Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 02, 1908, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die Move.
Roman von Berut Lir.
(7. Fortsetzung.)
.Und beliebt ist der gute Reinert
nicht. Sie finden, er ist zu strenge und
kurz angebunden im Umgang ja, e»
Leute!"
volles, ehrendes Vertrauen erwies.
Es schien, als wenn Jonathan im
mer mehr dazu neigte, auf den Gedan
kengang des Bruders einzugehen. Er
nickte und murmelte beifällig. Als aber
Daniel schwieg, saß Jonathan doch
Reinert. Er war ein ganz versoffener
Mensch. Ja, es war im Grund«
die Trunksucht, die ihn ruintrt hat
h«r^—" ' St hl
Endlich fragte Daniel ebenfalls
leise und gesenkten Blickes:
„Wie lange hat der Zustand bei ihm
sichs 'he d T
weiht, da draußen ist er so allein!"
Jonathans Blick verfinsterte sich und
er fügte jetzt längsam und kaum hörbar
z H i
Findern.
nun?"
„Weißt du noch, als wir das letzte
Mal in der Stadt waren, vor vierzehn
Kathies betrüblichem Nachlaß! Ja.
förmlich um Entschuldigung!"
„Du warst ja Im Theeklatsch bei der
guten Frau Arnemann gewesen."
thete" Geschichten erzählt!"
gebniß, du!"
Er fächelte sich mit dem Briefe.
„Solslet ist feste Anlegestelle für
Er faltete den Brief auseinander
„Auf Antrag des Besitzers von
Solslet (Hos und Handelsplatz),
Herrn Jonathan Roß auf Tennö, und
„Mit dem Gießbach?"
„Ja —dem Jons-Elf, der dicht hin-
nirte das offenbar der würdigen Ver
sammlung! Ich sollte dich ja gleich
grüßen, und zwar sehr ehrerbietig, von
du sie also."
auf das Pult und blieb stehen.
„Nun?"
der Mitte. Ich bin Diplomat. <ü>»t
überreden. Und nun bist du trotzdem
überzeugt von dem einzigen, der dich
in deiner Halsstarrigkeit überzeugen
kann: von dir selbst. Ja, denn ich
habe in dieser ganzen Sache nichts wei
ter gethan, als dich selbst nüchtern und
genau zu citiren. Aus den alten Zei
ten, als du noch du selbst warst."
„Aber, lieber Daniel, weißt du denn
auch, daß du damit eine große Berant
„Nicht einlösen?"
„Wir können doch jetzt nicht anfan
gen, den Jons - Elf - Gießbach auszu
nutzen, so wie wie —"
„Warum sollten wir das nicht kön-
Menge Geld festlegent"^
Daniel ging durch das Zimmer und
strich seinen Schnurrbart mit einer
überaus wichtigen Miene, während
seine Augen vor guter Laune strahl
ten.
„Meinst du etwa, daß die guten
Herren Direktoren dies« Frage nicht
auch gestellt haben? Ei, freilich! Sie
fragtew auch nach dem Geld, schüttelten
die Köpfe in Anbetracht d«r schlechten
Zeiten. Aber ich, siehst du, ich hatte die
Ehre, sie zu beruhigen. Und weißt du.
was ich ihnen antwortete, diesen unse
ren hervorragendsten Geschäftsmän
nern, diesem Areopag unseres Handels
standes? Ja, ich citire wieder meinen
Herrn Bruder. „Meine Herren," sagte
ich, „es ist das Prinzip meines Bru
ders, des Handelsherrn Jonathan
Roß, daß man in guten Zeiten Geld
verdienen und es in schlechten Zeiten
gebrauchen muß. Eine industrielle
Anlage, basirt auf der natürlichen Pro
duktion und der Wirksamkeit des Di
strikts, wird gesichert sein, wenn sie
Mund gelegt?"
falls besser als jetzt."
Einzelheiten eingelassen. Habe mich
halten, k Ii» Gladstone!"
in aller Bescheidenheit Mathis Aula
zum Hausbedarf unten an der Brück«.
Hättest du nicht vielleicht Mathis eben
so gut fragen können?"
dem Solsletholm, von der Fabrikation
künstlicher Fischköder von einer elek
trischen Station am Gießbach, von
te
nahe finsteren Ernst, allmählich mit
zunehmendem Glanz in den großen
Augen, die immer größer und größer
Wanderung durch das Kontor und auf
feinen Wegen im Reiche der Phantasie
folgten endlich mit einem Laut, der
immer gewaltsamer werdend.
Daniel hielt jäh mit seiner Wande
rung inne. Zuerst stand er wie erstarr!
da über die Gewaltsamkeit des La
chens. Allmählich huschte ein fröhliches
Lächeln über sein Gesicht, ein Ausdruck
der Freude darüber, daß er daS Spiel
gewonnen hatte während er in be
ster Laune d«n unaufhörlich brüllenden
Bulkan am Pulte beobachtete.
Als Jonathan endlich nach wieder
kehrenden Rückfällen einigermaßni zur
Ruhe kam, erlosch augenblicklich Da
niels Lächeln, und er stand wieder
ernsthaft da.
„Worüb«r, in Gott«s Namen, lachst
Dies hatte eine neue Lachwelle und
neue Kämpfe von Seiten Jonathans
zur Folge. Schließlich wurde er wie
„Von dem jungen Herrn Neeraas ist
gar nicht die Rede!" sagte Daniel ge
kränkt. Jonathan kämpfte männlich
stehst sie nicht so recht, ganz und gar,
weißt du!"
Nach einigem Hw- und Herreden saß
Daniel Jonathan am Pult gegenüber
der Kraft des Jons - Elf - GießbacheS
und mit Ausnutzung der Produkte
und der Bedürfnisse des Ort«S und
des Distrikts auf Solslet fabrizirt
des Friedens und der Versöhnung nach
der schweren Vataille ein Glas Port
wein zu trinken.
„Ja, Prost, Bruder!" sagte Daniel.
sehen."
„Willst du da hinaus?"
„Ja. Gleich, als ich den Brief von
Boot zu heute Nachmittag nach Solslet
„Willst du willst du so lange
„Acht Tage denke ich jedenfalls. Da
len —"
„Acht Tage willst du fort sein,
Daniel?"
Jonathan starrte ihn plötzlich ganz
Und des Nachts?"
„Bist du graulig geworden, Jona
than? Mitten im hellen Sommer?
Nein, weißt du, es wird doch auch ge-
„Jst dir ist dir etwas Unange
nehmes passirt, Onkel Jonathan?"
fragte sie vorsichtig.
Er sah fast scheu zu ihr auf und
schüttelte kurz den Kopf. Dann hob er
die Hand, um die Karaffe zu ergreifen,
ließ sie aber wieder schwer auf die
Stuhllehne fallen.
Margary stand lange da und be
trachtete ihn mit tiefer Angst. Dann
kniete sie vor ihm nieder und faltete
die Hände über seinem eigenen Knie,
während sie ihm in's Gesicht sah.
„Hat dich Irgend etwas betrübt, On
kel Jonathan?"
Er sah sie nicht an, blieb sitzen uno
starrte zum Fenster hinaus wie
hilflos. Halb unwillkürlich erhob er
nach einer Weile feine Hand und legte
sie ihr auf den Kopf. Infolge einer
Bewegung, die sie machte, erwachte er
und sah sie an. Sein Blick war abwe
send. Lange. Plötzlich aber war es,
als befestige sich sein Auge, und er sah.
Sein Gesicht nahm Lieben an, seine
sahen sie forschend an, immer durch
dringlicher. Dann richtete er sich aus
sah lange zum Fenster hinaus
sah sie wieder an. Er lächelte. Sein
Lächeln ward strahlender und er nickte,
er einen Trost gefunden. Und seine
«in« Hand legte sich fest auf ihre bei
den.
„Liebes Kind!" sagte er. „Ja ja!
Gott segne dich, liebes Kind!"
von seinem Knie und erhob sich.
„Ach, setze den Wein weg, bitte!"
Als Daniel wieder herunterkam,
fand er Margary und Jonathan eifrig
beschäftigt, ein großes KMuel Fischlei
nen mit Tolkhaken und eisernen Ge
„Wir wollen hinaus und fischen!
Heute Abend. Wenn du w«g bist!
Denk' nur, ich bin seit vielen Jahren
nicht mit Onkel Jonathan auf den
Fischfang gefahren!"
„Ja, siehst du," sagte Jonathan über
die, daß wir in diesem Jahre keinen
Fisch auf den Tisch krirgen, wenn wir
ihn uns nicht selber fangen. Die Leute
machen sich nicht die Mühe so wenig
wi« es jetzt gibt
lichen Wetter!"
„DaS Kind meint ja, daß es amü
sant ist," lächelte Jonathan.
„Wie schade, daß ich mich schon für
diese Fahrt nach Solslet gerüstet
habe!" sagte Daniel.
„Ach, fahre du nur," lachte Mar
gary. „Wir wollen hier schon fertig
werden, darauf kannst du dich ver
lassen!"
Der Sommer schritt vorwärts, son
nenhell und warm. Von Mitte, Juli
an verging ein« Woche nach der ande
ren, ohne daß eine Wölk« an dem hohen
Himmel zu erblicken war. Zur Nacht
zeit stand eine schwarze Wolkenbani in
Nordwest über dem Meere, und kluge
Leute prophezeiten schlimme Zeiten.
Jetzt komme er angestiegen, der Feind
aus dem Eisfeld« da draußen, der
Seenebel, der Frost und Verderben
über all' das segensreich« Schaffen der
Sonnenwärme bracht«! Des Morgens
so wie es klugen Leuten gewöhnlich zu
gehen Pflegt. Die Sonne ging hell
und strahlend über Meer und Land
auf, und der Nebel da draußen, der sich
gegen Ab«nd üb«r die ferne, ewige Eis
öde herabgesenkt hatte, lag still da und
wartete, bis die Sonnenkugel in ihn
hineingerollt kam und ihn zu Gluth
und farbenreichen Flammen entfachte.
Aber so still!
konnte die kleinen Holme umflattern,
oder auch eine pfeifend« Seefchwalbc.
Starben und andere Seevögel waren
verschwunden. Gott weiß, wo in den
Schären sie sich eine Zufluchtsstätte ge
sucht hatten. Und selbst da draußen
in den Buchten und Fjorden sah es
kärglich aus mit Eidergänsen, Sum
men und Brachvögeln, die hier sonst in
wimmelnder Menge zwischen den seich
ten Lachen und dem Gestein umherzu
wippen und -trippeln pflegten.
Selten nur sah man auch Boote auf
Fjord und Sund. Wenn ausnahms
weise einmal eins in der Windstille
daher gerudert war, konnte man schon
aus der Ferne hören so weit trug
die Luft wie die Ruder zwischen
den Dollen knarrten und dann in's
Wasser tauchten.
Zuweilen glitt ein großer Touristen
dampser brausend durch daS öde
Schiveigen! die Wellen des Kielwassers
spritzten an den Steinen am Strande
in die Höhe, und die Kolbenschläge der
stille/'' Meeres-
Die Postschiffe aber machten gedul
dig ihre Fahrten hinauf und hinunt«,
jammervoll leer an Passagieren und
Fracht. Da war ja nichts zu beför-
dern, höchstens einmal ein Gerichtsbe
amter, der eine Pfändung vorzunehinen
die gen Süden zogen.
Das Meer war ohne Fische. Des
halb zogen die Vögel weit weg auf's
todt und unbewohnt bis die Heu
ernte kam. Als die Wiesen an.
Strande entlang gemäht wurden
Gästen, Gesellschaften und Ausfahrten
nichts, obwohl das Wetter besser als
gut war. Es fiel von selbst weg, ohne
bloße Gastfreundschaft.
unmerklich Wae auf Tennö tagtäglich
ein stilles, strahlendes F«st eingekehrt
—das weder der Gäste noch der Be
mit ihm vorgegangen war. Er kam
jetzt selbst in der Regel in ixn Laden,
plauderte mit den Leuten, fragte nach
So äußerte sich Jansina ihrem häu
figen Gast, des Küsters Patronilla, ge
genüber, während sie ihr Kaffee ein
schenkte.
„Ja ja!" sagte Patronilla. „Das
mag ja wohl sein! Und es war ja ein
Segen, daß der Daniel gekommen is!"
„Der Daniel? Ach ne! Der Segen!
Das is die Margri!"
„Die Margri, ja. Je ja, je ja! Die
is «in Prachtmädel, die Margri. Das
ii sicher und gewiß. Aber daS hätt' ich
„Ja, ja. DaS mag wohl wahr sein!"
Und Patronilla rührte in d«r Tasse
herum und verstand jetzt gar nichts
ja!"
„Ne —e! Der Nili, der sollt sie woll
ja!"
„Und der Nils, der giebt sich ~ich mii
losem Klatsch ob!"
„Ne, daS thut er nich. Ja, wai fiir
Freude du von den Jung' hast, Jan-
auf Tennö fein sollt, so lang' dieser
Paalsen auf Reisen is und daß er
nach Mrevik sollt, wo ihm doch der
Pastor den Platz für Paalfen so gut
hat der Nils zu mir gesagt: da is die
Margri an Schuld, sagt er. Der Jo
nathan und der Daniel auch, die thun
kann man ja auch leicht verstehen, was
der Jonathan vorige Woche bei'n Pa
stor zu thun gehabt hat. Da is er
Margri ihr Botengänger gewesen, daß
der Nils nach Mrevik geschickt werden
sollt. Das is ganz gewiß wahr."
~H«rr Jemine, Herr Jemine, was
für ein Amrofel von Dirn! Wenn man
bloß verstehen und einsehen könnt, was
sie damit will!"
„Ach, da is nn so allerlei zwischen
Margri und Nils. Von Alters her.
wie Nils und der nu sehen sollt', wie
sie «s macht, daß sie auf'n Hof festen
Fuß fassen will^'
„Ach ne! Ach ne!" Die Finsterniß
senkte sich immer tiefer auf PatrMl
las Verständniß herab. „Na, is dik
auf'n Holzweg, die Margri!"
„Ne die kriegt ihren Willen doch!
Die sieht den Weg offen vor sich liegen,
die Margri!" sagte Jansina bedeu
lich hin will?"
„Herr Jemine! Herr Jemine!"
„Sie will, daß dieser Jonathan sich
mit ihr verheirath'. Des is ihre Ab
sicht!"
„Na, wai du da sagst! Der «lk
Kerl!"
vierzig!'b" w st! W s
«Ja ja das is ja wahr!'
„Ja, und bescheiden is sie nich, du!
Nich bloß, daß der Jonathan mit -hr
geht in die Berge und auf die See.
Die Mädchen erzählen, daß Jona
than ganz wie besessen auf üe 's. Von
ihn was vorlesen, bis er zu Bett gibt.
Paß mal auf! Die Margri, die läßt
nich locker, bis sie auch da in mit ihn
zusamm is!"
„Herr Jemine!" stöhnte Patronilla.
„Aber denn denn wird der Jona
than schon merken, was für einen Se
gen er sich aufgesteckt hat. Wenn er eifi
mit sie verheirath' is!"
Jansina schenkte die Tasse wieder
voll, Patronilla saß wie angewurzelt
da, so daß sie rein vergaß, sich nöthigen
zu wssen. h - z
diese letzte alkr Mann is er
so ausfpekulirt —"
„Ja, wie hat sie dies man bloß an
gefangen?"
(Fortsetzung folgt.)
Ein zerstreuter Fami
lienvater. Professor: „Liebe
Frau, wie waren doch gleich die Fa-
AAud verlobt, oder war es umge
Für die Küche.
Fleischpfannkuchen. Drei
Löffel Mehl werden mit etwas Lalz
und Milch zu einem glatten, etwas
dicken Teig angerührt, zwei bis dr«i
Eier, einig« Löffel mit Zwiebeln,
ftin gehacktes, übriggebliebenes Bra
tenfleisch darunter gemischt. In
einer schwarzen Pfanne werden in
Butter dünn« Pfannkuchen aus der
Platte gesetzt, mir geschnittenem
Schnittlauch bestreut und ausgetra
gen.
Gedämpftes Kalbfleisch
auf «in fache Art. Man kocht
ein« Handvoll zerschnittenes Wurzel
werk (Suppengrün), eine Zwiebel,
einig« Pfeffer- ünd Gewürzkörner in
bis Quart Wass«r oder leichter
Knochenbrühe durch ein Sieb. Wäh
rend dessen hat man ein nettes Stück
Kalbfleisch in hellbraun gemachtem
die Wurzelbrühe dazu und läßt es
langsam weich dämpfen. Die Sauce
wird entfett«t, mit etwas dunkelbrau
ner Mehlschwitze verkocht, abgeschmeckt
und über das tranchirte Fleisch ge
füllt. >
Trüffel - Rühreier. Man
wäscht und bürstet «ine kleine Trüf
fel, schält sie ab, schneidet die Trüffel
ein >v«nig Pf«ffer und Salz iveich
quirlte Eier giebt. Aus dieser Mass«
Rllbenmus mit Sahne.
Man schält oder putzt eine Anzahl
großer, weißer Rüben, schneid«! sie
z«rlass«n«r Butter, einem Löffel Mehl,
etwas Salz, Pfeffer und einer Tass«
süßer Sahne oder Milch in eine Kas
serolle, läßt alles zusammen unter
fleißigem Umrühren aufkochen,
schmeckt ab und richtet das Mus zu
Hammelkoteletts oder zu geschmorter
Bratwurst in Senfsauce.
Man dreht die Würste vorsichtig ab
knapp Butter, weil die Würste selbst
Einbrenne, verkocht diese mit zwei
Obertassen Wasser oder leichter
Brühe, fügt dr«i Eßlöffel guten
Senf (Mostrich) dazu, etwas Essig
oder Weißwein, eine Prise Zucker
und einige Tropfen Citronensaft,
Gedämpft« Gans. Man be
kochendes Wasser läßt sie
Gefüllter Puter. Die Leber
nebst Pfund kaltem Kalbsbraten,
schabtem Speck gehackt und alles in
N Pffund zerlassener Buter durch
gediinstet, worauf man zwei von der
schmeckt, entfettet, seimig gelocht und
vach Bedarf gewürzt