Der Einsiedler. müssen, das am Waldessaume gerade an dem Punkte liegt, wo der Weg zur Ebene hinabbiegt. Es ist ein vier eckiges Haus, dessen Dach sich zu einer Spitze erhebt. Ans dieser Spitze ragt sehen, wie sich blauer Rauch daraus ringelt. Blickt man näher hin, so wird in cm finden, daß die Thür des alten, recht verfallenen Gebäudes nicht selten verschlossen und der Schlüssel lein war er nicht, denn ein altes, armes Weib versah seinen Haushalt. Auch nicht müßig war er. Denn Per nes Ackerland und sein eigenes Gärt chen. All dies war seit langer Zeit so geordnet, und es hatte sich in die Gedanken der Anwohnenden einge rind es war eigentlich eine Ungerech tigkeit. daß er die Pferde der Bauern beschlagen und ihre Schlösser verfer tigen sollte. Aber Per hatte es nie verstanden, junger Mann war und Niemand et was Anderes denken konnte, als daß «Keinmal den Hof nach dem Bater wunderlich war und anders als an dere Kinder, das kam vielleicht da her. daß der Vater ihn geschlagen hatte. Der alte Lars Olsson, Per's Va ter, gehörte zu Jenen, von denen das Gerücht geht, daß sie böse sind. Er Hatte jung geheirathet, und als Per geboren wurde, da war es beinahe, als sei er rasend darüber, daß der Sohn hinzukam. Dies geschiebt zu weilen bei Männern, die sehr jung wächst, immer eine Art Erinnerung sür den Vater ist, daß seine Zeit bald vorbei sein kann. Wie sich das nun aber auch verhalten mochte, gewiß ist, daß Lars Olsson immer hart gegen Per war und ihn beim mindesten Anlaß schlug. Er schlug ihn auch nicht so, wie ein Vater gewöhnlich sein Kind züchtigt: Leute, die es ge sehen, erzählten, daß Lars Olsson, wenn der Knabe gezüchtigt werden sollte, in eine Art Raserei gerieth die schaurig anzusehen war. Er schlug Rücken und Beinen fort, und es kam vor, daß er offene Wunden an Kopf und Händen hatte. Die Mutter wagte auch nicht, sich sei nes, blasses das Allen aus Olsson Per schlug, pflegte sie dos sah zu, wie Alles sich um ihn ent wickelte, beinahe, als würde er selbst nicht davon berührt. Lars Olsson spielte mit dem jüngeren Sohn und liebkoste ihn, wie es Per niemals wi derfahren war. Als der Knabe her anwuchs, ging er wohl mit aufs Feld, wie die andern auch. Aber er war immer gleichsam ein wenig Herr, und Niemand schlug es ihm ab, ihm die Pferde zu leihen, wenn er es wünschte, oder einen freien Tag zu haben und an einem Sonnabend Abends zur Stadt zu fahren, die Ta schen voll Geld. War ein Erntefest, Leuten, und galt es die Arbeit auf dem Felde oder die Fuhren im Win ter, so war es stets Per, der Knecht sein mußte, und immer duckte der Bruder ihn unter. So ging es zu, daß Per als er vierzig Jahre alt war, aus dem Elternhaus« wegzog. In seinem schwermllthigen, vielleicht nicht immer ganz klar denkenden Hirn arbeitete sich der Gedanke durch, daß es sich nicht lohnte, sich aufzulehnen. Karl Johann war schon trotz seiner Jugend Herr auf dem Hofe. Er und der Vater hielten zusammen. Hart und unregierlich waren sie beide, rasch bereit, handgreiflich zu werden, gierig nach dem Ihrigen und voll Tücke. Per wußte, daß sie nichts sehnlicher wünschten, als ihn loszu werden, und da er es nicht vermochte, anzukämpfen, unterdrückt, wie er von Kindheit an war, zog er es vor, sich beizeiten aus dem Staube zu machen. Darum ging er zu einem Schmied in die Lehre, und eines schönen Tages zog er in das viereckige Haus, das am Waldessaume liegt, da, wo die Landstraße vorbeigeht. Das heißt, so ganz gutwillig zog er nicht fort. Er verließ das Haus, wsil ihm von seiner Kindheit an Alle so viel Böses gethan hatten, daß er nicht anders denken konnte, als daß eines Tages das Aeußerste geschehen konnte. Geschlagen und mißhandelt war er als Kind worden, unterdrückt und beiseite geschoben als Mann. Sein ganzes Leben drängle sich in daß man ihn am liebsten tödten wollte, wenn sich Gelegenheit hierzu fand, und er zog fort, um nicht durch geben. Er wollte zeigen, daß er zu schlau für sie war. Hi, hi, er würde sie prellen, das würde er. War er einmal fort, dann, glaubte er, würde Fall. Im Gegentheil schien es bei nahe. als sei Per's Angst und Un sicherheit größer geworden, seit er nichts Anderes, als an all das Böse, Per wurde immer verschüchteter. Schließlich fürchtete er nicht allein mehr den Bruder, er war vor allen Menschen scheu. Sprach er mit Je mand, konnte er plötzlich mitten im Jemand, ihn auszusuchen, dann ge schah es wohl, daß der Besucher die Thür von außen mit einem Hänge- Wie Per den Muth fand, eine solche Handlung auszuführen, läßt sich nicht eine lange Unterredung zwischen den Beiden, die damit schloß, daß Per unverrichteter Sache abziehen mußte. Aber jetzt trat das Allerseltsamste die die Kränkung auf dem Grunde seines verschüchterten Sinnes erzeugt, und eines Nachts stahl er die Pferde des Bruders, um sein eigenes Feld umzuackern und seine Steine einzu fahren. Der Bruder entdeckte das kühne Beginnen und gelobte Per alles Unheil der Welt, wenn er seine That wiederholte. Aber als ein paar sich nicht länger halten. Wieder fing er die Pferde des Bruders im Hag ein, und wieder fuhr er sie müde und sich sogar mit seiner That, ja er war stark im Gefühle feines Rechts. Denn waren es nicht ebensogut seine Pferde wie dies des Bruders? Als aber der Tag kam, da sank hitte. half Niemand! ihn haß ! Es war eine lange Geschichte, wie ! er in dieses Unglück gerathen war, ! und wie es eigentlich weit hatte eingeschüchterter als gewöhnlich, und in dem dunklen Gefühl, daß ihm et ! was geschehen könnte, befestigte er das ! Hängeschloß an der Thür. Er selbst ging auf die Wiese hinab, wo er be gonnen hatte, Steine zu spalten. Den Eisenspaten hielt er in der Hand, ! und mitten in der Arbeit hielt er oft inne, über die wunderlichsten Dinge nachgrübelnd, die sein Hirn erfüllten. Da hörte er in der Entfernung laute Rufe, und er erkannte Karl Jo hanns Stimme unter den Lärmenden. Er hörte, wie sie seinen Namen schrieen, und durch die klare Mor wollte Jemand mit Gewalt in sein Haus dringen. Dann durchschnitt eine schrille Weiberstimme den Lärm. Es war die der alten Frau, die seinen vernahm jetzt ein anderes Unwesen, das er sich im Anfange nicht erklären konnte. Es waren Laute wie von Leben bedrohte. Die ganze Zeit stand Per still und horchte. Sein Entsetze» war so groß, fährlichen Mann, den Per mehr fllrch- Wie an die Erde gefesselt stand Per stille. Den Eisenspaten hielt er in dies. Er stand blos still, den Spa ten über seinen Kopf erhoben, und schrie: „Komm nicht her! Komm nicht!" „Ich will dich lehren, nicht herkom men, du Pferdedieb," antwortete Karl Johann. „Komm nicht her," sagte Per. „Es giebt ein Unglück!" Karl Johann stieß einen langen Fluch aus und sprang über den Gra ben. der sie trennte. Mit geballter Faust ging er auf den Bruder los und, wahnsinnig vor Schrecken, ließ Kommenden fallen. Er hatte nicht berechnet, daß der Spaten so schwer war, auch nicht, , daß der Schlag mitten auf den Schei tel treffen würde. Er stand ganz still und sah wie im Traum den Bru der zur Seite taumeln, ein paar wan kende Schritte thun, zusammenfallen wie ein betäubtes Schlachtthier und schwer zu Boden sinken. Mit dem Spaten in der Hand stand Per und starrte auf den Bru der, der unbeweglich, auf der Erde lag. Der Hut war hinabgefallen. und es floß Blut aus seinem Munde. „Steh auf, Karl Johann, liege nicht so da!" stöhnte der Unglückliche. Aber jetzt war der Knecht herangekommen und beugte sich über den Liegenden. Er sprach nur ein einziges Wort, und im nächsten Augenblick lag Per aus den Knieen. Seine Stimme war win selnd wie die eines Kindes, wenn es etwas Böses gethan hat, und seine Hände gefaltet. „Mein Bruder!" rief er. „Mein Bruder! Ich habe ihn erschlagen." Laut weinend sank er neben dem Tod ten nieder, und wie von seinem Schicksal zu Boden gedrückt, lag der Verüber dieses seltsamen Brudermor des still schluchzend neben der Leiche auf den Knieen, bis fremde Hände ihn ergriffen und fortführten. So trug sich dieses Ereigniß drau ßen auf dem Lande zu, und nun sollte die Gerechtigkeit Hand an den gefährlichen Mörder legen, der in au ßerordentlicher Verhandlung vor den Richter geführt wurde, von all den Augen gefolgt, die, vor seinem Ver brechen zurückschreckend, die Bestra fung des Mörders verlangten. Er stand an dem Tische und hörte all die wunderlichen Worte, die ge sagt wurden, und die er nicht ver stand. Zeugen traten vor, und seine Augen starrten die Sprechenden an, als erwartete er. daß Jemand etwas zu seiner Vertheidigung zu sagen ha ben würde. Aber die Verhandlung ging ihren Gang, und aus Allem, was Per fassen konnte, zog er die Schlußfolgerung, daß er im Vor hinein verurtheilt war, und daß Nie man nicht ohnehin mit Händen grei fen konnte, und das war eben gerade nur das Eine, das Per selbst unmög lich fassen konnte, daß der Bruder todt war und «r selbst ihn getödtet hat. Die Hände über der Brust ver schlungen, stand Per vor dem Rich ter. Er wußte, daß jetzt Alles ge sagt war, was gesagt werden konnte, und nun sollte das Urtheil fallen, das Urtheil, das das Unglück besiegelte, das über seinem ganzen Leben geruht hatte. Er stand und rang seine ver schlungenen Hände, als wollte er sie Hilse von irgend Jemand erwartete, Hilfe von Gott oder Menschen, Hilfe, die nicht kam. Da ertönte die Stim me des Richters: „Hat der Angeklagte noch etwas zu sagen?" Wieder sah er sich um, und in Ver zweiflung fühlte er. wie einsam er war. Es schien ihm, daß hier noch mehr zu sagen war; denn nichts von dem, das gesagt werden sollte, war 5 eigentlich gesagt worden. Und gleich ! sam, als machte er den Versuch zum i erstenmal, seit er lebte, sich und An- dern zu entwirren, wie wunderlich zu sprechen. „Das gehört nicht zur Sache!" un terbrach ihn der Richter. Per sah sich verwirrt um und ver stummte. Seine Hände fuhren fort zu arbeiten, als könnte er sie nicht voneinander losmachen, und sein Blick wurde trübe, als versuchte er. in sich selbst hineinzuschauen und etwas zu Per selbst nicht sprechen konnte, und sich kein Anderer fand, der es ver mochte, in seine verwirrte Seele zu Und so fiel endlich das Urtheil. Der schwarze Hnsar. de: „Durch! Durch!" das war die Parole des Prinzen Friedrich Karl und seiner Husaren. Nachfolgendes Geschichtchen, das den Vorzug absoluter Wahrheit für sich hat, möge das eben Gesagte ent sprechend illustrieren. Es war im Anfang des Frühjah res; ein strenger Winter hatte mil- Auf den Feldern um Rathenow trat überall der duftige, schwarze Humus zutage und verschlang gierig geleckt hatte. Auch der alte Festungs rübergehen. Glücklicherweise führte eine Brücke über diesen Morast, aber auch nur diese eine, über welche einst freit hatten. Auf der Chaussee, die in dieser Brücke mündet, kam an einem schö bung des Städtchens zurückkehrte. Die Zügel locker in der Faust hal tend. dabei aber sorgsam auf Weg klang deutlich das Geräusch eines trabenden Rosses „Kochäppel! Kochäppel!" das hörte sich sogar an, hatte. Der erste Blick des Prinzen frischer Kerl, schlank und rank im adjustirt ein hübsches, flottes Rei terbild. de liegend, flogen die beiden Reiter über das Feld, direkt auf die Stadt und den davorliegenden Graben zu. fchiqe Rübe wie höhnend und trium» phii-end zugleich dem verfolgenden Offizier entgegen. Hui! jetzt waren sie an dem vorher erwähnten Graben plumps! Jetzt sprangen sie mit allen Meren in die hochausspritzende, schlammig« Brühe und nun an der anderen Seite hinauf und hinüber brr! Donnerwetter ja! Aber die Ehre des Tages war gerettet, und „Roß Reihe, zwischen all den rothen Atti las hatte sich ein schwarzer einge drängt, oder vielmehr, richtiger ge sagt. auch kein Attila, denn von Schnüren und Knebeln auf demselben von Kopf bis Fuß schwarzer, nach Schlamm und Moor stinkender Kerl, von dem sich seine Nebenmänner Aber jetzt: „Stillgestanden! Richt euch!" Der Herr Wachtmeister! Und nun hieß es, Fühlung nehmen, ehe der Gestrenge sein Donnerwetter auf die Häupter der Aengstlichen herniederprasseln ließ. Doch auch dieser hatte sofort den „schwarzen Mohren aus Mohrenland" erspäht. Wie ein Adler auf die Taube —> wenn anders es gestattet ist, an los. „Kerl!" brüllte er ihn an, halb lachend vor Wuth, halb wüthend über sein eigenes verbissenes Lachen. Zustande her?!" Wie eine Bildsäule stand der „Wie heißen Sie?" Der Name folgte. „Freiwilliger?" „Zu Befehl, Königliche Hoheit. Einjährig-Freiwilliger." „Nanu?" ist denn Ihr Vater?" liche Hoheit." „Ach so!" Nun verstand der Prinz: da war der junge Mann natürlich mit den Pferden groß geworden, hat te die Fohlen in der Koppel geritten usw. Da war das flotte Reiter thum desselben schon eher erklärlich. natürlich rechtzeitig zum Appell an treten hin, ja. Hatten sich wohl etwas verspätet auf dem Spazier ritt? Wo waren Sie denn eigentlich? Bei Muttern zu Hause?" die Haarwurzeln. Dann brachte er stockend hervor: „Nein, Königliche Hoheit! Ich war bei meiner Braut in H." Der Prinz lächelte ihm freundlich d lle d s b. 's! Gute Fürsorge, ! Frau Bruns hatte Besuch von ei ner frühere., Nachbarin. »J^', nicht denken, was für eine Hilfe mir das Kind schon ist. Auf sein Schwe sterchen paßt der kleine Kerl schon ther!" „Ja, Mama!" „Ja. Mama!" „Was thut ihr denn?" ,O, wir spielen was Feines! Ich bin der Barbier und sie läßt sich von mir die Haare schneiden." Mißverständnis. Herr: „Ich hörte, Ihre reiche Tante sei so schwer erkrankt?" Student: „Ich bin auf alles ge faßt." Herr: „Auf alles? Ich glaubte, Sie erben nur ein Drittel?" Nnzuvcrläsiige Leute. „Als Chauffeur wollen Sie bei mir angestellt sein? Ich habe schlechte Er brannt!" Das historische Schwert. Antiquar Seligmann: Herr Ba ron, wenn Se ganz was besonderes haben wollen, empfehle ich Ihnen hier e Schwert, das is über sechstau send Jahr alt, mit dem Schwert ist einst im alten Testament Bileam zu Balak geritten Baron: Reden Sie doch nicht sol chen Unsinn i Bileam hat ja da mals gar kein Schwert besessen, son dern hat sich nur eins gewünscht! Seligmann: Nu, seh'n Se, das is eben das, was er sich gewünscht hat. Jlliislrirte Redensart. „Nein, jetzt hört aber alles auf: da möcht' ich mir grad' die Haar' Schlecht» Auskunft. uns gibt's bloz an Reviersörster!" Rechen? unst. „Wie viel ist die Hälfte von fünf," war die Frage. richtete, der nun seinem Nachbar zu flüsterte: „Siehst Du, so fängt er :n!ck>. Sag' ich zwei, so ist es ihm zu willig.