MBmleirUe. Uoman von Eos. v ildlerSfeld Ballestrem. (13. Fortsetzung.) ,Hm. Und auf den Gedanken, überwachen, sind Sie, wie es scheint, nicht gekommen? Es war doch die Möglichkeit da, daß die Petrojewitsch dorthin zurückkehren würde", sagte Windmüller. „Potztausend, ja!" gab der Beamte, sichtlich betreten, zu. „Daß ich auch darauf nicht gekommen bin" „Nun", meint« Windmllller, „ich weiß ganz bestimmt, daß sie in die Hamburger Straße zurückgekehrt ist. daß sie mit der andern Dame hier her gekommen ist, sich aber gleich wieder «ntfernt hat — eine so unver muthete Bewegung, daß m„n darüber ihre Spur verloren hat. Sie wieder zufinden, ist jetzt von größter Wich tigkeit. Es soll Ihr Schaden nicht fest machen können. Kcnsigniren Sie sie, falls sie sich in ihrer eignen Woh nung befindet, verhaften Si« sie, wenn Si« ihre Anwesenheit anderswo aus findig machen, zum Beispiel bei dem Balerian oder bei der Dame in der Hamburger Straße. kommt nicht darauf an, ob die Leute in diesen Häusern über die nächtliche Störung unwillig oder wüthend sind. Gar nicht! Es ist mir lieb, S-*,ulz, daß ich Sie hier gefunden habe, denn das spart mir «inen Gang zu dieser vorge schrittenen Stunde. Sie sind mein intelligentester und auch ältester Mit arbeiter hier, Schulz «S mllßle doch mit dem Teufel zugehen, wenn Sie diese Petrojewitsch nicht finden sollten, was?" „Hoffen wir, Herr Doktor, daß ich wieder gutmachen kann", entgegnete der Beamte eifrig. „Aber ich wette, Sie haben sie «h«r als ich!" setzt« er incht ohne «inen kleinen, neidischen Seufzer hinzu. „Na, guten Abend denn, Herr Doktor!" Greifensee auf die Straße. „Wie stehen unsere Sachen?" fragte dieser, nachdem sie schweigend einig« Schritt« gegangen. „Ist gar nicht zu sagen", erklärte Windmllller achselzuckend. „Ob gut, nein Zustande tödtlicher Angst ir geber. Nicht mit Unrecht; in ihrer Haut muß eS sich nicht wohl sein las sen. Das Verborgen des Schmucks war nicht allein eine Riesendummheit und Gewissenlosigkeit, sondern auch eine Art von Trotz des aus seiner Deckung knurrenden Hundes. Und Der Minister hatt« richtig noch Licht. Er trat dem Detektiv, der ohne weiteres bei ihm vorgelassen wurde, Katze aus dem Sack: ist'S gut oder Windmllller holte statt aller Ant wort sein Cachenez aus der Brustta« zellcnz?"^ „Man muß nicht alles auf einmal haben wollen, Exzellenz", erwiderte Windmllller mllde. „Ich habe mir das selbst schon hundertmal wieder i- der Brusttasche brennt, statt sein A«u«r in tx» »hm zust/indigen und einzig seiner würdigen Etui zu Ver berg«»." „Also doch ein Aiwelendiebstahl", bemerkte der Minister finster. „Nein, Exzellenz, die Attacke galt der ihn verursacht, kam, den Cmir al Omra bei Ihnen abzugeben. Exzellenz, den an meiner Person ist er nicht ganz sicher. Eigentlich gar nicht. Ich bin froh, daß ich den Schmuck heil bis hierher gebracht, Wenn alles gut geht, dann reife ich ich muß mich mal wi«d«r ausschlafen. Also auf morgen, oder vielmehr auf heute. Es ist rechi spät geworden. Ja, und was ich noch sagen wollte: vielen Dank noch, Exzellenz, daß Si« sich der Komtesse Sulau so freundlich angenommen haben. Ein fllßeS Mä del, nicht wahr?" „Herzig," nickte Herr v. Word zer streut. „Ich wollte, es fände sich je mand, der sie dem Einfluß ihrer Mutter entzöge —" „Ist vielleicht schon unterwegs", meinte Windmllller lächelnd. „Ah ah und es scheint, als ob Jhn«n der ganz der Recht« wäre", entgegnete der Minister ekxnfo. Doch dann setzte er ernst hinzu. „Und Si« können mir keine Hoffnung machen, Doktor?" „Exzellenz, das Hoffnungmachen ist ein schlechtes und undankbar«? Ge schäft. Hab' ich mir längst abgewöhnt. „Al/wollte er uns verhöhnen —' „Als wollte er sagen: wer zweifelt an mir? Grün ist zwar die Farbe der Hoffnung, ab«r Roth ist die der Liebe, und wo Liebe ist, da ist auch Hoffnung! Ich gebe di« Hoffnung im mer erst dann auf. wenn mir bewiesen ist, daß nichts mehr zu hoffen ist. Die ser Beweis ab«r sthlt mir bis jetzt ohne alle Deutelei." „Nun, um so besser," erwiderte Herr v. Worb mit einem Seufzer. „Auch mir fehlt bisher jeder Beweis, daß das Dokument in die unrechten Hände gefallen ist. Nicht das leiseste Wölkchen der Beunruhigung, der Still« vor dem Sturm, trübt bis zur Stunde den politischen Himmel. Ich glaube, ich habe Ihnen schon etwas derartiges gesagt, als ich Sie im Theater in Ihrer merkwürdigen Ver kleidung traf." „Ich trug später «in« loch merk würdigere, und wenn es dabei auch «inen Moment gab, wo ich für mein Leben kein« fünf Pfennige mehr gege ben hätte, so war es doch eine sehr ergiebige Expedition. Vielleicht er zähl« ich Ihnen später mal etwas al Ömra gesunden habe. Fllr beut' genug ich falle bald um vor Mü digkeit." „Bleiben Sie hier und ruhen Sie sich auf dem Schlaffofa dort aus." „Ein verlockendes Anerbieten, Ex zellenz, aber die Pflicht führt mich in mein eignes Bett, aus dem ich jeder zeit geholt werden kann." » « » Greifensee verlebte den Rest dies: Nacht in einer unbeschreiblichen Stim mung und Aufregung. Der Anblick deS Emir al Omra hatte ihm von neuem den furchtbaren Ernst seiner Lage und seiner Zukunft mit einer Eindringlichleit vor Augen geführt, die ihn zu ersticken drohte. Wenn nun der Kasten nicht mehr gefunden wur de, wenn sein kostbarer Inhalt nicht mehr in seinem verborgenen Fache ruhte! Er hatte ganz recht, w«nn er in dieser Nacht dem Dokior Wind mllller gesagt hatte, daß dies für ihn ein ganzes verpfuschtes Leben bedeut«!«, ein Leben voll von Reue, wenn der einzige Moment, in dem er in ganz überflüssiger und mißver standener Galanter!« daS ihm anoer traute Gut allein gelassen, dem Va terlande nicht nur politische Nach theile bracht«, sondern vielleicht gar einen blutig«n Krieg, fllr en er die Verantwortung trug cine Last, die sicherlich zu schwer war für ein ein ziges Paar Schultern und ihren Trä ger zum Niederbruche bringen muß te. Das alles hatte ihm der An blick des Emir al Omra in die furcht barst« greifbare Nähe ie:llckt und da zu auch noch die drohend« Frage: was wird deine offizielle Strafe sein? Daß sie nach d«m schärfsten Maße gemessen werden wllrd«, »«rstand sich von selbst die Teufelsinsel, auf der er im besten Falle Jahre s«in«S Leb«ns in moralischer zuzu bringen hatte, würde schon gefunden Landkarte stineS Vaterlandes zu se hen war. Es mußt« ja «in statuirt werden an ihm, man mußte den Präzedenzfall schaffen für künf tige Vorkommnisse der Art. Arme Tante Liese alle Opfer, 'ite si« g«bracht, waren umsonst o, is war grausam! Stöhnend warf Greifens«« sich auf s«in Bett. DaS Leid um die gute Tante Liest, seine treue, aufcpstrnd« Pflegemutter, war fast noch größer als sein eignes; denn er konnte sich schließlich noch irgendwo in der W«U «Me bescheidene Existenz schaffen; aber was blieb ihr, die nur für da» eine Ziel, „ihren Jungen", gedacht, geson nen und gedarbt hatte? Sich«r ge darbt, am eignen Leibe, nur um ihm eine Karriere zu »«rfchasfin. Arme Tante Liese wie würde sie den Schlag in ihren Jahren überwin den? Inmitten dieser unerträglich quä lenden Gedanken und Vorstellungen siel Greifensee «in Li«d ein, daS er einmal hatte singen hören und das die Z«il«n enthielt: „Und jede dunkl« Stund« birgt einen Funken Licht —" Er wußte nicht, wie er dazu kam, an dieses Lied zu denken, aber als er sich wieder und wieder, ganz unbe wußt die Schlußzeile vorsagte, da schien ihm s«in« Lage nur noch trüber und jammervoller, denn «r wußt« plötzlich, daß auch in di« Nacht dies» 36 letzten Stunden seines Lebens ein Lichtstrahl gefallen war: Tas! Ein trockenes, heftiges Schluchzen erschüt terte den Körper des jungen, kräfti gen ManneZ, als er urplötzlich d«n Namen dieses „Funken Lichts" sich vergegenwärtigt«, der in daZ Dunkel gefallen war, das ihn umgab! Tas! Mit wahrer Inbrunst hofft« er, daß nicht er dieselbe Rolle in ihrem Leben gespielt, das auch so unbehaglich und gefahrdrohend für ihre jung« Seel« vor ihr lag, denn was sollte di« Hoffnungslosigkeit dazu in ihrem Dasein? ES war ja aussichtlos, völlig aus sichtslos! Selbst wenn er «inen un befleckten Namen mit seinem Herzen und seiner Hand darzubringen gehabt hätte, wie sollte er ein« Frau stan desgemäß erhalten? Und TaS war selbst arm wie ein Kirchenmaus, 's ist doch zu merkwürdig, daß immer die, welch« man am n«tt«st«n findet, an die man so sicher, wie 2 mal 2 4 ist, sein Herz verliert, i: »-er zu de nen gehören, die da serschont gebii«- b«n sind vom „Fluche desMammons", ! it d«m sich das Leben doch so be haglich anläßt! Und doch Greifensee dachte mit Rührung und schmerzhaft zusammen g«!rampftem Herzen an den „Funken Licht", der in seine dun'els» LebenS stunde gefallen war. Tas! Das war das Weib nach seinem Herzen, war das Ideal, das er sich zurecht^ge dirte" junge Dame mit verlockender Goldgrundirung über den Weg ge kreuzt war. Ja, ja, Goldfisch« hätt« ein« so heilige Angst vor dem „Ver kaufen" gehabt hätte und vor d«r Aussicht auf ein langes, ödes Leben neben einer Frau, die er nicht liebte. Tas! Ach, Tas! Und selbst wenn alles gut ginge, wenn di« drohend« Wölk« am Horizonte seines LebenZ sich z«r theilte TaS h«imzuführ«n, ausg«- stattet von ihrer Mutt«r mit demsel b«n Gelde, das der Preis hätte sein sollen für seinen Ruin —? Voraus gesetzt nämlich, daß Doktor Wind t«.'trotz der^LöMlattprob«^ würd« TaS auf all« Fäll« nicht mehr wiedersehen. Es würde keinen Werth haben und ihm nur das Herz schwer machen. Greifens«« «rhob sich von stimm Marterlager und stieß di« Fensterla den auf es war Tag. Nicht der Tag der großen Welt, auch noch nicht «inmal d«r Tag d«r Geschäftswelt In Läden und Bureaus, e'cr >er Tag der Kehrichtwagen, der ersten Bäcker jungen :nd der Milchkarren. Greifcn f« l«hnt« sich hinaus in die kalte, fro stige Morgenluft, di« ''> n erschauern ließ nach der durchwachten Nacht. Die aristokratisch« Mariannenstraße, die keine Kaufläden hatte, lag noch in Hausmeister oder die bessere Hälfte eines solchen schon daS Trottoir vor dem betreffenden Hause k«hrt«. Um alle drei Schritt stehen, um etwas zu essen, das er sich aus einem Papier wickelte. Als er damit ' rtig war, warf er das zusammengeballte Papi«r in die Gosse, spuckte aus und gröhlte in durchdringenden Tönen aus voller „ES wogen die goldn«n A«h —ren Im leucht«nd«n So —onnenschein —" fuhr zurück und hielt sich seiner Thür und würd« b«i der Summirung sicher nicht übersehen. Die Todten reiten schnell mit die nen Rekord. Greifensee hatte das Gefühl, als stürzte plötzlich die Decke auf ihn herunter sein« überreizten Nerven er — daS war besser unter freie?» Himmel, dem grauen, trüben, rauchgeschwärzten Himmel der Groß« stadt; aber das Gefühl der Unend lichkeit, der Weite nimmt oft am er sten den Alp vom Herzen, den Alp oer Stubendecke, und wär' sie immerhin Atheinlos eilte der Attache durch und bog ohne Wissen und Wollen Als er sich dessen bewußt wurde, ließ er im Tempo nach und schöpfte Athem. Wie kam er nur i» die Re gentenstraße? Die hatte er seinem festen Entschlüsse nach gestern zum letztenmal betret:.i. Umdrehen! Es hatte ja gar keinen Zweck, sich durch Borbeigehen an No. ""7 das Herz erst schwer zu machen. Aber er ging thür sich von innen öffnete, langsam, n.iihsam, wie eS so die Art dieser schweren Thuren ist, und dann flog heraus, daß er von dem Anprall fast in den Rennstein geschleudert wurde. „Tas!" rief er mit einem merk würdigen Gemisch von Jubel, Tadel, Freude und Abwehr >i Ton. „Tas! Ja, um Himmels willen, du saust ja noch genau so wie früher aus den Thüren heraus und rennst die Menschen rettungslos um. WaS willst du denn j«tzt schon auf der Straße?" „Einen Brief wollte ich in den Kasten stecken, Fritz, ehe die Leute aufstehen und erst di« Adresse lesen und ehe erst ein großes Gefrage ent steht", sagte Tas athemlos. „Die ganze Nacht hab' ich gesessen und über den dummen Brief nachgedacht !ch mir die Arbeit sparen können —" „Aber, Tas, davon versteht ja kein Mensch «in Sterbenswort", unterbrach er si«. „An wen hast du denn den Brief geschrieben?" „An dich natürlich!" „An mich natürlich", widerholte er verblüfft. „Warum denn „natür lich"?" „Weil doch ein Wunder geschehen mu', um dich zu retten", sagte sie l«i -s«, die großen, veilchenblauen Augen fragte er rauh. „Das steht alles in dem Triefe", erwidert« si«, dies Objekt etwas zer drückt aus der Kleidertasche ziehend. „Hier hast du ihn die Freimarke darauf kannst du wieder im Wasch becken abweichen, weißt du, denn sie ist doch noch nicht gestempelt." Greifensee sah ?rst das ihm hinge ha>t:ne Schriftstück, das unnöthiger weise mit einer Zchnpfennigmarl« be klebt war, an und dann die Schreibe rin, deren reizendes Besicht deutlich den Ausdruck der Sorge und Angst trug. „Dank« schön, Tas", sagte er, „aber da du doch nun mal hi«r bist und ich auch, da könntest du mir eigentlich besser selber sagen, was in dem Brie fe steht. Komm mit mir die Straße hinauf bis zur Regent«nalle: dort trifft man um dies« Zeit keine Men schenfeele, dort können wir ganz unge stört reden." „Ja, daS ist das beste, Fritz", nickte sie zufri«d«n. „Ich ha'°- dir schrecklich wichtige Sachen mitzutheilen." darauf", erwiderte er, und sie setzten sich in Marsch. ,Wie und wo in aller Welt kanst du etwas über meine An gelegenheiten erfahren baben, die au ßer mir, meines Wissens, nur drei Menschen kennen!" „Wahrscheinlich, Fritz!" sagte TaS, rasch vorwärtsschreitend. „Ich weiß auch nicht, was es ist, daS dich so so unglücklich macht, aber ich weiß, daß dich nur «in Wund«r noch «tten kann." „TaS —!" „Pass' auf, ich werde dir alles er zählen, so rasch, wie ich kann, denn ich muß natürlich bald nach Hause zurück, sonst wird womöglich Lärm geschlagen, wenn ich nicht da bin. Oder auch nicht vielleicht ist's hier anders als im Institut, wo man sicherlich Kopf gestanden hätte, wenn Wesen wäre. Ich glaube nicht, daß Mama Kopf stehen würde, wenn >ch wieder verduftet«. Thrlich ich glaub's nicht. Na, daS gehört aber hier und werde dir alles sagen, Ja, eS ist besser, als wenn du den Brief liest, denn ich hab« gar nicht recht gewußt, wie ich das alles sagen sollte, geschrieben nacht sich so et was einfach lächerlich, und es ist doch im höchsten Grad« ernst. Sind wir hier in der Regentenallee? Gut, dann pass' auf. Fritz: Also, ich kam ge stern Abend aui dem Theater und hörte, daß Mama zu Hause wäre, > ich nicht verstanden habe. Ich wollie Mama nun gern erzählen, wie nelt Herr und Frau von Word -u mir ge wesen, denn sie. hatte vorher all« möglichen Verhaltungsmaßregeln ge kanntschaft solch hochgestellter Persön lichkeiten machen sollte. Ich hatte auch beschlossen, die schnöde Flucht von Onkel Tiefenthal einfach mit diplomatischem Schweigen zu überge nicht erst in Teufels Küche zu brin- wichtigen Grund aehabt haben, nicht? Hoffentlich ist er nicht krank geworden, Fritz, denn ich bin ihm gut, „Man sah's zwei Küsse hast du Greifens« eifersüchtig ein. „Zwei?" fragte Tas zweifelnd. „Zwei!" bestätigte er mit Nachdruck. „Zwei Küsse in das alte, verschminkte Gesicht ich hätte mich bedankt —" „In das aber, Fritz! Schminkt sich denn der Onkel T"fenthi/l?" sich in Gedanken einen KlapS auf den Mund für diese eines Diplomaten selbst eines angehenden, alsolui ta delnSwerthe Vergeßlichkeit. „Ich hab' ja bloß Spaß gemach." „Spaß gemacht! Mir ist aber gar nicht zum Spaßmachen zumuihe", rief TaS vorwurfsvoll. „Du siehst doch, daß ich in solcher Angst bin, um dich dumme Lpäße machen!" Greifense« sah ein, daß er sich nach dem sehr wahren Sprichwort: schöner Offenheit: „Sei nicht böse, TaS! Der Spaß „Ach, ab«r, Fritz!" erwitxrt« sie schnell versöhnt mit einem halben La chen, das in einem andern Augenblick und dann besann sie sich und wurde roth. „Sei nicht so komisch e.- laß mich reden, denn ich muß heim wo war ich denn stehen geblieben? Ach ja also: Ich legte nein« Sa nier nach dem Salon, und weil so dicke, schwere Portieren t'e Zimmer verbinden statt der Thüren, da hörte unterhielt sie sich mit dem Besucher, einem alten Herrn mit «iner schrecklich dem Rücken gegen das Eßzimmer und sprachen über Medien, Spiritismus und magnetisch« Rapporte und was den ich auf dem Biif«tt vorfand, da» heißt, was drauf lag. Na, endlich brachte der alte Herr eine glaube, er hatte bei Mama dinirt sagte: „Auf Wiedersehen denn, Frau der Thür bekomplimentirte, kam ein neuer Besuch und es war elf Uhr vorbei, Fritz! Wo vernünftige Men schen zu Bett liegen! Ich guckte durch einen Ritz zwischen den Portieren und pflegt« —" „Ich w«iß du meinst den „H«rrn Chevalier de Giroflet"," fi«l Sreistn fee ein, dessen persönliches Interesse „Richtig, Giroflet heißt der Be nahm ich ein« jedenfalls mit dem Ku chen auf dem Büfett vergessene Platte Zeug aufzuessen." „Aber, Tas, du hattest d'ch schon d«n ganzen Kuchen —" warf Greifen see besorgt ein. „Ganzen Kuchen!" wiederholte Tas entrüst«t. „Weißt du denn, wie viel es war? Na also! Sechs oder Levkojen nicht mehr leid'n können dieser Giroflet sich wieder gedrückt hatte. Aber mir blieb schon der erst« Bissen im Munde stecken, als ich ihn mit seiner ti«fen Grabesstimme sagen kann, denn ich habe einen Neroenchvt gehabt, den ich so bald nicht Werve überwinden können." Nun bitt' ich dich, Fritz! Dem sein „Nervenchok" kommt der freche Kerl dazu, meine Mama „Maja" zu nennen? Mama muß die Unverschämtheit überhört ha ben, denn sie gab de^: „nächster söniice und magnetischen Rapporten", was weiß ich? Leider oder vielmehr Gott sei Dank, nahm er dabei auf derselben Stelle Platz, wo der eben fortgegangene Besucyer gesessen hatte, und es entstand ein« Paus«, gerade still zu sitzen niesen mußte. Auf einmal sagt Ma ma leise, aber weil alles so 'tili war, konnte man doch jedes Wort oer. stehen: „Herr von Greifens!« ist also nicht vereist?" Du kannst dir denken, Fritz, wi« ich die Ohren spitzte 's ist mir erst später eingefallen, daß ich ja eigentlich die Rolle des Lau schers a:> der Wand spielte, was sehr unrecht ist, aber im Augenblick habe ich mir, weiß Gott, nichts Schlim mes dabei gedacht; ich wollte mich ja bloß nicht sehen lassen! Du mußt nicht denken, daß ich die Gewohnheit habe, die Leute 'u belauschen, in Ge gentheil, ich halte das für ein sehr unsauberes Geschäft, Fritz, aber ich mein« heut', der li-be Herrgott selbst muß mir gestern Abend das Bewußt sein dafür entzogen 'aben, weil ich plötzlich, als dein Name genannt wur de, aufvaßte wie ein Luchs. „Nein, er ist nicht verreist, dank Ihrer guti gen Vermittlung", sagte der Mensch darauf. Und wie ich'S ordentlich fühlte, daß Mama dazi: lächelte, wahrhaftig, das habe ich gefühlt, da sagte er bissig: „Aber er wird wohl sehr bald verreisen in» Privatleben oder mal vorher ein bißchen auf Fe stung." Fritz, ich kann dir sogen, mir ist ganz kalt geworden, trotzdem ich nicht gleich begriff, was diese Wort« bedeuttn. Ich hab« mir das erst spä ter klar gemacht. Mama sagte dann nach einer Weile: „Sie glauben also wirklich, daß die Affär: v?n nachthei ligen Folgen für den jungen Mann, meinen Verwanvt-n, fein kann?" „Glauben?" wiederholie Herr von Gi roflet, „liebe Maja, ich bin dessen sicher, und Sie müssen sich darüber auch klar gewesen stin, daß Sie Ih ren kostbaren Verwandten damit kalt stellten. Wir haben eS Ihnen sogar sehr hoch angerechnet, daß Sie im Interesse der Sache nicht an ver wandtschaftliche Interessen dachten. Daß der Coup ein Reinfall war, wol len wir Ihnen nicht zur Last l«gen Ihre Informationen kannten da? nicht vermuthen lassen —" „Ein Reinfall?" fragte Meiia mit einem Aufschrei. „Ja", sagte er. „Das Geheimfach enthielt ein G«vichl. Thatsächlich das Gedicht, das die „Stunde" heut' früh an erster Ste.i« abdruckte. Daß sie das konnte, ist mein Fehler wenn man h«ftig wird und die Nerven verliert, so rächt sich das immer merken Sie sich das! Also, »ntweder man hat Wind bekommen und daS Dokument zurückbehalten. WaS ich für daSWahr scheinliche halte, weil der süffisante Mensch, dieser Doktor Windmllller seit mehr als einer Woche in d«r Re sidenz ist und sein« Anwesenheit im Auswärtigen Amt nachgewiesen wor den ist; od«r Ihre Informationen - hören ins Ressort der Tatarennach richten—" Jetzt fiel Mama ein und redete sehr erregt, was i'; nur sehr mangelhaft verstanden habe, weil ich'» gar nicht begriff ich glaubt aber, sie vertheidigte sich rnd bracht« Be weist, aber sie redete so schntll, wi« ich gar nicht geglaubt habe, daß sie » könnte. Mißt du, begriffe^ gut gemerkt und mir später in der Nacht ordentlich überhört denn daS hab« ich sehr gut begri,', i, daß du von etwas bedroht bist. Nun, der Herr von Giroflet unterbrach Mama etwas unhöflich, wie mir vorkam, und sagte ihr ganz schnoddrig und schlechtlaunig, sie sollte doch warten, ähnliches), der Herr Attache springt über die Klinge, es müßt« genug"." (Fortsetzung folgU Für die Küche. Kartoffelsuppe mit To xi aten. 2 Pfund geschälte, gewa schen« und in Stücke geschnittene Kar toffeln werden mit Salzwasser und Gewürz gargekocht und durch ein Sieb gestrichen, dann mit etwas ko chendem Wasser oder kochender Brüh« mit einem Stück Butter wieder auf das Feuer gestellt. Inzwischen hat man ungefähr k—B Tomaten gut abgerieben, in Stücke geschnitten, in einer kleinen Kasserolle mit wenig Wasser ganz weich gedünstet und durch ei> Haarsieb gestrichen. Dieser Tomatenbrei wird zu der Kartoffel suppe gefügt, alles zusammen ein Weilchen gekocht und schließlich die Suppe gut abgeschmeckt. Man kann sie über gerösteten Schwarzbrotwllr- Schinken Aus 2 ganzen Eiern und 2 Eidottern wird mit dem nöthigen Mehl und Salz ein guter fester Nudelteig gemacht, der nach dem Trocknen dünn ausge rollt und in nicht zu breite Nudrln geschnitten wird; dies« läßt man in siedendem Salzwass«r gar kochen und dann ablaufen. Dann dünstet man 2 feingehackte Zwiebeln und 2 Eßlöffel feingehackte Petersilie in zer lassener Butter durch, mischt dies zu 1 Pfund magerem feingehacktem Schinken, 6 —K zerquirlten Eiern und N Quart fetter saurer Sahn«. Zuletzt »«rmischt man die abgetropf ten Nudeln damit, würzt mit Salz und geriebener Muskatnuß, füllt alles in «in« mit Butter ausge strichen« Form, l«gt «inig« Butter stückchtn obenauf und bäckt die Speise SO—4o Minuten. häutete? RindSfikt wird in Butter «in« Halde Stunde gebraten. In einer anderen Kasserolle läßt man Butt«r heiß werden, giebt gekochte, grün« Erb sen, etwas Madeira und feingeschnitte nen Schinken hinein und gießt die« über das Filet. KalbSragoutmitfrifchen Gurken ist ein an der feinsten Tafel gern gesehenes Gericht. Zw«i bis dr«i Pfund BrufMeisch vom Kalb w«rdtn in ansehnlich« Stückchen ge schnitt«n, mit «in«m Quart Wass«r be deckt und mit dem nothwendig«» Salz w«ich gekocht. Aus einem Löffel Pal min und zwei Eßlöffeln Mehl be zwei bis drei frische Eurken, die man geschält, entkernt und in Stück« von der Größe der Kalbfleischstiickchen zertheilt hat, hinein und fügt die bis auf ein Pint eingekocht- Kalbfleisch brühe zu. In di«s«r Sauc« dünstet man die Gurk«nscheiben etwa 2t) Minuten lang, legt das Kalbfleisch hin«in und streut «in«n Eßlöffel voll feinen Dill beim Anrichten darüber. Gedünstet« Fleifchroula den. Man hackt die Reste von ge kochtem Rind- und Schweinefleisch, vermischt sie mit ettvas frischem, ge hacktem Fleisch, «in bis zwei geweich ten, gut ausgedrückten Ämmeln, drei bis vier geputzten, gewässerten, entgra t«t«n, gehackten Sardellen, Pfeffer. Salz, einem Ei, etwas geriebener Ci tronenschale, einem Theelöffel Citro nensaft, fein gehackter Petersilie und nach Bedarf etwas geriebener Sem mel, formt länglich - runde Rouladen davon und wendet sie in Mehl. In einer Kasserolle läßt man zerlassene? Speckfett oder Schmalz oder geklärte Butter heiß werden, rührt zwei bis drei Löffel Mehl hinein, dünstet die Einbrenne hellbraun, verkocht sie mit Wasser oder Brühe, dann mit etwas gehackter Zwiebel, Salz Pfeffer, drei Nelken, einem Stückchen Zucker und Citronenschale, schmeckt ab und legt die Rouladen hinein. Dieselben müs sen auf gelindem Feuer unter öfterem Schütteln der Kasserole gar dünsten, während man die Sauce abschmeckt und in Eidotter abzieht. Sellerie-Suppe. Man schält 3 bis 4 Knollen Sellerie, kocht sie in Salzwasser weich und schüttet sie zum Ablaufen auf ein Sieb. Dann schneidet man die Hälfte der Sellerie knollen in fein« Scheiben, legt sie in die Suppenterrine und stellt si« b«i s«ite. Die ander« Hälfte wird durch ein Haarsieb gestrichen. Aus 2 Un z«n Butter und 2 Unzen M«hl b«- r«it«t man ein« w«iße Mehlschwitze, rührt sie mit Fleischbrühe an, giebt zwei Eigelb«, Salz, Muskatnuß und d«n durchgerührten Selleritbrei dazu, sottet es über die Selleries-^ben. Rindszungemilßosinen. Man rtinigt und kocht die Zunge Brüh«, l«gt sie einen Augenblick In kaltes Wasser und «ntfernt die Haut und all« anfehnlichenFitzin davon und legt die Zunge über Nacht in die Brüh«. Am nächsten Tag hebt man vorsichtig das Fett von der erkalt«t«n Brühe, giebt 1 Tassevoll Rosinen, 1 Eßlöffelvoll gebräuntes Mehl glatt verdickt die Brühe, ten kochen und gießt di« Sauce über die Zunge. Heiß od«r kalt zu s«r» «ieren.