Drei Migräne«. »Liebchen, bist Du wach?" Sein sonst so kräftiges Organ zwang Wer ner Schmidt bei diesen Worten zum sanftesten Wohllaut. Den dunklen Kops mit den offenen, männlichen Zügen steckte er vorsichtig durch den Thurspalt des Hotelzimmers und zog mit drolliger Ungeschicklichkeit seine langen Glieder nach. Ein Lichtschein fiel vom Korridor aus in das Halb dunkel des Zimmers, dem jene klei nen, eleganten Toilettengegenstände einer jungen Frau, nebst einigen zier lichen, leicht hingeworfenen Klei dungsstücken den Zauber einer trauli chen Bewohntheit gaben, „Eben bin ich aufgewacht, Wer ner," tönte eine helle, frohe Stimme aus weißen Kissen, „meine Migräne ist, glaube ich, beinahe fort." Schon faß er an ihrem Bett und hielt die schmalen Händchen fest in den seinen. „O, das ist schön, Rita, ich konnte «s schon gar nicht mehr erwarten, bis Du die alte dumme Migräne aus geschlafen hattest. Weißt Du, ganz Venedig hatte keinen Reiz mehr für mich, weil ich immer nur denken mußte, wie blaß Deine Bäckchen heute waren, und daß Deine blauen Augen nicht wie sonst mich anlachten." „Ach, Du lieber, großer Junge Du! Ich hätte gar nicht geglaubt, daß Du so rührend, so behutsam mit mir um gehen würdest, ich dachte, Du würdest mich verachten." „Was für eine dumme kleine Frau Du doch bist! Ganz selig bin ich ja, daß Du wieder lachst und Späße machst; sind denn die bösen Schmer zen ganz, ganz fort?" Rita richtete sich halb auf, neigte das blonde Köpf chen nach rechts und machte ernste, nachdenkliche Augen, als wenn sie horchte. „Hier über der Schläfe sitzt noch so ein kleiner Rest." „Wo, Liebling, zeige ihn mir, ich küsse ihn Dir fort. So, ist er nun verschwunden?" Rita lachte ihn an, die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. „Ja, Du. denke Dir, nun ist er wirklich weg, zu wunderbar!" „Uebrigens," rief Werner und be Dir ja etwas mitgebracht, zum Trost für die Migräne. Sieh hier!" Er versenkte seine Hände tief in die Taschen und strahlte wie ein Junge bild, das ich mir so rasend wünschte," rief Rita beseligt und preßte in kind licher Freude das Geschenk an ihr Herz. „Weißt Du, Werner, diese Migra zeitsreise!" Und während sie sich still um schlungen hielten, tönte Gesang vom Fenster. Ein milder, träumerischer Abend schlich behutsam in's Zimmer und hüllte die Beiden in seine weichen „Na, bist Du noch nicht fertig," rief Werner Schmidt und öffnete mit kräftigem Ruck die Schlafzimmerthür. und ein blondes Lockengewirr. „Was, Du bist noch nicht einmal aufgestanden?" «in Hauch aus der Unterwelt. „Ach. wie langweilig," rief Werner und trat initzmuthig näher, „gerade ficht nahm den Ausdruck höchsten Martnriums an, als sie flüsterte: »Ich kann doch nichts dafür!" und redest drei Stunden lang dum mes Zeug. Glaubst Du vielleicht, daß „Ach geh doch raus/' stöhnte Rita „Zum Auswachsen sind diese Mi gränen." rief Werner und bautz Nase tief in die Zeitung, denn er war böse auf Rita; den ganzen Tag hatte sie ihm verdorben. Die junge Frau schlich wortlos zu dem zweiten Polstersessel. Werner kniff die Augen zusammen und sah „Weißt Du, wie Du aussiehst?" „Na?" tuch." „Danke!" „Aber so sage doch was!" „Nette Zucht," rief Werner und „Na. dann gewöhne Dich daran!" Rita stützte den Kopf in die Hand und schwieg. Plötzlich blieb Werner breitbeinig vor ihr stehen und sah ihr in's Gesicht. „Sage mal, Rita, könntest Du nicht versuchen, der Migräne beim nächsten Mal die Zunge rauszuste cken?" „Was meinst Du damit?" erwi derte Rita und zog kampfbereit die Stirne hoch. „Nun, ich meine, Du sollst so thu«, als wäre sie gar nicht vorhanden!" „Aber Werner!" Diese Zumuthung erstickite fast die Stimme der kleinen Frau. „Das ist ganz unmöglich!" er!" wohlverdienten Strafe für Deine Sünden!" rief Rita heftig. „Rede verstehst!" „Du bist ja zu liebenswürdig heute, Rita. Ich will Dir einen guten Rath geben, und Du fährst mich an dafür." „Glaubst Du vielleicht, daß Du sehr liebevoll zu mir warst?" Um Rita'S Mundwinkel zuckte es von ver haltenem Weinen. Werner aber er- Knäuel und warf sie in die fernste ! „Na, ich Hab's jetzt satt; ich geh« ! Rita stand in der Mitte des Zim- Tassen, Gläser, Sekt, Menschen, alles begann einen wirbelnden Tanz Gäste zum Abend! Tapfer richtete stend griff sie in die Nachttischschub heimlich zur Hilfe für solche Tage zu gesteckt hatte. Welch' Segen! Der Schmerz ließ nach; aber freilich: der Kopf so schwer! Doch galt es, sich herzhaft zu zeigen; viel Arbeit Burschen Aufträge ertheilt, Gläser. „Denke Dir, ich hatte eine gräßliche Angst, Du könntest nach den Anstren gungen der letzten Tag« etwa Mi „Ach wo!" rief Rita und drehte sich auf ihre zart gebauten Schultern. „Du, Rita, mache heut« alles nett; .>s liegt mir viel daran, daß der neue Ritz, und ihr Herz fing an zu schla fen „Na, da lauf!" rief Werner, und Sab ihr einen herzhaften Kuß. Dann umzuziehen. Um 7 Uhr füllten sich die Zimmer, und Rita stand im weißen Kleid, lieblich und zart wie eine helle Rose. Und als der Sekt ein feines Roth ein lachendes Siegesgefühl, daß ihr Wille stärker gewesen war als das, was ohnmächtig und schwach bisher Ausdruck und Worte! Er gestand sich mung gewesen! Run war eS still in den Zimmern. Auf Ritas Tisch standen die leeren Gläser und Mokka- Himmel herab. Werner und Rita sein Herz. „Und weißt Du," fuhr er lächelnd hat?" „Nun?" sich denken könne/' Da riß sich Rita los, und die gan ze kindlich ungeberdige Ausgelassen so schrecklich, daß Du so dumm bist!" „Dumm? Wieso?" Werner war paff „Daß Du nicht einmal gemerkt hast, daß ich heute Migräne hatte!" ,Waa....a...5!?" Peter Lauge's Hall. An dem ersten Tage nach den Ferien stillte der Direktor eines Mäd chengymnasiums den Schülerinnen der UnterSekunda einen neuen Lehrer, Dr. Peter Lange, vor. Und die Ge schichte, die dieser blondbärtige, junge schelten" Sekunda mich darum Was für sonderbare Geschöpfe sind schüchtern rührt. Wie wohlgesormte Rosentnospen sind sie. die schwach die märchenschöne Blume ahnen lassen, jährigen ist alle» unbestimmt und oh ne Uebergang. Sie können sich mit mächtigen, nervenaufreizenden Proble men beschäftigen und im nächsten Au genblick alles über ein kindisches Spiel ohne sich übe die tieferen Gtllnde ihrer Leidenschaft klzr zu sein. Sie sind kokett, ohne es zu wollen, schön, ohn: es zu wissen: bald Kind, bald Und von achtundzwanzig solcher wunderlichen Menschenblumen wurde Peter Lange geliebt, geliebt wie selten ein Mann gelieb' wurde! men, gar nicht einmal zum Verlieben gut aus? indes Käte Wohldorf sie maßte sich ein bestimmendes Urtheil ?on der Eschstruht, und das genügte der ganzen Klasse. Kurzum, er war nicht eben groß, seine hellen Haare waren schon ziemlich dünn, aber sei nen kurzen Spitzbari hatte er sorg sam gepflegt, und seine kleinen blauen, sehr kurzsichtigen Augen wa ren von einem randlosen Kneifer ge schützt. Was seinen achtundzwanziz ! Liebhaberinnen aber nicht an ihm I wunderungswerthste an ihm, nämlich I leine zarten schmalen Hände mit den glänzenden ebenmäßigen Fingernä > geln. Gleich nach der ersten Unterrichts stunde, als Kä!e Wehldorf laut und überlegen ihr Urtheil abgegeben hatte, ber einig, daß er einfach begeisternd, heldenhaft, herz'g und liebenswerth fei. Und nun kamen gute Zeiten für Peter Lange, de - nicht einmal wußte, wie sehr er geliebt wurde. Die acht undzwanzig Mädelchen lernten „nur für ihn", folgten seinem Unterricht mit unmäßiger Aufmerksamkeit und errötheten, wenn sie ihm eine Antwort geben mußten. Ja, eS kam so weit, daß diese ab sonderlichen Menschenkinder einen wahrhaften Kult mit Peter Lange trieben. Einmal ließ er einen blan ken Schlüssel auf seinem Tisch liegen. Ein flinkes Mädchen haschte ihn rasch, küßte ihn und gab ihn ihrer Nachba rin weiter. Und in der folgenden Stunde ging er nun leise, damit es te, von Hand zu' Hand, und wurde mit Küssen bedeckt, nur weil Peter Lange ihn berührt hatte. Ein Paar Tage später wettete Mar tha Frank um zwei Tafeln Schoko lade, sie würde ihm auf der Treppe die Hand geben. Und wirklich sie war ein ktckes und übermüthi ges Ding sie gewann ihre Wette. Peter Lange aber hatte ihr ganz Mittlerweile fiel nun dieses merk würdige Betragen der achtundzwanzig Mädeln einem älteren Kollegen Lan ges, dem Professor Theodor Knoll, auf. Dieser war bereits länger als dreißig Jahre an dem Gymnasium angestellt, nervös und verärgert, zu- Suche nach einem duldsamen Ge schöpf, an dem er seine Ueberreizung auslassen konnte. Er beobachtete den guten Peter Lange auf Schritt und Tritt, und eines Tages stellte er ihn gen, was er mit diesen Mädeln ange fangen hätte, die in allen Unterrichts fächern abnorm „lustlos und apa thisch" waren, und ausgerechnet von Dr. Lange eitel Lob ernteten. Warum sie errötheten, wenn Professor Knoll Langes Namen nannte und er that das bei jeder Gelegenheit und warum sie gerade ihn mit Höf brachten Höflichkeiten) auszeichneten. Professor Knoll schwur, daß etwas dahinter stecken müßte, und da Peter den Fall Lange angelegt. Eine besorg teMutter hatte ihm, fast ohne daß sie's wollte, das Geheimniß der Un tersekunda verrathen, geschicktes Nach- Kollege, gemacht hat. Denn er ist ein guter Pädagoge, und es ist nicht zu verstehen, warum die Schülerinnen ich enthalte mich jeder Kritik, Sie verstehen? ihn mehr verehren, als es ihre Pflicht ist". Kurzum, eS mußte hier etwas ge schehen. Entlassen konnte man doch nicht einfach einen jüngeren Kollegen, nur weil eine Anzahl Schülerinnen ihn liebte. Nein, dazu war die Ge schichte doch zu lächerlich harmlos und hätte am Ende mehr von sich reden gemacht, als wünschcnSwerth war. Aber es mutzte etwas geschehen! Und so lieh denn der Herr Direktor Dr. Lange kommen, hielt ihm eine er schütternde Rede und stellte ihn vor die Wahl, so bald als möglich zu hei rathen oder um eine Versetzung an eine andere Schule bei der Regierung Was sollte der gute Peter Lange da thun? Er war froh, daß er über haupt in seiner Vaterstadt eine An stellung bekommen hatte, genug Schwierigkeiten und Kopfzerbrechen hatte ihm das schon gemacht; zum Wechseln hatte er durchaus keine Lust, und einmal Heirathen mutz der Mensch ja doch. Also versprach er, sich mit dem Schutzpanzer der Ehe zu umgürten, und da der Herr Direktor eine schon seit einigen Jahren hei ratsfähige, etwas hagere, aber um so gutmüthigere Tochter hatte, entschloß er sich kurz, sich in sie zu verlieben und ward mit offenen Armen aufgenom men. Damit ist seine Geschichte beendet. Für die achtundzwanzig blondhaari gen oder braungelockten Schülerinnen der Untersekunda hört er mit diesem Augenblick auf, Idol .3" Liebenswerthes gefunden? Er war doch nur ein langweiliger Lehrer, wie alle die andern, die einen mit Aufga ben plagen und systematisch die schöne freie Zeit zu schänden machen. „Solch Trottel", meinte Käte Wohldorf, „sich ausgerechnet mit diesem Mädel zu verloben; und den. den haben wir ein wahr?" Nerven. Eines Morgens erhielt ich eine bcohrpostkarte von meinem Freund Habelschwert, auf der er mich be schwor, ihn eiligst auf der Polizei wache des siebzehntausendachthundert zweiundvierzigsten Reviers aufzusu chen, es sei etwas Furchtbares ge schehen. Sofort eilte ich hin. War meines Freundes, so wurde diese Be sorgniß noch gesteigert, als man mich auf der Polizeiwache in die Arrestzelle führte. Dort saß er. Als ich die Thür öffnete, erblickte ich ihn zusammengesunken in einer Ecke kauernd. Wir sanken uns in die Arme. „Mensch," sagte ich, „was ist ge schehen?" Erst antwortete er nicht, dann streckte er seine Arme zum Himmel und rief: „Mord! Mord! Ich habe Entsetzt fuhr ich zurück: „Du, ge mordet! Wen? Weshalb?" .Ich weiß eS nicht, ich muß meine Gedanken sammeln, um mir all das Furchtbare ins Gedächtniß zurückzu rufen. Deshalb bat ich Dich, mir beizustehen, wenn mich die Erinne rung zu überwältigen droht. Ich muß mit den Ereignissen der letzten Tag« anfangen. Du weißt, daß ich gestern früh meine neue Wohnung bezogen habe. Ich freute mich sehr darauf. Meine alte, Du kennst sie ja, lag in einer schmalen Gasse, und die halb« Nachbarschaft konnte mir den ganzen Tag in die Fenster starren. Ich hasse das wie die Sünde. Meme neue hatte an einem sehr complicirten wissen schaftlichen Werke arbeite: „Der Ein fluß der Webervögel auf die moderne Textilindustrie". Ich bin infolgedessen etwas nervös und aufgeregt, und meine Laune wurde dadurch ver schlechtert, daß ich meinen Diener elf Abendessen geschickt, und er sieben Minuten vor elf noch nicht wieder da war. Um zu sehen, wo er bleibt, trete ich ans Fenster, kann aber nichts von ihm entdecken, dagegen bemerke ich, unangenehm überascht, daß drüben auf dem flachen Dach ein Mensch liegt und nach meinem Fenster her überstarrt. Natürlich trete ich sofort Stunde von neuem ans Fenster trete, ist der Lauscher noch immer aus sei nem Posten. Da die Nacht sehr hell war, konnte ich ihn deutlich sehen. Er war ein Mann, wie es schien, in Jägertracht, er lag, die Arme ge kreuzt, auf dem Bauch und schielte unter der Krempe seines Hutes hervor heimtückisch nach mir herüber. An sich gepreßt hielt er einen Stock oder Spieß, eS tonnte aber auch ein Ge wehr sein. Das Benehmen dieses Menschen und seine Absichten wurden mir immer räthselhafter. Ich habe keine Feinde, aber es kann der Frömmste nicht in Frieden leben. Nun, mein« Besorgnitz war nicht allzu groß? um jedoch zu zeigen, daß er keinem Wehrlosen gegenüber stehe, holte ich mein Jagdgewehr, das geladen im Gewehrschrank stand, und stellte es in die Fensterecke. Jetzt glaubte ich bestimmt, er werde gehen, aber er rührte sich nicht. Das ging denn doch zu weit, ich beschloß, ihm eine Lektion zu ertheilen und rief ihm zu: „Ich bedauere aufrichtig, in dem anhaltenden Beobachten fremder Wohnräume kein sprechendes Zeichen einer hervorragenden Bildung sehen Um ihm Zeit zu lassen, sich zu entfernen, waS er doch thun mußte, wenn noch ein Funken Ehre in ihm lebte, zog ich mich zurück; als ich aber wieder ans Fenster trat, war der Elende noch da. Ich habe von je Leu te, die aller Ehre baar sind, als für beschloß, es auch mit jenem Ehrlosen zu halten. Ich setzte mich deshalb an meinen Schreibtisch und vertieste mich lös genug wäre, noch da zu sein, trieb mich aufs neue ans Fenster. Alles Jlut stieg mir zu Kopfe, der der Mensch war noch da! Nun war meine Geduld zu Ende und alle Resultate meiner glänzenden Erziehung gingen zugrunde. Zuerst war ich immer noH Wie ich vorausgesetzt, erhielt ich keine Antwort. „Ich hakte für we nig schicklich, jemanden durch sort- Wollen Sie mir nicht den Grund Jh» ruckziehen und Ihren Lauscherpost«n ausgeben!" Da der Lümmel auch hierauf we der Antwort gab, noch sich entfernte, rief ich mit erhobener Stimme: „Sie werden mir lästig, mein Lieber, und ich muß Ihnen gestehen, daß ich es für eine Unverfrorenheit ersten Ran ges halte, Leuten, die sich das verbit ten, unausgesetzt in die Fenster zu starren; nicht bloß für eine Unverfro renheit, sondern für eine Unver schämtheit. für eine Frechheit, für eine bodenlose Gemeinheit! Hören Sie, Sie frecher Lümmel! Für ein« bodenlose Gemeinheit! Ich könnte mich ja gegen Ihre arrogante, buben haste Zudringlichkeit leicht schützen, indem ich das Fenster schlösse und den Borhang herunterließ, aber er stens sehe ich nicht ein, warum ich wegen der gemein-rücksichtslos-zu dringlichen Frechheit eines entarteten Buben in der Stickluft des geschlosse nen Zimmers sitzen soll, und dann verbergen Sie da ein Gewehr an Ih rem Leibe, jawohl, ich habe es ganz deutlich gesehen, vorhin, als es noch nicht so dunkel war, ein Ge wehr! Weiß ich denn, was Sie im Schilde sichren? Vielleicht macht es Ihnen dieselbe ruchlose Freude, Men schen hinter geschlossenem Vorhang niederzuschießen, wie sie durch unge rechtfertigtes, beleidigendes Anstarren zu insultiren!" Ich erhob das Ge wehr: „Sehen Sie hier, ich habe auch ein Gewehr! Sollten Sie es also wa gen. aus mich anzulegen, so streckt Sie meine Kugel unfehlbar nieder!" Ich wartete den Erfolg meiner Drohung ab, aber der Schuft rührte sich nicht. Wollte er meine Geduld erschöpfen, wollte er? Was weiß ich. waS er wollte, ich war nicht imstande, darüber nachzu denken; an allen Gliedern vor Wuth. Empörung und Nervosität zitternd, keuchte ich: „Sie antworten mir nicht, Sie treiben den Hohn so weit, meine Worte einfach zu ignoriren?! Zittern Sie, elender Raubmörder! gemeiner Spion! infernalischer Meuchelbube! Sie sollen sich von meinem Dasein überzeugen; bei meiner Ehre, wenn Sie nicht gehen, bis ich drei zähle, schieße ich Sie nieder wie einen tollen Hund!" Der Erzählende schlug die Hände vors Gesicht u. schluchzt- laut: „Weiter, weiter!" ries ich. Habelschwert ließ die Hände sinken und fuhr fort: „Ich hob das Gewehr, ich hoffte, er werde gehen, er rührte sich nicht. Ich zählte: „Eins! zwei!" er bewegte kein Glied. Sinnlos vor Wuth schrie ich „drei!", und zugleich krachte der Schuß! Er hob die Hände nach mir. Ich schwöre Dir. ich wußte nicht, waS ich that! Ich wollte ihn nicht tressen, ich wollte in die Lust schießen —" „Und Du trafst ihn!?" rief ich schaudernd. Er nickte. „Als ich wieder hinübersah, war sein Kopf verschwunden, meine Kugel mußte ihn in Atome zersplittert ha ben." „Eine gewöhnliche Flintenkugel? Unmöglich!" „Doch, doch, es war so!" „Nun, und weiter?" „Ich irrte den Rest der Nacht ver zweifelt umher und stellte mich am Morgen der Polizei. Man bot mir zwar an, auf der Wache zu bleiben, allein ich zog die Zelle vor. Weißt Du. es ist wegen der Anrechnung der Untersuchungshast. Glaubst Du, daß ! man mich zum Tode verurtheilea Ich schüttelte den Kopf. „Oder zu lebenslänglichem Zucht haus?" „Noch weniger!" erwiderte ich, „dai hälft Du ja bei Deiner schwachen Ge sundheit gar nicht aus." In diesem Augenblicke wurden die Riegel zurückgezogen, der Polizeileut nant erschien auf der Schwelle. „Mein Herr," sagte er mit lächeln der Miene, „ich komme, Ihnen Ihre Freiheit anzukündigen!" Mein Freund starrte ihn verständ nißlos an, dann stammelte er: „Wie waS —ich bin also kein Mörder?" „Auf leinen Fall!" rief der Leut „Und und jener Unglück liche?" fragte Habelschwert stockend. „Der ist hin!" erwiderte der Leut nant ernst. „Hin —!" echote mein Freund zu sammenschaudernd. nant, „der Kopf in tausend Scher ben; Sie haben meisterhaft getrof fen!" „Und doch sind Sie kein Mörder!" ergänzte der Offizier die Rede, „beru higen Sie sich nur, der Mann, dem Sie mit Ihrem Schuß den Kopf zer schmettert, war kein gewöhnlicher Mensch. Das Gebäude, das Ihrer Wohnung gegenüberliegt, ist eine fortziehend: .Na, Gott sei Dank, dai Wo'» herkommt. Dr Pfarrer predigt uff dr Kanz'l Bvm Trinke un von Mäßigkeit, Un daß dr Alkohol vor allem Nor Laschter bringt un Seeleleid. „Wo kommt des schrecklich Laschter Erster Gedanke. Studiosus A.: „Süffel, sieh' Studiosus V.: „Wahrhaftig! Ein modernes Kind. (Aus einem Zeitungsberichte.) „Ge stern Nachmittag machte das vierjäh rige Söhnchen des Buchhalters Pich ler einen Selbstmordversuch, indem es that!" Bettler: „Bitte um eine kleine Gabe." Herr: „Sie haben sich ja lange nicht sehen lassen!" Bettler: „Nehmen Sie mir't Paßt ihm gerade. „Jetzt kommst Du um 3 Uhr nach Hause, versäufst das Geld, und der Zins ist vor der Thür!" Macht Freuds „Was ver hochversichertes Haus abbrennt." Gute Waare. Ein Herr kommt wüthend in einen Schirmla den und ruft dem Inhaber zu: „D« sehen Sie sich den Regenschirm an, den habe ich vorgestern bei Ihnen ge kauft und jetzt ist er schon tot»l ruinirt." „Das verstehe ich nicht", erwidert der biedere Händler. „Sie haben ihn doch nicht etwa naß wer» den lassen?!"