Jehde. >»man vo» >. ». itli«cko»stn>n». (6. Fortsehnn?.) Im Walde war'S traumhaft still. Die Sonne brütete auf den rothstäm mtgen Kiefern, und der warme har zig« Duft hatte etwa« Berauschendes. Welt und breit keine Menschenfeele. Nachts geht's hier um, erllärte Urta ernsthaft. Da ist es gar nicht geheuer. Die Seelen der Ertrunke- Jhm ging es durch den Sinn, daß ei auch bei Heller MittagSgluth nicht geheuer sein mochte, hier im solch« Ammenmärchen? Gewiß. Es gibt böse und gute Geister und schlimme und heilige Nacht«, in denen sie sich den Menschen bemerkbar machen dürfen. Daran lch nicht. Ach Sie sind so ein aufgeklärter Besserwisser! Bielleicht glauben Sie such nicht einmal an Zauber und Hexerei? Doch! an Zauber glaube ich. Nun, das ist doch wenigstens ein Zug«ständniß. Gewiß haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, Mondnacht zwischen zwölf und eins vor der Kirchihür vergräbt. Und wenn die Milch von den Kühen plötz lich blitzblau wird Sein tolles Lachen unterbrach sie. Ja, an welchen Zauber glalben Sie denn? fragte Urta halb ärgerlich. Sie lachen mich aus. über seine eigenen Worte verlegen und fuhr hastig fort: Gnädig« Frau, Sie sind doch in einem modernen Töchier liche stets die natürlichsten Erklärun gen gibt. Gewiß. Ich habe langathmige Borträge über Psychophysik und di« die Luft schlagend. Aber darauf pfeif ich. Deswegen gibt es trotzdem für mich Spuk und Geister. Er amüsirte sich über diese sonder bare Mischung von modernen Kennt von ihnen mochte von seinem Stand punkt einen Schritt abgehen auf die Höhe der Dünen, wo der Wald vor ihnen lag. Da verstummten sie und setzten sich zwischen Ginster und Stranddisteln in eine Sandmuld«. Lange Zeit hindurch redeten sie nicht, und als es dann doch wieder ge vergangen ist! Halb Sechs, meine Sie hasteten durch den Wald zurück. ES fand sich indessen, daß Siewerts Bootsleute die Geduld «rloren hatten und schon um Fünf auf eigene Hand Fleck kommen konnten. Siewert erschrak im ersten Augen blick. Von den hiesigen Booten war keines zu Hause, das er etwa hätte brauchen können. Nun sah er sich ge zwungen, die Nacht auszubleiben, und der Himmel mochte wissen, was inzwi schen aus seinem Heu wurde. Aber bemächtigte sich seiner, eine ganz ner vöse Heiterkeit. Ei thut mir leid, Ihnen meine Ge so grausam sein, sich in das Heilig thum Ihres Hauses zurückzuziehen im Freien am Haff veranstalten. Be ordern Sie Ihr Abendessen hierher, >i»d ich bestell« da» meinige aus dem Logirhause ebenfall» her? so ist keine» von uns der Gast des anderen. Ich lich«». Siewert hatte da» Gefühl des aufschnitt, um sich vom Inhalt über raschen zu lassen. Er hatte bei dieser Frau mehr er künsteltes Raffinement und größere innere Unkultur erwartet, und fand pfinden und einer kindlichen Ehrlich keit. Da war nichts BerbildeteS, Verschrobenes. Ihre wundervolle Büschel Erika und Heidelbeerkraut im Gürtel, da? sie am Nachmittag ge pflückt Lachen, das ziemlich lange Zeit, um die Zweiglein in's Knopfloch zu stecken. Biel«n Dank, gnädige Frau! Schlafen Sie wohl! Aber Urta konnte nicht gleich ein jedem Jahr unternahm, war er wort karger und in sich gekehrter als vorher heimgekehrt. dann gerade heraus ihren Bruder, was ihm fehle. Nichts ist mir, wich er aus. Im mer, wenn man nicht schwatzt wie eine IoS ist. Eindruck, daß Henny ihm einmal die Hand auf die Schulter legte und freundlich sagte: Warum gibst du dich anders al« dir »u Muth ist? Meinst du, ich hätte kein Ohr für die feinen Untertön« deiner Stimmungen? Ich weiß ja doch, daß dich eine geheime Hand und preßt« sie flach gegen sein« Stirn. Sie glaubte zu begreifen. Auf den Feldern gedieh >a alles, soweit dies bei der schlechten Beschaffenheit de» Bo dens überhaupt möglich war; wenn ihn also etwas bekümmerte, so konnte eS nur die eine große Kalamität sein, welche die ganze Gegend in Athem er hielt: die steigenden Holzpreise. Mit tröstenden Worten versuchte sie ihn darüber zu beruhigen, meinte, dai könne nicht mehr lange so fortgehen. Der Bogen sei zu straff gespannt, und Endrulat müsse schließlich billiger verkaufen, wolle er nicht verkrachen. Er müsse sich Absatz schaffen. ES fei seinem Schulfreund, Baron Hol ten. der im Gouvernement Kowno an» sässig war, daß er dessen wiederholten nun endlich Folge Bi» zum Grenzort benutz»? er di« Bahn; jenseits der Grenze erwartete ihn der Wogen deS Barons. D«r vollständige Wechsel der Um gebung, der Siewert jedesmal auffiel, sobald er den Boden deS „hülfen" Rußland betrat, verfehlt« auch jetzt nicht seine zerstreuend« Wirkung. Auf viele Werst kein Gehöft, verwahrloste st«iniibersät« Felder, baumlose Weg«, dann Ortschaften, die sich Siädie l schmutzstarrende Dörfer waren, in deren Gassen Schwein« und unsaubere Kinder Dazwischen bunte davonführte, zuerst am Ufer deS Rie men hin, dann, links abschv.'nkend. Immer tiefer in's Land, durch «ndlofe Waldungen, morastige Straßen. Die ländlichen Herrensitze lagen halbe Tagereisen von einander ent pflegte Parkanlagen, machte sich deut sches Element geltend, sei eS, daß die Besitzer oder die leitenden Beamten Baron Nolten indessen war Balte von Geburt und «in seßhafter Herr, d«r der Jagd und dem Ackerbau ob lag. Sein langgestrecktes, gelbgesiri chenes Haus umschloß die ganz- russt- Winter hier so viel erträglicher macht als in Deutschland, besaß riesige Kachelöfen, in denen nährend der kal ten Jahreszeit mit sorgloser Holzver schwendung Tag und Nacht einge feuert wurde, gleichzeitig Flure und Treppen angenehm durchwärmend. Es besaß auch große, fast bis zum Erdboden reichende Fenster und grüne Jalousien, di« in heißen Zeiten Luft gaben und d«m Sonnenschein wehiten. lirten Untersätzen Theegläser und Fruchisäsie und Consekt für etwaig« Besucher bereit. schwand wie Schnee vor dem März wind bei der herzlichen Begrüßung, die ihm von dem alten Freunde zu gut, di/ Glieder zu bewegen,. d«n Garten, die Ställe, die Meute anzu sehen, all die Steckenpferde des einsam hier lebenden Junggesellen. Spät Abends saßen die Herren mit d«r Pfeife unter dem hölzernen Borbau der Hausthür und sprachen über russische und deutsche Zustände. Nolten war sehr b«redt. Er genoß eS, einen deutschen Gast zu haben, mit dem er sprechen konnte, wie ihm die neur hinterbracht nxrden könne. Er erzählte rastlos von Dingen, di« den anderen kaum interessirten, sprach über die Verhältnisse sämmtlicher Be sitzer auf fünfzig Werst im Umkreise. Du siehst, daß die Polen hier unser gefährlichstes Element sind, schloß er. Ja, ja! pflichtete Siewert zerstreut bei, schon halb überwältigt von Mü digkeit. Diese Großthuerei neben v«rloder ter Wirthschaft wirkt direkt demora lisirend. Es ist hier gar nicht glän zend mit uns bestellt, trotz aller Schlösser und englischen Parks. Die Bauern revoliiren schon hier und da, und wenn selbst ein Mann wie der Graf Milizecki auf mehr als wackeli gen Füßen steht, purzeln di« anderen natürlich beim ersten Anstoß. schüttelte die Schläfrigkeit ab. Mili rons neue Nahrung. Er erzählte, daß der Graf in Petersburg einen fürst lichen Haushalt führe und eigentlich nur zur Jagdzeit mit großem Gefolge feine hiesigxn Besitzungen aufsuche. Na, was soll ich dir sagen, fuhr er fort. Die Dinge stehen jetzt so bei ihm, daß letzthin schon ein Halsab- Der wird wohl daran glauben müs sen. Wenn man bedenkt, daß Mili zecti bisher hier kaum das nothw«n- Jagd nicht zu schädigen, daß der Wald für ihn blos «in Luxusbesltz war, daß ihm Luchse, Wildkatzen und MilizeckiS Beamte in seinem Namen jede» Kaufangebot ab. So ein Krach kommt manchmal über Nacht. Er trug die Nase immer sehr hoch und rechnete nie. Es wird ihm jetzt wohl selbst eine Ueberra schung gewesen sein, daß er bis an den Hals in Schulden steckt. Ist der Berkauf des Waldes schon perfekt? Nein. So viel ich weiß, ist «ine Einigung noch nicht erzielt. Der Kownoer Mann will zu feinem Gelde kommen und denkt wohl, daß er den riesigen Holzbestand bei starkem Druck um ein Butterbrot erstehen kann. Je denfalls wird er nur den dritten Theil dei Werthes geboten haben. Und wenn man ihn überbietet? Der Baron lachte schallend. Willst Ich persönlich selbstredend nicht, wenn sich aber zum Beispiel ein Kon sortium fände Dann wird Milizecki natürlich dem Hochstbietenden den Borzug geben, dai liegt auf d«r Hand. Hier herum fin det sich indessen Niemand, der so kolossale Summen dran setzen mag. Dai Holz Hot nur für den Werth, der mit dem billig«» Wassertransport rechnen kann. DaS dacht« ich eben auch. Könnte ich vielleicht gleich eine Depesche be fördern lassen? Nolten war wiederum sehr erhei tert: Du denkst wohl, du bist in Deutschland, mein Lieber. Ich habe anderthalb Stunden bis zum nächsten Postamt und lasse di« Postsachen nur zweimal die Woch« abholen. Aber wenn du willst, thue ich für dich ein Uebriges und schickt morgen früh hin. Zu dieser Stunde wäre kein B«amter mehr aufzutreiben. Siewert lief noch immer unruhig hin und her und verfant in Nachden ken. Du mußt mir Snzeihen, wenn ich meinen Besuch bei dir auf ein Minimum beschränk«, sagi« er endlich. Morgen wir einen guten schlösse, das dem Graben Milizecki Er wurde sehr aufgeräumt, obgleich die nervöse Erregung, in der er sich befand, Appetit und Schlaf war ihm ein seltenes Jagdobjekt, und dann führte ihn das Dreigespann wieder über Stock und Stein der deut schen Grenze entgegen. Ich bin vielleicht wieder hier, ehe dann bleibe ich jedenfalls länger. Nach seiner überstürzten Heimkehr fuhr Siewert viel in der Gegend um her, verhandelte mit den Herren bei verschlossenen Thüren. Sie kamen auch da und dort unauffällig wegung machte sich unter den Mühlen btsitzern und Holzhändlern geltend, die alle schon seit geraSmer Zeit mit vermindertem Betrieb gearbeitet hat ten, während das Holz sich auf dem Endrulat'schen Lagerplatz in riesigen Stapeln austhürmte. Auch das Flö ßerwesen auf dem Strom hatte sich naturgemäß vermindert, da Endrulat die Dinge gemächlich nur soviel in seinen russischen Wal dungen schlagen und stromabwärts treiben ließ, als er zunächst absetzen zu können meint«, nxnn di« Consu menten klein beigaben. Daß sie dai mit der Z«it thun mußten, schien ihm zweifellos. Anfang Auyust unternahm Siewert eine zweite Reife über die Grenze, und zwar in Begleitung einiger anderer Herren. Wiederum gab ein, diesmal gemeinschaftlicher, Jagdauiflug den Vorwand dazu. Sieh ja zu, daß du zur landwirih fchaftlichen Ausstellung wieder zurück bist, Aben>> vor sei aut, fthätzte sie wie keinen zweiten Menschen in der Welt, aber über all den geschäftlichen Dingen, die ihn wührend der letzten Zeit in Athem er halten hatten, kam es ihm vor, als sei er innerlich ein ganz kl«in wenig von im vergangenen Jahr hast aus Er furt kommen lassen. Das ist doch eine Pracht! So was gibt eS in der ganzen Gegend nicht wieder, auch nicht in d«n größten Gärten. Wir können sie ja ausstellen, schlug er scherzend vor. Bielleicht bekommen wir einen I wo! Di« behalten wir für unS. Sie sind ja noch nicht einmal in vol ler Blüthe. Schade, daß ich zu brü nett bin und Henny zu blaß, sonst könnten wir auf dem großen Som merfest der Ausstellung Sträuße da von tragen, aber dies matte Blau steht uns beiden nicht gut zu G«sicht. Bor Siewerts Aug«n erstand in diesem Augenblick daS Bild einer hell leibhaftig im weißen Kleide vor sich zu sehen, einen Strauß Hortensien im Gürtel, und dai matt« Blau der Blü then gab ihrer Schönheit ein beson ders zartes Gepräge. Warum siehst du denn auf einmal so verdrießlich aus? forschte Anne rücksichtslos. Beruhige dich, wir ver greift» uns schon nicht an d»n«n kostbaren Blumen. Er lachte und sprach dann von an deren Dingen, aber das Bild ging ihm nach. Ei drängt« ihn förmlich dazu, ein«n großen Büschel von diesen Hortensien abzuschneiden, die in d«r That eineSeltenheit waren,und sie der Endrulene zu schicken, denn er hatte ihr ja versprochen, sich zu revanchiren, als sie ihm auf der Nehrung das Sträußchen schenkte, und das war bisher noch immer unterblieben. Es hätte dies indessen wie der Versuch ei ner Annäherung an Schmolinken aus gesehen, und so unterdrückte er den Wunsch und reiste am folgenden Mor gen ab. Di« Herren blieben über eine Woche aus, und als sie heimkehrten, stand auch schon die Ausstellung vor der Thür, die daS Interesse der ganzen Provinz seit lange in Anspruch nahm. Noch war nichts üb«r d«n wirtlichen Zweck jener Fahrt in di« Oefsentlich keit gedrungen, aber SiewertS Gesicht trug einen triumphirenden Ausdruck, wie «r elastisch vom Wagen sprang, der ihn vom Friihzuge geholt hatte, und SiegeSfreude lag in feinen Bli cken, die nach der Schmolinker Höh« hinflogen. Es war ein Sonntagmorgen. In Fabrik und Wirthschaft ruhte der Be trieb, und ein« wohlthuende Stille lag llb«r dem ganzen GeHöst. Wir essen heute früh, bedeutet« Anne ihrem Bruder. Henny kommt zu Tisch und dann fahren wir alle miteinander mit der Bahn zur Stadt zur Eröffnung der Ausstellung. Vik tor trifft unS dort. DaS ist mir alles sehr recht, nickte er heiter und schlenderte dann ein wenig nach der Fohlenkoppel hin, weil er nichts zu thun fand. Auf dem Wege über's Moor kam ein Wagen daher, noch ganz klein in der Ferne, aber Siewerts scharfer Blick erkannte doch schon das Jucker gefährt der Endrulene, die offenbar zur Kirche fuhr. Er ging rasch in den Garten, an dessen östlichem Ende die Landstraße vorüberführte, und als Urtas Wagen den Zaun erreichte, lehnte er wie zufällig mit beiden Ar men über dem Staket und grüßte. Sie hielt an. Ein paar banale Worte flogen hin und her, und Sie wert hatte Gelegenheit, die luxuriöse und diskrete Eleganz der jungen Frau zu bewundern. Ihre helle Straßen toilette mochte mit allem, was dazu gehörte, um alft tadellos Ganzes zu wirken, einige Hunderte gekostet haben. ES ging ihm durch den Sinn, daß vielleicht «inmal Lebenslagen an sie herantreten konnten, die sie zwangen, diesen Luxus aufzugeben, den si« nun schon als etwas Selbstverständliches betrachtete. Wie würd« sie sich dann zu ihrem Gatten stellen? Ein alter Mann, der mitten im Reichthum saß, sah sich ander» an als einer, der sei nem jungen Weibe aus Sparsamkeits gründen jeden Wunsch abschlagen mußte. Und dann fragte er: Sie kommen auch heute Nachmittag zur Eröffnung der Ausstellung? Natürlich. Ich habe mich schon lange darauf gefreut, einmal wieder hatte den Leuten nichts gethan, schlug Ihnen vielleicht nur mit dem Zurschaustellen Ihrer großen Elegan, tn'i Gesicht, doch der Mann war i» Augenblick wohl der bestgehaßr« Mensch in der ganzen Gegend. ich Ihnen ein Produkt daraus zu Füßen leg«, bemerkte er. Sie wissen, ich bli«b Ihnen noch einen Strauß schuldig. Warten Sie, bitte, einen Augenblick. Siewert schnitt eiltg di« schönst«. Blüthendolden von den blauen Hor tensien und reichte sie ihr über den Zaun. Wie herrlich! rief Urta mit unge künsteltem Entzücken. Ich sah diese Farbe noch nie. Sie ist auch eine Seltenheit, aber wi« ich letzthin den Strauch in Blüthe fand, dachte ich gleich, daß das etwas für Sie sein müsse: bei Ihrem Haar und Ihren Farben Ja? dachten Sie dai wirtlich? Beide blickt«» plötzlich zu Boden, doch ali die junge Frau hastig dankte und sich dann anschickt«, ihren Weg fortzusetzen, begegneten sich ihre Au gen. In den seinen laß ein merkwür diges Flimmern und in den ihren etwai Scheues. Er kehrte mit heißem Geficht zum Hause zurück und bleib allein, bi» sein« Braut vorfuhr. Da» Braut paar war zum ersten Mal« länger als eine Woche getrennt gewesen, und die Begrüßung hätte daher von seiner Seite schon etwas zärtlicher ausfallen dürfen, aber es schien, als sei er in Gedanken nicht ganz bei der Sache. Freilich küßte er Henny die Hand und zog sie an sich, doch das geschah wohl mehr freundlicher Gewohnheit zu folge als aus lebhaftem Bedürfniß, und wie sie feine Umarmung innig er widerte und ihm die Lippen zum Kuß bot, berührte er mit den seinen nur ihre Stirn. Erst ihr erschrockenes, fragendes Gesicht brachte es ihm zum Bewußtsein, daß sie berechtigt sei, mehr Wärme von ihm zu erwarten, und er streichelte liebevoll ihr schöne» schuldigend, halb beschämt: Mein lie be», gute» Kind! Annes frohe Laune bracht« dann alles in's rechte Geleise. Sie brachen auch gleich nach Tisch auf, nahmen Onkel Ewald mit und fuhren zur Bahn. Niemand gab acht darauf, daß Henny ein wenig stiller blieb al» sonst. Dieses Brautpaar ließ sich ja nie in großer Zärtlichkeit gehen, wie Anne und Biktor es thaten, die sich seltener sahen, aber es Pflegte doch beim Kommen und Gehen Küsse zu wechseln, und daß dies nun heute unterblieben war, schien Henny wie ein Symptom, von dessen Ursache sit sich nicht Rechenschaft abzulegen Später im großen Menschenstrom kam sie allerdings zu ihrem Recht, denn Siewert hatte ihr den Arm ge geben und machte sie eingehend auf alles aufmerksam, was ihn selbst in teresstrte. Da fühlte sie wieder, daß seine und ihre Interessen Hand in Hand gingen, und ihr Gesichtchen ge wann Freudigkeit und Leben zurück. Ei gab «in ungeheueri Gedräng« im großen Ausstellungsgelände, und ei gehörte schon die Riesengestalt dei alten Endrulat dazu, um in der Meng« aufzufallen. Vielleicht fiel der Schmolinker auch nur auf, weil die Menschen, die ihn kannten und die fast sämmtlich mit ihren Interessen am Holzhandel betheiligt waren, sich bei seiner Annäherung zurückzogen. Auch diejenigen, deren Interessen er eigentlich gar nicht angetastet hatte, mieden ihn, denn er hatte ihnen die Macht dei Großkapitals gezeigt, sie merken lassen, daß er die kleinen Leute tn di« Tasch« stecken könne, wenn «r wolle, und da wurden sie stutzig und nahmen Partei für die Geschädig ten. Am liebsten wären sie über ihn hergtfallen, wi« ein Krähenfchwarm, der mit scharfen Schnäbeln auf den Uhu stößt; nur daß sie das nicht wag ten, well viele von ihnen ihm gegen, über unter pekuniären Verpflichtungen standen. Er war nun einmal in Acht und Bann gethan und sollte ei auch merken. Wie durch eine Gasse schritt er hindurch, grüßte nach rechts und links und lächelte spöttisch, wenn sein« Grüße nur sehr oberflächlich erwidert wurden. Er trug den weißblonden Kopf noch höher als gewöhnlich und sah sogar noch jünger und lebenskräftiger au» als sonst. Offenbar machte eS ihm Spaß, d«r össentlichen Meinung die Stirn zu bieten. Aber di« junge Frau an feinem Arm, die während deS Sommer» und seit dem kecken Schachzug ihr«» Mannes sich nicht in größerer Gesellschaft gezeigt hatte, empfand die Folgen ihrer lsolirten Stellung. Zunächst bemächtigte sich ihrer Staunen, dann Mißbehagen, und schließlich richtete si« sich trotzig auf und nestelte sich fester in den Arm ihre? Gatten, nur zuweilen nervös an d«r Unt-rlipp« nagend. Aeußerüch ganz unbekümmert, gingen die beiden ihres Wege» und kamen endlich auch an den Rudifchkern vorüber. (Fortsetzung folgt.) Getroffen. Dichter: Ja, wel ch« Kleinigkeit das Dichten! Ich schüttl« die Bers« aus d«n Aermeln. Kritiker: A«rmlich genug sind sie. Erkannt. „Ich bin ganz erschöpft. Eben walzte ich mit der dicken Räthin." „ES ist umsonst, lieber Freund; di« Tochtu ist seit Sünden »ider das Haar. Wir begehen viele Sünden gegn» unseren Körper und mißhandeln die einzelnen Organe, mit und ohn« Wiss«n, oft sträflich. So auch unser Haupthaar, das doch namentlich, bei drn Frauen ein Gegenstand zärtlich ster Sorge sein sollt«. Me aber wird ihm von vielen mitgespielt! Schon das feste Abbinden deS sog. Schöpfe», der ali Stützpunkt für die spätere Frisur dient, ist ein arger Mißgriff. Dadurch werden die in der Kopfhaut eing«bett«ten Haarpapillen, auf denrn die Haarwurzeln mit ihrem untersten Theil, der Haarzwiebel, ruh«n, un natürlich gezerrt und gereizt und da» Wachsthum der Haare beeinträchtigt. Die Haarpapille ist der Nährboden des AarS, in d«m das Blut rastlo» cirkulirt; von hier aus, also von der Wurzel au» und nicht, wie man ge meinhin annimmt, an der Spitze, wächst da» Haar, und barumist ei dringend erforderlich, den Mutterbo» den des HaarS, eben jene Papillen, bildungsfähig und lebenistark zu er halten. Dies geschieht in erster Linie durch Kämmen und Bürsten. Doch bringen Kämmen und Bürsten dem Haarbo den leider in vielen Fällen mehr Schaden als Nutzen, weil sie falsch ausgeführt werdrn und die Haarpa» Pillen somit übermäßig reizen. Wer hätte nicht schon gesehen, wie nament lich jung« Mädchen mit dem Kamme auf ihr dichtes, langes Haar loswü sten! Da setzen sie den Kamm oben auf dem Scheitel an und ziehen ihn mit aller Kraft durch di« ganze Läng« deS Haars herunter, zerren ungedul dig auf verworrene Haarpartien lo» und werfen den Flausch Haare, den sie dabei „ausgekämmt", wir sagen mit Gewalt ausgerissen haben, achtlos in den Ofen. Auch der kräftigst« Haarboden kann eine solche Mißhand lung aus die Dauer nicht aushalten, ohne zu streiken. Um daS Haar nicht nutzlos zu schädigen, muß man eS, besonders wenn eS lang und stark ist, stets an den Spitzen auizutämmen beginnen und von da allmählich wei ter nach oben rücken, wobei man, um den Zug des Kammes abzuschwächen, di« höher gelegenen Partien de» Haa res mit der linken Hand festhalten soll. Das ist sozusagen halb« Arb«it, und sie wird noch erleichtert, wenn man das Haar vor d«m Kämmen sanft und strichweise gebürstet hat. Trägt man das Haar in Zöpfen, so flechte man diese nicht auf. son dern kämme sie, gleichfalls an der Spitze beginnend und den Zopf oben festhaltend, damit auch nicht der ge ringste Zug auf die Haarwurzeln übertraoen wird, Strähn für Strähn Manche Damen lieben es, recht scharfe Bürsten und spitzgezähnte Kämm« b«i ihrer Toilette zu benutzen. Auch das ist eine Sünde wider den Haarboden, ebenso wie das allzu kräftig« Aufdrücken mit beiden Hand werkszeug«», die der Kopfhaut nicht selten so lange zusetzen, bis dies« wund ist oder gar blutet, wie dai rücksichtslose Kämmen gegen den Strich und daS allzu feste Einsiechten ziehen der Brennscheere die Haarpa pill«n gelockert, bei vorsichtiger Hand habung aber nur Form und Färb« deS fertigen HaarS nachtheilig beein flußt werden. Ein guter Frisirkamm muß rund abgeschliffen« Zahne haben und vollkommen glatt polirt sein, weil etwa vorhandene rauhe Stellen an Zinken oder Griff beim Kämmen ein zelne Haare festhalten und beraui reißen können. Auch die Borstrn der Bürste dürfen nicht zu kurz und steif und zu dicht abgebunden fein, wenn sie nicht «ine zu starte mechanische Reizung auf den Haarboden aus üben und da» Haar ohne Zerren glät ten sollen. Am besten wähl! man Bürsten mit mittellangen, mäßig har ten, ziemlich weitstehenden Borsten. Kamm und Bürste sind natürlich durch häufiges Waschen stets peinlich sauber zu halten, da man das Haar sonst „verschmiert". Durch das Wa schen weich gewordene lassen mittelst Wasser und Seif«. Wer fein drei Wochen gründlich wäschl und spült, wer Schuppen- und Feitabla gerungen aus dem Haarboden duldet und wohl -gar mit Oel und Salben und Puder dagegen zu Felde zieht, der ist schlechter Haarverwalter Der Bettler eomme il faut. Bankier (in dessen Kontor ein total zerlumpter Bettkr er zukoinmrn? Bettelnder Strolch^ wenn ich nicht in Bisitentoiktte