HlllmlimMk. (12. Fortsetzung.) Ärgerlich darüber, daß man sich di« Studentin hatte entschlüpfen las s«n, k«hrte Windmüller in di« Loge zurück, um Greif«nsee abzuholen, denn nun hatte der Orientalenball auch für den Detektiv ein großes Theil des Interesses verloren. Warum hatte die Studentin sich so plötzlich ent fernt, wenn sie doch die Absicht ge habt, den Ball mitzumachen? Hatte sie eine Nachricht erhalten? Hatte si« wirtlich «twas vergessen oder oder hatte die Furcht sie fortgetrieben? Di« Furcht vor wem? Wie und durch wen hatte sie dann die Ursache zu dieser Furcht «rhalten aijf der Schwell« zum Ballsaal? Als Windmüller die Loge betrat, sah er den bis dahin theilnahmslos dasitzenden Attache auffahren und sich vorn über die Brüstung beugen mit der Detektiv hinter seinen Stuhl getreten, als sich Greifensee auch schon umwandte und ihn hart am Handge lenk faßt«. heiser. „Wo?" schlanke Blondine sie hat ihn vorn an d«r Brust si« dreht sich «ben Es war kein Zweifel »der «ine Täuschung, wie sie vollkommener nicht kelgriinen Blättergruppe stand eine hohe, schlanke Fraueng«stalt in wei ße», griechischen Gewändern, das von «inem Bande g«haltene schöne, wellig« Blondhaar lang 'herabwallend, und als ein glänzender Anachronismus auf ihr Kostüm, das von tadelloser Frische und Sauberkeit war, strahlt« von ihr«r Brust eine Rokoschleife in «inem solchen Feuer der Steine, daß sie damit aller Blick« auf sich linken mußte, und von der Schleife hing in d«r Größe und Form eines Kiebitzeies «in rosiger Stein h«rab, der di« wei ßen Falten des Peplums förmlich zu „Alles was recht ist aber das schlägt alle meine Erfahrungen", sagte Windmüller als Erwiderung auf Greisensees fragenden Blick. .Dies Juwel, ausgerechnet dies Ju wel öffentlich an diesem Ort zu tra gen di« Dame hat keine Ahnung davon, was sie thut! ?lber Ahnung oder nicht, wir haben nur mit der Thatsache zu rechnen. Herr Commis sar Sie sehen dort, uns gegen dem strahlenden Schmuck? Wollen Sie die Güte haben, diese Dame zunächst möglichst unauffällig in einen Neben- Sie es dringender, aber unter allen Umständen, obne daß es auffällt. Bit te, meine Herren es ist keine Zeit zu verlieren." „Aber ich verstehe nicht —" meinte der Commissär sich erhebend. Unterredung mit der Dame erbitte, sagte Windmüller. „Es ist jetzt keine Zeit zu Erklärungen." wirthschaften", begehrte des Commis fars verletzte Eitelkeit auf. wurde, mir die Hilfe seiner Beamten zu sichern. Es steht nichts in die ser Vollmacht, daß ich gehalten bin, geben." Der kleine, elegante Beamte, dessen Eitelkeit sich dagegen gesträubt, das Liebhab«r für eine ruhige Partie Wdist oder L'hombre. Wie aber soll schloß er nicht ohne eine ordentliche D-Ki Schadenfreude. ,Z, wo ein Wille ist, gibt's auch einen Weg", «entgegnet« Windmüller. ein umfangreicher Radmantel und ein reichbefedertes Barett, die wohl «in Comitemitglied einstweilen noch ein« halbe Stunde wegbleiben. Riskiren wir das! So, das Barett steht Ihnen sehr gut. Das ist schon Saale oerband. „Schade, daß ich mit diesem Men schen nicht öfter arbeiten kann dem würde ich den Marsch blasen", sagte Windmüller, indem er ringsum Flamme schwach «rkuchtet, im Halb dunkel lag, ein Beweis dafür, daß sei ne Benutzung nicht vorgesehen war. „Aber, mein Herr von Greifense« Si« sehen ja ganz blaß aus; ist Ihnen schlecht?" setzte er theilnahms- — ich weiß nicht", entgeg nete der Attache heiser. „Herrgott", brach er dann los, „wenn wir d«n „Ja, ja mit —" fiel Wind müller em. „Das ist immer noch die nicht m«hr so zweifelhaft erscheinen will." ner ganz falsch«» Fährte waren?" fuhr Greifensee, mühsam seine Auf regung beherrschend, fort. fragt« Windmüller ruhig. „Woraus wollen Sie eine solch« Behauptung schließen? Weil der Schmuck nicht von Ihrer Studentin getragen wird? Pah! Das Erscheinen des Emir al Omra an dieser Stell« ist eine der unvorhergesehenen Ueb«rraschungen, an denen mein Beruf so reich ist eine d«r Wendungen im Labyrinth, die zu dem langgesuchten Ausgang führt. „Wenn ich den Schwanz hab', dann kann mir der Hund nicht mehr entwischen", sagt das Sprichwort. Ich wollte, ich könnte das mit gleicher Sicherheit vom Schmuck und von dem Kasten sagen. Nur ruhig Blut, lie be>! Herr von Greifens«! Mit dieser Attache. Si« den Kasten nicht finden, dann ist es sürSie nichts als eine verfehlte Partie, aber für mich ist's ein ganzes v«rfehlt«s Le ben! Damit kann man hundert Jahre undzwanzig!" Windmüller legte seine Hand auf die Schulter des jungen Mann«s. ,W«nn ich Ihnen nur ein klein löhnte/ sagte spiel unser heutiger oder «igentlich gestriger Theaterbesuch. Später will ich Ihnen das alles erklären. Ab«r missar sein Wild gestellt hätte, denn Wirklich machte der Beamte in diesem Augenblick die Thür zu dem eine imposante walkürenartige Er scheinung von schönem Wuchs und langem Blondhaar; ihr Gesicht war nichts weniger als schön, aber «s fehlte ihm nicht an Intelligenz, und «s hatte einen angenehmen Ausdruck von Offenheit und Gutmütigkeit. Diese Einz«lhtit«n stellte Windmül ler auf d«n ersten Blick fest; Greifen see aber sah nichts als das rosa Feuer des Emir al Omra, d«r, von den Strahlengarben der Brillanten schleif« herabhängend, an der Brust dieser Gestalt mit einer Macht leuch tete, die das el«ltrische Licht in den zweiten Rang stellte. „Sie wünschen mich zu sprechen, wie dieser Herr sagt?" fragte die Dame ruhig und verbindlich, aber doch mit einer gewissen Zurückhal tung. „Mit wem habe ich das Ber chen Angelegenheit hier, Fräulein —- —" b«gann Windmüller mit respekt vollem Gruß, den weder Greifensee zei suchte, ohne Ceremonien anzure den. Es entging eben beiden d«r feine Unterschied, daß de: Detektiv über der Polizei stand. „Wie?" fragte die Dame erstaunt, als Windmüller «ine Pause machte, „Sie wünschen mich in einer peinli wissen nicht einmal, wie ich heiße? Das ist doch sonderbar! Nun. es ist das gar k«in Geheimniß: ich heiße Eurydike Aristides, und der griechisch« Consul wird Ihnen über mich jever „Daran zweifle ich nicht einen Augenblick", erwiderte Windmüller verbindlich. „Wenn Sie in diesem beharren, so werden wir auch sicher lich sehr bald zu einem vollkommenen Einverständniß gelangen. Unsere Namen sind dabei nicht von Belang; es genügt, zu sagen, daß wir Polizei beziehungsweise Kriminalbeamte sind —" er hielt einen Moment ein, aber Fräulein Aristides veränderte weder die Farbe, noch machte sie sonst «in« Bewegung des Schreckens oder Stau nens, und er fuhr leiser fort: „Kurz, es handelt sich um den k-chmuck, den Sie tragen —" „Um den Schmuck?" wiederholte sie erstaunt. „Er ist gestohlen, liebes Fräulein." „O aber —!" machte sie jetzt zurücktretend. „Das ist ja das ist ja ist das wahr? Wirklich? Aber dieser Schmuck ist doch unecht! Wenn der echt wäre ich bitte Sie um Himmels willen der hätte ja> einen ungeheuren Werth!" „Den hat er auch", versetzte Wind müller ernst. „Ich wiederhole es: der Schmuck ist gestohlen, und zwar kei nem geringeren als dem Herrscher di«s«s Landes." „Im Namen des Gesetzes ich »«rhafl« Sie!" rief der Commissar vortretend ein Moment, auf den er schon mit brennendem Eifer und platz« ,d vor Wichtigkeit, gewartet hat te. Aber während die Griechin mit dem klassischen Namen Eurydike nun, einen Schreckensrus ausstoßend, zu rücktrat und unwillkürlich Schutz su chend in die nächst« Zimmerecke flüch tete, intervenirte auch Windmüller schon. „Mein sehr verehrter Herr Com missar", sagte er mit dem verbind lichsten Ton von der Welt, „wenn die Verhaftung des Fräuleins zur Noth wendigkeit werden sollte, woran ich zullben. Sie werden in der Vollmacht, die ich Ihnen vorhin zu zeigen mich beehrte, gelesen haben, daß von mir anzuordnende Verhaftungen durch die Polizei vorzunehmen sind; nicht wahr, wir haben uns in diesem Tenor doch nicht getäuscht?" „Sie sagen, die Person hier trägt einen Schmuck, der des Königs Maje stät von ihr gestohlen worden ist folglich thue ich meine Pflicht, wenn ich sie verhafte", entgegnete der Com missar mit dem bekannten Eigenen der Bornirten. „Nun, wenn Sie durchaus in des Teufels Küche kommen wollen, Herr, dann thun Sie Ihre sogenannte Pflicht", schnob Windmüller den Commissär an, der diesen Ton viel besser begriff, als den der öligen, mit verhaltenen Drohungen gefütterten Verbindlichkeit des berühmten Detek tivs, dessen Ruhm dem Beamten längst ein Dorn im Auge gewesen; er trat brummend und inürrisch zurück. „Erstens", fuhr Windmüller entschie den fort, „erstens habe ich nie behaup tet, daß Fräulein Aristides selbst den Schmuck gestohlen hat ich Pflege immer erst zu behaupten, ich auch beweisen kann und zweitens wol len wir die Dame, solange sie keine Gefangene ist, doch mit mehr Höflich keit behandeln." „Nun, zum Teufel, wenn sie ei nen gestohlenen Schmuck trägt, den sie doch sicher nicht gekauft hat —" Pol terte der Beamte nach Art der Leute, die eine gehabte Niederlage wegbrum men wollen. „Sie kann den Schmuck aber ge schenkt erhalten haben unter der VorgHe. daß er nicht echt ist," fiel Windmüller ein. die Griechin scharf im Augen haltend. blind und dumm sein konnte, das Märchen, daß dies ein Theater schmuck ist. zu glauben! Aber mich hat die Größe irre gemacht und die rosa Farbe des Steins ich wußte gar nicht, daß es solche Edelstein' gibt!" „Balas-Rubin", murmelte Wind müller, den Schmuck in seiner linken Hand betrachtend. „Sehr selten, da her Ihre Unkenntniß wohl verzeihlich, mein Fräulein. ganz von dem greifen. Sie müssen uns schon noch sagen, wer Ihnen diesen Schmuck ge te Fräulein Aristides „lch den Namen nenne, dann liefere ich ja die Person einfach aus. Das wäre ein schlechtes Freundschafts stück —" „Es gibt Augenblicke, mein Fräu lein, wo einem die Haut näher sein sollte als das Hemd", sagte Wind noch Grünschnäbel rein." .Jawohl, ich weiß ob ich'S sage oder nicht es lommt ja schließlich doch heraus", erwiderte di« Griechin, mit sich kämpfend. „Ich vermuthe, Sie werdek mich verhaften müssen, für eine Behörde oder ein« Regierung müller. „Es könnte ja auch sein, daß ich schon weiß, von wem Sie den Schmuck haben. Wollen Sie mir zunächst einmal unter Weglassung die ses Namens genau erzählen, wie es lieh?"^ „Dieses Verfahren versteh« ich nicht!" fiel der Commissar wieder ein. „Es ist ganz gegen j«de Vorschrift und gegen jeden Gebrauch. Ich protestir« im Namen —" Windmüller brachte den Beamten, der wie ein Truthahn in seiner Auf geblasenheit kollert«, diesmal durch ei nen einzigen Blick zum Schweigen, indem er dabei sein Portefeuille mit der darin liegenden Vollmacht hervor zog und ihm gewissermaßen zur Ab lenkung und Auffrischung seines Ge dächtnisse?, wie er's später «rzählt«, hinreichte. Die Gri«chin aber, die durchaus nicht dumm war und im Verständniß dieser stummen Sprache instinktiv fühlte,auf welcher Seite ihre Stütze lag, »rat näher an den Detek tiv heran. „Das ist schnell erzählt", sagte sie. „Ich holt« heut' gegen Abend Balle —° ren?" „Nein. Dazu war es noch zu zei tig —" „Ah ja, pardon! Der Ball hat erst um 9 Uhr begonnen, und «s war so gegen 8 Uhr, als Sie die P«rson „Ja", antwortete Fräulein Aristi des und setzte dann verwundert hinzu: „O ich wollte Ihnen nur recht g«b«n, daß es noch zu früh war, um schon im Kostüm zu sein", erwiderte Windmüller obenhin. „Die die Person war auch noch nicht kostümirt, „Nein. Ich hatte ihr versprochen, ihr beim Anziehen zu helfen, und sie dazu zu mir eingeladen —" „Das war klug von Ihnen, denn dadurch war sie sicher, alles das zu finden, was sie zu ihr«r Toilette brauchte", nickte Windmüller gemüth lich. „Sie hatten sich wahrscheinlich mit der Person verabredet, zusam men hierherzukommen, nicht? Nun ja, unordentlich« weiblich« Wesen wer den nie zur rechten Zeit fertig, weil sie nie die Sachen finden können, die sie zum Ankleiden brauchen. Nun, und als Sie zu der Person ka men?" „Da fand ich sie, ihre Sachen zu> sammensuchend, in ihrem Zimmer," weibliche Geschlecht der Person abzu leugnen, weil sie, wie die meisten Leute, aus denen Windmüller etwas ner gemüthlichen Suggestion einging, ohne «s zu bemerken „Ich half nach irgendeinem Toilettegegenftand fahn den und und fand dabe'. auf dem Bett einen sehr eleganten offenen Ka sten und in dem Kasten den Schmuck, der mir durch s«ine Pracht einen Aus ruf des Erstaunens entlockte. Di« Person erzählte mir, sie hätte ihn ge schenkt bekommen; er wäre aber nicht echt, sondern ein Theaterschmuck, waS mich wohl für «inen Moment ver wunderte, weil man doch für solchen Schmuck nicht so prächtige Etuis macht. Das Etui hatte auch ein Person war, aber als ich ihr's sagte, meint« sie: es wäre schon recht, das Etui wäre alt gekauft, und weil es gerade paßte, für den unechten „Was für die sehr fruchtbare und r«ge Phantasie der Person spricht", warf Windmüll«r verbindlich ein. „Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht, denn «igentlich ging's mich ja auch nichts an", fuhr die Griechin fort, „aber als ich so die Bemerkung wenn er mir gehörte, schön für mein einfaches weißes Kostüm stehen, da erbot sie sich, ihn mir zu borgen, und ich nahm das Anerbieten auch er freut an. Das ist alles, was ich zu sa gen habe, und ob daran", ri«f Windmüller. „Nur müs sen Sie mir noch einige unwesentliche Kragen b«antwork«n, ja? Gern so gar, so besser! Der Kaste^ Toilette gemacht haben?" „Nein, l«ider nicht", erwiderte Fräulein Aristides ohn« Zögern. „Die Person hatte, ehe si» zu mir kam noch einen Gang zu machen, wo hin? Das hat sie mir nicht gesagt,' und ich habe auch nicht danach ge- Taschentuch gewickelt." „Sie sagte nicht, wo sie den Kasten gelassen?" »Nein. Sie sagte nur, sie hätte Ball wieder verlassen, noch ehe er ei „Ja, wenn ich das wußte!" erwi derte die Griechin. „Si«, ich meine die P«rson, ist immer so unbere chenbar. Im Vestibül, als wir in die Garderobe um seelen", worüber ich noch lachen muß te, denn ich theile nicht ihre Verach tung für die Aufrechterhält«! der langte sie dann, ich sollt« den Schmuck wieder ablegen und zurückgeben, vie Freude an dem funkelnden Dinge mich die Rückgabe des Schmuckes ver weigern ließen, denn sonst wäre er vielleicht dem rechtmäßigen Besitzer nicht wieder zurückgegeben word«n. Denn die Person hatte doch sicher lich auch keine Ahnung davon, daß ler. hatte. ' i' denn ein Helles Roth flog über ihre Wangen. Greifense« freute sich über Commissar zuckte ungeduldig die Ach seln: Diese Privatdetektive waren Leute, für die er nichts übrig hatte „Nun, und unter welchem Vorwand verließ di« Person Sie dann?" fragte Windmüller. „O, sie gibt sich mit Verwänden ab, wenn etwas Als „Welches Kostüm trug sie?" „O aber darf ich das sagen? Das ist doch so gut wie den Namen verrathen." „Allerdings. Nun, wir werden sie auch ohne Kostümbeschreibung seh«n, t«". entgegneteWindmüller. „Ich will Sie nun nicht länger von d«m Feste zurückhält«», m«in Fräulein über dies denke ich, sehen wir uns wie der." „Das sollte mich freuen. Sie waren sehr rücksichtsvoll und verstehen so gut, wie man's meint." so besser. Viel Vergnügen, g?s Verhalten." Di« Griechin reichte Windmüller noch einmal die Hand, grüßte sagt d Commiss mit vorschreibt, dem überführten Delin ten Morgen! Ich danke! Und der junge Mann da ist wohl Lehr ling. was? Junger Mann, Sie thun wir leid!" »Bitte lein« Urjache, Herr Com» missär", erwiderte Greifensee lachend. »Ich bin nur Attache beim Auswär'i gen Amt und leider lein Schüler des Herrn Doktors. Ich wollte, ich wär« gescheit genug, um bei ihm die Greifensee." Der Commissar knickte sichtlich zu sammen; sein G«sicht war eine Stu die, bei der«n Anblick Windmüller mit Mühe ein Lachen verbiß. „Es hat halt so jeder Mensch seine Methode, eine Sache anzugreifen", meint« er schmunzelnd. „Ihre Behörde hat merkwürdigerweise Vertrauen zu mir, Herr Commissar. Doch lassen wir das ich will Sie nicht zu überzeugen versuchen, schon weil ich dazu keine Zeit habe. Wollen Sie nun di« Güte haben, den Saal Über tin Petrojewitsch, bittre! Ich habe mit der jungen Person etwas sehr Wich tiges zu besprechen, und es ist mir Meldung zu machen, wenn sie in den Saal zurückkehren sollte, und wohin sie sich nach beendetem Balle begibt. Rapport ist in meine Wohnung zu senden! Ja, und was ich noch sagen wollte: Fräulein Aristides ist unter keinen Umständen polizeilich zu be lästign, sondern unbehelligt zu lassen! Ich sage das nur für den Fall, daß Ihr Gewissen Ihnen, nachdem ich fort bin, doch eine Verhaftung dieser Desto besser! Guten Abend, Herr „Ich stehe zu Ihrem Befehl, Herr Doktor", erwiderte der Attache. „So, der kann nun auch sagen: Weh mir. ich bin erkannt", murmelte Windmüller, als di« Thür sich hin ter ihnen geschlossen. „Sehen Si«, solche Tölpel haben mir schon öfter das ganze Spiel verpfuscht. Das ist «in sogenannter „selbständig denkender Beim Verlassen des BallokalS fand Geheimpolizisten. „Das ist der Vortheil, wenn man für eine Behörde oder iene Regierung in den Weg kommen. Nun, Schulz, was gibt's Neu«s?" wandte er sich an den Mann. „Leider nichts, Herr Doktor", war die Antwort. „Ich bin nur hier für mich haben." „Das ist recht. Uebrigens wußte ich nichts außer dem Gewöhnlichen. Ja, waren Sie es, der den Rappork bei mir abgegeben hat, daß die Stu dentin gegen 8 Uhr Abends mit einer großen blonden Dame das Haus ver lassen hat?" „Ja, H«rr Doktor, das war mein Rapport." „Sie sagen aber darin nicht, wohin sie sich begeben hat." „Herr Doktor, es thut mir leid, aber das weiß ich nicht. Sehen Sie, übrigens «ine gewiss« —" „Ich weiß, wer si« war. Fahren Sie fort." „Das wissen Sie schon, wer das war? Na, dann werden Si« ja wohl fordere, zu reden, dann scheine ich ausnahmsweise die Sache nicht zu wissen, über die Sie sprechen sollen, sü" 2ttso^—" „Nichts für ungut, Herr Doktor; ich bin ja nicht pikirt, sondern be wundere nur. was Sie alleZ wissen", vertheidigte sich der Beamte gutmü thig. „Also, die beiden Damen gin gen zusammen bis zum KarussUlpletz ein; plötzlich drehte sich die Studentin aus der Mariannenstraße um, lief, ohne auf etwas zu hören, was die andere ihre nachrief, wie «in Wi«fel zurück und bog in di« Passage ein, die den Karussellplatz mit der Weber straße verbindet. Ich natürlich ihr nach, aber leider habe ich ein paar kostbare Minuten damit versäumt, festzustellen, welche Nummer das Haus trug, in das die andere hineinging, denn als ich dann die Passage durch jagte, war die aus der Mariannen mehr zu sehen, trotzdem die Wever straße sehr übersichtlich ist und ich auch nicht glaube, daß sie in eines meist in Privatbesitz sind. Auch ob si« eines der Häuser in der Passage be treten, konnte ich nicht feststel len. Ich habe natürlich in jedem ein zelnen nachgefragt, aber man wußte Petrojewitsch." (Fortsetzung folgt.) Fir >lr KLcht. S chwe insripp en in G«» le «. Das Rippenstück wird der Läng« mit Wasser und weißem Essig zu glei ch«n Theilen nrbst Salz klar auSg«- schäumt und mit der Schale einer Ci trone, reichlich ganzem Pfeffer und ewigen Lorbeerblättern gar geiocht. Di« Brühe, die einen stark säuerlichen >md sehr gewürzigen Geschmack hahen muß, wird koch«nd heiß durch ein Haarsieb gegossen, an einen ivarmen Ort gestellt und wenn sie sich gesenkt hat, klar vom Bodensatz aus die in flach« Schalen g«l«gten Rippchen abge gossen. Wenn man will, lassen sich klein« grün« Gurkenscheiben als Un terst« Verzierung leicht in den Schalen r«r Sahne n s a u c e. Zw«i od«r drei Sellerieknollen werden rein gewa schen, in Scherben geschnitten und diese in Salzwasser halb weich gekocht. Dann ber«it«t man eine Sauce aus zwei bis drei Eßlöffeln in 2Vs Unzen Butter ged!inst«t«m M«hl, giebt zwei n«n Eßlöffel fein gehackte Petersilie hinein, läßt darin die aus dem Wasser genommenen und gut abgetropften Sell«riescheib«n vollends weich kochen, schmeckt das Gemüse ab, würzt mit ei nigen Tropfen Maggi-Wiirze und rich tet es an. Rundherum legt man g«- brat«n« Schwein«fltischwürstch«n, Supp« von g«schossenem SZalat. Die schon etwas harten Blättrr und Strünk« von altgeworde n«m Salat wäscht man sauber ab, kocht sie in Salzwasser weich und wiegt sie wie Spinat. In einem Suppentopf hat man Fleischbrühe mit Buttermehl angeschwitzt. Drei Sardellen, eine klein« Zwiebel, etwa noch nöthiges Salz und der Salat w«rd«n hineinge than, so viel heißes Wasser zugegossen, als man etwa Supp« zu haben wünscht, gut durchgekocht, durch ein Sieb gestrichen, mit zwei Dottern ab gerührt und aufgetragen. Semmel» Würfel dazu apart serviren. Kalte russische Fisch» schiissel. Man kann jeden größeren Fisch verwenden, der sich zum Kalt essen eign«!.' In Rußland sind di« Süßwasserfische sehr beliebt hierzu. dann kocht man sie sammt diesen mit «ichlichem Gewürz, Wurzelwert unt» einem kleinen Essigzusatz ab, sie müs sen sehr gut abtropfen. Dann ent fernt man all« Grät«n, legt vi« Stücke in eine Gla4schllssel und garnirt die einzelnen Stücke eventuell mit Krebs- Schwänzen, Mohrrüben (beliebig aus gestochen) und Citroneni'cheibchen, Von der durchgesiebten Fischbrühe macht man einen hellen Aspik, b«i d«m ein Zusatz von 16 bis 20 Tropfeil Mag gi's Würz« pro Quart sehr angebracht ist, und gießt den Aspik, wenn er recht gut ausgekühlt ist, allmählich über den Fisch, der hiervon vollständig bedeckt sein muß. Dazu servirt man extra recht kalten, geriebenen Meerrettich. Span!scheße«ssteats. Man schneid«! tinigt schöne, starke Beefsteaks von Filtt. klopft st« gehörig und drückt den Saft von spanisch«» Zwieb«ln darauf, legt die Scheiben übereinan der und läßt sie bis 1 Stunde ste hen. Dann werden ste mit Pfeffer und Salz bestreut, in Mehl gewendet und auf beiden Seiten in Butter ge braten, wobei st« fl«ißig mit d«i But t«r zu b«gieß«n sind. Der Saft wird, nachdem die Beefsteaks herausgenom men sind, mit etwas Madeira verkocht und über die Beefsteaks gegossen. Man kann diese spanischen Beefsteaks auch von geschabtem Fleisch, also auS deut schen Beefsteaks herstellen. Rettichsalat. Einige frisch«, schwarze oder weiße Rettich« werd«» g«schält, fein gehobelt und gut g«falzen. nach einer Stund« ausgedrückt und mit gehackt«! Zwiebel oder Porre«. Estra gon, Pfeffer, Essig und Oel ange macht. ' t K gut geklopft, mit Salz bestreut, in die Pfanne in kochende Butter gelegt und auf beiden Seiten angebräunt. Dann gießt man zwei Obertassen kochendes Wasser dazu, legt vier bii fünf kleine, geschälte Schalotten in die Brühe und brät die Keule unter fleißigem Begießen fast gar. Kurz vor dem Garwerden fügt man zwei bis drei Eßlöffel Kapern hinzu, lätzt die Brühe damit gut verlochen, schmeckt ab und richtet die nach Be lieben mit etwas in Wasser verquirl tem Kraftmehl seimig gekochte Sau« neben dem Braten an. Gingerbrot mit Chotola deglasur. Man zerrühre einen Theelöffel voll Ingwer, einen Theelöf fel voll Zimmet und einen halb«» Thee löffel voll Nelk«n in ein«r Tass« mit dunkl«r Molasse. Ein Theelöffel voll Backsoda wird in ein wenig heißem Wasser aufgelöst und zu einer Tasse schwarzem Kaffee gegeben. Eine Tasse Butter und dreiviertel Tassen Zucker werden nach und nach drei Eier ge die Molasse, den Kaffee und drei Tas sen Mehl hinzu. Das Brot wird in zwei Blechen 40 bis 60 Minute» in Man lege die Brot« mit der unteren Äit« nach oben und begieß« sie mit kokender Glasur: