M M SMchf. Roman von Otlomar Enking. (6. Fortsetzung.) Nelde schloß das Buch. Advokat Sommer hatte Friemann aus etwas aufmerksam gemacht? Ja, Advokat Sommer hatte sie mit Thomas gese hen Hand in Hand, aber das konnte es doch nicht sein. Das junge Mäd chen wurde unruhig. Etwas wie Furcht vor Advokat Sommer stieg in sie Hand in Hand mit Thomas spa zierte, und was hatte ihr Bruder für ein Recht, sie zu warnen? Sollte si- seine Warnung, sein Nein beach ten? Unter solcherlei Gedanken war Nelde aus dem Zimmer die Treppe hinaufgegangen und stand vor ihrer Stubenthür. Da war es ihr, als sei sie zum erstenmal in ihrem Leben vor eine Entscheidung gestellt, ob sie etwas Eigenes fühlen und selbst han deln durfte, oder ob sie nur Frie manns Schwester war. Eine Entscheid Er hatte oft vor ihr gtsesstn in Stun den des Zweifels und das gethan,was er dachte, wenn das letzte Körnlein herabrieselte. Er hatte ihr gerathen, es ebenso zu machen. Heute wollte sie ihr Erbtheil antre ten, und sie ging in die Stube, wo ihr Vater gearbeitet und sich durchge rungen hatte zu seinem Entschluß. Sie nahm mit festem Griff die Sand uhr an den beiden Säulen und trug be. Sie hob den vollen Kolben, der Sand begann seinen Lauf. Nelde sah ihn rieseln und mühte sich ab, ih: Hirz zu einer Entscheidung zu blin den. aber je mehr sie sich zu zwingen suchte, desto mehr Zweifel tauchten in ihr auf. Worüber sollte sie sich denn eigentlich entscheiden? Thomas felbst hatte gesagt, ich darf nicht. Und es graute ihr vor seinem Haus. leid, was sie für ihn wußte, und er wollte am Ende nichts anderes von ihr als ihre Freundschaft? War das mehr geben, selbst wenn sie noch mehr That sie das? O die Antwort da war so start, sie wagte nicht, ihm zu trotzen. Nur der vierte Theil der Ku gel war noch mit Sand gefüllt. Sie ken. de. Das letzte Korn rann herab. Neld« weinte. Weinte, weil ihr das des Vaters nicht das gegeben hatte, was es nach ihres Vaters Wunsch ihr geben sollte. Sie war nicht zu und sie hatte recht, denn in Wahrheit Tante Lite, obschon ein so Dame denn daß sie jung war, tonnten die feinfühligen Koggcnstedtei trotz des Schleiers inerten lehrten nicht erst in „Stadt Kiel" ei», um zu frühstücken, sondern sie gingen gleich nach der Lindenstraß« und traten in das Haus ei», in dessen Vorgarten LehrerMöller bei den Rosen beschäf „Könnte ich die Wohnung nock einm-»i seien?" fragte der Herr in feine? höflichen und doch gemessenen Art. „Bitte, bitte sehr", rief Frau Möl ler, die schnell hinzukam und unter wegs ihre Schürze abband. Der fre>n de Herr und die Dam« schritten di< Treppe hinaus, und Frau Mölln folgte ihnen. Sie besahen all« Räume Der Fremde nickt« wieder und fragte: „Gefällt es Dir, Flora?" „Ja, Papa." meinte der fremde Herr. „Mama ist mit allem einverstanden." Jetzt njKte die Dame und schlug den Schleier zurück. Das war ein hübsches Gesicht, mußte Frau Möller wenn er auch hie und da einen gar zu begeisterten Ausdruck seiner Frau, wie ruhig und trocken die Wohnung sei, »Ja," sagt« Lehrer Möller, „das Thorsten."^ ' DÄ dl^den flraße nach dem Ulmengarten zu Rechtsanwalt Thorsten. Unterwegs erkundigte sich Herr Möller gab ihm Antwort auf alle walt Thorsten, und Lehrer Möller trat mit «in, aus Gewissenhaftigkeit. nach Stille. Ihr« Stadt hat mir kürzlich, als ich fast zufällig hier war, sehr gefallen, und so habe ich mich kurzerhand entschlossen." „Denken die Herrschaften, sich dau ernd hier niederzulassen?" fragte Rechtsanwalt Thorsten. Pfahl" „Wird es Ihnen hier nicht einsam sein?" fragte Nelde. „Koggenstedt ist die Sätze am Ende der Rede nur an zudeuten. und sobald sie verlegen war und wie leicht wurde sie nicht verlegen, namentlich wenn sie ein biß chen eigenen Muth gezeigt hatt«, brach sie nur die Brocken von den Sätzen gestreuten Satztheile. Floras Gestalt absichtlichem Gegensatz zu Neides Ge flüster: „Ich werde nichts entbehren und mein« Eltern auch nicht, wir wol len für uns sein." Der kräftige Ton, das Männlich«, wie Ntlde b«i sich sagte, war für das junge Mädchen «ine Well«, die sich ihr üb«r den Kopf und den Rücken ent ihr Geist mehr Lebhaftigkeit, und es dieses Satzes gleich schwer^ Was Flora erzählte, war Nelde Nelde das Urbild schwellenden Le sich selbst oder zu Neide? Nun, je das war «in Zeichen dafür, daß Nel de ihr nicht mißfiel. „Wir lernten uns bei einer AntigoneauffUhrung „Auf dein Theater?" Neld«s Ehr furcht wuchs, ihr« Neugier wurde Flora schüttelte den Kopf: „Ich bin seinetwegen nicht zum Theater darum bat und ich ihn liebte, lieber eines Künstlers Frau als selbst Künstlerin sein. Wir spielten die Antiaone zu einem Fest, als Professor Däbel, der viel über SosHokles ge schrieben hat, achtzig Jahre alt wur de." Nelde hatte nie etwas von Profes sor Däbel gehört. Wie selbstver ständlich Flora die Worte Sopholles und Antigene aussprach. Nelde hal stunde vernommen, und wenn sie sie aussprächt das wußte sie kos tete ihr das ein bißchen Mühe, weil sie nicht an die fremden Namen gewölnt war. Sie würde sie spre chen. als ob sie noch hinter der Schul- Flora sagte: „Es ist mir nicht leicht geworden, ihm das Versprechen zu feben, von der Bühne zu bleiben. Und nun ja. ich bin jext frei, aber mir ist, als müsse ich ihm das Versprechen halten. Einfamleit..." Für Nelde war die kleine Unter haltung, die sie jetzt mit Flora Du rcnhardt hatt«, «in Ereigniß. Neide kannte bei den Ihrigen ein redseliges Vertrauen, um sich auszusprechen, das dem Bewußtsein entsprach, die eigenen Geschichten seien auch für andere Leute das Allerwichügsie. Flora Durenhardt aber war nicht redselig, sie that auch nicht als wollte ße Neld« Vertrauen schenken. Neides Wangen rötheten sich wie von einer Freude, und sie hatte auch eine Freude. Fräulein Durenhardt zog hierher, und sie würd« öfters mit ihr zusammen sein. Flora schaute sie an, und ihr Gesicht wurde freundlich, sie spürte kein Mißbeha gen mehr, denn die geröthetei. Wan gen machten Ntlde hübsch. Da tra- Mädch«n, und ebenso wie in Neide, nur ein gut Theil mehr unter Herr schaft gehalten, sproßte auch Flora die Freude auf, die nie allein in ei nem Herze,, entsteht, sondern stets in zweien, zugleich. Sie sprach: „Nun habe ich hier heu te schon eine Bekanntschaft gemacht Koggenstedt." „O. Fräulein Durenhardt ich werd» Ihnen nicht viel sein können." „So wollen wir nicht r«d«n, nicht wahr?" bat Flora. „Wir Menschen können einander immer viel sein. ich glaub«, das w«rden wir." Si: standtn still, sie prüft«» einan d«r. Neld« nickte: „Wtnn ich Ihnen irgtndwie helfen kann . . »Das ist schön," rief Flora Düren- Mutter ist es noch mehr wegen ihrer Nerven sie darf sich nicht um viel bekümmern, und ich werd« mir ein« M«nge Rathschläge von Ihnen holen." Sie sah sich im Geist schon mit einem Korb in Neides Haus treten, und so dachte sie auch daran, wie werden wohl die andern Hausbesitzer aussehen? „Ihr Herr Bruder ist verheirathet?" „Nein," entgegnete Neld«, „ich sor wir leine Geschwister, aber wir haben viel Familie hier", schloß Neld«. Auch in dieses Haus war also der Tod unbarmherzig und jählings ein fallen. Damen langsam um das Rechteck, das der Gartensteg einschloß. Ihre Worte flössen rasch von den Lwpen, sie waren offen zu einander und lann ten sich bald gut. Zuletzt blieb Flo zähwng. Hof zu gehen. „Also endlich izermiethet, und fünf zig Mark mehr", sagte Friemann zu Nelde. „Die Leute gefallen mir. Das ist die reine Juno." denn?" sich hier in ihrem Schmerz vergraben. Nun, vielleicht thut ihr die Ruhe so gut, daß sie aus ihrem unterirdischen Gewölbe heraustritt." „Ich freue mich, daß sie herziehen, ich glaube, das junge Mädchen und ich werden uns gut verstehen." „Von mir und dem guten Fräulein sagte Friemann und zirkelte seinen Bart. Das war heute keine Unter haltung für Nelde. Sie sprach nicht weiter von den Durenhardts, und fragte Tante Lite. „Was sinv sai für merkwürdige Menschen? Ich habe Ellerbel gesagt, er soll Erkundigungen einziehen, Ellerbel will natürlich nicht." Lite. „Ja, Tantchen." „Außer Diensten, Tantchen. Da ist schon möglich, wenn er früh ab gegangen ist". „Und das Fräulein?" wandte sich Tante Lite an Nelde. sich hält und dies« Stiesel, solche Ab sätze." Tante Lit« wies gut sechs Zoll. Friemann, Du hast ja nun ver miethet, Dir gehört das Haus auch. ab«r richtig find« ich «i nicht, daß Du uns nicht gefragt hast. ES ist schließlich keine Privatangelegenheit. gehen. Ich kann mir nicht helfen, aber Das war und blieb Tante Lites Urth«il üb«r Dur«nhardts, und die Koggenst«dter, mit denen sie die Sa che besprach, gaben ihr recht, und doch hätte im Grunde kein«r zu sagen gewußt, worin eigentlich die Merk würdigkeit dieser Leute bestand. » 5 « Also zum 1. Juli zog Herr Pre mierleutnant a. D. Durenhardt mit f«iner Frau und seiner Tochter in das Thorstenfch« Haus in der Lin denstraße ein. Es war Nummer zwei undzwanzig. Lehrer Möll«r, d«r auf d«m Seminar Mnemotechnik getrie ben hatte, behauptete, man könne sich diese Zahl leicht merken, man brauch« bloß an Linden zu denken, darin kä se Vokal« waren auch in der Zahl vier enthalten, und die vier theilte man in zwei neben zwei ab, das würd« zweiundzwanzig ausgespro chen. Auf so einfach« Weise konnte man es sich merken, daß man Lin denstraße zweiundzwanzig wohnt«. Die Mnemotechnik war doch ein gro ßer Segen. Aus d«m Möb«lwagen wurde eine Meng« fein«r Sach«n ins Haus ge bracht; Kaufmann Kohlbieter, der eine chinesische Papierlampe in sei nem Laden hängen hatte und sich deshalb auf das Orientalische v«rst«- h«n mußte, versicherte, es seien zum Theil japanische Möbel, und Tisch ler stimmte ihm zu und klag den merkwürdigen Leuten, aber sie wurden, wenn sie sich z«igt«n, na mentlich von den Kaufleuten gegrüßt. Wenn «iner als Premierleulnant abging, so mußte er Geld haben, also konnt« man höflich sein. Es sickerte auch durch, daß Premierleulnant Du renhardt ziemlich hoch in d«r Steuer säße. kam, daß wieder einmal Steuerge heimnisse verrathen waren denn es kam häufig vor, weil die Koggen- Vürgermeister also war sehr aufge bracht und hätte fast seine Frau da rum gescholten. So viel Muth konnte er nun freilich aus allen Akten nicht zusammenfassen, aber sein „Ehem" klang recht ungehalten, als er zu sei ner Frau fagie: „Du hast Dir na türlich wieder von Köster die Listen zeigen lassen." Abwehr der Angriff ist. „Ellerbek, wenn Du solche Ver dächtigungen in der Stadtv«rordne tensitzung aussprichst, was denkst Du wohl, was die Zeilung schreiben wird?" Der Bürgermeister fühlte die Lan zufprechen, aber zu Deiner eigenen Frau..." „Ehem, Lite, nein, aber Du mußt „Ja, aber es weiß doch die ganz« Stadt," sagte Ellerbek weinerlich, „und es ist doch durch Dich heraus- f d d "b/ d^s ein anderes Gebiet über. Also Punkt „D«nlst Du, daß sie Besuch« ma ch«n? Es sind dr«i Wochen her, es sollte schon Z«it sein." Ellerbek räusperte sich: »Ehem, „Vorschreiben? Ach, Ellerbek, wo- Wer dürft« es dann? Es gibt Vor schriften, die gar nicht aufgeschrieben sind, weißt Du nicht?" „Ehemdere, ja, so mehr Gewvhn- durch diese merkwürdigen iZeut« d«i Anstand in Koggenstedt zu leiden hätte. Möchtest Du das? Es gehört sich einfach, daß sie bei uns und bei den andern, die etwas zu sagen ha „Ruhe, Ellerbek, Ruhe ist das we nigste. Die Hauptsache ist, daß die Leute Rücksicht auf uns nehmen, sonst läuft.^ Im Geist saß Tante Lite im rief: Punkt drei der Tagesordnung. „Wie denkst Du Dir das nun eigentlich mit Achim?" Er hatte Glück, Tante Lite sagte: .Warum sollte Nelde nicht in. die Ja hre kommen? „Und Achim auch", fuhr Tante Lite fort. „Und was denkst Du nun zu thun?" fragte Tante Lite. Ellerbek ri«b sich di« Schlaf«». „Natürlich nichts, nicht wahr?" sagte Tante Lite, stand vor ihm und kannst überhaupt nichts thun!" Also Gott sei Dank, dann war er ja aus der Angst heraus. Ueber Hei ist diese Dur«nhardt, ich glaube, sie heißt auch noch Flora. Kannst Du Dir ein junges Mädchen denken, das Flora heißt?" Lit«. Da hatt« Tante Lite recht, Bür- ein sehr bedenkliches Gesicht. „Ja, stellt. Tante Lite erleichterte erst ihr Ellert' Burg-rmeister „Natürlich Achim, Dein Achim." Warum das natürlich war, daß Achim um die Eck« bei Rcimanns kam, wußte Bürgermeister Ellerbek wieder nicht. „Natürlich, Dein Achim. Und nun paß auf. Er sieht mich nicht, und als er diese diese, na ja, Flora trifft, da grüßt er sie, und sie grüßt ihn auch, und dabei kennen wir uns noch gar nicht. Und wie sie weitergeht ich sah ordentlich, ich auch hin (Fortsetzung folgt.) finanziren ihn jetzt in eine Konoi« Beit e r Beweis. Direkwr (einer Aktien - Gesellschaft zum Bu reauchef): „Wie sind Sie mit der neu AZr dir Köche. Gebackener Schellfisch schnitten und für I—21 —2 Stunden mit Salz und Pfeffer, gehackter Petersilie und geriebener Zwiebel nebst reichlich deckt ist, giebt zerschnittenes Wurzel« das Fleisch heraus, entfettet die Brüh«. fleisch. Ein Stück rohes Lenden« fleisch vom Hammel nebst 7 —B Unze» Fett werden ziemlich fein gehackt oder nen Theelöffel Salz, etwas feinen Pfeffer, eine Prise Cayennepfeffer, zwei in fein« Würfel geschnittene klein« Knrländische Fleisch schnitt«n. Man hackt 2 Pfund ro- U Pfund bestem Nierenfett fein. Nach I—21 —2 Eier, Pint dicke saure Sahne, und Muskatblüthe, macht von dieser Masse runde, breitgedrückt« Fleischlu chen, die man nach Belieben in etwas heißes Wasser in die Butter, läßt das Wasser verdampfen und verkocht sie schnell mit '/» Pint dicker saurer Sahne. Die Sauce wird über die Fleischschnitten gefüllt und ein Rand von Kartoffelpüree rund herum ge schichtet. Gespicktes Kalbsherz. I—21 —2 Kalbsherzen werd«n, nachdem man die Röhren und Sehnen herausge schnitten hat, gewaschen, abgetrocknet, mit feinen Speckfäden gespickt und in 3 Unzen zerlassene Butter gelegt. Da zu fügt man 8 Pfefferkörner, ein Lor beerblatt, 2 Zwiebeln und 2 zerschnit tene Mochrrübe». läßt die Herzen auj gelindem Feuer weich dünsten, wobei man, kurz bevor sie ganz weich sind, ein bis zwei Löffel Weißwein dazufügt. Dann rührt man die Brühe, aus der gestellt hat, durch «in Sieb, verkocht sie mit I—2 Löffel in Butter bräunlich geröstetem Mehl, schmeck, sie ab, würzt mit Salz, nach Belieben mit etwas Weißwein und Citronensast, und füllt die Sauce über die tranchirten Her ze«. Vanillesuppe. Man läßt 2 bis 2 > 2 Quart Milch mit einer kleinen, in Stücke geschnittenen Schote Vanille und 2 Unzen Zucker unter beständigem Rühren auskochen, zieht die Suppe mit zwei bis drei Eigelben ab und richtet Gefüllter Roich kohl. Ei nige feste, aber nicht große Köpf« Rothkohl iverden van zen Deckblättern befreit, gebrüht und der Mittel stamm mit langem, spitz.'m Messer aus gebohrt. Mit der Spicknad-l durch zieht man die Köofe rechlich mit Speck streifchen. Die Höhlung in jldem Kopf ist mit folgender feiner Fleisch farce zu füllen: Eine in Butler ge schmorte Kalbsniere, eine weichgekochte Kalrszunae, Kapern, etwas Speck j.nd fein zu 'wiegen, man vermischt sie mit halb starle Fleischbrühe daran. In Dieser Brühe sind die Köpfe 2—2^ let. Der Rest der Brühe wird mit ei ner hellen Mehlschwitze, die mi, feinem