Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 09, 1909, Image 7

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    Die Schachulajchiue.
(12. Fortsetzung.)
Hierauf nahm der Vorsitzende von
neuem das Wort und erklärte, daß er
vor der Begründung der Anklage
durch den Staatsanwalt eine halb
stündige Pause eintreten lassen wolle.
Das Publikum erhob sich mit lautem
Geräusch und strömte, sich wieder sei
ner Unterhaltung überlassend, nach
d«n Ausgängen. Die Richter und
Geschworenen sowie der Vorsitzende
zogen sich in ih>,c Zimmer zurück.
Der Angeklagte hatte auf Veran
lassung des Vertheidigers gewartet,
bis sich der Saal allmählich geleert
hatte, und trat dann mit diesem in
das Anwaltszimmer. Rechtsanwalt
Kindt war ein großer, blonder, noch
junger Mann von starkem Ehrgeiz,
der sich Kriminalfälle zur Spezialität
erkoren hatte und für den die Haupt
fach« war, daß fein Name möglichst
Durch ein gutes Einvernehmen mit
den Berichterstattern gelang ihm das
auch. Jetzt zog er seinen Klienten
in dem großen Zimmer, in dem eini
ge seiner Kollegen eben damit be
schäftigt waren, ihren bürgerlichen
Anzug mit dem Talar zu vertauschen,
in eine stille Ecke.
»Also, lieber Assessor." sprach er
«indringlich, wenn auch im Flüstertö
ne, in ihn hinein „ich bitte Sie
j«tzt zum letztenmal! Sagen Si« mir,
was Sie an dem Tage damals in
dem Haufe zu thun gehabt haben.
Alle Indizien sind g«gen Si«, ich ge
b« Ihnen Brief und Siegel, wenn wir
den Geschworenen über diesen Punkt
leine genügende Aufklärung geben
können, daß der Staatsanwalt Recht
bekommt und daß Sie verdonnert
werden. Allerdings wegen Raub und
Todtschlag. Ich bin dann natürlich
der Blamirte. Auf was wollen Sie
denn jetzt im letzten Augenblick noch
Worten? Daß sich der wirkliche Thä
ter findet? Damit ist's Essig, sehen
Sie. Oder daß die Geschworenen
Si« doch noch laufen lassen werden?
Darüber kennen Sie nun mein« Mei
nung. Wollen Sie warten, bis Sie
erst in der Zuchthaus-, wenn nicht gar
der Armensünderzell« sitzen werden?
Wollen Sie nun red«n?"
Der Angeklagt« lag sichtlich mit
sich in einem schweren Kamps.
„Ich kann nicht, Herr Rechtsan
walt!" preßte er endlich hervor.
„Wissen Sie, was ich nun glaube?"
erwiderte Doktor Kindt in einem so
kalten Ton, wie ihn sein Klient noch
te. „Ich glaube jetzt selbst, daß Sie
der Thäter sind."
Inzwischen sluth«te durch die Kor
ridore das Gewühl des Publikums.
Auch Zeuge Knauer befand sich da
runter.
„Guten Tag, lieber Direktor,"
wandte er sich jetzt an «inen hochge
wachsenen, starkgebauten Herrn mit
einem ausgesprochenen, scharf profi
lirten Künstlerkopf „na, sind Sie
wieder auf den Damm? Alles glück
lich überstanden? Das muß ja eine
höllische Geschichte mit Ihnen gewe
sen sein? Haben Sie nicht im gro
ßen Krankenhaus« gelegen?"
„Seit heute."
„Verflixt blaß sehen Si« noch aus.
Hören Sie sich auch di« Verhandlung
an?"
„Das f«hen Sie doch."
„Haben Sie mich als Zeugen ge
hört?"
»Ja." z .
der Mensch verknaxt wird? Daß er
der Mörder ist, das ist doch klar wie
dicke Tinte."
„Wieso ist das klar?" fauchte S«i-
wandte sich von ihm
und alles saß wieder an seinem
Platz, das Publikum, Geschworene,
Richter, Zeugen, Staatsanwalt, Ver-
und einen tiefen Durchzieher auf der
einen Wange, erhob sich langsam,
setzte sein Barett auf, und mit schar
fer, etwas näselnder Stimme fing «r
seinen Vortrag an.
„Meine Herren Geschworenen," sag
te er, zu diesen gewendet „Sie ha
ben heute über ein Verbrechen zu ur
theilen, daS schon allein durch die
Frechheit, mit der es verübt worden
ist «n hellen lichten Tage, mitten
im Herzen der Stadt —, unter der
Bevölkerung die höchste Bestürzung,
das größte Entsetzen hervorgerufen
hat. Nicht minderes Aufsehen aber
hat es auch durch di« Person des
muthmaßlichen Thäters verursacht.
Ein junger Mann von bester Her
kunft, adliz«m Namen, in einer
Staatsstellung, ausgezeichnet durch
Wissen und Tüchtigkeit, im Besitz ei
nes vorzüglichen Lrumunds, geachtet
von seinen Kameraden, geschätzt von
seinen Vorgesetzten vor sich eine
gesicherte, ehrenvolle, ja vielleicht glän
zende Zukunft. Und ein solcher
Mensch sollte fähig sein, ein Verbre
chen zu begehen? Und was für ein
Verbrechen? Das schwerste, welches
das Gesetzbuch kennt, für das d«r Tod
bestimmt ist Raubmord!
Dieser Gedanke erscheint auf den
ersten Blick so ungeheuerlich, daß sich
unser ganz«s Gefühl dagegen auf
bäumt, daß wir ihn von vornherein
von uns abweisen möchten. Aber,
meine Herren Geschworenen, wir ha
ben es hier mit keinen Gefühlen, son
dern nur minder unerbittlichen Lo
gik zu thun. Wir haben uns zu
sagen, daß die menschlich« Natur oft
ein Räthstl ist. daß sie oft aus den
klaffendsten Widersprüchen zusammen
gesetzt ist, daß das Antlitz, das ein
Mensch der Welt zeigt, nicht immer
sein wahres, sondern häufig eine
Maske ist. Wir haben uns serner
zu sagen, daß ein Mensch, solange
«r sich in geordneten Verhältnissen
Staatsbürger sein kann. Ein einzi
ger Schritt aber auf abschüssiger
Bahn, ein einziger Augenblick der Er
fvrtgefllhrt wird, bis es ihm beliebt,
das Netz über seinem Opfcr zusam
menzuziehen, und er ihm einen letzten
Termin stellt. Wir haben Zeu-
Bedeutung erscheint der Umstand, daß
er ihn für den Fall,daß er seinen
Wünschen nicht g«neigt zeigen sollte,
mit dem Tode bedroht hat. Der
Angeklagte hat das selbst zugegeben,
allerdings mit der ebenso unwahr
scheinlichen als fast komisch anmu
thenden Einschränkung, daß sich diese
Drohung auf «in Duell bezogen ha
be, zu dem er seinen Quälgeist hät
te bringen wollen. Die Zeugen be
kunden ferner, und der Angeklagte
stellt dies auch nicht in Abrede, daß
er sich während jener Zeit in einer
starten und andauernden Depression
befunden habe. Natürlich! Denn
nachdem auch seine Drohung erfolg
los geblieben ist. sind nun feine letzten
Mittel, sich aus seiner verzweifelten
Lage zu ziehen, erschöpft. Der Ver
falltag ist gekommen.
wenn es sich nicht um die Wechsel ge
bantxlt hat? M«ine Herren Geschwo
renen, die Antwort darauf ist seh:
hängt ein Säbel, der Angeklagte reißt
ihn herunter, und mit einem einzigen
Hiebe der scharsgeschlisfenen Klinge
über den Kopf seines Gegners streckt
er diesen todt zu Boden. Möglich,
bleibt ihm nicht lange Zeit. W?
sind die Wechsel? Gewiß in dem
Schreibtisch des Opfers, oder auch in
einer Brieftasche, die der Erschlagene
bei sich trägt. Er findet sie in der
Brieftasche. Die Brieftasche enthält
noch einige Banlnoten. Wäre der
Thäter ein gewöhnlicher Raubmörder
er hätte die Banknoten mitgenom
men, so aber läßt er sie zurück. So
entflieht er dem Thatort, aber schon
sind die Rachegeister hinter ihm her.
Er lehrt in einem Restaurant ein,
und der Wirth desselben wundert sich,
wie traurig sein Gast bei seinem
Mahle sitzt er lammt in später
Nacht nach Haus« und gibt seiner
Vermietherin auf eine harmlose Fra
ge eine heftige, gereizte Antwort, um
sofort in sein Zimmer zu siu.v.en.
Die Erinnyen lassen ihn nicht schla
fen und jagen ihn am nächsten Mor
gen wieder auf und davon, ohne daß
«r sein Frühstück angerührt Hot. Ei
nen Tag später und er befindet
sich bereits in den Händen der Be
hörde.
Meine Herren Geschworenen! Nicht
wir, die gelehrten Richter, sondern Sie
Männer, die sich nur von der
Stimme des gesunden Menschenver
standes lenken lassen sollen habe«
die Frage, ob schuldig oder nicht, zu
entscheiden. Wenn ich in meiner Amts
thätigkeit jemals eine Anklage zu ver
treten hatte, bei welcher die Beweise sich
zu einer Kette schlingen, in der nicht ein
einziges Glied fehlt, so ist es diesmal
der Fall. Was dagegen das Leugne»
des Angeklagten zu bedeuten hat, und
welchen Werth Sie dem beimessen wol
len das steht bei Ihnen. Getrost
kann ich mich der Ueberzeugung über
lassen, daß Sie nur der unbestechlichen,
unerbittlichen Stimme des logischen
Beweismaterials Gehör geben werden
und im Namen der Gerechtigkeit, di«
auszuüben Sie hier erkoren sind, der
blutigen That di« Sühne folgen lassen
werden. Ich beantrage für den Ange
klagten das „Schuldig"."
Der Staatsanwalt hatte geendet
und setzte sich.
Seine Rede verfehlte sichtlich nicht
ihren Eindruck auf das Publikum, das
ihm in Todesstille gelauscht hatte. Ein
nen der Geschworenen wahr. Ein ge
dämpftes Flüstern ging jetzt wieder
durch den Saal, und alle Blicke wand
die Stimme des Borsitzenden.
Das Flüstern legte sich wieder. Dok
tor Kindt an seinem Tische erhob sich,
aus, den kunstvollen Aufbau, an dem
der Staatsanwalt Ihnen dies Letztere
vor Augen geführt hat, zu zerstückeln.
hoffe ich noch, Sie zu überzeugen, daß
er die Wahrheit spricht. Das Beweis
material, auf das sich die Anklagt
?chehen sein muß. zu suchen gehabt hat.
Drittens sein Verhalten, nachdem das
Verbrechen stattgefunden hat. Der
war? Setzen wir nur den allereinfach
sten Fall, es sei eine Frau dabn im
wenn Sie mir erwidern, daß diese Er
klärung etwas Willkürliches hätte
werden Sie dann den gleichen Einwand
Jedem von uns «in Verbrecher steckt?!
Gerade Ihr Gefühl, meine Herren Ge
schworenen. so i<-.eine ich. wenn ich mich
auch damit in den entschiedensten Ge
gensatz zu dem Herrn Staatsanwalt
stelle, sollten Sie in dem vorliegenden
Falle svrechen lassen. Zu welchen
Trugschlüssen hat nicht schon die so viel
schenverstand geführt, während von
jener inneren Stimme, die erst keiner
Logik und Beweise bedarf, von jenem
deutscher Dichter sagt, daß der Mensch,
der ihm vertraut und folgt, sich des
rechten Weges wohl bewußt ist. Folgen
Sie diesem dunklen Drange, meine
Herren Geschworenen, folgen Sie die
ser Stimme, die Ihnen zuruft, daß ein
Mensch wie der Angeklagte kein Ver
brecher, vor allem kein Verbrecher der
verworfensten Art, kein Räuber und
Todtschläger sein kann, und es wird
Sinne, meine Herren Geschworenen,
bitte ich Sie, den Angeklagten sreizu
. sprechen."
Rechtsanwalt Kindt verbeugt« sich s
gegen di- Bank der Geschworenen und
setzte sich dann, nicht ohne unwillkürlich
im Bewußtsein, daß er alles Mögliche
für seinen Klienten gethan habe, einen
selbstgefälligen Blick nach dem Bericht
erstattertisch zu werfen.
! Abermals entstand ein Gemurmel im
! Zuhörerraum. Die Wirkung, die der!
Vertheidiger hier erzielt hatte, war eine!
verschiedene. Dem einen schien seine
! Rede ein oratorisches Meisterstück, dem
die Geschworenen sicher nicht würden
widerstehen können. Andere, weniger
empfindsame Leute, durchschauten die
Fadenscheinigkeit der Rede, durch die
kein einziges Argument des Staatsan
walts hatte entkräftet werden können.
Wenn man in Gesichtern lesen kann, so
war dies auch der Eindruck auf der
Geschworenenbank. So gewitzt war
man auf dieser Bank durch die lange
vorangegangene Sitzungsperiode schon,
daß man sich auf solche Kniffe der Ver
theidigung verstand. Weil man Laie
war, so glaubten diese Herren Anwälte,
sie könnten einen durch den Appell an
gewisse Instinkte fangen. Aber dar
auf fiel man nun nicht mehr herein.
Vorsitzende stellte an den
etwas zu sagen hätte. Dieser ver
neinte mit stummer Verbeugung. Hier
auf richtete er dieselbe Frage an den
Angeklagten. Auch dieser verneinte.
Nun trat der Vorsitzende unter der Ver
lesung der vom Gerichtshof aufgesetz
ten Schuldfragen, zu den Geschworenen
gewendet, in die Rechtsbelehrung ein.
und die Geschworenen erhoben sich
hierauf, um sich in das Berathungs- j
Zimmer zurückzuziehen. Auch der Vor
sitzende mit den Richtern stand jetzt auf.
um den Saal zu verlassen, als im letz
ten Augenblick die vorderste Saalthür
geöffnet wurde, ein Rote hereintrat
und mit raschen Schritten auf den
Vorsitzenden ,uging, um ihm eine Aisi
zeitig eine leise Mittheilung zu machen.
Ein ärgerliches Zucken ging über das
Gesicht des alten Herrn, er erwiderte
dem Boten etwas, und dieser ging hier
auf wieder hinaus.
! „Meine Herren Richter und Ge
schworenen," sagte jetzt der Vorsitzende
zu dielen „ich bitte Sie, noch einmal
Ihre Plätze einzunehmen. Es hat sich
noch ein Zeuge gemeldet, der angiebt,!
! eine wichtige Mittheilung zu bringen." !
> Im Zuhörerraum erweckte diese An-'
j kündigung etwas wie Sensation. Auch
einige Spannung, und so sahen sie nach
der Tbür, durch die der Gemeldete
gleich ewtreten mußte. Nur die Mi«- i
nen der Richter blieben unempfindlich,
unk mancher von ihnen schien an da»
Mittagessen zu denken, zu dem man
heute wieder zu sehr später Stunde
ungefähr in dem Alter wie der Ange
klagte, mit frischem Gesicht, das zahl
reiche studentische Schmisse bedeckten.
in der anderen ein Taschentuch, mit
dem er sich die Schweißtropfen von der
Stirn trocknete er kam also in gro
ßer Eile. Mit forschen Schritten trat
er in den Zeugenraum und stellte sich
geradenwegs mit dem Benehmen eines
Menschen, der überall rasch Bescheid
weiß, vor den Vorsitzenden hin.
„Wie heißen Sie?" begann dieser,
ohne vorläufig den Zeugen zu vereidi
„Was sind Sie?"
„Praktischer Arzt."
.Ihr Wohnort?"
„Zürich."
„Sie haben hier «ine Aussage zu
„Jawohl, Herr Präsident. Ich be
merk«, daß ich erst jetzt dazu komme,
weil ich erst gestern Abend von d«m
Falle, der dieser Verhandlung zu
grunde liegt, etwas erfahren habe,
und zwar durch di« Zeitungen. Ich
komme von einer Orientreife zurück, bei
der ich als Schiffsarzt engagirt gewe
sen bin. Erst gestern bin ich wieder in
Zürich eingetroffen."
„Was haben Sie also auszusagen?"
„Ich habe vorauszuschicken, daß ich
ein Stildiengenosse und Freund des
Angeklagten bin, und ich glaube, den
Schlüssel zu seinem Schweigen in der
Hand zu haben. Ich glaube erklären
zu können, woher er jene Geldsumme
erhalten hat, und daraus ergiebt sich
vielleich' auch all«s Uebrige. Auch den
Grund glaube ich zu kennen, warum
und er wird mir über mein Reden nun
zürnen. Aber dann bleibt mir eben
nichts übrig, als ihn gegen seinen
Willen vor seiner Berurtheilung zu
rett«»."
„Woher schöpfen Sie dieses Wis
sen?"
„Aus dem Briefe eines Freund«s,
der auch der Freund des Angeklagten
war, und der nun todt ist. Er schrieb
mir daiuals, ob ich dem Angeklagten
bleiben, als auf «inen Vorschlag ein
zugehen, den ihm d«r Panoptikumbe-
sitzer Seidenschnur gemacht hat."
„Mas ist das für ein Vorschlag?"
den dieser ihm zu leisten hätte."
„Was für ein«n Dienst?"
Doktor Adam gab ie nöthige Er
saal, bei einer Verhandlung, wo es sich
um Leben und Tod des Angeklagten
handelt«, und nun war doch ein Mensch
dieser Mensch saß dort auf der Ankla
unbefchreiblich. Alle Blicke, selbst di«
Der Angeklagt- erhob sich. Er sah
„Ist die Angabe des Zeugen, die Sie
Der Angeklagte gab kein« Antwort.
„Auck jetzt scheinen Sie Ihr
. vielfach in der Hauptstadt bekannt«
Persönlichkeit. Die hochgewachsene Er
! scheinung mit dem originellen Kunst-
Bekannten bemerkt worden. Ein Sich
versteckkn hätte Meister Seidenschnur
. nickts mehr genützt.
! Ganz hinten an die Wand stand er
gelehnt. Den Köpfen seiner Bekann
ten folgend, blickte nun alles nach ihm
hin. Er sah gleichfalls sehr blaß aus,
wie der Angeklagte, was aber ein«
nach —"
Meister Seidenschnur wurde v«rei
digt, „die volle Wahrheit zu sagen
.Jawohl."
ihm nichts übrig, als sein kostbarts
Geheimniß vor aller Welt Ohren nun
preiszugeben, und noch einmal rauschte
„Herr von Suckow hatte also mora
lische Bedenken gegen die Rolle gehabt,
die Sie ihm aufdrängten und zu d«r er
war? Und das war auch der Grund,
warum er sich in ein so hartnäckiges
Schweigen verrannt hat?"
„Jawohl," entgegnete Seidenschnur
in gedrückter Haltung.
„Auch Sie selbst hatte» also «in In
teresse daran, daß das Geheimniß nicht
gelüstet wurde?"
„Jawohl."
~Si« gingen vielleicht mit der Absicht
um, nachdem der Apparat verbrannt
war, einen neuen zu konstruiren und
sich, falls Herr von Suckow nicht mehr
dazu zu haben gewesen wäre, nach einer
ander«n dafür g«eigneten Persönlichkeit
umzusehen?"
„Jawohl."
„Nun, wir werden auf Ihr Ver
halten in diesem Punkte, Herr Zeu
ge, noch später zurückkommen. Jetzt
zunächst ein« andere Frage. Di« Pro
duktionen des Automaten fanden also
Nachmittags von fünf ab statt. War
das auch am fünfzehnten Februar der
Fall? Da an demselben Tage ja Ihr
Etablissement abbrannte, so werd n
„Jawohl."
„Auch an diesem Tage also hat
von Nachmittags fünf Uhr ab Herr
von Suckow in dem Apparate geses
sen?"
„Jawohl."
selb« Zeit das Nebenhaus betreten
konnte?"
Nebenhause seine Privatwohnung ha
be, daß diese mit dem ehemaligen
Panoptikumsgebäude, das ursprüng
lich mit dem N«b«ngebäude einen ein
zigen Komplex gebildet, durch einen
stellt war, und wie er ihn bei ver
schlossenen Thüren in denselben hin
eingebracht habe.
Ein „Ah" der höchsten Ueberra
schung stieg aus der in fieberhafter
Spannung dasitzenden Zuhörerschaft
sitzende mußte Ruhe gebieten.
„Und das alles hätten Sie ruhig
für sich behalten, Herr Zeuge? Sie
hätten es ruhiA mit anziehen, wenn
wäre?"
Der Zeuge lächelt« j«tzt.
„Wenn Herr von Suckow ge-
Jhnen." "
dem Saale zu.
(Schluß folgt.)
Neugierig. „Ihre neue
Köchin war ja früher bei der Regie
dige auch ich ihr wieder!"
Ausreden las.en. Ange
klagter! „Herr Präsident, ich bin k«in
so großer Lump wie Si« —!" Präsi
dent (wüthend aufsprengend): „Was
wagen Sie —!" Angeklagter (ruhig):
»Wie Sie glauben, wollt« ich fa
xen!"
Aus dem Gerichts s aal.
F«r die Küchr.
Stücke, blanchirt sie einige Minuten
mit siedendem Salzwasser, kühlt sie
ab, bestäubt sie mit Mehl, läßt sie in
g«lb gemachter Butter kurze Zeit dün
sttn, gießt dann kochendes Wasser
röstetem Mehl.
Weiße NürnbergerPfef-
Mandtln, Unzen Zitronat, 1^
ten), nach Belieben auch etwas Zimmt
dazu. Diese Masse wird recht gut
durchgeknetet, der Teig dünn ausge
rollt und entweder in größere, läng
lich viereckige Stück« geschnitten, oder
zu runden Platten ausgestochen und
bestäubten Papier gebacken. Die Ku
chen werden häufig aus Oblaten g«legt
und ebenfalls langsam gebacken.
Leberknödel. 1 Pfund
am besten Kalbsleber, wird abgehäu
tet, geklopft und durch ein Sieb ge
trieben, dann kommen 2 Semmeln, 4
Eier, eine Handvoll Weizenmehl, m
Butter gedämpfte Petersilie, etwas
Majoran, Muskatnuß, Pfeffer un!>
Salz hinzu. Die Semmeln werden i>!
kleine Stückchen geschnitten und ia
Milch gequellt, dann mit den gut zer
tlepperten Eiern und den Gewürzen
gut vermischt, zuletzt kommen Leber
und Mehl hinzu, unb alles gut zu
sammen verarbeitet. Davon setzt min
mit einem Löffel Klöße in leicht ge
salzenes lochendes Wasser und läßt
sie 15 Minuten mäßig kochen. 1
Pfund Rindsleber geschabt od«r fein
gehackt; Pfund Nierenfett mit
zwei Zwiebeln fein hacken, dazugeben;
Pfund Speck fein würfeln und rö
sten, 1 Suppenteller geriebenes Weiß
brot», alles mischen, dann dazu: 2
Eier, Salz, Pfeffer, Majoran, eine
Prise Nelken, dann soviel Mehl, daß
die Klöße zusammenhalten. Diese
ausstechen, in stark kochendes Salz
wasser legen, nicht zudecken, 10 Minu
ten kochen, dann einen Kloß Probiren,
ob er innen gar ist.
! Wildsalat, Hamburger:
Man schneide das Fleisch in feine
Scheiben, vermisch« es mit halb soviel
Ben Pfeffer, Senf, Essig, Rothwein,
Sellerie s u p p e. Man schält
rine.
SchmockhaftesGericht von
aufgewärmtem Sauer-
Kartoffeln und schneidet sie in Wür
fel. Hat man Reste von Speck oder
Schweinefleisch, so werden diese eben-
Male, bi« beides schön angebraten
ist. Dann zieht man das Kraut
darunter, deckt zu, und dämpft unter
nochmaligem Rühren, bis das Gericht
bet.
einige Handvoll roh gehackten Spinat,
Butter gedämpft hat. Dann röstn
man kleine Brotwürfelchen in Butter,
giebt sie nebst einigen Löffeln Mehl
zum Spinat, würzt mit Salz unt>
man sie noch mit heißer Butter über
gießen