Mein alter Freund. Er war vierundsiebzig Jahre alt, als ich sein« Bekanntschaft machte, der alte lpeter Kalkneit. Ich war in jenem Fahre zum ersten Mal in jenes, auch gelegene Fischerdörfchen gekommen, das mir abgehetztem Großstadtmenschen wie «in irdisches Paradies erschien. Ruhig und friedlich liegt das Dörfchen, .mein" Dörfchen, amStrande der Ost funden hatte, wohnten sie im Maler- Haus. Dieses Malerhaus ist auch so eine Eigenthümlichkeit meines Dörfchens. Wirthschaft", erklärte der Lehrer. auf die Wellen und war so recht be haglich faul, als ich Peter Kalkneit zum erstenmal sah. Und als die hohe, ha fiellerleut' in die W«lt gefetzt hat »der Fischer Peter Kalkneit Maler?" hilettire etwas in der Malkunst, und so nahm ich meinen Malblock und meine Farben, setzte mich in die Nähe von P«>er Kalkneit's Haus und das Papier zu bringen. Meine List gelang. Es dauerte nichi lange, da öffnete sich die Thür von Peter Kalkneis Häuschen, und die lan gt, hagere Gestalt des alten Mannes trat heraus. Er ging erst langsam an geschah es abgerissen, sozusagen tro pfenweise, so, als fiele es ihm unend lich schwer, eine Fremde Einblick in sein Innerstes, in all das Leid und Weh feines langenLebenS nehmen zu lassen, «Ud doch als sei er froh, einmal mit «inem Menschen, der Verständniß und Zhnwahme zeigte, sprechen zu können, den Eindruck auf mich. Ich will versuchen, das, was er mir «zählte, ebenso wiederzugeben in seiner schlichten Weise. Peter Kalkneits Wiege hatte nicht in dem kleinen Fischerdorf gestanden; als ten Jahre im Hause der im Rahmen ihrer sehr beschränkten Verhältnis?« lunstliebcnden, hochgebildeten Eltern fortschrittlichen Kultur durchlebt, nicht los in der weitcn Welt und mit einem so tiefen Weh im Herzen, wie ihn mir je ein Kinderherz empfunden, dem di« Sonn« zärtlicher Elternliebe plötzlich erlischt und der nun in einer Umge bung leben muß, die weder Liebe noch Verständniß für ihn hat. Die einzige Anverwandte, die er hatte, war eine Stiefschwester seine: Mutter, v«rhe!rath«t an d«n Lehrer eines kleinen Ostseedorfes. Si« erklärte sich bereit, den ver waisten Knaben aufzunehmen. So kam Peter Kalkneit denn »achGrott nifchken, und damals hat er wohl zweite Heimath, di« ihm zuerst so we nig heimathlich war, nie wieder ver lassen würde. als das seiner Eltern! Fünf Kinder wuchsen hier heran, Schmalhans war Küchenmeister, und Onkel und Tante hatten so viel zu sorgen, zu arbeiten stall. mageren, ungeschickten „Als wie das Himmelreich selbst ist mir mein Elternhaus all die Zeit eben keinen anderen Beruf gab. „Das Meer hab ich schon leiden mögen, hab mich mit ihm besser un füllt«. sein« Mutter selbst hatte es verstan- Landschaften auf Papier und Porzel- Peier Kallneit benutzte jed« Ge lei der Malerin zu werfen und ihr Tages bat sie ihn, ihr als Modell zu stehen. Sie war auch so ein einsamer Mensch wie er. hatte niemand, der zu ihr gehörte, und miihfain verdiente sie sich ihr Brot mit ihrer Malerei, doppelt mühsam, da sie schwach und „Schön war sie nicht, die Anne Lorenz, und auch nicht mehr jung, aber sie hatte ein so li«b«s, gutes Gesicht und so stille, kluge Augen, lieb gehabt seit deut Tod« der Eltern", und schmaler als vorher, ab«r noch ebenso fleißig, noch ebenso bereit, Peter Kalkneit mit ihrer sanften Stimme zu trösten und sich von ihm zu lassen. Ein seltsames Lieb«spaar, das «i -gentlich k«in«s war, denn außer d«m «inen Mal, daß der Fftcher ihr g«- sagt: „Ich habe dich lieb, Ann« Lor«nz", und sie ihm mit der feinen, des Haar gestrichen hatte und leise geantwortet: „Ich dich auch, Peter". Wohl schüttelten die Leute im Dorf die Köpf« über den langen Fischer, d«r früher einer der fleißig sten unter ihnen gewesen und nun. sobald das Malfräulein nach Grott ihre Malsachen und ihr Plaid zu still im Sande zu Füßen zu liegen. Aber si« hatten zu viel zu thun und waren von der Kultur zu zu ziehen und die Freundschaft der beiden mit Schmutz zu bewerfen. So gingen sechs Jahre hin, Jahre, die Peter Kalkneit nur nach dem Sommer zählte, und di« durch eben diesen Sommer die glücklichsten wa ren, die er seit seiner Kindheit durch lebt. nifchken brachte, daß die alten Leute mitleidig die Köpf« schüttelt«!,. „Di« macht's nicht mehr lange." Si« hatten alle das blasse, sanfte Malfräulein kaum einige Wochen fort, da hielt Peter Kalkneit eines Tages ein schwarzuinrändertes Blatt in den zit ternden Händen, und wie ein Lauf feuer ging es durchs Dcrf: „Das Malfräulein ist todt" und es gab in all' den Fischerhütten ein lautes Be dauern und Klagen, und einer wußte nach dr«i Tagen kam er zurück. „Der Peter Kalkneit hat geerbt", raunte» sich die Leute zu. D«r eine sei. In Wahrheit hatte Anne Lorenz all' ihr Malgeräth, all' ihre Bücher Hand. Und dann hab' ich ein bijkel Maltalent wohl von der Mutter selig geerbt, hab' ja als Jung« für mein Und so wurde Peter Kalkneit denn Maler, und schließlich gab er seinen Fischerberuf ganz auf, und selten nur lassen. „Er is nich richtig in Kopp, seit die Anne Lorenz todt is," sagten die Leute im Dorf, und der Alte wußte, daß man so Üb«r ihn redete, ab«r es galt ihm gleich, war zum Philo sophen geworden in seiner Einsam keit. „Laßt mich doch etwas von euren Malereien sehen, Alter", bat ich, aber da wehrte er heftig ab. „Niemand, kein S««l' soll meine Bilder sehen, bis daß ich todt bin viel sie wollen aber jetzt ne«, nee, dat vertrüg' ich nich", sagte er, unwillkürlich in das Platt seiner zweiten Heimath verfallend, und stapfte so hastig davon, als fürchte er weiter« Bitten. Ich hab« dann noch einige Mal versucht, ihn zu überzeu gen, daß ich nicht i'ber ihn lachen wieder aufsuchte, war Peter K Ich bat den Lehrer, bei dem ich „Und ein ganz merkwürdiges Te stament hat er gemacht. All sein Hab und Gut hat er der Gemeinde gung, daß die eine Stube seines Häuschens so bleibt, wie sie ist mit all den Bildern, und keins davon darf jemals aus dem Haus geschafft können sie machen, was sie wollen. Nun haben sie einen Giebel angebaut und vermiethen den an Fremde, die Peter Kallneit sein« Bildergallerie, man d«r alten Frau, die das Haus besorgt, ein Trinkgeld gibt. Fräu lein sollten wirklich mal hiage^n lich dabei. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen schon am nächsten Tag! wanderte ich zu Peter Kalkneit's Häuschen, das jetzt mit dem Giebel versehen und frisch gestrichen den stol zen Namen „Villa Seeblick" führte. Ein sauberes, altes Frauchen öff nete mir des alten Fischers Heilig thum die Bilderstube, wie sie es Ich prallte s st zurück und mußte träumte. Bild neben Bild bedeckte die Wände des kleinen Zimmers, so dicht neben- und übereinander ge hängt, daß auch nicht das kleinste Und waS für ?ilder! Fast wollte befchlich mich doch ein Gefühl der Rührung es war ja ein alter, un gebildeter Mann mit arbeitsharten, ungelenken Fingern, der das gemalt hatte, und während ich das bedachte, kam neben der Rührung langsam die Bewunderung. Wohl waren die Figuren auf den Bildern steif und theilweis« arg ver zeichnet, wohl waren die Farben manchmal grell und falsch gewählt, aber trotz alledem so konnte nur ein Mensch malen, der Talent, nein Genie besaß. Und ich mußte daran denken, was wohl aus Peter Kalkneit geworden wäre, wenn er sich als jun ger Mann hätte ausbilden tönnen. Was hatte der alte Mann nur für eine Phantasie gehabt! Da war die Hochzeit zu Kanaan, Lohengrin, die Hölle, bevölkert mit vielen kohlschwarzen Teuselchen, Leda mit dem Schwan, unzählig« ser, Bismarck, Moltk«, nach d«m Ge dächtniß gemalt und doch unverkenn bar und um alle diese Bilder es mußten d«ren weit über hundert sein, hatte Peter Kallneit sogar die Rahmen selbst geschnitzt. Aber er hatte doch recht gehabt, der Alte, daß er seinen ben, die des alten Mannes Arbeit, di« ihm d«n Winter seines Lebens verschönte, eines Lebens, das kaum einen Frühling und Sommer gekannt, Amerikanische Jugendgerichte. Gesellschaft viel Geld und bessert nicht und Besten gleicht!',!», aber er küin sen Weg allein finden. Ist der schlechtere Umgebung und wird von al ten Verbrechern mit Vorliebe in alle Schliche ihres elenden Berufes einge weiht. Um nun solche arme Kinder, die bereiis den Pfad d«s Verbrechens gegangen sind, wieder zu nützlichen einem Polizisten angeschossen. So«ben war in Denver d«r Jugendgerichtshof eingerichtet worden, und der zum drit ten Mal Eingefangene wurde vor Rich ter Lindsey gebracht. Dieser erstaunte über das Gebaren des frechen, hart- und wahrh«itsg«trcu und unter vielen Thränen die Geschichte seines ersten Fehltritts erzählte. Er hätte gern ein Messer gehabt, um sich einen Drachen herstellen zu können. Da ihm sein Vater das Geld hierzu verweigerte, schlich er sich in ein« Varbi«rstube und stahl ein Rasiermesser. Er wurde je doch ertappt, arretirt und vor einen Richter gebracht. Dieser machte nicht vi«l Federlesens mit dem Knaben und verurtheilte ihn ohne langes Berhör und aus di« bloße Aussage eines Poli zisten hin, daß er in die Barbierstube eingebrochen sei. Wie schon erwähnt, wurde der Knabe rückfällig, bis er endlich vor Richter Lindsey kam. Die ser aber gab ihn in kein Gefängniß. Er sprach ihm freundlich und liebreich zu und ließ ihn dann probeweise und unter geeigneter Aufsicht auf freiem Fuße. Und wirklich —er täuschte sich in dem Knaben nicht. Dieser bessert« sich und würd« ein fleißiger und ge schickter Mechaniker und ein brauchba rer Staatsbürger. In d«r Folge nun «rfuhr der Kin dergerichtshof (oder das Jugendgericht, wie wir diese Einrichtung von hier an nennen wollen) eine erfreuliche Ent wickelung und fand bald in mehreren Staaten eifrige Nachahmung. Man kam zu der richtigen Ansicht, daß Ge setzesübertreter, die noch im Kindesal ter stehen (in den meisten nördlichen Staaten bis zum sechzehnten Jahre!), keine Verbrecher sind und nicht als solche behandelt w«rd«n dürfen. Ver hör und etwaige Strafen (letztere stets dem Kindesalter angemessen) dürfen also ni«mals in Anwesenheit erwachse ner Verbrecher vorgenommen, bezw. verhängt werden, und an Stelle der Einschließung soll womöglich Freilas sung mit Stellung unter die Aufsicht einer geeigneten Persönlichkeit treten. Der Staat muß hier das übernehmen, was di« Eltern versäumten. Das Kind ist nur dann der Freiheit zu berauben, wenn es im Elternhaus- verdorben wird und es in keiner anderen Familie unterzubringen ist. wo ihm eine ordent liche Erziehung gesichert wäre, oder wenn es schon so tief gesunken ist, daß sowohl dasiZlternhaus. wie auch irgend ein« airtxr« Familie von ihm befreit werben muß. Der vom Gericht be stellte Vormund steht nach, ob der Junge die Ermahnungen des Richters befolgt, ob die Umgebung des Kindts für seine Besserung und sein törperli .ches Gedeihen zuträglich ist, u. s. w. Er erforscht die Ursachen des Uebels, damit ei» Rückfall verhütet wird. Ist das Vergehen des Kindes in d«r Schul« dere Schule gebracht. Solchen Kna ben, welch« der Schulpflicht bereits ent wachsen sind, werden Stellen in Ge genden »erschafft, wo ' sie Niemand kennt. Deshalb ist der Dienst dieser Aufsichtsorgane nicht leicht, und es ko stet oft Müh«, die geeigneten Persön lichkeiten zu finden, die ein volles Mit gefühl für die gefallene Jugend mit bringen. In einigen Staaten, so z. V. in Ohio, sind diese Vormunds- oder noch ganz besondere Einrichtungen er halten. Die Aufsichtsbeamten sind gebracht wurde, eine Karte mit einer Anzahl Fragen, hie sein zukünftiges Verhalten betreffen. Der Aufsichtsbe- i imte beantwortet diese Fragen und thäter sich aufgeführt hat. Richter bessern, wo es nur angeht, und zumeist auch mit Erfolg. Geduld und Liebe besonders letzter«! Sie fehlte ja diesen Aber auch in anderer Weise werden in Denver die Kinder geschützt. E:- wachsene, welche Kinder zum Bösen verleiten oder zu unlauteren Zwecken ausnützen, werden mit 1000 Dollars Geldbuße oder einem Jahr Gefängniß bestraft. Wird aber ein Kind mehr a,: einmal rückfällig, so wandert es ohne Gnade in die Strafanstalt oder in's Besserungshaus, wohin es aber nicht geführt wird, sondern allein gehen ur-d sich dort anmelden muß. Das ist aber auch das letzte Mittel, welches soweit nur in etwa 2V Fällen angewendet wer den mußte. Bis jetzt hat das Kinder gericht in Denver 96 Prozent der ange zeigten Kinder gebessert, und auch die übrigen 5 Prozent sind leine hoff nungslosen Fälle. In der Sta>dt New Aork sind die in der verhältnißmäßig kleinen Stadt Denver. Wählend in letzterer im Jahre 1306 nur 389 Kinder vor das Jugend gericht lamen, gab es deren in New Bort im gleichen Zeiträume 7,631 Schuldig«. Auch die Sorte der ju- Zu bemerken wäre noch, daß der weit aus größere Theil der Angeklagten Knaben waren; die Mädchen machten Der Schöpfer d«s Jugendgerichtes hat folgenden Satz ausgesprochen: „Wenn es wirklich di« Aufgabe dieses Gerichtshofes ist, die Kinder vor dem Gefängniß zu bewahren, so ist es noch viel mehr di« Aufgabe der Gesellschaft, die Jugend vor diesem Gerichtshofe zu bewahren." Er hat deshalb in Denver die „Gesellschaft zur Besserung des mo ralischen Zustandes der Jugend" ge gründet und ist nun bemüht, Zlveigver feitigen, welche die Kinder vor das Strafgericht, bezw. das Jugendgericht bringen. Da die Durchführung dieses Planes energisch in Angriff genommen und im Großen ausgeführt werden Geld. Hoffentlich wird Richter Lind sey unter den vielen Millionären d«s Landes den Wohlthäter finden, der sei nem edlen Unternehmen mit der erfor derlichen Summt zu Hilfe kommt. Die Jugendgerichte aber haben sich bereits so fest eingebürgert und so segensreich erwiesen, daß ihre Existenz auf unab sehbare Zukunft hinaus gesichert ist. Gute Aerztin und schlechte Köchin. „Also, Deine Gattin kocht zuweilen auch selbst?" „Ja. Als Köchin macht sie mich Unsere Kinder. „Otto, iß doch nicht so viel Obst! Du wirst ja krani!" „Macht ja nichts... unser Hausarzt kriegt doch 'n Fi lsum." Je nachdem. „Gehst Du Heuer im Herbst oder im Winter in Urlaub?" „Es kommt darauf an, ob mir der Schneider «inen Herbst- oder einen Winteranzug pumpt!" Immer Geschäfts mann. Kaufmann (der beim Zahn arzt seine Zähne untersuchen läßt): „Machen Sie, bitt«, eine Jnventur aufnahim und einen R«paraturlo sten - Voranschlag!" I- s«! „Hat sich Dein Papa vor unfern Verlobung über mich im Auskunfts bureau erkundigt?" „Nein, Fritz! ... Er meinte, was die Spatzen vom Dache pfiffen, das ist): „Erlauben Se, Herr Staatsan walt, ist das brutto oder netto?" Bon seinem Stand punkt. Isaak: „Der Lehrer hat uns gegeben den Aufsatz: „Leben heißt handeln". Das versteh' ich nicht." Vater: „Nu, werft De doch wissen, w«nn m«r nicht handelt, kann Glück. hast Glück, wie «s scheint!" Arzt: „Ja und die Wittwe zahlt?" der rasiren lassen muß." Hilf« nichlS. „O, das kenn' ich, mich fangen s' nicht. Das ist g'rad' so, als wenn sie in unserem Stammbeisel affichiren würden: „Kein Saufzwang"." Spezialisten. Herr Kol lege, können Si« mir vielleicht etwas Näheres über das Seelenleben der Weichthiere sagen?" „Bedaure sehr, aber ich befasse mich ausschließlich mit dem Studium des Zahlensinnes der brasilianischen Nachtschnecken!" Hübsche Aussicht. Junge bare Angst, wenn ich im Automobil fahre. Sie nicht auch, Müller?"