Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 07, 1910, Image 7

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    Am Hochzeitstag.
(16. Fort,itzung.)
22. Kapitel.
noch an seiner Schuld; und auch in
der Meinung des Untersuchungsrich
ters, der dem so schwer Verdächtigen
anfänglich doch mit der größten Un
ein Umschwung zu seinen Ungunsten
eingetreten sein. Ein befreundeter
Unterbeamter theilte es dem jungen
Arzt im Vertrauen mit, daß Ger-
Hammer nunmehr von der Schuld
Herbert Franks überzeugt sei und
Gerling sagte sich, daß der Mann
angesichts der sich beständig mehren
konnte.
Fast lückenlos schien ja die Kette
der Beweise geschlossen. Frank hal
sen. Die Unterschlagung war wie al
les, was der Mordthat vorausge
gangen war, offen von ihm einge
direktor im Garten der Villa begeg
waltschaft drohte.
sich Frank befand, festigte sich Ger
lings Entschluß mehr und mehr, ibm
behilflich zu sein. Er fragte sich
nicht mehr, woher sich seine Ueber
zeugung von der Unschuld des unter
einem so furchtbaren Verdacht stehen
den Mannes schrieb nicht, womit
er sie begründen konnte. Nur aus
die Mittel und Wege sann er, durch
die er zu seiner Rechtfertigung bei
tragen konnte. Soweit es ihm als
einem Unbetheiligten möglich war
suchte er sich über alle Einzelheiten
der Vorgeschichte des Mordes zu
orientiren; aber es war natürlich
tionen das Bequemste ist und das
Unerträglichste zugleich auf gedul
diges Abwarten, bis ihm der Zufall
zu Hilfe kam.
Zwei Tage nach der Gegenüberstel
lung der beiden Eheleute ging er über
einen Flur des Polizeigebäudes, als
ihn jemand grüßte ein gutgelleide
ter Mensch von wahrhaft herkulischem
Körperbau, dessen rothes Bulldoggen
gesicht sich in diesem Augenblick zu
einem freundlichen Grinsen verlogen
hatte. Gerling suchte sich zu Erin
nern. wo und wann ihm der Mann
hatte.""" Schramme ge.i-ben
des Menschin, der sich beim Sprechen
legen ihn vorgelehnt hatte, flößte ihm
°
hört?"
„Ich? Ich bin doch der Chauf
lizeiraths Bauhofer zu begeben.
»Ich komme mit einer Bitte, Herr
Rath," sagte er nach ersten Be
geben. um die ich Sie erftichen^moch
zige sein, der an der Ueberzeugung
von der Unschuld Franks festhält."
„Ich werde daran festhalten, so
G 'cht s
Menschen. Und er —"
Aber der Polizeirath siel ihm leb
haft ins Wort:
pflichtet. Und er hätte sich überdies
„Rotter hatte ihn angestellt, als
Fabrik verweigert worden war/
Der junge Arzt richtete sich auf.
Jetzt zeigten seine Mienen plötzlich
einen entschlossenen Ausdruck.
„lch nehme Ihre Zeit über Gebühr
lichen Fund im Garten der Villa
Mittheilung machte nicht wahr?"
„Jawohl!"
Der Mann hat den Fabrikdirek
tor an jenem Abend Lichtenfeld
ben?"
„Gewiß! Er hatte einen Mafchi
nendefekt, der sich aber rasch besei
tigen ließ."
„Und Hambrock hält sich gegenwär
de als ein wichtiger Zeuge natürlich
in jedem Augenblick zur Verfügung
stehen. Und es ist ihm untersagt
worden, sich aus München zu ent
fernen."
se "bitten!"
Mit einem kleinen Seufzer drückte
der Polizeirath auf die Glocke und
die Weisung, ihm den Akt zu brin
gen, in dem die Adresse desChauffeurs
vermerkt war. Gerling wartete ge
duldig, bis er das Gewünschte erhal
ten hatte, um sich sodann von Bau
hofer zu verabschieden.
Kopfschüttelnd geleitete ihn der
Rath bis zur Thür.
„!Wenn Sie etwas aus eigene Faust
Für einen sehr geduldigen und fried
fertigen Menschen halte ich diesen
Hambrock allerdings auch nicht; und
sehen werde. Eine halbe Stunde
später klopfte er bei seinem vorge
setzten Chefarzt an.
der That dringend bedarf. Herr
Kollege Späth hat sich in freund
fchaftlicher Weise bereit erklärt, mei
ne Obliegenheiten für die Dauer mei
ße —"
In aufrichtiger Freude schüttelte
ihm der alte Herr die Hand.
„Reisen Sie mit Gott," sagte er
herzlich. „Und nutzen Sie Ihre kreie
Zeit recht für Ihre Erholung. Ich
Stelle Ihren Koffer."
h 5'
bahnhos eine Fahrkarte nach Lich en
2 4. Kapitel.
Portier der Automobilfabrik R'eck-
und kniff die Lippen so bedeütungs-
Als dann der „Lichterfelder Stadt
die Verstocktheit des Mörders, der sei
worden war; und er wußte diesem
sprach, was alle Welt behauptete.
Als er etwa acht Tage nach dem
„Verzeihung," sagte er, höflich den
Hut lüftend. „Dies ist die Automo
bilfabrik Rieckhoff und Rotter
Rieckhoff und Rotter. Wollen Sie
'"t ' be v 112
seinen Mienen.
„So? Das ist mir fatal. Denn
wenn ich Sie recht versteh«, ist Ham
liche Miene wieder. Und ledhaft
Die Brust des Blondbärtigen hob
wurde, sollten ich und diei andere ihn
hinauswerfen. Aber der Kerl ist stark
wie zehn andere, kann ich Ihnen fa-
gen Kopf.
„Weiß ich's?" meinte er. „Es war
überhaupt schwer, sich mit dem Herrn
ter Mensch. Einmal war ich selbst
»Ja das hat er. Und er hat
' »Eine Verbindung? Nicht daß
Achseln hoch.
Herr Direktor Rotter todt ist.
Nervosität.
ternd und prustend in Bewegung.
Die Firma mußte Werth darauf le
gen, die waghalsigsten und geschickte
fährt die Landstraße dahin. Wie ge
spenstische Schatten nur glitten Bäu
me und andere feste Gegenstände an
über den Chauffeur Hambrock befragt
hatte mußte sich weit vornüber
neigen, um seine schmerzenden Augen
vor dem schneidenden Luftzug zu
genlenke: nicht auf, das Tempo der
Fahrt zu mäßigen. War es ihm doch
vor allem darum zu thun, nicht eine
einzige Minute ungenutzt zu verlie
ren. Und wenn er mit dem bisheri
gen Erfolge seiner Thätigkeit zufrie
den war, so stand ihm das weitaus
Schwierigste doch noch bevor.
Zahlreiche kleine Ortschaften hatten
sie durchflogen, ohne angehalten zu
er, auf eine Anzahl rother Dächn
beutend, die von einem schlanken
soll ich halten?"
schaN, die wir antreffen".
Fünf Minuten später entstieg Ger
ling dem Gefährt. Trotz der beque
zur Thür des Wirthshauses.
Der Wirth, ein wohlbeleibter Mann
in oberbayerischer Gebirgstracht,
wird man doch wohl haben können
was? Na, also und etwas
Schinken dazu. Aber vor allen Din-
Durst."
Die Kehle war ihm wirklich wie
ausgedörrt von der Fahrt, und die
..Halbe" mundete ihm vortrefflich.
Dann aber rief er den Wirth zu sich
heran, der sich fortwährend in seiner
Nähe herumtrieb und offenbar nicht
recht wagte, selbst ein Gespräch mit
dem vornehmen Herrn zu beginnen.
„Sagen Sie mal hat nicht am
Dienstag der vorigen Woche ein Au
tomobil hier Malheur gehabt? Ge
gen Abend muß es gewesen sein."
„Freili, Herr! Der Herr, wo drin
g'sessen is, hat ja bei uns eing'spro
chen. A feiner Herr is g'wen."
Gerling begann mit einem Bierun
tersatz zu spielen.
Wegen des Unfalls mit seinem Wagen.
Aber der Wirth zog die Schultern
t h t ' sch s gt"
Schofför net kummen. Leicht, daß
mei Frau eppes g'sehn hat wissen's,
Weiberleut san halt so vuil neugierig.
I schaug. daß mei Gäst' sei ordentlich
bedient werden fünften gengat's mi
Er war augenscheinlich sehr vorsich
tig mit seinen Antworten gegen
Gäste, die ihn so auszufragen suchten,
hegte er wohl ein gewisses Mißtrauen.
Und Gerling gab es auf, mehr aus
denklkhes Schweigen, bis eine ältere,
im Gegensatz zum Wirth sehr saubere
Frau das Essen brachte.
Mit einem freundlichen „Wohl zu
speisen!" setzte sie es vor ihm auf den
Tisch und schien willens, sich sogleich
wieder zurückzuziehen. Der junge Arzt
> aber hielt sie durch einen Zuruf fest.
„Sie sind die Wirthin nicht
wahr? Sehen Sie das habe ich
mir gleich gedacht. Der Schinken
sieht ja vorzüglich aus. Und so gro
ße Eier bekommt man bei uns in
München nicht."
Die Frau lächelte in freudigem
Stolz und strich sich mit den Händen
die Schürze glatt.
„Ja freili dös is halt so in d'r
Stadt," sagte sie. „Wollen der Herr
auf d' Nacht bleib'n?"
mal du hat am Dienstag in der
vorigen Woche ein Herr bei Ihnen ein
gesprochen, der hier einen Aufenthalt
mit seinem Automobil hatte. Der
Herr soll einen Streit mit seinem
Chauffeur gehabt haben mit dem
Mann, der den Wagen lenkte. Haben
Sie vielleicht etwas davon gesehen?"
Zu seiner Enttäuschung schüttelte
auch die Wirthin den Kops.
„Na i hab' nix g'sehg'n. Aber
der Herr hat den Quirin holen lass'n
Mensch."
Beruhigungsmittel.
Richter: „Herr Zeuge, Sie als der
Wirth des Lokals, in dem die Schlii
pslichtung. die erhitzten Gemüther zü
beruhigen!" Wirth: „Ich hab' ja den
Hauptkralehlern fortwährend Eis an
.Ich hoffe, Herr Goldberg, daß Sl.'
Für die Küche.
schälte Zwiebel. Sie trägt viel zur
Kartoffeln mit Speck.
Die Kartoffeln werden in der Schal«
sind, entfernt und heiß gestellt wer»
den. In dem Speckfett locht man 2
—3 feingehackie kleine Zwiebeln gar,
die aber weiß bleiben müssen, giebt
' feinen Essig, etwas Salz, weißen
Pfeffer, etwas Zucker, etwas kochende
Brühe oder kochendes Wasser oder et
was angewärmte saure Sahne dazu»
scheiden damit durch. Der Salat wird»
mit Kapern und gehackter Petersilie
bestreut und warm servirt.
Eier st ich oder Eierkäse.
In Quart Milch zerquirlt man 4
Eier, sügt 1 Theelöffel voll feinge»
wiegter Petersilie, eine Prise Salz
und ein wenig Muskatnuß, zuletzt l
Kaffeelöffel vol Backpulver hinzu und
giebt sofort die Masse in einen er»
wärmten, mit Butter ausgestrichener»
Topf, welchen man ohne Verzug i»
kochendes Wasser stellt. Die Masse
dem Wasserbade genommen. Mit ei
nem kleinen Lössel sticht man die
Klößchen ab und legt sie direkt in die
Briihsuppe. Durch das Backpulver
werden die Klößchen sehr locker, man
ohne Backpulver; sie sind sehr nahr»
haft und leicht verdaulich. Der Topf,
welcher in das heiße Wasser gestellt
wird, darf nur zur Hälfte gefüllt sein,
sonst läuft die Masse heraus.
Pikanter Rinderbraten.
3 Pfund gut abgehängtes Rinder»
schwanzstiick wird geklopft und 2 bis 3
Tage in milden Essig gelegt, wobei eK
jeden Tag einmal 'gewendet wird.
gut, streut Salz darauf und giebt eS
nebst etlichen Wacholderbeeren in eine
Bratpfanne mit siedend heiß gemachter
Butter. Nachdem das Fleisch sich un»
ter fleißigem Begießen auf allen Sei»
ten gebräunt hat, bestreicht man eg
mit saurer Sahne und fügt nach unik
nach ungefähr '/>> Pint saure Sab»q
zur Wenn das Fleisch
Fischrouladen bereitet man
am einfachsten so: Die Fischreste wer
den von Gräten und Haut befreit unk
Zucker nur auf einer Seite, be
streicht sie mit dem Fisch, rollt sie zu
sammen und s ''neidet dies, wenn aus
gekühlt, in zwei fingerbreite Streife»,
die man panirt und gebacken als Bei»
Westfälische K l ö ß e.
Pfund Weizenmehl, einige trockene, m
kleine Würfel geschnittene Semmeln,
1 Unze Hefe, 3 Eier und das nöthige
Salz rührt man mit lauwarmer Milch
zu einem lockeren Teig, den man, zuge»
deckt, an einem warmen Orte langsam
aufgehen läßt. Danach formt man
Klöße daraus, läßt sie abermals auf-»
gehen und legt sie in kochendes Wasser,
doch nicht zu viele aufeinander, dainit
sie Platz zum Aufgehen haben. Eine
Viertelstunde müssen sie kochen. Man
läßt sie auf einem erwärmten Durch
schlag ablaufen und giebt sie mit Hei
delbeeren, Backobst oder brauner But
ter zu Tisch.
Kohlsuppe mit Hammel«
fleisch. Ein Pfund Hammelfleisch
(eventuell sogenannte Hammeldün
nung) wird in schwach gesalzenem
Wasser mit etwas geschnittenem Sus
penkraut und einer Zwiebel weich ge»
kocht und die Brühe durch ein Sieb ge
gossen. Einen großen oder zwei kleine
i Weißkohllöpse hat man gut geputzt,
! von den starken Außenblättern und
vom Strunk befreit, auf dem Krautho
bel sehr fein gehobelt, dann 10 Minu
ten in lochendem Wasser abgewellt, ab
gegossen und abgetropft. Nun giebt
man den abgetropften Kohl in die
brühe, fügt Salz, Theelöffel gesto
ßenen Kümmel und 2 Eßlöffel gut ge
spülte geschrotete Hafergrütze dazu (die
»ach Belieben auch weggelassen werden
kann), läßt alles auf gelindem Feuer
gar kochen (ungefähr Stun
den), schmeckt ab, würzt mit Salz unt»
weißem Psesser und giebt dir Suppe
fleisch. Man kann Salzkartoffeln