Zik olle s«i>i>ch. «Oman von Ottomar Enking. lis. Fortsetzung) Das war also die verlangte Ank vort, und sie war zenau so ausgesal-> len, wie Flora sic sich gedacht hatte, als sie di« Klinke zu Friemanns Bu reauthür in die Hand nahm. Aber trotz ihrer bestimmten Erwartung, daß Friemann das Wort von vorhin fiihtte sich °Flora doch jetzt tief ver letzt. „Es ist traurig, Friemann, daß fortan der Schatten unseres Kindes zwischen uns steht. O", sie ließ sich nicht unterbrechen, „er hätte sonst auch Bwischen uns gestanden, aber seine Händchen hätten die unfern ange faßt. Nun steht er mit herabgesunke nen Armen da und verbindet uns nicht." In Friemann stieg «ine Angst aus, ihn bangte für sein Haus, wo alles glatt gehen mußte, wenn er sich wohl darin befinden sollte. „Du kannst unmöglich so schwer ge tränkt sein. Flora". „Nicht?" fragte sie erstaunt. „Unmöglich. Du mußtest meiner Trauer etwas nachsehen." „Biel, Friemann. Aber ich habe auch meine Trauer, und die müßtest du schonen und nicht nur daran den ken, eine eigene Trauer zu zeigen. Denn ich durchschaue dich, Friemann." Sie lächelte bei all ihrem Kummer. .Ich habe es immer an dir geliebt, daß du ganz für dich sorgst, du hast auch das Kind als ein Stück des ei genen Ichs vergöttert. Nun wird dir der Schmerz um den Verlust unbe quem. und du gießt ihn in ein ande res Gesäß um, du bist froh, daß er da zum Unwillen gegen mich und dei ne Schwester wird. Aber du bist auch wahr und sagst schließlich, was du meinst, und darum ist dein Vor wurf noch mehr als nur ein Versuch, die Trauer damit zu lindern. Er kommt dir aus dem Gerzen. Wir müssen nun sehen, daß wir einander nicht fremd werden, bis zu der Stunde, wo du dein Unrecht ein siehst. Mich findest du immer, Frie- Sie ging, ohne ihm die Hand ge reicht zu haben. Er aber hielt sie nicht zurück, sondern blieb allein und kämpfte gegen das Wort Unrecht, wo mit : ihn dahin bringen wollte, ihr nachzugehen und freundliche Reden »u geben, daß sogleich alles wieder ins Gleis käme. Auch er war immer zu finden, auch sie konnte ja kommen und ihr Unrecht einsehen. Dann wür de er dazu gestimmt werden, ihr Trost zuzusprechen. Nein, er ging ihr nicht nach, und auch in der folgenden Zeit waren sie sehr höflich zueinan der. Was aber that Nelde, um sich zu vertheidigen? Ach. sie nahm ruhig die Schuld auf sich. Sie hätte gleich den Arzt holen und zu Flora schicken sollen, sie hätte besser Bescheid wissen müssen mit Kindern. Ja, was hätte sie nicht alles thun müssen! So schlich sie scheu im HauS umher und war demü auch gegen Flora, bis die junge Frau eines Tags zu ihr sagte: „Du willst also wirtlich kein Wort gegen Frie mann sprechen?" „Das nützt nichts, Flora", erwi derte Nelde, „er beugt mich immer. „Hast du denn kein Ehrgefühl, kei nen Stolz? Du bist die Unschuldigst! Don uns allen." dem Haus gehen, aus deines Vaters Haus." „Ach. Flora, aus meines Bruders Haus. Aber wohin sollte ich?" Flora umarmte sie. „Nelde, quäle dich nicht. Wer weiß, wessen Thrä nen um Markus heftiger gewesen sind, qätte an dem ersten Abend lieber da hei!». bleiben füllen. Er meint, Mar- kus wäre ohne meine Aufsicht erst recht krank geworden." Da streckt« der alte Premierleut nant beide Hände vor sich hin und sagte hastig: „Nicht wahr, liebeS Kind, das ist ganz zwischen euch bei den Eheleuten, wie?" „Gewiß, Papa, vergib, du hast recht, so etwas darf nicht aus den ei genen vier Wänden heraus." „Ach," meinte Frau Emilie, die auf dem Sofa lag und ihre Ehaussure bewunderte, „die Männer sprechen von uns, daß wir Launen haben, aber ich kenne nichts Launenhafteres als diese Männer selbst. Nein, sie wollen nur Frau gibt ihnen recht. Es sind Kinder, „Emilie", fragil der Premierleut nant, kannst du nicht ein wenig ga lanter gegen mich sein, wo ich doch „Ack> du bist ein lieber Mensch", sagte Frau Emilie und zog das „ie" so lang aus, wie sie es aus der Büh ne gewohnt gewesen war. „Wenn ich von den Männern spreche, dann denke ich nicht an dich dabei. Von dir habe ich nichts von alledem erfah ren, was ich über die Männer sage. An dich reicht keiner heran. Aber Flora soll sich nicht grämen." „Sie soll", fiel Durenhardt ihr in die Rede, „vor allen Dingen, was ihr Haus angeht, auch im Haus be schlägen kam. Aber Flora hatte doch das Bedürfniß, eine Seele ihr eigen zu nennen, in die sie ihre Gedanken ausschütten konnte, «ußek dem Haus gab es keine solche Seele, und im Haus selbst? Friemann saß in sei nem Bureau und arbeitete, sie sahen einander fast nur bei den Mahlzei ten. Dann ging er freundlich um mit Flora und war auch nicht un freundlich gegen Nelde, aber die böse Minute wurde nicht ausgemerzt, und so blieb alle Freundlichkeit ober flächlich. nicht gehen, und da war denn nur noch Nelde übrig, Nelde, die nicht loskam aus dem Schuldbewußtsein. Es gelang Flora leicht, das Mädchen, das sich in der letzten Zeit von ihr zurückgehalten hatte, wieder für sich zu gewinnen. Es brach bei Nelde die hohe Wesen, zu dem sie selbst fast schmachtend aufgesehen hatte. Und das kam vornehmlich daher, daß Flo ra nicht mehr so nahe bei Friemann Die beiden Freundinnen hingen an einander, und Nelde brauchte keine Eifersucht auf Friemann zu spüren. Aber es kam so weit, daß Friemann eifersüchtig auf Nelde wurde. Er sah, wie die beiden zusammenstanden, er fühlte manchmal in ganz kleinen Dingen, wie sein Wille vor dem ei nigen Willen der beiden Frauen wei chen mußte, und er empfand diese Freundschaft als Partei gegen sich. „Habt ihr euch eigentlich verbündet gegen mich?" fragte er Flora. „Ich merke, daß ich nach manchen Dingen „Guter Friemann", entgegnete Flo ra, „nun siehst du bei uns etwas Bös williges. Verbündet, o ja, wir sind Verbündete, aber gegen dich gibt es nichts in diesem Haus." Vor solcher Rede mußte Friemann still sein, aber die Eifersucht quälte ihn dennoch, denn seine ganz geheime Sehnsucht zog ihn wohl zu Flora, er hätte sich schon jetzt bitterlich gern mit ihr ausgesöhnt, er war sogar manchmal Im Begriff, zu ihr zu ge hen und ja, selbst so weit flogen seine Gedanken schon ihr sein Unrecht, nein, seinen Irrthum einzu gestehen. Und als er immer davon träumte, wie herrlich es sein müsse, mit Flora wieder einig zu werden und die trübe Vergangenheit zu vergessen, da kam eines Tags Advokat Sommer zu ihm. „Ja," sagte dieser und dehnte sich nach seiner müden Gewohnheit im Sessel, „diese Cigarette, weißt du, ist gut. aber ich habe zu Haus «ine mit Opium, wunderbar. Ein Dampf zum Verschlucken." Und außerdem meinte er dann im Gespräch- „Mein hochver ehrtes Fräulein Johannsen ist nun an den Pforten des Klosters ange langt. Da wird sie Buße thun für fremde Sünden, denn sie selbst hat, soviel ich weiß, nie welche begangen. Nun stehe ich armer Junggeselle in der Welt da und suche eine linde meine Häuslichkeit bereiten könnten, wie ich sie liebe. Aber di« Wahl unter den Jungfrauen und Wittwen dieses Koggenstedt, ist schwer. Tante Mila hat sich mir angeboten, indeß ich be nähmst doch am liebsten eine Bekann te. nicht wahr?" Sommer nickte. Da stieg «S Friemann fast heiß auf, und er fragte: „Ob sich da zum Bei spiel nicht Neide nützlich machen könn te? Meine beiden Damen hier streiten sich »m die Häuslichkeit, das Reich ist zu klein für zwei." Advokat Sommer blickte auf Frie mann mit einem Ausdruck, der fast Schrecken bedeutete. „Nelde?" fragte „Meinst du, daß Nelde zu mir gin ge?" „Wenn ich es ihr vorstelle", entgeg nete Friemann, „sicher". „Das wäre allerdings ein sehr glücklicher Ausweg", sagte Advokat Sommer. Er lehnte sich in den Ses sel zurück, als >abe er etwas Ueber raschendes gehört, das er erst richtig in sich aufnehmen und dessen Folgen er erst ordentlich ermessen mußte. „Sehr glücklicher . . . Ausweg", wie derholte er unwillkürlich und schaute dabei vor sich hin, als könne er sich von der Ueberraschung noch immer nicht so leicht erholen. „Und du meinst. . .?" .Ja", antwortete Friemann noch mals mit der Bestimmtheit, die er in sich hatte, wenn er sich klar ge worden war, wie er zu einem Bortheil für sich gelangen tonnte. „Ja, ich meine". Die beiden Männer sprachen an diesem Nachmittag noch lange mitein ander, und ei war merkwürdig, daß Advokat Sommers Stimm« immer leiser und heiserer wurde. Auch Frie mann dämpfte seinen Ton, und als Advokat Sommer endlich ging, hatte er ein heißes Gesicht. Friemann beglei tete ihn bis vor die Thür u. sagte zum Schluß: „Ich stelle deinen Plänen nichts in den Weg." „Aber ein Menschenopfer?" fragte „Nun, man muß die Sache nicht bei ihrem grausamsten Namen nen nen." Advokat Sommer machte eine Ver beugung und schied hastig^ „Flora", sagte Friemann, als er später zu feiner Frau kam, die vor einem Kasten mit Photographien faß und ein Bild nach dem andern her ausnahm, um es zu betrachten und mit dem leisen Seufzer, den die Erin nerung uns abpreßt, zu den übrigen zu legen. „Flora", aber er räusperte sich, wie wir immer thun, wenn wir etwas sagen wollen, das mit unserm Gewissen nicht ganz übereinstimmt. „Sommer war eben bei mir." „Ich weiß", entgegnete Flora und beschaut« einen Kopf mit wallenden Haaren. Sie nickte, der war auch schon todt, und ihr war noch, als sähe sie fein Spiel. „Ja, er war bei mir", hub Frie mann wieder an und setzte sich. „Er ist nun bald allein, und das wird ja nicht leicht für ihn. Seine Haushäl terin geht fort." „Ja", warf Flora dazwischen. Sie wurde aufmerksam, denn wenn Frie mann ihr so gleichgültige Dinge erzählte, so steckte immer etwas da hinter. „Ins Heiligengeistkloster, nicht wahr?" „Ja, da hat sie sich eingekauft, das heißt, Sommer bezahlt es." Warum machte ihr kluger Mann solche Umw«ge? Es mußte etwas Wichtiges und nicht ganz Richtiges sein, was er ihr mitzutheilen hatte. Sie paßte auf, sagte aber nichts, son dern zwang ihn durch ihr Stillschwei gen weiter zu reden. „ES ist nun", begann er von neuem und sprach immer rascher, um die Last loszuwerden, „für ihn nicht leicht, eine neue Hausdame zu bekom men. Er hat ja auch allerhand Ei genarten. Von auswärts will er nicht gern jemand haben, und hier in Koggenstedt sieht er auch nirgends eine passende Kraft. Das heißt, wenn ich nirgends sage, so ist das nicht ganz richtig, er hat vielmehr daran gedacht, ob bei uns vielleicht je mand entbehrt werden könnte. . . Nelde. . ." Friemann, der sonst so fein und wie ein Rhetor die Worte setzte, kam ins Stammeln und Stottern, und Flora begriff nicht, warum es ihm so sauer wurde, in der Art von Nelde zu sprechen. „Du meinst", fragt- Flora, damit nur die Sache ruhig und klar bespro chen werden konnte, „Nelde sollte zu ihm übersiedeln und ihm die Wirth schaft führen?" „Ich meine?" entgegnete Friemann. „Nein, ich wäre nicht daraus gekom men, aber Sommer.. . denken? Aber da er an sie denkt, so wäre es dir sympathisch, wenn Nelde seinen Gedanken folgte, nicht wahr?" „Offen gestanden, ja, Flora". Nun hatte Friemann beinah kein böses Gewissen mehr, er brauchte nicht mehr zu sitzen.er räusperte sich nicht, sondern sprach frei, und seine Augen blitzten auf Flora hin. „Ich will dir sagen, warum. Nach meiner Ansicht ist bei unserm kleinen Haushalt für eine Hausfrau zu thun, nicht aber für zwei. Nelde hat hier alte Rechte, und ich bin der Letzte, der sie darin be schränken will. Aber auch du, Flora, hast Recht«, und wenn sie jünger sind als NildeS, so sind sie umso stär ker. Du bist die eigentliche Herrin im Haus. Du mußtest ab«r zusehen, daß Nelde nach c!ter Gewohnheit wal tet." Hi«r unterbrach ihn Flora: „Es hat mich nie gestört. Neide ist un endlich taktvoll." theil werden ließ. .Es liegt mir auch fern", begann er von neuem. „Nelde in irgendeiner Weise zu bezichtigen, daß sie deine Rechte mißachtet oder beeinträchtigt, Thatsache ist aber, daß du von selbst dazu nicht so ganz kommst, diesem Haus dein Gepräge aufzudrücken, so lange N«lde am Alten festhält, was ja an und für sich im hohen Grad lo benswerth und gut ist. Ich ehre und achte, wie du weißt, alle Pietät, ich habe aber Sehnsucht nach dir gehabt, weil du einCharakter bist, der Eige nes in sich birgt." Flora verneigte sich. O, ihr Herr Gemahl war galant wie seit langem nicht. Was er wohl vorhatte? „Und diese deine Eigenart sähe ich nun gern in meinem Haus herrschen. Ich leugne nicht, daß du schon vieles in deinem Sinn umgestaltet hast zu meiner großen Freude. Dein Ge schmack ist für mich maßgebend." Wieder neigte sich Flora. Der .Und bei aller Pietät bin ich doch von dem Gefühl durchdrungen, daß wir Lebenden uns auch ausbreiten sol len, wie es unserer Weile entspricht. Darum muß ich die Pietät auch sozu sagen räumlich beschränken." Ja, dachte Flora, das verstehst du, lieber Freund, und hinter den Räu men schließest du zu. „Ich habe meines Vaters Arbeits stube im alten Zustand gelassen." Das sagst du sehr oft, mein Freund, dachte Flora. „Im übrigen aber lebe ich hier." — Ja, du mein Freund! Flora mußte lächeln, und er bemerkte es und besann sich rasch. „Mit dir natürlich. Du verstehst mich, nicht wahr?" Dieser kleine rhetorische Feh ler machte Ihn ärgerlich auf sich, und so war er, als er weiter sprach, nicht recht ist. . . ich denke. . ." Nun hatte er sich wieder gefaßt. „Es ist that sächlich so, daß in diesem Haus zwei Gewalten leben, nicht etwa im Kampf miteinander, sondern in vollem Frie den, aber doch zwei Gewalten, die kei ne rechte Harmonie aufkommen las sen. Ich bin rücksichtslos genug, meine Schwester weit hinter meine Frau zu stellen. Du wirst vielleicht über brüderliche Härte die mir Klage ruhig auf mich und sage mir: du kannst nicht darüber klagen, daß ich als Gatte deine Rechte nicht in vollstem Maß ehre." Er hielt einen Augenblick inn«, solch eine Pause war gut, so konnte das Wort eher seine Wirkung thun, und that es auch. Flora hörte aus, über den Photographienlasten hin wegzustreichen, sie wandte ihrem Mann das Antlitz zu, die Blicke der Gatten trafen einander, und eine Zärtlichkeit leuchtete in ihnen. „Ein anderes kommt hinzu", fing Friemann schwungvoll wieder an. „Und dieses andere Moment ist der Umstand. . ." Ja, das war nicht ganz geschickt, aber das lag daran, daß Friemann jetzt auf ein Verhält niß zu sprechen kam, das er nicht leicht erörtern konnte, ohne sich vor Flora zu beugen. Aber er war aus Klugheit entschlossen, sich zu beugen, und so floß bald seine Rede weiter: „Du wirst nicht leugnen, daß seit dem Tod unseres kleinen Jungen. . Wieder stockte er hier, diesmal aber war es nicht Verlegenheit, die ihn h«mmte, sondern jener Druck, den wir Thränen kommen wollen. „Seitdem ist etwas zwischen uns getreten." Da konnte Flora nicht mehr fchwei gen.D , Sch id F e Friemann beharrte bei seinem Ent schluß. sich zu beugen, seine Sehn sucht nach Flora war groß. „Es ist möglich", sagte er, denn ein konnt« er sich trotzdem nicht abringen. „Bitte, laß das. Flqra, wir wollen den alten Streit nicht erneuern, Mar- Jst dir das recht?" höre mich an. Du bist eine verhält nißmäßig ruhig«, um nicht zu sagen kalte Natur." Flora wandte das lich. . ." ab. "n d«r Welt fübren »erden. Ich zu versöhnen. Ich bin bereit, dir in Zukunft, wenn ich bisher etwas ver säumte, alles zu geben, was dir ge bührt. Darum bitte ich dich, Som mer Plan nicht zuwider zu sein, son zu überreden, daß sie darauf eingeht. Sie bleibt in der Stadt bei Ver wandten, sie hat dich jeden Tag, so daß du auch nichts entbehrst, sie be kommt einen selbständigen Wirkungs kreis in einem stillen Haus, sie lernt etwas Neues kennen, woran es ihr bis jetzt gefehlt hat. mir, laß es mich offen sagen, den Weg frei, der hoffentlich zu deinem innersten Herzen führt. Du siehst, daß mein ganzes Streben darauf hingeht, dein Glück fest zu gründen, ohne Nelde im geringsten zu schädigen. Darum bitte Ich uni deine Hilfe." Immer hatte Flora ihre Freude daran, wenn sie ihren Mann zielbe wußt eine Sache vertreten sah, wenn sie merkte, wie er allen Widerstand in sich und außer sich geschickt oder mit Macht überwand, wenn sie fühlte, wie klug er bei aller Ehrlichkeit die Mittel anwandte, die ihm gegeben waren, um die Gemüther nach seinem Willen umzustimmen. Sie hatte eine köst liche Freude daran, ihren Mann zu beobachten, und je thatkräftiger er seine Zwecke verfolgte, um so mehr be wunderte sie Ihn. Wenn aber ein Weib einen Mann bewundert, so gibt es ihm gern nach, und zu dem Wohlge fühl des Bezwungenseinö kommt auch noch das Bewußtsein hinzu, daß der Mann um eben des Weibes willen so geschickt und tüchtig ist. So wird aus der Bewunderung leicht ein liebendes Gefühl, denn auch die edelste Frau schmeichelt es, wenn ein Mann sich durch Gestrüpp zu ihr hindurchwindet, und di« beleidigte Frau wenn an ders sie nicht zu den kleinen Seelen zählt, denen eine Beleidigung ein Pfund Ist, womit sie wuchern die beleidigt« Frau vergibt gern, auch schon, wenn der Mann nur andeutet, daß er ihre Verzeihung sucht. Sie mag den Mann nicht beschämt vor sich haben, sie will achten, was sie liebt. Flora hatte es eilig, Friemann jeg liche Beschämung zu ersparen. Jetzt durfte sie nicht mehr stillschweigen, jetzt hatte sie gesiegt, und nun galt es, trotzdem sich ihm fein als Besiegte zu zeigen. „Auf meine Hilfe, wie du es Stimme war verhalten, denn feine Bitt« setzte sie in jene Verlegenheit, die die zarte Seele stets fühlt, wenn sie um eine Gunst angesprochen wird, „ich möchte es gar nicht Hilfe nennen, denn was du daß,ich selbst die Erste sein will, die mit Nelde von dem Plan redet." Sie erhob sich. „Und was du sonst noch gesagt hast, Friemann, das soll mir durchs Herz gehen. Es war schmerz lich, daß wir am Grab unseres Kin des nicht ganz eins wurden." Sie lehnte sich an ihn. Das war seit langer Zeit das erstemal. Er preßte sie heftig an sich, und als sie stärker athmend geschlossenen Au ges den Kopf zurücksinken ließ, da küßte er leidenschaftlich ihre Lip pen. . . So war es wieder Nelde, die Gro ßes zwischen Friemann und Flora zustande brachte, obgleich sie für sich selbst gar nichts wirken konnte. Als Flora allein war, dachte sie nach, sie nicht wußte, und sie zürnte ihrem Mann nicht, weil er ihr etwas ver schwiegen hatte. hatte recht allein mit ihm zu le ben, so still und bescheiden Nelde auch war. Sie nahm ihr drückte fühlt? sich ausgesöhnt mit ihrem Mann. Das war Neides unwillkürli ches Werk. er gab beim Abschied Flora einen Kuß und klopfte Nelde auf die Schulter. So aufgeräumt hatten sie ihn lange ihr Friemann hatte zutheil werden lassen. „Er ist bei guter Stimmung", „Das wird wohl so bleiben, hof fentlich", entgegenete Flora. „Wir haben uns ausgesprochen, auch über ihres Mannes und hielt ihr Verspre chen. „Gestern ist Sommer hier gewe mehr, den Flora zu gehen hatte, bis sie Nelde sagen konnte: „Hättest du nicht Lust, ihm di« Wirthschaft zu führen?" Nelde blieb darauf lange still, zu letzt überflog ein bitterer Zug ihr Ge sicht, und sie antwortete: „Ihr wollt mich gern los sein." „Hast du so trübe Erfahrungen im tes denken mußt? Nein, Nelde, es ist kannst." „Ich vermisse hier nichts, du bist gut gegen mich." b S "h t " stellen." „Also doch los sein", sagte Neld« und sah traurig vor sich hin. Flora stützte das Kinn auf den Ellbogen und sah sie forschend an. „Ich wußte, daß deine Seele verletzt sein würde, wenn ich dir den Vor schlag machte, aber Nelde, ist es nicht nothwendig für dich, daß du deine Seele auch einmal kräftigst?" „Wozu? Ich lebe so hin und werde so sterben." Sie sagte die Wahrheit über ihr ganzes Dasein in aller Ein fachheit und Trübsal. Flora fühlte, daß sie recht hatte, aber es galt doch, sie aufzurütteln. Leben hat sich mir noch nicht aufgeschlossen", erwiderte Nelde. „Ein mal nur. . . habe ich durch das Schlüsselloch blicken dürfen, dahinter muß es herrlich sein, so viel habe ich wohl gesehen, aber ich bin an meine eintönige Ebene gewöhnt, laß es herr lich dahinter sein mir thut sich Flora schalt sich, sie hatt« nicht zart genug die Hände um Neld«s Herz ge iegt, sie hatte ihr Schmerz bereitet. Sie wollte das Gespräch abbrechen, dann aber dachte sie an Friemann, wie er nie von etwas abließ, bis er den Preis gewonnen hatte. So über wand sie die Hindernisse und fing von Neuem an: „Ich habe Dir nie eine Unwahrheit gesagt, Neld«, d«nn Un wahrheiten sagen die Menschen nur, wenn sie sich selbst oder die and«rn, mit denen sie reden, nicht achten. Du wirst jetzt nicht davon abgehen, daß wir Dich los sein wollen, ab«r ich schwör« Dir, Du gehst doch einen fal schen Weg. Ich hab« Dir gerathen, Dir einen andern Kreis zu suchen, als Friemann schroff g«gen Dich auftrat. Ich bin nun ausgesöhnt mit Frie mann und weiß, daß er Dir so leicht kein Unrecht mehr zufügen wird, schon mir zuliebe. Du bist frei in Deinem Entschluß, aber das bitt« ich Dich zu verstehen: gerade wo Friemann jetzt wieder in alter Herzlichkeit zu mir ge kommen ist, möchte ich ihm eine rechte Hausfrau sein und mehr für ihn ar beiten als bisher. Ich möchte auch seinem Wunsch willfahren und hier bis jetzt aus Rücksicht auf Dich unter ließ. Sei mir nicht böse, Nelde, wenn ich in Zukunft öfter eingreife in das, was Du als Dein Reich empfindest: sei nicht bös«, wenn ich Deine Pietät kränke, nicht böse, wenn ich" sie senkte die Stimme „vielleicht fort an häufiger bei Friemann bin als bei Dir. Siehst Du, das hat es mit dem nennst. Bin ich ehrlich?" „O ja," sagte Nelde, „und ei ist schon der rechte Ausdruck." Flora erneuerte nicht den Streit um das Wort. „Aber." sitzte sie ihre Rede fort, „wir denken wahrhaftig auch an Dich; Dir etwas Neues zu geben, Dich zu nöthigen, daß Du Dich in fremde Verhältnisse zurecht findest, ist eine Aufgabe für uns, Nelde. Solch ein Zwang wird Deine Lebenskraft vermehren. Du wirst fri scher davon. Dein Vaterhaus, in dem Dir alles alt und bekannt ist, macht Dich am Ende selbst vor der Zeit alt und entsagend." „Und Onkel Sommers Haus haltet Ihr für das rechte?" „Durch Sommers Frage an Frie mann ist ja überhaupt erst die Idee bei uns rege geworden, daß Du Dich einmal anderswo umsehen könntest. Ist Dir Sommer nicht angenehm, was ich schließlich begreift, so wäre es ein kleines für Dich, das dünne Band wieder zu lösen, und Du kehr test zu uns zurück, unsere Arme sind offen." Erst blickte Nelde zweifelnd aus Flora, txmn aber schwand d«r Zwei fel, als sie ihre Schwägerin so frei von Unwahrheit vor sich stehen sah, und sie antwortete: „Ja." (Fortsetzung folgt.) Fiir die Küche. Pfeffer, Muskatnuß, drei Eßlöffel Rahm, drej Eßlöffel Wasser und zwei Französische Kartof-, felsupp«. 1 Quart geschälte, in Scheiben geschnittene Kartoffeln, eini- Petersilien-Wurzeln werden mit ma geren Schinken (Reste) und mit But ter hellgelb geschwitzt, dies mit 2 Quart leichter Fleisch- oder Knochen brühe aufgefüllt. Salz, Pfeffer, et- Gefchabt°es Rinderfilet. nig zur Sahne gerührte Butter sowie die Hälfte des FleifchpeptonS unter daS Fletsch, salzt es, formt daraus ein Beefsteak und brät es 3 Minuten ln Unze Butter. DaS-übrige Pep- Milch, 3 —4 Löffel Mehl, sieben gan- Salz verquirlt. AuS dieser Masse mengerollt fervirt werden. Englischer Kartoffel- Pudding. abgeschälte, Brei gerührt, mit Pfund geschmol zener Butter, Pfund feinem Zucker, einer Prise Salz, Pfund Korin then, fünf zerquirlten Eiern und ei nem Weinglas voll bestem Sherry (im Nothfall einigen Löffeln gutem panirt und in Butter schön goldgelb gebraten. Dann richtet man die Schnitzel auf einer runden Schiissel Spiegelei und garnirt di« Schüssel abwechselnd mit Mixpickles und Erou tons von Sardellenbutter und Ka viar. Rinderbraten mit Pap rika. Ein gut abgehangenes Stück Rindfleisch von fünf bis sechs Pfund wird geklopft, gesalzen, sehr dicht mit feinen Sp«ckstreif«n gespickt, vorsich tig mit wenig Paprika bestreut und in eine Pfanne gelegt, in der man Speckscheiben in Butter hat gelb w«r den lassen. Dazu fügt man ein« Schöpfkelle Fleischbrühe, verkocht diese mit zwei Löffeln Essig, zwei Löffeln Wein, einer zerschnittenen Zwiebel und Zitronenschal« und gießt dies durch ein Sieb. Wenn der Braten aus der Psann« genommen ist, ver kocht man den durch ein Sieb gerühr ten Bratensaft, macht die Sauce mit etwas in Wasser verquirlter Corn stärke seimig, fchm«ckt ab, und gießt die wohlschmeckende Sauce über den tranchirten Braten. Sandtort«. 1 Tasse Butter, 1 Tasse Zucker. 2 Tassen Mehl. 4 Eier, 2 Eßlöffel Brandy, die Schale einer Citrone. Die Butter wird ge schmolzen und von dem Salz getrennt. Nachdem sie erkaltet, zu Sahne ge rührt: nach und nach die Eigelb, Zucker, Mehl abwechselnd, löffelweise untergerührt. Hat man diese Masse, immer nach einer Seite. bis 2 Stunden tüchtig gerührt, so thut man den Brandy und zuletzt den sehr stei fen Schnee der Eier darunter. Die Form wird mit Butter ausgestrichen und mit geriebener Semmel gut aus gestreut. Die Torte bäckt bei guter Unterhitze bis zwei Stunden. Frische Rinderzunge mit Zwiebelfauce. Die Zunge wird ipit Wurzeln und Zwiebeln langsam in Salzwasser weich gekocht. Sie wird hierauf in kaltes Wasser getaucht, die weiße Haut abgelöst und wieder, bis zum Zerlegen, in heißem Sud aufbewahrt. Zur Sauce we-r den 3 Zwiebeln zerschnitten, in But ter hellgelb geröstet und mit 3 Löffel Mehl zu einer Mehlschwitze angerührt. Sie wird mit 3—4 Löffel Weinessig und 1 Glas Weißwein abgelöscht und mit 3—4 Schöpflöffel Fleischbrühe zu einer liimigen Sauce gekocht. Die Zunge wird in Scheiben geschnitten fervirt, dazu die Sauce.