Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 27, 1910, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Glück im Unglück.
Geldes wegen ermordet worden
„Ja; aber glücklicher Weise hatte er
sein Geld nicht bei sich!"
Litcraturprofessoreil.
Sie haben die Dichter zergliedert, zer
haät
Und kommentirt ihre Formen,
Und ihrer herrlichen Verse Takt
Eepreßt in pedantische Normen.
Eo haben sie Werke voll Poesie
Nll ihres Zaubers entkleidet
Naiv.
»Ein armer Reisender bittet um
»ine kleine Reiseunterstützung!"
„Ja, warum reisen Sie denn, wenn
Sie kein Geld haben?"
Tie drei Vettern.
„Das Glück ist fauler gaubcr bloht"
Doch Kncipgenie,^
Ihre Frau Mutter mitgebracht hät
ten weiß Gott, ich hätte "
„Nun, was hätten Sie?"
„Ich hätte die Zeche nicht bezah
len können!"
Hinderniß. Richter: Die
beiden Gegner gingen schließlich mit
Naturgesetze. Mit „glat
ter" Art fährt jedes Menschenkind
Menschen sind, Je mehr gibt's
„Reibungen" auch unter ihnen.
Bestraft.
„lhr Mann hat ja wieder einen
Zelle mit der Freiheit vertauschen
„„Doch! Ich sitze hier wegen Viel
weiberei und draußen warten zwei
Heut' ist alles längst vorbei;
Liebesgluth und Raserei
Haben sich gegeben
Alts Kala».
„Sieh mal, Aujust, ick hab' Angst,
hier im Hausflur steht in Steinschrift
det Wort,MUvs". Womit mögen fe
denn hier bloß schießen?"
schoß."
Ter Philosoph.
Mir ist's oan Ding, ob's regnen thut,
Ob's schön ist oder schneit;
Am Wochentag, da hab' ich ja
Zum Bummeln doch koa Zeit.
Am Sonntag bleibt's erst recht egal,
Do plagt mi halt mei Durst,
Na is mir's andre Wurst.
Die großen Ohren.
„Was? für diese schauderhafte Mu
sik wollen Sie gar noch Geld einsam
meln? Bringen Sie mir lieber Watte,
damit ich mir die Ohren verstopfe."
„„Recht gern, nur fürchte ich, so
viel Watte wird hier nicht aufzutrei
ben sein.""
L, die Liebe!
Wie Mayer von seinem Podagra gc-
Gattin: „Hermann!!! Was soll
dies Bild in deiner Tasche?"
Der Loitrus.
Skizze von Paul BÜB.
Seit drei Tagen zogen graue Wol
ken von West nach Ost, und von den
Haselsträuchen am Wege rannen die
großen Tropfen des letzten Regen
schauers. Nebelsetzen kamen aus den
Auen der Donau, und der laue
Wind, der stoßweise durch di« engen
Waldthäler strich, trieb sie wie flie-
Bäumen hängen. Schöne Jagdtage
waren das. Die Rehe blieben !n
den Dickungen und traten im Abeno
grauen weder auf Waldwiesen noch
auf die Kleefelder, an denen die
Hochstände lagen. Die Frühpirjch
hatte nichts gebracht als durchnäßte
hellrothe Rostflecken auf den Läufen
hadernd und krächzend um irgend ein
todtes Etwas im Getreide stritten.
„Bitte freundlichst um Jagdkarte und
den Sternen und der gelben Litze
a im iste r s dt essin gln o p 112
Flamme, die so gern die kunstvolle
Umhüllung des Scheiterhaufens
durchbricht. Sie können weder lesen
in leine Schule. Wozu auch? Zum
Handwerk der Väter gelangten sie
auch ohne Wissen, und die große,
rauschende Wasserader, die unweit
von ihren elenden Hütten der gro
ßen Stadt zufloß, war kein Weg für
sie. Wer hier geboren ward, den be-
Der Gandarm wurde allmählich
gesprächiger und gewann Zutrauen.
Er zeigte mir ein paar Steckbriefe,
seine glänzenden Sperrketten und die
Dann sprachen wir von Jagd und
Wieddieberei, von der Ausstellung in
Wien, die er gern gesehen hätte. Aber
an Urlaub war jetzt nicht zu denken.
Ich bot ihm eine Cigarette an, und
dabei fiel mir ein kleines Holzpfeif
chen aus der Tasche, das den Gen
darm interessirte.
Das,, ist ein Rehblatter", sagte
Ich.
„Gehört hab' ich schon davon", er
widerte er. „Was ist es eigentlich?"
„Mit dem Instrument ahmt man
die Stimme der Rehgeiß nach, d«n
Fieplaut, wenn sie vom Bock getrie
ben wird. Ein Bock, der den rich
tig nachgeahmten Ruf hört, kommt
ziemlich vertraut der Stelle zu, wo
er das Reh vermuthet. Man
nennt das „aufs Blatt springen."
„Und dann hat man ihn?"
„Wenn man trifft, natürlich."
„Herrgott wenn's so etwas
auch für Menschen gäbe!" sagte er
und wog das Pfeifchen in der Hand,
„da thät' sich unsereins manchmal
leicht." Ich mußte lachen über seinen
wehmüthigen Ernst, der aus der Er
innerung an vergeblich« Müh« und
Plage zu lommen schien, und tröste
te ihn damit, daß die schlauen al-
Böcke mit dem Rehcus nicht so
ren. Nur die Jugend war es, die
getrieben, dem Lockruf zustürmte.
den, und wir gingen langsamer in
der feuchten Schwüle. Er erzählte,
mir von seinem überaus harten
Dienst, der größt« Selbstverleugnung
und Pflichttreue verlangte und ihn
ltets vor neue Aufgaben stellte.
In diesem Fall lag aber die Sache
anders. Aus der Schloßkapell« wa
ren zwei kleine silberne Leuchter ge-
Wir brauchten auch nicht lange zu
gehen. An einer Biegung des We
ges saß ein zehnjähriger halbnackter
Bub, der sofort aufsprang und be
hend wie ein Wiefel davonlief.
„Verflucht noch einmal", murmelte
der Gendarm und schritt schneller
aus. „Angemeldet sind wir jetzt
schon."
ger. Die Plachenwagen standen zu
sammengeschoben, die mageren Pfer
de grasten mit gekoppelten Vorder
beinen. Ein paar kleine Feuer
brannten. An einem Kochtopf saß
häßliches altes Weib mit grau
er Schläsenzöpsen und einer kurzen
Pfeife im Mund. Neb«n dem ru
ßigen Kessel lagen zwei abgehäutet«
Igel. Auf ein paar im Kreis ge
legten Steinen saßen der Woiwod
und zwei andere Häuptlinge in
schwarzen Sammtjacken mit faust
großen Silberknöpfen und blickten
uns wie gleichgültig fragend an.
Mir war es, als wäre aus dem
braunen Gewimmel von Kindern
und Weibern, das um die dritte
Feuerstelle war, ein junges Weib
blitzschnell in's Gebüsch verschwun
! den.
Der Gendarm hatte vom raschen
Gang ein rothes, zorniges Gesicht
bekommen und schritt direkt auf das
Stammesoberhaupt zu. Die drei
l Männer erhoben sich sofort und
nahmen eine demüthig gekrümmte
Haltung an.
I „Ihr seid die Bande Kerpatsch?"
herrschte der Gendarm den Führer
: an.
«Is, jo, gnediger Herr Gendarm,
so gut. Ich Kerpatsch, doS
! gut."
Die Kinder mit ihren violetten
j Augen und den schlanken Leibern,
i die wie schmutzig« Bronzen aussa
hen, standen im Kreise um uns, hin
ter ihnen die Frauen und Mädchen;
ein paar wilde Schönheiten waren
unter ihnen, einige verblühte Weiber
mit Säuglingen, und grauzottelize,
zahnlose H«xen mit stechendem Blick.
„Wo ist der Josi?"
Ein unbeschreibliches Geschnatter
und Geschrei, wildgeschwungen« Hän
de und leidenschaftliche Betheuerun
gen folgten dieser Frage. Bei ihnen
war kein Josi. und wenn einer ge
wesen war. war er längst fort, und
außerdem hatte ihn niemand gekannt.
Ein ganz hellblondes Kindchen be
gann zu schreien und wurde von ei
ner der Alten rasch weggebracht.
Weiß Gott, wo si« das arme Wllrm
chen gestohlen hatten, das nun unter
den „Rom" (Zigeunern) aufwach
sen mußte.
Aber der Postenführer ließ sich
nicht irre machen. Er stand gaiiz
ruhig in dem Getöse. Auf der
Blutrinne seines ausgesplanzten Ba
jonetts zitterten die Wassertropsen.
Die Kinder und Weiber blickten alle
auf dies blanke Stück Eisen und auf
den glänzenden Messingbeschlag des
„Gnedig« Herr Gendarm auch
Du, gnedige Herr!" wandte sich der
Woiwod an uns, und sein langes
schwarzes Haar flog ihm um das
scharfgeschnittene Gesicht mit den un
ruhigen Wolfsaugen. Wir nit wis
sen kein Josi nit, sein S' so gut.
Kupsene Kessel machen mir sonst
nit nit stehlte Rom! Brave Leit,
meine Leit. Mir seins . .
„Ruhig! Wenn der Jost nicht da
ist, geht Ihr mit, erstanden? Der
Jqsi hat ein Weib. Wo ist sie?"
iungeS Weib am Handgelenk
Ihre Silbermünzen, die sie auf der
Zähne leuchteten wie das Gebiß ei
„Wartet, ihr Bande," keucht« der
Diebsvolk übereinander."
Im Nu war das blanke Stahl
kcttchcn um die Handgelenke der jun-
Zigeuner waren ganz still geworden
und kratzten sich die Köpfe. Nur
ein halbwüchsiges, etwa sechzehnjäh
wie die Eisenringc in ihr rundes
Gelenk schnitten. Abgerissene, unver
ständliche Worte kamen aus ihrem
> verzerrten Mund. Zum ersten der
Plachenwagen wollte sie, das sah
> in diesem Wagen.
j „Kranke Kind sie Hai, sein S' so
gut," murmelte Kerpatsch kläglich.
! „Stirbt es heiti noch."
> „Schwindel!" rief der Postensüh
! rer. „Krankes Kind. Geht mich
nichts an."^
zuckte die Achseln.
weiß, wo er ist. Marsch vor
wärts!"
an den Gendarm, zupfte ihn verstoh
wärts in den Wald zeigte: „Jost!"
Die Zigeunerin stieß er vor sich in
das dichte Gestrüpp zur Seit« des
Weges. Ich hörte wie er auf sie
einsprach während des Gehens, bis
fielen. Ein Specht hämmerte, und
Sonst war alles still.
,Da klang ein Ruf,' hoch zit
„Josiiii . . . Josiii!"
Wasser, ging mir ein Gedanke durch
den Kopf: der Rehruf! Der Gen
darm ließ den Zigeuner ja, er
s ' ch
Ei« aützlichtS Möbel.
„Frau, wo ist denn mein Cylinder, ich such' ihn wie 'ne Stecknadel. Geh'
schaff' ihn her."
„Gleich, ich will nur eizst die Kartofseln rausthun."
Eine Rarität.
„Sehen Sie, dieser Krug hier ist
über dreihundert Jahre alt!"
„Aber erlauben Sie, das ist gar
nicht möglich, da ist ja auf dem De
ckel das Bild von Mottle und außer
dem steht die Jahreszahl 1870 dar
auf!"
„Wissen Sie, die Sache ist so: mein
Großvater hat nämlich den Krug
zerbrochen und einen neuen an den
habe einen neuen Deckel an den alten
Krug machen lassen, weil mein Baier
den Dickel zerbrochen hatte!"
Erst der Beweis.
Frau (ihren Mann vom Wirthshaus holend): Na, Du scheinst wie
der mal ordentlich betrunken zu sein!
Mann: Was, ich betrunken! —Dann bringe mir bitte mal -inen
Beweis dafür!
Aeußerstes Entgegenkommen.
Mein Freund Pinsel, Kunstmaler
von Beruf, wollte, um in sein bishe
riges Bummelleben etwas Abwechse
lung zu bringen, mal etwas schaffen.
"ige!"
machen?" Braut: „Aber Paul, das ist
Gerechte Strafe.
Maxl?" Maxl: „O, dem Schuster-
Bater geholt hatte!"
Tcplacirte Redensart.
„Uebrigens, mein Lieber, deshalb wollen wir uns keine grauen Haare
wachsen lassen."
Der Asra.
Frei nach Heine.
Jeden Awend dort, uf Ehre,
„Nee," so sprach der Schklaf', .ich
heeße
Lehmann un ich bin aus Bärne,
Freilein, sin Se mir nich beese,
Wenn ich schleinigst mich entferne!"
Es war ein Mann....
Es war ein Mann, der wollte sehr
hoch steigen im Leben! da begann er
zu lügen. Und Lüge folgte auf Lüge,
aus den kleinen wurden große, und
sie bauten sich zu einer Leiter auf,
auf der der Mann immer höher hin
auf klomm. In seinem Eifer merkte
er es nicht, daß die Sprossen seiner
Leiter, je rascher er stieg, desto glatter
und gefährlicher wurden, daß diese
selbst in's Schwanken gerieth. Aber
als er nahezu oben war, glitt sein
Fuß plötzlich aus, die leichte Sprosse
brach, der Mann aber klammerte sich
im Sturze noch verzweiflungsvoll an
sein morsches Lebenswerk. Doch mit-
Druckfehler. Jedesmal,
wenn sie einen Wuthanfall zu betörn»
meu schien, suchte er sie durch Hütt
zu beruhigen. Die sehr gelungene
photographische Aufnahme zeigt den
Fürsten beim Verpasse» des Zuges.
Aviatiker - Marterl.
Hier auf dieses Baumes Krön'
Stürzte mit dem Luftballon Egy>
Liiftig-Aviater, Mehrfacher Fami
lienvater! Und mit einem fürch
terlichen Knall ist Seel' und 'S
Gas entwichen.