Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 23, 1911, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    „Warum bist Du denn so verdrieß
lich, Kleiner?"
„Mit is a Kirschkern in die Trom
peten kommen und jetzt bläst's nim
— Schicksals t L ck e n. ' A.:
sehen, Herr College. B.: Ah, ich
habe furchtbares Pech gehabt. Schenke
ich armer Teufel meiner Braut ein
Loos, sie gewinnt 6V,MX) Mark
Abgelehnt.
Er: „Mein Fräulein, bemerken
Sie nicht, daß ich Ihnen wi« ein
Schatten folge?"
Sie: „Na, wissen Sie, meinen
Schatten habe ich wir eigentlich viel
Ter Hut.
Du Lehrer Temmler trifft im
CoupS mit dem als etwas knickrig be
ulen. Die Herren haben, weil es
warm ist, ihre Hüte abgelegt und
vertiefen sich in ein Gespräch über di«
zweckmäßigste Reiseroute nach Z., die
Temmler qus dem Coursbuche festzu
stellen bemiiht ist. Plötzlich unter
bricht sich der Lehrer: „Herr je, Herr
Dreher, Sie sitzen ja auf dem Hute!"
„Donnerwetter", denkt Dreher er
schrocken, indem «r den Hut, auf dem
ve^ixU^
Des Rosses Trost.
Das Trost mir schasst,
Ihr Menschen r«chn«t trotz der Autos
Nach Pserd«kraft!"
folg?"
„Nee; selbst dabei noch Pech ge
habt! Anstatt zu schreiben: „Diskre
tion ist Ehrensache", schreibe ich:
„Diskretion ist so 'ne Sache!""
Sicher. A.: Nun, wie ma
chen sich Ihre Jungen in der Schul«;
sind Sie zufrieden? B.: So halb
—Ehelich e r Zw i st. Mann
„Der Vilituof« Strupinski bleibt
unerreicht!"
„O nein aber er behaart seinen
Bogen mit eigenem Haar!"
Im Wald»
Vo» Ma x tc m p e^l.
Wir Neurasthtnikcr.
Ich lag im Schnee. Unter mir
die zw«i Bretter, welche hier die Welt
bedeuten. Die Leute lachen. Eine
schön« Frau im rothen Sweater ruft
mir „Skiheil!" zu. Wer den Scha
den hat, braucht für den Spott nicht
zu sorgen. Von Ausstehen ist keine
Rede. Ich hab« zwanzig Beine, und
jedes strebt wo anders hin. „ Sie
müssen den Thalsuß zuerst nehmen",
ruft man mir zu. Meine Lage ist
das, was man verwickelt nennt. Es
gelingt mir zwar, das «ine Br«tt un
ier mir hervorzuzieh«n; aber nun
kommt es in das ander« hinein und
ragt hilflos und spitzwinklig in die
Lust. Und so etwas nennt sich Be
förderungsmittel.
Ich halt- Umschau. Das Feld ist
bedeckt mit Gefallenen. Rothe, blau«,
weiße, grüne Menschen. Männer und
Frauen in der alles gleich machen
den Hose. Und „Zwischenstufen" in
Hosenröcken und Rockhosen. Mann
oder Weib: beim Sport bleibt sich's
gleich. Das Geschlecht hört beim Ski-
Blumen aus der Erd« sprießen, so
wachsen jetzt Skis daraus hervor:
gelbe Skiblum«n an menschlichen
Stielen. „Ix> nt)w I'tinmme",
sagt der Franzos«. Der Stiel ist
d«r Mensch.
„Sie lausen Ski, Herr Doktor?"
läßt sich eine weich« und schmalzige
Stimme vernehmen, so eine Stimme,
die sich in Vokalen badet, und d«r
jeder Konsonant zu hart ist. Zu
gleich fühle ich mich unt«r di« Arme
gefaßt und auf die Beine gestellt.
„Laufen ist wohl zuviel gesagt.
Ich stehe Ski, und ich schleich- Ski,
wenn ich es nicht vorziehe, Ski zu
fallen und Ski zu liegen. Aber jetzt
hab« ich g«nug und schnalle ab".
„Sie sollten es überhaupt bleiben
lassen", mahnte die Schmalzstimme:
„Es ist nichts sllr unsereins. Wir
Neurastheniker thun am b«st«n, w«nn
wir gar nichts thun".
Ich war empört. Wenn dieser
Mensch schon «in Neurastheniker war,
wie kam er dazu, mich mit sich in ei
n«n Topf zu werfen? „Erlauben
Sie", sagte ich, „wer sind Sie über
haupt?" „Was?" sagt «r, „Sie ken
nen mich nicht?" Mich kennt am
S«mmering doch jedes Kind. skck
bin ja doch der Blatschek". „So",
sagt« ich, „Sie sind der Herr Blat
schek" und sehe mir meinen Unbe
kannten an. Er war bis über die
Ohren vermummt, so daß man nur
wenig von dem schwammigen Gesicqt
sah, aus dem zwei Kuhaug«n melan
cholisch hervorquollen. Der dicke
Bauch und die fettstrotzenden Beine
waren ein lebendiger Lobg«sang auf
die Wiener Mehlspeisen.
„Glauben Si« mir", sagt« Herr
Blatkchek, „der ganze Wintersport
ist «in Unfug. Die Leute denken
imm«r, si« müßten «twas treiben.
Aber ich bitte Sie: warum denn?
Seit zwanzig Jahren bin ich am
Semmering, und ich habe nie etwas
getri«b«n, Sie sollten «s auch so
machen, Herr Doktor. Wir Neurast
heniker —"
„Herr Blatschek", unterbrach ich
ihn, „wie kommen Si« dazu —"
„O bitt«", läch«lte «r, „sagen Si«
nichts. Wenn man so lange Neu
rastheniker war, wie ich, dann kennt
man sich aus. Sie sind n«rvös, Sie
haben Kopfschmerzen. Der Rücken
thut Ihnen w«h. Sie leiden an
Schwindelgesühl und Herzklopfen".
Ich verneinte.
„Sic haben Beklemmungen, Angst
vorstellungen und Lebensüberdruß.
Sie sind ein schwerer Melancholiker.
Ihre Mitmensch«,, sind Jhn«n eklig".
Ich prot«stirt«.
„Nicht? Nun, «s wird schon noch
kommen" tröstete er. „Diese Dinge
bleiben nicht aus. Verlassen Si« sich
auf mich. Das hab' ich im Blick.
ne große Gemeinde. Wie sich die
Log«nbrüd«r an gewissen Zeich«n er
lennen, so erkenne ich alle m«in: Ge-
Jch dankt« Herrn Blatschek sllr
er sonst noch einen Berus habe. Er
schüttelt« den Kopf. „Früher hatte
ich einmal eine Fabrik. Ich erzeug
zu leuchten. „FUr uns Neurastheni
ker ist «r das Paradies. Was wis
sen denn die Leute, die k«in« Nerven
der Mensch nicht werden. Wir Neu
saminengeklappt wie ein Ballon, dem
das Gas entströmt ist; ab«r hier
oben gehen wir auf und bekommen
ring habt's Ihr nicht bei Berlin?" I
Nur nicht reizen, dachte ich: der
Mann ist g«sahrlich. Ich beeilte mich
Semmcring bei Berlin hab«n, daß
die Wiener Theater besser sind als
di« Berliner, daß Wien überhaupt
viel schöner ist als Berlin, und daß
die Wiener Neurasthenikern bedeutend
überlegen sind. Das wirkt«. Ich
hatte Herrn BlatscheksHerz gewonnen.
Hause wohnen," wir nicht im selben
Hause wohn«i", m«int« er. „Si« sind
gewiß im Hotel abgestiegen?" „Aller
dings", antwortet« ich, „wo wohnen
Sie denn?" „Ich wohne im Sana
torium". Er sprach von d«m Sana
torium mit «iner Selbstverständlich-.
keit, wie «in König von s«inem
Schlosse spricht. „Soweit hab' ich's
noch nicht gebracht," versetzte ich. „Es.
ist auch nicht so leicht, da hineinzu-
kommen," m«int« «r wichtig, „man
muß schon «ine Bescheinigung beibrin- j
gen vom Arzt, daß man ein richtiges
Leiden hat. Ach, das wär« «twas
sür Sie!" schloß er begeistert. „Sie
sollten wirklich schauen, daß Sie da
hineinkommen". „Ich werde mir Müh«
g«ben", erwiderte ich höflich. In mei
nem ganzen Leben hatte ich noch kei
nen Menschen gesehen, d«r mit sol
cher Leidenschaftlichkeit Neurastheniker
war.
Jnzwisch«n waren wir an die Ro
delbahn gelangt. Es war ein sanft
sich senkender Weg, von dunklen Tan
nen umsäumt, der«n Zweige wie in
Watte g«wickelt war«n. Aber auch
Freiarbeit konnte man sehen: A«si«,
an denen j«d«s Zweiglein mit Zucker
kand überzogen war: echt« alt« Spi
tz«», vom Rauhreif gewirkt. Das
Ganze ein Wunderwerk der Schwarz
weißkunst, in das Gold ein«r matten
Wintersonne getaucht. Dahinter wa
ren Teppiche gespannt, weiße, weich«
Riesenteppiche, llb«r Matt«n und
Häng« weit in das St«ir«r Land
hin«in.
Durch den Schne« gleiten di« Ro
delschlitten. Einsitzer und Zweisitzer,
und zwischendurch woh! auch so ein
eiserner Bob mit Männlein und
Mibkin vollgepackt. Fllns Beine Zur
Rechten, fünf Bein« zur Linken. Das
wippt und wi«gt sich, das beugt und
biegt sich. Die Augen leuchten und
die Wangen glühen und aus den ju
gendfrischen Kehlen klingt ein lang
gezogenes „Bob" zu Thal. Der
Schnee spritzt auf. Taus«nd Brillan
ten glitzern darin.
„Nehmt uns mit!" rufen si«,
„denn morgen sind wir nicht m«hr
da." Ab«r di« Fahr«r hab«n keine
Zeit. Si« müssen aufpassen und steu
ern und lassen Brillanten Brillant«»
s«in.
„Sehn Sie nur diese blöde Rode
ln", brummte Herr Blatschek. „Für
die «ine Minute, die si« zu Thal fah
ren, müssen sie den Schlitten zwanzig
Minuten lang bergauf ziehen. Ein
Augenblick des sogenannten Vergnü
gens, gebüßt mit der Dauerqual ei
nes Sisyphus."
„Alle Genüsse wollen erkauft sein",
meinte ich.
~Ja, ja", philofophirt« H«rr Blat
fch«k, „das Leben ist ein« Rodel
bahn."
Während «r diesen Gedanken wei
ter ausfpann, gesellt« sich ein JUngel
ch«n zu uns, das einen Rodelschlit
ten hinter sich Herzog. Es hatte viel
üb«rslllssig«s Fett am Leib«, das von
Topfenstrudel und Kaiserschmarren,
deln erzählt«, und «b«nso rund« Kuh
aug«n wie mein Begleiter, so daß
ich keinen Zweifel hatte, ein«n Able
ger des Herr Blatschek vor mir zu
sehen.
ben", setzte ich das Gespräch fort,
„was thun Si« denn den ganzen
Tag?"
„Ich langweil« mich", antwortet«
Herr Blatsch«k mit U«berzeugung.
„Si« glauben nicht, wie gesund das
len."
Hier unterbrach uns d«r kl«ine
Blatschek, indem er sich auf d«n
Schlitten fetzt« und Anftalt«n macht«,
fallen.
„Stefan!" schrie «r mit einem
Ausdruck des Entsetzens, als wenn
der Jung« «inen Älbstmordversuch
wird nicht gerodelt!"
„Aber hier rod«lt doch alles!" warf
ich ein, „wo soll er d«nnn sonst ro-
H«rr Blatschec. „Zur Vorsicht isil!
ich Ihn erziehen. Das wird für ihn
viel besser sein als dies« dummen
den?" fragte ich.
„Dasselbe wie sein Vater", antwor
tete H«rr Blatschek stolz.
nen Sprößling: „Stefan, was willst
Du werden?"
Und mit seiner dünnen Stimme,
die aus einem vie! zu fetten Leibchen
kam, antwortet« Stefan Blatschek:
„Ich w«rd« Neurastheniker".
Waö sollen wir svielen?
häufig zur Mutter kommen, heißt so.
In vielen Fällen wird sie mit einem
ungeduldigen „Das müßt ihr voch
selbst wissen" beantwortet, oft schlägt
die Mutter vor, was ihr gerade zu
erst einfällt: Lotto, der Plumpsack
geht rum, Räthselrathen. Und sie
wundert sich dann, ivenn ihr Vor
schlag nicht angenommen wird oder
die Kleinen schon nach kurzer Zeit
wieder unbeschäftigt und gelangweilt
umherstehen. Eine liebevoll« Mutter
sollte deshalb auf die Frag« ihrer
Kinder zuerst eine Gegenfrage thun:
„Was habt ihr denn bis jetzt ge
spielt?" und „Weshalb macht euch
das keine Freude mehr?" Aus den
Antworten wird sie sofort erkennen,
was für den Augenblick das richtige
ist.
W«nn die Kinder erklären, daß sie
zu müde zum Laufen und Springen
feien, wird sie ihnen ein harmloses
Karten- oder Frage- und Antwort
spiel anrathen, wenn sie sich im Zim
mer zu langweilen b«ginnen, sie ins
Freie schicken. Aber immer soll sie
sich damit begnügen, nur eine Anre
quem macht, verliert es für sie den
besten Reiz, das Ausdenken, Zusam
menholen, Zurechtstellen bereitet ihnen
nieist mehr Freude als das wirk
kett. und Geschick i
M «4».
Met>> das Getränk d«r >-.lten Ger
nach einem deutschen Rezept vier Li
ter Wasser mit einem Liter Honig
versüßt werden. Im Osten Deutsch
lands wird bei bescnderen Gelegen
heiten viel Meth getrunken, und mit
Recht, denn er ist ein Heilmittel der
besten Art. Der als Gesundheitshel
fer erst«n Rang«s bekannte Pfarrer
Kneipp hat «in eigenes Rezept für
M«th oder Honigweit hinterlassen,
danach soll im ersten Faß die Wäh
rung des Honigweins, zu dem sechs
Liter Honig aus 7t, Liter Wasser g«-
in «insm zweiten Fasse wird der
Meth dann aber nach 10 —14 Tagen
h«ll und trinkbar: er moussirt ziemlich
stark. Di«s«s G«tränk ist s«hr küh
lend: deshalb trinken es alle Kranken,
Brot, in Meth getunkt, ist alten und
Ueber die verminderte Schaffens
kraft Richard Wagners im Winter
werden in einer italienischen Musik-
Wagners Hauptwerke der Entstehung
Sommer 18 Werke, Frühjahr IS,
Herbst 8, Winter 4. Zu einer Um
fried" brauchte Richard Wagner die
Zeit vom 9. November 1852 bis zum
11. Februar 1853, was sehr mit der
großen Arbeitsgeschwindigkeit mehre
steht. Richard Wagner selbst hat diese
Abhängigkeit seines Genies von Wit
terunaseinslüssen sehr häufig in sei
deres Mal: „Mit der Arbeit geht es
terstimmung erst vorüber lassen"
u. s. w.
Vater: Wie! Was? No mal? Na, na,
vall.de.
Finster die Nacht Sturmwolken geh'n Er kann nicht nach Hause, sogern er
Eilend am nächtlichen Himmel. auch will,
Abseits am Wege—man kann's genau Er fürchtet „den Kampf mit dem
seh'n, Drachen";
Trinkt Ritter Kuno Kümmel. Die „Alte" übt den schwersten Drill,
Er fürchtet der Keifenden Rachen.
Und er schluckt und schluckt mit heißer
Gier Am andren Morgen sein' Alte fand
Die wilde Jagd zieht vorüber Am Wegkreuz des Ritters Gerippe,
Und reißt ihn mitsammt dem Pferde- Drob kam sie außer Rand und Band
thier, Und hing sich an eine Strippe.
Immer bereit. Mutter:^
vartet. Tochter: Nein Mutter, auf!
nich hat noch kein Mann zu warten!
Verliebt. Tischgast (eine
in derselben Tafel sitzende, reizende,
,en Blick von ihr erhascht, beim Bel
assen des Speisesaales für sich): Wie
schade, daß ich diesen Blick nicht pho-
Hafen-Todtschieß-Mafchine » I-> Maxim für den Gebrauch
unsicherer Sonntagsjäger.
Gute Antwort. Dienst
tssen. t d E
! Ihre Pastete geben, Fräulein!
— Grob. Der Begetarier-Ber«
! auf der grünen, saftigen Wiese ein
I bischen in's Gras lagert. „Nein, das
> ist zu gefährlich," antwortet dieser.
—Aufdem W a s 112 e r. Jun«
dem Dampfer fahrend): Darf ich
Ihnen jetzt nicht einen Kuß geben,
liebes Fräulein? Fräulein: Aber,
mein Herr, das ginge ja gegen die
Moral! Junger Mann: Ach was,
lassen Sie uns die Moral über Bort»
werfen.