Eiu unbt»achter Augenblick. D«r zweite Akt des gewaltigen Ringens zwischen Deutschland und Frankreich hatte begonnen. Nach der Vernichwkz des Kaiserreiches bei Se idan hatten die deutschen Truppen Paris mit eisernen Armen umklam mert. Auch unser Regiment hatte anfäng lich seinen Platz in der Einschlie- Kungslinie erhalten. Einige Meilen dahinter waren groß- Armeemagazi ne angelegt worden, deren Schutz sich nm so umfangreicher gestalten muß te, als die französische Republik mit ftaunenswerther Thatkraft neue Ar meen aus der Erd« dann schneidigen Waffe d«b Volkskri«ges gegriffen hatte. Das heutige Völkerrecht begrenzt den Kampf aus die beiderseitigen Pen abgesehen auch des Eigen thums gewährleistet. Als Gegenlei stung ist ihm dafür die Pflicht zum Unterlassen j«d«r feindseligen Hand lung gegen die Streitkräfte d«S Geg ners auferlegt. Dieses Gebot der Menschlichkeit sollt« nunmehr außer Kurs gesetzt werden. Di: Franzosen hatten einstmals die surchtbaren Wir ins Kraut. Alle Schichten oder Feldarbeit». Ab«r schließlich Spitz doch gegen das eigene Fleisch und Blut. Das lichtscheue Treib«» der Freischärler brachte der deutschen ein. Wer selbst den Rechtsboden verläßt und sich zum gemeinen Mör der st«mpelt, muß sich die schärfst« Abwehr gefallen lassen. Der mit der Flinte in der Hand betroffene Land dracht, der Schauplatz eines meuchle rischen Ueberfalles Dorf oder Stadt in einen rauchenden Trüm merhaufen verwandelt. Grade das siir di« Norbs«ite von Paris in einem reizend gelegenen Rennplatze errichtete rmee - Maga zin befcnt sich in einer besznders ge fährdeten Lage. Meilenweite Wäl der mit undurchdringlichem Unterholz Schlupfwinkel dar. Nicht dernde Erfolge verschafften außerd«in den Banden bedeutenden Zuzug. tze d«s Armeemagazins ehörte auch unser Regiment. Innerhalb eines ausgedehnten Landstriches sollte jedes Bataillon nebst einigen zugetheilten Kavallerie-Schwadronen Ruhe und Ordnung schaffen. Der lange Marsch nach unserem Bestimmungsorte, in strömendem Regen durch unübersicht liches Gelände über Dorfbarrikaden und Waldverhaue hinweg, gestaltete sich zu einer d«r größten Anstren gungen des ganzen Feldzuges. Erst kurz vor dem Ziel, von dem letzten die des Bataillons- zahl Bürger die unfrei willige Gastfreundschaft nicht vor dem ! bitteren Los« »er gesicherten Unter bringung als Geisel in einem wohl- Umgegend. Ein hoh«r Bahndamm schloß die westlich« Schmalseite der Stadt ab. Unmittelbar dahinter be gann eine m«ilenl>inge Waldzone, wel ch« bish«r schon den Hauptschlupf nnnlel der Freischärlerbanden gebil nmren also keineswegs auf Rosen g halten. Nicht, daß sie sich ihrer Ver- Jm Gegentheil, sie halte lediglich de wge. denn di/ schweren rindsledernen Marschstief«! und das verblichene Dienströcklein waren natürlich mit ein«s Leutnants eben noch Platz bie ten Gitterthor des Grundstückes führt« ten Rasenplatz. An der Thür- Ueberrascht blieb der Leutnant ste hen. Der Feldzug hatte ihn des An blicks junger Damen entwöhnt. Und detem Anstand ihrer Mutter die Hand küssen? Und ein so fließendes, ka,m noch den Ausländer verrathendes Schönheit und Annn'th begeisterten Mädchenknospe!? ! zu ihrem Leichtsinn verlockte, mit der sie sich ruhig außerhalb der Posten- linie ins Quartier gelegt hatte, i Schweren Herzen sie nun ixn Tornister packen. Unser junger Of fizier aber fand die Trennung zu schwer. Noch ein« geraume Weile ! später, bei der Meldung an den Ba- I taillons-Kominandeur, war er so in Unsere Lage gestalkte sich übrigens, oon Tag zu Tag schwieriger. Zwar nicht im Städtchen selbst, wo di ver schiedenartigen kleinen Dienstleistung gen aus der Oberfläche sogar herzli ches Verhältniß geschaffei. hatten. Aber die Vorräthe der näheren Um- Franktireurs wurden immer dreister und zuchtloser. Den schwersten Stand hatte die Kavauerie. Nicht Mann und Pferd auf Nimmerwie dersehen. Blutige Vergeltung wurde geübt, als einmal zwei heimtückisch abgeschlachtete Opfer mit durchschnit tener Kehle zu Spott und Hohn quer über n Weg gelegt aufgefunden wurden. Aber das Niederbrennen der Ortschaften und das Aufknüpfen der ergriffenen Mordgesellen hals nur vorübergehend. Der Fanatismus der entflammt. Die Gegensätze ziehen sich an. In mitten der Wirrnisse und Schrecken des Krieges wuchs und gedieh das zarte Pflanzchen Liebe. Freilich ei genartig war ihr Nährboden, eigenar tig gestaltete sich auch ihr Wachsthum. Der junge Offizier hatte bisher in ab? An Vorwänden war doch kein hende Gefahren. Der Pöbel^kühlt« Freude und morgen kühle Abweisung, Verlegenheit und Bestürzung. Wie oft nahm er eilig getrocknete Thränen wahr, wie oft zog unwillkürlich die Mutter ihre Tochter an sich, als woll te sie diese vor dem bittersten Feind« schützen! Mühselig schleppte sich beiden Vollblutpferde an der Hand des Reitknechts auf dem Vorplatze den vornehmen Grundbesitzer der Hin ten! Schnell gefaßt übernahm in deß die Mutter die Vorstellung. Der Besuch war «in naher Verwandter füllung feiner geheimen? freilich aus die W ederkehr des Friedens verscho benen Hoffnungen. Liebe macht nehmung nicht «ntgang«n, daß d«r Franzose, trotz aller heiklen Klippen, die Unterhaltung mit Vorließ aus Wie sich schließlich daZ Ossizi«r hielt? Die Blume d:r Romantil blüht zu selten im Kriege, als daß begreiflicherweise gefährdete Si cherheit allr seiner Untergebenen. Mit gutem Gewiss«,, aber konnte unser jun- wi«d«r einmal über die Maßen dreist gemacht. Dieses Mal aber hatte die Kavallerie ihrenSchlups hvfe inmitten der dichtesten Waldung aufgc, bert. Zur Aufhebung des Raubgesindels sollte mit allen v«r meidlich: Anwesenheit des französi schen Hausfreundes in hellen Unmuth. Die besonders hochgradige Bestürzung Finsterniß lag in der mond scheinlosen Nacht über dem Städt chen. Du beiden Leute des Doppel postens an der Straßen-Unt«rführung der Eisenbahn hatten sich die im Feld zuge zur Vertreibung der Müdigkeit erlaubte Pfeife angebrannt und einen prüfenden Blick in die dunklen Wald wege cor sich geworfen. Aber das leise Rauschen des Wind«s in den Baumwipfeln war der einzige Laut in der friedlichen Stille. Da ertönt plötzlich in unmittelbarer Nähe ein leiser Piff. Noch ehe das Gewehr von der Schulter kam, sieht sich der Posten von einer Anzahl wie aus dem Boden gestampfter Gestalten umringt. Mit Blitzesschnell« sind beide Soldaten überwältigt und nie dergestochen. Immer mehr Gestalten tauchen auf, aber geräuschlos wie geschulte Einbrecher schleichen sie durch das schmale Durchlaßthor. Der Po sten vor der Wache dahinter sieht eine dunkle sich heranwälzende Masse. Ein eiliger Schuß aufs Gerathewohl alarmirt wohl die überraschte Nacht mannschaft. Aber ehe sie ins Gewehr treten kann, ist di« Wachtstubenthiir blockirt. Ein kurzes prasselndes Feuer und die Mannschaft wälzt sich in ihrem Blute. Wie auf ein verabred't«s Signal erlöschen die auf deutschen Befehl während d«r ganzen 5 acht brennenden Straßenlaternen. Kein Lichtschein flammt in den Häusern, doch hinter bewaffnete Gestalten. Woher stam- Waffen hatte doch nur stete Jagdflinten zutage gefördert. Vor dem Lärm d«r Schüsse hat der Soldat im Kriege einen leisen Schlaf. Ein Ho?:.ist läßt gellend di« Töne des Alarmsignals erschallen. Aber beim Erwachen erkennt mancher Sol dat entsetzt vor seiner Lagerstätte die Gestalt seines Hauswirths, der ihm noch gestern Abend gleißnerisch eine geruhsame Nacht gewünscht hatte, mit dem Mordstrahl in der Hand. Wenn aber der Ausgang ins Freie glückt, verblute' c- unter den meuchlerisch«» Schüssen der Hausbe wohner auS den Fenstern oder er fällt in di« Hände d«r herbeigeeilten Freischärler. Sammelplatz der Kompagnie am Rathhaus zu Aber schon wälzt sich der gewaltige Haufen der Anstürmenden heran. Jeder offene Widerstand wäre Wahnwitz. Schnell ist daher das RathhauS erreicht, die Thüre verrammelt und di« nächsten Fenster besetzt. Von allen Seiten wird das Gebäude umstellt und ein Hagel von Geschossen prasselt gegen die undurchdringlichen Mauern. Dann ruft die Nutzlosigkeit des Feuerns was ist das?! Aus der Rückseite des Rathhauses dringen mächtige Rauch wollen heraus, eine helleuchtende Flamm« lodert zum Himmel empor Der teuflisch: Plan der "usräuche- Gegen Mittag lehrt, das Bataillon Marschkolonne durchlaufender Schrei des Entsetzens entreißt ihn seinen Träumereien. ?:r Posten vor der Eisenbahn liegt in seinem Blute. Entsetzt gibt der Major seinem Pfer de die Sporen. Wie ausgestorben Gefallenen geben die erschütternde Ge wißheit. Gerade die Fehljagd hatte die Gelegenheit v«rr.,chtenden Sprunge auf die Beut« gegeben. Die Bestie hatte nach Raubthierart ge haust. Mordnacht gaben die wenigen gerette ten Soldat«» Auskunft. Gleich nach Beendigung d-Z blutigen Gcmetzels waren die Banden abgezogen. Star res Entsetzen war bei der Bürger schaft auf den Blutrausch gefolgt. Keine Hand hatte sich gerührt. Noch lagen unsere braven Kameriden an der Stelle, wo sie ihre Treue gegen das Vaterland mit dem Tode besie gelt hatten. Selbst der Brand am Rathhaus war nur aus Mangel an Nahrung erloschen. Der Bürgermei ster wir mit den Spießgesellen der Freischärler über alle Berge. Wie aber erschrak unser jugendli cher Leutnant vor der unumstößlichen Gewißheit, daß an der Spitze der Mordbrenner der französische Freund und Beschützer seiner Damen gestan den hatte. Gerade den Hauptmann hatte toeser mit einer Kugel auS sei nem Revolver mitten im letzten hel denmüthigen Kampfe niedergestreckt. Entgeistert eilte der Offizier nach der Villa am Walde. Das Haus war leer. Mit einem markerschütternden Schrei war er nach den Berichten sei nes treuen, ihm angstvoll gefolgten Burschen auf der Thürschwelle nieder gesunken. Und nun das Ende vom Liede. Die für unsere Unterkunft unentbehr liche Stadt kam glimpflich genug mit einer hohen Geldbuße davon. Mit innerer Genugthuung knallten unser« Mannschaften eine Anzahl beim näch sten Streifzuge ergriffener Th'ilneh mer an d«m G«m«tzel nieder. Die beiden Französinnen blieben verschollen. Ihr heimtückischer Lands- Belfort den Tod. Unseren armen Freund aber warf ein hitziges Fieber auf das Krankenlager. Unaufhörlich klagte er sich in wilden Phantasien des Verraths seiner Kameraden an. Erst kurz vor Beendigung des Feld zuges konnte er zwar als geheilt, ab«r dienstunfähig in seine H«imath ent lassen lverd«n. . . Nach einer langen Reihe von Dienstjahren brachte mich d«r Zufall während der Herbstübungen auf sein «lterliches Gut ins Quartier. Die ge flissentlich« Liebenswürdigkeit der Aufnahme konnte nicht über die schwere auf dem Hause lagernde Wol ke hinwegtäuschen. Verwünschte Neugierde, die mich schließlich zu der Frage nach dem Schicksal des Sohnes trieb! Schweigend führte mich der Vat«r an das S«itenf«nster seines Arbeitszimmers. In dem entlegenen Theil des Gartens ging eine gebeugte Gestalt mit müdem Schritt auf und nieder. Bei einer Wendung des We ges sah ich in «in paar wohlbekannte Augen, in denen alles geistige Licht erloschen war. Erschüttert wendete ich mich ah. Zur Mutter. Das Diakoni ist überfüllt. Kein Bett ist mehr frei und noch immer laufen neue Anmeldungen ein. Im Bureauzimmer sitzt die Oberin, ein- würdevolle, glattgescheitelte Da me, mit heißen B«uen über der Ar beit. ihr gegenüber am Pult ebenso emsig die Oberschwester. Da wird, ohne daß angeklopft wä re, leise die Thür geöffnet, und her ein drückt sich zaghaft ein ärmlich ge kleidetes Kind, das stumm an der Wand stehen bleibt. „Was willst du. fragt Schwester Renate, unwillig über ihre Brille hin wegsebend, denn sie wird jetzt zum dritten Male beim Zusammenzählen gestört." „Ich will zu zu Mut ter." „Heut ist keine Sprechstunde", sagt die Overin, die nie eine Ausnahme macht, streng, ohne von ihrem Brief aufzusehen. „Komm morgen „Ich kann es aber aber nicht mehr aushalten", antwortet das kleine Mädchen, und seine Lippen fangen an zu zucken. Die Oberin hart geworden im Lauf- der Jahre - runzelt schwei gend die Stirn und schreibt weiter, denn für sie ist der Fall erledigt Schwester Renate aber rückt unruhig ein zu weich-S Herz und das kleine, blasse Ding da mit den gro ßen, unschuldigen Kinderaugen ist 112» lieb. „Wie heißt du denn?" Die Kleine murmelt «inen Namen, den man aber nicht deutlich verstehen kann, weil sie plötzlich in bitterliche« Weinen ausbricht. Ach, Fräulein biile, bitte" telstunde. Hörst du?" räuspert -- läßt sie davon abste früh verblühtes, resignirtes Gesicht huscht, nickt sie dem Kinde zu und In blinder Hast als könne man eS wieder zurückrufen aber «s in jedem Arm ein großes Pa cket trägt, erreicht das kleine Greth chen den Gang, wo es zwei eilig vor- „Wo willst du denn hin? Heute ist ja gar keine Sprechstunde." .Zu Mutter!" lacht das Kind über das ganze Gesicht. „Ich darf! Das Fräulein hat's gesagt." „Welches Fräulein?" „Das gute da unten." Die Schwestern wissen sofort Be scheid. Schwester Renate ist der gute Engel im Haus. „So. Wie heißt denn deine Mut ter?" „Frau Krause " Die beiden Schwestern wechseln ei nen raschen, erschrockenen BliS. „Krause? Wo wohnt ihr denn?" „Am Graben." „Und seit wann ist die Mutter denn hier?" „Seit gestern. Wo ist sie denn? hübsche mit den schwarzen, ernsten Augen, am Aermel. an der Wand steht. „Noch nicht" „Sie schläft wohl?" fragt das Kind flüsternd. Die hübsche Schwestern nickt. „Wie heißt du denn?" „Was hast du denn da im Arm, Grethchen? Zeig' doch mal." Da setzt das Kind behutsam die chanisch. „Und was ist in dem an dern?" Nun strahlt das Kind aber. Ue berglücklich. „Der Vogel!" Und aus dem Papier kommt ein Holzbauer her- ihr'was vorigen Muttern." wendet sich um, als habe sie unten auf der Treppe etwas Wichtiges zu se hen. Schwester Johanna aber auf ihren Schoß. Und sie küßt es und herzt es wie eine Mutter in überquellender Zärtlichkeit. .Ob sie jetzt ausgeschlafen der Vater jetzt ist." Der Vater?? Das Kind macht große, verwunderte Augen. Weiß gleich. Erst sag' mir aber nur noch vu liebes Kleines wie wie alt das Mätzchen wohl ist, und wo sten frißt." Die neue Krankheit. Professor (zum verbummelten Stu entzllndung. Vorschlag. Gauner: „Don nerwetter, da hab' ich das werthvollste setzen wir ein Inserat in's Blatt: Der Gegenseitig. „Herr Maier ist wohl zu sprechen?" „Bedaure, der Herr ist ausgegan gen." „Nicht möglich ich habe ihn doch soeben am Fenster gesehen!" „Ja aber «r hat Sie eben auch gesehen." Eine gute Seele. „Ja kob Friedfertig hat mich gebeten, ihm hundert Mark zu leihen." „Nun, thue es doch, du würdest mir einen persönlichen Gefallen damit thun." „Dir einen p«rfönlich«n Gefallen?" „Nun ja. Wenn du «s ihm nicht borgst, wird er zu mir darum kom men!" nm Sie mir sag«n —" Dienstmann: „Das LeihauS ist hier das zweit« Haus von der Eck«." Käthe derblüth«. „Dies«r Berg, meine Herren, ist eine wahre Fundgrube für die Wissenschaft!" Neue Sorge. Lebemann: „Höchst unangenehm! Kaum hat man sein Auto zur Hälft« abg«zahlt, kommt das lenkbare Luftschiff daher!" Tobak. Hauptmann der Bürger garde: Hat vielleicht gor der Feind von uns Fahnen od«r Waff«n er obert? Leutnant: Nee, viel schlim mer, die Lutxrsch haben uns 's Faß Bier und de Würschte erbeutet! „Sage mir, Oskar, wo hast Du denn den Rock gekauft?" habe." „Ach, darum sagte Meier auch, er säße mir wie angegossen." Anerkennung. Sachse (in den Alpen): „D' reenste Sächs'sch« Schweiz!" Kindliche Frag«. Der kl«in« Paul (Sohn eines Zahnarztes): Papa, haben di« dummen Menschen auch Weisheitszähne? „So? Welche denn?" „Er führt im letzten Akt ein Pferd üb!': die Bübne!-