Aie heilige Pflicht. (S. Fortsetzung.) Leonvre verließ denn auch ohne jede Entgegnung das Zimmer. In ihrer Stube aber, die das Boudoir ihrer vor sechs Jahren verstorbenen Mutter gewesen war und die noch aus jener Zeit eine Einrichtung von verschwen derischer Ueppigkeit zeigte, setzte sie sich sofort an den Schreibtisch, um zunächst eine für Dorning bestimmte Entschuldigung auf da» Papier zu werfen. Dann legte sie sich einen zweiten Briefbogen zurecht und schrieb: „Meii lieber Herr Wilberg—" Weiter jedoch lam sie nicht. Mi nutenlang lag ihre Hand wie gelähmt auf der Tischplatte, dann ließ sie sie schlaff herabsinken und lehnte sich mit einem schweren Athemzuge in den Sessel zurück. Lange saß sie so mit geschlossenen Augen und ungestüm arheitender Brust. Plötzlich aber raffte sie sich auf, und während ihr schönes Gesicht mehr und mehr einen Ausdruck her ben Trotzes annahm, schrieb sie, ohne nur ein einziges Mal zu stocken oder zu zaudern: „Nach einem Wunsche meines Verlobten, dem ich mich nichi widersetzen kann und will, wird meine Vermählung schon in allernächster Zeit, jedenfalls noch vor Eintritt des Winters, stattfinden. Ich habe mich entschlossen, bis dahin allen geselligen Zusaminenlünften auszuweichen, und steckte sie den Brief in den Umschlag, versah ihn mit der Adresse des Leut nants Bruno Milberg und klingelte 16. Kapitel. der Agent Rüthling durch eine der verkehrsreichsten Straßen. Da, als er eben an der Lichtfülle eines glän- Jch bitte recht sehr um Entschuldi- Jhnen zusammen zu sehen. Aber setzen Sie doch Ihren Hut auf, Rüth ling! Was sollen denn die Leute denken?" „Ja, ja, Herr Delmonte ent schuldigen Sie nur. ich bin so zer streut. Bei den schlechten Geschäften man den Kopf ja immer voll dung der Seitenstraße zu, und der Agent lief in lleinem Abstände hinter shm drein, bis es dem anderen gefiel, sich nach ihm umzuwenden. „Vielleicht kann ich Ihnen Gelegen heit geben, sich eine kleine Provision zu verdienen", sagte Delmonte, seine Stimme dämpfend, obwohl sie ganz allein waren. „Sie stehen doch mit Möwiq immer noch auf dem alten Fuße?" „Ich gehe ihm hier und da bei der Ordnung seiner Bücher zur Hand. und daß Sie mit dem alten Gauner hoch steht der Leutnant Wilberg bei ihm in der Kreide?" geschäftlichen Angelegenheiten —" Sie es bleiben. Guten Abend!" Augenblick Herr schreiben lönnen." .Oh. Herr Delmonte! Der Sohn de« reichen Wilberg!" „Der Alte rückt nichts mehr her aus, darauf lönnen Sie sich verlassen. Ich weiß es aus der sichersten Quelle." „Sie machen mir Angst. Möwig ten ist. Ich lenne August Wilberg Denn von meinen Beziehungen zu Möwig darf er selbstverständlich nichts wissen." tue Geschichte?" fenbar nicht den Muth, sich ihrer Beantwortung zu entziehen. „Mein alter Freund Wilberg verlehrte da- Hause, und es hatte allerdings den Anschein, als ob er sich für meine Schwägerin interessirte. Zu einer Erklärung aber ist es meines Wis sens niemals gekommen." „Bielleicht deshalb, weil die junge Dame vorzog, eines TageS mit dem Defraudanten Rieckhosf durchzugehen! Was ist denn übrigens aui ihr ge „Kann ich mir wohl denken. Aber um wieder auf die Hauptsache zu kommen: wenn Sie Lust haben, ein paar hundert Mark zu verdienen, müssen Sie Ihren Freund Wilberg in seinem Vorsatz bestärken, keinen Pfennig mehr für den Leutnant zu bezahlen. Nach seinen letzten Erfah rungen mit dem Schwiegersohn soll er ja ohnedies nicht sehr gut auf seine Nachkommenschaft zu sprechen sein." „Aber ich kann doch nicht gegen das Interesse des Herrn Möwig —" „Sollen Si? auch gar nicht. Ich Wechsel des Leutnants Wilberg zu kaufen unter Diskretion natürlich. Auch Möwig dürfte den Käufer nicht kennen. Wenn Sie ihm vorher ge hörig bange machen, wird er froh sein, die werthlosen Dinger los zu werden, ohn« viel nach dem Abneh mer zu fragen. Schlimmstenfalls schieben Sie einen von Ihren Be kannten vor. Sie haben ja, soviel ich mich erinnere, 'mmer ein paar „Es wird schwer zu machen sein, Herr Delmonte, sehr schwer. Bei dem mißtrauischen Charakter des Herrn Möwig —" „Würde ich Ihnen eine Provision anbieten, wenn ich nicht wüßte, daß Sie ein bißchen Schlauheit werden! aufwenden müssen? Natürlich möchte ich die Wechsel so billig als möglich haben." „Unter dem vollen Nominalbetrage gibt Möwig sie auf keinen Fall her. Das kann ich Ihnen im voraus sa gen, Herr Delmonte!" „Na, um es kurz zu machen: mei netwegen zu dem vollen Betrage, auf den sie lauten. Aber das Geschäft müßte bald perfekt werden, späte „Schon in allernächster wie ich glaube. Aber Möwig wollte na türlich prolongieren." den sie leinen Werth mehr für mich haben. Der Leutnant hat selbstver ständlich auch einen Ehrenschein gege ben?" „Ich glaube wohl, denn anders macht Möwig ja nie ein Geschäft mit Offizieren." „Also hören Sie mein letztes Wort, Rüthling: ich zahle für die Wechsel den vollen Betrag, wenn mir gleich zeitig auch der Ehrenschein ausgehän digt wird. Ich gewähre Ihnen eine Provision von dreihundert Marl, wenn sich die Papiere innerhalb dreier Tage in meinem Besitz befinden." „Sie wollen den Leutnant in Ihre Hand bekommen, He r Delmonte? Und wenn 'rgend jemand erfährt, daß ich mit der Sache zu schaffen habe, sr sind wir für alle Zukunft geschiedene Leutc." „Ich werde gewiß thun, was in meinen Kräften steht. Einen Ver dienst von dreihundert Mark läßt sich in diesen elenden Zeiten so kurze Frist „Machen Sie keine Redensarten, Bester! Sie wissen, daß es mit mir kein Verhandeln mehr gibt, sobald ich mein letztes Wort gesprochen habe. Und nun lassen Sie Ihren Freund Wilberg nicht länger auf das Ver gnügen Ihrer Gesellschaft warten. Guten Abend'" den Hut in der Hand, ehe er sich dar auf besann, dah v in de- That Ver- anlassung hatte, feine Helmkehr zr beeilen. gab es seltsamerweise noch immer einzelne Grundstücke, die sich ihren ursprünglichen, halb ländlichen Eha ralter fast unverändert bewahrt hat ten. weil die Eigenthümer aus Gründen der Pietät oder der aus weitere Preissteigerungen wartenden Geschästsllugheit noch immer zö gerten, sie der Bauspekulation auszu liefern. Bielleicht das merkwürdigste von diesen Ueberbleibseln aus einer von der raschlebigen Gegenwart schon halb vergessenen Zeit war das Be sitzthum der verwittweten Frau Re gistratur Adelheid Hermuth am äu ßersten Ende der fast in ihrer gan zen Ausdehnung mit himmelhohen Mielhslafernen besetzten Hoch , Braße. Die Eltern der jetzt mehr als ! fünfzigjährigen Dame hatten da eine schon von ihren Vorfahren er erbte Gärtnerei betrieben, bis sie in der Zeit des großen Goldregens durch ! den Verkauf eines beträchtlichen ! Landstreifens in den Stand gesetzt worden waren, das müheselige und wenig einträgliche Geschäft aufzuge ben und den Rest ihrer Erdentage , in behaglicher Ruhe zu verbringen. Zur Ausnahme irgend eines anderen Miethers freilich würde sie sich wohl nur schwer entschlossen haben, denn lein ganz passender Umgang für sie und für August Wilberg gewesen war. Aber die junge Welt hier stämmigen, kraftstrotzenden und stets zu allerlei Gewaltthaten aufgelegten August Wilberg gewesen. Er hatte sich knuffen und prügeln lassen, ohne jemals die Hand zum Widerstande zu erheben und ohne seinem Peiniger von einem Tage zum anderen etwas ben lassen. Rüthling hatte ihr erzählt, daß er sich nach mancherlei wenig erfolgrei chen Versuchen in anderen Berufsar ten sür die Erwerbsthätigleit eines Agenten entschieden habe, die ihm ei nen recht anständigen Unterhalt ge währte, und er hatte ihr auch feine Frau zugeführt, von der er mit au genfälligem Stolz berichtete, daß 'ie aus sehr guter Familie s»i und eine vorzüglich? Erziehung genossen habe. Der Wittwe Hermuth hatte die so recht wenig gefallen wollen. Sie war ihr zu gespreizt und für ihre bescheidenen Verhältnisse viel zu prahlerisch vorgekommen. Aber mit der Zeit hatten sich die beiden Frauen doch aneinander gewöhnt, und seitdem die Witwe des Regi strators dem Ehepaar gegen mäßigen Stockwerk eingeräumt hatte, war das Verhältniß nur selten durch klei ne Mißhelligkeiten vorübergehend ge trübt worden. Die meisten von ihnen datirten aus jener nun schon um mehr als zwei Jahre zu rückliegenden Zeit, wo Fräulein Valeska Seydelitz, die jugendliche Schwester der Frau Rüthling, eine Mitbewohnerin des kleinen Hauses in der Vorstadt gewesen war. Nie mand hatte erfahren, woher das auf pflegte. Wenn Frau Adelheid Hermuth schon dies alles für ein armes Mäd chen höchst unpassend gefunden hat te, so war ihr Mißtrauen gegen Fräulein Valesla mehr und mehr zu ausgesprochener Abneigung gewor den, als sie wahrzunehmen geglaubt hatte, daß die junge Dame auf eine nach ihrer Ausfassung geradezu un verschämte Weise mit August Wil berg, dem Herzensfreunde ihrer eige nen Backfischjahre, lolettire. Sie hatte es anfangs mit lebhafter Freu de begrüßt, so daß der Jugendge spiele, für den sie wirklich noch im mer eine kleine Schwäche hatte, hier und da als Gast unten in der be scheidenen Behausung der Rüthlings erschien, und mit weiblicher List hat te sie es gewöhnlich einzurichten ge wußt, ihm „zufällig" dort zu begeg nen, auch wenn sie von ihren Mie thern nicht ausdrücklich eingeladen worden war, aber die Beobachtungen, die sie bei solchen Gelegenheiten ge macht, hatten ihr anfängliches Ver bal!? in das Gegentheil verwandelt. Sie hegte schon nach lurzer Zeit nicht mehr den geringsten Zweifel, daß es der hübschen Valesla allen Ernstes darum zu thun sei, den reichen Witt wer für sich einzufangen, und ihre Entrüstung wuchs in demselben Ma ße, als August Wilbergs Wohlgeftil hätte seine Tochter sein lönnen. Sie hatte vor den Rüthlings lein Hehl aus ihrem Unwillen gemacht, und wahrscheinlich wäre die bisherige Freundschaft ganz in die Brüche ge gangen, wenn nicht Fräulein Valesla selbst alle Befürchtungen der Regi stratorswittwe dadurch zerstreut hät te, daß sie eines Tages ohne Ab- Das war eine sehr unangenehme Zeit für das Ehepaar Rüthling ge wesen, denn man lonnte sehr bald der Gesellschaft eines Herrn bewirkt hatte, für den sich die Polizei sehr lebhaft interessirte, da er dem Geld schrank des Bankhauses, bei dem er als Kassirer angestellt gewesen war, eine Summe von beinahe zweimal hunderttausend Mark als Reisegeld In diesen schweren Zeiten aber hatte sich das gute Herz der Wittwe Hermuth von seiner besten Seite ge zeigt. Allen Groll und alle Miß stimmung vergessend, hatte sie ihre Freundschaft sür die Rüthlings offen vor aller Welt zu Schau getragen, wie um sich damit für ihre Recht schaffenheit zu verbürgen, und da es den Behörden trotz aller Bemühun gen nicht gelungen war, des durch gebrannten Kassirers Rieckhoff oder seiner schönen Begleiterin habhaft zu werden, hatten sich denn c«ich bald die wohlthätigen Schleier des Ver gessens über jenes fatale Ereigniß gebreitet. August Wilberg aber hatte von Stund an seine Besuche im Rüthlingfchen Hause eingestellt, und die Wittwe Hermuth hatte von Ihm nur noch in jenem sanft elegi schen Tone gesprochen, den sie je desmal anschlug, wenn von einem theuren Verstorbenen die Rede war. Als Paul Rüthling sich an die sem Abend dem kleinen Hause nä herte, sah er die Fenster des Wohn zimmers unerkuchtet ein sicheres > in einem Tone, wie man zu einem unbotmäßigen Kinde zu sprechen pflegt. „Das Abendessen ist seit ei ner halben Stunde fertig, und eben solange sitzt Wilberg hinten in der Laube, um mit der theuren Adel heid in sentimentalen Jugenderinne rungen zu schwelgen. Heute wenig stens hättest du deiner gewöhnlichen Nachlässigkeit doch einmal Herr wer- Rüthling, der noch kleiner und ge drückter aussah, seitdem er der schlanken, kerzengeraden Gestalt sei ner Frau gegenüber stand, entschul digte sich beinahe demüthig: „Ich habe wirklich leinen Vorwurf ver dient, Elise! Ich wäre auch rechtzei tig zu Haus gewesen, wenn mich nicht Delmonte zu einer wichtigen Besprechung auf der Straße angehal ten hätte. Es handelte sich dabei für mich um einen Verdienst von drei hundert Mark, und du wärest wohl schwerlich damit einverstanden gewe sen, wenn ich ihn mir hätte entgehen lassen." In die graugrünen. Augen der Frau war bei seinen letzten Worten ein ganz eigenes Glitzern gekommen. „DaS muß ja etwas Besonderes sein, wofür dieser Halunle dreihundert Mark opfern will. Was sollst du denn dafür thun?" Rüthling wiederholte mit.vorsich tig gedämpfter Stimme den Inhalt des mit Delmonte geführten Gesprä ches. Sie hörte zu. ohne ihn pi hatte, schüttelte sie unmuthig den Kopf. „Du hast dich übertölpeln las sen wie immer. Für einen Dienst, an dem ihm augenscheinlich so viel gelegen ist, und den ihm lein ande rer leisten kann als du. hättest du mindestens das Doppelte aus ihm herauspressen müssen. Aber mit dem, was er von August Wilberg gesagt hat, ist es schon richtig. Er ist voll Gift und Galle gegen seine Kinder. Die sanfte Adelheid redet natürlich zum Guten und hat schon ganze Bäche von Thränen über seine Hartherzigkeit und Unversöhnlichleit vergossen. Darum beeile Dich, in den Garten zu kommen, sonst bringt sie ihn wirklich noch dahin, wenig stens dem Leutnant zu verzeihen, und wir kommen schließlich sogar um diese armseligen dreihundert Mark, die wir niemals nöthiger gebraucht ha ben als eben jetzt." „Ja. ja, ich gehe schon. Aber Du wirst mich doch nicht zu lange I mit ihnen allein lassen, Elise? Ich weiß nicht, wie es zugeht, aber gegen die Hermuth lann ich nie recht aus ! kommen. Es muß wohl noch eine Nachwirkung aus der Kinderzeit sein, wo sie mir in ihren hübschen sauberen Kleidern und mit ihren Ho nigsemmeln immer wie eine Prinzes sin vorkam." Frau Elises nrzogen^sich ling gewesen bist, glaube ich Dir auch ohne besondere Bersicherung. Aber zehn Minuten lang wirst Du ihr Rüthling verschwand durch den Hinteren Ausgang der' Diele nach dem Garten hin, aus dessen Tiefe ihm ein durch grünes Blättergewirr ge 7. Kapitel. schütz versehene Lampe traulich erhell- . ten Laube saßen August Wilberg , und Frau Adelheid nahe Als Rüthling in den Eingang der z nes ansichtig wurde. „Wie war'» mit dem ersten Kuß, Rüthling? Ich erinnere mich noch ganz genau, -- nicht umgekehrt. Denn dazu > sen. Jetzt will sie's natürlich nicht gethan haben." n ' Der Agent verzog sein zerknitte» :es Gesicht zu einem verlegenen Lä cheln. „War es nicht damals. Wil- Steinen zu bewerfen, von denen ich alle Taschen voll hatte. Aber ich hatte wohl gleich beim ersten Wurf gewicht und purzelte über das schrä ge Bretterdach hinunter. Ich weiß noch genau, daß ich im Fallen dachte: Jetzt i's aus, und sie können dich nachher als ein Häufchen Hackfleisch nach Hause tragen." Ein sonderbarer, schluchzender Laut aus Frau Adelheids Kehle ver anlaßte ihn, sich zu unterbrechen und ihr sein Gesicht wieder zuzuwenden. Da saß die rundliche Registrators wittwe als ein Bild tiefsten Seelen schmerzes. Ihre Häkelei lag auf dem Tische, aus dem Arbeitstäschchen aus ihrem Schoße aber hatte sie ein wei ßes Tüchlein gezogen, um es vor ihre überfließenden Augen zu drücken, und ihre von der Natur recht freige big ausgepolsterten Schultern zuck ten wie die eines in Thränen ausge lösten Kindes. „Aber Adelheid!" rief Wilberg lachend. „Du brauchst doch heute nicht mehr über meinen Sturz zu weinen. Der Hund hat mir ja auch nichts gethan." Aber die Wittwe weinte weiter. „Es war zu schrecklich. August!" schluchzte sie. „Wenn er dich gebissen hätte, ich glaube, ich wäre auf der Stelle gestorben." „Na. umso besser, daß er sich's rechtzeitig überlegt hat, denn es wäre liches Zusammensein gekommen wä ren. Damals war ich ja sehr er staunt, als der Köter angesichts mei denn diese Hunde sind wie die Men schen, und ich Hab's inzwischen oft genug erfahren, daß die nicht die ge fährlichsten sind, die am lautesten den stillen Schleichern in acht nehmen, die einem nach den Waden schnap pen, wenn man am wenigsten darauf gefaßt ist." Frau Adelheids Thränen waren wiihrend seiner tiefsinnigen Betrach tung versiegt. Sie hatte das Taschen tüchlein in den Arbeitsbeutel zurück befördert und wieder nach dem Hä lelzeug gegriffen. Ihr rundes Ge sicht aber war ebenso rosig und heiter wie vor dem plötzlichen Schmerzen - ausbruch ihrer weichen Seele. „Pfui, August!" sagte sie mit mil dem Vorwurf. „Man kann doch kei nen Vergleich ziehen zwischen mensch lichen Wesen und unvernünftigen nünstigen Thieren damit meistens schweres Unrecht thut. Oder glaubst Du, meine gute Adelheid, daß ein Frau Adelheid hatte es ersichtlich nicht die Einsicht des Alters. Wir lers geschämt hat nein, das ver gess' ich ihm nicht! Würdest Du Dich vielleicht schämen. Adelheid, mich aus „Ich? Ach nein! Aber er ben, wenn du ihn bloß aus gekränkter Eitelkeit zurückweisen könntest." lFortletziina folnt.' Belehrung. A.: „Ich steht?" B.: „Na. glauben Sie Für die Küche. Gebackene Zungenschei ben. Eine kleine schöne Ochsen zunge wird nach dem Waschen unk Reinigen in Wasser mit etwas Salz weichgelocht. Sie muß in der Brühe auskühlen, wird dann abgehäutet und in fingerstarle Scheiben geschnitten. Diese wendet man in zerquirltem Ei. bestreut sie mit sehr wenig Pfeffer, nach Belieben auch mit feingehackten Zwiebeln und feingehackter Petersilie, wendet sie in geriebener Semmel und läßt sie in heißgemachter Butter auf beiden Seiten schön goldbraun backen. Spargelgeiniise. Der ge schälte mittelstarle Spargel wird in kurze Stücke geschnitten und in Salz wasser fast gar gelocht; er darf nicht zu weich werden. Nun läßt man in einer Kasserolle ein großes Stück But ter zergehen und hellgelb werdfn, gießt U Pwt gute süße Sahne dazu (im Nothfall Milch), locht Beides zu mit Salz, etwas weißem Pfeffer u",d geriebener Muslatnuß, läßt Alles nochmals auflochen und richtet es in erwärmter Schüssel an. Wer es liebt, kann die Brühe mit etwas in Butter gelb gedünstetem Mehl verlochen. Holsteiner Klöße. Man nehme ungefähr 1 Quart Mehl, ver mische das nöthige Salz damit und menge dann unter stetem Umrühren so viel lochendes Wasser dazu, als zir einem richtigen Klöße-Teig nöthig ist. Nun werden 3—4 Eßlöffel kochendes Wasser gegeben, bis sie gar sind, was. man Probiren muß. In Holstein wird dazu eine süß-saure Sauce ge geben, sie schmecken vorzüglich. Auflauf von Aepfeln und Brot. Ein gehäufter Sup penteller in Scheiben geschnittener Aepsel, ebenso viel geriebenes halb Schwarz-, halb Weißbrot, Pfund Zucker. Rosinen, 2 Eidick frische But den im Backofen gebacken. Kalbsrücken. Ein Kalbsrücken wird gehäutet, die Rippchen vorsichtig abgehackt oder, noch besser, ganz Her lnochen im Fleisch bleibt. Das Bauch legt es 2—3 Tage in Milch. Vor dem Gebrauch trocknet man es ab, spickt es, und setzt es mit Butter zu^ Fisch guter Hitze backen. Gewöhnliche Kartoffel -1 l ö ß e. Hierzu werden erkaltete Kar- denem Fleisch. Frisch gebratenes oder gelochtes Rind-, Kalbfleisch u. s. w.. von Haut und Sehnen befreit, wird in Würfel geschnitten. Eine kleine Zwiebel, sehr fein gehackt, 1 Thee löffel Senf, 5 —6 Löffel Olivenöl, 1 Löffel Estragon-Essig, 1 Löffel ge hackte Petersilie, Salz und Pfeffer 2 Eßlöffel Kapern. Hat der Salat etwa 2 bis 3 Stunden auf Eis ge standen, damit er gut durchzieht, 112» gelochten Eiern, Sardellen, u. s. w.