Der Jungbrunnen. Tage vor, als wir uns wiedersahen D«r wohlbekannte Klang uns«r«> Stimmen stellte gleich so viele Berüh rungspunkt« h«r, daß es uns kaum glaublich dünkte, so lange getrennt ge wesen zu sein. Am Tage von MiaS Ankunft saßen «in gemüthliches Plauderstündchen, wobei wir unser« Erlebnisse austausch ten. Ich betrachtete dakxi meine Freundin mit Wohlgefallen. Di« Jahre waren ihr gnädig gewefcn. Sie als „alte Jungfer" bezeichnet, weil ihr das Angesäuert«, seelisch Verkrüppelte, Knospt Verdorrte dieser armen füllteS Leben zwischen d«r Malkrmst, „Ich bin ein« Mutter. Mein« Schü lerinnen und Klara sind meine Kin der." meinte sie mit heiterem Lächeln. Daß ihre Bilder getauft wurden und ehrenvolle Erwähnungen auf Ausstel lungen erhi«lt«n, sagte sie nur so ne ' b«nb«i. Sie schien wenig Werth dar auf zu legen, ihr Gemüthsleben ging thr üb«r die Kunst, und ich bewun dert« immer mehr, wie jung sie geblie ben war, oder vielmehr geworden war, mn es besser auszudrücken. „Du scheinst recht glücklich zu sein!" bemerkt« ich in «iner Gesprächspaus«. Mein« Frtundin dacht« «inen Au genblick nach, wie Jemand, der seiner Sache ganz sicher sein will, und sagte bann bedächtig: „Ja, Gott sei Dank! Ich bin recht glücklich geworden, ob wohl ich es nicht erwartete!" „Im Uebrigen glaube ich, Mia, daß «t gut für Dich war, daß Deine Ber lobung mit Erich zurückging. Du wärst durch sein« Familienverhältnisse peinunglücklich geworden! Außerdem ein Dichter und ein« Malerin —" „Das stimmt nicht, meinst Du? Nun, wenn ich Erich geheirathet hätte, Würd« ich wahrscheinlich nicht mehr ««malt, sondern nur für ihn gelebt ha ben! Aber Du hast doch recht, wenn auch in anderer Art! Er wäre nicht glücklich mit mir geworden. Doch lassen wir das! Ich habe das Leid kberw"nden. Es ist mir nur noch ein Wunsch geblieben in Bezug auf die K«rgangenheit. Ich möchte Erich noch „Ist daS nicht ein gefährliches Ex- Bist Du sicher, daß kein« al- Mann wiedersiehst, um dessentwill«n Du so vi«l gelitten hast?" „Das fürchte ich nicht! Erich ist mir xar kein Fremder geworden!" „So —?! Habt Ihr angefangen, Euch einander wieder zu nähern?" „Nein. Wir haben kein Lebenszei chen mehr ausgetauscht, seit wir uns trennten. Aber ich habe mir nach und nach das Verständniß für ftin See lenleben errungen, das mir damals ab ging. Erich ist vor allem Künstler, Dichter ein großer Dichter!" „Aber ein herzlich kleiner Mensch!" fiel ich giftig ein. „Das verstehst Du nicht!" kam die kühl überlegene Antwort. „Möglich! So viel aber versteh« ich von d«r Geschichte, um einzusehen, daß die beiden überspannten Frauenzim mer. Erichs Schwestern, ihn mit ihrer maßlosen Vergötterung vollständig fiir's L«b«n v«rdorb«n haben. Sie schwärmen ihn an, halten ihm jedes rauhe Lüftchen f«rn. sind Kreit, jeden Menschen zu vergiften, der ihn nicht für das G«nie der Welt erklärt, sper ren ihn ab, damit er sich kein eigenes, häusliches Glück schaffen kann kurz, 112« hegen ihn förmlich in der Kinder vube. Allerdings ein« ästhetisch« Kin derstube im Jugendstil, aber nichts für «!n«n richtigen Mann, der sich auch Ohnmachtsanfäll« zu kriegen." „Gut gepredigt, Alterchen! Doch. Was ich noch fragen wollte! W»Z is! noch mehr als d«n grdßen Dichter." Talent hat." „Du bist d«r ganzen Familie nicht fr«undlich gesinnt!" lächelte Mia. „Nein! Diese gegenseitige Beweih räucherung fällt mir auf die Nerven! Ich halt« auß«rd«m, mit D«in«r gütt- gen Erlaubniß sei'S gesagt, Erich woh kür einen geschickten VersedrechSle», aber nicht für «in«n wahren Dichter! Dazu fehlt ihm daS heilige Feuer! Dafür ist er zu braver Philister im Grunde seiner Seele!" Ma zupfte mich am Ohr, wie vo, zwanzig Jahren. „Gutes Seelchen, treues Alterchen! Du kannst Dich eben nicht in Erich hineindenken! Du ver stehst ihn nicht, wie ich ihn jetzt verste hen gelernt habe, und Du weiht nicht, wi« tragisch s«in Schicksal in Wirklich keit ist! Mein armer Liebster hat viel mehr gelitten als ich!" Um alles in der Welt! WaS war daS für ein Ton, in dem Ma r«d«t«? Und welch ein v«rträumt«r, mädch«nhaftrr Zug stahl sich plötzlich in ihr Gesicht? Ich athmete auf. „Na, Gott sei Dank! W«nn Du an'S Malen denkst, gen grundlos. Ich dachte vorhin wirk lich. Du liebtest Erich noch und littest jetzt Dein eigenes Gesicht sehen könn test! DaS reine Fragez«ich«n! Ab«r, im Ernst, was ist denn so Wunderbares Jugendli«b« treu bleibt?" „Gerade deshalb! Weil ich den ver söhnenden Schluß gefunden habe! Ach, Alterchen, es ist alles so einfach bei et was gutem Willen! Ich will Mr'S er zählen." Mias Augen begannen wieder zu heit. fast darunter! Ich litt derart, daß ich Grund nach, unterstützt durch meine Kenntniß von Erichs Lebensbedingun gen. Und da las ich zwischen den Zei len, wie sein ganzes Dasein eigentlich nur ein ohnmächtiger Kampf gegen al niederzwingt. Bedenke doch: Erich ist der verfeinerte, überfeinerte Nachkom me eines Stammes von reichen Gräß lich stark sind da die Bande der Sitte, des gesellschaftlichen Uebereinkommens, der Sippe und der Lebensgewohnheit. schlecht, dessen Mitglieder seit frühe- d«t sowohl an stlner zerschellten Liebe wie auch an seiner Knechtschaft untei blicken von dem G«li«bt«n sprach. „Als ich so w«it war, da hatt« ich m«in«n Erich wi«d«r! Da waren die Flecken von seinem Bilde getilgt, von Thrän«n d«S Erbarm«nS abgewaschen, und ich litt mit ihm und trug sein Leid mit ihm! Durch di«s Berst«h«n, di«S Mitleiden wurde er mein, wie er eS d«r Tasch«^ h«im«n Seeltnnxgen ein« Hilf« bringen. Lustzug in s«in s«lbstgewählt«s G«- fiingniß bring«», der ihn erfrischt, ohne daß er weiß, woher er weht! Ich bin so glücklich in dieser Liebe, daß sie mich zu all' meinen Pflichten stärkt und mir Lebensfreude giebt. Es ist mir, als müsse ich doppelt stark und freudig sein, um Erich seelische Kraft zu brin gn. M«in« Liebe ist d«r Untertog meines ganzen Seins, der all«m die Melodie giebt. Si« ist «in Gut, daS unvergänglich ist und über allem Nie deren, Erdhaften steht." Mia hatte diese letzten Worte wi« Selig war sie zu Preisen, daß sie einen Ausweg aus ihrer H«rzensnoth d«m s«lbstA«schaffenen Himmel zu stür zen? Ein« groß« Angst b«fi«l mich plötzlich. „Warum willst Du d«nn Erich durchaus wieders«h«n?" sagt« ich end lich. „Mit solchen Gefühlen brauchst Du ja sein körperliches Bild nicht!" „Doch! Ich möchte eS einmal noch Er soll "ja nicht wissen, daß ich in seiner Nähe bin. ich will ihn sehen, ohne daß «r mich sieht —" gen?" „Nichts einfacher als das! Borg«- st«rn hörte ich. daß Professor Resch, desstn Villa an Deiner Straße liegt, gestorben ist. Erich, der eine Rede am Grabe halten soll, wird doch im Zuge mit dabei sein, da kann ich ihn ja aus Ach so! Deshalb hatte Mia ihre „Ich w«iß All«» so g«nau, w«il eine Cousine vom verstorbenen Professor mit mir in d«rf«lb«n Bad«pension in alten Zeiten, damit ich gewisserma „Alterchen. sei gut! Ich will ja Erich nur von Weitem sehen. Gönne mir die Freude!" linderhut unter einer Masse gleichge kl«id«ter Herren geht? Die Jahre sind doch nicht spurlos an ihm vorüberge halten ist!" gesehn bleiben doch die Züge, wie si« wa> r«n!" Ich wagt« nicht zu sag«n, daß die Photograph!«, wie ich wohl wußte, vor Erich von heute so anders, ach, so ganz anders ausschaut«, als der Held einer derartigen Liebe aussehen muß! Möglich, daß er fein Schicksal bitter empfand, daß sein« klagenden Verse Ma kam mir in ihrer läch«lnd«n Sicherheit wie ein« Nachtwandlerin vor, die vi«r Stockwerk hoch am Ge sims eines Hauses spazieren geht, ohne zu ahnen, in welcher Gefahr sie schw«bt. Sollte ich sie anrufen aus die Möglich- Abgrund stürzt«? Sollte ich das Wecken d«m Schicksal überlassen? Würd« das gnädig sein, ihr eine Bind« vor die Augen legen? Würde ihre große Liebe Mia vielleicht helfen, sie Erich wünscht«? Würd« sollte könnt« Welche Möglichkeiten erwog ich nicht! Wie quält« ich mich ab in der sch« Nachtwandl«rin! Ich kam vor lauter Planen und Ueberlcgen zu keinem Entschluß, und ehe ich mich's versah, war der Nach mittag des folgenden TageS gekom men, und «im f«rn« Trau«rinusik be lehrt« mich, daß sich der Leichenzug deS verstorbenen Professors von d«r Billa aus in Bewegung fetzte. Nun mußt« ich d«n Dingen ihren Lauf lassen! Mit klopfendem Herzen nahm ich Platz am Fenster, wo Mia schon di« Vorhäng« so g«ordn«t hatt«, daß si« b«qu«m hinaussehen konnte, ohn« von unt«n entdeckt zu w«rd«n. Sie war ganz ruhig, ganz heiter, und obwohl Erich kewe Ahnung dav«n batte, war sie doch mit so vi«l Ge schmack und Sorgfalt gekleidet, als ob sie ihm persönlich unter die Augen irr ten wollte. Rom-tom-tom-tom kam der Trauermarsch mit seinen gedämpften Trommelwirbeln düsteren Moll- Mlorden durch den grauen Nachmittag heran. Schwere Wolk«n hing«n am Himmel, ohne sich indessen in Regen zu entladen. Alles war dunstig, fahl und bedrückt. D«r Duft d«s Fl!«d«rz auS d«n Gärkn unserer Vorsteckt hing schwül und aufdringlich in der Lnst. Nun kam die Spitz« des Zuges in Sicht. D«r Verstorben« war nicht nur ein bedeutender Maler gewesen, son dern auch Mitgli«d all«r möglichen Verein«. Deshalb gingen viele Ab ordnungen mit schwarzumkMtenßan nern vorauf. DaS Publikum, daS sich auf der Straße angesammelt hatte, zeigte sich die Fahnen und Abzeichen und äußerte seinen Beifall über die ge lungen« Schaustellung. . Nun erschi«n Sie Geistlichkeit im Trauerornat mit Chorknaben, Kreuz und dampfenden Weihrauchfässern. Jetzt schwankt« d«r kranzb«d«ckte L«i chenwag«» heran, von schwarzverhäng ten Pf«rden g«zog«n, von ftierlichen Herrin mit umflorten Stäben in der Hand gel«it«t „Die Trauermarschälle!" flüsterten die Zuschau«r und nannt«n sich die Na- Männer d«n Hut vor d«m Sarg ab nahmen. Man erinn«rt« sich plötzlich, daß man einem Leichenbegängniß bei an unfere Ohren, daß es von den Mauern widerhallte Mia hörte nichts und sah nichts! Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Gefolge, das dem Leich«nwag«n nach schritt. Denn dabei mußte Erich sein. Thörichterweise hoffte ich plötzlich, ein.Ungefähr hätte d«n berühmten Dichter f«rngehalt«n, aber in diesem Augenblick packte Mia mein« Hand und preßt« sie so fest zusammen, daß ich aufgeschrien hätte, wenn mich nicht die Spannung der Lag« für all« Neb«n ding« un«mpf!ndlich g«macht hätte. and«ren? Der ein« war ein starker Vierziger, der ehemals schön gewesen sein mußte. Jetzt hatte er grauge mischtes Haar, sein Gesicht war blaß von Stubenluft und etwas gedunsen: er hatte Säcke unter den Augen, und seine Gestalt war von der Wohlbeleibt h«it älterer Junggesellen, di« g«rn gut speisen. Er ging mit l«is« trippelndem Schritt, und obwohl s«!ne Kl«idung vom ersten Schneider der Stadt g«- f«rtigt war und tad«llos saß. lag doch über s«in«r ganz«n Erscheinung ein Hauch von kleinbürgerlichem Philister tum. Man hätte sich diesen Mann ganz gut denken können, wie «r in alt ging, Mir antxrS geartet. Er schritt mit «in«r hochmüthig gleichgültig«» Nachlässigktit dahin, als gehör« ihm die W«lt„ und man hätt« ihn sich gar nicht and«rs vorst«ll«n könn«n als im Rock des vornehmen Gentlemans. Sein Aeußeres bekam nur durch eine ultramoderne Trauerkrswatte und eine in die Stirn fallende Locke etwas ge sucht Künstlerisch«!?. Nun waren sie vorüber. Ich fühlt«, wi« Mia sich vorbog, um den beiden bis zur Straßenbiegung nachzusehen. Dann wimmelte noch eine Menge endlose Reihe der Equipagen und: Rom-tom-tom verklang der Trauer marsch in d«r Fern«. Di« Zuschauer v«rliefen sich «b«nso rasch, wi« si« ge kommen waren, und unsere still« Bor stadtstraß« war bald eb«nfo «rlassen und leer wie gewöhnlich. D» erst wagt« ich Mia anzus«h«n! Sie hatte sich in ein«n Sessel sinken lassen, hielt die Händ« im Schooß ge faltet und träumt« vor sich hin. Ihr Mund lächelte, während ihre Augen weinten. „Mein Erich, mein Erich! Habe ich Dich wiedergesehen! Wie bist Du doch noch so ganz der Alte, und wi« glücklich bin ich! Dein Bild wird mich fttzt auf immer geleiten!" flüsterte si« «rzUckt vor sich hin. Wär's möglich?! Machte die Lieb« sie wirtlich blind? Oder sah sie durch die äußere Hüll« die Seel« d«s Geli«b t«n? Oder ?! Ich begann ernstlich für Mias Ver stand zu fürchten und sah wie auf schritt? Ganz sein Gang von ehemals! Die Jahre sind wirklich spurlos an ihm vorübergegangen. Du hast über trieben, als Du meintest, er s«i geal tert. Sogar die Locke hängt ihm noch in di« Stirn »oie früher!" „Aber das war ja —" wollte ich herausplatzen, hielt ab«r noch rechtzei tig inne, denn mir ging mit einem Mal« «in Licht auf. „Ja, er steht in der That b«ss«r auS, als ich ihn in der Erinn«rung hatt«!" meinte ich und fügte diplomatisch hin zu, um meiner Vermuthung gewiß -u sein: „Wie g«si«l Dir s«in« hochmo dern« Krawatt«?" Mia lachte ein glückseliges Jung mädchenlach«». „Nun, die Krawatte war ja ein wenig kühn, ab«r sie stand ihm güt. Ein Dichter darf sich so et was erlauben. Wer war übrigens d«r alte Oniel, d«r neben Erich herging? Ich kann mich an keinen älteren Ver wandten erinnern, und doch hatt« «r „Das war ein Fremder!" log ich frech und lief schnell zun, Zimmer hin aus, unter dem Vorwande, nach d«m Briefkasten zu sehen, da der Postbote geschellt hatte. Mia vermißte mich nicht, denn sie versank wieder in ihre glückstrahlende Träumer«!. Ich ab«r war kaum allein, als ich in einen Stuhl fiel und zu glei cher Zeit weint« und lacht« wi« meine Fr«undin, nur aus anderen Gründen. Mia war nicht verrückt, »vi« ich einen Augenblick geglaubt hatt«, ab«r es war ein Wunder g«scheh«n! D«r Jung brunnen der Liebe hatte seinen Zau ber ausgeübt und die Träumerin ge r«tt«t. Min« Mio war gar nicht aus d«n Gedanken gekommen, daß ihr Erich anders aussehen könne, als da sie ihn gekannt hatte! Er lebt« ja in unv«r ivelüicher Jug«nd in ihrer Seele! Zum ersten Male wurde mir auch klar, daß Franz, der jimgere Brud«r. das kibhastig« Abbild Erichs in d«r Jug«nd war. Ich b«kam ordentlich lieb«voll« G«fllhle fiir den unausstehli ch«» Bengel, weil sein Aeußeres MiaS voreingenommen« Augen getäuscht hat te, so daß ihr Paradies unangetastet weiterblühen konnte. „Sie hat den Franz für den Erich gehalten! Gottlob!" flüstert« ich in ei nem fort vor mich hin, und schließlich überwog das Scherzhafte an der Sach« m«in« Rührung üb«r das treue, einfältig liebend« Frauenh«rz, das die Jahre vergißt. w«nn «s sich um d«n G«liebten handelt. Ich lachte von Herzen, denn nun war Mias Glück gerettet. Aber dann wurde ich wieder ernst. Wenn es ihr nur auch erhalten blitb! Doch das Gtfchick, das ihr bisher so gnädig gewesen war, b«hüt«t« si« auch ferner. Si« Erlangte nümlich gleich fort. Sie wollte nicht länger bleiben, nun ihr Wunsch erfüllt war. Kein« and«r« zufällige Begegnung sollte ihr das Bild von Erich trüben, wie es jetzt für immer vor ihrer Seele stand. Sie hatte genug zum Glücklichst!» und be gehrte nichts mehr! ich meine liebe Schwärmerin auf's Angelegentlichst« in dieser Geistesver fassung erhielt, denn ich zitterte heim lich fortwährend für das Kartenhaus ihres Glückes und athmete erst auf, als sie in di« Eisenbahn gestiegen war. Si« modernrs Mädchen. „Gnädiges Fräulein, ich kann es nicht ändern."-sagte Doktor Pfeiffer, als er Fräulein Malten den Arm bot, um si« zu Tisch zu führ«n. Di« läch«lt«: „Und ich muß mich fügen! Uebrigens dürfen wir nicht undankbar s«in neulich, b«i Direk tor Ramm waren Si« nicht m«in Tischherr." Man setze sich. „W«iß od«r roth, Gnädigst«?" „Bitte, Herr Doktor, seien Sie barmherzig, ich kann es nicht mehr hören! Immer dieselben Wort« mit d«rs«lben Stimm« immer dieselbe Tafeldekoration und dieselben Kellner. Es ist wirklich zu viel für die Nerven eines modernen Mädchens!" „Sie rechnen sich also zu den mo dernen Mädchen, Fräulein Irmgard? Das ist mir ja ganz neu!" Handschuhe lässig von d«n Fingern streift« „ich thue es auch erst seit g«st«rn Ab«nd. And glaubrn Sie, Herr Doktor, daß ich ordentlich glück lich war, als ich in mir ein mod«rneS Mädchen entdeckt«? Ich dachte, daS Doktor Pfeiffer erzählen, falls er wirk lich wi«der dein Tischherr ist. Das ist doch dann wtnigsitni gleich d«r Be ginn einer Unterhaltung." „So, das dachten Sie? Nun, daS ist nett voii Ihnen. Jetzt müssen Sie Nein, danke, ich esse keinen Hummer! Ich laS also in einem Buch der Name thut ja nichts zur Sache und „Ei, da? ist ja interessant!" Dok tor Pseiffer rückte unwillkürlich etwas mein," pflichtet« Fräulein Malten er» röthend bei. „Der Versasser setzt uns eben auseinanider, daß ein solches Ver hältniß nur bei einem modernen Mäd chen möglich ist. In früherer Zeit wäre aus solcher Freundschaft Liebe aber der Verfasser Ihres Buches ist ein Esel!" tor." tor." „Dann bitt« ich Si« inständigst, mir die Freundschaft zu kündigen!" Frä»- das ist Ihr Ernst, H«rr Dok tor Pfeiffer?" „Ja, meine Allergnädigste, mein voller Ernst! Und ich gehe sogar noch weiter und sag«: Kennen Sie nur das Feind!" „Ihr« Vitt« sei gewährt!" Es klang eisig. Herr Doktor Pfeiffer und Fräulein Malten sprachen kaum ein Wort wäh rend der ganzen Gesellschaft zusam men. Fräulein Malten äußerte ihren peinlich, daß die Menschen si« beid«, Herrn Doktor Pfeiffer und sie, „förm lich aufemanderhetzten". Herr Pfeif herrn. Beim Nachhauseweg schloß sich Dok tor Pfeiffer der Familie Malten an. Fräulein Irmgard hätt« es gern ver hindert, aber sie wollte jedes Aufsehen eine geradezu kindisch« Angst." „Aeußerst schmeichelhaft für mich, H«rr Doktor!" „Ist es auch! Ab«r nicht wahr, auS Feindschaft kann doch Lieb« wer den bei einem modernen Mädchen?" Richard," rief Fräulein Malten kläg lich: aber er hielt sie schon im Arm und küßte sie. „Und was sagst Du jetzt Liebling? fragte er zärtlich. zufrieden mit mir!" „Mit Dir?" Die zwei Silben wur den ungebührlich gedehnt. Er riß die Augen auf und den Zylinder vom Kopfe: „Mr schwin delt". „Ich wollt« Dich nur zum Sprechen bringen! Freundschaft than?" fragt« er schmeichelnd. „Ja, fi«h mal, Schatz«! für «ine „Freundschaft auf Lebenszeit" war ich Thrgeflthl. „G'gessen und g'trunken hab' i Geld hab' i koans iatzt hoaßt'l raufen, daß i auf a anständige Art außi komm'l" Ter «ihre r»nd. „Bei mir lernen eben die Dienst mädchen etwas Tüchtiges in der Hauswirthschaft; deswegen werden st« überall mit Freuden engagirt und gut bezahlt." haben!" Umschrieben. Student (zur Zimmerfrau): O, haben Si« kein« Angst, daß ich bis jetzt noch keine Mieht« gezahlt hab«, in d«r l«tzten Wohnung war ich voll« acht Monate. Zimmerfrau: Na, so viel G«duld habe ich nicht! Eirdiil. „Donnerwetter, Pipsmüller, Sie haben nur bis 11 Uhr Erlaubniß und kommen mit so einem Rausch nach Hause?" „Gelt'ns, ja, Herr Hauptmann!? Wenn ich erst bis Zwölfe hätt' aus bleiben derfen! Was ich da für z'HauS bracht hätt'!" Abgewimmelt. Hören Sie. da habe ich gestern ein Paar solide Schuhe verlangt, und kaum bin ich darin einen halben Tag herumge bumm«lt, sino schon die Sohlen durch. Ja, sehen Sie, unser Geschäft ar beitet nur für bessere Leu!,:, Wenn Sie zu denen gehören, die heutzutage noch zu Fuß spazieren geh'n. so soll te.. Sie sich eben bei uns ggr nicht blicken lassen. Philosoph (vor einem Schweinmetzg«rlad«n): „Tragisch, sehr Dreist. „Ich bitte unterthä nigst um eine milde Gabe." »Geht nicht. ES kommen zu viele Bettler.' .Und da geben Sie wohl j«d«m s» viel wi« mir!" Naiv. Bäuerin (die soeben ein Telegramm an ihre Tochter aufgege ben hat): „Aber gelt, Sie telegraphi rei» a bißl laut, mei' Tochter hört N«t gang gutl'