Im Strubel der Grstzftabt. Roman von E. Krickebcrg. (6. Fortsetzung.) »Anna-Maria, ich danke Ihnen von ligen Freund so gütig aufnehmen.' Er hielt ihre beiden Hände und sah ihr herzlich in das erregie Gesicht, in dem ihn auch die Augen strahlend Es war ein zarte!, blasses, schma le? Gesicht unter dunkelbraunem schlichtgescheitelten Haar, das in na türlichen Wellen die Stirn umrahmte und dessen üppige Füll« kaum zu bän digen war. Eine zierliche Adlernase mit feinen nervösen Flügeln und «in ebenso nervöser Mund gaben ihm et was Rassiges, und auS großen, stn nirenden haselnußbraunen Augen blickte, ein inniges Gemüth. Anna- Maria Seidelmann besaß einc hochge wachsene «ltgant« Figur, aber von derselben Zartheit wi« ihr Gesicht. Ue ber der ganzen Person lag etwas Feines, Nervöses, Apartes, der Stem pel eines reichen Innenlebens und see lischer Vornehmheit. Hans fand, daß die einstige Spiel gefährtin in der Zeit, seitdem er sie nicht gesehen hatte, noch schöner ge worden wäre, und daS war eigentlich verwunderlich, denn Anna-Maria be fand sich bereits in der Mitte der Zwanzig, ein Alter, in dem sich bei jungen Mädechn die ersten Spuren des Verblühen» bemerkbar zu machen pflegen. „Wie sollte ich einen so alten lieben Freund anders aufnehmen, als von Herzen erfreut, Herr von Orthmann." „Warum nicht gar : Herr von Orth mann! ,Hanni' heiß ich nach wie vor!" Die Frau Pastor kam mit dem Ausdruck froher Ueberraschung aus einer Zimmerthür geeilt, hinter d«r es polterte und rumorte. „Albrecht hat vor lauter Freude sei nen Bücherstände! umgerissen." er klärte die Mutte lächelnd. Si« kam mit ausgestreckten Händen aus Hans zu, dessen letzte Worte sie^ehört^hatte. Daraufhin muß ich Sie erst einmal anschauen... Ija freilich! 's ist noch der alt« Hann! von Orthmann." „Aeußerlich und innerlich." versi cherte er, „wenn er Ihnen auch treu los erschienen sein mag." Sie schüttelte lächelnd den Kopf, während sie ihn noch immer musterte. Frau Seidelmann glich ihrer Toch ter überraschend. Dieselbe hohe statt liche Figur bei beiden, nur kräftiger und voller bei der Mutter entwickelt, derselbe vornehme Schnitt des Ge sichts, die Züge nur bestimmter, ener gischer ausgeprägt b«i der älteren Frau. Ihr Haar war bereits silber grau und eine ruhige Heiterkeit, etwas so Liebes, Mütterliches lag über ihr ganzes Wesen gebreitet. Albrecht, der junge „stud. tbeol.," war noch eifrig dabei, die angerichtete Unordnung zu beseitigen, als Mutter und Schwester den unverhofften Gast ins Zimmer führten. Da ließ er alles im Stich und kam mit dem Ungeschick seines Alters, das noch nicht vollkom men Herr über die langausgeschossenen Glieder des eigenen Körpers ist, über die Bücher an der Erde voltigirt, um Hans zu begrüßen. Er war voll« zehn Jahre jünger als dieser, aber Hans von Orthmann ' war ehedem der bewunderte und lei denschaftlich geliebte Held des kleinen Pastorjungen gewesen, und die Ver hält«in in die Speisekammervorrä the? Ich versichere Sie, oaß ich heut noch besser Posten stehen werde, als daß ich Sie zum Stibitzen angehalten habe?" lachte Hans. „Aber was für ein langer Mensch aus dem Knirps von damals geworden ist." jetzt keine Zeit mehr für uns hat. aber ich kenne die Welt zu gut, um Ihnen einen Borwurf daraus zu machen. Sphäre wie wir, und da ist's ganz selbstverständlich, daß unsere Wege uns allmählich mehr und mehr aus- Er mußte von feiner Mutter be richten und sie erzählten von ihrem Ergehen. Sie lebten zwar recht be nicht gewohnt und wünschten sich auch gar nichts Besseres. Anna-Maria wä re etwas angegriffen, die Stellung als Telephonistin sei doch anstrengend, aber wenn sie auch nicht eine beson ders robuste Gesundheit besitze, so sei kräftig. Sie hoffe e» durchzuhalten. Albrecht müsse fleißig Stunden geben und sie, die Mutter sie erhalte ersten Geschäften... Freilich, mehr Privatkundschaft wäre ihr ja lieber, die zahlte besser, aber wenn eine alte Frau, die zu sonst nichts mehr nütze duf der Welt fei, noch täglich andert halb bis zwei Mari durch ihrer Hän de Arbeit verdienen könne, so dürfe .So ist sie nun," fegte Anna-Ma- Blick auf die Mutter. „Sie arbeitet vom frühen Morgen bis in die tiefe Nacht, und wirklich künstlerisch schöne Sachen, und empfindet es noch als eine besondere Vergünstigung, daß sie dafür ganze zwei Mark im Tage ver dient. — Nun, Sie kennen ja Mutter, Hanni!" Sie stand auf, um den Kaffeetisch zu besorgen. Leise ging sie ab und zu. In ihrem hellen Sommerkleide, mit ihren weichen Bewegungen glitt sie wie ein Lichtstrahl durch das Zimimr. von Ihnen selber erzählt, Hans," sagte die Frau Pastor endlich. Anna- Maria blieb lauschend stehen. »Ja, Hanni, beichten Sie." „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Das alte Lied! Dienst, nicht übermäßig viel, aber genügend die Mahlzeiten und dann und wann ein Abend im Kasino dazwischen ein Konzert- oder Theaterbesuch die vorschriftsmäßi gen Visiten und Empkänge bei den Oberen na, und dann —" „Dann erzählt man auch nicht alles in Gegenwart von Damen," fiel der Studiosus verständnißinnig ein. rief die Mutter. „Na ja, Mutterchen wenn man sich zum Beispiel einmal in Gesellschaft der Kommilitonen einen kleinen Schwips holt." „Das darf man ruhig gestehen, das verargt einem so jungen Menschen eine vernünftige Mutier nicht —" Hans lachte. „Wohl dem, der sich noch rückhaltlos aus dem Vollen heraus amüsiren kann ich wollte dafür ge-n selbst einen Kater in den Kauf neh men." „Das klingt ja ganz elegisch, Hanni!" „Man wird alt, Anna-Maria." Sie lachten alle. Dann faßte die Frau Pastor nach seiner linken Hand. „Zeigen Sie einmal, sind Sie eigentlich schon verlobt?" „Nun, Mütterchen, das würde er uns doch wenigstens angezeigt hab-n, wenn er auch somi in allen Sprachen geschwjsgen hat," rief Anna-Maria. „Wenn ich überhaupt je heirathe, dann sicher nicht so bald." Sie wollten ihn wieder auslachen, necken, aber es hatte so ernst geklungen, viel zu gewichtig für die Veranlassung. Anna - Maria wars ihm einen prüfen den Blick zu. Die Mutter' wechselte rasch O'Z Them.-i. Sie wollte um die Welt nicht indiskret sein. Nach einer kleinen Weite stand sie auf. „Jetzt will ich uns schnell zum Kaf fee Sahnenwaffeln backen, die Sie so gern essen, Hans. In einer halben Stunde sind sie fertig. Anna-Maria wird Ihnen inzwischen Gesellschaft lei sten. Du aber, mein Herr Sohn, mußt in's Kolleg es ist Zeit!" Albrecht fand es im höchsten Grade heimtückisch vom Geschick, ihn ange sichts der Waffeln in's „feindliche Le ben" hinauszutreiben. Er verhandelte eifrig mit seiner Mutter und ging nicht eher, als bis sie ihm versprochen hatte, ein halbes Dutzend für ihn aufzuheben. An der Wichtigkeit, mit der er diese Leckerbissenangelegenheit behandelte, sah man, wie harmlos jung er noch war. „Es ist ein weiter Weg bis zur Universität," bemerkte Hans. „Ja, leider aber Albrechts Stun denschüler wohnen alle hier in der Hern Außerdem kann Mutter sich auch nicht dazu entschließen, die Wohnung auszugeben, die wir nun schon so lange wi'. in Berlin sind, innehaben," sagte Anna - Maria. „Mutter ist eine so treue und beständige Natur, selbst für ein« Miethswohnung hegt sie Anhänz- -f, "k h , g, d daß Äie sie auch mir bewahrt haben." Das klang wieder so ernst, fast schwermüthig, daß Anna - Maria un willkürlich sagt«: „Sie schiinen nicht lauter Glück in Sonntag Im Leben ist nun, ohn« d?« Werktage wurden wir die Feiertage zar nicht zu.würdigen wissen." Anna - Maria legte ihm die Hand auf den Arm und sagte ruhig und freundlich: .Quälen Sie fich doch nicht, Hanni, sich und mir etwas vorzureden! Wir wcsen, daß wir uns im Reden wie im Schweigen verstanden haben. Wenn ich «ine schmerzende Stelle Ihre? Ge müths berührt hab«, verzeihen Sie mir." Er faßte ihre Hand mit innigem Druck und hielt sie fest. Tief sah er „Anna . Maria, wie ist'S möglich, daß Sie bis heute noch lein Mann un löslich für's Leben an sich gefesselt hat? Sind denn meine Geschlechtsgenos sen blind oder unklug? Wenn icki vor einem Vierteljahr noch gesehen hät te, wie Sie jetzt sind, Anna - Maria, dann hätte ich nicht mehr von Ihnen lassen können, das weiß ich gewiß dann wären Sie jetzt mein." Sie war tief erröthet und löste ihre Hand auS der seinen. von Herzen svgen- Gott sei Dank, daß eZ nicht so gekimnnn ist. U'be-l?gen Ei« nur, in welch schlimme Lage wir adlige Offizier in der bevorzugten ge sellschaftlichen Stellung! Es würde unser beider Unglück gewesen sein, wenn wir uns lieben gelernt hätten." Sie sagte es tiefernst, ohne eine Spur von Koketterie oder Prüderie, Gesicht. „Ich verstehe Sie, Anna - Maria, und ich muß Ihnen recht geben. Ich fort: geordneter Stellung seinen Lebensun terhalt verdient? Ja, ist es nicht ge rad« eine besondere Ehre, ein Beweis sei, herabsetzen, eine solche Frau zum Weibe zu nehmen? Nein, dai ist kein Vorzug, sondern vielmehr eine ab. Anna - Maria folgte ihm mit den stand. gss j i Ef ' war es nicht Ihre Art. so pessimistisch zu Philosophiren." „Man wird alt. Anna . Maria, ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, und die Philosophie ist eine Wissen schaft für Leute im beschaulichen Al ter." „Nun, die Beschaulichkeit scheint bei Ihnen doch recht lebhafter Art zu fein." S» lachte leise auf. Dann fuhr sie, wieder ernst werdend, in schwesterlich zütiqem Tone fort: „Geben Sie sich kein« Mühe, Hanni, wir haben niemals Verstecken mit- «Inander gespielt, und daS ist unserer auch gar nicht würdig. Ich hab« Ihnen sofort angemerkt, daß Sit nicht der Alte sind, wenn Mutter Sie auch äußerlich unverändert findet. Sie ha ben etwa« Ruheloses an sich sehen spiel niemals mit den Schultern ge zuckt, wie eben jetzt. Es quält Sie et was. Sie möchten es sich auch von der Seele reden, sind vielleicht eben gerade darum zu den alten Freunden gtkom einander verbunden gewesen ist, wie wir. Da will ich Ihnen Muth ma chen und zuerst von mir erzählen." stehlich anziehende Person bin, die Sie in Ihrer freundschaftlichen Verblen dung gern auS mir machen möchten, so können aber erstens halte ich eS sür meine Pflicht, der Mutter beizustehen, so lang«, bis Albrecht sein selbständiges Brot hat, und dann befand sich unter Stunden überall genossen, viele Frauen lennen gelernt. Ihr Gesichtskreis hat sich in jeder Beziehung ausgedehnt und die Jugendzeit ist für Sie nichts weiter, als eine angenehme Episode Ihres, wie Sie selbst sagen, ganz angenehm ver laufenen Daseins. Mir in meiner klei nen Welt aber ist bis jetzt noch die Ver gangenheit alles. Im Elternhause habe ich mein« glücklichsten Tage verlebt, und da ich so wenig Neues sehe und hör«, und daS, was ich wirklich kennen lerne, gewöhnlich nicht besser ist cli das, was ich kannte, an Hann! nicht heranreichte. Ich danke Ihnen heute von Herzen, Hans, daß Sie sich solange fern von uns hielten, denn auch ich weiß gewiß, ich würde Hangens und Bangens bei uns gewe sen wären. Jetzt sind wir beide ge feit dagegen." Sie machte eine Pause. Ihre Augen blickten schwärmerisch weich, um ihren Mund lag ein verträumtes Lächeln. Er betrachtete sie mit einem Blick der Liebe und Sehnsucht. Wie schön sie war, wie fein und und wie lieb dabei. Warum hat- Maria sein nennen zu dürfen? Als sie fortgesetzt schwieg, zog er ihre Hand sacht an die Lippen. Da er rta, es macht mich froh und traurig zu gleicher Zeit." „O nein, freuen sollte es Sie, Hanni, gluckli chung unseres Herzenswunsches war ten, und da würde Mutter sich fort während mit Vorwürfen Plagen, daß meine Jugend vergehen soll, ehe ich zu meinem Glück komme. Mein Ver war mit warmem Roth übergössen. „Anna - Maria, ich wünsch« Ihnen Glück von ganzem, ganzem Herzen!" Hans preßte ihre Hände und sah ihr in die Augen. Die innere Bewegung übermannte ihn. „Ich lasse Sie ihm nicht gern," brachte er hervor, „darum verzeihen Sie di. Frage, ist er Ihrer auch würdig? Ich bin eifersüch tig! Der Gedanke, daß ein Mann Sie in seinen Armen soll halten und her- >en und küssen dürfen, ist mir ganz widerwärtig." .Pfui, HanS, schämen Sie sich —" »Ja, Anna . Maria, ein idealer Mensch bin ich nicht, da« müssen Sie doch wissen." Er lachte auf, aber «S Nanz gezwungen. „Ich habe sehr irdi sche Ansichten vom Glück der Lieb« und Ehe und finde es zum Beispiel ganz selbstverständlich, daß ein Bräutigam seine Braut herzt und küßt. Wenn Vorzug Ihres Besitzes nicht hoch genug zu schätzen weiß, Anna - Maria, dann soll er nicht den Blick zu Ihnen er- Sie ließ ihn nicht zu Ende reden, stolz richtete sie sich auf. .Ich meine, es müßte Ihnen genü gen, Hans, daß ich ihn liebe." Zweifelnd wiegte er den Kopf. »Sie besitzen die Fähigkeit, das, was Sie lieben, in verklärtem Licht zu sehen, Anna . Maria, außerdem hegen Sie so ideale Ansichten von Menschenpflicht und Nächstenliebe, daß Sie auch ohne Rücksicht auf daS eigene Glück imstande sein würden, ihr Leben eine n anderen zu widmen, wenn Sie glauben, ihn da mit glücklich machen zu können. Ich frage auch nicht, ob er ein braver und tüchtiger Mensch ist, denn einem ande ren würden Sie niemals angehören wollen, aber ob Sie in Ihren Ansichten, Ihrem Temperament, überhaupt in Ihrem Seelenleben übereinstimmen, das ist eine andere Sache. Sie können beide in ihrer Art die vorzüglichsten Menschen sein und doch sehr unglücklich Im Zusammenleben miteinander wer- Ei war, als ob ein nachdenklich trü ber Ausdruck in ihren Augen auftauch te. Gleich darauf aber hob sie ener gisch den Kops. „Meine Mutter hat dieselben Ge danken, das will ich,Jhnen ehrlich ein gestehen, aber ich hoffe daS Beste." „Werde ich ihn nicht wenigstens ein mal zu sehen bekommen?" „Bor der Hand nicht, er ist nach außerhalb versetzt." Sie brach kurz und bestimmt ab. „Nun aber beichten Sie." Als die Frau Pastor mit den knusprigen Waffeln hereinkam, wußte Anna - Maria, was Hans von Orth» manns Herz bedrückte, und daß er sich im Gegensatz zu ihr keinen beseligenden Zukunftshoffnungen hingeben durfte. Er hatte ihr keine Namen genannt und sie keine indiskrete Frage gestellt, aber und ihm mit festem Druck die Hand gereicht. „Kommen Sie zu uns, Hanni, so^oft Sie verstand ihn nicht sogleich. „Nun, „ihm" und der Welt gegen über." Da war wieder die stolze Abwehr. „Die Welt geht mich nichts an, und ein Vertrauen, das immer neuer Be weise bedarf, hat keinen Werth für mich." IX. ibn nun das Gefühl des VerlassenseinS Damen zu einem Spaziergange ab, was dann jedesmal ein Festtag für sie Eines Tages hatte Hans Mutter Ausstellungspark geführt. Als sie nach der Besichtigung der ausgestellten Kunstwerke im Restaurant Bauer sa ßen und das Geschaute besprachen, ent stand eine Differenz über ein Bild zwi schen Anna - Maria und Hans, und die Mutter trieb sie lachend von dannen, damit sie den Streit an Ort und Stelle durch den Augenschein schlichteten. Bei der Debatte vor dem Bild« schob Hans im Eifer, Anna - Maria zu sei ner Meinung zu belehren, seinen Arm durch den ihren. In diesem Augenblick ging Soltei „Huit!" Er blieb iiberrasckit stehen und pfiff durch die Zähne. „Da sehe einer diesen Duckmäuser!" Doch halt! «in Gedanke kreuzte plötzlich seinen Kopf und erfüllte ihn mit Unbehagen, ja erschreckte ihn ge radezu. hängiger Lebensstellung, aus achtbarer Familie und selber hochanständig. und dazu Ortbmann ein so peinlich ge wissenhafter Mensch das konnte ja eine schöne Geschichte geben. Soltei besaß die Diskretion der Wohlerzogenheit in hohem Grade, aber hier stand für Hans doch so viel auf dem Spiel, daß es einfach seine Freun despflicht war, sich um die Sache zu Einen Augenblick darauf hatte «r es „naerichtet, daß er von Hans gesehen bin in Begleitung einer mir sehr werthen Familie aus ler Htimath jier und «S würde mir «in« aufrichtig« ! gewähren, Si«, meinen besten Freund, mit meiner besten Freundin bekannt zu machen." Gleich darauf blickte Solt«i nicht in di« g«fürchteten blauen, sondern in tin Paar «rnst«r tiefer brauner Augen und er athmet« unwilllürlich erleichtert lwf. freundschaftlicher Weife miteinander, aber er hatte sich in letzter Zeit so viel mit Orthmanns Herzensangelegenhei wollten, lud Hans d«n Freund ein, ihnen Gesellschaft zu leisten. Soltei nahm es gern an, die Sache schickt zu verbergen wußten. Auch die Mutter erweckte mit ihrer feinfühligen und gütigen Art sofort Solteis Interesse und Sympathie. Sie begrüßte ihn mit einer herzlichen, unge. selbstverständlichen Würd« d«r Ma trone, als den Freund ihres jungen Freundes Orthmann. ihrem Tische saß und sich offenbar sehr wohl dabei fühlte, freute sie, aber es schmeichelte ihr nicht besonders. Diesen b«id«n Frauen wohnt ein tadelloser Schick inne, mußte Soltei anerkennend denken. Sit haben bis vor kurzer Zeit auf dem Land« in ein fachsten Verhältnissen gelebt, und man könnte sie getrost bei Hofe einführen, sie würden sich vollkommen korrekt be nehmen. Aber das kann nicht gelernt werden, das ist angeborener Takt. Sie sprachen von den Kunstwerken der Ausstellung und Soltei war er staunt über daS fein- und treffende Urtheil Anna - Marias und die origi nelle Art, mit der sie es oft aussprach. So kritisiren konnte nach seiner Meinung nur ein selber ausübender Künstler. Er c. vähnte daS im Laufe der Unterhaltung, aber Anna - Maria wehrte lächelnd ab. „Sie irren, Herr Bcron, ich urtheile nur als Laie, lediglich nach meinem Gefühl, ick, male nicht. Als Kind habe ich Vergnügen am Zeichnen ge funden, aber niemals ein besonderes Talent dafür besessen." .Sie haben wohl nur nicht Oelegen heit gehabt. eS auSzubil>-n. mein gnä diges Fräulein. Auf dem Lande —" Sie schüttelte energisch dt.i Kopf. .Hann! hatte di- besten Lehrer, und ich habe Theil an seinem Unterricht ge habt. Nein, ich bin ganz und gar unbegabt für die schönen Künste lei der, denn ich schütze sie sehr hoch." Das Gespräch gestaltete sich sehr als fein gebildet und fllr Bestre interefsirt. AI« man auf Theater und Musik zu sprechen kam, bekannte d!: Frau Pastor: .Wir können da leider wenig mitreden. Unsere bescheidenen Verhältnisse gestatten uns häufig da« theure Vergnügen ein ? Theater- KonzertbesucheS. aber wir verfol gen allerdings sehr eifrig, was die Zei tungen darüber bringen, um doch Die Werke selber zu studiren. fehlt es uns zu unserem großen Bedauern ge wöhnlich an der Zeit." «iner zwar betrüb!' sen. aber unver meidlichen Thatsache berichtet schlicht, wahrheitsgemäß, ohne alle fal sche Scham, aber auch ohne die Koket (Forisetzuiz folgt.) Für »ir Küche. Kalbszunge. Die gewaschene Kalbszunge wird mit laltem Wasser. Salz, etwas Weißwein und Suppen» sam eineinhalb bis zwei Stunden ge locht. Man kann Gerste, Hafer oder Reis mitkochen, oder die Zunge mit Fleisch in der Fleischbrühe sieden. Die noch heiß geschält« Zunge wird in dünne Scheiben geschnitten, auf einer Leberreissupp«. Zu einem halben Pfund fein gehackter Kalbs leber werden fünf Eßlöffel Mehl und überftreüt zu Tisch gegeben. Nierenschnittchen. In But ter gedämpfte Kalbsnieren werden fein gehackt, in Butter geschwitzt, mit Kalbsbratensauce, weißem Pfeffer und Citronensaft vermengt, zu einer Butter geröstete Brotschnitten gestri» streut, mit Butter beträufelt und bei guter Oberhitze goldbraun gebacken. Kraftgelee für Kraule. Man schneidet 1 Pfund rohes, von Fett und Knochen befreites Rind fleisch in lleine Würfel und thut sie in eine ganz rein« Champagnerflasche, ohne das Geringste von Wasser oder anderer Flüssigkeit. Dies« Flasche, schwach vertortt, thut man in «inen Topf mit Wasser und locht so daS Fleisch sechs Stunden lang. Ferner halte man einen anderen Tops mit lochendem Wasser stets vorräthig, um das verdampfende Wasser, in welchem die Flasche steht, ergänzen zu können. Ten» nähme man kaltes Wasser zum Zugießen und es käme dadurch daS sog. Marienbad einen Augenblick aus dem Sieden, so liefe das Fleisch in eine blutig«, roth« Lach« zusammen. Hält man aber den Topf sechs Stun den lang ununterbrochen kochend, so läßt sich eine ganz hellgelb«, klare Flüssigkeit, die nur eine Kaffeetasse füllt, abgießen, der man bloß daZ nöthige Salz zusetzt. Das ist das echte Kraftgelee, ein wahres Stär kungs- und Kraftmittel für Kranke. Lenden - Beefsteak. Rinds- Lendenbraten wird gut gehäutet und geklopft, dann in Scheiben von d?r Dicke eines Fingers geschnitten. Pfef fer, Salz, kleingewiegter Schnittlauch daran gethan und die Beefsteaks 1 Stunde lang in Oel (feinstes Pro venceröl) gelegt. Dann wird ein gu tes Stück Butter und Zwiebeln in einer Pfanne h«iß gemacht und das Fleisch nur 4—5 Minuten lang von j«der Seit« darin aufgekocht. Marr Glas- Torte. Man schlägt drei Eiweiße zu festem Schn«, ver rührt ihn dann mit Vz Pfund Zucker ein« Stunde lang und mischt hierauf rasch 2>/z Unzen seines Mehl hinzu, dann streicht man den Teig auf ein aebuttertes Tortenblech, bestreut die Torte mit 2 Unzen geschnittenen Mandeln und bäckt si« bei sehr gelin der Ofenwärme. Hammelkeule mit Madei rasauce. Eine noch ganz frische Hammelkeule wird abgehäutet, ge klopft, vom Fett befreit und gespickt, worauf man ein in reinem Wasser aus gewaschenes Tuch in Estragon - Essig taucht, fest um die Keule hüllt und sel bixe so in einem kühlen Raume S Tage aufhängt und das Tuch immer wieder frisch mit Essig anfeuchtet. Nach Verlauf dieser Zeit brät man die Keult in reichlich Butter und giebt eine Ma deirasauce dazu. Diese Sauce schmeckt folgendermaßen zubereitet sehr gut. Etwas in Butter gelblich ge machtes Mehl verkocht man mit zwei Gläsern Madeira und der entfetteten Hammelsauce, dann reibt man etwas Zwiebel und Citronenschale daran und fügt eine Prise Zucker, Cayennepfeffer und etwas Citronensaft hinzu. Buchweizen - Klöße. Man schwemmt Pfund recht gute Buch weizengrütze mit kaltem Wasser ab, rührt sie, nachdem das Wasser durch ein Sieb klar abgegossen ist, in Quart kochende Milch ein und läßt sie ein Weilchen über gelindem Feuer da mit kochen, aber nicht ganz weich quel len. Dann schüttet man den Brei aus und läßt ihn vollständig auskühlen. Pfund Butter rührt man in einem Napf mit der Reibleule zu Sahne, mischt nach und nach unter fortgesetz tem Rühren 3 Eidotter, eine kleine Prise Salz, löffelweise die erlaltete Grütze und den steisgeschlaqenen Schnee der Eiweiß dazu, sticht von dem Teig mit einem Löffel längliche Klöße ab, giebt sie in schwach gesalzenes sie dendes Wasser, läßt sie gar lochen (man kocht zuerst einen Probelloß, um die Zeit der Kochdauer festzustellen), nimmt sie mit dem Schaumlöffel auf eine erwärmte Schüssel und reicht sie entweder mit brauner Butter oder mit gedünstetem Dörrobst oder Pflaumen mussauce. Wer die Klöße süß liebt, kann natürlich Zucker zu dem Teig ge»