von Margarethe Sander. Wie Notl^zu^el^ Der Pri»z u»d Tante Minchen. Wir Kinder glaubten an den Prin zen und waren überzeugt, daß er «ines Tages kommen würde, um Tante Minchen abzuholen. Wir hat ten sogar heftige Streitigkeiten dar über, wie der Prinz aussehen und welches sein Gefolge sein würde. Meine Schwester behauptete, er wür de mit sechs Schimmeln angefahren kommen. Das bestritt ich auf das Lebhafteste, weil ich eine Abneigung Hegen Schimmel hatte, wohl deshalb, weil die weißen Pferde, die ich zu sehen bekam, so abscheulich schmutzig waren. Ich war entschieden siir tohlpechrabenschwarze Rappen. Die Rachbarskinder, mit denen wir spiel ten. und die von dem Prinzen wuß tep, meinten, er käme mit einem Wa -gen, der von Schwänen gezogen wür de, durch die Luft geflogen. Nur Paul Schachtmann, der zuch später Ingenieur wurde, behauptete, der Prinz käme mit einem Extrazug, in «inem Salonwagen. Jedenfalls glaubten wir an den Prinzen, denn Tante Minchen hatte »ins oft genug gesagt, wenn wir ir gend welche verwegenen Wünsche Su szerlen: „Wartet nur, wenn mein Prinz kommt, dann sollt ihr alles haben." Niemand erwartete wohl den Prinzen sehnsüchtiger als ich, denn Tante Minchen hatte mir versprochen, !vaß es dem Prinzen auf einen Pony >für mich nicht ankommen würde, und «in Pony war für mich der Inbegriff oller Sehnsucht. Damals war ich zehn Jahre alt und verachtete die 'lnfanterie, bei der sie mich später doch als Einjährig-Freiwilligen ein singen. Meine Schwester erwartete von dem Prinzen zwei schneeweiße Schafe und «inen Brillantring. Der Brillantring sollte aber so groß sein wie eine welsche Nuß. Es war Tante Minchen vor Jah nial ein Prinz kommen, um sie abzu holen? dann würde sie sehr glücklich werden. Wer das prophezeit hatte, weiß ich nicht? nur soviel stand bei lins fest, daß es mindestens eine Zigeunerkönigin gewesen war, welche Tante Minchen dieses herrliche Prog nostikon für die Zukunft gestellt hatte. gär von einem Erzengel abgeholt und zum Glück geführt zu werden, so war es Tante Minchen. Die Erin nerung an sie und all ihre Liebens ,Würdigkeit hat mich auf meinem gan zen Lebenswege begleitet, und wenn Ich heute einen grausamen Witz über olte Jungfern lese, fühle ich eine Em pörung aus meinem Herzen ausstei gen. Tante Minchen war eine alte "Jungfer, aber eine von denen, die in s>>« Welt gesetzt sind, um s^ohlwol -reiten. Warum Tante Minchen ni: gehei ?athet hatte, weiß ich nicht. Auch setzt, nachdem ich alt und grau ge worden bin, ist es mir schleierhaft, 'warum sich nicht ein Mann fand, der 'so viel Herzensgüte und Liebeswür >igkeit durch die Ehe an sich fesselte. Dazu kam noch, daß Tante Minchen in der Jugend sehr hübsch gewesen fein mußte. Aber die Männer sind zu allen Zeiten blind und egoistisch gewesen; und wenn man über die «Zegenwart klagt und die Vergangen veit lobt, thut man großes Unrecht, kenn schon in vergangenen Zeiten sa smng auf Geld. Davon aber batte Tante Minchen sehr wenig. Ihr Vater hatte in patriarchali schen Zeiten einem schlesischen Mag naten nicht nur ein Leben lang treu gedient, sondern auch unter schwieri gen Verhältnissen seinem Brotherrn und der ganzen das^Vermö- Beliuchtung, in Vieh. Feldfrüchten, Gemüse usw. Als er starb, hinter ließ er nur ein kleines Vermögen. die Hälfte der Pension in Baar, wel che die Mutter erhalten hatte. Das war wenig, sehr wenig, entsprach milit nicht. Die anderen Geschwister Minckens waren verheirathet und versorgt. Minchen war die Schwe ster unserer Mutter. Zwei ihrer Brüder waren in angesehenen Stel lungen; zwei befanden sich in Süd amerika und sammelten dort angeb lich Reichthümer; eine Schwester war mit einem Manne verheirathet, der ihr nur ein bescheidenes Loos bieten konnte, mit dem sie aber recht glück lich lebte. Ein Bruder war unver heirathet gestorben. Er hatte wenig stens ein Testament zugunsten Min chens gemacht, und so kam Tante Minchen, alles in allem genommen, zu einer kleinen Rente, von der sie leben konnte, wenn sie die Ansprüche an das Leben in den allerbescheiden sten Grenzen hielt. Erst später habe ich begriffen, daß sie dieses Bewußtsein, unabhängig von ihren Geschwistern zu sein, hei ter und fröhlich machte. Sie war nicht die Uebersliissige !n der Fami lie, wie so viele, viele alte Jungfern e' leider sind. Sie brauchte nicht das Gnadenbrot zu essen und in der Familie herumzuvagiren, um bald hier, bald dort einige Wochen :m Haufe zu sein, bis sie fühlte, daß man ihrer überdrüssig war. Nein, wohin sie kam, da war sie hochwill kommen, und besonders wir Kinder konnten die Zeit gar nicht erwarten, bis Tante Minchen wieder eintraf. Mit ihr kam Lachen und Scherzen in das Haus. Sie wußte so drollig Anekdoten zu erzählen; und wenn es dunkel war, kramte sie Märchen aus, so wunderschön, wie es nach unserer Ansicht niemand sonst tonnte. Nicht nur meine Schwester und ich, sondern alle Kinder aus der Nachbarschaft, die in unserem Hause Zutritt hatten, saßen dann zu ihren Füßen und lauschten. Sie kannte die alten deut schen Märchen und auch die schwe dischen von Andersen auswendig, und sie verzierte sie noch mit Erklärungen und eigenen Erfindungen, worüber ihr die seligen Geister der Märchen dichter und Märchensammler gewiß nicht gezürnt haben werden. Tante Minchen kannte immer neue Spiele, neue Unterhaltungen für die Win terabende, denn bei uns war sie meist im Winter. Im Sommer hielt sie sich im Süden auf. Nie aber blieb sie in einer Familie länger als drei Wochen: dann ging sie immer wieder nach ihrem Heim zurück, das sie in Niederschlesien ausgeschlagen hatte. Im Herbst war sie am Rhein. Ein Onkel hatte dort einen Weinberg und behauptete, wenn Tante Minchen nicht zur Weinlese da sei, gerathe der Wein nicht. Nun war Tante Minchen hoch in den Fünfzigern, vielleicht schon in den Sechzigern. Sie sprach nicht gern von ihrem Alter. Sie nannte sich zwar häufig selbst eine alte Frau, aber sie sagte, das mit einem so ei genthümlichen Lächeln, daß man an nehmen mußte, sie glaube selbst nicht, daß sie wirklich eine alte Frau sei. Es ist nur ein Glück, daß die Kinder ein kurzes Gedächtniß haben und, wenn man sie an gewisse Dinge nicht erinnert, dieselben vergessen. Wenn Tante Minchen nicht da war, dachte ich nicht an einen Pony. Nur wenn der Brief kam, der Tante Min chens Ankunft vierzehn Tage bis drei Wochen vorher anzeigte, dann hoffte ich, sie würde nicht allein, son dern mit dem Prinzen kommen, und letzterer würde gleich den Pony mit bringen. Allerdings, als ich zehn Jahre alt war und die rothe Mütze des Quartaners trug, dachte ich ver ächtlich von mir selbst, weil ich einst an diesen Märchenprinzen geglaubt hatte. Mit vierzehn Jahren ist man Pessimist und überzeugt, die letzten Räthsel des Menschenlebens gelöst und der Welt Lauf begriffen zu ha ben, ja sogar imstande zu sein, der Welten Laus zu ändern. Manche Menschen bleiben in dieser Beziehung Quartaner, auch wenn sie siebzig und achtzig Jahre all werden. Wieder war Tante Minchen im die Straße herabblickte, wo eben das Tageslicht erstarb, während das Zimmer schon in Dunkelheit gehüllt ne Mutter die Frage : „Glaubt Tante Minchen wirklich an den Prinzen und daß er einmal zlaubt hat, der Märchenprinz wllroe in einer goldenen Kutsche abholen. Aber auch sie hofft, wie wir alle, wahrscheinlich auf ein glückliches Er eignis, das immer noch sür sie eintre ten kann." „Meinst du, daß Tante Minchen noch Heirathen wird?" fragte ich alt t.ug. Aber meine Mutter schüttelte den ls si ' k lich ein bildschönes Mädchen war, das in allen Gesellschaften Aufsehen er regte, wird wohl jetzt auch niemand I«mmen, wo sie eine alte, verschrum pelte Frau ist. Der Prinz müßte schon in einer anderen Gestalt auf treten, als in der des Freiers." Es kam irgend jemand in's Zim mer herein und störte die Unterhal tung der Dämmerstunde. Die Zeit ging um, und Tante Minchen kam pünktlich, wie sie vor her angemeldet hatte. Sie war im Lausse der Jahre eine große Men schenkennerin geworden. Ich hatte schon beschlossen, mich von ihrem Einflüsse zu emanzipiren. Ich ge hörte nicht mehr zu den „Kindern", ich wollte mir von der alten Frau nicht mehr imponiren lassen. Aber als sie mich prüfend betrachtete, ihrer Verwunderung Ausdruck gab, wie groß und kräftig ich geworden war, und hinzufügte: „Nun bist du ein er wachsener Mensch, mit dem man schon sprechen kann, wie mit einem Großen", hatte sie mich völlig gewon nen. In ihrer Gegenwart versuchte ich nicht, mit Gewalt meine Stimme herabzudriicken und ein Krächzen aus zustoßen, weil ich es meiner unwür dig fand, nicht schon eine Baßstimme zu besitzen. Jungen in den Liimmeljahren sind immer in dem Besitz wunderbarer Rezepte, die sich durch ganze Genera- Bengels mit den Diskantstimmen von einem Genossen, der sich auch nach dem Baß sehnte, erfahren, daß Ciga rettenrauchen und Grogtrinken einen kolossalen Baß ergebe. Soweit unser Taschengeld und die strenge Aufsicht in Schul« und Haus es gestatteten, thaten wir alles, was in unseren Kräften stand, um den Baß herbei zulocken. Bor allem sprachen wir mit möglichst tiefer Stimme, bis uns der Hals weh that. Aber in Tante Minchens Gegen wart ließ ich alle die Faxen. Ich schämte mich, vor ihr zu heucheln. Sie unterhielt sich mit mir, wenn die „Kinder", auf die ich mit Verach tung herabsah, nicht da waren i sie besprach mit mir ernste Angelegenhei ten, und das wirkte auf mich mehr, als wenn man mich noch als Kind behandelte und mir gute Lehren ge ben wollte. Es war ein abscheulicher Herbst, naßkaltes, rauhes Wetter. Tagelang regnete es, dann fror es wieder ein wenig, und der Schnupfen, den man damals noch nicht „Influenza" nann te, grassirte auch in unserer Stadt. Wir alle litten am Schnupfen, der mir insofern Freude machte, weil ich infolge der Heiserkeit tiefer sprechen konnte als sonst. Auch Tante Minchen wurde von dem Schnupfen befallen. Eines Ta ges lag sie im Bett; das Gesicht mei ner Mutter wurde ernster und ern ster, und nach zwei Tagen wußten wir es, daß Tante Minchen die Lun genentzündung hatte. Dann kam ei ne bange, bange Zeit und dann lag Tante Minchen todt und kalt, aber mit einem Lächeln auf den Lip pen, auf einem Bett in einer Kam mer. bis der Sarg gebracht wurde. Wir alle waren wie vor den Kops geschlagen. Uns Kindern schien es undenkbar, daß die gute Tante Min chen nun für immer todt sein sollte. Natürlich, ich gehörte nicht zu den Kindern, ich war ein Erwachsener und suhrte selbstverständlich ein Ta gebuch. An jenem Tage, an dem Tante Minchen starb, schrieb ich voll Pessimismus die Worte aus dem Treuen Eckart nieder: „Ungeollhrlich hoffen ist ein lai:g Zeil, daran sich viele zu Tode ziehen. Es machet lange Zähne und das Maul wässern, so doch endlich lauter Mermuth kauen muß." An alle Verwandte war telegra phirt worden, und diejenigen Ge schwister Minchens, die nicht allzu weit wohnten, hatten versprochen, zum zu kommen. Der Sarg stand in der guten Stube, und vier Lichter, zwei zu Häupten, zwei zu Füßen, brannten neben der Tod ten. die mit gefalteten Händen fried lich und still in ihrem letzten Schrein lag. Ueber das Begräbniß war von Seiten der Kirchgemeinde noch nichts festgesetzt. Mittags läuteten die Glo cken zu Tante Minchens Gedächtniß. D?e Mutter klagte, daß man gar nicht wisse, woran man mit dem Be aräbniß sei, und der Vater tröstete K'chh f°' fp k Es war Mitlag, wieder an einem stürmischen, rauhen Herbsttage. Nur auf Sekunden brach die Sonne direkt vom Bahnhof waren sie mit der Droschke bis zu '.mserer Wob- n.ing gefahren, und nun wurden sie in s Zimmer geführt, in dem Tante Minchen im Sarge lag. Stumm nen Verwandten ein stilles Gebet sprachen oder sich die Thränen aus den Augen wischten. Da klopfte es an die Thür, und unser Dienstmädchen kam herein. Sie reichte dem Vater ein Stuck Papier, das zum Theil bedruckt und zum Theil beschrieben war. Der Vater las es, und ich sah in seinem Gesicht eine tiefe Bewegung. Dann rief er mit etwas unsicherer Stimme: „Hört einmal zu! Kirchengemeinde zu St. Johannes. Die Beerdigung des Fräulein Minna B. findet am 24. November, Nachmittags 3 Uhr statt. Die Abholung der Leiche er folgt um 1 Uhr Nachmittags dessel ben Tages. Prinz, Kirchhofsinspek tor." Der Vater hatte die letzten Worte mit erhobener Stimme gelesen. Wir Einen Augenblick huschle der Son nenschein in's Zimmer, und Über das Gesicht der Todten. Dann ver schwand er, aber es sah auS. als ob Tante Minchen gelächelt hätte. Feurige Kohlen. „Na hübsch ist Ihre Schwägerin nicht gerade!" sagt- Herr Schulze. „Die hübsch? Mit ihren Schiel augen und dem gelben Gesicht? Nee, hübsch ist anders. Und dazu di-se Länge!" versetzte Herr Protz. „Sie ist ja mehr als einen Kops großer als ich!" Das Gespräch fand an dem Stammtisch im „Blauen Assen" statt und die Frau, von der man sprach, war die Wittwe Lina Schreiber. August Schreiber's Schwägerin. August Schreiber warf einen vor wurfsvollen Blick auf Herrn Protz und trank langsam sein Bier aus. Wenn seine Schwägerin auch wirklich einen Kopf größer war als Protz, so wollte das nichts sagen. Sie war >a sehr groß für eine Frau, aber Protz war ein kleiner und ziemlich dicker Mensch. , „Hübsch ist, wer was hübsches hat, sagte August endlich. „Mein armer Bruder sagte aus seinem Sterbebette zu seiner Frau: „Ich lasse Dich in guten Händen zurück, Lina. Mit August als Bruder und den zehntau send Mari, die ich gespart habe, wird es Dir nie an was fehlen." Einige Minuten herrscht- tief- Stille an dem Stammtisch. Plötzlich aber bog sich Herr Protz weit vor und seine kleinen Augen kniffen sich zu einem Schlitz zusammen. „Wollen Sie damit sagen, daß Ihre Schwägerin zehntausend Mari hat?" „Ich persönlich sage gar nichts. Ich erzähle bloß wieder, was ich zufällig gehört habe." Seine Stimme zitterte wie in tiefer Rührung. Wieder herrschte tiefstes Still schweigen. Sie alle dachten voll Mit gefühl an seinen Bruder, der so jung gestorben war und um den August heute noch trauerte. Denn jedesmal, wenn er von ihm sprach, drohte ihm die Stimme zu brechen. Endlich sprach August weiter: „Ich fürchte bloß, daß die arme Lina eines Tages in schlechte Hände fällt. Da ist dieser junge Franz Winterlich, der Kerl ist schon ein paar Mal zu ihr zum Abendbrot gekommen." „So?" fragte Herr Protz in ge dehntem Ton- und mit gerunzelten Brauen. „Und Ihre Schwägerin was sagte die dazu?" „Lina? Hm sie scheint unent schlossen. Franz Winterlich hat schwarzes Haar und sie kann bloß die Blonden leiden die Mittel- und di? Dunkelblonden. Ja, meine Lina hat seinen Geschmack. Und Winterlich ist auch unheimlich lang und dürr; Lina aber liebt die untersetzten Figuren". Die Augen des Herrn Protz glitzer ten und er strich sich ein paar Mal über sein fast rothes, borstiges Haar. „Ja, eine gute Figur ist nicht zu verachten", meinte er selbstgefällig. „Neulich," fuhr August fort, „als Winterlich gegangen war, sprachen Lina und ich vom Heirathen. Und da meinte sie: „Verschaff mir einen Mann, August, der wirklich wie ein aussieht und nicht wie ein Brunnensckiwengtl. Der Herr Protz, den Du neulich als Gast mitbrachtest, der hat eine schöne Figur." „Dus hat sie gesagt? Das hat sie wirklich gesagt?" rief Protz und riß seine kleinen Augen auf, soweit er genvolles Gesicht. „Ich? Hm ich sagte, Herr Protz then." S' d s hört! Sic wissen doch gar nicht, wie ich über Wittwen denke." August Schreiber schaute ziemlich betroffen drein. „Ja, aber Herr Protz, Sie den ke» doch nicht wirklich —" Da fiel August dem Manne beina-1 ge um den Hals. ! „Oh, Karl, Karl! Jetzt weiß ich, kommt!" rief er begeistert. (Die kleine Lina war, nebenbei gesagt, fast zwei Meter groß und belani schon graue Haare.) Plötzlich aber wurde Karls Gesicht ziemlich lang. Er lratzte sich hinterm „Warten Sie mal was wird denn da mit Tilli?" „Wer ist Tilli?" „Na, Mathilde Schwarz. Ihr Va ter hat ein Obstgeschäft in der Was serstraße. Sie haben vielleicht schon bemerkt" er sah sich verlegen im Zimmer um „Sie haben vielleicht bemerkt, daß ich in letzter Zeit mit ihr ging —" „Ja, unsere Anna sah Sie neulich mit ihr", warf der Wirth ein. „Na, da wird es eine kleine Aus einandersetzung geben," fuhr Protz fort. Hilft „Schwager Karl," sagte er geheim nihvoll, „darüber brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Das deich sele ich schon. Ich werde mit dem Mädchen sprechen und zwar so, daß sie Dir später keine Vorwürfe machen kann." Diese Güte überraschte Herrn Protz. Ihm kam plötzlich ein schwarzer Ver dacht und ein böses Funkeln trat in seine Augen. „Wofür thust Du eigentlich das alles?" fragte er lauernd. „Wir beide sind doch eigentlich nie richtige Freun de gewesen." „Karl", sprach da August eindring lich und sehr sanft, „erinnerst Du Dich, daß Du mir früher mal die Minna Schröter abspenstig gemacht hast, die Kellnerin im „Weißen Schwan" war?" seinem Stuhl hin und her, sagte aber „Und," fuhr August fort, „weißt" Du nicht, daß in der Bibel steht: Du sollst feurige Kohlen auf das Haupt „August," stammelte Karl Protz tiefgerührt, „Du bis ein Engel. Ein Stammtisch saßen, eine Lage Bier Am nächsten Abend kam Karl Protz „zufällig" bei Schreibers vorbei und Verlobungsring paffe. Während die Wittwe das Abendbrot in der Küche zurechtmachte, fragte Karl, ob August habe. ! Karl Protz im „Blauen Affen" nicht der Ecke der Wasserstraße, wie August lein Schwarz ein bißchen getröstet." „Na, weißt Du, Deine Art von Trösten kann mir gar nicht gefallen! Laß. das lieber sein!" August Schreiber nahm eine tief zekränkte Mi«ne an. „Na weißt Du Du kannst mir Den Sonnabend darauf wurde Lina Frau Protz. Am Abend nach der Hochzeit er jählte August im „Blauen Affen" ner, dicker Mann mit blaurothein Gesicht erschien. Es war Karl Protz. August Schreiber erhob sich verwun dert. „Nanu, Karl, was ist los?" rief er. „Ich denke, Du bist auf der Hoch „Habc ich das gesagt? Nein! Ich allein seine Schuld". Karl Protz schäumte vor Wuth. Jetzt mischten sich auch die andern hinzu.^ Der Gesichtsausdruck Karls war so, daß August sich ordentlich fürchtete. wohl —" das?" brüllt« Karl. „Wenn Du es durchaus wissen mußt ich will mit Tilli Schwarz und deren Vater ein kleines Haus be .Mas soll das heißen, Karl, daß Du Dich im Wirthshaus rumtreibst? Mach, daß Du nach Hause kommst! wurde, ob er auch, wie viele andere Juristen, das neue Bürgerliche Gesetz buch in populären Vorträgen zu be „Nein, das ist Staub-freie Müllab fuhr." Schweninger antwortete ganz einfach: „Wie es Ihnen beliebt, Durchlaucht, aber wenn Sie kurirt werden wollen, der kurirt, ohne zu fragen." Der Fürst war gan, verblüfft über diese Grobheit, fügte sich dann aber: „Wenn es denn sein muß. so fragen Sie in Gottes Namen weiter, aber ich erwarte dann auch von Ihnen, daß Sie als Arzt ebenso Großartiges lei sten werden, wie als Grobian." Schweninger gewann einen solchen Einfluß auf Bismarck, daß er keinen Ungehorsam duldete. Einmal, als er ergriff den Teller und warf ihn zum Fenster hinaus. B-smarck war ganz verblüfft, aber die Energie Schwenin gers imponirte ihm so, daß er sich RSchtttcher SSrm. In Stuttgart wurde einst eine Ver ordnung erlassen, nach der jeder, der in der Nacht nach Hause ginge, bei Strafe weder lärmen noch finge» durfte. Gleich in der ersten Nacht Hauptwache vorbei und wurde sogleich angehalten: „Weiß Er nicht, daß man keinen Lärm machen darf, wenn man nach Hause geht?" „Ich gehe aber nicht nach Hause." antwortete der An getrunkene schlagfertig. Rt« «r» Wag»«r aus »er Pr»v«. Richard Wagner kleidete auf den Proben seinen Tadel gern in eine humoristische Bemerkung. Als bei einer Probe des „Rienzi" die Posau nen zu laut bliesen, sagte er lächelnd: „Meine Herren! Ich glaube kaum, daß ich mich irre, wenn ich behaupte, daß wir uns in Dresden befinden, und daß wir deshalb nicht vor Jericho stehen, wo Ihre geachieten Vorfahren die abnorme Stärke ihrer Lungen be währten, indem sie die Mauern dori umbliesen." Treue und Redlichkeit. Austauche» Schloß. Und jaud dri» 2 Mark 3U vor. z Mark auswärts) gilt der Tatz: Behalte esl Wer's hat, der hat'sl Die Hauptsache. „Fräulein, ich glaube, Sie werden nie Lawn-Tennis lernen." „„Das schadet nicht, ich find« aber das Tennis-Kostüm so schön!"" Billige Protzerei. Bonvivant, der es eigentlich verzehren soll, ist nämlich Vegetarianer!"" Verlorene Liebesmühe. lich gesucht!" mit!" ein ehemaliger Angestellter von Ihnen fein?" „„Schwerlich; Wein hätte der bei mir wenigstens nicht gestoh len!" Tr»uf dreffirt. „Sie reiten ja Ihren neuen Gaul „„Ja; das Luder war nämlich im Circus und geht nicht ohne Musik!""