Zik M BMO. Noman v«n Ottomar Enking. hr" °°" ten schöne Opernmelodien auf dem Klavier. Achim wollte das Lied vom Bierlala anstimmen, aber seine Mutter stecken. „Ick Hess dat Land löst, und ick lann „Es sollen aber bloß Villen hin," „Gott, Ellerbek, hier ist wahrhaftig ttias kann doch zu Dir auf's Rath „Ach wat, Rathhuus!" brummte klias. „So, nun ruh' Dich aus, mein Kind," sagte Baurath Thorsten. Nelde hob sich auf die Zehen, küßte Bild ihrer Mutter. Unter Thränen wurden Stühle gerückt. Tische umge setzt, und die Teller klapperten. Das Geräusch schmerzte Nelde, und sie blieb wach, bis es still wurde. Nun umfing es sie wohlig, ein sanfter Schimmer drang durch den Vorhang, und im Dämmerlicht sah sie auf dem Tisch den großen Blumenstock, den Thomas ihr Morgens gebracht hatt«. Sie schloß die Augen, indeß der Schlaf wollte erfaßte der Wunsch die S» faltete sie die Hände über der Lrust und betete. Rasch kam der Schlummer, und Nelde Thorsten träumte ihren zarten, jungfräulichen Traum. Als es Herbst wurde, kam Frie mann, Herr Referendar Friemann Thorsten, nach Hause. Er saß mit Vater und Schwester in der Wohn stube und trank Kaffee. Er sah um das Kinn herum sehr struppig aus. „In Süddeutschland ist wohl die Barbierseife ausgegangen, wie?" fragte der Baumeister. „Ja, weißt du, lieber Papa," ant wortete Friemann er nannte seinen Bater immer Papa „das mußt du gütigst entschuldigen, ich lasse mir nämlich den Bart stehen, das gibt mir hier von vornherein «in gewisses Prä. Die Koggenstedter kennen mich nur als Jungen, und es ist gefährlich, wenn man sich ihnen nicht einmal ra dikal veränd«rt zeigt, sonst bleibt man das ganze Leben hindurch der junge Thorsten, und dazu habe ich ktine Lust. Laß ich mir den Bart stehen, so bekommen si« einen ganz anderen Eindruck von mir. Si« wissen, daß ich mit der Jugend abgeschlossen „Ach nee. Schon?" „In gewissem Sinn« doch. Man ist alter Herr, Beamter, Bizefeldwtb«! und so weiter, da fühlt man sich vei hältnißmäßig sehr reis, und deshalb muß man der Volksseele imponiren." Er kraulte sich in d«n dunkelsltisch rothen Stoppeln, daß es knisterte. Der Alte schmunzelte, er amüsirt« sich über s«inen zielbewußten, früh in reifes Alter gelandeten Sohn. Es war nicht seine Art. wie Friemann sprach und dachte, aber eine gewisse Achtung konnte ihm der Baumeister nicht ver sagen. Nelde meinte, indem sie ihren Bru der von der Seite ansah: „Du siehst greulich aus, Friemann! Ich mag dich so nicht leiden." „Wart« nur, Schwesterlein. Wenn ich erst ein schöner Mann mit 'm schönen Bollbart bin, sollst du was erleben, wie dich d«ine Freundinnen um den Bruder beneiden. Ich glaub« aber kaum, daß ich mich hier verhei rathe. Das gibt zu große Familien kisten, und dafür bin ich im Grunde nicht. Di« kosten Zeit, Geld und Ge müth. Mit diesen drei Dingen muß man heutzutage sparsam umgehen." Lachend schlug Baumeister Thorsten „Du scheinst dir ja das Leben un gemein praktisch einrichten zu wollen." „Ja, lieber Papa, was hat es denn sonst für einen Zweck?" Frie mann lehnte sich in das Sopha zurück und blies kunstvolle Ringe aus Cigar rendampf. Der Alte sah ihn mit sei nen hellen Augen an. „Ja, na ja," meinte er schließlich. „Jeder muß wissen, wie er am besten durchkommt. Ich würde dir sonst ra then, mit dem Gemüth nicht allzu sparsam umzugehen, so sehr ich es lo be, daß du mit Zeit und Geld sorg sam wirthschaften willst. Die Aus gaben, die man mit dem Gemüth macht, tragen reiche Zinsen." Friemann zuckte die Achseln. „Aber," sagte der Alte w«it«r, „es gibt auch Menschen, die mit dem Ge müth sparen müssen, weil sie eben nicht viel davon haben." Er wurde ernst. „Und ich will dir nicht wün schen, lieber Friemann, daß du zu diesen gehörst, denn das sind im Grunde recht arme Menschen." „Bewahre, lieber Papa, aber ich habe mir fest vorgenommen, mich in jeder Beziehung scharf an der Kan dare zu halten, sonst bringt man es zu nichts." Friemann stand auf. „Ach, Nelde, du könntest mir beim Auspa cken helfen, wie? Oder eigentlich, du könntest erst mal das Zeug aus dem Koffer nehmen, hier ist der Schlüssel. Das andere können wir heute Abend besorgen. Ich muß noch aus." Nelde gehorchte und hängte das gute Zeug in den Schrank. Herr Re ferendar Friemann Thorsten aber ging zum Stammtisch in der golde nen Traube, wo sich die Offiziere des Koggenstedter Jnfanteriebataillons, He Herren vom Amtsgericht, die Aerzte und die übrigen Honoratioren einfanden. Friemann war sehr höflich gegen den Herrn Amtsrichter und ließ die Witze wegen seines Stoppelfeldes ruhig über sich ergehen. Er hatte die Genugthuung, daß man von ihm sprach, und erzahlte lustige Verbin dungs- und Examensgeschichten. D«n nächsten Morgen sagte er zu Nelde: „Ach, Nelde, weißt du, du könntest zu Ellerbeks und Onkel Elias hingehen und um Entschuldi gung bitten, daß ich diese Woche noch keine Antrittsvisite mache. Ich muh erst ein bischen menschlicher ausse- D . W si s s V tS war ihm in dies«n Tagen die Haupt sache. Er stand oft vor dem Spiegel und b«fah die Haare, ob sie in der letzten Nacht zugenommen hätten. Dann richtete er sich sein Zimmer ein. Die Schläger mit den farbig aus geschlagenen Körben hingen kreuzweis über dem Sopha. In di« Mitte ka men das Cerevis und das Band und zu beiden Seiten di« Mützen, deren eine viele Landesvaterstiche aufwies. in dessen Porzellandeckel d«r Vur schenschastscirkel und die Inschrift: ». l. Thorsten, —74" angebracht war. Eine schwierige Kunst war es für Frie mann, die Büch«r richtig hinzubrei ten. Er schlug die Pandekten und andere Werke an einer beliebigen Seite auf und legte sie hin, aber er mußte lange hrobiren, ehe er die rich tige Stelle dafür Landen hatte, so daß sie gut wirkten. ES mußte näm lich aussehen, als sei darin aus der Hand gelegt. Ja, sie mußten schräg übereinanderliegen, und es dauerte lange, bis er mit seiner An ordnung zufrieden war. Dann nahm er vom Bücherbort einen Band Shakespeare und warf ihn zu den juristischen Bänden er hatte eben auch noch andere Interessen als nur die Liebe fürs Fach. Auch ein Bänd chen Kant erhielt f«in«n Platz aus dem Arbeitstisch. O ja. er hielt was auf allgemeine Bildung. Ueber das Bett kam der Vizefeldwebeldegen, und da zu hängte er Bilder von Verbin die rechk viele Schmisse im Gesicht hatten, und auf denen unten große Cirkel gezeichnet waren. So richtete sich Friemann seine Bude gemüthlich ein für die Zeit, da er sich dah«im von d«r Anstrengung des Lernen! er- Neld« half ihm g«treulich. Sie diente Hm und horchte auf alle die Gefchichnn, die er ihr von seiner Stu dentenzeit vortrug. Da sah sie unter den Büchern ein Mädchenbildniß her vorragen, das zog sie heraus. Ein lie bes, lustiges, unschuldiges Gesichtchen blickte sie an. „Wer ist das, Friemann?" „Ach das!" sagte er und wollte ihr das Bild aus der Hand nehmen, aber sie wandte es um. Aus der Rück seite stand mit feiner Schrift ein Ge dicht, das begann: „So lange noch die Sterne ihre Bahn Am stillen Firmamente . . und unten war zu lesen: „In ewiger Liebe. D«in« Ma thilda" Nun hatte ihr Friemann das Porträt weggenommen. „Wer ist daS, Friemann?" fragte Nelde nochmals in mädchenhafter Neugier. „Deine Braut?" „Nee, mein Engel!" Friemann „Aber nxnn si« dir ihr Bild schenkt?" „Bild ist kein Berlobungsring, liebes Schw«sterlein." „In ewiger Liebe?" Friemann lachte wieder: „Ja, die Ewigkeit, die muß jetzt ein rasches Ende haben." „Wie das, Friemann?" „Siehst du, liebe Schwester, von dieser Sache verstehst du nichts, und ich wünsche auch gar nicht, daß meine Schwester etwas davon weiß. Das ist nichts für ein junges Mädchen aus gutem Hause. Er warf-das Bild in «ine Schub lade. Nelde konnt« nicht weiter fra gen, aber es dämmerte ein Mitleid in ihr auf für das lustig«, liebe Mäd chen, das ihrem Bruder ewig« Liebe geschworen hatte, und sie stellte sich vor, wie vergrämt das Mädchen nun in der Ferne saß. Zugleich jedoch beugte sie sich innerlich vor ihrem Bruder, er kam ihr sehr stark vor, und sie schaute ihn mit anderen Augen an. Er war ein Mann, und etwas Geheimnißvolles wob sich um ihn. Und sie hatte Angst sür sich selbst, ob einer verließ, dem sie ewige Liebe ge schworen hatte. Nein sie wollt« kei nem ewig« Liebe schwören und nie- Endlich war Friemann courfähig, wie er sagte, so daß er sich auch an derswo als in der goldenen Traube zeigen und die Besuche bei der Fa milie machen konnte. Er zog sich einen s»inen schwarzen Rock zu den grauen Hosen an, setzte seinen mächtigen Cy nen Handschuh über die link« Hand. So ging er zuerst zu Ellerbeks und gab im Hausflur zwei Karten großen, blauen Blumen und vielen goldenen Tupfen. Auf den Möbeln lagen überall kunstreiche Antimakas sardecken. Friemann mußte lange warten und besah sich die O«ldruck« an d«n Wänden und die Goldfische in dem Bassin. Di« schnappten nach durcheinander. Da rauschte Frau Bürgermeisterin Ellerbek, herein in schwarz und mit „Ach, entschuldige, mein lieber Friemann, ich war gar nicht ange zogen, wir haben so viel reinmachen müssen, und mein Mädchen taugt nichts. Man muß alle Arbeit selbst thun." Nun besann sie sich, daß sie doch ein wenig verstimmt gegen ihren Neffen war. „Wir haben schon ge glaubt, du kämst gar nicht." „Ja, verehrte Tante, ich hatte nur . . ." Friemann strich sich über den Bart. „Ich bin auch sonst noch nirgends gewesen." „Na, das versteht sich von selbst", antwortete Tante Lite. Studien an den Kirchengrabsteinen lrieb." Der Gruß that der Frau Bürger« Neisterin wohl, ihre Verstimmung »erschwand. „Ellerbek ist auf dem' Kathaus, du glaubst nicht, was er >u thun hat, wo die Stadt immer so weiter wächst. Aber wasda hinein !ommt, diese Fremden, mit denen hat man nur seine Scherereien, und Eller bek müßte noch viel strenger sein." Zum drittenmal« machte Friemann nne B«rbeugung. Sie unterhielten nahen Blutsverwandten. Dann lies sie zur Thür und rief: „Ahchim!" Sie wandte sich ins Zimmer zurück: „Ja, du bist ja nun so weit, aber was un vas glaubst du gar nicht, und das ist alles so furchtbar schwer." Wieder war sie an der Thür: „Ahchim, Frie mann ist hier." „Ach den Augenblick!" Achim erschien in seiner Haus joppe. „Ja, du hättest dir doch einen Rock anziehen können", sagte seine Mutter. Achim wurde noch röther, als er schon war. Friemann aber wußte das Gespräch gewandt auf andere Dinge zu leiten. Er war sehr lie benswürdig gegen Tante Lite, so daß als er sich verabschiedete. „Ich geh noch'n Ende mit, Mut ler", meint« Achim. „Ja, aber nicht lange und binde dir das Halstuch um." Halstuch um." „Ja, der macht auch Besuche. Bind es um." Die beiden jungen Leute gingen Halstuch unter den Rockkragen, denn er geniert« sich vor seinem Better Friemann. Er hatte Mühe, mit sei nen kurzen Beinen neben Friemann Schritt z>r halten. Friemann frag te: „Was hast du denn für Aussich ten?" „Ja." sagte Achim und legte den Kopf zur Seite, „ich werde wohl hier am Gymnasium ankommen. Mutter „Und du?" „O, ich laß mich später als Rechts anwalt nieder, hier ist noch was zu kommen." „Ja,"seuszte Achim, „du bist eine ander« Natur als ich. Mir fehlt das Selbstbewußtsein. Ich habe so viel in mir, aber «s ist alles nicht klar." Er bewegt« beim Sprechen seine flei schigen Hände »ifrig in der Luft. schritt. „Mein größtes Unglück ist es, daß ich links bin." Friemann sah ihn verwundert an: „Warum kommodirt dich daS denn?" „Ja, weißt du, die ganze Welt ist für mich umgekehrt, ich muß mir em w^^wuernd^ws Hier ging Friemann sehr bald wie der fort. Auf der Straße zupfte er seinen Rock zurecht und besah sich von Visitenkarte, die er vorher genau an geschaut hatte, ob sie auch ganz sauber ragte aus. Schwüler Parsümgeruch sich müde in den Polsterstuhl. Frie- Scharf sann «r nach, was «r erzählen sollte, und dann fiel ihm eine Verbin dungsgeschichte «in. er, „hatten die jungen Leute riesigen Krach. Sie wollten den Klöß, den Sohn vom wirklichen Geheimen der war in Couleur losgegangen und hatte da eine ganz tolle, betrunkene Kiste angestellt, den wollten si« . . ." „Lieber Friemann," unterbrach ihn Advokat Sommer, „thu mir d«n ein zigst«n G«fall«n über diese Affären bin ich wirklich hinaus. Ob so ein junger Mann bei seinen Herzensange legenheiten eine bunt« Mütze aufhat oder nicht ..." kann mir d«nk«n, Pardon." Wieder würd« «s «in«n Augenblick still, bis Advokat Sommer sagte: „Deine Schwester hat sich herausge macht, sie ist wenigstens sehr groß ge worden. Das muß dir aufgefallen sein." „Ja," antwortete Friemann mit einem gewissen Stolz, „sie entwickelt sich." „Hast du denn den andern Herr schaften schon Dein« Ehrfurcht be ziigt? Verdirb es um Gottes willen nicht mit Tante Lite, die kann dir Deine ganze Karriere schmeißen." Friemann versichert«, daß «r nichts versäumt hab«, und si« redeten aller hand von seiner Zukunft. Sommer meinte: „Auf mich kannst Du dich verlassen. Ich habe es längst satt, mich mit den Angelegenheiten meiner Koggenstedter Mitbürger zu befassen. Ich trete sie Dir lieber ab." Das war es, was Friemann hören wollte. Er bewundert« nun di« Bronzen und macht« seine Bemerkun gen über die Bilder, und Advokat Sommer gab ihm in seiner nachlässi gen Weise die Erklärungen dazu. Auch dieser Besuch war abgemacht, da lenkte Friemann die Schritte zu Tante Mila. Sie hauste okxn in einem alten Giebel und öffnete ihm selbst die Thür. „Laß die Karte stecken, mein Jun ge," sagte sie, „wir ja, daß Du mich stark im Negligö an triffst." Dabei zog sie di« roth« Nachtjacke enger um die Brust zusam men. „Aber eine einsam« Jungsrau braucht sich für niemannd zu schmücken." Si« traten ins Zimmer. Bunt durcheinander lagen da alle Sachen, die Tante Mila im Laufe des Tages zu benutzen Pflegte, und es roch ge waltig nach Zigarren. „Ach," rief Friemannn, und er ge brauchte das Lieblingswort seiner Tante, „bei Dir sieht es ja noch im mer so romantisch aus wie srüher." Tante Mila lächelte: „Zw bist ein kleiner Schmeichler, lieber Neffi. Das warst Du schon immer, beson ders wennn Du die braunen Kuch«n bei mir holen wolltest, weißt Du noch? Sie haben wohl jetzt k«in«n R«iz m«hi sür Dich, wie? Sonst könnnte ich Dich bedienen." Friemann winkte lebhaft ab, aber da» Glas Bier, das ihm Tante Mila bot, nahm er mit Dank, und sie trank auch eins. Mas macht dein Bater?" fragte Tannte Mila. „Ist er mit Dir zu frieden?" aber das scheint mir selbstverständ „Stolz lieb ich den Spamer. Ja, mein Junge, Du hast Taltnte. Aber willst Du wirklich später hi«r in Koggenstedt bleiben?" „Warum nicht? Ich lann hier leicht mein« viertausend Thaler verdienen, habe das schöne Haus, und Vater Ist bekannt. Ich find« es praktisch, wenn ich mich hier niederlasse. Die Kon turrenz läßt sich noch halten, und wenn man sich amüsiren will, kann Friemann entwickelte seine prakti schen Lebensanschauungen, und Tante Mila stimmte ihm in allem zu. Sie that das mit ihrem spöttischen Gesicht, von dem man nie recht wußte, ob sie jemand ernst nahm oder sich lustig über ihn machte. Friemann ging auf ihren Ton ei», aber er war doch froh, als er sich wieder draußen befand. Die Atmosphäre bei Tante Mila war er pwtzUch, bog in die Linden straß« und trat in ein einzeln stehen, des Haus ein. Eine kleine Frau lam ihm entgegen. „Ach,"rief sie, „ist dai aber lieb von wir ja garnicht verlangen." „O. Tante Möller!" wehrt« Frie mann sb, ließ sich den Cylinder ab- G«sicht. „Di« sind wohl sehr an spruchsvoll?" „Ach, daS kann man eigentlich nicht Meisterlohn." „Ja, das schon", sagte Friemann „Meiner Ansicht nach sollte Bater das HauS aber doch verkaufen. Es lostet uns verhältnißmäßig viel." „Da kämen wir gewiß höher in der Miethe, und Du kannst denken, die Lehrer sind hier nicht gut gestellt. gelegen waren. „Wir halten alles, so gut wir nur können", sagte Frau Möller. Mien« Hausbesitzers, der es sich zum Dienst anrechnet, daß er jemand bei sich wohnen läßt. Noch ein paar Visiten machte Herr Referendar Friemann Thorsten, und als er nach Haus kam, lag auf sei ner Stube ein Paket für ihn. „Das ist eben angekommen", berich tet« Nelde, „aus Heidelberg." „Endlich!" meinte Friemann kurz. „Ist es von der . . .?" „Ja, mein Kind, wie Du siehst." Er hielt den Postabschnitt hin. „Das sind meine Brief« und sonsti g«n Sachtn. So muß man alles wieder haben." „Du hast ganz mit ihr gebrochen?" Friemann nickte. „Aber wie nimmt si« «s denn auf?" „Das wird sie wohl bri«flich mit theilen. Aber ich denke, sie wird vernünftig fein. Was nicht geht, geht nicht." „Weiß Bater etwas davon?" „Nein, was sollte das meinen al ten Herrn interesstren?" Nelde war es unbegreiflich, wie ihr Bruder Geheimnisse vor dem Bater haben konnte. „Geheimnisse find das nicht, lieb« Nelde," erklärte ihr Friemann, „aber ich bin selbstständig genug, um mir das Leben so einzurichten, wie es mir gut erscheint, und ich werde deshalb meinen Bater nicht mit solchen Sachen belästigen. Dos muß man alles allein abmachen." Wieder hatte Nelde ties«s Mitleid mit dem Mädchen, das ihrem Bruder die Briefe und das andere zurück schickte, w«il er nicht» mehr von ihr wissen wollte. Wieder empfand sie schwer das Unrecht, das ihr Bruder that, aber wieder beugte sie sich vor ihm und war ihm dienstwilliger denn zuvor. » » » Ja, Herr Ref«r«ndar Friemann Thorsten war ein ganzer Held. Frau Bürgermeister Ellerbek stellte ihn ihrem Sohn Achim, als leuchtendes Beispiel hin. „Friemann trägt di« Manschetten viel weiter als Du, Achim", hieß es. „Friemann geht jeden Tag zwei Stun den spazieren. Friemann liest nie im Bett. Friemann raucht so und das Messer so. Ja, Frie mann, Friemann. .." Achim hatte viel unter seinem inus terhasten Vetter zu leiden, aber er trug es geduldig. „Siehst Du, Mutter." sagte Achim, „Du hast recht, aber Vorwürfe kannst Du mir nicht machen. Wir Menschen sind verschieden im Gehirn. Ich neh me mir so viel vor, ach, was nehme ich mir alles vor, aber ich bring« es dann doch nicht zu End«. Ich bin zu w«ich, und dafür kann ich nichts." Nun bedauerte Frau Bürgermeister Ellerbek gleich ihren Sohn und er mahnte ihn, er solle nur ja und ja nicht zu spät arbeiten. Mit dem Arbeiten war es freilich nicht weit her, denn wenn Achim Ellerbek Erd öl verbraucht«, so that er das nur, um heimlich Gedichte zu machen, die er hinter d«m großen Schrank v«r barg, weil Mutter ihm doch keine ab geschlossenen Schubladen gestattete. Er trug sein Geschick bekümmert, aber mit d«m Bewußtsein, daß er da zu erkoren wäre, ein Gedrückter zu bl«ib«n sein Leben lang. Dafür schweifte sein« Phantasie um so weiter er ein großer, stolzer, reicher Fürst, dem alles auf «in«n Wink zu Füßen wühlen. (Fortsetzung folgt.) Aufrichtig. Sonntagsreiter (zum Pferdeverleiher): Was kostet Für dir Küche. Feine K a l b s r o u la d e n. Man schneidet aus der Keule hand große und fingerdicke Schnitzel, klopft sie gut und salzt nach Bedarf. Als dann bereitet man fein gehackte Cham pignons und Petersilie vor, giebt von diesen 2 Theelöffel, sowie eine Messer spitze voll Butter in die Mitte, rollt die Rouladen zusammen und umwi ckelt sie mit festen Fäden. Nunmehr giebt man di«f«lb«n in geschlagenes ter auf allen Seiten bräunlich. Von Zeit zu Zeit gießt man einige Löffel voll Bouillon an das Fleisch und läßt zur Sauce. Gedämpftes Lammfleisch mit Gurken. Eine Keule wird gehäutet, geklopft und mit Salz be streut. in einer tiefen Pfanne mit Speckscheiben und einigen zerschnitte nen Zwiebeln auf beiden Seiten ge bräunt und unter öfterem Zugießen von kräftiger Fleischbrühe oder Was ser langsam weichgedämpft, wobei man das Fleisch mit der kurzeinge kochten Brühe häufig begießt. Sechs Gurken schält man, schneidet sie in dünne Scheiben, dllnlet sie in Butter weich, stäubt einen Löffel Mehl darü ber, schüttet Fleischbrühe und ein we nig Essig zu, läßt alles noch ein» Weile verkochen, rührt die Brühe mit einem Ei ab und gibt Gemüse und Fleisch zu Tisch. Gebratenes Suppen fleisch. Wenn das Rindfleisch in d«r Brühe halbweich gekocht ist, nimmt man es heraus, läßt es etwas abkühlen und schneid«! «s in Scheiben. In einer Kasserolle hat man halb Schmalz, halb Butter zerlassen, einige zerschnitten« Zwiebeln, drei zerschnit tene Karotten oder Mohrrüben darin anbraten lassen, giebt das Fleisch dazu, würzt mit Salz, Pfeffer und etwas Gewürz und läßt es darin vol lends weich dünsten. Kurz vor dem Anrichten giebt man I—2 Lössel Wein dazu. Di« Fleischscheiben legt man in eine tiefe Schüssel, rührt die Sauce durch ein Sieb, v«rkocht si« mit kn wenig Braunmehl, schmeckt ab und Beschainelkartoffiln oder Kartossel- Griespudding mit Käse. Man läßt S Unzen feinen abge schwemmten Gries in Quart Was ser, Quart Milch und 2 Unzen Butter aus dem Feuer unter bestän digem Rühren zu steifem Br«i kochen, bis er sich vom Gefäß ablöst. Dann schüttet man ihn in ein« Schüssel, läßt ihn vollständig auskühlen und ver mischt ihn mit 4 Eidottern, Käst (Schweizer- oder Parmesankäse), et was Äilz, geriebener Muskatnuß und dem steifgeschlagenen Schne« der Eiweiß, füllt die Mass« in eine mit Butter ausgestrichene, mit geriebtner Semmel bestreute Form und kocht den Pudding eine Stunde lang im Was serbade. Dann wird er gestürzt und zu kaltem Schinken oder „Boeus a la mode" gereicht. Klobs aus Fischresten. Zwei geriebene Milchbrötchen läßt man mit zwei Eßlöffeln voll Milch durchweichen, giebt dann zwei Eier, zwei Kartoffellöffel voll schaumiger Butter, etwas Pfeffer und Salz und ein Pfund roheS gehacktes Fleisch da- mischt alles recht innig, formt drückt und bäckt sie in 20 Minuten von beiden Seiten goldbraun aus. Als Beilage eignet sich jede Art von Salat mit frischem Gemüse. Gebackene Brotschnitten. Man schneidet möglichst gleichmäßige Schnitten von altbackenem Weißbrot, legt sie in eine flache Schüssel neben einander, übergießt sie mit etwas Rothwein, den man mit ein bis zwei Eig«lb abgerührt hat, wendet sie in Mehl, bäckt sie in heißem Schmalz, bestreut si« mit Zucker und überstreicht sie mit Himbeermarmelade. Gedämpfte Hühner. Zwei gut gereinigt« junge Hühner werden in etwas Brühe (im Nothfall Was ser) nebst Speck- und Schinkenschei ben, Wurzelwerk, einigen kleinen Zwiebeln, Salz, Pfefferkörnern und etwas Citronensast langsam weich ge dämpft. Indessen putzt man 1 Pfund Champignons, schneidet sie in Stücke, dünstet sie in etwas Butter, streut Mehl darüber, giebt etwas Wasser, ein halbes Glas Weißwein und den Saft einer Citrone dazu, verlocht al-