Die Move. Roma» von Bcrnt Lic. (3. Fortsetzung.) »Sie hat ihn gelockt und gehißt. Ach ja, ach ja! Sie wußt woll, was sie that. Sie hat so viel nach Jonathan gefragt bei allen, die Ihn gekannt ha man sich ja ärgern, daß man ihr über haupt geantwortet hat! Sie hat woll gemerkt, daß der alte Adam noch in ihm saß. wenn man ihn bloß richtig zu locken wüßt! Ich frag man bloß: Kann nich jedwer einsehen, wie die 'rauSgemacht hat in diesem einen Jahr? Wer sollt woll glauben, daß es dasselbe Kind is, das hier voriges sieht! Ja, für den, der ihn gekannt hat! IS es nich, als ob das alte Licht wie ihn kennt, als er hier noch 'rumging als brennende Fackel für all« Mächens? Es is «in Skandal, den alten Mann so zu sehen und der größte Skandal, zu ihrem Küster kam und erzählte, was sie allei Schreckliches gehört hatte, ern tete sie nur Undank und böse Worte: Weib!" sagte Küster Berg. Mann. Und von der Margri durfte Niemand Schlechtes sagen. Die kann ten alle! « » » Margary riß die Thür zum Kontor aus: „Onkel Jonathan, hier ist Bers scheid, daß er selbst heute zu Abend „Liede Möwe! Anbei einige < chnce hühner! Ich habe sie heute auf dem Skatholm geschossen. Eine ganze Menge sind nach den Tennöer Bergen hinübergeflogen, und ich muß ihnen nach. Ich schick« Bersvend mit dem Boote und dcü Hühnern voraus und komme selbst über die Berge nach Hause, jedenfalls zu Abend. Bitte di« Gnädige, recht viele davon zu bratei, denn wir werden hungrig sein, King und ich. Ich habe, während wir her irberruderten, im Boote gesessen und über die Sauce nachgedacht. Die gewesen und verdient eine Menge Kro chen. Es ist so lange her, seit ich. dich nicht gesehen kleine Möwe. Lange, auf zu holen —er wird es schon wissen! Dein alter Onkel D. I'. 8. Du darff! die Gnädige na türlich nicht verletzen! Aber weder in Jonathan lächelte: Ueberaus erfr«ul.ch. „Daß er gerade heute Abend kommt. Weißt du, wer eben hier gewesen ist?" „Nein!" „Küster Berg." Wahl?" „Ja. Ueber Nacht sind sie damit fer tvählt ist?" „Pah Taalfen und das ganze Gelichter natürlich!" „Ja. Taalfen natürlich. Als erster Wablmann. Und das Gelichter auch. „Nein." „Daniel!" „Da—niel!" ben!" „Mitten zwischen Taalsens Leuten!" „Ja, mitten zwischen dem Feind." lagt?" „WaS Daniel dazu sagt? Ja, liebe« Denn die» ist etwa» sehr Gute?. Et wa? sehr Gutes für ihn. Ja, für uns ille, du! Es ist jetzt sehr lange her, seit der Landesherr auf Tennö Wahl mann im Reiche war." .Ja —a, das ist es wohl!" „Ja, eS ist lange her." Und dann wählen sie die StorthingS „Ja, das weiß ich. Aber sie müssen also alle in die <Äadt?" „Freilich!" wahr?" „Ja, nun müssen wir an den Em pfang denken. Der Herr Wahlmann muß ja feierlich empfangen werden!" Die jungen Schneehühner wurden in der Küche abgeliefert, und Margary hatte alle Hände voll Arbeit. In On kel Daniels Zimmer wurde gelüftet, feine Kleider wurden bereit gelegt und Schließlich saß sie oben in ihrem eigenen Zimmer am Tisch, die Hand unter der Wange, und sah zum Man sardenfenster hinaus, nach Süden, wo die Zinnen der Jnlandberge sich blau end übereinander aufthiirmten. Vor ihr, auf dem Writing Desk, lag der Zettel, den ihr Bersvend gebracht hatte. Zum zwanzigsten Mole sah sie darauf hinab, las zwei Linien darin: „Es ist so lange her, seit ich Dich nicht gesehen, Du kleine Möwe! Lange, Und in Gedanken, in Gedanken glät tete sie das zerknitterte Papier mit der Hand und strich darüber hisi. Dann suchte sie den winzig kleinen Schlüssel hervor und öffnete das „Writing Des>k". ' d ' S' nahm einen nach dem anderen heraus und betrachtete sie flüchtig. Zwei spa ren aus Solslet, einer aus der Stadt. Den untersten aber faltete sie ausein ander und las: „Lieber Bruder Jonathan! Hab' Dank für deinen guten Brief. Das war ein ebenso ungewöhnliches wie erfreuliches Ereigniß mit dem He „Grüße mir meine Freundin, die kleine Möwe: ich freue mich darauf, sie als erwachsenes, kluges und liebes Mädchen wiederzusehen!" Das war der Brief aus Florenz, in dem er feine bevorstehende Heimkehr meldete. Das war nicht mehr als ei» Jahr her. Gerade ein Jahr jetzt. War das ein Leben seither gewesen! Sie legte alles wieder an seinen Platz und den letzten Brief obenauf. Dann klappte sie das „Writing Desk" zu, ja, verschloß es. Und dann fing sie an, sich umzukleiden. Vor dem Spiegel blieb sie wieder sitzen das Haar über dem Frisir- und wieder hintenüber mit forschen- Ach! Nun hatte j!e >a wieder ge weint! Dies dumme Weinen das gar nicht einmal Weinen war! Aber sogar Onkel Jonathan hatt: sie neulich gefragt o!> sie geweint habe? Aber nein! Standen Ihr nicht schon wieder die Augen voller Tkränen wenn sie du geweint, liebes!>ind?" Ach, Onkel Jonathan! Onkel Jona than! Wie wunderbar er war. Man kriechen und ruhen und ganz weg sein, Alle Mensch?-! sagten, sie fei so er wachsen geworden! Sie konnte es nicht blieb sie Sie lagen alle in einer Reihe übe: dem Bett, jedes in das vortheilhafteste „icht geknöpft. Jossa kam sie hatte es sehr eilig im Hause. Als wenn Gesellschaft sein sollte wenigstens! Und sie knöpfte das Kleid zu. „So jetzt ist die Margri aber fein!" „Du, Jossa—" habe ich doch wohl gekriegt?" Jossa lachte aus vollem Halse. „Ja, Ich weiß auch, was sein ii schämen, da will ich Gift auf neh men!" Daniel war gekommen. Er hatte das Haus wie ausgestorben vorgefunden. Nur Jaffa war er auf der Treppe begegnet mit dem Bescheid von Jonathan, er möge gleich hinauf- Jm Uebrigen hielt sich Jossa an ihre Aufschlüsse. Die Thüren zur Wohnstube waren verschlossen. So mußte er denn ohne Weiteres in sein Zimmer hinausgehen. Im Garten ging Jonathan jetzt in doller Gala mit Margary in dem Kornblumenblauen und sammelte dm ganzen Arm voll Astern und anderen Spätsommerblumen. Dann schlichen sie hart an der Hauswaird zurück, um nicht aus Daniels Fenstern gesehen zu werden. „Aber die Flagge, Onkel Jonathan! Die müssen wir doch hissen!" Jonathan lachte und schüttelte den Kopf. .Nein, Kind. Unsere Flagge steht man bis weithin. Wir können auf Tennö unmöglich flaggen, weil Taal fen heute siegreich aus dem Wahlkampf hervorgegangen ist!" „Ach nein!" „Und nur hier im Himmel bei uns freuen wir uns mehr über den einen, weißt du, als über alle die anderen." Daniel kam die Treppe hinab, im Frack, mit weißer Binde und Lack schuhen. Beide Flügel nach dem Wohnzimmer waren weit geöffnet. Die niedrigen Strahlen der Sonne schienen durch die Fenster und aus die farbenprangeNden Blumensträuße. An der gegenüberliegenden Wand wv ren die Eßstubenthüren geöffnet. Dort waren die Rouleaux herabgelas sen und die schweren Kandelaber auf der festlich gedeckten Tafel angezündet. Mitten im Zimmer standen Jona than und Margary Arm in Arm. Ali Daniel emtrat mit dem spähenden Ge sicht, dem unschlüssigen Gang, der fra genden Bewegung des Armes tonn ten sie sich kaum des Lachens enthalten. Aber sie verständigten sich durch einen Druck des Arm»S und verneigten sich tief, gravitätisch. „Herr Daniel Roß!" sagte Jona „Herr Daniel Roß!" sagte Mar gary. Daniel machte «ine königliche, aber kurze Bewegung mit der Hand, als ver bitte er sich alle weiteren Ovationen und Ceremonien. „Herr Daniel Roß ist verdamckt hungrig!" sagt- er. Mit ein paar Lanzierschritten führte Jonathan jetzt Margary vor und ließ sie von Daniel zu Tisch führen. Bei allen drei Gedecken lagen Tisch karten. Jonathan schenkte Madeira ein, während Jossa die Suppe aus trug, und Daniel las auf feine? Karte: „Herr Wahlmann Daniel Roß!" Jonathan erhob das Madeiraglas. „Da ich fühle, daß die Freude und der Stolz meine Brust zu sehr schwellt, als daß ich bis zum Braten warten dich in dieser jungen Dame und in meinem eigenen Namen an unserem Tische willkommen heiß«, dir die Mit theilung machen, daß du heute bei der Wahl von dem Volke zum Wahlmann für den Storsjorder und Tennöer Wahlkreis ernannt bist, um für unse ren Kreis die Wahl der StorthingS- Candidaten vorzunehmen!" Anfänglich lachte Daniel. Dann rang er seine Hände über das Unmög liche, Lächerliche, Absurde. Dann lachte er wieder, und die anderen lach ten mit. Küster Bergs Bericht Wurde von Jonathan mitgetheilt. Jossa trug die Suppe ab und den Fisch auf. Die Madeiragläser wurden ausgetrun ken, und Jonathan schenkte den Bor deaux ein. Und während die Brüder über der Flunder die Sache eifrig be redeten, glitt Margary unbemerkt hin aus. Als Jossa ü> der Thür erschien, die Schüssel mit den jungen Schneehüh- Male feierlich zu Tisch. „Ja, so fein, wie es hier ist und so elegant, wie Ihr seid! Meint zwischen Euch sitzen will? Aber, Onkel Jonathan ach, da sind zwei Haken weißt du —" Jonathan stellte die Burgunderfla sche hin und machte sich mit Eifer an te, sprang Daniel herzu: „Laß mich laß mich! Ich kann es —" Er jagte Jonathan weg und machte sich an die Arbeit mit den Haken. Margary aber gab ihm einen Schlag mit dem Fächer auf die Finger. . »Nein, du kannst es erst recht nicht! Halle der Jossa dl« Schüssel, dann macht sie es mir!^ gut, und die Gläser funkelten in dem zitternden Strahlenlicht von den Kan delabern. Jonathan machte den Wirth matifche Eonverfation. Margary warf sich von Zeit zu Zeit hintenüber und brach in ihr undiplomatisches, lachen des Jubeln aus. „Darf ich die Ehre haben, ein spe zielles Glas auf das Wohl des gnädi gen Fräuleins zu trinken?" „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite!" entgegnet« Margary. Und da dies ein Citat von Küster Berg bei fei erlichen Gelegenheiten war, so erregte Herrn Wahlmann anzustoßen!" sagte Jonathan. „Und ihn darauf aufmerk sam machen, daß ein Wahlmann nicht all« Tag« so eine Dame zu Tisch führt!" „Jonathan! Jonathan! Habe ich es nicht immer gesagt: Man hat uns in der Wiege vertauscht! D u bist der Di „Nein der Wahlmanti für den Storsjor>der und Tennöer Kreis!" Und Daniel erzählte von seiner heu tigen Jagd und ihren vielen Ereignis sen, und man beschloß, übermorgen ei nen Jagdausflug noch dem Skatholm zu machen. Die Gnädigste schickte den köstlichsten Pudding herein, der Champagnerpfropfen knallte gegen die niedrige Decke, und die Freude ging in hohen Wogen. Dann entstand eine plötzliche Stille. Sie saßen alle drei lächelnd, mit glü henden Wangen über ihre Teller ge beugt. Die Gabeln rasselten. Da erhob Daniel den Kopf und sah vor sich hin. Dann nickte er und sagte leise: „Ja denn es ist doch im Grunde so schön! Etwas so Schönes für unS Alle! Nicht wahr?" Margary erhob das Champagner glas und sah Jonathan mit glänzenden Augen an: „Dein Wohl, Onkel Jonathan!" „Herzenskind!" sagte er und nickte ihr über dem Glas zu. „Auf unser aller Wohl!" sagte Da niel. Sie tranken schweigend aus. Nach einer Weile erhob Jonathan das Glas: „Daniel! Wir müssen mit unserer kleinen Dame anstoßen!" „Prinzessin Möwe!" „Königin Aschenbrödel!" „Die Kornblume!" „Die Sonne von Tennö!" Da brach Margary in Thränen aus. Und dann hatte sie kein Taschentuch, und dann flössen die Thränen in den Champagner und dann lachte sie, und schließlich lachten alle drei. Die Lampen deS Hauses waren so früh im Herbst noch nicht in Ordnung. Und sie blieb«» am Tische unter den Kandelabern sitzen bei Kiffee und Cigarren. Da kam die Nachricht, des Küsters Trut sei draußen. je, ach je! Ich habe ja Küster „In der Gala?" sitz-n. " Schuß. „Wie still wir hier sitzen wir beide!" „Ja," lächelte sie und fühlte zu ström über ihren Hals und ihr Antlitz ergoß. „Dies war eine amüsante Gesell schaft!" "Jch'glaube di- amüsanteste die ich jemals mitgemacht habe!" Nach einer Weile sagte er: „Wie glücklich er geworden ist!" „Ja ach ja!" „Wir haben unsere Sache gut ge „Ach ich!" „Du! Natürlich du! Du warst es h -ch, tw S 112 e Onkel Daniel!" Er saß eine Weile da und sah sie an. „Du! Es ist ja eine lange Zeit her, seit wir zusammen sprachen, du und ich!" wesen!" „Ja —a. Und wenn ich zu Hause bin. dann fliegt und flattert meine keine Zeit zu einer traulichen Unterhal tung, so wie früher! Ich habe heute so viel an dies alles gedacht, daß ich fand, ich müßte dir einmal schreiben!" „Ja, vielen Dank für deinen Brief!" „Weißt du, daß ich sehr oft auf Solslet, namentlich des Abends, Lust gehabt habe, mich hinzusetzen und an neii Möwe zu plaudern!" „Ach Onkel Daniel!" „So, daß ich ein Gefühl hatte, als fei ich in der letzten Zeit ganz verlassen und verworfen gewesen. Du bist ja auch die einzige Mitwisserin, die ich bei. meinen finsteren, geheimen Anschlägen gehabt habe! Du machst dir jetzt ja auch gar nichts mehr daraus aus „Ja, ich bin weit damit gediehen, mußt du wissen. Es währt jetzt nicht mehr lange, bis ich losschieße. Bis ich es über sein sündiges Haupt ergehen lasse! Und er ahnt ja nicht, was sich da über ihm zusammenzieht!" unter der Decke. Endlich begann ee in „Um Jonathans willen! Ja. Es geschah ja alles um Jonathans wil len." „Es ist etwas ganz Wunderliches, Margary. Etwas Neues, das unoer merki über mich gekommen ist. Ich habe es bisher nicht deutlich gesehen. Erst hier heute Abend. An unserer festlichen Tafel." über: „Wie ich so darüber nachdenke, daß sie mich heute gewählt haben, fühle ich, daß ich mich darüber freue. Ich bin stolz darauf, und es ja, es erwärmt mir das Herz. Und es wirft sein Licht wieder über etwas Anderes, Größeres. müsse auf das verzichten, was ich vor hatte. Das Ganze erschien mir wieder und wieder in einem falsche» Licht. Und ich fürchtete, daß mein Interesse ein aperes werden könne alt egoistisch, oder vielmehr wirklich. Die Wahrheit ist, daß ich bange gewesen bin, mich von einem reellen Interesse garre. »Ja ja! Ein Ausreißer ein feiger Flüchtling aus dem Leben! Oder vielleicht ein verwundeter! Aber jetzt, wo dies kommt wie eine Botschaft von den Menschen, unter de nen ich hier umhergewandert bin, aus den Verhältnissen heraus, mit denen ich mich beschäftigt habe, in die ich mich auf mancherlei Weis« hineingelebt habe eine Botschaft, die mir sagt, daß ich etwas für sie bedeute, daß sie Zutrauen zu mir gefaßt haben siehst du, da liegt ein Segen in so etwas. Ich sitze hier nun und empfinde keine Angst, bei der Erkenntniß, daß ich wirklich von einem tiefen, wahren Interesse für diese Leute und ihre Verhältnisse, für unse ren alten Besitz und Bruder Jonathan nach in dies hineingewachsen, gleichsam mit einer Wurzel auS mir selbst her aus. Ich fühle mich in einem organi schen Zusammenhang damit. Und es ist ein großer Segen, dem man sich beu gen und auf den man Acht geben muß: Organisch mit dem Leben verwachsen zu sein." Eine Weile herrschte tiefes Schwei- Ken. I tha ! 'll um des Lebens reiche Ströme wieder zu ihm hin zu leiten. Aber da? Leben das hat seine eigenen, geheimen Nach einem langen Schweigen sah er zu ihr auf. Ihre glänzten. Er reichte ihr seine Hand. „Ich werde nie vergessen, der klugen stand!" „Nun, Ihr sitzt noch da? Das ist ja herrlich! Es währte ein wenig lange mit dem Küster! Und du bist zu frieden, kleine Dame?" unsagbar glücklich!" Es war über Mitternacht. Daniel zündete die Lampe auf jei- Jahr. h I . 2 Z auf Tennö! Heute war er aus der Jagd gewesen, hatte sich zwischen Steinen und Geröll hindurchgearbeitet, berechnete Zinsen mit Reinert. Ein ganzes Jahr lang hatte er jetzt ein fremdes Leben geführt, ein geträumtes Dasein. Der alte, wohlbekannte Mißmuth hatte ihn gepackt. Denn der war er selbst und sein eigen. Er war sein treuer Begleiter gewesen, solange er zu rückzudenken vermochte. Ja, seit den Tagen der Kindheit. Er kannte ihn, er hatte fiir ihn die Gestalt ein«s Freundes, eines stillen Bruders, der an seiner Seite wanderte, wo in der Welt er sich auch bewegen mochte. Es konnten Zeiten kommen, in denen er ihn vergaß. Nie aber lange. Eines Tages ohne äußere Veranlassung saß die Schwermuth wieder bei ihm, und er begrüßte sie mit dem refignirten Lächeln, jq fast mit Befriedigung; denn sie wirkte gedämpft, beruhigend. Sie brachte ihn so leise zu sich selbst zurück, wenn er sich etwa auf irgend eine Weise verloren hatte. Wie er nun so dasaß, glitten halb klare Bilder aus seinem Leben an ihm vorüber, in langsam entschwindender Reihe. Ueber ihnen allen, ja über sei nem ganzen Leben lag gleichsam ein grauer Schleier und ein Druck, der es niederbeugte, seinen Nacken duckte, seine Stimme dämpfte. Andere Menschen hatten Freude gehabt und hatten Kummer gehabt. Ihm war das nicht was er in seinem ganzen Leben gelebt hatte, das er Freude nennen wollte? Was seinem Bedürfniß nach Freude entsprach? Nein! Unk Kummer? Da war ein Nachmittag mit Staub regen, ein herbstlicher Park mit Nebel in den zitternden Baumkronen; an ei nem grünbemoosten Lindenbaum stand er allein und sah einer Dame nach, die von ihm fortging in den Nebel hin ein nach dem Wagen, der sie, wie er wußte, draußen erwartete. Da mals und lange nachher hatte er ge glaubt, daß das Kummer sei. Aber es war lang« her, es ward ihm schwer, daran zu denken. Und er hatte sie doch geliebt. Es war damals so stark ge kühnen Plan gebaut und glühend be reit, ihn durchzuführen. Als sie dann zum letzten Mal kam und ging, war es ihm, als zerreiße das Band zwischen ihm und dem Leben. Aber das geschah nicht. Er hatte weiter gelebt, ruhig, als die Zeit verging, und schließlich war ihm diese Erinnerung nur noch Wesen wäre, ausgenommen dieser treu« Mißmuth, der ihn durch alle Jahre hindurch begleitet hatte; das war sein Besitz den er beinahe liebte. Es war von frühester Zeit her zu meist ein unendliches Gefühl von Ein- Heimweh zusammen. Wohin in der Welt er auch kam, womit in der Welt er sich auch beschäftigte, was er auch sehen, hören, erleben mochte, er war mit seinem Innersten ein Fremder darin, weil er mit seinem Innersten hier in diesem fernen Lande wurzelte, in dem großen, schweigenden Lande mit dem Meer und den Bergen und den weithin fliegenden Vögeln, in dem Lande, das Niemand kannte und das' Niemand würde verstehen können, wenn er versucht hätte, darüber zu reden. Und dabei war es doch keine Sohn sucht in die Heimath gewesen. Er hatte ja nieina-H heim gewollt. (Korisetzung fol»t.> Für die Küche. fleisch 2 Pfund nicht zu fettes Schweinefleisch (am besten Kamm stiick) wird, nachdem es sauber ge waschen ist, mit einer Flasche leichtem Bier ausgesetzt, zum Kochen gebracht und abgeschäumt. Dann giebt man etwas zerschnittenes Suppenkraut, einige kleine geschälte Zwiebeln und einen Löffel recht milden Weinessig dazu und läßt es aus gelindem Feuec weichschmoren. Nach Geschmack kann man auch I—21 —2 abgewischte, aber nic^t Fleisch >?eich genug und aus einer Schüssel warm gestellt ist, rührt man die Saue- durch ein Sieb, schmeckt sie ab und macht sie nach Belieben mit etwas in Butter braun geröstetem Mehl oder einem Löffel in Wasser verquirltem Kraftmehl (Kartoffel mehl) seimig. Krautrouladen. Gekochte? Fleisch l-der Braten wird fein ge wiegt, in würflig geschnittenem Speck mit fein gehackten Zwiebeln und Pe tersilie gedämpft, mit 2 in Milch ein geweichten Brötchen und 2 ganzen Eiern, Salz, Pfeffer und Muskat nuß verrührt. Ein W«ißkohl wird ausgekocht, mit kaltem Wasser über gössen und auf ein Sieb zum Trock nen gegebeti. In jedes Blatt wird nun die Fleischfüllung eingewickelt. klein geschnittenem Speck und Zwie beln bestreuten Boden eines Brat geschirrs neben einander eingelegt, etwas Fleischbrühe darüber gegossen, daL Geschirr gut verschlossen in den Bratofen gegebin und bis 2 Stunden gedämpft. Spinat mit Hering. Ein Pfund Spinat wird sorgfältig verle sen, oft gewaschen, nach und nach in kochendem Wasser abgewellt, abge tropft und fein gehackt. Man läßt 2 Löffel Mehl in Butter gar werden, verkocht diese Mehlschwitze mit ein wenig Wasser oder Brühe, giebt den Spinat hinein (die Brühe darf na türlich nicht lang sein), reibt nach Ge schmack sehr wenig Zwiebel daran, fügt eine Messerspitze weißen Pfeffer und, sobald alles gut schmort, einen kleinen, vorher eingewässerten, gehäu d-r nun nicht mehr kochen darf, aus heißer Stelle gut damit durchziehen. Dann wird er abgeschmeckt und ange richtet. Reis mit Paprika. Ein gutes halbes Pfund gut abge schwemmter gebrühter Reis wird in Wasser mit Salz langsam zu Brei audgequellt, aber so, daß die Körner ganz binden. Indessen läßt man et wa« Butter mit einem knappen hal be?, Theelöffel Paprika heiß werden, giebt dies an den Reis und schwenkt ihn vorsichtig damit durch. Gebrannter Reis mit Aepfeln. 10 geschälte Aepsel wer den haloirt, das Kernhaus wird ent fe'nt unv die Aepfel als Compott fertig gelocht; der Saft wird dick ein- Ganze kalt gestellt. V- Pfuttd ReiZ wird, wenn gewaschen und blanchirt, in 1 Quart Milch etwa 45 Minuten weich ge'ocht, Pfund Zucker dazu gemischt, die Masse wird erkaltet über di: Aepsel gegossen und von allen Gebackene Heringskar toffeln. Man wässert 2 oder Z Salzheringe über Nacht ein. wäscht schneidet sie in feine Würfel. Ebenf» Pfund Kartoffeln kocht man in der Schale gar. gießt sie ab, >äßt sie ab dampfen. zieht sie ab, schneidet sie in sie Schicht bild«n. streut geriebenen B tterflöckchen und läßt das Gericht Brodkrumen, Tasse gehackte Zwie bel, ein« gehackte Salzgurke, Tasse weiche Butter, etwas Pfeffer. Dies d«r Fisch gefüllt, zugenäht und in Mehl umgedreht. Ueber die Back-