmales Boot. Kräftige junge Ar me arbeiteten. Wie Silber floß das Wasser von den Rudern, ein kleines Fähnchen schwelgte in Sonnenstrah len. „Glück auf, junges Blut, dir gehört ja die Zukunft!" Da, „Obacht, Obacht, hoppla," wird hinter mir ge rufen. Ich hemme den Lauf meines Bootes und kehre mich um. Na, da wäre es bald zu einem allge meinen Bad gekommen. Die Svitze meines Kahns weist direkt auf die Seite eines andern Bootes. Wir sind einander in den Kurs gefahren. In einem langen, schweren Boote sitzt eine Anzahl ungeübter Ruderinnen, die mich in diesen Schrecken verletzt haben. Da wird aus vollen Kehlen gelacht. Mädchengelächter quillt aus die Wellen nieder. Rathlos sitzen sie da und wissen sich nicht recht zu hel fen. Wie es wogt von blonden, brau nen, schwarzen Haaren! „Bitte, helfen Sie uns. wir kommen nicht recht vom Fleck," so tönt es an mein Ohr. Ich trieb mein Boot an die Seite des andern, erfaßte die Kette des letzteren, befestigte sie hinter mir an die Schiffswand und arbeitete mich, die junge, schöne Last im Schlepptau haltend in den Se« hinaus. „So jetzt schaut, wie ihr weiter kommt." rief ich nach einigen Minu ten. löste die Kette und entzog mich dem Dankesjubel der Mädch«n. Wie ruhig glitt mein Schiff da hin! In mächtigem Bogen befuhr ich die Wasserfläche. Von den fernen Schneebergen floß das Abendrolh und die letzten Glockenklänge schweblen an den steilen Abhängen d-sUferS hinaus. te noch das schwere Boot mit den singenden Mädchen dem Strand« zu. Plötzlich war es mir. als dringe ein Flüstern an mein Ohr. Wellenge plauder spielte um den Kiel meines Sckiffes und leise schwoll es zu mir unser Spiel. Was willst du mit dei nen Grillen? Sieh, dort in jenem schweren Bocte lacht so manch verbor- thensalten Munde! Geh, nimm sie und komm mit ihr zu uns, wir wollen heit!" Lachen mußte ich ob dieser Rath schläge: „O ihr kindischen Wellensee len, glaubt ihr, unser Glück hänge an einem sehnenden Munde, ruhe in zwei strahlenden Augen? Unerfahrene Din ger, die ihr seid. Wellen! Seht, wo ein blühendes Weib, wo ein junger Mann sich nach jenem Phantom seh nen, das sie Liebe nennen, spricht das Geschlecht mit. Wo aber das Ge schlecht de» Taktstock führt, tanzt der Egoismus seinen Walzer und da bleibt das eigentliche Glück gewöhnlich sitzen. Was kichert ihr dort vorn am Kiel, lose Dinger, ihr seid natür lich anderer Meinung!" Mit einigen energischen Ruderfslä gen floh ich aus dem Bereiche der la chenden Wellen. Noch wogten den Quais entlang d!« Schaaken lustwandelnderMenfche». Die elektrischen Lichter streuten in weitem Umkreise ihre Strahlen aus die Wasserfläche aus. Ich steuerte mein Boot in die Nähe des Alpen quais. Die Tonhalle schwamm in einem Meer von Licht. Wieder rer sank ich in tiefes Sinnen, ließ die Ruder fahren. Der Kahn ruhte still. Ich setzte mich nieder und träumte vor mich hin: „Warst vu auch schon so recht glück lich, seit dir die Sterne der Kindheit verblichen?" so srug ich mich. „Glück, fader Begriff! Ist's ein Augenblick sprühenden Lebens, der vom Menschen kaum genossen, nicht verstanden in Nichts zerfließt? Glück! Oder lehne dich hier recht hinüber, ein kurzer Kampf und du trittst in jenes Reich des Unbewußten oder eines andern Bewußtseins? Du wirst glücklich sein! glücklich?" Aus der Tonhalle ergoß sich ein Gewoge von Tönen. Die Melodien eines Walzers rauschten durch die Fenster, schwebten über den Seetraum und umkosten mich und mein Boot. Es waren die herrlichen Weisen des Faustwalzers. Eine Erinnerung tauchte aus mei nem Innern empor und legte ihre zarten Schleier um meine Seele: „Ja, damals war's, daß ich einig« hundert Herzensschläge lang ein stil les, tiefes Glück genossen. Wo war es? In weiter Ferne! Zwischen him melanstrebenden Bergen! In endlo ser Tiefe ruhte ein See. Die Nacht brach herein. Ich war allein mit dem Kinde in dem kleinen Hause. D«r Sturm warf Mondstrahlen und B'.ii thenschnee durch das Fenster. In oem großen Schlafzimmer seiner Eltern ruhte das kleine, liebliche Mädchen auf duftigen Kissen. Sie hatten es ins Bett gelegt, bevor sie das Haus verlassen. Da hörte ich plötzlich die kleine Kinderstimme flehen: „Onkel, komm, spiele etwas, mir wird so bang, lieber, lieber Onkel!" Wer hätte diese Bitte abschlagen kön nen? Ich ging, zündet« eine Kerze an, setzte mich ans Klavier und spielte jene Faustwalzerweisen. Während dessen tobte draußen der Sturm, klirr ten die F«nster. Da glaubte ich ein Geräusch im Zimmer zu vernehmen. Ein Stuhl würd« an den meinigen gerückt, ein kleines Wesen im Nachthemden klet terte hinauf. Weiche Kinderarme umschlangen mich, lockige Haare flös sen um meinen Hals, eine zarte Wan ge schmiegte sich an die meinige. Ein kleiner Mund suchte meine Lippen. Und diese großen Märchenaugen, aus denen daS Vertrauen eines Kinder herzens leuchtete. „Onkel, wie bist du mir lieb, ich bin dir auch lieb, nicht wahr? Bitte, spiele mir di«s nochmals, es ist so schön, sieh, ich fürchte mich nicht mehr, du bist ja bei mir!" So quoll es von den kleinen Lippen. Ich nahm das Kind auf meinen Arm, trug «S unter Liebkosungen wieder in das Schlafzimmer und legte es in die weichen Kissen. „So. mein Liebling, da hast du noch einen Kuß von deinem Onkel. Lieg jetzt schön still, ich will dir den Walz«r noch einmal spielen." Ich löste die kleinen Arme, die mich nicht loslassen wollten und setzte mich wieder ans Klavier. Als ob ich vor einer ganzen Gesellschaft spielte, so suchte ich peinlich jeden Fehler zu ver meiden. Als die letzten Akkorde ver klungen, schlich ich nochmals an daS Bettchen. Da lag mein kleines Lieb in tiefem Schlafe. Auf den rotten Lippen glühte noch ein Kuß, den daS Kind mir zur Belohnung bereit gehal ten. Ich raubte ihn dem kleinen Mund« und ging wieder in mein Zim mer. Wie glücklich ich damals gewe sen! Ein Glück hatte mich berührt, hatte mir entgegengeleuchtet au» gro ßen, lieben Kinderaugen. Zerflossen« Wonnestunden! Jen« Walzerweisen hatten in mir die Erinnerung wachgerufen .... Ich lauschte und lauschte, die Töne verklangen. Still schwamm d«r Mondglanz auf dem See. Ich erhob mich wieder, ruderte ans Land und stieg das Ufer hinan. Ein Weh huschte an mir vorbei und verschwand im Dunkeln der Nacht. Depeschenfehler. Soeben Onkel und Tante besucht; Gesundheit leider ausgezeichnet. Geistesgegenwart ,O, waS mir passirt« heut'! Denke nur Elschen. Als mit Cousin Max ich gefahren im Boot, „O Gott, liebes Trudch«n! Wie leicht konnt'S geschehen! Der Kahn konnte kippen und ihr alle zwei. . .!" Das Wichtigst«. >d«n!" > Apotheker: „So? Ja, dann zahlen!" Auf der Straß«. Herr seinem nachlaufend): Aber zbsitzen? Spezialgeschäfte. A « ngstlich. H«rr (verliebt): Fräulein (Backfisch): Lassen Sie das .Die Bratwürste sind ja höchst deli tern!""" Verlockend. Zwei Jung gesellen machen planlos eine Vergnü gungsreise; als sie in den Bahnhof ?in«s Städtchens einfuhr«», sehen si« zufällig ausfallend viele H«rren mit rothen Nasen am Perron st«hen. .Höre", sagt da der «ine, „hier wol len wir uns «inige Tag« aufhal lten!"