Schiffbruch im Hase«. 1. K a p i t e l. der Visiere des Waldes hinzieht. Ihr Blick glitt grüßend über die uralten, knorrigen Stämme, wo ganz im Hin tergrunde die zum Theil mit Schnee bedeckten Spitzen der bayerischen Berge emporragten. Ah! Sie athmete tief auf. Wie die Stadt sie heute wieder nervös ge macht! Das Klappern der Hufe auf dem Pflaster war ihr unerträglich ge wesen. Nun dämpfte der weiche Bo den das helle Klipp-Klapp, dem sie sonst so gerne g'lauscht. Die schöne Frau ließ die Zügel lockerer, die biegsame, ausrechte Ge gezeichneten Brauen grub sich eine tiefe Unmutbsfalte. die wie mit einem Schlage das Gesicht veränderte, es um Jabre älter erscheinen ließ. Das Pferd hob witternd den Kopf. Was hatte die Herrin heute, daß sie so ungleichmäßig an den Zügeln zerrte? Borerst hatte ein scharfer Riß es veranlaßt, das Tempo zu mäßigen, Die schöne Annette von LublinSky Herrschaft über sich. Was siel aber auch diesem tollen Oberleutnant Wes- Rechte schrieb er ihr! Und diese Kühn trotzdem! Als sie jetzt daran dachte, wie ihr Bogumil den Brief herüber gereicht. thig, aber sie füblte, wie die stahl faltete. diesem Wessel! Hatte sie sich diesem tollen Menschen gegenüber wirklich so weit vergessen? Ja, gut, sie kokettirte mit ihm, aber am Ende nicht rung gefallen lassen! Was war aber dabei? Das Katz- und Maus-Spiel machte ihr nun einmal Spaß! Das die sie im Verkehr mit den anderen Hause ihres Gatte» Gastfreundschaft Aber hatte sie n>cht selbst Einhatt tig er ibr sei, eß sie sich v?n dem Leidenschaftlichkeit, die Wessel im Ver kehr mit ihr an de:: Tag gelegt hatte, lieber einging, als sie den anderen da mit zu heilen hoffte. Und der Erfolg? Zuerst natürlich ten. um narllrlich diesem Wessel Kre Meinung ganz gehörig zu sagen! Ein zweite« Mal würde er sich daS nicht unterstehen. „Einfach un- Das Pferd schien übrigens mit dem strebte von selbst einer kleinen Wald lichtung zu, die, ganz eingeschlossen Ein köstliches Fleckchen sonniger Waldeinsamkeit! Die breiten Aeste der alten Bäume schlössen sich wie zu Baumzweige bewegte. In der Mitte des kleinen Rondeaus stand eine schlanke Fichte mit pracht malten" grausam verzerrten Leidens gestalt des Heilands. Davor ein Bet pult aus Tannenholz und darüber Dieses traumhaft stille Plätzchen leisr wieherte. De rascher pendelnde Schweif des Rapven fegte Wessel über das Gesicht, Da schlug er das Thier aber stand der Offizier an den Bü schen, die den Ausblick in den Wald und gegen die Landstraße vollkommen Wessel Zeit fand, ihr behilflich zu sein. Er süh das Pferd hinüber Annette, die langsa»" auf das rohge zimmerte Betpult losschritt. Sie stützte den rechten Ellenbogen auf das hin?, fl t d hatte, k strengen Sinne nicht einmal schön zu ticnnen. Dazu i"ies das Gesicht »u ! große Kontraste auf. Zu der geldlich blassen Gesichtsfarbe paßte das asch blonde Haar nicht, zu den schmalen, pen nicht die edel geformte Nase mit den bei der leisesten Erregung zittern den Flügeln. Zu den grauen Augen, in denen Ironie und ein nicht immer liebenswürdiger Spott saßen, nicht der Zug von sehnsüchtigem Verlangen um die Mundwinkel, Aber gerade diese Gegensätze machten das Gesicht anzie hend, denn sie machten es interessant, Gegensätze und Widersprüche in einem Frauenantlitz wirken immer wie ein Räthsel, von dem sich vor allem jene Männer angelogen fühlen, die im Rufe stehen, „Frauenkenner" zu sein. Noch war zwischen den beiden Men schen in der Waldeinsamkeit kein Wort gewechselt worden. Aber des Offi ziers und der Frau hatte sich schon eine gewisse Ungeduld des Erwartens be mächtigt. Annette sah verdrossen zu Boden, die Spitze ihrer Reitgerte zit terte unausgesetzt über dem Moos. Plötzlich richtete sie sich auf und sagte in herrischem Tone: „Nun ich warte!" Wessel trat hastig näher: „Sie sind mir sehr böse, An nette —" „Ich verbiete Ihnen jede Vertrau lichkeit, Herr Oberleutnant!" sagte sie scharf accentuirend. „Ich warte, was Sie mir Dringendes zu haben, falls, da Sie es wagten —" „Nein, nein, nicht den Ton!' unter brach er sie stürmisch. „Sie haben ja sar —^ Ihre großen Augen funkelten im Zorne auf: „Verwegen? Ich finde, daß sie unverschämt waren!" „Gnädige Frau!" rief Wessel ent setzt. „Ach was, jetzt rede ich mal! Wie durften Sie es wagen, mich zu einem Rendewous zu bestellen wie Um seine Lippen zuckte ein verknif fenes Lächeln, als er überlegen sagte: blüfft an, faßte sich aber schnell. die Hände fällt?!" „O, ich wußte, daß Bogumil von Lublinskl» Kavalier ist und nur die Briefe feiner Frau liest, die sie selbst ihm giebt!" „Äh und darauf rechneten Sie? Fein!" „Es war Nothwehr, gnädigste Frau! Gab es für mich einen anderen Aus weg? Ihr Haus haben Sie mir ver schlossen, in der Gesellschaft meiden Sie mich. Man hat darüber gerade chen —" „Man?" unterbrach sie ihn höhnisch, „Möchte wissen, wer? Sie bilden sich auch ein, Herr Oberleutnant, daß Ihre Person viel mehr Interesse hat, als es thatsächlich der Fall ist." „Möglich, daß das bei mir zutrifft, gnädige Frau, bei Ihnen nicht! Für doch bitten!" rief sie empört. „Ach, lassen Sie die Komödie, An nette, mir gegenüber ist sie wirklich nicht am Platze! Als ob Sie nicht ten!" Der Offizier riß stch die Kappe vom Kopfe und fuhr sich mit der Rechten „Die kostbaren Minuten verstreichen so nutzlos! Also ja: Ich war toll, ich war unvorsichti,-, ich habe Sie erzürnt zöttisch!" geküßt zu haben!" Ihre Hände loslassend, wollte er Annette an sich reißen. Aber sie wich dann aber wie ein zum Sprunge be reites Raubthier den Kopf vorstreckte und hörbar die Luft einsog. Da schoß der dort sie war ja hergekommen wenn ihr Gatte —? Sie trat zwei Schritte vor, hob die Arme und ließ die Reitpeitsche zu Boden fallen. „Ich bin ganz wehrlos, Herr Ober leutnant!" Er schlug die Hände vor's Gesicht, ein Schütteln ging durch seinen Kör per. j Ein Lächeln der Befriedigung > huschte, von den Mundwinkeln aus- bitten, Sie Sie ließ es geschehen, daß er ihre Hand fahte, den Handschuh aus wei chem Wildleder abstreifte und seine Lippen gierig immer wieder auf die kühle Haut preßte. Nach einer Weile sie ganz nllnftig!" . , liebe, kann man nicht vernünftig sein!" Das waren die ersten Worte, die er wieder sprach. Sein Blick l streifte finster ihr schönes Gesicht, s „Wissen Sie, Annette, ich glaube, wir lebten nicht mehr, wenn —" zwar ganz ruhig unv zwang sogar ein Lächeln auf ihr Gesicht, aber dabei lief doch ein eisiger Schauer durch ihren Körper. „Sie sind wie ein toller Junge, mein Lieber, aber ich fürchte mich Kopf zurück. „Weil Sie wissen, daß Sie alles mit mir können, wenn Sie „Fühlen Sie sich wirklich so sicher? nünstige Menschen auszusprechen —" „Ich pfeife auf die Vernunft!" „Das haben Sie allerdings schon „Weil —" „Weil es Sie aus dem Gleichge wicht brachte, daß Ihre Art des Wer — ich weiß!" „Ich schwöre Ihnen, Annette, es ist nicht Eitelkeit was soll ich thun, damit Sie an meine Liebe glauben?" Ihre Liebe glaubte was dann?" Er sah hilflos in diese seltsamen Frauenaugen, in denen es so eigen „Sie sollen nicht so kalt sprechen so so ganz unberührt! Ich glaub's Ihnen nicht, ich weiß —" „Was wissen Sie?" Hell llang die Frage durch die Stille. Er zuckte zu- ?,Was?" - b I stammelte er fast tonlos, „Dann würde ich lügen!" „Nein!" schrie er aus und sah sie „Vielleicht war es Aerger darüber, daß dies allzu oft geschah!" „DaS ist nicht wahr, Annette! Und wenn Sie jetzt hundertmal alles ab leugnen auch das ist Frauentaltik! Ihre Stimme hat gezittert, wenn Sie mir heimlich ein liebes Wort zuflü kroch ihr doch wieder das unheimliche Gefühl von vorhin durch die Glieder, Es lag etwas in dem Blicke des Man nes ihr war, als müßte er im an sich. Wessel merkte, daß etwas in dieser weltgewandten Frau, die sich sonst so sehr in der Gewalt hatte, vorging. ders deutete. Nicht daß es Furcht war, die sie in diesem Augenblick er füllte, ahnte er. Nein, sie war er schüttert durch sein Gefühl, er hatte es ja gewußt, daß er ihr nicht gleich- Sie Mitleid haben sollten —" Annette athmete tief auf. Also er hatte sich nicht auf sie gestürzt, sie da nicht ein einziges Mal ge sagt: Das ist der Kampf einer an ständigen Frau gegen sich selbst, gegen ein Gefühl, das in Leben einer jeden, die nicht das volle Glück in der Ehe gefunden, einmal auftauchen kann —" „Ah!" diesem Ausruf 'ag, und erschrak, Sie war erst sehr froh gewesen, daß ihr zur rechten Zeit einfiel, der Sache diese Wendung ?u geben, die ihn nicht neuerlich verletzen konnte: nun merkte sie. daß das unvorsichtig gewesen und den tollen Menschen zu falschen Rück schlüssen veranlaßte, denen sie auf je den -sali entgegentreten mußte. Sie hob den Kopf und streckte Wes sel beide Hände hin. „Wir wollen ganz ehrlich sein, lie ber Freund, nicht wahr? Nun denn, ja ich hab' dieses Gefühl bekämpft ich habe es überwun „Sie haben überwunden und ich und ich? Ich liebe zum ersten Mal In meinem Leben, das schwöre ich Ihnen: alles, »vaS bisber war, ist vergessen, nur Sie Sie, Annette! Ich kenne mich selbst nicht mehr, ich habe es nie für möglich gehalten, daß ich mich je so an ein Weib verlieren könnte! Und Sie sagen mir so ruhig, Sie haben überwunden Sie dürfen nicht, Annette Sie dürfen nicht! Was haben Sie auS mir gemacht! Und warum soll ich zurückstehen?!" Sie fühlte fast, wie die heiße Glulh, die den Mann erfüllte, zu ihr her überströmte, aber was sie dabei empfand, war weder Freude, noch Ge nugthuung, Ihre Eitelkeit verkroch sich vor der Angst und dem Wider- Nein, nein, nein, sie liebte diesen wil den Menschen nicht, der nur eine Be unruhigung in ihr Leben brachte, das bis jetzt immer zwischen kokettem Spiele und behaglicher Ruhe pe.oelte, an der Seite eines Mannes, der so gerne alle ihre Wünsche erfüllte und sie mit einem Wohlstand umgab, den sie niemals vorher zu erträumen ge wagt h?tte. „Ja, Sie müssen zurückstehen," sagte sie jetzt ganz ruhig. „Ich trage den Namen eines Ehrenman nes —" „Den Sie nicht lieben," fiel Wes sel hastig ein. »Sie haben es selbst gesagt. Und ich hasse diesen Men schen, an dessen Seite Sie verküm- alter Mann, ein Greis fast!" es durchfchauerte Annette, so bren nend heiß waren sie, „Ich habe kein Talent zur Freund gräßliche Wäre sie doch lieber schon fort! Ihr Mann erwar tete sie sicher schon! Und sie sie jetzt gar nicht so leicht herausfand. Denn mit dem Instinkt der Frau fühlte sie. daß sie sich gerade den hatte ihr ja wirklich Spaß gemacht, ihn toll zu reizen! Jetzt hatte sie die Konsequenzen zu tragen! Sie warf den Kopf zurück. Ach was zu einem Ende mußte sie die Geschichte bringen, ehe ihr Ungelegenheiten auS ihrer Unbedachtsamkeit erwuchsen! Sie näherte ihr Gesicht leicht dem „Seien Sie doch klug, Wessel, und machen Sie's uns Beiden nicht noch schwerer! Anstatt mir zu Helsen, be nehmen Sie sich wie ein ungebärdiger Junge, der mit dem Kopfe durch die Wand will, kompromittiren mich der art, daß mir nichts Anderes übrig bleibt, als Sie aus Nothwehr „Darum darum also durfte ich Sie die ganzen letzten Tage nicht se hen?" „Gewiß ich hatte Angst, Wessel mein Mann machte Andeutungen über Ihre etwas zu stürmisch zur Schau getragene Anhänglichkeit an meine Person ich will das nicht, Wessel!" „Also darum die Komödie mit dem dummen Kerl, dem Probell Sie wollen mich strafen und den Ver dacht Ihres Gatten ablenken oh, Annette Ihr Frauen seid unS doch über! Ihr behaltet Eure überlegende Vernunft auch dann noch, wenn un sereiner längst den Kopf verloren hat!" „Das klingt wie ein Vorwurf, lie ber Freund, und im Grunde sollten Sie mir doch dankbar sein, daß ich die etwas prekäre Situation balbwegs wieder zurechtgerückt habe! Mein Mann war unruhig geworden lie ber Wessel, ich bin die Person nicht für große Kämpfe und darum bitte ich Sie hören Sie, ich bitte Sie nehmen Sie sich zusammen, richten Sie lein Unglück an!" „Wäre es denn ein Unglück, An nette, wenn —" Sie legte ihm hastig die Hand, an der bereits wieder der Handschuh saß, auf den Mund. - „Still es wäre ein Unglück, Herr Oberleutnant! Sie beurtheilen mich nämlich ganz falsch! Ich bin leichtlebig, ja! Ich unterhalte mich gerne und nehme es nicht Pflichtgefühl, das die Philisterin aus „Aber, Annette —" „Sie sind fassungslos, lieber Freund, ich weiß, denn gerade derlei hätten Sie mir am allerwenigsten zu getraut —" „Allerdings," „Ihre Aufrichtigkeit läßt nichts zu gemacht!" fiel Wessel erregt ein' „Ich Ihre Art, die mich entzückt, oft lästig und ein wenig Bedauern lag. „Biel leicht haben Sie recht! Aber «S ist doch eine alte Geschichte, daß man im sein!" sagte Wessel warm. fllgtl Die Hc.upt fache, „Die Hochzeitsreise bat dir doch sicher ge fallen. liebe Rosa?" „Gewiß, tochen!" Für dir Küche. Gebraten«! Hecht mit Käse und Sahne, Man kocht den gut gereinigten Hecht in Salz» Fläche bedeckt ist, stellt die Form >n S ü Blorn - F ritters. Mit 2 Theelöffel Backpulver, vermischt Alles gut und setzt mit einem Eßlöffel kleine Pfannluchen in kochendes Schmalz, die kleine Mühle hat, ist es leichter, das- Korn, das zu diesem Gericht noch recht zart sein sollte, zu mahlen. Gebackene Zungenschei ben. Eine kleine schöne Ochsenzunze wird nach dem Waschen und Reinigen Pflückfisch mit Kräutkr» in Salzwasser nebst einer Zwi«be! und einem Löffel Essig gar gekocht» herausgehoben und nach dem Abkuh aber so, daß es nette ansehnliche Stücke giebt. In zerlassener, gelb ge machter Butter röstet man «ine fein» fel Mehl dazu, läßt es ebenfalls gelb etwas dicker saurer Sahne zu ebe ner Sauce und siigt ftingehackte be li«bige Kräuter, z. B. Dill oder Pe tersilie oder Majoran, dazu. Die Fischstück« müssen in d«r heißen Sauce heiß werden (möglichst im kochenden Wasserbad«), Man kann Salzkar toffeln oder auch Kartoffelpüree dazir geben. Rindfleisch, in saurer Milch geschmort. 2 bis 3 Pfund derbes, altschlachtenes Fleisch (Schwanzstück) wird gut geklopft und 2—4 Tage in abgesahnte oder saure Milch gelegt, dann abgewaschen, ab getrocknet und nach Belieben mit mittels«inen Spectfireisen gespickt, mit Salz, Pfeffer und einer Pris« feiir gestoßenen Nelken eingerieben. Dann läßt man halb Butter, halb in Wür fel geschnittenen fetten Speck in der Pfanne gelb werden, legt das Fleisch hinein, läßt es aus beiden Seiten an brat«», aber nicht zu dunk«l werden (vor dein Anbrennen muß es sehr ge hütet werden). Sobald es eine schöne hellbraune Farbe hat, gibt man l» viel dicke saure Milch dazu, daß die Flüssigkeit mit dem Fleisch fast gleich steht, und schmort es, gut zu gedeckt, langsam weich. Hin und wie» sich zu sehr eindampft. Die Milch muß aber auch gut mit dem Saft verbraten, damit die Sauce nicht etwa hell bl«ibt. Deshalb ist es vorzuzie hinzuzufüllen. Wenn das Fleisch gar ist, nimmt man es heraus, rührt die Sauce durch ein Sieb, entfettet si«, macht sie mit etwas in Wasser ver tig ab. Streuselkuchen oder Blech kuchen auf kaltem Wege herzustellen. Quart zerlassene Butter, zu Sahne gerührt, dazu gerührt 4 Gelbei, Quart Milch aufgelöst, dazu 3 b!s 4 Pfund seines Mehl. Der Teig darf hen bleibt, ein Stock durch den Knoten gesteckt, wird die Masse über Nacht in Wasser gehängt. Am Morgen giebt ihn hellgelb. Kalbskopfragout. Der Kalbskopf wird, nachdem er sauber Salz, Pfeffer, etwas