Die Operation. « ll "IV Dp . ' In dem Schlafzimmer der Mutter, das bisher einer Tvdtenstube geglichen, wurde es lebendig. Die Krankheit hatte sich unerwartet verschlimmert, man traf die letzten Vorbereitungen zur Operation. Die Schwester, die schon vor einigen Tagen eingetroffen war, leitete die Arbeiten mit umsichtiger Hand. L«if« und behutsam glitt sie durch die Räume, und sie verbreitete durch ihr Erscheinen jene indifferente Mischung von Vertrauen und Ehr furcht, von Lieb« und Streng«, die eine Krankenschwester zu verbreiten pflegt. Ihr marmorweißeS Gesicht glich dem Antlitz einer Sphinx, nur selten verzog sich ihr schmallippiger Mund zu einem müden Lächeln. Sie redete nicht viel, sie brauchte auch nichts zu reden, denn Jedermann im Haushalt gehorchte ihr, auf den leisesten Wink mit einer Selbstverständlichkeit, die allen natür- l lich schien. Es war halb neun Uhr Abends.! Der blaue Schein der Ampel tauchte das Krankenzimmer in «in« magisch« Lichtwelle, deren Grundton eine beru higende Harmonie bildete. Blitzartig glitzerten die spiegelblanken Instru mente, die die Schwester sorgfältig rei nigte, um sie dann in Reih und Glied aneinander zu reihen. Bor zwei Stun- den war der Arzt zum letzten Male da gewesen. „Schwester," hatte er gesagt, „es wird Ernst werden! Wir dürftn leine Zeit verlieren. Veranlassen Sie das Nöthige, und sobald Sie fertig sind, rufen Sie mich. Ich werde in zwischen meinen Assistenten benachrich tigen." Nun war alles so weit. „Ma rie," flüsterte die Schwester, „den! Arzt!" In der Wohnstube faßen die Kinder, der Junge und daS Mädchen. Ei« spielten zusammen in der Ein tracht, die durch die Noih erwächst. Sie fühlten, daß dieser Abend eine Be deutung hatte, für sie sowohl, wie für ihr Leben; sie wußten es nicht, aber die Ahnung in ihnen war größer als die Gewißheit. In einer Ecke sann die alt« Frau, deren Sohn der Vater die ser Kinder gewesen. Ihr Leben war «in Schicksal gewesen und ein Unglück dazu. „Ich bin alt," pflegte sie immer zu sagen, „und das Unglück wächst mit meinem Alter." Sie hatte verwelkte Gesichtszüge, aber in ihren schwarzen Augen glühte das Feuer des Lebens, nicht mehr in tausend Funken sehn suchtsvoller Hoffnung, sondern in einer Die Thür ging auf, das Mädchen trat an's Telephon. „Ich soll den Dok tor rufen." Sie kurbelte an: „Amt IVI. 5171." ihrer Jugend ruhten im Schooße eines verflossenen Jahrhunderts, die Men schen ihrer Blüth« hatten di« Augen bleiben? Es war ein« Frage, die sie selbst nicht zu lösen vermochte. Der Haus arzt ihrer Schwiegertochter, der heute aus deren Bitte die Entscheidung her beiführen sollte, soweit sie in mensch lichen Kräften lag, war ihr kein Frem der. Er hatte vor mehr als einem Jahrzehnt ihre Schwester behandelt, und «ine klein« Nachlässigkeit, die er be gangen, tostet« der Schwester das Le ben. Die Großmutter konnte ihm die ses Vergehen nicht v«rgessen, und in ihrem zerrissenen Herzen glühte ein Funken des Hasses unter der Asche der Vergangenheit. Sie hatte ihn seitdem nicht mehr wiedergesehen, ihn gemieden, auch nicht wiedersehen wollen. Doch heute reifte in ihr der Entschluß, ihn zu sprechen, zu mahnen, zu warnen, bevor ei abermal» zu spät war. Und dennoch sah sie diesmal seinem Han deln mit einer gewissen Zuversicht ent gegen, dennoch hatt« si« jetzt die Ueber digkeit voll und ganz thun würde, da sie wußte, wie sehr «r «inst di«s« Frau in heimlicher Liebe geliebt und viel leicht noch li«bt«?! „Großmutter." sagte da der Knabe, „ich spiel« nicht mehr, w«il ich immer verliere." „Spiele nur weiter," «ntgegnet« die Großmutter, „ich hab« auch bis jetzt ge spielt, ohne zu gewinnen, aber der Verlust berechtigt nicht zum Schluß." D«r Junge beschied sich, und von Neuem setzte er seine Steine auf das Damebrett, uni in dem Kampf« g«gen Stein und Stein, gegen Schwarz und Weiß den erhofften Sieg zu erringen. Das milde Licht der Lamp« über schattet« die Kinder mit einem grünen Schimmer. Die blonden Zöpfe des Mädchens leuchteten wie in Gold ge taucht, in dem Gesicht des Knaben lag etwas Ernstes, eine unbewußte Reife; seine Wangen färbten sich, die Augen sprühten vor Eifer. „Es galt das Spiel!" Die Großmutter lächelte mit der Ueberlegenheit der Ueberleg«nen. mit der Mild« derer, die auch im Al ter ein Verständniß für die Jugend zeigen, und sah von Zeit zu Zeit auf die Uhr, die tickte und tickte mit mono ton«! Ruhe, ohne Gefühl, ohne Ah nung, was di« nächsten Glockenschläge, die sie schlug, den Menschen da unten bringen würden. Dann wieder begann ihr das Herz zu klopfen, eine schwere Besorgniß malte sich in ihren Zügen. Sie wußte, wie schlimm es war, was auf d«m Spiele stand, aber sie wagte nicht zu denken, zu grübeln; sie fürchtete sich vor ihren Gedanken, weil «s ihr schien, daß sie sich in Bälde verwirklichen wür den. Und doch begegnete sie dem Tode nicht m«hr mit d«r Angst eines Kindes, mit der Hysterie einer jungen Frau, sondern mit einer Sorge für das Kom mende, mit einer Geistesgegenwart für die Gegenwart. Sie begegnete ihm eben mit Empfindungen, di« zu em pfindungslos war«n für die räthsel hafte Gewalt des ewigen Schnitters, sie hatte ihm schon zu oft in die uner gründlichen Tiefen seiner Augen ge schaut. sie hatte gelernt, auch dem Tode etwas Menschliches abzugewinnen. Und plötzlich erhob sich ein vibriren des Surren, «in leises Zitt«rn ging durch den Raum, und dann ertönten jetzt auf." Die Großmutter lenkte ein. „Es ist schon spät," sagte sie, „geht jetzt schla fen, und wenn Ihr morgen aufwacht, ist die Mutter gesund." Sie sprach diese Worte etwas un- Schmerz in ihren Herzen dadurch un- Beeilt Euch," fuhr sie daher etwa» hastig fort, „wir wollen gemeinsam das Abendgebet sprechen." Und bald knieten die Kinder, der Junge und das Mädchen, in ihren Bet ten, und die Großmutter saß vor ihnen, und alle halten die Händ« ge feit langen Jahren nicht mehr der Fall blauen Teppich bis dicht an das Bett, verleiht. „Meine Tochter," flüsterte die „Ich dank« Dir," hauchte die Kranke matt. Es wurde still. Die Schwester ließ langsam die Jalousien herunter, die Großmutter ging, mit Mühe ihre Erregung niederkämpfend, den Weg, den sie gekommen war. Kaum hatte sie die Thür hinter sich geschlossen, kaum war die letzte Verbin dung zwischen Ihr und der Gattin ihres Sohnes unterbunden, als es klingelte. Scharf, kurz, schneidend. Er!!! Di« Großmutter trat den Herren entgegen. In dem dunklen Flur er folgte eine formell« Begrüßung. Man tonnte nur silhouettenhafte Schatten rrlennen, „Herr Doktor," wandte sich die Großmutter an den größeren der Herren, „einen Augenblick, bitte!" Der Assistent begab sich eilig zu der Patien tin, und die Großmutter führt« ihren Gast in das Zimmer, in dem noch so eben di« Kinder mit einander gespielt hatten. Nun stand«» sie sich gegen über, jener große, starke Mann mit dem scharf geschnittenen Gesicht und dem kurzen, graumelirten Vollbart, und die kleine, unscheinbar« Frau, leicht gebückt, aber mit einem Ausdruck in ihrem Wesen, der die Kraft verrieth, die in ihrer Seele ruhte. Sie blickten sich an, und sie bemerkten gegenseitig mit entsetztem Erstaunen, wie sie sich in den Jahren, da sie sich nicht gesehen, verändert hatten, aber sie bemühten sich, diese Beobachtung so gut wie möglich zu verbergen. Der Arzt senkt« «In w«- nig den Kopf, und s«in stark gelichte tes Haupthaar schimmerte hell im Scheine der Lampe. „Herr Doktor," sprach endlich die Großmutter mit einer Härte, die si« ihrem Organ selbst nicht mehr zuge traut hätte, „Sie haben heute «in schweres Amt zu erfüllen, das schwerste vielleicht, das Sie je zu erfüllen hatten und haben werden. Bedenken Sie: Sie sind mir «in Menschenleben schul dig!" In ihren Augen züngelten glü hende Flammen, schwer ging ihr Athem, um ihren Mund grub sich ein grausamer Zug; sie kämpften beide ei nen stummen Kamps, sie kämpften mit allen Kräften, die ihnen zur Verfügung standen; geistig, seelisch ... Der Arzt sagte nichts. Er konnte nichts sagen, er durfte nichts sagen, er wußte auch nichts. „Ich danke," sprach jetzt die Großmutter, völlig tonlos, heiser und trocken. Der Arzt wandte sich um, er schritt zur Thür und Plötzlich, unvermittelt, spontan, «wer inneren zurück und streckt« mit einer kraftvol len, bittenden Bewegung der eisernen Frau seine Rechte hin. Eine Sekunde verging voll banger Spannung, voll zagender Hoffnung dann lag die weiß«, fem durchäderte Hand d«r Großmutter in der seinen. „Hoffen Sie," sagte jetzt der Arzt, der die Ver pflichtung in sich fühlte, der Großmut ter etwas Beruhigendes zu sagen, und ebenso fühlte, daß es keine Beruhigung Druck, ein leiser Druck, ein unter drücktes Schluchzen die Großmutter war allein. Zunächst räumte sie in der Herr ihrer selbst zu werden, sorgfältig auf, packte das Damespiel weg, daS dem Knaben so viel Aergerniß bereitet hatte, und richtete alles so her, just wie kelten Schritten. Schließlich setzte sie sich in den Schaukelstuhl, strich die Fal ter, schöner noch, als sie im Leben ge wesen. „Weißt Du nicht," fragte diese, „wie es den Kindern geht?" „Die Kin sich ihre Gedanken. Da schlug es zehn! Sie kam wieder zu sich. Noch nicht? Noch nicht! Und beim Klage der Glockenschläge ergriff sie ein unerträgliches Zittern, ihr- Knie schlotterten, ihre Hände krampsten sich zu Fäusten, unverwandt Schrei. Dann nichts mehr. Der Arzt zog sich an. „Der Assistent Hai die Nachtwache," sagt« er noch. Die Ausgang. Da sah er Ihr noch «inmal voll entgegen. Die Tragik des Mo mentes überwältigte ihn, er wurde von > griff. ! „Ich habe alles gethan," stieß «r her vor, „was man für einen Menschen thun konnte, den man ein ganzes Leben Wille ist stärker als die menschlich« Kraft." In d«m Hausflur erlosch das Licht. Es würd« dunkel. „Marie," sagte die Großmutter mit einer fürchterlichen Ruhe, „schließen Der Selbstmörder. Brote«!« »,n Mtchel Sorda». D«r Hauptmann Marin saß fried lich mit seiner Frau b«im Mittagessen, als der dienstthuend« F«ldweb«l sich bei ihm melden ließ und die Anzeig« higt, sofort den Weg nach dem Ouar ti«r ein, von dem Feldwebel gefolgt. Er hoffte In kaum zwei Jahren Major zu werd«n, und eine Geschichte, wl« der Selbstmord «In«s Mannes sei ner Compagnie, würde genügen, sein Avancement zu gefährden und ihn um nen Kragen zu bringen. „Was will d«nn der Kerl?" fragte «r den Feldwebel. Der Unteroffizier gab Details: S«it seinem Dienstantritt sprach La courge fortwährend davon, sich zu vernichten. Er maß den Abstand zwischen Fenster und Pflaster, schärfte sein Bajonett, untersuchte di« Festig keit seines Halstuches oder die gute Funktion seines Gewehres; seit eini gen Tag«n stellte «r schüchterne Ver such« an, so daß s«in« Stubenkamera ten, eines solchen Nachbars überdrüs sig, sich diesen Morgen bei Ihrem Cor pora! beschwert hatten. „Es Ist gut", schloß d«r Haupt mann, als er in die Compagnie- Kanzlei eintrat, „schicken Sie mir die sen Halunk«n". Er l«hnte sich gegen das Fenster, besorgt und wüthend zugleich. Man klopfte zaghaft. ! „Herein!" schrie er. Lacourge gab den scheuen, unsiche r«n Gruß eines nur halten Ist, dann ließ er di« Arm« sin ken und rührte sich nicht mehr. Er war fett, traurig und schmutzig. In seinem wie von ranzigem Fett ge spickten Gesicht thränten zwei klein«, wimpernlose Aeuglein, zw«! Knopflö cher In diesen Geschwülsten. Der Hauptmann wappnete sich mit Sanftmuth; er fragte: „Sie sind es, „Zu Befehl, Herr Hauptmann!" ' „Was hat man mir da erzählt? Es scheint, daß Sie sich umbringen wollen!" Lacourge öffnete den Mund zu ei ner Fluth von Erklärungen, die nicht hervordrangen. Er fuchtelte nur mit der Faust im Leeren herum, wie um seine Worte zu unterstreichen, und er klärte dann mit einer schwachen, wei nerlichen Stimme: „Ich will mich . vernichten!" „Aber warum denn? Himmelkreuz j donnerwetter!" brüllte der Haupt mann. sich innerlich zur Ruhe er mahnend. „Well der Dienst zu schwer ist. Ich will mich lieb«r vernichten." Der Hauptmann fühlte die Noth wendigkeit, väterlich zu bleiben, um den Mann nicht völlig närrisch zu „Zu schwer! Zu schwer! Geineinheiten durch eine persönliche Note besiegeln zu müssen: „Uebriqens, wenn Sie beharren, werden Sie mich zwingen, strenger mit Ihnen zu verfahren." ! Er die acht Taqe Ar- Fluth verscheuchte Planke. seinem Halstuch zu erwürgen. Sein Antlitz, das mitleidige Hände schon mit Wasser besprengten, war apfel grün geworden; ab«r seine über der Brust geöffnete Bluse zeigte diese ge hoben und gesenkt von dem friedli chen Athem eines Mannes, den der Tod nicht gewollt hat. Lacourge er langte bald wieder die Besinnung. Auch der Hauptmann. Der Regimentsarzt. den man be nachrichtigt hatte, kam bald. Er tätschelte die Hände deS Kranken, in dem er ihm mit heiterer Stimme ver- ES ist nichts von Bedeutung!" Beim Anblick deS Arztes kam dem Hauptmann «ine geniale Idee; er schlug ihm vor: „Wenn Sie diesen Mann da einige Tage in die Kran- Der andere, in der freudigen Er stauntheit eines Arztes, der unter sei nen Händen einen Mann wieder inS > Leben zurückkehren sieht, ging ohne weiteres in die Falle: „Aber gewiß! Wir werden ihn eine Woche m Be obachtung nehmen". Daraufhin öffnete der Selbstmör der die Augen, schon trauernd leben schlüpfte, von einer ungeheuren Last befreit und entzückt, Lacourge sich ir gendwo anders aufhängen zu sehen. Aber am nächsten Morgen dachte der UegimeniSarzt, dem die Nacht gu ten Rath gebracht hatte, daß er zur nächsten Nationalfeier die Medaille erwartete, und daß der Selbstmord eines seiner Pflege anvertrauten und direkten Aufsicht unterstellten Man hätte. Er expedirte ihn sogleich un versehen wurde. Das Meisterstück Weisheit und Vorsicht lautete: Wirk such. Dz h- dch h- , hier?" Er wagte es nicht anzunehmen und doch, zitternd in dieser Hoffnung, bedeutete ihm der Hauptmann: „Sie haben Ihre Selbstmordideen aufgege ben?" Fingerhut spielend: „Nachdem dieser l-rme Mensch den Militärdienst so mühsam findet, könnten wir ihn als seine Stelle ein. Wie so viele schlecht geliebte Frau en, schüttete Madame Marin ihre Zärtlichkeit über einen gefundenen Hund und zwei vor dem Ertrinken erettete Katzen aus; sie reihte La courge der Zahl ihrer Thiere ein und letzte ihren Ehrgeiz daran, in ihm die Lust zum Leben wieder zu erwecken. Das war ein« neu« Rettungsarbeit. Er hatt« wie die anderen viel Futter und Ivenig Arbeit. Bei diesem Snstem wurde er noch dicker und trie fender. worüber Madame Marin sehr stolz war: sie rühmte überall, was sie ibre Kur zu sein glaubte. Einen a.anzen Winter hindurch erstattete man ihr einzig aus dem Grunde Besuche, um in der Nähe diesen Burschen zu sehen, der so wunderbar dem Tod« entrissen war. Inzwischen griffen in der schwer fälligen Seele Lacourg«s Bergl«ich« Platz: je mehr er versucht«, zu ster ben. um so besser lebte er. Nach der Mannschaftsübung die Krankenstube, dann das Spital, dieses Paradies und die Behausung deS Hauptman nes. dieser Traum. Er begriff beiläufig die V«thwen diak«it ein«r fortwährenden Drohung, einer immer hübsch frisch«» Ursache des Selbstmord«?. Ein«s Tages, als ihn Madame Marin ükxr sein vergangenes Elend aufstützte: Ohren, „Es ist hauptsächlich wegen einer Landsmännin von mir, die in Paris „Was ist sie denn?" Wesen wären. Die Küche wurde ihm gleichfalls verboten, aus Angst vor verführerischen großen Messern. Ach, wie oft dachte der Hauptmann daran, ihn in die Front zurückzuschi cken. Ein Plan, der in dem Moment, dung. Lacourge schien das ganze Fett, das sie verloren, zu «rarbeilen: sein Gesicht schwoll zum Platzen; ver kleinerte seine Aeuglein zu bloßen Strichen und bekam so das Aussehen einer Karikatur jener porzellanenen Chinesen - Babys. Aber welcher Mensch flieht nicht auf den Flügeln irgend einer Hoff nung die Gegenwart für eine bessere Zukunft? Angesichts der Grausamkeit der Umstände richteten sich die Gedanken der Ehegatten Marin auf das Da tum, an dem ihr« Marter aufhören würde, an dem sie von dem entsetz lichen Lacourge befreit sein würden. Waren sie genöthigt, irgend welch« Launen ihres Burschen zu ertragen, trösteten sie sich mit der gleich«n Ueberlegung: nur noch drei Monate! Sie zählten die Wochen, dann die Tage, sogar die Stunden wie es die Soldaten während ihrer Dienst zeit thun. Endlich kam der so ersehnte Zeit punkt, wo dieser Angsttraum enden Stätten seine unbezwingliche Ver zweiflung tragen würd«. Sanft mit fchm«ichlerischen Wen dungen, um den Burschen nicht zu verletzen, um nicht durch ein Wort, das ihre Freude verrathen könnte, eine Krise heraufzubeschwören, sagte ihm Madame Marin mit betrübter Miene: „Nun also, mein guter Lacourge, wir werden uns trennen müssen." Er ab«r schüttelte sanft den Kopf und sagte schlicht: „Ich diene weiter." Zschotte und »i« Luftschiffahrt. Es dürste nicht uninteressant sein, in dieser Zeit der großen Luftschiff fahrten zu vernehmen, daß auch Hein rich Zschokke zu den Männern gehört, die mit dichterischem Seherblick vor ausgeahnt haben, welche Rolle das Luftschiff dereinst im Leben der Völker zu spielen berufen ist. So läßt er in seinem Roman „Lyonel Harlington", dessen Geschichte zu Ansang des 19. Jahrhunderts spielt, den Helden der Erzählung im Gespräch mit dem Mi nister von Urming also vernehmen: „ Lernt man einst di« Lust be schissen, wie das Meer, so gibt's eine Weltverwandlung, in der fast nichts ble'bt, wie es gew«sen. Dann gute Nacht bisherige Gesetzgebung. Polizei. Kriegführung, Zollwesen! Alle Grenz wachen, Festungen. Ströme, selbst Flotten versperren dann nichts mehr. wandelt!" Der Streitpunkt. Ka thi: Was hat denn nur dein« Herr schaft für einen Streit? Bertha: was von den beiden gefärbt werden FSr junge ZcichenkSnstler. At»o nnd die «lechbüchs«. ! 'vU../ ! « ' i , > ' » ' '/ « ' ' » , , I , « « !' ' I , :' ! l ! ' ' ' ' ' i - «/V > > ix > ! »/!/ »XI ' !> : ' ,/ > - —! i M! : '> / > > ' s : Geltsame Zugthiere. Die Verwendung als Zugthier be schränkt sich bei uns auf nur ganz we nige Arten, und es ist auch unwahr scheinlich, daß sich exotische Zugthier« im modernen Leben einbürgern werden. Dennoch werden immer wieder Ver suche unternommen, exotische Thiere in den Dienst des Menschen zu stellen. In England konnte man in diesem Jahre einen riesigen Elefanten sehen, der mit sicherem Schritt den Pflug zog, und an die Hebel einer Dreschmaschine waren Kam«l« gespannt, die ihre Arbeit glänzend verrichteten. Die seltsamen Zugthiere stammten aus einer Mena gerie, deren Besitzer s«ine Thiere wäh rend der todten Saison veriniethete und so für landwirthschastliche Zwecke ausnutzte. Eine lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß eine lange Period« der Unthätigkeit der Gesundheit der Thiere schadet und daß sie kräftiger und ge sünder in ihre Ställe zurückkehren, wenn sie in guter Luft «in tüchtig«» Stück Arbeit verrichtet haben. Der große Dickhäuter eignete sich, nachdem er zunächst ein wenig störrisch gewesen war, außerordentlich gut für den Pflug; besonders war die Regelmäßig keit seines trottenden Schrittes für den Pflüg«nden sehr angenehm. Andere exotische Zugthiere werden hier in Amerika verwendet. Der Be sitzer der berühmten „Krokodil - Farm" zu Hot Springs in Arkansas. Camp bell, begnügt sich jetzt nicht mehr damit, seine Thiere für Menagerien zu zäh men und zu dressiren, sondern «r Hot auch einen d-r Intelligentesten seiner Pfleglinge dazu ausgebildet, kl«ine Wagen und Karren zu ziehen. Frau Campbell läßt ihr kleines Töchterchen in einem solchen kleinen Krokodilwagen spazier«» fahren, bei dem das seltsame G«fpann sich höchst mani«rlich und ge schickt zeigt und auch ziemlich schnell vorwärts kommt.