Uehde. «ioni-n von A. v. Kltnckiiwfi»«!», (3. Fortsetzung.) Ja, und denken Sie, als ich dann sah, daß es nur Lampen in einem verglasten Raum waren, da war ich furchtbar enttäuscht und sing an zu weinen. So ist es wahrscheinlich mit allen Dingen im Leben. Wenn man sie hat, sind sie einem nichts mehr werth. Und so wird es auch wohl in d«r großen Welt sein, von der man immer so viel Wesens macht. Der lichte, warme Abend regt« of fenbar ein gewisses Mittheilungsbe dürsniß in ihr an. All das kam ihr frisch und natürlich über die Lippen, und es riß ihn unwillkürlich gleich falls zu harmlosem Gedankenaus tausch fort. » Mit der Zeit lernt man dann, fein« Sehnsucht in bescheidene Schranken bannen, bemerkte er. Ja? Haben Sie das schon gelernt? Na ob! Und was würden Si« denn wün schen, wenn Ihnen ein Wunsch frei» gegeben wäre? Ein bischen aufathmen zu können. Nicht immer nur von den Sorgen um die Existenz ni«derg«drückt zu wer den. Bescheiden«! kann man wohl nicht sein. Nicht wahr? Weiter nichts? Tragen Sie einmal eine Last wie ich, und ebenso aussichtslos, dann werden Sie begreifen, daß man kei nen heißeren Wunsch haben kann. Man hängt doch an seiner Scholle; sonst würde ich den ganzen Rummel hinwerfen und fortgehen. Aber das darf ich schon Meiner Schwester wegen nicht. Für die muß ich weiterarbeiten. Ist denn mit der Sägemühle nichts zu machen? fragte th-Umhmend, ein Vermögen. Ja, wenn ich Geld hineinstecken könnte. Es siel ihm plötzlich «in, daß er mit der Frau seines Widersachers sprach. Ihr zutraulich kindisch-s We sen hatte ihn das vergessen lassen. Er verstummte nun. Sein Gesicht verfin sterte sich. Auch ihr kam di« Erkenntniß, daß sie unbedacht heikeln Boden betreten habe, und sie begann kleinlaut: Viel leicht wollten Sie uns einen Vorwurf machen, doch der trifft uns nicht. Ich will indessen einmal mit meinem Manne reden. Er hilft ja so gern, wenn er nur weiß, daß seine Hüls« auch angenommen wird. Bitte, wir wollen diesen Punkt nicht berühren! unterbrach er sie schroff. Ich bin kein Bettler. Ueber haupt, ich meine, daß wir zu der G«sellschaft zurückkehren sollten. Ihre Hand streckte sich ihm zögernd entgegen: Jetzt ist das Eis einmal gebrochen. Wenn wir einander wieder begegnen, dürsten wir wenigstens die Basis oberflächlicher Bekanntschaft festhalten. Er berührte flüchtig mit den Fin gerspitzen die warme, rundliche Hand, Werth funkelte, und der Anblick die ses Gefunkels wühlte alle Bitterkeit wieder in ihm auf: Gnädige Frau, wir werden einander schwerlich wie der begegnen. Wir Rudischker sind ohnehin kein« Gcsellschaftsmenschen und meiden vor allem die Orte, welche von den Schmolinkern besucht wer den. Damit ging er rasch davon. Auch ihr Gesicht war kalt geworden. Er nahm Eindruck von paar vorhin träumerisch gelächelt hatte. Als die Jugend sich dann aber mals zum Tanz im Saal zusammen fand, vermied Siewert jede Begeg nung der die de^ Er dies seiner Schwester sie ihm um den Hals fiel, obwohl er wußte, daß sich ein gutes Theil selbst süchtiger Motive in ihren Jubel hin einmischte. Triumphire nicht zu früh! dämpft« «r ihre Begeisterung. An die Hoch zeit können wir sobald noch nicht den ken. Bis der alte Wellhof sich ent schließt, Hennys mütterliches Ver mögen vollständig slott zu machen und Tag vergehen, denn es steckt ja zum größten Theil im Gut. Aber sie ist längst mündig und kann ei ver langen. Zur selben Zeit fuhr Urta mit ih rem Mann im eleganten Halbwagen Michel. Der Rudischker ist wirklich Die alte Geschichte. Mich nicht Sie sah zu ihm empor und legte sanft ihre Hand auf feinen Arm. Die starke Persönlichkeit ihr«s Gatten im fühlte sich so sicher geborgen an seiner Seite, wurde von ihm gehegt und verhätschelt. All«s Gute, alles Ange nehm«, was ihr das Leben in den Schooß schüttelte, kam von ihm. » » » Was ist das eigentlich? fragte On kel Ewald, zu den H«ll«nstädtschen Geschwistern ins Zimmer tretend. Un ten am Wasser, auf d«m Lagerplatz von Koller und Born, werdtn Ver messungen vorgenommen. Der Platz wird in andere Hände übergegangen sein, nachdem die Zie gelei «inging, meinte Anne, ohne sich in ihrer Beschäftigung stören zu las sen, denn sie schälte gerade Birnen. Siewert beachtete die Frag« gar nicht. Sich doch mal nach! drängt« der alt- Herr seinen Neffen. Mir wird das Gchen «in bisch«n sauer. Ich hörte, der Baumeister Buttjereit sei dort mit einem Ingenieur. Was kön nen denn die wollen? Siewert mochte seine Rechnungen nicht im Stich lassen. Das geht uns ja nichts an. Ohmchen. Aber Onkel Ewald li«ß nicht locker, w«nn «s galt, eine Neugier zu befrie digen. Auf seinen gichtischen Beinen humpelte er, so gut es ging, zum Strom hinab und kam «rst nach zwei Stunden zurück. Wißt ihr das Neueste? begann er. und sein Gesicht verkündet« nichts Gutes. Der Schinolinker hat den Platz gekauft. Äewert fuhr auf. Bis dahin war «s ihm immer ein angenehmer Ge danke gewesen, daß das w«it« Moor wi« -ine ArtSchutzwchr zwischen dem Rudischker und d«m Schinolinker Be sitz lag. Streckte Endrulat nun schon die Polypenarme bis hierher aus, um hart an seiner Grenze festen Fuß zu, fassen? Was will er damit? Es thut mir leid, euch eine sehr un angenehme Nachricht bringen zu müs sen. Ich war s«lbst wi« vor d«n Kopf geschlagen, als ich es erfuhr. So rede doch, Onk«l! rief Anne ungeduldig. Solche wehltidigen Vor bereitungen sind schlimmer als die Ding« s«lbst. Endrulat läßt -ine Sagemuhle dort errichten, di« im Frühjahr in Be trieb treten soll. Einige Augenblicke tiefen Schwei gens folgten di«f«r Eröffnung. So bestürzt waren die Geschwister, daß «s ihnen schien, als schnüre ihnen jemand die Kchle zusammen. Endlich stand Siewert auf, trat ans Fenster und lehnte die Stirn gegen die Schei ben. Dann gehen wir um die Eck«, sagte er 'vor sich hin. Unsere Säge war das «inzig«, was uns noch sich«rn Ver dienst brachte, weil die Concurrenz nicht näher an uns heran konnte und die Nachbarschaft wenigstens den Stamm unserer kleinen Kundschaft bildet«. Das ist doch «in- Gemeinheit! flammte Anne auf. Das geht doch nicht, uns so einfach todtzudrücken! Himmelschreiend ist es! Schrei zum Himmel, so viel du willst, das Verhängniß wird uns sich nichts dagegen thun? Nichts. Das Großkapital v«r» schlingt eben di« kleinen Leute. Und ihm wird es obtndrein eine Freude sein, g-rad- uns den Todesstoß ver s«tzen zu können. Wenn ich nur ein Mann wär«! rief Ann« heftig. Ich würde ihm schon den Boden heiß machen, würde unterm!- niren und wühlen, bis «r zu Fall samm«n. Er biß sich auf die Lipp-n: An d«n kann man nicht heran. Der ist gerissener als wir alle miteinander So ganz unantastbar wäre er doch nicht, meinte Onkel Ewald, und sein runzliges Gesicht vrrzog sich in arg listig« Fältchen. W«nn man es nur Was? D«n unerlaubten Grenzhandel zum Beispi«l. Es heißt ja, daß er den für seine Rechnung betreiben läßt. Aber niemand wird ihn überfüh ren. Ja, wenn man von vornherein die Flinte ins Korn wirft! sagt« Ann« achselzuckend. Ich haltt das überhaupt für leeres Geträtsch. Der Grenzdienst wird so kleinen Gewinns willen seine Stel lung zu riskiren. Henny kam zufällig gerade jetzt herüber, um mit ihrem Verlobten ein Stündchen zusammen zu sein, denn er konnte sich nur selten von der Wirthschaft frei machen. Man theilte ihr die Unglücksnachricht mit, und Sieivert fügte hinzu: Ich fürchte, Liebst«, daß das uns«r« Heirath ins Ungewisse hinein Unier unausbleiblichen Zusammenbruch mit hineinzuziehen. Ich werde mich nach einem andern Beruf umthun müs s«n. zu aufgeregt, um vor d«r Hand Ent schlüsse zu fassen, aber ich denk« doch, Ich kann mich nicht von meiner Frau ernähren lassen. Davon ist keine Rev«, d«nn du s«tzt dafür deine Arbeitskraft ein. Wir wollen nur mit Ruhe überlegen, was sich thun läßt. Vielleicht fällt uns ein guter Ausweg ein. Trennen kann uns das jedenfalls nicht. Er drückte ihr stumm die Hand. Si- hatten nicht di- Gewohnheit, sich in großen Zärtlichkeiten zu ergehen, wennschon man es dem Mädchen an sah, daß es selig gewtsen wäre, wenn er es einmal herzhaft in die Arm« ge nommen und geküßt hätte, wie es bei andern Brautleuten war. Aber er, der unter diesem blassen nordischen Him mel, inmitten d«r herben Sprödigkeit einer Natur aufwuchs, di« nur spar sam und zög«rnd gab, gehörte zu je nen Zurückhaltenden, die jede Ge fühlsbekundung scheuen. Und viel leicht war sein Empfinden ihr gegen über auch mehr guter und h«rzlich«r als heißer Art. Eines starken Gefühls jedoch war er fähig. Er konnte hassen. Der stille, zähe Haß bedurfte nicht d«r lachenden Sonne, d«r reifte auch unter grauem Himmel, nicht rasch ausbrechend wie b«i den Menschen südlicher Zonen, doch langsam und st«tig. Und als auf dem Landungsplatz unten am Wasser das mächtig« Gebälk emporstieg, das die Größe des Endrulatschen zukünf tigen Sägewerks «rkennen ließ, zehrt« ihm der Groll am Herzen. Er wurde noch wortkarger als sonst. Sein gan zes Sinnen drängte sich zusammen in d«m einen Gedanken, daß er End rulat einmal an die Kehle springen müsse, wi« «in Wolkshund dem halb stanimesvttwandten Wolf. Dieser Vergleich lag ihm näher als ein an derer. denn im Winter verirrten sich nicht selten Wölfe aus den russischen Forsten hierher, und man hielt zu ihrer Abwehr jene scharfen untersetz ten Hunde, di« grimmig und verbis sen der Fährte folgten. Es war nun inzwischen Winter gewordin. Nach mildem Herbst hatte er urplötzlich str«ng eingesetzt. Unab lässig wirbelten di« Flocken bei hefti gem ' Nordwest, undurchdringliche Wäll« in Hohlwegen und auf den Deichen bildend. Ueber d«in w«iten Moor lag ein feierliches Leichentuch, und zwischen all d«m Weiß floß schwarz der schweigsam« Strom, bis trockener Frost kam und auch seiner Meister wurde. graublauer Decke, und d«r Verkehr, d«r während d«r Uebergangszeit ge stockt hatte, nahm neuen Aufschwung. Statt der Flöße und Zillen, die im ten, glitten leicht« Schlitten auf lan gen, vorn stark emporg«krUmmt-n Kufen mit Frachten und Menschen dahin. Hier und da war die Span nung im Eis zu groß, dann kam ein dumpfer Knall, wie ein Schuß klang es, und qutrüber bildeten sich schmale Spalten, in denen das offene Wasser gurgelte. Doch daran waren die klei nen, schorfbeschlagenen litauischen Pferde gewöhnt und nahmen mit leichtem Sprung das Hinderniß, wo bei ihnen die lange, w«it vorausgrei fende Stangendeichsel «inen sichern Halt gab. Der Schlittensport war hier in der Gegend lebhaft im Schwung. Lustig bimmelten die Glöckchen über den ste hend«» Strom, und warm «ingepack le Menschen mit den landesüblichen, Kopf und Hals vermummenden Kap pen. di« nur für die Augen ein Visir offen ließen, tauschten im Vorüber sghren heitere Worte. Leutnant Tennert war auf diesem Wege schön am frühen Nachmittag aus seiner Garnison nach Rudischken Anne zu sehen, und Siewert fühlte sich höchst überflüssig. Ohnehin schien ihm die Liebelti zwischen den beiden ziemlich aussichtlos, und er konnte den Verkehr doch wiederum nicht verbie ten, weil er das «inzige Sonnenlicht in dem arbeitsreichen Leb«n seiner Schwester war. Onkel Ewalds Anwesenheit mochte dem Anstand genügen. Siewert schütz te ein Geschäft vor, spannte seinen Schlitten «in und l«nkt« zum Strom hinab. Es war ihm nach Luft und Bewegung zu Muth. Er fuhr an die sem Tage einen Vierjährigen eigener Zucht, der schnellfüßig und sicher ging, und hatte Freude an der flot i«n Gangart des Schwarzbraun«», den die "R-montecommission wegen sein«r Kleinheit im Sommer zurück gewiesen hatt«. Vor ihm her ftog ein "kn Wettlauf auf. Ein förmliches Ren >s!s. Eine Meile legten sie auf diese beugt« sich vor, um d«m Lenktr ini Gesicht zu sehen, wobei er ein wenig di- Zügel anzog. Letzteres that der and«re gleichfalls und lachte. Am Lachen merkte Sie wert erst, daß diese Gestalt >m Pelz mit d«r litauisch«« Kappe die ein«r Frau sei. Aus d«ni Visir blickten ihm die großen bräunlichen Augen der Endrulene entgegen. Ihm war's nun höchst unlieb, so wie «in Toller Hinte, ihr drein gejagt zu sein, aber si« rief unb«fang«ii, noch ganz unter dem Eindruck des fröhlichen Jagens: Ei nen samostn Traber haben Sie da, Ist d«r Braune zu haben? Nein, ich verkaufe ihn nicht. Nicht für achthundert Mark? Er schüttelte den Kops. Nicht für tausend? Nein. Zwölfhundert bot sie. Siewert würd« nun doch schwan kend. Das war ein schönes Geld. Und er sagt«: Sind Sie denn auch befugt, so mit den Hunderten um sich zu wer« Sonst würde ich doch nicht bieten. Aber ich möcht« ihn erst mal selbst in der Hand haben. Er geht wohl stark auf den Zügel? wie? Probiren Si« es. Dann lassen Sie uns die Schlitten wechseln. Sie geriethen beide in Eifer. Urta ließ den Worten rasch die That fol gen und saß nun im Rudischker Schlitten, während Siewert im Schinolinker Platz nahm. Dicht ne beneinander fuhren sie, die junge Frau mit achtsamem Blick Gangart und Bau des Pferdes prüfend, der jung« Mann kurze Rathschläge erthei lend. Das hatte einen ganz freund schaftlichen Anstrich, und über der Freud« an ihr«r sichern Zügelführung vergaß er in der That, daß etwas Braun« gefällt mir mehr und mehr! rief si«. Er ist prachtvoll in der Hand. Wenn Sie also mit zwölf hundert einverstanden sind, so gehört " Dann ist's gut. Ich bin damit ein- Es war so kalt, daß der Dampf, der den heißen Gäulen «ntströmt«, sich sofort iristallisirt«, Mähnen und Nüstern allmählich mit weißem Reif bedeckend. Da wendete Urta und sag te: Die Pferd« müssen unbedingt.aus ruhen, ehe wir die Heimfahrt antre ten. Wir haben sie zu scharf herge- Wir wollen in der Krugwirthschaft dort einkthren, sie abreiben und eine halbe Stunde unter Decken stehen las sen. Sie lenkten zum Ufer hinauf, ga ben ihre Anordnungen und traten dann in die Schenkstub«, die zu die ser Stunde noch le«r war, obwohl es schon zu dämmern begann. Der nied rige Raum mit dem rauchgeschwärz ten Quergebälk füllte sich erst später nach Schluß d«r Arb«itsz«it auf d«n Holzplätzen. Ich denke, wir trinken Kaffee, scharfe Luft ordentlich Appetit ge- Sie bestellt«, nahm die Kappe ab und ließ den Pelz von den Schultern gleiten, denn der riesige Kachelofen strömte wohlig« Gluth aus. Siewerts Augen streiften sie mit unwillkürlicher Bewunderung, Ihre Wangen waren vom Wind frisch ge röthet. Er meinte noch nie ein rei zenderes Geschöpf gesehen zu haben. Da sagte sie unbedachterweise im Lauf des Gesprächs: Ich lasse also das Thitr gegen sofortige Zahlung von einem der Leute abholen, di« zu ihn mit Grimm und Wuth erfüllte Und «r that sich keinen Zwang an. Sie sollte es erfahren, wie es in Ru ein Mörder, der seine Opfer langsam verbluten l!«ß. Ruinirt sind wir! stieß er hervor. Ihr Mann hätte uns ebensogut gleich durchschneiden können, denn aus der Welt schaff««. O der Bitte, v?rg«b«n Sie mir. Nein, gab sie zurück. Ich wußte wirklich nicht, daß die Dinge so ste h«n. Ich wollte, mein Mann hätte 'das nicht gethan. Er mußte ja wis sen. Und als Siewert still blieb und vor sich hinstarrte, fuhr sie fort: Wenn ich es mir frühtr »fahren hätte, daß «stickt. Mein« Eltern standen auch vor d«m Ruin, ehe ich heirathete. Glauben Sie mir nur, Ich habe das nicht vergessen, wenn ich auch jetzt gedankenlos in den Tag hineinzule ben schein«. Er sah ihr beschämt in di« Augen. Die sanft« Nöthe dieses temperament vollen Geschöpfes, von dem er eine hochfahrende Abfertigung jetzt nur verdient hätte, entwaffnete ihn, und einem raschen Impuls folgend, zog er di« Hand der verachteten Endrulene an feine Lippen. Wenn Sie wüßten, wie ich es bereue, Ihnen all das ge sagt zu haben. Ohrfeigen möchte ich mich selbst. Urta wurde ganz roth. Man küßt« in ihren Kreisen den Damen nicht die Hand, und sie schlug jetzt wirklich die '"der" ehemalige Offizier und Mann der wohlerzogenen Gesellschaft, dem dies« Höflichkeit so geläufig war. daß si« nichts mehr besagt«, dacht« wiederum: Warum wird sie verlegen? Und mit einmal schoß ihm ein häßli cher Gedanke durch den Sinn. Dieses junge schöne W«ib war das höchst« Gut des alten Endrulat. Die ganze Gegend wußte es, mit welch ungeheu rem Stolz ihn dieser köstlichst« Besitz erfüllte. W«r ihm den nahm, traf ihn ins Herz. Siewert rief sich gleich danach zur Ordnung, aber der Gedanke war doch dagewesen und umflatterte ihn noch wie ein böses G-istchen, das man gebannt zu haben meint, und das doch die leisen Spuren seiner un heilvollen Gegenwart zurückließ. Er lehnte sich mit beiden Armen auf den Tisch und bog sich näher zu ihr hin, mit forschenden Augen die ihren su- Endrulat war also für Sie so ein« Art Erlöser aus drückender Lage? Ja. Schade, daß «S kein Besserer sein Bitte, kein Wort mehr gegen shn. Er mag seine Fehler haben, und die erklären sich leicht aus dem Leben, das er geführt hat, ab«r im Grunde ist er doch der beste, großmüthigste Wenich. Lieben Sie ihn d«nn? fragte «r staunend, starken Zweifel im Ton. Lieben? wiederholte sie nachdenk lich und fuhr nach einer Weil« «hrlich fort: Ich glaube nicht, daß dies das richtige Wort ist. Er imponirt mir, txnn'er hat seinen Weg mit eiserner Enerke gemacht. Ich stell« ihn un«nd lich hoch. Er lächelte ungläubig. Ja. Sie lachen, ab«r Ihre Heiter keii ist ganz unangebracht. Wer seine starke Individualität zur Geltung bringt und d«n Erfolg zu sich heran zwingt, den muß man bewundern Demnach wäre ich nur Ihrer tief sten Nichtachtung würdig, denn die Erfolge sprechen nicht für mich. Glau ben Sie indessen, nicht, daß es auch etwas auf die Vornehmheit der Ge sinnung ankommt? auf d«n itxalen Inhalt eines Menschenlebens? Ein derartiger Ausspruch war noch n:e in ihren Gedankenkreis getreten. In ihrer Welt galt der äußere Er- Jch weiß nicht, was Sie damit meinen. Was verstehen Sie unter Vornehmheit der Gesinnung? Ich bin ganz bereit, eine Privatlektion von Ihnen entgegenzunehmen. Sie sagte das lächelnd und ganz leichthin, aber Siew«rt begriff doch, daß «r soeben von ihr eine kleine Lek tion erhalten hab«, und verstummte. Es fiel ihm ein, was er kurz zuvor noch gedacht hatte. Das war sicher nicht vornehm gewtsen. Ihre Frage brachte ihn geradezu außer Fassung, und Urta fuhr fort: Mein Mann ist Das ist Politik. Er will populär ein Opfer zu, von dem er keinen Vor theil hat! Das Volk braucht er, wenn er sich bei irgendwelchen Wahlen tin- Siew«rt empfand etwas wi« Be dauern, als sie heftig ihre Kappe er griff und d«r blond« Kopf unter der dann, als sie zum Eis hinablenkte: Ich darf nicht allzu oft mit dieser da zusammentreffen. daß du die unten in Rudischken ruinirst? Ab«r als sie vor ihm stand, sank ihr der Muth. Sie fürchtete sich verkleinern, und sagte nur: Ich habt ein Pferd gekauft, d. h, du mußt mir das G«ld dazu geben, denn in meiner Wieviel denn, in«in H«rzch«n? Zwölfhundert Mark. I, du bist wohl nicht bei Trost! Zwölfhundert verlangt, ist ciuH schließlich mit sechshundert zufrieden. Ich mag nicht handeln. Es ist ei« Staatsgaul und ich macht« das Ange bot, W«m? Dem Rudischker, Du begreifst, daß ich gerade da nichts abstreichen möch te. sich scharf aus ihr Gesicht. Weil die Hellenstädts Arme sind, len. Wirklich, Michael? Du baust dock Werk muß dabei bankerott werden. Es konnt« den Anforderungen nichi genügen, und mir paßt« die Lag«. Wußtest du nicht, daß du sie damil kann, wird beiseite geschoben und an die Wand gedrückt. So ist es überal! in d«r Welt, Di« Störmung der Zeil hat einen Zug ins Groß«. Alliierten bilden sich Ringt in der Industrie, und ich gehe stark mit der Idee um, auch hier alle Interessent«!, d«Z Stromgebiets zu einem großen Gan zen zu vereinigen, das die Vetheili gungszissern normirt und die Holz preise diktirt. Wußtest du, daß du sie ruinirtesN wiederholte sie beharrlich, ohne von s«in«m wortr«ichen Projekt Notiz nehmen, das nur den Zweck zu haben schien, ,si« abzulenken. Was siillt dir eigentlich ein, mich in dieser Weise zu verhören? fuhr e, auf. Bin ich dir Rech«nschaft schuldig? Aber Urta ließ sich nicht einschüch tern: Zum wenigsten habe ich als d«ine Frau das Recht, auf «ine ehrli che Frage eine ehrliche Antwort zu v«rlang«n, wi« ich sie dir geben wür de, wenn du der Frag« wärst. Also ja denn! ja! ja! ich wußt« es. O, wie konnt«st du! Sie sind ohne hin arm. Das durfte für mich nicht in Be tracht kommen, wo weitausgreifend« Interessen im Spiel sind, bei denen man di« ganz Schwachen und Unfä higen ausmerzen muß. Außerdem will denn, daß sie zu Kreuze kriechen, Und das letztere ist wohl für dich d«r Kernpunkt der ganzen Angelegen heit. Möglich, daß du recht hast, gab ei lachend zv. , Urta setzte sich auf s«in«n Schooß und l«hnt« ihre Wange an die fein«! Du bist ja im Grund« großmüthig, und hinterher wird es dich reuen. Nun bin ich aber neugierig. waZ du von mir haben willst, sch«rzte er und streichelt« ihre Hand. Du machst mir dein Compliment doch wohl mii «in«m Hintergedanken. Kaufe den Rudischkern ihr klein«? Sägewerk ab, sage, daß du dich voi der Concurrenz sichern wolltest. sag«, was du willst, aber richte si« nicht zugrunde. Ich denke nicht daran. Laß mich nur los, denn ich seh dir's an, daß du «s mir abschmeicheln willst. Was bildest du dir denn ein? Das würd« ein kleines Vermögen kosten. Gewiß nich' mehr, als du für mei ne Brillanten bezahlt hast. Deinen Millionen gegeniiber käme die klein« Summe überhaupt nicht in Betracht, M«in« Millionen werden allgemein überschätzt, auch von dir, wie es scheint. Wenn dir aber so viel daran liegt, so darfst du d«ine Brillanten verkaufen und den L«ut«n damit hel fen. Ich habe nichts dag«g«n. Er sah sie lauernd und spöttisch von der Seite an, aber Urta erwi derte rasch: Gut! das soll denn ge schehen. Ich würd« mich schäm«n, den ich wüßt«, daß in unserer unmittelba ren Nahe Menschen sind, die durch uns zugrunde gehen. Morgen früh fahre ich nach Königsberg, zu d«m Juwelier, von dem du die Steine ge kauft hast. d 'd' "l te des Werthe? zahlen. natürlich nur gescherzt und würd« dir solch ein« Thorheit direkt ver bieten, Befehl geben" den Wagen am kom« bereit zu halten. Endrulat war seiner junge« Frau ohnegleichen. Obgleich er sehr fest auf dem Geldbeutel zu sitzen pflegte, hätte er auf ihr Geheiß willig das Gold Warum interessirst du dich nur so für diese Angelegenheit? Weil ich möchte, daß du in den (Fortsetzung folgt.) Für die Küche. Treffliche Bohnensuppe. Man weicht die Bohnen ein Pfund Pfund Bauchspeck mit 2>/» Quarts Sellerieknolle daran, salzt die Brüh« und schüttet, wenn sie kocht, bie Boh nen hinein. Man kocht Sp«ck, Gemüs es weich ist, heraus uifd seiht die Brühe durch. In Heller, zerlassener Butter schwitzt man zwei Löffel Mehl, würflig geschnittenen Gemüse, den Speck und «ine kleine Büchs« Brech spargel in die Suppenterrine. Die strichen und mit der Suppe nebst ei nem Theelöffel Fleischextrakt verkocht, die übrigen Bohnen läßt man ganz in der Suppe heiß werden. Mit etwaK Majoran oder Petersilie wird die Suppe gewürzt über die Zuthaten ge schüttet und für sich gekochte Salzkar toffeln und einige in breite Scheiben geschnittene Frankfurter Würstchen dazu gegeben. Grüne Bohnen (Fade). Die Man läßt sie in viel Butter oder fei nebst 1 schlichten Theelöffelvoll Back dicken Milch gewonnen hat, setzt man ihn in die Nähe des Ofens. Die all mählich fließend werdend« Masse rührt man Salz, Kümr, ,l und etwas recht fetten sauern Rahm, setzt die Schüssel auf den Ofen und kocht ven Käse auf. Einfaches Borgericht aus Kalbsbratenresten. Ein klei ner Kalbsbratenrest, der zu einem grö ge werden sehr fein gewiegt. Man braucht sechs Eßlöffel gehackten Bra ten, vermischt ihn mit der Herings gcdämpften Zwiebel, sechs Eßlöffel ge- Masse gefüllt und deren Oberfläche mit etwas Buiter beträufelt. Man backt die Speise zwanzig Minuten, stürzt sie und bestreut si« beim An richten mit gehackter Petersilie. Pr ü n e l le n s a u c e (zu Klößen oder Mehlspeisen). Pfd. in Wasser geweichte Prünellen fetzt man mit >,4 Quart Wasser und einer Obertasse Weißwtin, etwas Zucker, an dem trone abgeritbtn hat, einem Stück chen Zimmt und 3 feingestcßenen, ge rösteten Zwiebäcken auf gelindes Feuer, läßt sie IS —20 Minuten gut oerkochen, rührt die Mc.sse durch ein Sieb und schmeckt die Sauce auf Zucker ab. Dauphin« ist wohl eine der feinsten M«hlsp«isen und bietet die Annehmlichkeit, daß man sie schon Tags zuvor backen kann. Man rührt S Unzen Butter zu Schaum, fügt 3 Eidotter, S Unzen Zucker, Saft und Salz und I>/» Pfuird Reismehl hin zu, zieht den Schnee von sechs Eiweiß durch die Masse und bäckt sie eine Stunde bei gelinder Hitze, Man irllrzt auf ein Sieb und läßt sie schneidet man sie in dicke Scheiben, bestreicht sie mit beliebiger Marme lade, schiebt die Speise zusammen und überzieht sie mit steifem, durch Va nillezucker gewürzten giweißschaum von 4 Eiweiß, dann überbäckt man die Mehlspeise noch ?ebn Minuten, bringt si« rasch zu Tisch und reicht gezuckerte Beeren dazu.