Die Frau K«tztll«eisteri». ,petn musüal'sche« Märchen. Bon Kiite Die.Probe im Herzoglichen Hof theater war zu Ende. Die Künstler und Künstlerinnen eilten heim. Das Wetter war rauh und regnerisch, und die wenigen Menschen, welche durch die stillen Straßen der Residenz Lud wigslust eilten, hatten energisch ge gen den kalten Wind zu kämpfen. Eingehüllt in ihre Mäntel die Damen mit großen Kapuzen strebten sie den gastlichen Häusern zu. Auch der hochgewachsene, schlan ke Kapellmeister, der mit einigen Künstlern des Orchesters zusammen durch die breite Schloßstraße ging, Log den Mantel dichter um die Schul tern und drückte den weichen Hut fester auf die gepuderten Haare die entgegen der nunmehrigen Mode, rückwärts noch die Rokokoschleife zeig ten. „Du bist ernstlich krank, Westen holz", sagte der erst« Geiger besorgt, der neben dem Freunde herschritt, ..du hättest dich schonen und heut nicht zur Probe kommen sollen." Kapellmeister Westenholz schüttelte den Kopf, dessen weiches, feines Ant litz einen leidenden Zug trug: „Ich fehle so ungern in der Probe zu ei- Geist über den Körper." will dir's wünschen, Westen- Mit schweren Schritten stieg We stenholz die schmale, steile Treppe -u seiner Wohnung empor. Aus der „Gut, daß du kommst, Westen- Strickstunde." welchem der Tisch gedeckt war. Jörg ter, Roland, Cäcilie und Hella spiel- Monate alte Peter. Die älteren Kinder wollten sich eben mit dem gewohnten freudigen wenn die junge Frau ihn nicht schnell gestützt hätte. Sie winkte den Kin dern zu, sich ruhig zu verhalten, und geleitete den Gatten sorglich in sein Zimmer, das ebenso wie das Wohn zimmer nach der Straße hinaus lag. Weiße, schlichte Mullgardinen hingen 4in den beiden Fenstern, zwischen die sen stand für jene Zeit ein unge heurer Luxus ein Flügel/ daneben mehrere Notenständer. Auf einem Gestell sah man drei Geigenkästen nnit ihrem kostbaren Inhalt. Eine der Geigen, der Liebling des Ka pellmeisters, war eine echte Stradi vari, daneben waren mehrere Flöten sichtbar, ein großer Notenschrank nahm die Hälfte der breiten Wand «in neben dem großen, bequemen Sofa. Auf dieses Sofa bettete Frau tutsam, von dem verständigen Luis chen unterstützt, die Schnallenschuhe aus, rieb ihm die erstarrten Füße und beauftragte Jörg, aus der Kü che eine Wärmflasche herbeizuholen. Sie deckte den Gatten zu, verdun kelte das Zimmer und versorgt« schnell ihre Kleinen mit dem Mit- Dann eilte sie an dos Lager zu rück. Die bleichen Wangen hatten sich jetzt mit Fieberröthe überzogen, pfeifend und rasselnd ging Westen- Holz' Athem. „Ich lasse dir hier dein Bett ma chen, Westenholz, du mußt Ruhe ha ben, drüben bei' den Kindern wird «s zu unruhig sein und Jörz soll zum Doktor gehen, du bist trank." „Ich glaube auch", antwortete Westenholz matt und mit tiefer Nie dergeschlagenheit in der Stimme, „und gerade jetzt, gerade heut, wo morgen die neue Oper aufgeführt .werden soll vor den russischen Gä sten, vor Kaiser Paul! Was sagt Hoheit dazu? Er verläßt sich auf mich!" „Was soll der Herzog sagen? Kann nicht jeder seiner Beamten ste:?'' Kapellme, gerade heut, gerade jetzt. Du glaubst nicht, was davon abhängt. Der Her zog will und muß den russischen der Kunst versteht. Ist Ludwigs lust selbst, der Laune eines Fürsten seine Entstehung dankend, nicht ein Natur?" dir ein gutes Mittel gibt, wird eS wohl bald besser." „Ja, Mariechen wenn aber Ouvertüre verdorben, nein der muß die erste Geige behalten. Ach, Mariechen —" Erschöpft fiel der junge Meister in seine Kissen zurück. Westenholz war immer gesund gewesen, wenn auch zart von Gestalt, ein Mann von zäher Willenskraft. Aber Frau Maries Herz wurde schwer, als st« am späten Nachmittag an dem in das Musikzimmer gestellten Bett des Gatten saß. Der Hofrath war dage wesen, hatte über das hohe Fieber, den rasselnden Athem und den Hu sten bedenklich das gepuderte Haupt geschüttelt, einige Mixturen zum Ein nehmen dagelassen und dem über die Störung seines Berufes aufgeregten Kranken versprochen, Herzog Friedrich Franz von seinem Leiden in Kennt- d' M d d "b den kleinen Peter beruhigte, der jam mernd die gewohnte Pflege der Mut ter vermißte, saß Marie Westenholz am Lager des Gatten. Die Hoff nung, daß diese Krankheit nur von kurzer Dauer sein und leicht behoben werden würde, schwand mehr und mehr. Das Fieber nahm zu, und die Phantasien führten den Meister in seinen geliebten Beruf: er hob die rechte Hand, als wenn er den Takt stock hielte, und schließlich summte er die Kantilene aus der neuen Oper, deren Einstudirung ihm so viel Mühe und so viel Freude gemacht hatte, Kaiser Paul von Rußland, der sein« mit dem Erbprinzen Christian Lud wig vermählte junge Tochter besuchte, er hatte zeigen wollen, daß auch in Mecklenburg die Kunst ihre Stätte hatte. Erst gegen Morgen fiel Westenholz in leichten Schlummer, und als er wohl, Line muß arbeiten, ich muß dich pflegen. Aber wenn Mutter nachher bei dir bleibt, dann gehe ich werde ich heut Abend die Oper di „Du wolltest, Mariechen?" „Ich will und werde es thun, Mutter Hedwig Westenholz hatte „Ich bitt« Sie, Herr Graf Hahn, oa Westenholz auß«rsiande ist, da» Bett zu verlassen." Des Grasen Miene erheiterte sich: .Seine Hoheit war in großer Sorge deshalb, Madame Westenholz in Schwerin ist niemand, der ihn ver treten könnte in Doberan ist zwar ein tüchtiger Kapellmeister, aber er kennt die Musik nicht, und so ohn« weiteres einspringen, das ist nichts. Bon Berlin aber, da schassen wir selbst mit den schnellsten Pferden kei nen Künstler rechtzeitig heran." „Ich kann nicht lange wegblei ben", fuhr Marie Westenholz be scheiden, aber bestimmt fort, „wenn Sie, Herr Graf Hahn, Seine Hoheit von meiner Anwesenheit unterrichten möchten —" Graf Hahn wollte antworten, da öffnete sich die Thür, und der Fürst erschien auf der Schwelle. „Aber lieber Graf, Sie haben hier wohl Da menbesuch?" fragte er heiter, „ich höre, wie ich da schreibe, immer eine Marie Westenholz hatte sich tief lich aus die hübsche, schlanke Frau, die in ihrem schlichten, dunkelseidenen Kleide vor ihm stand. „Madame Westenholz, die Gattin unseres lieben, kranken Kapellmei sters wünschte Eur Hoheit zu spre chen; es handelt sich um die Vertre tung heut Abend. Sie weiß einen Kapellmeister, der Westenholz vertritt so sagten Sie doch, nicht wahr, Madame Westenholz?" Die letzten Worte waren unmittelbar an Marie „Ja, Herr Graf Hahn, so sagte ich." „Das ist ja herrlich", rief der Herzog, „da wären wir ja aus aller Hoheit das wünschen." „Hier? Hier in Ludwigslust?" fragte Friedrich Franz I. und trat „Ja, Euer Hoheit hier steht er schien die Zunge zuerst gelähmt. „Das wollten Sie wagen, Mada me Westenholz?" kann." „Aber das geht doch nicht, Sie, ein junge", er macht« eine „Warum nicht, gerade wenn si« den Taktstock führt, und" sie lä „Jch bin eine treue Gattin und Mutter von sechs Kindern. Die Frau, der das keine Würde gibt, ist holz gut also Sie vertreten die ich stelle." „Muß das sein?" fragte Marie Küristlerkleide Ihres Gatten ihn ver treten Pollen, nun gut Graf Hahn 'Ht de F, Hahn sie zur Thilr mit den besten Wünschen für die baldige Genesung des Gatten. „Eine muthige, stolze Frau!" sagte Ker Fürst anerkennend, .ich hoffe, geMt,' den Dreispitz auf der gepu derten Rokokoperücke, in den schwar zen Eskarpins ihres Gatten, der tan zen schwerseidenen, gelben zarten, zierlich gefalteten Spitzenja bot und Manschetten eilte Mari« Westenholz neben Mahler, dem er sten Geiger, Abends zum Theater. Die Probe Nachmittags war vorzüg lich ausgefallen, Graf Hahn hatte dem Herzog kurz vor Beginn der Borstellung Bericht darüber erstattet. Im Vorzimmer nahm sie schnell den Mantel ab und betrat dann sicher das Podium. Das Theater begann sich zu füllen, die Künstler stimmten die Instrumente, einen kurzen Au genblick dachte Marie ihrer Lieben dahnm Westenholz lag wieder in hohem Fieber, aber der Hofrath hatte beim heutigen Abendbefuch die best« Hoffnung auf baldige Genesung ge habt Mutter war bei ihm, und er war ruhiger, da er wußte, wer ihn vertrat. „Um deinetwillen, Geliebter und um die Kinder!" dachte Marie. In der herzoglichen Loge erklang das Ausstoßen des Marschallstabes, die Herrschaften erschienen: Kaiser Paul von Rußland und Herzog Friedrich Franz, der jugendliche mahlin, die noch kaum siebzehn Jahre zählte, Erbprinzessin Helene und die Fülle anderer fürstlicher Gast« und des glänzenden Gefolges. Marie Westenholz sah es kaum, sie hielt den Taktstock in der Rechten, die Augen starr auf die Partitur gerich tet. In einer Seitenloge erschien Graf Hahn, seine Augen trafen die der jungen Frau, als ob seine freundlichen Züge ihr „Muth" zurie fen ein Klingelzeichen, noch eins und der jugendliche Kapellmeister dort am Pult hob den Taktstock Hin und wieder ging ein Flüstern durch die Zuschauermenge: Wer ist dieser junge, schlanke Kapellmeister, der heut Westenholz vertritt? Denn in einer so kleinen Residenz kann Die Damen schauen durchs Opern glas: „Gewiß aus Berlin geholt oder aus Hamburg, Serenissimus hat überall Hilfsquellen. So jung ein so weiches Antlitz, fast frauenhaft weich ——" > tilene ein erster, gottbegnadeter Künstler war's, der dort an Westen holz' Pult stand. Der letzte Akkord war verklungen rauschender Applaus Mahler nahm der wie erstarrt Dastehenden Westenholz." Drei Monate war Westenholz krank gewesen. Erst hatte es den Anschein gehabt, als sollte er wie der genesen! er hatte das B«tt Ver laffen können und schon einige Male aber die Besserung war nicht von Dauer. Es stellten sich Husten ein, Schwächeanfälle, Athembeschwerden und nächtliche Fieber, und der Mor- Abend des Begräbnißtages im Wohn zimmer saßen. Marie hielt Peterchen auf dem Schoß, der nun schon ein halbes Jahr alt war, Cäcilie, Hella und Roland spielten im Nebenzim als die Musik. Sie fühlte, daß sie Fren ' Lin« öffnete die Thür, ein Läu eine Aufforderung des Hosmar jchalls, am andern Tage zu einer Unterredung zu Seiner Hoheit zu kommen. Was konnte er von ihr wollen? Er hatte Westenholz einen ehrenvol len Nachruf gewidmet, hatte ihm Wein und Erfrischungen geschickt, nun mußte er seine Stelle anderwei tig vergeben. Das ist so der Lauf d«r Welt. Sie hatte keinen an deren Gedanken, als sie am näch sten Tage in ihrer schlichten Trauer kleidung vor dem gütigen Fürsten d W nicht nur um meinetwillen, auch im Hinblick auf Sie und Ihre Kinder. Aber ich habe Sie kennen gelernt als eine tapfere Frau, und deshalb frage ich Sie: Wollen Sie der Nach folger Ihres Mannes werden als herzoglicher Kapellmeister unter denselben Bedingungen wie Westen holz —, so soll alles bleiben, wie es ist." Marie wollte etwas erwidern, aber der Herzog fuhr fort: „Le'der kann ich nur auf eine Bedingung nicht verzichten so schwer es Ihnen auch werden mag auf die Männerklei dung! Aber nun sind Sie nicht nur Mutter von sechs Kindern, sondern Wittwe und diese beiden Würden werden Ihnen Schutz sein in diesem Beruf, welchen Frauen noch nie aus füllten. Wollen Sie Bedenkzeit ha- Da sagte Marie Westenholz fest und sicher: „Ich danke Euer Hoheit für daS Bertrauen und ich nehme die Stellung als herzoglicher Kapellmei ster an." Ueber fünfundzwanzig Jahre hat Marie Westenholz, stets in Männer kleidung, als Herzoglich, vom Jahre 1815 an als Großherzoglich Mecklen burgischer Kapellmeister am Theater zu LudwizSlust gewirkt, sie hat auch die neuen Opern, z. B. Webers „Freischütz", einstudirt und dirigirt. der Musik lebend. Ohne große Worte von Frauen recht hat Mecklenburg zu allererst eine Frau am Dirigentenpult der Oper Ter Märtyrer. ich habe für sie bitterlich gelitten! Ich Ich, der ich als Preuße verpflichtet auf meine Schulter. „Wa —wa was —?" Ich be kam weiter kein Wort heraus, die Stimme versagte mir, der Hals war mir wie zugeschnürt. Die P."lizei fort ging's. Wohin? Ich wußte es nicht! Ich konnte -s nicht wissen. lich war! Und wie das immer so ist, sonst traf ich in New Jork nie einen Bekannten, Aber heute Kerl sicher nach Hause, dachte ich, er hab« mich auf d«m Weg« zum Richt- O, sie wird mich verachten, nie wird ihr entzückender Mund wieder zu mir sprechen: Charles, Si« dort! Alle Engel und Boten Gottes, Kerl, so einen Knipser, der nimmt ein Straßenbild von New Jork für „Bühne und Sport" auf! Ich haftet hatt«. führt. Er fragte nach Namen und Beruf. Das heißt: die andern. Mich fragte er nicht. Als die Reihe an mich kam, sagte er nur: „Pardon, nen und drei Kollegen konnten gehen, ich mußte bleiben. Drei Stunden saß ich da unter Räubern, unter Ver brechern und Bösewichtern. Und nicht Schwarzen, Rothen und Gelben. Drei Stunden! Was habe ich ausgehalten! Neben mir saß eine alte Negerin Der Mann hatte rothe Farbe au» Blauholz hergestellt, ein Verfahren, das F. R. Grün Co. patentrecht lich geschützt war. Neben ihm trauerte ein gut gekleideter Mann, ein Fäl scher, wie ich glaubt«. O, wie schlecht kannte ich die Menschen, der Ruchlose hatte am heiligen Sonntag, während fern die lieblichen Gesänge der andachtsvollen Christenmenge er tönten. einem gleich moralisch ver sumpften Subjekt eine Flasche Sel terwasser verkauft! Schließlich, nach drei Stunden, kam der Richter zu rück. Ich wurde vorgeführt. Der Beamte maß mich mit einem Blick, daß mir ter selbstthätiger Korkenzieher vor kam. Dann fragte er: „Wie heißen Sie?" Ich nannte meinen Namen. „Sie sind beim deutschen Theater?" „Ja!" stammelte ich. „Was für Rollen spielen Sie?" „Don Carlos, Mtlchthal, Morti mer, Max, Valentin! —" Er maß mich mit einem vierfachen Korkenzie herblick und rief: „Ich weiß! Also Sie sind .... tag, die Rolle des Brackenburg in „Egmont" gespielt. Dafür zahlen Si« vier Dollars Strafe!" Ich zahlte und ging. Als ich in's Theater kam, gab mir der Direktor schweigend vier Dollars. "" den jeden Montag, sobald man da» Gesetz übertreten, sechs Mitglieder verhaftet, jeder zahlt vier Dollars than!" besudeln ?" „Dieses Opfer haben Sie der Kunst gebracht!" unterbrach mich der Sonntag Abend im Thea ä Dobbelkonzerd gesäh'n?" Emil! „Geheerd willsde wohl sagen. Ja, das haww' ich." Anton: „Mir hat mir was g'feit, Schön stad mit der Zeit. Dös war halt a Weiberl, Jatzt fehlt mir was anders; I suach allweil zua Und kann's nimmer finden... Jatzt fehlt mir mei' Ruah! Heinrich Jäger. Wohl möglich. mal mei Alte durchgeprügelt; 's i» Der Acrmste. „Nanu, Lude, Du scheinst ja sllrch „Und ob! Weeßte, ick bin nämlich heute Mittag in 'ner Kochschule abje speist word'n!" . keine vier Ochsen auf's Standesamt." „Und heute?" „That dies ein Gänschen im Auto." „Sagte ich Dir nicht gleich, Seba stian, Du solltest im Wirthshaus die Gummischuhe nicht ausziehen; jetzt hast Du sie natürlich stehen lassen!" Professor: „Nein, stehen las senhabe ich sie nicht (in die Tasche Begründet. A.: „Wes in'S Wasser gegangen?" B.: „Weil saß." L ä n d l i ch - s i t t l i ch. Gast: „Hören Sie mal, Herr Wirth, das Bier sieht ja merwürdig trüb' aus!" Wirth: „Ich na, sell ischt nur, weil 's Glas dreckig ischt!"