Die stumme Gräfin. unabhängig? -- Man wüßte es nicht. Jeden Mittag «rschien sie, etwas verspätet, mit leisem, hastendem Schritt an der Table d'hote des gro ßen Kurhaushotels, dessen Front nach dem blauschimmernden See und dessen Rückwand nach den schwarz dunkeln Tannen und den dreisten Saal. sprechen zu bringen. Rechtsanwalt aus Berlin W. gegen über. Es war ein bildschöner Mensch Es hatte noch keinen Menschen ge geben, der angesichts dieser Kostbar keiten nicht gesagt hätte: „Was haben Sie da für wundervolle Steine, gnä traute sie wie auf einen Schlüssel, der alle Thore erschließt. Aber merkwürdig! Die stumme wie vorher das Parmav-ilch-n, und vor dem Nachtisch stand sie auf wie immer und verließ mit dem sonst. Der Hotelwirth aber rieb sich trotz dem die Hände. Gestern Abend war ein Rittmeister wohl nicht umhin können, ein Wort der Höflichleit zu wechseln. Der Ritt meister schien ganz die geeignete Per schein gekommen wären. Trotzdem ließ sich der Rittmeister nicht so ohne w«iter«s „werfen". Als so kurz und bestimmt —, daß eine jähe Röthe über das Gesicht des Ritt- Als der Nachtisch kam, stand die Gräfin wie immer auf und verließ Nun strich der Hotelwirth die Se gel. Er beschloß, künftig nur noch lichkeit des stummen Gastes nicht so ins Gewicht fallen würde. Und so mußte sich di« Gräfin gefallen ch«ns, bald das wohlgefüllte Gesicht eines reisenden Kaufherrn, und an der« Typen mehr in buntem Wechsel sich gegenüber zu sehen. Vollbart und klaren, sqarsen Augen. Mensch«», die Auffassung für das Charakteristische der verschiedenen Be rufsarten haben, hätten ihn unbedingt sor oder einen Universitätskliniker aus Berlin haltcn müssen. Das stimmte denn auch so unge- und zugleich als Dozent für innere Medizin thätig. Das Hotelpersonal nannte ihn „Herr Doktor". Bige Linie, zu der dann etwas be sonders Charakteristisches tritt." Dies „besonders Charakteristische" Als der Fremde seinen Platz ein- td' s Bl ck t« G«stalt haften, di« in unmittelbarer Nähe der Gräfin saß: ein volles, bartloses Gesicht mit römischer Nase, ein Gesicht, von dem man nicht den oder einem Schauspieler ge hört«. Es paßte aber beides nicht. Der Herr war ein Kunsthändler aus durch sein« vortrefflichen Farbenpho tographien in der Welt Aufsehen machte. Diesen Herrn redete der Doktor an. Und wld flog das Ge spräch so lebendig hin und her, alle flössen. " Der Doktor «rschien jetzt alle Tage I bei Tisch sehr pünkt.. Wenn er kam, so sah man seiner Erschei xelt war. Die mit dem Kunst einander Spazierengehen, d. h. nicht sehr weit. Der Kunsthändler war Kurgast? seine wohlbeleibte Gestalt be trieb nur vorschriftsmäßige Terrain schaft als Arzt einmal die Art kriti- Jhrer Kur entsprechend, zum min destens lieber «inen leichten Mosel t'.inken." die gewohnt sind, immer einen ge wissen Einfluß auf ihre Umgebung auszuüben. fing sogar an, sich programmäßig zu vertheidigen, so, als ob das über haupt nothwendig sei! Er sprach von gen entdeckte, es einmal aller Tra dition zum Trotz mit dem „Jus" probirt. Weintrinken an der ganzen Tisch- Hälfte. Der Doktor vertrat die An sicht, daß der moderne Mensch von wirklich jeden Menschen für mind«r werthig, i. r nicht den Muth der freien Opposition besitzt?" Doktor?" dürftigen Organismus ander« Stoffe vielleicht zuträglicher sind." „Und das Kind —" fragte die wies. Der Arzt sah lächelnd über die Klein« hin. „Das Kind thut unter allen Umständen gut, wenn es ganz Gedeck"" vor ihrem interessant gewesen bemerkte es der Arzt. Ganz zufällig haftete sein Blick auf dem gelben Henkel, während sprach. s' Hutrand hin und her dann redete „Frau Gräfin haben sich aIS Auslän verirrt?"^ die etwas ungemein Eigenes und Ge winnendes hatte. Als der Nachtisch stand sie ^em Herbstlicht blühten. „ In welchen Jahren-waren Sie eigentlich in Rom? fragte der Dok tor einmal. „Und Ihr Herr Gemahl ist noch Büfett her klirrten die Teller. Man ihr gegcnüber e» oerstehen konnte: bin seit zwei Jahren geschie droht. Kindheit verlebt und daß er die Bildniß des verstorbenen Papstes. Sie sei in London verpackt gewesen, kend auf der Tafel inden. Und plötzlich hatte er di« Empfin dung, daß da ihm gegenüber auch eine blasse Theerose stand, die weit ganz weit ihre Blätter vor ihm geöffnet hatte. Und er sah in den Kelch hinein mitten hinein ganz tief und er sah eine Frauen seele, die sich ihm entgegentrug die bereit war, für eine große Liebe alles zu opfern. Es erschütterte ihn. Eine große Schwere ging durch seinen Körper. Langsam nahm er «in feinesStäub chen, das sich auf seinen dunkeln Tuchärmel verirrt hatte. Und dann kehrte plötzlich ein be sonnener Ausdruck in sein Gesicht zu rück die Klarheit des Menschen, der das Nothwendig« erkennt und den kraftvollen Willen hat, es durchzu führen. „Ostpreußen ist gar nicht so häß lich, wie Sie meinen, Frau Gräfin," nigstens wie ich in der schönen und glücklichen Lage ist, ein sehr liebes Frauenherz dort zu wissen, mit dem man seit fünf Monaten verlobt ist glauben Sie mir, dem erscheint Ost- Er hatte ruhig und fest gesprochen etwa wie jemand, der eine Höhe erreicht hat und nun dem Nachkom menden milde die Hand bietet, um „Wie helf' ich ihr", dachte er ange- Di« Gräfin sagte kein Wort. Der Hutrand hatte sich über ihr Gesicht gesenkt. Sie sah lang« auf ihren Teller. schmalen Streifen schälte sie mit dem feinen Messer schweigsam im Kreise herum. Der Arzt sah ihr zu, und ihm kam die Empfindung, als ob diese Da kam das Messer an eine wurm stichige Stell«; die Schale brach jäh ab. Pen: I— zu einem Hochzeitskleid reicht's nicht, sehen Sie ich werde nicht dab«i sein," sagte sie, an einen alten Volksaberglauben an knüpfend, und das wehe Lä cheln kämpfte noch imm«r in ihrem Gesicht. Der Doktor sah es und hatte die Empfindung, als könne dieses Lä cheln gleich in ein erschütterndes Wei nen .mschlagen. Mitleid durchrüttelt« ihn. Er hatte das Bedürfniß, ihr ir gend etwas zulieb« thun zu müssen Er nahm die Frucht, die sorg sam geschält auf seinem Teller lag, und reichte sic ihr über den Tisch: „Darf ich Ihnen vielleicht meine Orange anbieten?" So thöricht war's! Und die Frau streckte die Hand aus danken un>, ohne ein Wort. Aber sie zertheilte sie und aß sie ganz auf Stück für Stück wie ein gehorsa mes Kind. Es war, als ob sie etwas sehr Kostbares äße etwas, das sie gewiß nie in ihrem Leben wieder essen würde, oder als wolle sie ihm zei gen: alles, was von dir kommt, ist mir werth. Da sbanl, mai. auf.- Der Doktor kam um das Tischende herum. Mit einem 112 incn, bittenden Blick bot er ihr die Hand: „Verzei hen Sic, daß ich Ihnen schon heut Lebewohl sagen muß. Ich mache mor gen über Mittag einen weiten Aus flug in die Berge und weiß nicht, ob ich noch Gelegenheit haben werde, sie zu sehen." Sie fand ihn einen Augenblick lang grausam. . . Ihre eiskalten Finger legten sich eine Sekunde lang in die seinigen: „Adieu", sagt« sie nur. des und ging stumm aus dem Saal. War das nun der Abschied? Der Platz des Doktors war am folgenden Mittag leer. . . Die Grä fin sah nicht rechts noch links. . . Der Hutrand lag verschattend über ihrem Gesicht. Erst ganz verspätet kam ein blas ser, eckiger Student, setzte sich auf des Doktors Platz und entschul digt« sich umständlich bei seinen Nach barn wegen seines verspäteten Zuges und seiner bestaubten Manschetten ränd^er. Als sie nach aufgehooener Tafel durch d«n Gart«n ging, begegnete sie ihm plötzlich —: groß und ruhig, aufrecht und schnell kam er durch die herbstlichen Sträucher. Er kam mit der selbstverständlichen Feinfühligkeit des Menschenfreundes und Arztes, der die Seele fühlen." Und ganz selbstverständlich blieb sie vor ihm stehen, hob die Augen und sah ihn an. sanft und fest. „Frau Gräfin", sagte er, „Sie müssei. sich noch recht, recht erholen. Sie müssen noch viel für sich ganze Gestalt zittertet „Wie sollt' ich!" sagte sie leise. „Ich ! —> Da umspannte er die beiden Hände mit starkem Druck: „Frau Gräfin", sagte er, „an jeden Menschen treten Zweifel und Kämpfe heran früher oder später keinem einzigen von uns bkibt das erspart. Und sehen Sie", seine Stimme ward seltsam weich „selbst für die. denen es vergönnt wird, eine Weile lang in zugehen. selbst für die bleibt es doch immer nur ein menschlich be grenztes. ich möchte sagen ein geliehe nes Glück, das auch sie bereit sein wieder dem Lenker aller Geschicke zu rückzugeben —! Verstehen Sie das —?" .Ja", sagte sich Allerbestes.^'Und^Sie" haben' Ihr Kind, Frau Gräfin. . . Wer Mutter ist, der ist gottgesegnet! . . . Das „Kind" ist doch schließlich die Ender füllung aller menschlichen Ziele und Wünsche. Leben Sie Ihrem Kinde! Ich weiß viele die Sie um viel! muß selber ein ganzer und starker Mensch sein. Einer, der über die eigenen, kleinen Interessen hinauswächst! Einer, der sein eige nes Wesen verklärt und erzieht, um es vervollkommnet weiterzugeben. . ." Seine Augen lagen auf ihrem Gesicht: „Können Sie das? Wollen Sie das? Woll«n Sie's mir in dieser lieben Stunde — Eine Pause trat ein. . . Dann kam ihre Stimme durch die große Stelle. „Ja", sagte sie leise und feier lich. Da nahm «r ihre beiden Hände und küßte sie . . . Eine Wolke stand über dem Garten, als er ging, und verschaltet« alle Ro sen. . . Schwere Tropfen fielen auf den Weg. . . » « « Die Gräfin sprach über Tisch mit niemandem. Nicht mit d«m Kunst händler und auch nicht mit dem Su perintendenten, der seit gestern ange kommen war und ihr gegenüber saß. Sie sprach nur mit dem Kinde an ihrer Seite. Und das Kind lachte und bekam leuchtende Augen. Es strahlte etwa! Wunderbares zurrück aus diesen Au gen in die Augen der jungen, blassen Mutter. Da faßte sie verstohlen unter dem Tischtuch nach der kleinen, feinen Hand. . . . Sie wollte ihm ihr Versprechen hal ten, ach ja sie wollte es, täglich ganz fest. . . Richt«r: Sind Si« auch ganz sicher, Zeug«, daß das Datum, an d«m die G«schichte passierte, wiklich der 17. war? Zeuge: Ganz bestimmt, H«rr Ge richtshof. „Wenn Sie diese Thatfache mit sol cher Bestimmtheit behaupten, müssu, Sie doch einen sicheren Anhaltspunkt haben. Woher also bedenken Sie, daß Sie unter Ihrem Eide aussagen! wohcr also, wissen Sie so genau, daß es gerade der 17. war?" . „W«il d«r Tag vorher —" " Seien Sie vorsichtig bei dem, was Sie jetzt sagen wollen! Nun, fahren Sie fort." „ „W«il d«r Tag vorh«r der 16. und der Tag nachher der 18. war." " Die Frau ist ganz in ihre Uebung vertieft: „Aber Paul," erwiderte sie, „daß du so gar nichts von Musik ver- Moritz Glücklich hat zwei Lost d:r zwanzigtauscnd Mark aewinnt? Ist ja «in fabelhaftes Glück!" „ „Gluck nennst du das?"" repli ziert der andere mit trauriger Miene. gebissen." Im Zeichen der Zeit. bestraft werden soll): „Ach, Vati, lassen?" AlleS da. In manchem Hotel hat man alles hübsch beisammen und Portion der Welt, über die man 'taunen kann, dew«ndern kann man die schwindende Höh« der Rechnung und weiden kann man sich an dem Anblick der anderen Hereingefal lenen." Herr: „Ich will Ihnen, gnädige» Fräulein, eine Jagdgeschichte erzählen, die mir pasiirt ist —" Dame: „O bitte, sparen Sie sich » die Müh«. Ich kenne nämlich alle Jagdgeschichten, da mein Vater selbst .Donnerwetter, mit 50 Jahrei» spniigen Sie noch 2 Meter hoch? Wi« .Ganz allmählich. Mit >/? Meter habe ich angefangen und vonTag zu Tag di« Sprungschnur 1-6 Millime ter höher gestellt —- 2. „Genau 1-6 Millimeter? Das läßt sich ja gar nicht machen?" „Doch, die Sprungständer waren ja Zwillinge. Vor 26 Jahren sind sie Meter hoch gewesen, und jetzt messen sie 2 Meter. Also das Jahr mit 360 Zagen berechnet, müssen sie, um in 25 Jahren die Läng? von I.SO Meter zu wachsen, täglich 1-6 Millimeter höher Ein Ehrenmann. Haus« Herr (der einen Spitzbuben, welcher eben seinen Geldschrank erbreche» wollte, bei der Arbeit gestört hat): „Da hat der Lump wahrhaftig ein Paar silberne Leuchter zurückgelassen, die er anderswo gestohlen hat . . las sen mern' laufen!" Sie: „Denkst Du noch, als Du mich batest, ich soll das «ine Wort sa gen, das Dich glücklich machen sollt« fllr's ganze Leben?" E r: „Ja es war aber nicht da» richtige Wort." Mißverständnis Herr: „Sie wollen meine Tochter heirathen und sind Beamter?" Bewerber: „Ja." Herr: „Können Sie denn mit dem, Verrathen. „Mein Mann