Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 19, 1911, Image 3

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    Schiffbruch im Haft».
(10. Fortsetzung.)
„Denke darüber, wie Du willst,
aber für Weibergeschichten hast Du
jetzt keine Zeit! Das ist meine
Meinung. Willst Du die Vernunft
nicht hören, bitte, ich zwinge Dich
d l' 112
ruhig zu bleiben!"
„Sei doch klug, Hans! Denke nur,
in Deiner Situation eine ver
wöhnte, elegante Person!"
„Ich weiß nicht, wa? Du willst!
Ist denn etwas geschehen?"
„Geschehen? Vielleicht nicht, aber
ich kenne Dich. Du brennst lichterloh,
legte ihm die Rechte auf den Kopf.
„Wär's denn wirklich Seligkeit.
Tollkopf?"
ter den feinen schob, in's Haus füh
ren.
An der Hausthür hielt er still und
Wolken, die aufgestiegen waren, bat
tiefen Schatten, das strahlende Sil
berbild wie ausgelöscht.
zu. .H Z g 1 s ,
11. Kapitel.
ten Mondscheinabend am Frillensee
eine schlaflose Nacht. In ihrem gan
zen Empfinden aufgewühlt, erschien
See, in dem das Mondlicht sich spie
gelte. Auf einem Felsblock daneben
sah sie. und ihr zu Füßen ja, ja.
genau so, das frische, lachende Gesicht,
die leuchtenden Augen, die sich so ver-
Streicheln auf sie wirkte.
Annette hatte sich im Bett aufge
richtet und mit den schlanken Fingern
die Stirn gerieben. Was hätte sie
nur? Was ging der fremde Mann
sie an? Hatte er sich in der kurzen
Zeit wirklich ihrer bemächtigt? Be
mächtigt? Ihrer? War sie denn
nicht mehr die Annette Lublinska, die
Kokette, die mit den Männern spielte
um sie hinterdrein auszulachen? War
sie denn wirklich eine andere gewor
den. seit sie keinem mehr Reckiensch.'ft
schuldete? Aber bald verließ sie^uch
und lag mit offenen Augen und sah
immer dasselbe Bild, fühlte immer
denselben Blick, hörte die Stimme
Toll, toll, toll! In das Zimmer
hatte sich schon das glühende Roth
der aufgebenden Sonne gestohlen, als
Ihre Uhr auf dem Ncchtkästchen
über erschrak Annette fast so spät!
Nun hastete sie. als gäbe es für sie
wirklich etwas zu versäumen. Und
der helle Sonnenschein, der auf dem
tief und freudig auf. In ihr jubelte
es: Das Glück ist da. verkürz' es nicht
selbst! Halt' es. halt' es fest!
und breitete auf einmal die
Arme aus. - War sie denn wirklich
toll geworden?
Wenige Minuten später betrat sie
dm Speisesaal. Sie fand ihn leer.
stellte das Frühstück. Die Kellnerin
in dem hübschen, schwarzen Kleid mit
der weißen Schürzte legte einen Brief
Während daS Mädcheii davonging,
das Frühstück zu besorgen, löste An
nette mit nervösen Fingern den Üb
lich lal sie:
„Gnädigste!
Eine unerwanete Nachricht, di
mir die erste Post brachte, zwing!
mich zu meinem Bedauern, die
bin untröstlich, Ihnen nicht einn-al
zum Abschied die Hand küssen zu
können, und bedauere es unendlich.
Mit ergebenstem Handkusse Ihr
Hans Briesendors-Kleß."
Annettes Finger krampsten sich um
das leise knitternde Briesblatt. Nach
einem kleinen romantischen Abenteuer
mit Dank enllassen. Vielleicht, weil
Herr Baron Briesendorf-Kleß sllrch
fürchten? Fürchten? Jetzt lachte
von dem Abenteuer an dem See im
Mondschein, dem er keine Fortsetzung
geben wollte!
Annette schämte sich, als wüßte er
von dem Erlebten, das sie heute Nacht
Röthe in die Wangen und legte sich
über die Stirn. Sie zerpflückte den
Brief in Atome, die sie dann wieder
nes Backfisches!
Annette entsetzte sich vor der Deut
lichkeit. mit der ihr schon wieder sein
Bild auftauchte. Sie schüttelte sich.
Das muß ein Ende haben. Aus!
Sie entschloß sich, schleunigst abzu
reisen. Zunächst nach Partenkirchen
„Warum soll ich weiter? Was thue
Und so blieb sie. Ihr fehlte die
sie^ch
Als sie fröstelnd im Kupee taii
Aufschrift: Pension Lutter.
„Fräulein Eist, grüß' Gott!"
von der ungekünstelten Herzlichkeit
des Mädchens. Ganz gut, daß sie
hierher gekommen! Selbst wenn sie
Leuten!
„Meine Eltern!" stellte Else vor.
von Lutter mit der Zurückhaltung ei
nes Menschen, der die gesellschaftliche
Sicherheit verloren hat.
„O doch, Martha jetzt, wo Sie
—wo Du sprichst, doch, doch —"
„Jst'n bißchen älter geworden, das
Frauchen, was?" lachte der Haupt
mann dröhnend, als hätte er einen
guten Witz gemacht.
„Gute Reise gehabt, Frau Baro
nin? Ja? Aber bitte doch weiterzu-
Pension Lutter.
vös das Gesicht verzog.
„Latz doch, Benno Jugendfreun
din! Schau Annette und mich an!"
nicht wahr?" Sie streckte der blas
„Wenn Du willst, gern! Aber Du
wirst müde sein. Deine Zimmer sind
Hauptmann leicht verneigt hatte.
„Hier, liebe Annette hoffentlich
genügt es Dir halbwegs!" Damit
lich einfach eingerichteten Zimmers.
Auf dem Mitteltische stand in einer
Glasvase ein Strauß frischer rother
Rosen.
hatte.
mehr. Martha! Was liegt da Alles
mühselig kriechen!"
Wie trostlos und bitter das klang!
Annette fuhr leise über die abgearbei
„War's denn so hart?"
Ueber das Gesicht der zu-
noch schwerer, aber mir
fehlte jede Widerstandskraft, weil ich
keinen Halt batte!"
„Du hast doch Dein Kind, Deine
der indes schneN erlosch.
„Ja. mein Kind, meine Else!
Wenn die nicht wäre! Aber ich will
„Aber. Martha, liebe, alte Martha,
„Das ist ja furchtbar gut von Dir,
Liebe, aber Du bist doch nicht hier,
„Arme Anne, Du hast auch Schwe
res erlebt! Siehst Du, so bin ich
nun! Anstatt Dich zu trösten —"
„Ach laß nur, Martha! Uebrigens,
„Daß Dein Gatte im Duell ge
fallen ist? Die kurze Notiz hierüber
brachten auch unsere Zeitungen, aber
Du sollst Dich aufheitern! Ich schicke
Dir Else, die taugt am besten dazu!
Sie kann Dir auch gleich beim Aus
packen helfen!"
Martha huschte hinaus, und gleich
darauf erschien Else, gefolgt von
dem Mädchen, das die Koffer brachte.
Als das Stubenmädchen wieder ge
gangen war, trat Elfe dicht an An
nette heran, und ihren Arm unter
den AnnettenS schiebend, sagte sie ein
bar schwer!"
Seufzend strich Annette über das
helle Haar des Mädchens. Else aber
denn etwas von dem Trübsal blasen?
Man macht nur sich und Anderen das
Herz schwer! Wozu? Ich versuche, so
lange es geht, mich über alles lachend
hinwegzubringen ist viel gescheiter!
So, und jetzt wollen wir auspacken,
damit Sie's gemüthlich kriegen!"
„Gott erhaite Ihnen Ihr Lachen,
Else!"
„Dafür muß man schon selbst sor
gen!"
„Wenn man die Kraft besitzt! Ach
Gott, ich lache doch auch so gerne!
Ja so, Sie wollen die Kofferschlüssel?
> — Da, mein Kind!"
Annette sah ein bißchen verdutzt
drein, als Else den großen Koffer
aufschloß und ihr das erste Stück
hinreichte.
„So, Sie können's gleich in die
Kästen räumen, Frau Baronin, dann
sind wir bald fertig!" sagte sie dabei
fröhlich.
Aber dann genierte sich Anmtte
doch, ihre verwöhnte Unbeholfenheit
ihr reichte, um es dann ein wenig
wahllos in die Kästen zu stopfen.
Elfe sah ihr eine Weile zu. dann
lachte sie hellauf, lief auf Annette zu
und nahm ihr den Packen Wäsche,
„So! Nun sitzen Sie hübsch still,
„Ich schäme mich vor Ihnen!" kam
es kleinlaut von Annettes Lippen,
und als Antwort darauf ertönte wie
der Elses lustiges Lachen.
„Erzählen Sie doch lieber, Frau
Baronin, was haben Sie noch gese-
Annette heftete ihren Blick auf die
Spitzen ihrer Lackschuhe. „Erlebt?"
es. Ich war in Partenkirchen."
„Die ganze Zeit?"
„Ja."
„Und das hielten Sie aus?"
„Sie sind wohl damals vom Eib-
Morgen!" Annette suhlte, daß sie roth
Uebrigen», der Blond- ist ein aru,.r
Else, die gerade vor einem der
Schränke kniete, setzte sich jetzt ge
mächlich auf die Erde und blickte
ruhig herllbersah.
„Nein, gekannt hab' ich ihn nicht!
Aber wenn ich von meiner Reise heim
komme, muh ich immer erzäh'e»,
Papa interessirt sich furchtbar für die
Menschen, ich unterwegs lehnen
Schloß trägt!" Sie kicherte leise.
„Na ja. und so nannte ich auch den
Namen Briefendorf ich hatte ihn
mir sogar gemerkt —"
terlippe: „Und —?" fragte sie, sich
„Papa kennt doch alle Welt. Er
erzählte mir, die Briesendorf-Kl'ß
es kann nur der Plonde vom Eibfee
sein, ist der legte feines Stammes
ist! Armer Teufel! Er thut mir or
dentlich leid!"
AiiN'tte hart.
j „Sie haben ganz recht, Fräulein!"
sagte sie. Else sah erstaunt auf. Im
> Keginsatz zu früher sprach Annette
' jetz so frisch und hell. Und auf ihrem
Gesichte lag ein leises Lachen.
„Kommen Sie zum Abendessen
an füge ich mich schon Eurer Haus
ordnung. Aber ich bin recht „llde
Sie schicken mir wohl Thee und
i ..Selbstverständlich!"
> „Ich habe Ihnen so viel Plaze ge
macht —"
„Das ist doch nicht der Rede
werth —"
„Sagen Sie doch, Elschen —"
„Was denn?"
„Sie haben wohl alles besetzt?"
„Leider nicht!"
b d
„?a aber —'
was?" Annette lachte. „Ihr dürstab
sion mit. Essen kann ich freilich nicht
für drei aber zahlen will ich
gerne!"
und Annette hörte, mit welch' freudi
„Armes Ding, wie sie sich freut!
Manchmal ist's doch ganz schön, wenn
nicht an Martha. Etwas anderes war
in ihr ausgestiegen, stark und heiß
Sie warf sich auf das Ruhebett
12. Kapitel.
„Aber bitte, die Dame schläft ja!"
Sie kannte doch in München kein
weibliches Wesen außer Else und
Martha! Vielleicht war's doch nur eine
klingelte dann. Als das Stubenmäd
chen erschien, sagte sie: „Ich möchte
auf meinem Zimmer frühstücken
ja?"
Aber als das Mädchen eilig das
Zimmer verlieh, lief sie ihm nach, und
die Thüre öffnend rief sie: „Bitten
! Sie doch Fräulein Elfe für einen
sch ? A zuzuziehen.
Felix Wessel-! Schwester. Sie also
hatte ihren Namen gerufen!
Fassungslos starrte Annette sie an.
.Sie —?" stammelte sie.
Ueber das blasse Gesicht Lydia»
flog ein leises, trauriges Lächeln:
„In der Pension?"
„Ein solcher Zufall —"
„Sie selbst sind die Ursache, daß
'"„Und?"^"
traute Name zog mich an —"
Die Unterhaltung stockte. Lydia sah
Annette so ungewiß an, so: jetzt wird
müssen. Warum frug sie denn nicht?
Nach einer Weile sagte Lydia, die
Augen wie in scheuem Fragen zu An
nette hebend:
„Zwei Jahre lang ist er todt
für die Welt!"
leid, Annette?"
ster Nähe. Annette legte bittend den
erlebt!"
„Mit dein Mittagessen, Elschen.
sein!"
Elfe geleitete Annette an die Thii-
War das ein Leben und Treiben!
Diese Menschen! Und wie die's alle
Endlich entschloß sie sich, sich seNst
München, ist er! Dieselbe Lust ath- !
Ja. aber er s?ll es doch wissen, daß
sie da ist! Sie will, daß er es weiß!
Wie macht sie's nur!
Nachdenklich sah Annette vor sich
hin. dann erhellte sich ihr Gesicht
plötzli» ja. das geht! JnS erstbeste
Kaffeehaus muß sie und sich daS
Adreßbuch geben lassen natürlich!
Bald hatte sie ein Kaffeehaus >m
ersten Stockwerk eines kleinen Hauses
entdeckt. Und dann saß sie an einem
der runden Marmortische und blät
terte mit leicht bebenden Fingern und
stärker klopfenden Herzen in deii
dickbäuchigen Buche.
(Fortjetzung filgt.) !
Zsir die Küche.
Grüne Erbsensuppe.
Pfund grüne, gut verlesene Erbsen
werden Über Nacht in kaltem Wasser
geweicht, mit reichlichem Wasser und
einer Messerspitze doppelkohlensaurem
Natron, etwas zerschnittenem Sup
pengrün und 2—3 Stielen Thymian
kraul recht weich gekocht und durch
ein Sieb gerührt. Den Erbsenbrei
kann man nach Belieben mit etwas
Wasser oder Fleischbrühe vermischen,
dann giebt man Butter uno Salz hin
ein und verkocht die Suppe mit etwas
in zerlassener Butter gar und gelb ge
dünstetem Mehl. Sie wird mit klei
nen. in Butter gelb gebratenen Sem
melwürfeln angerichtet.
Rollmops. Man wässere die
Heringe «echt holländische, sogenannte
melcherne) über Nacht, nachdem man
sie vorher einigemal gewaschen hat.
Am nächsten Tag werden sie der
Länge nach getheilt. Die Gräten wer
den sorgsam, ohne den Hering zu zer
reißen abgelöst. Dann wickele man
jede Hälfte eines Herings um ein«
kleine Zwiebel oder um eine kleine
saure Gurke auf, lege sie alle fest an
einander in einen flachen Steintopf
und bereite folgenden Beiguß. Recht
feinen nicht scharfen Weinessig ver
rühre man mit der Milch der Herin
ge, und füge zwei bis drei Lorbeer-»
blätter, einige Scherben spanischen
Pfeffer, kleine Perlzwiebeln, Essig
hinz». so daß die Heringe bedeck! sind.
Nach zwei Tagen sind sie fertig für
die Tafel, doch halten sich die Roll
mopse auch Wochen und Monate gut»
wenn sie richtig bereitet sind und kalt
stehen. Kurz vor dem Serviren be
tröpfelt man die Fische mit gutem
Sützöl. Man richte die Heringe auj
Salatblättern recht appetitlich an.
gebe dazu Kartoffeln in der Schal«
und man erhält ein gutes Essen für
„Lunch" oder für leichtes Abendbrot.
Grüne Klöße. Zehn große,
rohe Kartoffeln geschält, gerieben und
drei geriebenen, gelochten Kartoffeln
gut verrührt. (Das Kartoffelwasser
kann man eventuell noch zur Gcwin-»
Klöße, gibt sie in kochendes Wasser
> und läßt sie vom Augenblick dec Wie,
derkochens noch ungefähr fünf reich-5
licht Minuten sieden.
Sauerbraten. Rindfleisch!
von der Oberschale, gitt klopfen, am
Bin, zwei Stunden dünsten lassen mit
Steaks mit Kräuterbutter.
Aus einer gut abgelegenen Keule
Gedämpfte Kalbsschul
te r. Man brät 1 Eßlöffel rohen
1 Scheib^ode/ Speck lin
dem Fett und legt ein Stück Kalbs
schulter, 3 bis 4 Pfunds in das Fett
tersilie und Sellerie nebst Salz und
Pfeffer an das Fleisch, das man fest
zudeckt und hinten auf dem Ofen 3 bk?
Wohlgeschmack und Zartheit. Wils
Quitten s u p p e. Vier oder
fünf gut abgewafchene Quitten wer
den mit der Schale in Wasser weich
gekocht, dann wird die Schale abgezo
gen und dr< Mark durch ein Sieb ge
strichen. Das Durchstrichene ver
dünnt man mit halb Wasser, halb
leichtem Moselwein (Bowlenwein),
fügt etwas Zimmt. Citronenschale
und Zucker dazu, läßt alles auskochen,
schmeckt ab und giebt zerbrochenen