Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 17, 1910, Image 3

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    Am Hoäyeitstag.
(13. Fortsetzung.)
Langsam, mit müden, fast auto
matenhaften Bewegungen, kam sie nä
her. Schweigend beugte sie sich nieder,
um die Füße des Kranken zu ersa;-
fen, während Dr. Wallmoser den
schwereren Oberkörper emporhob.
Erst als der willenlose Körper auf
den Polstern des Ruhebettes lag.
fragte sie mit merkwürdig fremder,
nahezu tonloser Stimme:
„Sagen Sie mir die Wahrhei^
retten?"
Der Arzt hantirte bereits mit sei
ner Injektionsspritze. Er hatte ein
mitgebrachtes Fläschchen g»ffne^,
des Mittels, das Wilhelm Rieckhosfs
fliehende Lebensgeister aufhalten soll
te, verbreitete sich im Zimmer.
„Wir müssen unsere Hoffnung aus
Gottes Hilfe setzen, liebe gnädige
Frau," erwiderte er nach einem klei
nen Zögern in dem gedämpften Ton
fall schmerzlichen Bedauerns. „Denn
menschliche Wissenschaft steht hier an
der Grenze ihres Vermögens."
Er vernahm keinen antwortenden
Laut aus ihrem Munde. Aber als er
mit seiner aussichtslosen Manipula
tion zu Ende war und sich wieder
nach ihr umdrehte, sah er, daß sie
ohnmächtig auf das Fußende des
Ruhebettes niedergeglitten war.
19. Kapi t e l.
Bis nach Tagesanbruch war Alex
ander Rotters Leiche unter der siche
ren Obhut zweier Schutzleute unbe
rührt am Fundort liegen geblieben.
In aller Morgenfrühe hatten sich
dann einige höhere Polizeibeamie
aus München in Begleitung des Be
zirksarztes eingefunden, und es war
eine sehr eingehende Besichtigung so
wohl des entseelten Körpers wie sei
ner nächsten Umgebung vorgenom
men worden. Die Herren hatten auch
Einlaß in die Villa begehrt, aber sie
hatten sich mit einer kurzen Befra
gung des bis zur Sinnlosigkeit ver
störten Dienstmädchens begnügt, nach
dem ihnen gesagt worden war, daß
von den beiden anderen Bewohnern
des Landhauses der eine gegen vier
Uhr Morgens gestorben sei und die
andere als ein Opfer mehrfach wie
derholter hysterischer Anfälle halb
bewußtlos in ihrem Schlafzimmer
liege.
Eine halbe Stunde später war der
Erschossene in einem Leichentrans
portwagen fortgeschafft worden, und
die wenig zahlreichen Neugierigen, die
sich auf die Kunde von dem Geschehe
ßen vor dem Gartengitter ansammel
ten, hatten ihre Schaulust nicht ein
mal an dem Anblick einer Blutlache
oder irgend welcher sonstiger, Grau-
Unter den Personen, die im weite
' ren Verlause des Tages in der Villa
auS- und eingingen, zuerst in Erle
digung der mit jedem Sterbefall ver
knüpften Obliegenheiten und Pflich
ten, war allerdings auch ein Herr
mit dem zufällig anwe
filbst zu treffen, hatte Dr, Wallmoscr
lie des Arztes hatte Margot ebenso
Kaffee, Kathi!" befahl sie, „Und
dagewesen war, an der Hausthür
klingelte und sich bei Kathi nach dem
Befinden ihrer Herrin erkundigte,
ganz unmöglich sein, das Haus zu
verlassen. Wollen Sie also gefälligst
Platz nehmen, Herr Commissar! Hier
gen."^
schen Mordsache. Ist'S denn schon so
b st
hig, „Was wünschen Sie mich also
zu fragen?"
„Zunächst möchte ich Sie bitten,
Sie über den Vorfall wissen."
„Das ist sehr wenig. Ich wurde
von dem Lager meines sterbenden
direltor Rotier aus Lichtenfels. Das
ist alles, was ich weih."
nach Ihnen rief!"
Mit einem Ausdruck unmuthigen
Erstaunens blickte Margot auf.
ficht, auf eine Viertelstunde in den
Garten zu gehen. Ich stand vielleicht
zwei uder drei Minuten lang auf den
merkt?"
doch wohl die Absicht gehabt haben,
Sie oder Ihren Vater zu besuchen.
Wissen Sie etwas über die Veranlas
„Nein. Aber er könnte selbstver
„Es bestanden also noch Bezie-
Vielleicht Beziehungen geschäftlicher
Natur?"
„Davon ist mir nichts bekannt.
Mein Vater sprach mit mir niemals
über seine geschäftlichen Angelegenhei
ten."
„Etwas sehr Wichtiges und Dring
liches mutz es wohl unter allen Un
ständen gewesen sein. Der Chauffeur
hat in Uebereinstimmung mit einigen
in Lichtenseld befragten Personen
ausgesagt, daß Direktor Rotter sehr
unmuthig darüber war, den letzten
Zug versäumt zu haben, mit dem
man München von Lichtenseld auch
noch am Abend erreichen kann. Und
tung halb aufgerichtet.
„Was für ein Brief war das?
Können Sie ihn mir zeigen?"
lich bei den Akten. Aber es handelt
Recht hätte sich Direltor Rotter um
Haufe?"
„Nein."
„Und von einem verdächtigen Ver
kehr des Mädchens ist Ihnen nichts
sich
deter Mann. Es steht nämlich fest,
»Und Sie sind ganz sicher, daß
dieser geheimnißvolle Unbekannte auch
virklich existirt?"
„Warum nicht existiren?
Jetzt saß Margot plötzlich kerzen
„Nein. Sein Aufenthalt ist
Mordsache steht, bin ich Ihnen wohl
big."
„Ich muß doch bitten. Und ich
Franks
„Der Lichtenfelder Zeuge ist darü-
Jhres Hochzeitstages hat Rotier ihn
bleiben dabei, daß Ihnen der gegen
wärtige Aufenthalt Ihres Mannes
unbekannt sei?"
"Und Sie haben in der Zwischenzeit
Ihr Mann gewesen ist?"
Meuchelmörder."
Mit einen Achselzucken klappte der
Kommissar sein Notizbuch zusammen
hoffe von ganzem Herzen, daß es
der Fall sein wird."
„Nun, Sie werden jedenfalls eine
Vorladung erhalten. Und das wei
tere für den Fall Ihres Nichterschei
mir nicht zu machen?"
„Ihnen? Nein, gewiß nicht!"
Der Kommissär machte dieselbe
kleine steife Verbeugung wie bei sei
nem Eintritt. Und Margot war
wieder allein.
Zu Fetzen zerrissen, lag ihr feines
Taschentuch im nächsten Augenblick
20. Kapitel.
Zu einer längeren Besprechung hat
te der Chefarzt bei der Polizeidirek
tion seinen Assistenten in sein Or
traulichkeit, die auf ein besonders gu
tes Verhältniß zwischen ihnen schlie
ßen ließ, „Ihr Aussehen will mir
gar nicht gefallen. Wirklich Sie
muthen sich zuviel zu. Ihr Kollege
Späth erzählte mir, daß Sie neben
Ihrer Thätigkeit als mein Assistent
eine richtige Armenpraxis haben. Wie
in aller Welt machen Sie denn
haben sollte —»
Der Professor fiel ihm mit einer
lebhaften Gestikulation ins Wort.
„I reden Sie doch nicht!" sagte
er fast grob. „Sie wissen recht gut,
daß es nicht so gemeint war. Aber
Kollege, Sie sind der erste junge
Arzt nicht, von dem ich's gesehen ha
be, datz er sich durch einen zu weit
getriebenen Pflichteifer schadete. Und
ich wollte Ihnen einen praktischen
blicklich nicht übermäßig viel zu thun,
Land zu schicken, Reichen Sie ein
Urlaubsgesuch ein ich will's gern
befürworten. Und packen Sie dann
Ihre Sachen."
„Sie sind sehr gütig, Herr Pro
fessor und ich weiß Ihnen für
Ihre freundliche Absicht aufrichtigen
Aber Sie werden mir
Der weißhaarige alte Heer sah ihn
über die Gläser seines Pincenez hin
weg aufmerksam an. Und bedeu
hoch^
wen Sie sich zu wenden habend
Vor der Thür athmete Rudolf
Gerling schwer aus, und er strich sich
der letzten Zeit. Aber er wußte sich
Ablenkung zu finden für seine bitte
ren Gedanken.
Langsam ging er über den Flur,
An der Mündung einer der engen und
schmalen Treppen, die aus dem Erd
geschoß in die oberen Stockwerke führ
ten, mutzte er vorüber; dort aber
prallte er fast zurück vor dem An
blick eines Menschen, den er trotz der
erschreckenden Veränderung in seinem
Aussehen auf den ersten Blick erkann
te.
Nicht in den schlimmsten Tagen
seiner Krankheit hatte er den Mann,
der sich da langsam und mühselig
die Stufen heraufschleppte, in einem
derartigen Zustande gesehen. Wie
auch immer seine Gefühle gegen den
angeblichen Kurt Willisen sein moch
ten in diesem Augenblick vermochte
er sich eines tiefen Mitleids nicht zu
erwehren. Nur noch der Schatten
des schönen und stattlichen Mannes
war es, den er erblickte. Tief lagen
die glanzlosen Augen in ihren Höh
len, und seine eingefallenen Wangen
schienen blutlos zu sein in ihrer lei
chenfahlen Färbung. Wirr hing ihm
das Haar in die Stirn, und auch
feine Kleidung war so wirr und un
ordentlich, als hätte ihr Träger sich
seit Tagen auf der Straße umherge
trieben. Fast bei jedem Schritt hielt
er zögernd inne, und Gerling hörte,
wie schwer und mühsam sein Athem
ging.
Nicht ein einziges Mal hob er da
bei die Augen, und der junge Arzt
war sicher, datz er seiner noch nicht
ansichtig geworden war. Er räus
perte sich, und der Ankömmling fuhr
bei dem unerwarteten Laut in sei
ner nächsten Nähe erschrocken zusam
men. Er sah auf und Gerling
erbebte unter diesem Blick, aus dem
die Seelenmarter eines zu Tode ge
hetzten Wildes zu sprechen schien.
„Ich nehme an, daß Sie zu mir
wollten, Herr Willisen," sagte er
hastig. „Bitte wollen Sie mich
auf mein Zimmer begleiten."
„Der Mann, den er nur als den
Verwandten Evas kannte, schien die
Bestürzung zu überwinden, in die ihn
Gerlings Anblick augenscheinlich ver
setzt hatte. Seine schon durch die
Krankheit zu durchsichtiger Blässe ab
gemagerten Hände lösten sich von dein
Geländer, das sie umklammert hat
ten, und mit einer langsamen, unsi
„Jch wollte nicht eigentlich zu
Ihnen, Herr Doktor," sagte er, und
seine Stimme war klanglos in ihrer
Heiserkeit. „Aber wenn Sie mir
eine halbe Stunde schenken
wollen —"
Ein heftiger Hustenanfall nöthigte
ihn, innezuhalten, und er griff nun
doch wieder nach dem Geländer, als
bedürfte er einer Stütze. Rudolf
Gerling wartete schweigend, bis er
sich ein wenig erholt hatte, um ihn
in sein Zimmer zu führen.
„Ehe wir miteinander reden,"
sagte er dort, ohne alle Unfreundlich
keit zwar, aber doch mit Be
„Jn der That ich es
Rudolf Gerling fuhr halb von sei«
„Doch nicht Herbert Frank?"
Sie mir nun die Thür weisen."
Im Uebermaß des Erschreckens
vermochte Gerling kein Wort zu spre
(Fortictzung folgt.)
Aus der Kaserne. Feld
webel (zu einem Rekruten, der mit
offenem Munde dasteht): „JessaS, der
Kerl reißt 's Maul auf, wie der seli
ge Columbus, als er zum ersten Mal
New Dork sah!"
Für dir Küche.
Ragout von Rindsleber.
I bis Pfund Rindsleber wird ge
freit, in dünne Scheiben bestreut, in
Mehl gewendet, in Butter auf beiden
Seiten braun gebraten und auf eine
3 gehackte Boretfchblätter (Gurken
kraut) durch, giebt 2—3 Löffel
füllt die Sauce, die recht seimig sem
muß, über die Leber. Wer es liebt,
kann Kapern und feine Streischea
Reissuppe mit Kräutern.
Man wäscht und brüht 6 Unzen Reis,
läßt sie mit Wasser und einem Stück«
lassen» Butter Ivird 1 bis I>/<, Löf
sauber gewaschen, in einen großen
Topf mit siedendem Wasser gethan,
dem man ein wenig Salz hinzugefügt.
Löffel gut hineindrückt, IS—2V Mi
streut Mehl darüber, läßt es mit
gebratenen Kartoffeln. Grünkohl
muß genügend Fett haben, bedarf
aber wenig Salz, durch das Süßen
nur der eigenen feinen Süßigkeit zu
Hilfe. Ob man Sirup oder Zucker
nehmen will, richtet sich nach dem
persönlichen Geschmack. Sirup giebt
noch ein besonders seines Aroma, daK
sich dem Geschmack des Kohls vorzüg
lich anpaßt.
Einfache Buttersauce zu
Seefischen. Die Sauce wird in
einem Tops bereitet, den man in
kochendes Wasser stellt, damit die
Butter nicht zu braun wird oder ver
brennt. In dem Topf läßt man ein
großes Stück Butter zergehen und
schlägt sie so lange, bis sie Blasen
wirft. Unter fortgesetztem Rühren
fügt man einige Löffel der heißen
Fifchbrühe, in der der Fisch kocht,
und etwas feingehackte Petersilie da
zu, schmeckt ab und gibt die Sauce,
die man nach Bedarf nachsalzt, in
Schwäbische Apfelspeise.
6 bis 6 Milchbrötchen werden, nach
dem sie von der braunen Rinde befreit
sind, in Milch geweicht und ausge
drückt. Pfund Butter rührt man
zu Sahne, gibt nach und nach unter
beständigem Rühren 7 Eier, die zer
drückte breiige Milchbrotmasse, un
gefähr 12 geschälte, in feine Scheiben
geschnittene A-Psel. Pfund Zucker
und etwas geriebene Citronenschale
dazu, füllt die Masse in eine mit
Butter ausgestrichene runde Blechform
oder feuerfeste Thonform und läßt
die Sveise bei guter Hitze im Ofen
eine Stunde backen. Wird warm in
der Form aufgetragen, schmeckt aber
auch kalt sehr gut.
Bohnensuppe mit Ge
müse. 1 bis Pfund gute weiße
Bohnen werden nach dem Auslesen
und Waschen über Nacht in kaltes
Wasser gelegt, dann mit genügendem
Wasser und etwas doppeltohlensau
rem Natron oder einem erbsengroße»
Stückchen Soda 10 Minuten abge»
wellt, worauf man das Wasser ab
gießt. Nun füllt man neues heißes
Wasser darauf, fügt Salz und etwas
Butter dazu und läßt die Bohnen
über gelindem Feuer langsam weich
kochen, worauf man sie nach Belieben
durch ein Sieb rührt oder auch ganz
läßt. Man kann auch die Hälfte
durchrühren, die andere Hälfte ganz
lassen. Indessen hat man nebenbei in
einer Kasserolle eine halbe zerschnitte
ne Sellerieknolle, einige geschabte
Petersilienwurzeln und Mohrrüben,
2—3 Poreestangen (alles gleichfalls
zerschnitten) und e>n Bündchen Peter
silie, Majoran und Thymian in
Wasser gekocht, nimmt das Kräuter
sträußchen heraus, gibt das Gemüse
nebst etwas von dem Kochwasser und
etwas Brühe (Knochenbrüher) zu den
Bohnen, macht die Suppe mit etwa»
in Butter gedünstetem Mehl seimig,
schmeckt ab und würzt, wenn man eS
liebt, mit etwas gehackter Petersilie.
Man kann auch einige allein für sich
gekochte Kartoffeln in die Suvpe ge-
Mehleinbrenne zu binden.